john lenwood "jackie" mclean

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  • #7975411  | PERMALINK

    alexischicke

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    hab zwar nicht alles gelesen aber ein sehr schönes Review von dir! Scheint wohl einer deiner großen Vorbilder zu sein.

    Von Mclean habe ich nur die Platte „Swing,Swing,Swing“ und er spielt da schön rund schnell und macht schöne saubere Übergänge.Er brauchte aber sein Quartett,denn ein freier Improvisator wir Coltrane oder Archie Shepp war er wohl nicht.

    ohne Begleitung wäre vielleicht ziemlich verloren gewesen?

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    #7975413  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Im März 1957 nahm McLean wieder drei Alben auf, das erste hiess 2 Guitars (PR 7119)und entstand in einer neuen Prestige Jam-Formation mit den beiden Gitarristen Kenny Burrell und Jimmy Raney. Neben McLean und Donald Byrd war die übliche Rhythmusgruppe dabei: Mal Waldron, Doug Watkins und Art Taylor. Waldron hat die ersten drei Stücke beigetragen.
    „Blue Duke“ ist eine sehr entspannte Angelegenheit, Watkins öffnet am Bass, es folgt das simple Riff-Thema, das aber eine schöne Atmosphäre heraufbeschwört und ganz interessant gesetzt ist. Raney spielt mit seinem schnörkellosen Stil das erste Solo, gefolgt von Byrd, Burrell, Waldron und McLean. Byrd ist enstpannt, Burrell etwas wärmer, verschnörkelter als Raney, Waldron äusserst karg und perkussiv und sehr toll, McLean steuert dann das emotionalste Solo bei.
    Das Thema von „Dead Heat“ wird von den Gitarren getragen, die Soli sind von Burrell, McLean, Raney, Byrd und Waldron. McLeans Solo ist hier verhalten, fügt sich schön zwischen die beiden Gitarrensoli. Raney klingt weicher, weniger hart konturiert, als ich ihn im Kopf hatte (allerdings eher von den frühen Aufnahmen mit Getz).
    Waldrons „Pivot“ ist sein letztes Original der Session, es wurde zehn Tage später auch auf dem Ray Draper-Album mit McLean eingespielt (das Draper-Album hatte die Katalog-Nummer 7096 und erschien zuerst). Die Soli sind von Burrell, Byrd, Raney und Waldron. Byrd ist sehr lyrisch, im mittleren Register, spielt lange Linien, die fast so elegant dahinfliessen wie jene der Gitarristen. McLean ist nur im Thema zu hören.
    Die erste Seite endet mit „Close Your Eyes“, Burrells Feature. Die Bläser und Raney setzen aus, Waldron soliert zwischen Burrells beiden Statements.
    Zum Auftakt der zweiten Seite gibt’s eine neue Version von McLeans „Little Melonae“ (das übrigens, das hatte ich noch nicht erwähnt, McLeans Tochter gewidmet ist), noch immer der besten Komposition aus seiner Feder bis dahin. Er soliert zuerst, sein Ton etwas dünn, seine Linien, seien Phrasierung etwas sperrig, gefolgt von Waldron, Raney und Burrell, dann folgen Fours (2 Durchgänge) und Twos (1 Chorus) zwischen Raney und Burrell, in der Bridge wechseln sie die Reihenfolge und in den letzten 8 Takten ist Burrell zuerst (Burrell ist der mit dem härteren, klarer konturierten Ton). Watkins kriegt dann im abschliessenden Thema die Bridge.
    „This Way“ ist Watkins zugeschrieben, Ira Gitler sagt in seinen Liner Notes aber: „This Way is the group’s“. Es ist die längste Nummer des Albums (über elf Minuten, „Little Melonae“ dauert aber auch über neun, überhaupt: auch dieses Album ist mit fast 49 Minuten sehr lang geraten). Das Tempo ist schnell, Taylor trommelt ein kurzes Intro, dann geht’s sofort zur Sache – ein Thema hat das Stück gar nicht. Die Soli von Burrell, Byrd (wieder enorm flüssig), McLean (etwas eckiger, aber auch sehr relaxt), Raney und Waldron (der hier das sperrigste und tollste Solo beiträgt). Dann folgen Exchanges von 8 und 4 Takten zwischen den Gitarren für jeweils einen Chorus und diesmal kriegt Art Taylor die Bridge am Ende.
    Mit „Out of Nowhere“ endet das Album dann, Jimmy Raneys Balladen-Feature. Waldron spielt ein Intro und später ein Monk-inspiriertes Solo, Burrell und die Bläser setzen aus.

    Drei und vier Tage später, am 8. und 9. März, nahm McLean mit Hardman, Dockery und DeBrest das nächste Album mit Art Blakeys Jazz Messengers auf, das eine etwas verworrene Veröffentlichungsgeschichte hat. Eingespielt wurden die Sessions für Elektra und anscheinend als A Midnight Session with the Jazz Messengers veröffentlicht, jedoch rasch aufgegeben, von Savoy gekauft und dort unter diversen Titeln wiederaufgelegt: Mirage, Midnight Session oder vor einigen Jahren auch als Reflections of Buhaina (mit mir unbekannten Bonustracks von Bill Hardman ohne Blakey, aber wie so oft hat Keepnews da nur ein halbes Album angehängt, scheint mir).

    Die Magie zwischen Hardman und McLean funktioniert jedenfalls immer noch, überraschenderweise stammen aber drei Titel von Ray Draper und zwei von Mal Waldron, die beide von McLean an Bord gebracht worden sein dürften. In Gryce‘ Opener „Casino“ spielt Dockery das erste Solo, gefolgt von McLean, dessen Ton brennt, sich fast überschlägt, während Blakey seine übliche komfortable Begleitung trommelt. Den Einstieg von Hardmans Solo pustet er fast weg, zum Glück bleibt Hardman dran, denn sein Spiel ist über die Monate sicherer geworden, routinierter, hat aber nichts von seinem lyrischen Charakter verloren. Auch sein Ton ist nach wie vor sehr schön, etwas bittersüss, perfekt für seine lyrischen Soli geeignet.
    Drapers „The Biddie Griddies“ ist das zweite Stück, wird über einen kleinen Vamp eröffnet, bevor die Bläser unisono das Thema präsentieren. McLean klingt aufgestellt, und auch Hardman spricht offenbar auf die Changes an, das ganze klingt auch sehr süffig. Dockery folgt mit einem schönen Solo.
    Waldrons „Potpourri“ ist rasant, Hardman/McLean präsentieren das Thema in kontrapunktischen Linien, die teils zusammenlaufen (aber interessant harmonisiert sind – Waldron hat die Kunst der Wegwerf- und Einweg-Originals jedenfalls verfeinert!) und ihre Zusammenspiel ist wunderbar. McLean rast sofort ins Solo, stürmt, treibt, zitiert Parker-Licks… Hardman ist kurz und auf den Punkt, Dockery erinnert ein wenig an Waldron, wirkt aber nicht ganz glücklich.
    Drapers zweites Stück „Ugh!“ öffnet mit einem Trommelgewitter von Blakey, Hardman spielt nach dem witzig-verspielten Thema das erste Solo, gefolgt von McLean (wieder mit Parker-Phrasen). Blakey folgt dann mit einem Drum-Solo, die Nummer gehört auch in erster Linie ihm, selbst während der Soli der anderen ist er stets sehr präsent und kriegt auch noch eine Coda, die von der ganzen Band unterlegt wird.
    „Mirage“ ist das zweite Waldron-Original. Dockery öffnet mit einem kurzen Intro, dann spielt McLean das lyrische Thema. Das Stück entpuppt sich als eine walking ballad, Hardman spielt eine leise Gegenmelodie und hat die Bridge und das erste Solo für sich, Blakey geht sofort in double time über. McLean bleibt näher an der Stimmung des Stückes.
    Das letzte Stück auf meiner CD („Midnight Session“, Nippon/Columbia Savoy SV-0145) ist dann als „Reflections of Buhainia“ (sic) angegeben (diese Savoy-Reihe mit den violetten Trays und dem gelben Text ist berüchtigt für tolle Tipp- und andere Fehler in den Infos), als Stück von Draper. In der neusten, oben verlinkten CD-Ausgabe („Reflections of Buhaina“) finden sich allerdings zwei Tracks, die zusammen so lang sind wie der eine bei mir, nämlich „Reflections of Buhaina“ (6:46, von Draper) und „Study in Rhythm“ (4:14, von Blakey). Dazu findet sich im Review bei Allmusic der Kommentar: „One track, the all percussion, semi-Afro-Cuban tour de force ‚Study in Rhythm,‘ appeared only on the Elektra stereo issue, and ‚Reflections of Buhaina‘ only surfaced on the mono Elektra and Savoy LPs; both thankfully appear here.“ Was da genau stimmt ist mir ebensowenig klar, wie mir klar ist, welche LP wann erschienen ist. Jedenfalls wird das Stück auch als Perkussionsnummer beschrieben, da ist zuerst aber eine weitere sehr lyrische Nummer im mittelschnellen Tempo mit schönen Soli von McLean und Hardman – das ist dann wohl die Draper-Komposition. Nach ziemlich genau 6:45 setzt dann die Trommelnummer ein, wohl eben Blakeys „Study in Rhythm“ die das Trommel-Thema fortsetzt, das im grösseren Stil am 7. März bei Blue Note auf dem Programm stand, als Blakey in einer Session die beiden „Orgy in Rhythm“ Alben für Blue Note einspielte, mit Art Taylor, Jo Jones, Specs Wright, Sabu, Potato Valdez und anderen – auch für Blakey war der März 1957 ein sehr geschäftiger Monat! Hier unterstützen die anderen Musiker Blakey wieder an diversenen kleinen Instrumenten.

