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AutorBeiträge
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gypsy tail windIch weiss … aber ich verstehe weiterhin nicht, wie man an der Entstehung von so grossartigen Dingen wie „Circle“ partout kein Interesse haben kann.
Wer hat das gesagt?
Da hast du aus den 3 CDs so ziemlich das einzig interessante Item ausgewählt. Der Rest sieht eher uninteressant aus. Du weißt ja, dass es genug Möglichkeiten gab, diese Alt. Takes zu veröffentlichen, aber man hat es nicht gemacht. Vielleicht sind sie ja einfach nicht gut?
Aber es reicht mir sicher, die mal bei Spotify anzuhören.
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gypsy tail windIch weiss … aber ich verstehe weiterhin nicht, wie man an der Entstehung von so grossartigen Dingen wie „Circle“ partout kein Interesse haben kann.
Wer hat das gesagt?
Da hast du aus den 3 CDs so ziemlich das einzig interessante Item ausgewählt. Der Rest sieht eher uninteressant aus. Du weißt ja, dass es genug Möglichkeiten gab, diese Alt. Takes zu veröffentlichen, aber man hat es nicht gemacht. Vielleicht sind sie ja einfach nicht gut?
Aber es reicht mir sicher, die mal bei Spotify anzuhören.Entschuldige, wenn ich Dein kategorisches „Nein“ dahingehend (miss)deutete. Ansonsten hast Du wohl schon recht, aber warum die Major Labels manches nachschieben und manches schon bei grösseren Editionen beigeben hat ja verschiedene Gründe (von „nicht gut“ über „bisher nicht bekannt“ oder „nicht gewusst, dass es noch existiert“ bis hin zu „irgendein blöder Erbe wollte bisher nicht“). Dass „Circle“ ein Highlight ist, liegt ja v.a. an Herbie Hancocks Solo. Für sowas gebe ich gerne mal 20€ aus, durchaus hoffend, dass da noch mehr drin ist, was lohnt bzw. von Interesse ist, aber das weiss man halt erst, wenn das Ding mal draussen ist. Das Weglassen der Master Takes wurde neulich auf Org im Zusammenhang mit den beiden neuen (letztes Jahr und ca. vorletzter oder letzter Monat) Charlie Parker-Doppel-CDs besprochen, aber ich empfände in solchen Fällen das Weglassen der Master Takes auch irgendwie als falsch. Wenn das die Idee gewesen wäre, hätte man es wie bei der Atlantic-Box von Coltrane halten müssen und die Takes direkt mit der Second Quintet-Box herausbringen. Warum das nicht geschah, weiss ich nicht, und damit sind wir wieder beim Anfang.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaIch weiß halt nicht, ob man überhaupt Session Reels veröffentlichen muss. Sieht mir wie eine Copyright-Extension-Sache aus. Da gäbe es bei Miles Davis wirklich interessantere Sachen. Sind wir ehrlich: diese Session Reels hört man sich in der Regel einmal an, es sei denn, man schreibt eine Diss über die Musik oder will das nachspielen.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.back on track. nach 3wöchiger pause klingt das alles wieder frisch und originell. bin natürlich beim newport festival in europe angelangt, mit dem die miles-band im oktober und november eine ausgedehnte europa-tour machte. als stellvertretend dafür kann der dietikon-auftritt gelten, dessen erstes set hier zu finden ist:
das zweite, ungleich „heißere“, findet sich hier:
22. oktober 1971. die band hat, so muss man wohl sagen, zwei wesentliche verluste zu verkraften: jack dejohnette wird zwar mehrfach später wieder dazustoßen, ist aber bei dieser tour offiziell draußen. auch airto hatte wahrscheinlich in diversen studios genug zu tun. wieder ersetzt miles die prägenden mitglieder mit jungen musikern – leon chancler ist gerade mal 19, als er den vakanten drum-stuhl besetzt, für airto (und wohl auch, um die palette des sehr viel geradliniger spielenden chancler etwas zu erweitern) kommen gleich zwei percussionisten, die allerdings im klangbild ziemlich untergehen: don alias (der ja auch schon bei den BITCHES-BREW-aufnahmen dabei war) und james „mtume“ foreman, der sohn von jimmy heath. letzterer eine entdeckung von gary bartz auf der westküsten-tournee und sie springen hier ins kalte wasser eines stehenden konzepts.
