Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert

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  • #12125287  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    Im viktorianischen Zeitalter war rein Schönes offenbar verpönt und gesellschaftlich betrachtet erst Kunst, wenn ihr eine Handlung folgte oder sie einen gesellschaftlichen Wert hatte.

    Durch bewusstseinserweiternde Substanzen kann jemand Kunst schaffen, wenn er die Bilder, die im Kopf entstehen, bildlich, plastisch, in Worten oder Tönen festhält.

    Im Fußball kann es kunstvolle Reaktionen geben. In erster Linie geht’s sicher darum, den Ball ins Tor zu befördern, wenn man kreative Wege dazu verwendet, warum soll das keine Kunst sein? Fußball = Kunst? Nein, denn der Zweck des Spiels ist Tore zu schießen. Daraus resultieren Freude oder Frust. Beim Marathon gibt es auch ein klar gestecktes Ziel, oder? Möglichst schnell das Ziel zu erreichen. Da bleibt wenig Raum für Ästhetik. Da geht’s wohl mehr um Adrenalin (als um Serotonin oder Dopamin – zumindest gefühlt).

    Ich glaube auch immer noch, dass die beste Kunst im Unterbewusstsein ihren Ursprung hat (oder haben darf). Wenn der Künstler einer Idee folgt und ein Song sich quasi von selbst schreibt. Diese Vorstellung fandest du vor Jahren schon abstrus. (Handwerk, das beherrscht werden muss, ist natürlich die Basis.) Aber ich glaube genau das ist der Vorteil von Musik gegenüber Dichtung, die stringenter sein und irgendwie Sinn ergeben muss. Ein guter Song braucht keinen Sinn zu ergeben, er muss nicht kognitiv greifbar sein.

    Beispiele für Songs, die aus dem Unterbewusstsein entstanden sind? „Twist in My Sobriety“ von Tanita Tikaram (das Geheimnisvolle ist selbst im Vertonten festgehalten; sie kann noch so oft erklären, was sie sich bei dem Song gedacht hat; er ist immer größer als die Erklärung und die Erklärung liefert keinen zusätzlichen Gewinn), „My Manic and I“ von Laura Marling (wahrscheinlich das gesamte Album) oder alle Songs auf The Rhythm of the Saints.

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    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #12125299  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    herr-rossi

    firecrackerFill in the gaps:
    ____________ ’s „______________“ has now passed 1.7 billion views on YouTube.
    It’s the first video from the 1980s to reach this mark.

    Say after me: „It’s no better to be safe than sorry“.:) Stimmt’s?

    Ja, natürlich hast du Recht!

    Ich kann mich besser an Einzelheiten aus dem Video erinnern als an die Lyrics … Video didn’t kill the radio star, but it’s certainly altered our reception.

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    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #12125331  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,438

    firecrackerIch glaube auch immer noch, dass die beste Kunst im Unterbewusstsein ihren Ursprung hat (oder haben darf). Wenn der Künstler einer Idee folgt und ein Song sich quasi von selbst schreibt. Diese Vorstellung fandest du vor Jahren schon abstrus.

    Ich? Kann ich mir nicht vorstellen. Das musst Du missverstanden haben oder ich habe das schlecht ausgedrückt.

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #12125349  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    Na ja, zu 99% sicher. 97%? Ist ohnehin lange her. (Vielleicht war’s nail?) Dass im K-Pop Songs aus dem Unterbewusstsein entstehen, wage ich eher zu bezweifeln. Da wirkt schon alles sehr überlegt und kalkuliert. Was ja nicht grundsätzlich schlecht sein muss, aber wenn Erwachsene Musik für Teens machen, muss künstlerischer Ausdruck eben hinten anstehen. Und natürlich gibt es auch gute Kunst, die aus dem Nüchternen heraus entsteht. Das ist vielleicht dann eher Kunst mit einer Message?

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    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #12125351  | PERMALINK

    the-imposter
    na gut

    Registriert seit: 05.04.2005

    Beiträge: 38,732

    Hatte auch schon manchmal das Gefühl, die Songs kommen von irgendwo her, oder sind einfach plötzlich da. Manchmal muss man dann irgendwie rausfinden wo sie hin wollen und dem dann folgen. Dann fügt sich das alles zusammen. Man muss aber auch offen sein für sowas, auf Empfang quasi.

    --

    out of the blue
    #12125363  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,438

    the-imposterHatte auch schon manchmal das Gefühl, die Songs kommen von irgendwo her, oder sind einfach plötzlich da. Dann muss man manchmal irgendwie rausfinden wo sie hin wollen und dem dann folgen. Dann fügt sich das alles zusammen. Man muss aber auch offen sein für sowas, auf Empfang quasi.

    So weit, so nachvollziehbar. Mein Ansatz wäre halt, dass das, was die auslösende Idee zum Song macht (und ggf. die Veröffentlichung), das ist, was „Kunst“ ausmacht.

