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AutorBeiträge
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Tolle Auswahl, Mikko: Die von Ephemera und den Libertines gehören auch zu meinen absoluten Favoriten des Jahrzehnts, die der Raconteurs und von Charlotte Gainsbourg zu meinen Lieblingssingles des vergangenen Jahres. Hat ja schon was eigenes, wenn Ephemera nur eine einzige Vinyl-Single veröffentlicht haben, die dann gleich aber ein solcher Klassiker ist. Eine großartige Fortsetzung war „Girls Keep Secrets“. Den Namen Dolly Mixture hab ich mir mal notiert.
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WerbungSchöne Vorstellungen Mikko!
Ich bin allerdings der Meinung, daß Clearlake mindestens noch zwei großartige Singles hinbekommen haben: „Almost The Same“ und „Good, Clean, Fun“. Letztes Jahr waren Clearlake ja zum ersten mal auf kleiner Konzertreise in Deutschland, leider war ich verhindert. Hast Du sie gesehen?--
How does it feel to be one of the beautiful people?Ich habe ja nicht gesagt, dass andere Singles von Clearlake schlecht sind, Clau. Ich besitze mindestens fünf von ihnen. Aber „Winterlight“ sticht schon sehr heraus. Und nein, ich habe die Band leider auch live verpasst.
Herr Rossi, „Girls Keep Secrets“ ist auch sehr schön, leider nicht auf Vinyl erschienen. Ich sprach die Band hier in Berlin auf der PopKomm vor zwei Jahren darauf an. Sie versprachen auch, bei ihrem deutschen Label etwas Druck zu machen wegen Vinyl. Hat aber wohl nichts genützt. Mit den Labelbetreibern sprach ich auch darüber. Die zeigten sich allerdings eher indifferent Vinyl gegenüber. „Schieben wir vielleicht noch nach, wenn das Album gut läuft“, hieß es, und: „Vinylsingles? Wozu das denn?“--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Mikko…“Vinylsingles? Wozu das denn?“
Die Frage habe ich mir auch schon des öfteren gestellt.
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Schöne Runde, Mikko. Insbesondere freut es mich endlich mal ein paar Singles davon auch zu besitzen und so viel näher am Geschehen zu sein. So macht das eindeutig noch mehr Spaß. Werde mich um die Clearlake und Ephemera Single bemühen. Im übrigen bin ich sowieso sehr an euren Singles-Faves der letzten Jahre interessiert. Also immer her damit.
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Mick67Die Frage habe ich mir auch schon des öfteren gestellt.
Unnötig.
Ansonsten sehr schöne Texte, Mikko. Schätze die Libertines-Single von den Vorgestellten am meisten, ich kann mich noch genau erinnern als ich sie das erste Mal hörte und wie ich förmlich in den Sessel gepresst wurde. Immer und immer wieder fuckin‘ exciting.
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01. The Rolling Stones – Jumpin’ Jack Flash
02. The Only Ones – Another Girl, Another Planet
03. Pink Floyd – See Emily Play
04. The Flamin’ Groovies – Shake Some Action
05. Jefferson Airplane – White Rabbit
06. The Beatles – Strawberry Fields Forever / Penny Lane
07. The Rolling Stones – Satisfaction
08. Tomorrow – Revolution
09. Neil McArthur – She’s Not There
10. Wah! Heat – Better Scream
11. The Beatles – Paperback Writer
12. The Vogue – The Frozen Seas Of Io
13. The Move – I Can Hear The Grass Grow
14. The Adult Net – Edie
15. Wire – Outdoor Miner
16. The Times – Red With Purple Flashes