    Am 15. März war McLean erneut im Studio, dieses Mal um seinen Schützling Ray Draper auf seinem Debut-Album Tuba Sounds (PR 7096) zu unterstützen. Er hatte auch seinen Trompeter Webster Young (der hier sein Aufnahme-Debut macht) und Mal Waldron am Piano dabei, dazu Blakeys Bassist Spanky DeBrest und Ben Dixon am Schlagzeug. Draper war zu dem Zeitpunkt noch immer nicht 17 Jahre alt (* 3. August 1940), Waldron war mit dreissig Jahren der Veteran der Gruppe – man muss sich hier im McLean-Thread wiedermal vor Augen halten, dass auch Jackie damals erst 25 Jahre alt war!
    Mit Webster Youngs aufgestelltem Blues „Terry Anne“ (seiner Tochter gewidmet) beginnt das Album, Draper schlägt sich wacker im Solo, Van Gelder scheint allerdings noch einige Mühe zu bekunden, die Tuba auch nur ansatzweise angemessen aufzunehmen. Nach Exchanges mit Young spielt dieser das zweite Solo, sehr lyrisch, wie man’s von ihm gewohnt ist (an dieser Stelle sei sein Prestige-Album „For Lady“ empfohlen, ein paar weitere Sessions mit McLean folgen hier noch). Auch Young tritt kurz mit McLean in den Dialog, bevor dieser das nächste Solo spielt – eine sehr hübsche Idee, die Wechsel so zu gestalten! Und eine, die ich wirklich noch nie gehört habe! McLean übergibt an Waldron, dieser dann an Dixon, der aber nur zweimal vier Takte kriegt, dann spielen Draper, Young, McLean und Waldron nochmals je einen Chorus bevor das Thema repetiert wird. Durch diese abweschlsungsreiche Struktur bleibt das Stück spannend.
    Es folgt der einzige Standard des Albums, „You’re My Thrill“, präsentiert von Webster Young (der das mit Billie Holiday assoziierte Stück auch vorgeschlagen hat) über eine minimale Begleitung – DeBrests Bass klingt fast, als spiele er Pedal Notes, man merkt aber mit der Zeit, dass er sich bewegt. Nach Youngs tollem Solo übernimmt Draper, die Stimmung in seinem Solo ist toll, ziemlich düster-verhangen, was dem Stück eine sehr spezielle Note gibt. Waldron schafft sich aus den Tiefen in die Untiefen vor, bereitet den Boden, indem er für McLean ein wenig aufhellt. Dieser schliesst das Stück dann ruhig und konzentriert ab.
    Es folgt Waldrons „Pivot“. Der Komponist steht im Mittelpunkt, spielt als erster ein langes Solo. Es folgen kurze Soli von McLean, Young und Draper. Letzterer wirkt hier etwas hilflos.
    Die zweite Hälfte des Albums beginnt mit „Jackie’s Dolly“, Drapers zweitem Original, das Jackie McLeans Frau gewidmet ist (die sich heute „Dollie“ schreibt und eigentlich Clarice“ heisst). Draper spielt das erste Solo, McLean folgt, relaxt und entspannt, während, DeBrest mit seiner Begleitung für Spannung sorgt. Young folgt mit einem tollen lyrischen Solo, dann Waldron, karg, repetitiv, mit diesem ihm eigenen rhythmischen Drive.
    Es folgt „Mimi’s Interlude“, Drapers zweites Original, wieder in Moll. Young spielt das erste Solo nach dem hübschen call and response Thema. Sein Ton ist wirklich delikat und jede Aufnahme von ihm ist es Wert, gehört zu werden! Wie er sein Solo mit einer unglaublichen Nonchalance und einem fast schon verweigernden Gestus bläst, das erinnert in der Haltung ein wenig an Clarence Shaw (der auf einem nur 8 oder 16 Takte langen Solo bei Mingus auch noch Zeit findet, zwischendurch die Spucke aus seinem Instrument zu blasen). McLean folgt – er brennt zwar auf diesem Album nie lichterloh, aber im Vergleich mit Young ist sein kurzes Solo richtig heiss. Drapers Tubasolo ist ganz in Ordnung, er hat jedenfalls gute Ideen und die Umsetzung klappt hier meistens ganz leidlich. Waldron folgt, wieder mit einem dichten Solo. Ben Dixon folgt – er war damals auch noch ein Neuling, hatte davor etwa mit Buck Hill gespielt (einem sehr tollen Tenorsaxer aus Washington, der nie national den Durchbruch geschafft hat, aber einige schöne Alben bei Steeplechase, Muse und anderswo veröffentlicht hat und auch mit Shirley Horn aufgenommen hat). Er macht seine Sache gut, spielt wesentlich weniger aggressiv und druckvoll als etwa Art Taylor, das bekommt der Gruppe hier aber gut, denke ich.
    Zum Abschluss hören wir Youngs Widmung an Miles, „House of Davis“. McLean soliert als erster und hat hier sehr viel Raum, bläst ein lyrisches aber auch suchendes, drängendes Solo. Young folgt, wieder mit wunderschönem Ton, der einen oder andere Unsicherheit was Rhythmus und Intonation betrifft, aber das macht ihn für mich fast noch sympathischer. Draper schlägt sich erneut wacker, für einmal bleibt die Stimmung hier eher aufgestellt, was wohl an Waldron und an Dixons unbeschwerten Fills liegt. Das Piano-Solo beginnt akkordisch, fast dissonant, dann schlängelt sich Waldron durch ein paar seiner typischen kleinen Figuren, dier er dreht und wendet. McLean beginnt die Runde von Exchanges mit Young und Draper. Mit der Wiederhoung des bittersüssen Themas endet das Album – ein ganz gelungener Einstand für Draper, würde ich sagen. Auf seinem zweiten Album hatte er dann bereits Coltrane als Sideman neben sich! (Siehe dazu die Links im vorangehenden Post.)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #7975415  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    diese Blakey Band mit McLean kenn ich noch gar nicht – einmal mehr so ein Fall, wo einen die Vorurteile aus den alten Oreos Büchern durch die Jahre begleiten… 2 Guitars klingt ja, als bräucht ich es unbedingt… und Tuba Sounds liebe ich schon lange, ist ja letztlich auch ein verkapptes McLean Album… und ich find es steht Draper besser, als die späteren Aufnahmen mit Coltrane… schade, dass man den nicht 1964 nochmal ein Blue Note Album hat aufnehmen lassen… (den Film aus Amougies mit Draper/Cherry hast auch du nicht, gypsy, oder, das wüsst ich…) und 2 Guitars klingt als sollt ich es dringend mal hören!