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #12125367  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    Pass auf, dass du nicht mit 81 noch Lieder schreibst, um diese kreative Sucht befriedigen zu können! ;) Lieder schreiben, um einen Dopamin-Rausch zu erfahren, finde ich aber auch sehr ansprechend. Man darf halt bloß nicht im Vorwege erwarten, auch wirklich in diesen Rausch zu verfallen … Great expectations und so, ne?

    (Ich schreibe gar keine Lieder. Kann mich aber gut in Künstler hineinversetzen, glaube ich. In manche zumindest.)

    nicht_vom_forum

    the-imposterHatte auch schon manchmal das Gefühl, die Songs kommen von irgendwo her, oder sind einfach plötzlich da. Dann muss man manchmal irgendwie rausfinden wo sie hin wollen und dem dann folgen. Dann fügt sich das alles zusammen. Man muss aber auch offen sein für sowas, auf Empfang quasi.

    So weit, so nachvollziehbar. Mein Ansatz wäre halt, dass das, was die auslösende Idee zum Song macht (und ggf. die Veröffentlichung), das ist, was „Kunst“ ausmacht.

    Wenn man nur diese Entstehungsart zulässt, dürfte es keinen Eiskunstlauf geben, oder?

    zuletzt geändert von firecracker

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    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #12125405  | PERMALINK

    gipetto
    Funk 'n' Punk

    Registriert seit: 04.02.2015

    Beiträge: 13,686

    firecracker
    Ich glaube auch immer noch, dass die beste Kunst im Unterbewusstsein ihren Ursprung hat (oder haben darf).

    Die „beste“ Kunst wohl nicht, denn wie möchte man die definieren? Aber ein wichtiger und spannender Aspekt der Kunst definitiv.

    Man höre als fantastisches Beispiel einmal Frusciantes Solodebüt Niandra Lades & Usually Just A T-Shirt. Insbesondere die zweite Hälfte des Albums (Usually Just A T-Shirt) entstand rein intuitiv in einem „Stream of Conciousness-Prozess“. Das Ergebnis klingt in Teilen wie eine Eingebung aus einer anderen Bewusstseinsebene.

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    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
    #12125413  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,438

    firecrackerWenn man nur diese Entstehungsart zulässt, dürfte es keinen Eiskunstlauf geben, oder?

    Warum das denn? Abgesehen davon, dass Improvisation[1] auch Kunst ist, ist eine Eiskunstlauf-Kür doch alles andere als spontan.

    [1] Misha Mengelberg nannte das mal „Instant Composing“. Ist also auch etwas anderes, als einfach nur zufällig Tasten zu drücken.

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #12125419  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    gipetto

    firecracker
    Ich glaube auch immer noch, dass die beste Kunst im Unterbewusstsein ihren Ursprung hat (oder haben darf).

    Die „beste“ Kunst wohl nicht, denn wie möchte man die definieren? Aber ein wichtiger und spannender Aspekt der Kunst definitiv.
    Man höre als fantastisches Beispiel einmal Frusciantes Solodebüt Niandra Lades & Usually Just A T-Shirt. Insbesondere die zweite Hälfte des Albums (Usually Just A T-Shirt) entstand rein intuitiv in einem „Stream of Conciousness-Prozess“. Das Ergebnis klingt in Teilen wie eine Eingebung aus einer anderen Bewusstseinsebene.

    Gute Frage. Beeindruckendste? (Auch wenn gute Kunst nicht zwingend sehr beeindruckend sein muss.)

    Auf jeden Fall ist in your pussy I’m coming nicht k-pop-kompatibel.

    nicht_vom_forum

    firecrackerWenn man nur diese Entstehungsart zulässt, dürfte es keinen Eiskunstlauf geben, oder?

    Warum das denn? Abgesehen davon, dass Improvisation[1] auch Kunst ist, ist eine Eiskunstlauf-Kür doch alles andere als spontan.
    [1] Misha Mengelberg nannte das mal „Instant Composing“. Ist also auch etwas anderes, als einfach nur zufällig Tasten zu drücken.

    Zufällig bestimmt nicht. Vielmehr sehr geplant und durchdacht. (Wie K-Pop halt.) Aber ja, in der Improvisation ist natürlich auch Platz für Geistesblitze, die sich dem Erklärlichen entziehen. Was Improvisation betrifft, dürfte K-Pop an seine Grenzen stoßen. Oder? @herr-rossi

    Wahrscheinlich klingen Songs von K-Pop-Künstlern bei Auftritten auch immer gleich oder möglichst ähnlich? Dürfen/Können die Interpreten vom Original/Ideal abweichen? Auch ein Kennzeichen von großer Kunst, finde ich, wenn die Darbietungsweise variiert (und auch Variationen beeindrucken können). Was natürlich im Mainstream nicht so willkommen ist. Oder hat sich das geändert?