17. Small Faces – Itchycoo Park
18. The Rolling Stones – Let’s Spend The Night Together
19. The Yardbirds – Evil Hearted You
20. Jimi Hendrix Experience – The Burning Of The Midnight Lamp
21. Spencer Davis Group – Time Seller
22. Simon Dupree and the Big Sound – Kites
23. The Tornados – Telstar
24. Creedence Clearwater Revival – Fortunate Son
25. The Who – Pictures Of Lily
26. Nick Nicely – Hilly Fields 1892 / 49 Cigars
27. Sonic’s Rendezvous Band – City Slang
28. The Monkees – I’m A Believer
29. The Johnny Burnette Trio – The Train Kept A-Rollin’
30. The Misunderstood – Children Of The Sun
31. Eddie Cochran – Summertime Blues
32. The Jam – That’s Entertainment
33. Curved Air – Back Street Luv
34. Clearlake – Winterlight
35. The Flamin’ Groovies – You Tore Me Down
36. Oasis – Don’t Look Back In Anger
37. The Chills – Pink Frost
38. Ephemera – Happy, Grateful, Aware
39. The Seers – Lightning Strikes
40. Judy Clay & William Bell – Private Number
41. Buddy Holly – Peggy Sue
42. The Libertines – What A Waster
43. Richard Harris – Mac Arthur Park
44. Droogs – Collector’s Item
45. Nirvana – Smells Like Teen Spirit
46. Bangles – Hero Takes A Fall
47. Echo and the Bunnymen – The Pictures On My Wall
48. The Youngbloods – Get Together
49. Jimmy Curtiss – Johnny Get Your Gun
50. The Raconteurs . Steady, As She Goes
51. The Kinks – Sunny Afternoon
52. The Stems – At First Sight
53. The Cowsills – The Rain, The Park & Other Things
54. Direct Hits – Modesty Blaise
55. The Smoke – My Friend Jack
56. The Supremes – Love Is Here, And Now You’re Gone
57. The Beach Boys – Wendy
58. The Ones – Lady Greengrass
59. The Bongos – Bulrushes
60. The Boots – Gloria
61. The Dentists – Strawberries Are Growing In My Garden (And It’s Wintertime)
62. The Syn – 14th Hour Technicolour Dream
63. The Monks – Love Can Tame The Wild / He Went Down To The Sea
64. Edgar Broughton Band – Hotel Room
65. J.J.Light – Heya
66. Smokey Robinson & The Miracles – The Tears Of A Clown
67. Charlotte Gainsbourg – The Songs That We Sing
68. The Svensk – Dream Magazine
69. Eppu Normaali – Puhtoinen lähiöni
70. Adamo – Inch Allah
71. Lemon Tree – William Chalker’s Time Machine
72. Kursaal Flyers – Little Does She Know
73. MC5 – Kick Out The Jams
74. Rose Kemp – Violence
75. The Creation – Painter Man
76. The Adverts – No Time To Be 21
77. Cosmic Rough Riders – Baby, You’re So Free
78. The Herd – From The Underworld
79. The Teardrop Explodes – Treason
80. Herman’s Hermits – No Milk Today
81. Cupid’s Inspiration – Yesterday Has Gone
82. Alphaville – Forever Young
83. Tommy Roe – Sheila
84. Jefferson Handkerchief – I’m Allergic To Flowers
85. The Chud – Don’t Call Me Batman
86. Dolkows – Silent Woods
87. The Von Bondies – C’mon C’mon
88. Humble Pie – Natural Born Bugie
89. Yachts – Box 202
90. Ton Steine Scherben – Macht kaputt was euch kaputt macht--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Von den sechs vorgestellten Singles schätze ich drei sehr (Ephemera * * * * *, Libs * * * * 1/2 und Raconteurs * * * *) eine weniger (Charlotte Gainsbourg) und bin sehr neugierig auf die anderen beiden geworden!
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Sorry, Mikko, gerade erst gefunden. Schön, daß auch mal eine Runde mit recent 45s stattfindet. Zwei überragende sind dabei, der Rest ist auch nicht zu verachten.