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    #7975417  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    redbeansandricediese Blakey Band mit McLean kenn ich noch gar nicht – einmal mehr so ein Fall, wo einen die Vorurteile aus den alten Oreos Büchern durch die Jahre begleiten… 2 Guitars klingt ja, als bräucht ich es unbedingt… und Tuba Sounds liebe ich schon lange, ist ja letztlich auch ein verkapptes McLean Album… und ich find es steht Draper besser, als die späteren Aufnahmen mit Coltrane… schade, dass man den nicht 1964 nochmal ein Blue Note Album hat aufnehmen lassen… (den Film aus Amougies mit Draper/Cherry hast auch du nicht, gypsy, oder, das wüsst ich…) und 2 Guitars klingt als sollt ich es dringend mal hören!

    Ja, die Blakey Band ist gut! Wenn’s nur drei, vier Alben gäbe statt fast zehn (die zweite Hälfte dann mit Griffin) wären sie eventuell auch bekannter geworden, wer weiss. Das Messengers with Monk Album ist mit Sicherheit das grosse Highlight zwischen „The Jazz Messengers“ (Columbia) und „Mosaic“ (Blue Note), aber auch „A Night in Tunisia“, „Drum Suite“, „Hard Bop“ und „Hard Drive“ sind sehr gut. Die anderen („Ritual“, „Midnight Session“, „Tough!“, „Play Lerner & Loewe“) würde ich dann ein wenig drunter sehen. Zudem kommt aus dieser Zeit noch das Big Band-Album mit Coltrane und die beiden „Orgy in Rhythm“ Alben auf Blue Note.

    Hattest Du ein Oreos-Buch über Blakey? Wusst ich gar nicht, dass es das gibt!
    Aber ja, das prägt schon, bei mir vor allem im Hinblick auf Mingus und Miles, bei Monk und Coltrane hab ich mich irgendwie schneller davon wegbewegen können (bei Coltrane natürlich, weil ich eh alles haben will, das ist bei Monk, Mingus und Miles mittlerweile nicht anders, aber ich hatte lange diese paar Lücken, und das geht dann schon auf die Bücher zurück).

    Was ist das für ein Film aus Amougies? Sagt mir in der Tat nichts – offiziell, bootleg, wo zu finden?

    Das „2 Guitars“ Album hatte ich damals in den ZYX-Abverkäufen bei Zweitausendeins gekauft, aber nicht sofort Zugang gefunden. Es ist jedenfalls eine sehr entspannte Sache und McLean bringt manchmal etwas Feuer hinein, aber nie zuviel. Die Gitarren stehen im Mittelpunkt und beide spielen sehr toll. Die Kombination Raney/Burrell funktioniert perfekt, und der „kühle“ Raney ist eigentlich der wärmere der beiden, derjenige, der einen sanfteren, volleren Sound hat (ich weiss nicht wie man das nennt, kenn mich mit Gitarren-Effekten gar nicht aus, aber er hat viel mehr… reverb oder sowas?)

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    #7975419  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    gypsy tail wind

    Hattest Du ein Oreos-Buch über Blakey? Wusst ich gar nicht, dass es das gibt!

    Was ist das für ein Film aus Amougies? Sagt mir in der Tat nichts – offiziell, bootleg, wo zu finden?

    das Miles Oreos Buch hab ich nicht gelesen, aber bei Ornette, Mingus und Blakey waren die schon prägend (wobei ich da bei Ornette die wenigsten Bedenken hab) allerdings hatt ich die nur aus der Bücherei und es ist sehr lange her, dass ich sie gelesen hab… Amougies war dieses berühmte BYG-Festival, gibt ein paar Clips davon auf youtube aber dann eher Zappa und so, Cherry/Draper mit Dyani/Temiz ist hier aufgeführt, Oktober 69, mehr weiß ich nicht (außer, dass Draper wohl auch noch mit Shepps Band gespielt hat, bei dem Festival), gibt wohl einen Film(bzw), nehme mal an, da ist es drin…

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    #7975421  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ach so, das BYG-Festival, klar… nein, davon hab ich noch nie irgendwo etwas gesehen. Im Film ist dann wohl das eine Stück, das in der Cherry-Live-Disko gelistet ist, nehme ich an. Tja, wie Du schon sagtest: man hätte Draper 1963 oder auch 1967 mit McLean oder auch in der Zeit von „Complete Communion“ mit Cherry mal bei Blue Note aufnehmen können… oder von mir aus auch mit Eddie Gale oder so. Und Mingus hätte ihn 1965 auch noch in die Band holen können…

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    #7975423  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    so landete Draper erst 1970 bei Blue Note und das war dann eine ganz andere Geschichte… Soundsamples klingen aber schon attraktiv, für mich jedenfalls…

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    #7975425  | PERMALINK

    thelonica

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    „Red Beans and Rice Featuring Ray Draper“ war ein Album auf Epic Records.
    Kann es sein, dass Du uns nicht alles erzählst?

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    #7975427  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    THELONICA“Red Beans and Rice Featuring Ray Draper“ war ein Album auf Epic Records.
    Kann es sein, dass Du uns nicht alles erzählst?

    :sonne: ich sammel seit Jahren alle Informationen über Draper, die ich kriegen kann, RB&B, das Album hab ich leider noch nicht gehört, soll aber auch nicht sooo toll sein, leider…

    hier erzählt übrigens Webster Young ein bißchen von dieser Zeit… (der Schlagzeuger mit dem er zusammengewohnt hat dürfte Ben Dixon sein, weiß nicht wie klar er das sagt…)

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    #7975429  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    McLean nahm noch zwei weitere Alben mit Blakeys Messengers auf, bevor er den „Daddy“ verliess. Das erste der beiden dürfte das am wenigsten bekannte sein, Tough! (Cadet LP 4049), später als Twofer mit einer Roach-Session aus „Percussion Discussion“ wieder aufgelegt. Aufgenommen wurde es irgendwann im Frühling 1957 mit derselben Band, die seit dem Herbst des Vorjahres bestand hatte: Bill Hardman (t), Jackie McLean (as), Sam Dockery (p), Spanky DeBrest (b) und Art Blakey (d). Auf dem Programm stand wenig neues, das Repertoire dieser Ausgabe der Messengers scheint nicht besonders gross gewesen zu sein, zudem ginge sie im Frühjahr 1957 wohl etwas zu oft ins Studio, um jedes Mal ein völlig neues Programm dabei haben zu können.
    Duke Jordans „Scotch Blues“ steht am Anfang, McLean spielt ein wunderbares Solo, sein Ton satt und zartbitter, flexibel, dehnbar – er spielt äusserst entspannt. Sehr schön die stopt time Passage. Hardman folgt, beginnt ganz einfach, baut rasch ein tolles Solo auf, glänzt mit Sechzehntel-Läufen, bis er dann für seine stop time Passage wieder einfachere Linie spielt… und kaum kickt die Band wieder ein gibt er wieder Gas. Blakeys Groove ist unglaublich, davon profitiert auch Sam Dockery, der nächste Solist.
    Das zweite Stück, „Flight to Jordan“, stammt erneut von Duke Jordan, der es später zum Titelstück seines schönen Blue Note Albums machen sollte. DeBrest walkt ein paar Takte, dann spielen McLean und Hardman die Melodie sehr leise über den satten Groove der Rhythmusgruppe und Dockerys frisches comping. Wieder hebt McLean als erster ab, sein Solo ist kurz und klar. Es folgen Dockery, dann – enorm lyrisch – Hardman und schliesslich Blakey mit einem relaxten Solo.
    Blakey hat das dritte Stück, „Transfiguration“, komponiert. Hardman und McLean spielen im Intro gegenläufige Linien, dann fallen sie in das repetitive Thema (mit einfacher Bridge) und Hardman spielt dann das erste Solo. McLean folgt mit einem sehr tollen Solo, dann Dockery und erneut Blakey.
    Es folgt die nächste Version von Gigi Gryce‘ „Exhibit A“, McLean hat das Stück langsam richtig im Griff, klingt unglaublich sicher und locker, sein Ton ist in dieser ganzen Session sehr schön, die Zeiten der gelegentlichen Unsicherheit scheint vorbei zu sein. Es folgen Hardman, Dockery und Blakey – die Band groovt enorm, ist perfekt eingespielt… das ganze ist am Ende vielleicht fast eine Spur zu relaxed, aber doch sehr schön.
    Zum Abschluss folgt die veröffentlichte Fassung des Gershwin Medleys: Rhapsody In Blue (McLean) / Summertime (Hardman) / Someone to Watch Over Me (Dockery) / The Man I Love (DeBrest) und damit endet das sehr kurze Album (Argo/Cadet halt) dann auch schon. Das Medley ist nicht besser geworden in den vergangenen Monaten… ich tendiere auch dazu, Cuscunas Meinung zu teilen, dass es sich hier eher um einen kleinen Spass handelt (s.o. Dez. 1956). Anders sieht die Sache dann mit dem Lerner & Loewe Album (mit Griffin an McLeans Stelle) aus, aber auch das überzeugt nicht vollends.

