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Re-Evaluierung alter Vinylbestände, Fortsetzung:
Rahsaan Roland Kirk – Blacknuss (1972)
Dies ist Roland Kirks unverhohlenes R&B-Album. Außer One Nation, das klingt als würde Miriam Makeba hier einen Gastauftritt haben und dem alten Gospel Old Rugged Cross, den RRK mit mehreren Bläsern, Gitarre, Orgel, bass und drums hier nach Stax, Motown oder eben Atlantic klingen lässt, wo neben RRK ja auch Otis Redding und Aretha Frankln veröffentlichten, fast ausschließlich Coverversionen von damals mehr oder weniger aktuellen R&B-Hits wie Bill Withers’ Ain’t No Sunshine, Marvin Gayes What’s Going On oder The Jackson 5s Never Can Say Goodbye.
Das funktioniert meist sehr gut und hat auch in RRKs Soul Jazz-Versionen oft echte Hitqualitäten. Es gibt aber auch einige Momente, wo RRK diese eigentlich unverwüstlichen Stücke durch Hyperaktivität und Instrumentalakrobatik auf mehreren Instrumenten zum Ende hin in Fetzen zerspielt. Das kann für Augenblicke berauschen, wird aber auf die Dauer auch etwas anstrengend und ermüdend. Abschließend das Titelstück Blacknuss, eine Beschwörung der eigenen Blackness, nur auf den „black notes of the piano“ gespielt, von einem Gospelchor begleitet, bei der RRK immer wieder mantra-artig die Buchstabenfolge B-L-A-C-K-N-U-S-S wiederholt. Vielleicht geht es auf diesem Album um die Blackness mit all der Trauer, dem Stolz, dem Rausch, dem Zorn und dem aus diesem Gemisch resutierenden Wahnsinn. Insofern passt das dann auch ganz gut zusammen.
1972 war auch die Zeit, in der R&B mit Marvin Gaye, Curtis Mayfield, Stevie Wonder u.a. von einer Seite und z.B. Archie Shepp von einer anderen Seite auf einen andere Ebene gehoben wurde, oder? Auch in diesen Zusammenhang passt Blacknuss ziemlich gut.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)