Mein Ranking:
1. EPHEMERA * * * * *
2. LIBERTINES * * * * *
3. RACONTEURS * * * *
4. CLEARLAKE * * * 1/2
5. ROSE KEMP * * * 1/2
6. GAINSBOURG * * *--
The Slickee Boys – Here To Stay / Porcelain Butter Kitten (Dacoit Records, 1981)
Über The Slickee Boys las ich das erste Mal in Gorilla Beat, dem Fanzine meines guten Freundes Hans-Jürgen Klitsch. Gegründet wurde die Band von Kim Kane und Marshall Keith in Washington (D.C.) ca. 1975. In der lokalen und regionalen Punk Szene erreichten The Slickee Boys einen gewissen Kultstatus wegen ihrer Kostüme und ihrer Liveshow. Kim Kane hatte als Sohn eines Armeeangehörigen und einer Koreanerin mehrere Jahre in Korea gelebt und war von der dortigen Kultur fasziniert. So fanden fernöstliche Elemente vor allem in die Bühnenshow und die grafische Präsentation der Band Eingang. Und auch der Bandname ist wohl von einer koreanischen Street Gang entlehnt. Die Musik der Band war nie wirklich Punk. Viel mehr waren sie stark von den Sixties beeinflusst, und ihre ersten drei EPs auf ihren eigenen Limp und Dacoit Labels boten noch vor allem Coverversionen von u.a. „Let’s Live For Today“ (The Rokes), „Psycho Daisies“ (The Yardbirds), „Glendora“ (Downliners Sect). Auf ihrer ersten EP sang noch Martha Hull, die die Band aber bald darauf verließ. Für sie kam Mark Noone als Leadsänger und Gitarrist dazu, der dann auch als Songwriter den Stil der Band stark mitprägte. „Here To Stay“, geschrieben von Mark Noone, war die zweite echte Single der Slickee Boys und ihre beste. Getrieben von Bass und Schlagzeug und den für den Spätsiebziger Power Pop typischen kurzen Achteln auf der Rhythmusgitarre entwickelt der Song ein unglaubliche Dynamik. Ohne echten Refrain entwickelt die Nummer dennoch einen fast hymnischen Charakter, der von den singenden und sägenden Gitarrenparts vortrefflich befördert wird. Eine klassische Power Pop Single eben. Die B-Seite bietet einen eher an Sixties Garage Pop orientierten New Wave Song aus der Feder von Kim Kane und Marshall Keith. Ich war seit 1978 Mitglied im Slickee Boys Fan Club und erfuhr so natürlich von ihren Veröffentlichungen und Aktivitäten. Generell waren ihre EPs und Singles aber damals kaum zu bekommen in Deutschland. Bekannter wurden sie erst, als Line Records eine LP Compilation ihrer Aufnahmen veröffentlichte, die übrigens das Cover dieser Single hier übernahm. Die Band kam Mitte der Achtziger auch nach Europa für einige Shows. Ihren einzigen Gig in Berlin verpasste ich damals leider, weil ich zu der Zeit in Finnland weilte. Diese Single hier ist wie alle frühen Platten der Band nur in kleiner Auflage erschienen und relativ selten. Extrem teuer ist sie aber wohl nicht, wenn sie denn mal auftaucht. So 15-20 Euro, schätze ich.
The Church – Unguarded Moment / She Never Said (Carrere, 1981)
Etwa zur gleichen Zeit gab es überall auf der Welt erste Anzeichen eines heimlichen Sixties Revivals. Im UK waren es The Barracudas, The Times, Mood Six u.a. in Österreich The Vogue, in den USA Bands wie The Slickee Boys und The Droogs und dann die Paisley Pop Szene in Kalifornien, die ihre Inspiration aus Nuggets, Pebbles sowie echten Artefakten des Golden Age of Pop Music bezogen. Und in Australien waren es u.a. The Church. Übrigens war das damals längst nicht so einfach mitzubekommen wie heute, dass es eine neue Band, eine neue tolle Platte, eine weitere Underground Entdeckung gibt. Die etablierten Musikzeitungen (zumindest in Deutschland) erwähnten viele dieser neuen Bands erst mal gar nicht. Im Rundfunk fanden sie höchstens mal bei John Peel oder ein, zwei weiteren engagierten DJs statt. Internet gab’s noch nicht. Man war also auf persönliche Kontakte und einschlägige Fanzines angewiesen. Aber zurück zu The Church. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, wann und wo ich diese Single das erste Mal hörte. Ich weiß aber noch, dass ich völlig von den Socken war. Das ist der perfekte Pop Song im perfekten Power Pop Arrangement! Was bei den Slickee Boys und „Here To Stay“ im Vergleich eher roh und ungestüm – wenn auch mitreissend und packend – daherkommt, klingt hier absolut erhaben und sensationell perfekt! Der Unterschied ist der zwischen Rohdiamant und Feinschliff. Ich glaube, ich habe die Single damals nach dem Kauf mindestens 20 oder 30 mal hintereinander gehört. Und auch jetzt, da ich sie wieder und wieder höre, hat sie nicht das Geringste an Faszination und Schönheit eingebüßt. The Church waren in ihrer Heimat wohl schon relativ erfolgreich, als man sich bei Polygram in Europa entschloss, der Band auch hier eine Chance zu geben. Zahlreiche Singles und LPs hat die Band um Steve Kilbey und Marty Willson-Piper bis heute veröffentlicht. Ihre erfolgreichste Single war „Under The Milky Way“ (1988), aber ihre beste ist und bleibt diese hier. Sie erschien hier übrigens erst 1982. Die B-Seite ist ein sehr typische Neo-Sixties Garage Psych Nummer. Manche heutige so genannte Garage Band wäre glücklich über so einen Track als A-Seite. Die Single ist wohl nicht besonders selten und teuer. Ich denke, für rund 10 Euro sollte sie zu finden sein.