die spieltechnischen defizite sind ziemlich deutlich, trotzdem funktioniert die musik auf neue art ganz wunderbar. chancler (dessen fragloses können ja auf späteren aufnahmen sehr deutlich wird) verlässt sich oft auf generische techniken, seine grooves rollen aber ziemlich selbstverständlich dahin. mtume, der später ziemlich charismatisch die musik von miles prägen wird, hat hier noch nicht herausgefunden, was er hinzufügen könnte – oder er geht in der mischung unter. seine deutlich afrikanischer geprägte percussion (congas und bongos) liegen etwas teppichartig unter der band, während airto viel stärker einzelne momente akzentuiert hätte. während also die schlagzeug-abteilung deutlich esprit-loser agiert als das sextett zuvor, dominiert henderson jetzt sehr deutlich das geschehen. vielleicht passt ihm die generische ausrichtung der drummer auch besser. jarrett passt sich deutlich an und spielt sehr viel weniger experimentell, dafür mehr in gebräuchlichen souljazz-idiomen; auch bartz intensiviert wieder seine hymnischen soul-licks, die zu berechenbaren höhepunkten führen (jarrett setzt währenddessen meist aus). miles ist mit seinem wahwah-sound plötzlich das radikalste element in der band, die sehr publikumstauglich dahergroovt.
meine lesart ist aber vielleicht etwas zugespitzt, im netz finden sich viele stimmen, die sagen, dass diese besetzung dem repertoire wenig neues hinzugefügt habe und eher im abglanz der von dejohnette und moreira filigran durchgepeitschten band agiere. ich könnte mir dagegen vorstellen, dass miles die etwas poppigere ausrichtung durchaus gefallen hat (das publikum in der schweiz jedenfalls klingt ziemlich aus dem häuschen).
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Das ist quasi die rabenschwarze Funk-Band von Miles, oder? Durch die Veränderung in Sachen Drums und den in der Tat viel präsenteren Bass – der ja deswegen keineswegs mehr spielt, das bleibt quasi „bare bones“ und das macht es gerade so toll – verändert sich das Gefüge wieder in eine neue Richtung. Schon klar, dass die Gitarristen dann wieder wirklich frischen Wind brachten (und Al Foster, und vielleicht auch David Liebman) … aber ich mag die Aufnahmen von dieser 1971er Tour ziemlich gerne!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaich entdecke die ja gerade erst! es ist echt eine schmach, dass in die bootleg-serie offensichtlich das allerschwächste set dieser band überhaupt aufgenommen wurde, denn knapp 2 1/2 wochen später klingt die band fantastisch, wie man im berlin-auftritt sehen kann:
berlin, 6. november. chancler ist super (das sieht auch total sicher und selbstbewusst aus, wie er spielt), mtume und alias sind plötzlich eine wirklich neue farbe und jarrett zuzusehen ist fast nicht auszuhalten, jeder muskel angespannt, selbst, wenn er nicht spielt. auch bartz, für den immer weniger platz gemacht wird, steigert sich nochmal. aber was wirklich toll ist, sind diese dunklen grooves, die kaum noch was mit den original-stücken zu tun haben, das interplay zwischen miles und jarrett, die experimentellen sounds, die sie auf der grundlage eines viel straighteren, rockigeren zugangs eröffnen – hier ist AGHARTA gar nicht mehr so fern. toll auch, dass man mal sehen kann, wie mtume diese verzogenen sounds auf der conga hinbekommt (mit einem kleine metallischen gegenstand, den er genauso am handgelenk hängen hat wie die schellen, die damit wie prothesen am körper mitklingeln). funk würde ich es nicht nennen (das war eher die spezialität von dejohnette und moreira), aber die grooves sind viel trance-artiger.
ich mache hier mal weiter, denn in der tube kann man das noch später aufgezeichnete oslo-konzert sehen und auch noch eins der letzten, in turin. was für eine großartige, kaum dokumentierte band!
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Ja, ich hoffe da natürlich auf eine Bootleg Series-Veröffentlichung, nur von der 1971er Tour … Material ist genügend da, und bloss weil keine legendären Leute mitwirken (na ja, Jarrett … hüstel) und keine offiziellen Aufnahmen vorliegen … mal schauen, ob da noch was kommt. Das kürzere Set aus Dietikon ist mir deshalb lieb, weil es einst meine erste Begegnung mit dieser Band war, als es in den späten 90ern im Radio ausgestrahlt wurde, als Schmankerl zum Jahresende im dritten Programm (das ist die Pop-Schiene, die einstmals fast ein klein wenig frech war und damals noch grössere, halbwegs abendfüllende „Specials“ im Programm hatte, so immer Sonntagbend das „Jazz Special“, und da lief einst zum Jahresende dieses Konzert).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbadas ist dann natürlich verständlich, es ist ja auch keine langweilige musik (eher eine, die sich ein bisschen auf sicherheiten zurückzieht) – aber berlin hat mich gerade richtig umgehauen. jetzt gerade höre ich oslo, drei tage später (tonqualität ist super, könnte man natürlich alles veröffentlichen, wenn die rechte mit den sendern geklärt würden):
der auftritt ist verhaltener, weniger ekstatisch. trotzdem probieren sie ganz schön herum mit den grooves und der dramaturgie. erstaunlich, dass eine band bei einem solchen mammutprogramm nicht irgendwann im eigenen saft eingeht oder einschläft. miles‘ spiel ist durchgehend ziemlich abgefahren, er hat spätestens hier die elektronischen erweiterungsmöglichkeiten komplett gefressen. am undankbarsten ist wohl die rolle von bartz, der nur raum für äußere höhepunkte bekommt (jarrett tut sein möglichstes, um diese momente abwechslungsreich zu gestalten).
