Antwort auf: Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert

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firecracker

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Im viktorianischen Zeitalter war rein Schönes offenbar verpönt und gesellschaftlich betrachtet erst Kunst, wenn ihr eine Handlung folgte oder sie einen gesellschaftlichen Wert hatte.

Durch bewusstseinserweiternde Substanzen kann jemand Kunst schaffen, wenn er die Bilder, die im Kopf entstehen, bildlich, plastisch, in Worten oder Tönen festhält.

Im Fußball kann es kunstvolle Reaktionen geben. In erster Linie geht’s sicher darum, den Ball ins Tor zu befördern, wenn man kreative Wege dazu verwendet, warum soll das keine Kunst sein? Fußball = Kunst? Nein, denn der Zweck des Spiels ist Tore zu schießen. Daraus resultieren Freude oder Frust. Beim Marathon gibt es auch ein klar gestecktes Ziel, oder? Möglichst schnell das Ziel zu erreichen. Da bleibt wenig Raum für Ästhetik. Da geht’s wohl mehr um Adrenalin (als um Serotonin oder Dopamin – zumindest gefühlt).

Ich glaube auch immer noch, dass die beste Kunst im Unterbewusstsein ihren Ursprung hat (oder haben darf). Wenn der Künstler einer Idee folgt und ein Song sich quasi von selbst schreibt. Diese Vorstellung fandest du vor Jahren schon abstrus. (Handwerk, das beherrscht werden muss, ist natürlich die Basis.) Aber ich glaube genau das ist der Vorteil von Musik gegenüber Dichtung, die stringenter sein und irgendwie Sinn ergeben muss. Ein guter Song braucht keinen Sinn zu ergeben, er muss nicht kognitiv greifbar sein.

Beispiele für Songs, die aus dem Unterbewusstsein entstanden sind? „Twist in My Sobriety“ von Tanita Tikaram (das Geheimnisvolle ist selbst im Vertonten festgehalten; sie kann noch so oft erklären, was sie sich bei dem Song gedacht hat; er ist immer größer als die Erklärung und die Erklärung liefert keinen zusätzlichen Gewinn), „My Manic and I“ von Laura Marling (wahrscheinlich das gesamte Album) oder alle Songs auf The Rhythm of the Saints.

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Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)