Virna Lindt – Attention Stockholm / Episode 1 (The Compact Organisation, 1981)
In gewisser Weise ist auch diese Single ein Produkt des damaligen Sixties Revivals. Agentenmusik wie aus den frühen Bond Filmen, dazu heftige Tremolo Effekte auf der Gitarre, eine kühle Blonde, die auch auf dem Titelbild der Vogue anno 1968 wunderbar gepasst hätte. Virna Lindt stammt aus Stockholm. Sie spielt hier elektrisches Piano und noch andere Keyboards und Synthesizer. Und sie singt natürlich und am Ende der A-Seite spricht sie sogar Schwedisch. Die Musik und das Arrangement stammen allerdings von Tot Taylor, dem Mastermind hinter der Compact Organisation. Der Mann versuchte mit dem Label, seinen Künstlern und seinen Veröffentlichungen seine distinguierte Vorstellung der Sixties zwischen Cocktail Bar, Motown und Agenten Thriller zu verwirklichen. Alles möglichst in Schwarz / Weiß. Was das geheimnisvolle Agenten Image und das Cocktail Bar Flair betrifft, ist mit dieser Debütsingle ein echter Coup gelungen. Sehr stylish, sehr eindrucksvoll und bis ins letzte Detail perfekt. Und die Melodie hat dazu sogar noch Ohrwurm Charakter. Was will man mehr? Die B-Seite ist eher eine verspielte instrumentale Übung in Filmmusik für den Hintergrund. Auch diese Single dürfte nicht so schwer zu finden sein. Mit 8-12 Euro ist man dabei.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Wipers – Romeo / No Solution (Trap Records, 1982)
Die Wipers waren eine Punk Band aus Portland, Oregon. Gegründet im Jahr 1977 von Greg Sage. So steht es bei Wikipedia. Wenn man unter Punk eine Haltung, eine Lebenseinstellung versteht, dann ist Punk zutreffend. Gegründet als Trio bestand die Band aber doch im Wesentlichen aus Greg Sage, der fast alles allein macht(e). Nicht zuletzt das Veröffentlichen von Platten. Der Sound der Band ist hart, messerscharf, von Feedback geprägt, minimalistisch und vor Energie förmlich explodierend. Auf die Gitarrenbands der späten Achtziger von Dinosaur Jr. bis Nirvana hatte das einen prägenden Einfluss. Die rund 10 LPs der Band kenne ich nicht alle, aber vor allem die ersten beiden „Is This Real“ (1979) und Youth Of America“ (1981) sollte man gehört haben. Die beiden Tracks der Single hier entstanden während der Sessions für „Youth Of America“. Aber Greg befand, sie passten nicht ins Konzept des Albums. Also wurden sie wenig später als 7“ veröffentlicht. „Romeo, he walks the city at night, the tall dark buildings cast their ghostly shadows into his burning eyes. – Oh Romeo – roam Romeo! – Around the corner there’s nothing there! Nothing there! – Juliet!!!” Die Story von Romeo und Julia aus der Sicht eines Punks der Generation X. Atemloser Sprechgesang, eine heftig verzerrte, gnadenlos schneidende Gitarre, rastlose Drums und Bassläufe. Der Track vermittelt vortrefflich die Situation, in der ein zwischen Hoffen und Verzweiflung schwankender Romeo durch nächtliche Straßen hastet. Die schneidende Leadgitarre wird gedoppelt von Bläsern, die im Gesamtsound nur zu erahnen sind, aber die Wirkung dennoch verschärfen. Auf der B-Seite „No Solution“. Auch hier korrespondiert die Musik mit der Botschaft auf’s Schärfste. „There’s no solution, no I don’t see one.” Und dann ganz leise geflüstert: “I’m waiting for the revolution to come”, als ob der Sänger sich davor fürchtet, sie anzusprechen. Dies hier ist die Originalpressung der Single (ein späteres Re-Issue hat lediglich ein zweifarbiges Cover in schwarz/grün). Über den Wert kann ich nichts Genaues sagen. Aber rar ist sie, und ganz billig dürfte sie auch nicht sein.