    Das letzte Album, das McLean mit den Messengers gemacht hat ist wohl zugleich auch das beste. McLean war eigentlich schon raus aus der Band, im März schon hatte Blakey das „Lerner & Loewe“ Album mit Johnny Griffin an seiner statt eingespielt – das erste für Vik, ein neues Unterlabel von RCA Victor.
    Im April trafen die Messengers (mit Griffin) dann auf Monk, es entstand ein grossartiges Album für Atlantic. Und im selben Monat nahmen sie auch ihr bestes reguläres Studio-Album auf, A Night in Tunisia (Vik LX-1115), auf dem McLean zurückkehrte und die Messengers für ein paar Stunden zum Sextett machte. Er lief als „Ferris Benda“ auf der LP, aufgrund seines Prestige-Vertrages. Zwischem ihm und Griffin fliegen die Funken, Hardman bietet einen guten lyrischen Kontrast und die Rhythmusgruppe, vor allem Blakey selber, wirkt etwas wacher als auf „Tough!“ und der „Midnight Session“.
    Das Album beginnt mit Dizzy Gillespies Titelstück, einem Klassiker, zu dem Blakey immer wieder zurückfand, der ihm mit seinem Wechsel zwischen Swing- und Latin-Rhythmen sehr viele Möglichkeiten öffnete. Unterstützt von der Band an Perkussion öffnet Blakey Solo, nach über zwei Minuten setzt die Band ein – wir sind aber schon mittendrin, Blakeys Getrommel ist unglaublich musikalisch, McLean spielt die Bridge allein, kriegt dann nach dem Interlude auch das erste Solo, lässt sich Zeit, spielt einen fast schon provokant einfachen Solo-Break zum Auftakt. Dann legt er aber schnell nach, lässt sich von Blakey treiben und flicht einige leicht orientalisch angehauchte Linien ein. Hardman folgt, stotternd, nahe am Thema, mit ein paar vorsätzlich falschen Noten, bevor er sich mit kleinen Motiven und Varianten auch langsam ins Feuer spielt. Griffin stürmt sofort los, mit einem sehr tollen Solo, zwischendurch hört man ihn Schreien, mit der Stimme und am Ende des Solos auch mit dem Sax. Dockery meistert die undankbare Aufgabe, nach diesem Feuerwerk zu solieren, sehr gut, spielt reduziert, repetitiv, perkussiv. Dann folgt DeBrest mit einem kurzen Solo, bevor Blakey trommelt, unterstützt wieder von der ganzen Band. Zum Ende folgt das Thema, dieses Mal mit Blakey in der Bridge und einer kleinen Kadenz von McLean zum Ende – grossartige Aufnahme!
    „Off the Wall“ stammt von Griffin, das Tempo ist mittelschnell, das perfekte Messengers-Tempo. McLean soliert zuerst, Hardman steigt mit einem verspielten kleinen Lick ein, aus dem er dann sein Solo aufbaut. Griffin ist entspannt, Dockery wieder sehr sparsam, aber etwas gesprächiger.
    Hardmans „Theory of Art“ wurde für eine spätere Edition des Albums zum Titelstück. Blakey öffnet mit einem Intro und auch das Thema ist für ihn angelegt, er trommelt wild drauflos, besonders in der Bridge, während die Bläser das einfache Thema spielen. McLean steht wieder am Anfang der Soli, es folgen Hardman und Griffin, der in diesem rasanten Tempo zu Hochform aufläuft. Blakey folgt mit einem tollen Schlagzeugsolo.
    „Couldn’t It Be You“ ist eine entspannte Kollaboration von Blakey und McLean. Griffin soliert dieses Mal zuerst, Hardman folgt, die Saxophone riffen ein wenig, dann folgt McLean, in einer ähnlich lyrischen Stimmung wie Hardman.
    Mit dem schnellen „Evans“ aus der Feder von Sonny Rollins endet das Album. Das Stück beruht auf den Changes von „Get Happy“, Sonny Freund McLean dürfte es mitgebracht haben. Er soliert auch als erster, wechselt zwischen langen Tönen und rasanten Läufen. Hardman folgt, zunächst ohne Piano, bläst ein verspieltes schnelles Solo, das kaum je aus dem mittleren Register hinausgeht und immer toller wird als Dockery einsteigt. Dann folgt Griffin, der sich sofort in Rage spielt, Blakey spielt hinter ihm mit diversen Effekten herum. Dockery wieder minimalistisch karg, fast ohne linke Hand. Dann folgen Exchanges der Bläser zuerst untereinander, dann mit Blakey.

    Auf der 1995er CD Second Edition wurde ein Überblick über die Vik/RCA-Aufnahmen der zweiten Messengers geboten, vor allem aber das „Lerner & Loewe“ ALbum komplett neu aufgelegt (es erschien 2001 noch einmal auf einer Doppel-CD von Collectables, zusammen mit „A Night in Tunisia“). Die „Second Edition“ CD enthielt zudem fünf Raritäten, darunter zwei Stücke (drei Takes) von einer „Jazz Messengers Plus Four“ Session, die im April ohne McLean entstand (die „Plus Four“ sind Lee Morgan, Melba Liston, Sahib Shihab und Cecil Payne, Wynton Kelly sass für einmal am Piano). Zudem enthält die CD zwei Alternate Takes von „A Night in Tunisia“, Take 5 von „Off the Wall“ und Take 3 von „Couldn’t It Be You“.
    Auf der „Bluebird First Editions“ CD des Albums (oben abgebildet, 2002 erschienen) finden sich ebenfalls drei Alternate Takes, darunter besonders erwähnenswert derjeniges des Titelstücks „A Night in Tunisia“. Zudem sind „Off the Wall“ und „Theory of Art“ nochmal zu hören. Die Takes werden in allen Fällen als „-1“ angegeben, weitere Infos dazu gibt’s im Booklet soweit ich sehe keine, es ist mir daher nicht klar, ob das derselbe Take von „Off the Wall“ ist oder nicht (die Timings sind 7:12 auf der 2002er und 7:25 auf der 1995er CD), vermutlich ist es aber wirklich ein anderer, denn es heisst, alle drei Stücke seinen „previously unissued“. „Couldn’t It Be You“ konnte jedenfalls aus Zeitgründen sowieso nicht auch noch angehängt werden.

    Die Session verlief übrigens wie folgt: mit „Off the Wall“ wurde entspannt begonnen, dann folgte mit „A Night in Tunisia“ das wohl schwierigste Stück, mit „Couldn’t It Be You“ eine relaxte Nummer und dann mit „Theory of Art“ und „Evans“ nochmal etwas anspruchsvollere Stücke. In „Evans“ ist die Band dann richtig gut drauf in den Exchanges.
    „Off the Wall“ ist also insgesamt in drei Takes zu hören, TK 1 als Bonustrack auf der Bluebird-CD, TK 5 auf „Second Edition“ und TK 6 war dann der Master. Auch die beiden Alternates sind sehr entspannt, das Stück ist purster Hardbop und es macht Spass, davon mehr zu hören, vor allem Griffins Solo auf TK 1 ist super.
    Auf TK 3 von „Couldn’t It Be You“ sind die Soli von McLean und Griffin vertauscht, McLean soliert (wie fast immer) zuerst und hat – wie auch sonst hie und da in der Session – Probleme mit seinem Blatt, die hier aber wirklich ein paar Mal etwas stören. Die Soli von Hardman und Griffin sind allerdings absolut veröffentlichungswürdig. Dockery kriegt hier zudem einen Chorus zugunsten von Blakey und die Bläser riffen weniger hinter den Soli.
    Der alternate Take von „Theory of Art“ ist noch eine halbe Minute länger und damit über zehn Minuten lang. Seite B des Albums war sowieso schon ziemlich lang, da war es wohl gut, dass der zweite Take eine Spur schneller angegangen wurde, sonst kann ich am ersten Take keinen eindeutigen Makel erkennen.
    Das Highlight unter den Alternates ist natürlich „A Night in Tunisia“, es ist etwas kürzer (kein Bass-Solo) und die Soli der Bläser sind völlig verschieden von denen auf dem Master Take. Hardmans Spiel im Thema ist allerdings nicht immer sauber.
    Schade, dass es von „Evans“ keinen weitere Take zu hören gibt, ich hätte von den Exchanges gerne mehr gehabt! Der veröffentlichte war TK 2 (wie bei „Theory of Art“), bei „A Night in Tunisia“ war’s TK 3, bei „Couldn’t It Be You“ TK 4 und bei „Off the Wall“, dem Opener mit McLeans Blatt-Problemen, wurde erst bei TK 6 grünes Licht gegeben.

