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AutorBeiträge
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gypsy-tail-windDanke auch von meiner Seite, schöne Geschichte!
was The Who und Pete townshend , das sind ja in der Egel eher musikalische Welten, die man nicht mit Jazz in Verbindung bringt.
Denke, da war die Musikszene gerade in England aber schon recht durchlässig … Soft Machine/Wyatt gingen ja immer in beide Richtungen. Die Leute aus der Karibik und die Südafrikaner halfen wohl noch zu weiteren Öffnungen. Ein schönes Beispiel ist die gerade erstmals veröffentlichte Session von Dudu Pukwana, auf der auch Richard Thompson mitspielt (#11-19), nicht dass ich ihn klar identifzieren könnte: https://matsulimusic.bandcamp.com/album/dudu-phukwana-and-the-spears
Danke für den Bandcamp-Tip, Flurin. Das ist mit Sicherheit was für mich.
Was die Durchlässigkeit in England 1967/68 angeht, da bin ich mir nicht sicher. In den großen Stadten, insbesondere London und den Universitätsstädten ganz sicher, aber im Rest des Landes sah es doch damals noch recht finster aus. Pink Floyd konnten z.B. zunächst in der Provinz mit ihrer, in London gefeierten, durch Improvisation geprägten Shows, keinen Blumentopf gewinnen.
Über frühe tTurerfahrungen von Soft Machine und den anderen Bands aus der Canterbury Szene ist mir noch nichts bekannt, es wird ihnen aber nicht viel anders gegangen sein.
zuletzt geändert von was--
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Werbunggypsy-tail-windDanke auch von meiner Seite, schöne Geschichte!
was The Who und Pete townshend , das sind ja in der Egel eher musikalische Welten, die man nicht mit Jazz in Verbindung bringt.
Denke, da war die Musikszene gerade in England aber schon recht durchlässig … Soft Machine/Wyatt gingen ja immer in beide Richtungen. Die Leute aus der Karibik und die Südafrikaner halfen wohl noch zu weiteren Öffnungen. Ein schönes Beispiel ist die gerade erstmals veröffentlichte Session von Dudu Pukwana, auf der auch Richard Thompson mitspielt (#11-19), nicht dass ich ihn klar identifzieren könnte: https://matsulimusic.bandcamp.com/album/dudu-phukwana-and-the-spears
@gypsy-tail-wind: Hast Du das Dudu Pukwana schon durchgehört? Wie ist Deine Meinung dazu?
Im ersten Durchgang hört sie sich für mich sehr gut an. Mal sehen…Heute abend im Radio:
Montag, 18. April 2022
22.04 – 23.00 Uhr
WDR 3Giant Steps in Jazz Extended Version: Rahsaan Roland Kirk
Moderation: Karsten MützelfeldtDer WDR schreibt dazu in seiner Sendungsankündigung:
„Rahsaan Roland Kirk war ein spiritueller Musiker und Multiinstrumentalist, vor allem aber ein absolutes Original. Ein blinder Mann mit seltsamen Kopfbedeckungen, eigenwilligen Brillen und ungewöhnlichen Tabakpfeifen – um ihn herum ein ganzes Arsenal von Instrumenten: darunter Nasenflöten, Glöckchen, Sirenen, Trillerpfeifen und ein Lachsack…
Sein eigentliches Markenzeichen geht auf eine nächtliche Vision zurück. Er träumt davon, drei Saxophone gleichzeitig zu spielen. Am folgenden Tag sucht Kirk ein Musikgeschäft auf, im Keller des Ladens stößt er auf zwei historische Blasinstrumente, wie sie in spanischen Militärbands benutzt wurden: Manzello und Stritch. Mit einer speziellen Technik gelingt es ihm, das Tenorsaxophon mit der linken und die beiden anderen Instrumente mit der rechten Hand zu spielen. Für manche nur eine „Zirkusnummer“, buchten Veranstalter ihn als „Sensation“. Mit viel Seele schlug Rahsaan Roland Kirk eine Brücke vom New Orleans Jazz über Soul bis zum Free Jazz. Für ihn war all das kein „Jazz“, er zog den Terminus „Black Classical Music“ vor, „schwarze klassische Musik“.“--
"Bird is not dead; he's hiding out somewhere, and will be back with some new shit that'll scare everybody to death." (Charles Mingus)@stefaneHeute abend im Radio:
Montag, 18. April 2022
22.04 – 23.00 Uhr
WDR 3
Giant Steps in Jazz Extended Version: Rahsaan Roland Kirk
Moderation: Karsten Mützelfeldt
(…)Vielen Dank!
Noch bis 19. 04. 2023 im digitalen Strom anhörbar.
Klick: Giant Steps in Jazz Extended Version: Rahsaan Roland Kirk
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Hatte am Wochenende nach langer Zeit mal wieder die Rahsaan Roland Kirk-Box mit den Atlantic-Aufnahmen komplett angehört. Dazu hatte ich mich im RRK-Faden schon wiederholt schwärmerisch ausgelassen. Ist und bleibt toll!