à propos jarrett: einen tag später sitzt er für manfred eicher im studio und nimmt FACING YOU, seine erste soloplatte, auf. man kann sich kaum vorstellen, wie zwischendurch so etwas komplett anderes in den fingern liegen kann.
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vorgarten
à propos jarrett: einen tag später sitzt er für manfred eicher im studio und nimmt FACING YOU, seine erste soloplatte, auf. man kann sich kaum vorstellen, wie zwischendurch so etwas komplett anderes in den fingern liegen kann.Keith Jarrett ist eben eines der ganz großen Genies der Musik des 20. Jahrhunderts. Und erfreulicherweise ist er kommerziell auch sehr erfolgreich.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75
Keith Jarrett ist eben eines der ganz großen Genies der Musik des 20. Jahrhunderts.
sagt irgendjemand was anderes?
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vorgartensagt irgendjemand was anderes?
Niemand! :)
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.turin, 16. november 1971, eins der letzten europakonzerte des septetts. man kann vom arg zusammengeschnittenen fernsehbeitrag nicht den geamteffekt des sets beurteilen, aber was man da sieht und hört, geht nochmal weiter in der experimentellen grundhaltung zum material. toll der moment (6’00), in dem miles zum solo ansetzt und sich grinsend von jarretts akkorden aus dem konzept bringen lässt. und die vielen übergänge und ruhigen passagen, wo die klangmalereien plötzlich wichtiger werden als die popinfizierten grooves. kein zweifel, dass man es hier mit einer hervorragend aufeinander eingespielten band zu tun hat, die sich fest vorgenommen hat, sich keinen abend zu langweilen.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,509
vorgarten<iframe src=“https://www.youtube.com/embed/XwRlz2Hrn7U?feature=oembed“ width=“500″ height=“375″ frameborder=“0″ allowfullscreen=“allowfullscreen“></iframe> turin, 16. november 1971, eins der letzten europakonzerte des septetts. man kann vom arg zusammengeschnittenen fernsehbeitrag nicht den geamteffekt des sets beurteilen, aber was man da sieht und hört, geht nochmal weiter in der experimentellen grundhaltung zum material. toll der moment (6’00), in dem miles zum solo ansetzt und sich grinsend von jarretts akkorden aus dem konzept bringen lässt. und die vielen übergänge und ruhigen passagen, wo die klangmalereien plötzlich wichtiger werden als die popinfizierten grooves. kein zweifel, dass man es hier mit einer hervorragend aufeinander eingespielten band zu tun hat, die sich fest vorgenommen hat, sich keinen abend zu langweilen.
In gutes Credo fürwahr ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)26. november 1971. zurück in den usa. jack dejohnette ist wieder mit dabei und chancler draußen. soweit man das bei dieser unterirdischen aufnahme beurteilen kann, sind die grooves wieder offener und gleichzeitig hyperaktiver. jarrett ist kaum zu hören.
nach einem engagement im new yorker gaslight club (wieder mit dejohnette) steigen jarrett und bartz endgültig aus (und werden auch meines wissens nie mehr mit miles aufnehmen). miles hat hüftprobleme und lässt eine gallenstein-operation über sich ergehen. danach gehts einmal kurz (wahrscheinlich märz 1972) ins studio, ab juni dann so richtig (nach fast 2 jahren abstinenz).
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zum ersten mal seit juni 1970 eine studioaufnahme von miles. heraus kommt ein merkwürdiger solitär in seiner diskografie, ein formelhafter blues mit entsprechenden dazugestellten musikern (bernhard purdie, cornell dupree, der solierende wally chambers mit mundharmonika), der allerdings in beschwingten 6/8 gehalten ist und sowohl ein fettes bläserensemble als auch eine auf den punkt arrangierte rhythmusgruppe aufbietet – mit zweitem drummer (erstmalig al foster), mtume und michael henderson, der in diesem umfeld natürlich überhaupt nicht störend auffällt. das geht auf single-länge (4’05) und miles bleibt – trotz wahwah – in den genrevorgaben. angeblich wurde sein solo separat aufgenommen und per overdub über die heruntergefahrene mundharmonika gestülpt. mehr habe ich über diese aufnahme nicht herausgefunden.
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