    In Sachen idiotischer CD-Reissues: das Tunisia-Album gab’s wie gesagt auch als „Theory of Art“, mit zwei Bonustracks von der Messengers Plus Four Session, an der auch nur zwei Stücke, „Social Call“ und „A Night at Tony’s“ (beide von Gigi Gryce) eingespielt wurden. Nur von letzterem ist auf der „Second Edition“ der betreffende Take zu hören, von beiden sind aber zusätzliche Takes aufgenommen worden.
    Um alle Tracks zu haben von „A Night in Tunisia“ und von der Plus Four Session muss man also die Bluebird CD von „A Night in Tunisia“ haben, den Reissue „Theory of Art“, sowie „Second Edition“. Natürlich wäre auf letzterer genügen Raum gewesen für alle vier Takes von der „Plus Four“ Session, aber – Ihr ahnt es schon… – Orrin Keepnews hat den Reissue produziert. Deppert! Sowas von!

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    redbeansandrice

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    redbeansandrice:sonne: ich sammel seit Jahren alle Informationen über Draper, die ich kriegen kann, RB&B, das Album hab ich leider noch nicht gehört, soll aber auch nicht sooo toll sein, leider…

    hier erzählt übrigens Webster Young ein bißchen von dieser Zeit… (der Schlagzeuger mit dem er zusammengewohnt hat dürfte Ben Dixon sein, weiß nicht wie klar er das sagt…)

    und wenn man so ein bißchen drüber nachdenkt, dann ergibt vieles einen Sinn; dass Ray Draper und George Braith(waite) sich offenbar seit Schülertagen kannten bis in die 70er Jahre(link,link, beide schonmal hier gepostet) (beide ein komisches Instrument, und das gleiche Durcheinander von Hard Bop, Free Jazz und Soul); die „Brooklyn cats“ (s. das Webster Young interview) Draper und Braith und die Veteranen von Lloyd Price Band (Webster Young, Ben Dixon, John Patton, Fred Jackson…), die über die Jahre immer wieder zusammenarbeiten sollten (wenn auch meist nicht mit Draper)

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    gypsy-tail-wind
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    redbeansandricehier erzählt übrigens Webster Young ein bißchen von dieser Zeit… (der Schlagzeuger mit dem er zusammengewohnt hat dürfte Ben Dixon sein, weiß nicht wie klar er das sagt…)

    Danke!

    Ich muss nochmal fragen, wir hatten das mit John Mayer schonmal im Chronological Coltrane Thread letztes Jahr: Mayer, Maher, Meyers – das ist alles derselbe, oder? Der sich heute Jon Mayer schreibt?
    Hier hatte ich seine Erinnerung ans Roulette-Album abgetippt.

    Und ich merke grad, das ich auch noch Lloyd Mayers (Myers) als Variation abgebucht hatte (den Pianisten auf dem Album „Griff & Lock“ von Johnny Griffin und Eddie „Lockjaw“ Davis… das ist natürlich falsch. Über den weiss man auch nichts, oder?

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    gypsy-tail-wind
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    Habe den Post heute nachmittag verloren… zu Gene Ammons‘ Jammin‘ in Hi-Fi, McLeans letztem Jam-Album mit ihm, schreibe ich nichts mehr weiter, ausser dass Idrees Sulieman und Paul Chambers die Neuzugänge sind, Burrell zum zweiten Mal mit dabei, zudem Taylor und Waldron aus der Stammbesetzung.
    Die vier Stücke dauern alle 12-13 Minuten, das ganze Album ziemlich genau 50, und es ist sehr schön! Waldron hat die Leitung, hat zwei Instant-Originals geschrieben, und Eddie Vinsons „Four“ arrangiert. Suliemans Konzeption kommt direkt aus dem Bebop (er war einer der ersten Bopper, gleicher Jahrgang wie Navarro, jünger aber als Dizzy und Maggie), ist voller waghalsiger Intervalle und Sprünge und dennoch sehr lyrisch. Ammons selbst ist einmal mehr der Star und wohl der Kitt, der aus dieser sehr losen Sache ein gelungenes Album werden lässt – was mich bei diesen Ammons-Jams immer wieder verblüfft… sind nämlich allesamt gut bis sehr gut!
    Die Ballade läuft nach dem üblichen Schema, bloss bleibt Ammons – ganz allein mit Burrell, der sehr einfühlsam und warm begleitet – diese Mal über zweieinhalb Minuten im langsamen Tempo. Im ersten Solo zitiert er dann „Poinciana“ und später im zweiten, nachdem die anderen ihre Soli gespielt haben, auch noch „There’s a Small Hotel“, bevor er wieder ins langsame Tempo wechselt.

    Mit Mal Waldron nahm McLean im April eine Session auf, die auf der Hälfte auf Mal/2 (PR 7111) landete. Das Sextett bestand ausserdem aus Bill Hardman (t), John Coltrane (ts), Julian Euell (b) und Art Talyor (d). Die zweite Session für das Album wurde im Mai mit Sulieman (t), Sahib Shihab (as,bari), Coltrane, Euell und Ed Thigpen (d) eingespielt.
    Waldron, der zu dieser Zeit als Begleiter von Billie Holiday unterwegs war, war drauf und dran, seinen eigenen Stil zu finden. Coltrane spielte an drei aufeinanderfolgenden Tagen im April Prestige-Sessions ein und zog sich wenig Tage darauf nach Philadelphia zurück, um sich endgültig seiner Drogensucht zu entledigen.
    „Potpourri“ ist ein Waldron-Original in schnellem Tempo, klingt ein wenig nach Big Band, McLean und Sulieman spielen schöne Soli, Coltrane folgt – Taylor gibt intensive Kommentare ab – mit einem Solo, das zunächt relativ flüssig ist, dann zunehmend fragmentierter, pausenreicher wird, bevor es wieder mit flüssigen Phrasen endet. Waldron folgt mit seinem klassischen „Telegraphen-Stil“.
    „J.M.’s Dream Doll“ ist Waldrons Homage an Dolly, die Frau von Jackie McLean – ein charmanter Walzer. Das Stück walkt langsam dahin, man vergisst beinahe, dass es ein Walzer ist. McLean präsentiert das Thema, gefolgt von Soli von Waldron, Coltrane und Hardman, und am Ende steht dann McLeans wunderschönes Solo, bevor er wieder das Thema repetiert. Er hat im vergangenen Jahr jedenfalls gelernt, eine Performance ruhig anzugehen, eine Ballade auszuspielen, und das hört man hier sehr schön.
    Ähnlich geartet ist Waldrons Fassung des von Billie Holdiay mit Arthur Herzog Jr. komponierten „Don’t Explain“. Die Interpretation steckt voller emotionaler Ambivalenz (ein Markenzeichen von Waldrons Musik). Im Thema bläst McLean die Moll und die Dur Septime – um den traurig-fröhlichen Aspekt und eben die Ambivalenz zu betonen – ein wunderbares Arrangement, auch was den Bass betrifft. Hardman spielt am Anfang allein, dann folgt das Thema von McLean/Coltrane, sehr eng und speziel gesetzt, bevor Hardman nochmal allein mit McLean Septimen das Thema beendet und dann in sein Solo wechselt, wofür Taylor einen satten Swing mit Besen spielt und Waldron kauzige Einwürfe macht. Coltrane folgt als zweiter (und letzter) Solist, es gelingt ihm, unter Beibehaltung der Stimmung einige seiner rasanten Patterns einzuschmuggeln. Am Ende folgt nochmal das Thema, Hardman mit Septimen, die Saxophone und wieder Hardman mit McLeans Septimen – sehr schön!