Aber ich habe ja noch einiges anderes von RRK im Regal stehen, z.B. diese Schallplatte:
Roland Kirk – I Talk With The Spirits (1965)
Noch aus der prä-“Rahsaan“-Ära. Das Album, auf dem er ausschließlich Flöte spielt, also für diesen Multi-und Poly-Instrumentalisten eigentlich außergewöhnlich. Allerdings sind es dann auch wieder 3 verschiedene Flöten und selbst mit dieser freiwilligen Selbstbeschränkung ist auch in diesem Album fast der komplette Roland Kirk in einem Mikrokosmos eingefangen – wenn auch mit etwas weniger extremen Pendelausschlägen in Richtung exstatischer Rausch, sondern mehr in die lyrische Richtung. Die 3 Flöten sind halt etwas zartere Instrumente als Roland Kirks übliches Arsenal an Saxophonen und anderen Klangerzeugern.
Hier gibt es ein kleines Kabinettstückchen (Serenade To A Cuckoo), eine Nummer aus dem Musical Funny Girl, eine kleine Spielerei mit Barockmusik (Fugue’n And Alludin’), einen Blues (The Business Is Nothing But The Blues), das meditative Titelstück, Gershwins / Weills berührendes My Ship und anderes mehr. Von kindlicher Heiterkeit bis zu heiligem Ernst – alles drin. Roland Kirk hat viele Götter und spricht offenbar mit den verschiedensten Geistern.
Ich müsste eigentlich mal eine Zeichnung des Sternensystems machen, in dem Roland Kirk sich bewegte.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Was steht denn sonst noch im Plattenregal von Roland Kirk?
Roland Kirk – Volunteered Slavery (1969)
Die erste Seite der LP ist „Roland Kirk plays Gospel und R&B“. Das fängt bitter an mit dem Titelstück, in dem der Titel wie ein Mantra immer wiederholt wird, zunächst schwerfällig und schleppend, zum Ende hin immer intensiver bis einem ganz schwindelig wird. Roland Kirk schreibt dazu: „We are all driven by an unvisible whip. Some run, some have fun, some are hip, some tip, some dip but we all must answer to the invisible whip.“ Begleitet wird er dabei neben seiner Band von dem „Roland Kirk Spirit Choir“, den man auch auf dem track Spirits From Above hört. Damit kommen wir im Gospel an und dann passt der ebenso einfache wie wirksame Glücklichmacher Stevie Wonder-Covers My Cherie Amour hier auch rein.
Jazz, Gospel und Soul, Freud und Leid liegen hier nah beieinander, was sich in Roland Kirks cover des besten Songs aller vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Zeiten, I Say A Little Prayer, diesem Hybrid aus Liebeslied und Gospel (vor allem in der Aufnahme der größten Sängerin aller Zeiten Aretha Franklin – neben Billie Holiday natürlich) ganz besonders zeigt. Durch ein paar am Anfang der Aufnahme inmitten der Kakophonie der Band deklamierte Zeilen, „They shot him down! They shot him down! They shot him down to the ground! But we’re gonna say a little prayer for him anyway, we’re gonna say a little prayer!“ gibt er dem Stück nochmal ein andere Bedeutung. Das wird man 1969 nach dem Attentat auf Martin Luther King unmittelbar verstanden haben. Und dann folgt eine über 7-minütige stampfende, berauschende und beglückende Version von I Say A Little Prayer. Nicht nur mit diesem Stück, eigentlich mit der ganzen ersten Plattenseite ist es wie mit den Brass Bands in New Orleans: Auf dem Weg zum Friedhof wird der Tod des Verstorbenen betrauert, auf dem Rückweg wird das Leben gefeiert.
Die zweite Seite der LP ist live beim Newport Jazz Festival 1968 aufgenommen. Das erste Stück One Ton ist ein showcase für Roland Kirks Instrumentalakrobatik. Das Herzstück dieses kurzen Sets ist aber ein Medley aus Lush Life, Afro-Blue und Bessie’s Blues als John Coltrane-Tribut. Ein sich langsam aufbauender heißer Ritt, auf dem Kirk vom Tenor zum Sopran (bzw. Manzello) und zur Flöte wechselt. Das geht am Ende nahtlos in das Stück Three For The Festival über und da überschlagen sich dann die Ereignisse und er scheint alles gleichzeitig zu spielen bis die Musik in Fetzen fliegt.