    --

    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #12125447  | PERMALINK

    stormy-monday
    White Freak Flag

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,495

    the-imposterHatte auch schon manchmal das Gefühl, die Songs kommen von irgendwo her, oder sind einfach plötzlich da. Manchmal muss man dann irgendwie rausfinden wo sie hin wollen und dem dann folgen. Dann fügt sich das alles zusammen. Man muss aber auch offen sein für sowas, auf Empfang quasi.

    Keith Richards said that long ago. Antennen und so…

    Auf dem Weg durch das schöne Frankreich kam ich heute an einer 8 Stockwerke hohen Malerei auf einem Haus vorbei, wo ein „Künstler“, bar jeden Verstandes und Faltenwurfs und Proportionen ein beachtliches „Kunstwerk“ einer gemalten Frau hinterlassen hatte.  Falten richtig schlimm, Waden dicker als Schenkel, Hände zu klein…..Habe versäumt, ein Foto zu machen. Da durfte sich jemand grossflächig austoben, dem man den Pinsel besser um die Ohren gehaut hätte. Das „Gemälde“ war keine entstellte Absicht, was ja selbst bei Hobbymalern manchmal gutgemeint goutiert werden kann, das war schlichtes grossformatiges Unvermögen.

    Als altem weis(s)en Mann ist mir K-Pop zu sehr Plastik. Kann in die gelbe Tonne. Herzloser Kladderadatsch.

     

    --

    Well, he puts his cigar out in your face just for kicks                                        Contre la guerre    
    #12125667  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    nicht_vom_forumMisha Mengelberg nannte das mal „Instant Composing“. Ist also auch etwas anderes, als einfach nur zufällig Tasten zu drücken.

    Sehr treffend von Mengelberg ausgedrückt, das Wort kannte ich noch nicht, vielen Dank. Ich kann auch mit meinen sehr bescheidenen Klavierkenntnissen (also, am Klavier) wohl auch nicht mitreden, aber immer dann, wenn ich mal keine Lust mehr habe, mich mit Übungsstücken zu beschäftigen, etwa, weil ich sie doch nicht richtig hinbekomme, fange ich an zu „improvisieren“. Sagen wir, über einen Melodieschnipsel in einer bestimmten Tonart. Und dann muss es sehr konzentriert zugehen, um diesen abzuwandeln, zu variieren, weiterzuspinnen und dergleichen. In der Improvisation will der richtige Anschlusston oder auch Akkord sehr bewusst gesetzt werden, ein Fis ist nun einmal kein F, enharmonische Verwechslung mal außen vor gelassen. Ich habe dann auch nicht wirklich Ahnung, welche Tonart ich da gerade hinübermoduliere, aber mir scheint, ich weiß, das muss jetzt so sein. Manchmal klappt’s, manchmal nicht. Aber so etwas wie eine instantane Überzeugtheit spielt da mit.

    Noch etwas zum Lächeln zur Frage nach der Kunst, erheitert mich seit Schülerzeiten, von Robert Musil, aus dem Nachlass zu Lebzeiten, Abschnitt V aus Schwarze Magie:

    „Es ergeben sich zwei Syllogismen:

    Die Kunst blättert den Kitsch vom Leben.

    Der Kitsch blättert das Leben von den Begriffen.

    Und: Je abstrakter die Kunst wird, desto mehr wird sie Kunst.

    Je abstrakter der Kitsch wird, desto mehr wird er Kitsch.

    Das sind zwei herrliche Syllogismen. Wer sie auflösen könnte!

    Nach dem zweiten scheint es, daß Kitsch = Kunst ist.

    Nach dem ersten aber ist Kitsch = Begriff – Leben. Kunst = Leben – Kitsch = Leben – Begriff + Leben = zwei Leben – Begriff. Nun ist aber, nach II, Leben = 3 x Kitsch und daher Kunst = 6 x Kitsch – Begriff.

    Also was ist Kunst?“

    Off: @stormy-monday Wo bist Du denn da in Frankreich? Wenn ich das lese, kommt Wehmut, da ich Mai, Juni erst dort war, Cotentin. Und sofort zurück will.

    --

    #12125847  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    Bro, this is art; kommentiert Jordan Orme das Video zu „Super Shy“ (12:42). ’Super Shy’ & ‘New Jeans’ Are Like Nothing I’ve Ever Seen

    --

    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #12125875  | PERMALINK

    the-imposter
    na gut

    Registriert seit: 05.04.2005

    Beiträge: 38,732

    firecracker
    .. this is art ..

    absolutely ~ ganz tolles Video

    --

    out of the blue
    #12125907  | PERMALINK

    pfingstluemmel
    Darknet Influencer

    Registriert seit: 14.09.2018

    Beiträge: 7,417

    K-Pop? In Abwandlung einer Lennon-Phrase: Nuke me! (Kim together)

    --

    Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.
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