    Zwei weitere, längere Stücke (genug für eine halbe LP) wurden an der Session eingespielt, sie wurden 1965 auf The Dealers (Status 8316) veröffentlicht, zusammen mit zwei Alternate Takes von der Session, die Coltrane und Waldron mit Frank Wess und Paul Quinichette gemacht haben (heute auf der CD „Wheelin‘ & Dealin'“ greifbar – dazu mehr hier -, die beiden im folgenden kommentierten Stücke sind auf der CD „Mal/2“ zu finden).
    Waldrons „Blue Calypso“ (ein Blues) wechselt zwischen dem karribischen und einem straighten 4/4-Beat, Taylor eröffnet solo, Waldron spielt das Thema allein und glänzt mit drei beweglichen Blues Chorussen voller Einfälle. Es folgen Taylor, Coltrane und Hardman, die beide geschickt mit dem Wechsel vom Calypso- zum Swing-Beat umgehen. McLean folgt mit dem längsten Solo der Session, er phrasiert flüssig und spielt voller Leidenschaft. Dann folgt ein Duett von Waldron und Euell, bevor Taylor das Stück mit Calypso-Beat beendet.
    Rodgers & Harts „Falling in Love with Love“ wird rasant angegangen, nach einem kurzen Intro von Waldron springt Hardman mitten ins Solo. McLean soliert mit was man mittlerweile wohl seine typisch kompetente Art nennen kann, gefolgt von Coltranes, dessen Solo voller Bebop-Phrasen ist und mit Feuer brennt. Es folgen Fours der drei Bläser, bevor Hardman das Thema repetiert.

    Ich hatte mich zu dieser Session schon letztes Jahr kurz im Chronlogical Coltrane geäussert, mein Fazit zu Bill Hardman viel damals deutlich negativer aus, ich war aber mit den diversen Hardman/McLean(/Blakey) Aufnahmen damals erst teilweise vertraut und höre das heute ein bisschen anders – aber Sulieman überzeugt mich dennoch mehr, wenngleich Hardman etwa in „Blue Calypso“ ein sehr tolles Solo spielt und auch im Holiday-Stück sehr überzeugt.

    Anfangs Mai folgte McLeans nächste Prestige-Session, dieses Mal mit John Jenkins um quasi das „2 Altos“ Album einzuspielen, das den Titel Alto Madness (PR 7114) kriegte. Die Rhythmusgruppe besteht aus Wade Legge, der 1952-54 mit Gillspie gespielt und 1953 ein Blue Note Trio-Album aufgenommen hat und später etwa bei Mingus auftauchte und zu der Zeit 1957 mit Max Roachs Band spielte (zu hören etwa auf Sonny Rollins‘ Prestige-Album „Sonny Rollins Plays for Bird“, PR 7095). Doug Watkins und Art Taylor sind ebenfalls zur Stelle, wie so oft, wenn Bob Weinstock ein paar Leute in Van Gelders Studio zusammentrommelte.
    Das Titelstück ist McLean zugeschrieben, ein einfaches zwölftaktiges Blues-Riff, in dem McLean das Thema spielt und Jenkins seine Phrasen jeweils beantwortet, das Echo spielt. McLean spielt dann drei Durchgänge, Jenkins drei, dasselbe nochmals, dann zweimal jeweils zwei, danach folgen beide achtmal mit je einem Chorus, bevor sie mit den Fours beginnen (sechs Chorusse Jackie immer noch zuerst), dann zwei Chorusse Twos spielen, nochmal zwei mit Fours und dann Jackie zum Ende… ein konstanter Dialog also, in dem sich die beiden auch annähern, sehr ähnlich klingen. McLean hat den fetteren, harteren Ton (klingt hier aber weicher als meist), Jenkins ist schlanker, näher an Charlie Parker (aber McLean war durchaus auch ein Vorbild für ihn – er begann etwa in derselben Zeit in Chicago zu spielen, als McLean in New York erstmals von sich hören liess. Jedenfalls ist das eine sehr faszinierende Nummer, fast zwölf Minuten Altsax ohne unterbruch, ein konstanter Dialog, in dem Jenkins zwar eindeutig nicht die dominante Stimme ist aber einen sehr guten Eindruck hinterlässt! Ich muss zugeben, dass ich stets dazu tendiere, ihn zu unterschätzen… das beste Album von/mit ihm ist wohl jenes von 1957 mit Clifford Jordan und Bobby Timmson sowie Wilbur Ware und Dannie Richmond („Jenkins / Jordan / Timmons“, Prestige) – das hab ich immerhin in meine Monsterliste mit aufgenommen.
    Mit Jenkins‘ „Windy City“ endet die erste Hälfte, ein Swinger. Nach dem Thema folgt ein kurzes Interlude, dann ein Chorus, den die beiden sich teilen (McLean spielt vier Takte, Jenkins wiederholt sie, dasselbe nochmal, dann Jenkins allein für die acht Takte der Bridge und zum Ende nochmal McLean und Jenkins mit je vier Takten). Dann folgt Jenkins mit dem ersten Solo, spielt drei schöne Durchgänge, lässt Raum für Taylor, wirkt streckenweise aber ein wenig unsicher. McLean folgt mit vier Chorussen. Danach spielt Wade Legge ein Piano-Solo (drei Durchgänge) und Taylor ein kurzes Schlagzeug-Solo (ein Chorus), bevor die Saxophonisten das Stück mit dem Thema beenden.
    Die zweite Hälfte beginnt mit „The Lady Is a Tramp“ von Rodgers-Hart, McLean spielt das Thema und den ersten Chorus, dann folgt Jenkins mit zweien und danach nochmal McLean. Legge spielt einen und dann folgen Fours (McLean zuerst) und am Ende nochmal McLean mit dem Thema. Das hier ist klar seine Show. Taylor ist für Jenkins nicht der ideale Drummer, sein Time ist irgendwie… weicher, anders als Taylor, der hart peitscht und für McLean eben ideal funktioniert.
    Der zweite Standard ist „Easy Living“, wird von McLean als Ballade dargeboten, Jenkins ist jeweils nur in den Bridges (aller Chorusse) zu hören, Wade Legge kriegt am Ende des zweiten Chorus auch noch acht Takte. Sehr schön, wie McLean diese Ballade spielt, wieder wird deutlich, dass er mittlerweile die Ruhe und Geduld für sowas hat – auch wenn er oft in Sechzehntel-Läufe fällt, er macht das so geschickt, dass die Stimmung immer balladesk bleibt.
    Mit Jenkins‘ zweitem Original „Pondering“ endet das Album. Das Thema spielen die beiden Saxophonisten nur mit Watkins‘ Bass, in der Bridge – die McLean und Jenkins in dieser Reihenfolge aufteilen – stösst die ganze Rhythmusgruppe dazu („Oleo“ lässt grüssen). McLean spielt dann zwei Chorusse, gefolgt von zweien von Jenkins (mit der ganzen Rhythmusgruppe), dann kriegen Legge und Watkins je einen, am Ende ist das Thema dann umgekehrt: die volle Rhythmusgruppe spielt, in der Bridge aber nur Watkins. Ein sehr schönes Stück zum Ausgang, wohl abgesehen vom Titelstück mit den besten Beiträgen von Jenkins.

    Das Album ist am Ende doch recht klar von McLean geprägt, man hört VIEL Altsaxophon hier, aber die bieden Stimmen verschmelzen sehr schön, war wir hier hören ist jedenfalls keine Battle sondern einen freundlichen Dialog, in dem aber durchaus auch das Können demonstriert wird. Es enstand im Rahmen dieser Session noch das Stück „Bird Feathers“, das auf einem gleichnamigen Album (New Jazz 8204) erschien, auf dem Stücke von diversen Altsaxophonisten zu finden waren. Ich kenne es bisher nicht.