Durch die zwei sehr unterschiedlichen Seiten zerfällt diese LP leider etwas. Jede Seite für sich ist toll. Vor allem die erste ist eine runde Sache, die zweite ist in ihrer Intensität beeindruckend, im heimischen Sessel aber nicht so leicht zu hören. Insgesamt aber ein tolles Spektrum an great black music.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Re-Evaluierung alter Vinylbestände, Fortsetzung:
Rahsaan Roland Kirk – Blacknuss (1972)
Dies ist Roland Kirks unverhohlenes R&B-Album. Außer One Nation, das klingt als würde Miriam Makeba hier einen Gastauftritt haben und dem alten Gospel Old Rugged Cross, den RRK mit mehreren Bläsern, Gitarre, Orgel, bass und drums hier nach Stax, Motown oder eben Atlantic klingen lässt, wo neben RRK ja auch Otis Redding und Aretha Frankln veröffentlichten, fast ausschließlich Coverversionen von damals mehr oder weniger aktuellen R&B-Hits wie Bill Withers’ Ain’t No Sunshine, Marvin Gayes What’s Going On oder The Jackson 5s Never Can Say Goodbye.
Das funktioniert meist sehr gut und hat auch in RRKs Soul Jazz-Versionen oft echte Hitqualitäten. Es gibt aber auch einige Momente, wo RRK diese eigentlich unverwüstlichen Stücke durch Hyperaktivität und Instrumentalakrobatik auf mehreren Instrumenten zum Ende hin in Fetzen zerspielt. Das kann für Augenblicke berauschen, wird aber auf die Dauer auch etwas anstrengend und ermüdend. Abschließend das Titelstück Blacknuss, eine Beschwörung der eigenen Blackness, nur auf den „black notes of the piano“ gespielt, von einem Gospelchor begleitet, bei der RRK immer wieder mantra-artig die Buchstabenfolge B-L-A-C-K-N-U-S-S wiederholt. Vielleicht geht es auf diesem Album um die Blackness mit all der Trauer, dem Stolz, dem Rausch, dem Zorn und dem aus diesem Gemisch resutierenden Wahnsinn. Insofern passt das dann auch ganz gut zusammen.
1972 war auch die Zeit, in der R&B mit Marvin Gaye, Curtis Mayfield, Stevie Wonder u.a. von einer Seite und z.B. Archie Shepp von einer anderen Seite auf einen andere Ebene gehoben wurde, oder? Auch in diesen Zusammenhang passt Blacknuss ziemlich gut.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)Vergleichende Jazzwissenschaft.
Ich hatte vor einiger Zeit die Erstaufnahme von Duke Ellingtons Caravan von Barney Bigard And His Jazzopators von 1936 auf einer alten 10“-Platte entdeckt. Außerdem ist diese Aufnahme auf der großartigen 3 CD-Box von Duke Ellington auf Columbia 1927-62 enthalten. Bislang völlig überhört hatte ich aber unerklärlicher Weise das Stück Carney And Begard Place (sic!) von Rahsaan Roland Kirk auf der Does Your House Have Lions?-Compilation. Ursprünglich stammt es von dem Album RRK & Al Hibbler – A Meeting Of Times von 1972. Al Hibbler hatte in den 40ern und 50ern in Ellingtons Band gesungen. Ich kenne nur wenig von ihm und auch das genannte Album habe ich nur mal geströmt. Ich höre Hibbler mit seiner markant erdigen Stimme aber eigentlich recht gern. @gypsy-tail-wind hält meines Wissens viel von A Meeting Of Times.
Neben den Gesangsaufnahmen gibt es da aber auch zwei Instrumentals, darunter Carney And Begard Place. Da imitiert RRK den jungle style des Ellington Orchestras der 20er und 30er Jahre, transportiert ihn aber auch gleichzeitig ein paar Jahrzehnte weiter. Immerhin liegen mehr als 30 Jahre und auch John Coltrane dazwischen! Fängt an mit Buschgetrommel und Baritonsaxophon, gefolgt von einer längeren Passage mit relativ straighter rhythm group aber einem total verschmierten freien Solo auf Bari-Sax und was-weiß-ich-was-sonst-noch von RRK. Manchmal gelingt es RRK sogar, einen ganzen Bläsersatz – mindestens Sax + Klaritnette – gleichzeitig zu spielen. Ein heißer Ritt! Was aber selbst RRK nicht kann, ist parallel verschiedene Stimmen oder Riffs und darüber noch Soli zu spielen, wie es Bigard, Carney und Cootie Williams an der Trompete und die übrige Band auf Caravan tun. Aber der Bezug der RRK-Aufnahme auf den jungle style, Bigard und Carney ist hier offensichtlich.
Alles beides großartige Aufnahmen – wobei natürlich RRKs Aufnahme nicht ohne Ellingtons jungle style denkbar ist. Einerseits eine schöne Würdigung Bigards, Carneys und Ellingtons von RRK. Man kann das alte Stück dadurch noch mal aus anderer Perspektive und neu hören. Andererseits kann man RRKs Stück erst so richtig schätzen – nein: man erkennt es überhaupt erst! – wenn man den Bezugspunkt kennt und versteht, was RRK 36 Jahre später macht. Daher besteht auch ein besonderer Reiz in der Spannung zwischen diesen beiden Polen.
zuletzt geändert von friedrich--
„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus) -
Schlagwörter: Bright Moments, Jazz, Rahsaan Roland Kirk, Roland Kirk
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