Dolly Mixture – Everything And More / You And Me On The Sea Shore (Respond Records, 1982)
Eine der besten Girl Pop Singles aller Zeiten! Dolly Mixture waren drei Mädels aus Cambridge, die um 1978 begannen gemeinsam Musik zu machen. Ganz im Do-It-Yourself Spirit des Punk und mit den Sixties Girl Groups The Shangri-Las oder The Shirelles als Vorbild. Aber auch The Undertones (deren Musik die Mädels liebten) und The Damned (mit denen sie sich anfreundeten) dienten als Vorbilder. John Peel unterstütze die drei nach Kräften. Und Paul Weller nahm sie für sein eigenes Label Respond unter Vertrag. Dies hier ist ihre zweite Single für das Label und ihr absolutes Meisterstück. Produziert von Captain Sensible und Paul Grey (von The Damned) ist vor allem die A-Seite eine wundervoll locker, beschwingte, Sixties Pop inspirierte und unerhört bezaubernde Angelegenheit. Makellos und federleicht! Die Songs schrieben die drei Frauen selbst. Und selbst die im Vergleich fast experimentell zu nennende rein instrumentale B-Seite der Single ist noch immer eine ausgesprochen gelungene stimmige Sache. „Everything And More“ indes legt man auf – und man drückt die Repeat-Taste bzw. man setzt die Nadel immer wieder an den Anfang. Dieser Track macht süchtig! Rachel Bor, die hier Gitarre und Cello spielt und natürlich singt, und Captain Sensible haben drei gemeinsame Kinder, sind aber nicht verheiratet. Debsey Wykes, die hier Bass und Piano spielt und natürlich singt, schloss sich in den 90er Jahren der Gruppe St.Etienne an und gründete mit Paul Kelly (von St.Etienne) Ende der 90er die Gruppe Birdie. Hester Smith spielt hier Schlagzeug und Timpani und singt natürlich. Was sie inzwischen macht, ist nicht bekannt. Alle Platten von Dolly Mixture sind relativ selten und gesucht. Da macht diese hier, obgleich sie die wohl erfolgreichste war, keine Ausnahme. 30-40 Euro muss man schon anlegen, vermute ich.
The Smiths – Heaven Knows I’m Miserable Now / Suffer Little Children (Rough Trade, 1984)
Es gibt Leute, die halten The Smiths für die beste und wichtigste Band der Achtziger. Und Morrissey ist für sie quasi Gott. Oder zumindest ein fast gottgleiches Wesen in Bezug auf seine musikalischen und lyrischen Qualitäten. Ich gehöre definitiv nicht zu diesen Leuten. Aber ich muss zugeben, diese Band ist schon etwas Besonderes. Dabei ist ihre Musik zunächst an mir vorbei gegangen. Ich habe The Smiths lange Zeit mehr oder weniger ignoriert. Ich weiß nicht warum. Es geschah nicht mal absichtlich. Ich besitze bis heute längst nicht alle ihre Platten. Selbst bei den Singles habe ich Lücken, die es noch aufzufüllen gilt. Und dabei mag ich alles was ich kenne von der Band eigentlich ganz gern. Sogar Morrisseys Solo Platten finde ich inzwischen ganz passabel. Die ich kenne zumindest. Das hier ist jedenfalls ganz wunderbarer Gitarrenpop. Eine großartige Melodie, sehr feine Gitarrenparts. Morrisseys Gesang passt ganz vorzüglich zu dem etwas larmoyanten Text, mit dem der Sänger seinen Weltschmerz, sein Leiden an der Oberflächlichkeit seiner Umgebung, kund tut. Morrissey ist Moralist. Und das ist auch gut so. Manchmal kann so etwas ganz schön anstrengend sein. Dass in seinen Songs auch eine gewisse Ironie oder gar Zynismus enthalten ist, wie manche behaupten, vermag ich nicht zu sehen bzw. zu hören. Auch die B-Seite der Single ist nicht weniger als großartig. Morrissey verarbeitet hier die Geschichte von Kindermorden, die in seiner eigenen Kindheit einen starken Eindruck auf ihn machten. Verständlicherweise muss man sagen. Der Song löste damals eine heftige Kontroverse in der britischen Öffentlichkeit aus. Näheres dazu kann man bei Wikipedia nachlesen. Diese Single war eine der erfolgreichsten Singles der Smiths. Und sie ist dementsprechend nicht sehr selten oder teuer. 8-10 Euro für ein ladenneues Exemplar muss man aber schon ausgeben.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Wunderbare Singles, Mikko! Schön, dass Virna wieder mal gewürdigt wird. Und natürlich Tot Taylor und seine Compact Organization, den ich mehrmals in London in seinem Hinterhof-Office besucht habe. Otis hatte ja schon „I Experienced Love“ vorgestellt.