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    gypsy-tail-wind
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    Im Juli und August nahm McLean seine letzten beiden Sessions als Leader für Prestige auf. Von 1958 bis 1968 sollte er dann fest zur Blue Note Familie gehören (mit der Ausnahme einiger Sideman-Gigs, genauer: je einmal für Atlantic, Bethlehem, Pacific Jazz, United Artists; zudem nahm er 1967 zwei Stücke fürs RCA-Album „Tribute to Charlie Parker“ auf und der 1966er Mitschnitt von der Left Bank Jazz Society wurde später von Steeplechase als „Dr. Jackle“ und „Tune Up“ veröffentlicht).

    Aber zurück ins Jahr 1957…

    Das Trio von McLean, Ray Daper und Webster Young war im Juli erneut in Rudy Van Gelders Studio, um den Rest des Albums Strange Blues (PR 7500) einzuspielen. Jeder der drei brachte ein Original mit, als Rhythmusgruppe fungierten Freunde, die sonst unbekannt waren: John Meyers (p – aka Jon Mayer), Bill Salter (b) und Larry Ritchie (d – er spielte später mit McLean in Freddie Redds „The Connection“ und war auch auf dem Blue Note Album mit Misk daraus zu hören).
    Webster Youngs Blues „Millie’s Pad“ ist das erste und längste Stück der Session und zeugleich auch das Herzstück des Albums „Strange Blues“. Young und McLean repetieren eine Phrase, Draper gibt Antwort, während Mayer seltsame gospel-artige Akkorde legt. Young spielt das erste Solo, durch Larry Ritchies sehr zurückhaltendes Spiel (Taylors Rückhalt fehlt ein wenig) hat Young sehr viel Raum, trotz des geschäftigen compings von Mayer klingt alles sehr sparsam, luftig und lyrisch. McLean folgt mit einem intensiv brennenden Solo, dann folgt Draper, Salter zieht seine walking bass Linien sofort in die Höhe, um der Tuba etwas aus dem Weg zu gehen. Draper soliert gemächlich, lässt sich Zeit, reiht kurze Phrasen, hält sein Solo rhythmisch einfach – definitiv eine schlaue Strategie, um einigermassen gut rüberzukommen, was ihm hier gelingt. Gegen Ende versucht er sich dann auch leidlich erfolgreich an einigen schnellen Linien, sein „Bye Bye Blackbird“ Zitat ist gar keins, und er endet mit einem tollen letzten Chorus. Das hier dürfte eins seiner besten Solo aus den frühen Jazz-Jahren sein! Mayer folgt, beginnt mit kurzen Riffs und unzusammenhängenden Phrasen, aus denen er langsam in ein fliessenderes Solo steuert. Am Ende ist Mayer wieder in seiner gospeligen Laune und die Bläser repetieren das call & response-Thema.
    Das zweite Thema, „Disciples Love Affair“, kommt von Ray Draper und präsentiert die Solisten fast im Unisono – Drapers Linie weicht manchmal etwas ab, gibt tolle Voicings und macht ihm das Leben rhythmisch etwas einfacher (auch das geschickt gemacht… er hat wohl von den Pannen der frühesten Aufnahmen gelernt!). Mit der Tuba beginnen dann auch die Soli, Draper schlägt sich im mittelschnellen Tempo ganz gut. McLean folgt, wieder mit sattem Sound und seiner jetzt schon typischen Phrasierung und Intonation. Ritchie dreht hier etwas auf, Mayers comping ist ziemlich schräg aber passt gut, und Salter walkt solide. Young folgt als dritter Solist, wieder sehr lyrisch, mit einem Solo voller wunderbarer Ideen. Mayer ist auch im Solo leicht verschroben, seine linke Hand ist vergleichsweise stark, schaltet sich immer mal wieder mit dichten Akkorden ein, während die rechte rollende Linien spielt. Das Themaa wird wiederholt und damit endet für Draper und Young die Session auch schon.
    McLeans „Not So Strange Blues“ ist themenlos und McLean all the way, bis auf ein paar Takte walking bass zum Einstieg. Leider bricht die tolle Improvisation von McLean nach nicht ganz fünf Minuten unvermittelt ab.

    Im August standen McLean und Webster Young wieder im Studio, dieses Mal mit Curtis Fuller an der Posaune sowie Gil Coggins am Piano, Paul Chambers am Bass und Louis Hayes am Schlagzeug. Die vier eingespielten Stücke wurden auf Makin‘ the Changes (New Jazz 8231) und A Long Drink of the Blues (New Jazz 8253), die beide zur anderen Hälfte mit Stücken der Quartett-Session vom Februar gefüllt waren.
    „What’s New“ wurde in der Februar-Session auch schon eingespielt (diese Version ist auf „Strange Blues“ zu finden), hier öffnet Coggins mit einem kurzen Intro, dann präsentiert Webster Young zuerst alleine das Thema, McLean übernimmt die Bridge, und Curtis Fuller spielt die letzten acht Takte. McLean übernimmt das erste Solo, sein Ton klingt luftig und gross, er spielt zwei Chorusse und man hört zwischendurch seine Schreie. Stargast Chambers (mehr dazu hier, aus Benjamin Franklin: Jazz & Blues Musicians of South Carolina, Interviews with Jabbo, Dizzy, Drink, and Others. Columbia 2008, S. 65) spielt das nächste Solo, pizzicato, sicher, von Coggins und Hayes zurückhaltend begleitet. Es folgen Fuller, Coggins (perkussiv, eigenartig, toll!) und zum Ende Young, nahe am Thema.
    Gemäss dem Interview mit Young ist „Jackie’s Ghost“, das Ray Draper zugeschrieben wird, in Wirklichkeit sein Thema (gleiche Angaben wie oben – Dank an redbeans für den Link!). Das Stück ist dicht und geschickt arrangiert. Der erste Teil der 40-taktigen AABAC-Komposition wird unisono von McLean und Young präsentiert, während Fuller eine kontrapunktische Linie spielt. Die Bridge gehört McLean, dann wird A wie vorhin wiederholt, dann folgt ein 8-taktiges Interlude, das auch in den Solo-Chorussen repetiert wird und stark an Miles Davis‘ Arrangement von „Dear Old Stockholm“ (auf dem Columbia-Album „Round About Midnight“) erinnert. Young ist der erste Solist, etwas tastend und vorsichtig wirkt er, McLean folgt als zweiteszweiter, zuversichtlich und entspannt – als einziger kriegt er zwei Chorusse, das Interlude in der Mitte fällt dabei weg. Dann folgt Fuller, sein Ton singt beinahe, sein schönstes Solo des Tages! Dann folgt auch Coggins mit einem schönen Solo – das spezielle Thema scheint alle zu inspirieren! Chambers spielt sein Solo dieses Mal arco, und nach dem letzten Interlude folgt wieder das Thema, in dem Hayes die Bridge kriegt. Das Stück wurde übrigens in der Session als erstes eingespielt, vor „What’s New“.
    Das dritte Stück war ein Klassiker von Charlie Parker, dessen kontrapunktisches „Chasin‘ the Bird“, das in rasantem Tempo präsentiert wird (McLean soliert in der Bridge). Das Arrangement wirkt etwas schludrig, man hatte wohl keine Zeit, das Ensemble-Spiel etwas auszutarieren. McLean soliert als erster, schlafwandlerisch, als hätte er nie was anderes gemacht als Parkers Musik zu üben. Young folgt, sicherer als davor, das Tempo ist für ihn jedenfalls nicht das geringste Problem, seine Konzeption und sein Ton bleiben sehr lyrisch. Fuller folgt, flüssig und schnell, gefolgt von Coggins. Dann spielen die drei Bläser ein paar Runden Fours. Auch im Thema am Ende gehört die Bridge McLean ganz allein. Und hier geschieht das Gegenteil dessen, was mit Art Taylor jeweils passiert: das Stück verliert an Tempo (aber nicht an Fahrt), wenn mich nicht alles täuscht bereits gegen Ende des eröffnenden Themas.

    Nat Hentoff zitiert Jackie in seinen Liner Notes, er sei derzeit damit beschäftigt…

    with the fight to be as modern as I can be, and even more so. Jazz has really taken a change in the past few years, especially because of Coltrane, and Coltrane comes through Monk. I go to Monk’s house quite often, and he’s helping me. He’ll play a chord, and then I’ll make a run through that chord. Monk will then show me the other possibilities I overlooked.

    ~ Jackie McLean, zit. nach: Nat Hentoff, Liner Notes zu „Jackie McLean – Makin‘ the Changes“, New Jazz 8231

    Am Ende der Session wurde das über zwanzig Minuten Lange „A Long Drink of the Blues“ inklusive eines false starts und der folgenden Diskussion zwischen McLean und dem genervten Paul Chambers mit einem Generalbass der anderen Bandmitglieder (ich verweise wieder auf das Interview mit Webster Young oben). Was wir hier zu hören kriegen ist gleichsam eine Jam Session in extremis.
    Coggins öffnet swingend, getragen von Chambers fettem walking bass. Hayes swingt schön, auf eine ganz andere Art als Taylor, satter im Sound, mit mehr Becken. Curtis Fuller bläst das erste Solo, lässt sich Zeit und baut langsam Spannung auf. McLean und Young riffen mal kurz während einem Chorus, aber schon beim Ende ist unklar, ob sie aufhören oder nicht (Young spielt das Lick noch einmal mehr als McLean). Das zweite Solo ist dann von Jackie, sein Einstieg klingt fast wie ein Tenor – und in der Tat: er spielt hier Tenor! Wie es dazu kam weiss ich nicht, Joe Goldberg schreibt in seinen Liner Notes nichts dazu. McLean hat keinen besonders tollen Ton, etwas Luft aber nicht sehr viel Volumen, seine Phrasierung ist aber deutlich zu erkennen und da sind auch die kleinen Schreie zwischen den Phrasen wieder. Webster Young folgt, und ausgerechnet er, der lyrischste Musiker der Gruppe, fällt rasch in double time, Hayes folgt ihm so halbwegs, aber bald fällt Young auch wieder ins ursprüngliche Tempo. Sein Ton bricht einige Male fast, ich mag das ganz enorm, diese Art, Trompete zu spielen! Leider gibt er rasch an Curtis Fuller ab, der ausgiebig irgendeinen Big Band Klassiker zitiert, an dessen Namen ich mich grad nicht erinnern kann. McLean folgt am Altsax, dieses mal fällt auch er in double time. Dann spielt Coggins ein zickiges, sehr perkussives Pianosolo. Schliesslich spielt Paul Chambers eine tolles Solo (pizzicato). Dann folgt nochmal McLean, während Hayes ein wenig aufdreht und Young mit Dämpfer unter ihm rifft. Am Ende fallen Chambers und Hayes in einen klassischen Miles Davis Quintett 2-Beat-Groove.

    Mit der leider letzten Session von McLean, Draper und Young enden dann gewissermassen Macs Lehrjahre, die Wanderjahre begannen ab 1958 bei Blue Note (noch immer als Teil des rat race mit dem Affen im Nacken). Jackie McLean Plays Fat Jazz oder kurz Fat Jazz (Jubilee JLP 1093) war das letzte Album, das 1957 entstand, und mit dem ich meinen Bericht über McLeans frühe Aufnahmen beenden werde.
    Hier wird erinmal mehr klar – gerade nach der Jam-Session mit Fuller an Drapers Stelle – dass McLean langsam aber sicher Ambitionen hatte, seine eigene Musik zu machen, eine Band zu leiten, die einen ganz bestimmten Sound anstrebte. Und dieser Sound beruhte ganz wesentlich auf Ray Draper an der Tuba, der dem Sound der Band etwas dunkles, ja düsteres verlieh. McLeans heiss brennendes Altsax und Youngs fast schmerzhaft lyrische Trompete boten zudem einen guten Kontrast und Gil Coggins sorgte für eine spannende Begleitung. An Bass und Schlagzeug waren George Tucker und Larry Ritchie zu hören, Tuckers grosser Ton erdet die Band sehr schön, das wir nach den Stücken mit Salter (und auch Chambers) deutlich.
    „Filide“ haben Draper und McLean geschrieben, das Thema hat etwas leicht klagendes und im Thema eine Linie von Draper sowie Latin-Beats. Die Soli folgen dann in swingendem 4/4, McLean öffnet, gefolgt von Young und einem guten kurzen Solo von Draper. Dann spielt Coggins ein verspieltes Solo voller Dissonanzen. Das Stück ist auch auf Drapers New Jazz Album mit Coltrane zu hören (NJ 8228).
    Webster Youngs „Millie’s Pad“ ist auch auf McLeans „Strange Blues“ (PR 7500) zu hören, Draper spielt im Thema eine tolle Gegenlinie, der an sich einfache Blues wird durch das tolle Arrangement (Tucker und Ritchie spielen half time, auch Coggins hat einen part) zu einer sehr speziellen Angelegenheit. McLean soliert wieder als erster, spielt ein lockeres Solo, gefolgt von Young, den Coggins und Tucker mit tollen Ideen begleiten. Drapers Solo gelingt auch hier ganz leidlich, wir bleiben dann im tiefen Register mit George Tucker, dann folgt Coggins mit einem spritzigen kurzen Solo, bevor das Thema wiederholt wird.
    Die zweite Hälfte des Albums beginnt mit Drapers „Two Sons“, McLeans beiden Söhnen gewidmet. Draper soliert als erster, klingt aber eher verloren. McLean greift zum Auftakt seines Solos eine Idee von McLean auf. Es folgt Young, der ein sehr flüssiges Solo spielt, Tuckers Bass ist schon in der Begleitung sehr präsent und spielt dann ein Solo, bevor zuletzt auch noch Gil Coggins kurz zu hören ist.
    Am Ende folgen zwei fremde Kompositionen, zuerst die selten gehörte Ballade „What Good Am I Without You“, die Coggins solo eröffnet. Young spielt die Melodie, während Draper und McLean ihn umgarnen. McLean glänzt dann mit einem traurigen Solo. Auch am Ende ist das Ensemble im Thema wunderbar, Draper als tiefer Kontrapunkt zu Young, McLean als der ringer, der frei zwischen den Polen herumschwebt.
    Zum Abschluss hören wir eine schnelle Version von „Tune Up“, dem zweiten Thema von Eddie Vinson, das als Miles Davis Komposition bekannt geworden ist. McLean soliert zuerst, flüssig, bereit zum Aufbruch in neue musikalische Gefilde. Es folgt Draper, der minimalistisch einsteigt und bleibt und damit die schlimmsten Klippen umschiffen kann. Youngs Solo fliesst schön dahin, er arbeitet mit Wiederholung, sein Solo ist diskursiv, Tucker ist einmal mehr sehr präsent, auch in Coggins‘ folgendem Solo, dringt mal rasch in höhere Lagen vor und walkt mit tollem Feeling und schönem Ton. Es folgt Hayes im Wechsel mit der Band, bevor das Thema wiederholt und das Stück und damit das schöne Album zu Ende geht.

    Leider hat die Band – entgegen damaligen Plänen – nie wieder zusammengefunden. Auch wenn das Album vielleicht nicht das gelungenste aus McLeans frühen Jahren ist, so ist diese Band mit Sicherheit das spannendste, was er als Leader bis dahin auf die Beine gestellt hat!

    ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~

    Damit bedanke ich mich bei vorgarten für die Anregung, mich endlich mal ausgiebig mit den frühen Aufnahmen McLeans zu befassen. Auch wenn die Musik nicht sehr gut ist hat mir der Hör-Marathon grossen Spass bereitet! Nachzuvollziehen, wie sich McLean langsam entwickelt, zu seinem Ton findet, seine Intonation und Phrasierung entwickelt, Sicherheit gewinnt, mit der Zeit auch die Geduld findet, um richtig Balladen zu interpretieren… spannend!

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    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    gypsy tail wind
    Damit bedanke ich mich bei vorgarten für die Anregung, mich endlich mal ausgiebig mit den frühen Aufnahmen McLeans zu befassen. Auch wenn die Musik nicht sehr gut ist hat mir der Hör-Marathon grossen Spass bereitet! Nachzuvollziehen, wie sich McLean langsam entwickelt, zu seinem Ton findet, seine Intonation und Phrasierung entwickelt, Sicherheit gewinnt, mit der Zeit auch die Geduld findet, um richtig Balladen zu interpretieren… spannend!

    ich danke dir für diese tiefenanalyse und hoffe nicht (glabe aber auch nicht), dass du dich jetzt komplett aus diesem thread zurückziehen wirst…
    ich mache dann demnächt mal weiter mit meinem subjektiven überflug…

    --

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