Auch die Slickee-Boys-Single ist Klasse, Dolly Mixture habe ich jetzt nicht im Ohr, müsste ich mal wieder hören. Sehr schöne Texte auch – vielen Dank!
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When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)Prima Runde, Mikko, und sehr passende, plastische, persönliche Texte. Dazu erlaube bitte ein paar Anmerkungen bzw. Fragen…
Ad Slickees: Sun Records im Kudamm-Karree kriegte die frühen 45s, spätere mußte man sich in London besorgen. Wo hast Du Deine gekauft? Weißt Du näheres über die Auflagen? Und: wo und wann spielten sie in Berlin (habe ich auch verpaßt)?
Ad Virna: Habe mich seinerzeit um ein Interview gerissen, war dann aber leicht enttäuscht von der Lady. Charmant, elegant, sexy, aber merkwürdig unbeleckt von musikalischen Dingen (ganz anders als ihre Compact-Schwester Mari Wilson übrigens). Die schwedische Botschaft fühlte sich seinerzeit bemüßigt (oder wohl besser: eine indignierte Botschaftsangestellte auf Konsulatsbriefpapier), meinen Virna-Artikel zu mißbilligen, weil…ich schweife ab, sorry. Zurück zu Deinen 45s…
Ad Church: Stimmt alles, nur sind „Nuggets“, „Pebbles“, etc. schwerlich Artefakte. Sie feiern dieselben bloß, erinnern daran. Und was die Präsenz der Neo-Sixties-Szene in der Presse betrifft: galore! In „Melody Maker“, „Sounds“, „Blitz“, etc.
Ad Dollies: Darlings! Alle Singles sind toll, diese natürlich besonders („Repeat-Taste“? Hölle & Teufel, dies ist strictly 7″-Territorium!), ihre LP auch. Worauf gründet Deine Schätzung, die 7″ würde für 30-40 Euro gehandelt? Habe selbst ein paar Exemplare davon neulich noch für ein Drittel dieses Betrags in Umlauf gebracht.
Ad Smiths: Man muß sie nicht vergöttern, Deine späte Näherung ist besser als gar keine, aber Verweise auf Wikipedia tun (immer, hier aber ganz besonders) weh. Cheers.Mein Ranking:
1. DOLLY MIXTURE * * * * *
2. THE SMITHS * * * * 1/2
3. THE CHURCH * * * * 1/2
4. SLICKEE BOYS * * * *
5. VIRNA LINDT * * * *
6. THE WIPERS * * * 1/2--
tops… („Repeat-Taste“? Hölle & Teufel, dies ist strictly 7″-Territorium!), …
Mein Plattenspieler hat einen Repeat-Schieber.
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Ich habe alle frühen Slickee Boys EPs und Singles direkt von Kim Kane gekauft. Genaues weiß ich über die Auflagen auch nicht. Die EPs hatten sicher kaum mehr als 1000er Auflage. Bei „Here To Stay“ könnten es schon einige 1000 gewesen sein. Dass es sie damals bei Sun Records gab, wusste ich nicht. Ich verkehrte aber auch nicht regelmäßig bei Sun. Der Inhaber des Ladens war mir etwas zu exzentrisch. Das Slickee Boys Konzert in Berlin fand im Sommer 1986 im Ecstasy in der Hauptstraße statt, wenn ich micht recht erinnere.
Was „Nuggets“ und „Pebbles“ betrifft hast Du natürlich Recht. Nicht sie sind die Artefakte. Schludrige Formulierung meinerseits. Auch bei „Sounds“ und „Melody Maker“ will ich nicht widersprechen. Ich meinte auch mehr die deutsche Musikpresse. Und „Blitz“ war ja ein Fanzine. Von denen schrieb ich ja auch.
Es gibt bei Automatik Plattenspielern durchaus eine Repeat Taste. Ich selbst hatte vor vielen Jahren ein solches Gerät. Den Preis von „Everything And More“ habe ich aufgrund von Recherchen bei Ebay vermutet. Der RC Price Guide listet sie seltsamerweise gar nicht.
Was ist an Wikipedia so schrecklich? Ich habe den entsprechenden Artikel aufmerksam gelesen und darin nichts gefunden, was meinen Argwohn oder Widerspruch herausgefordert hätte. Grundsätzlich muss man bei Wikipedia, wie bei allen Internet-Quellen Vorsicht walten lassen. Insofern gebe ich Dir Recht.
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties! -
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