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AutorBeiträge
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„wise one“ ist für mich eins seiner schönsten und besten Stücke überhaupt! Jeder kann hier hören warum Ornette Coleman behauptete, dass John Coltrane der lyrischste Saxofonist ist, den er je gehört hat…
Nun auf dem Plattenteller eine der schönsten Live-Scheiben und daher auch bei mir unter den top 20….
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Werbungich wechsle mal rasch hier rüber:
vorgarten
gypsy-tail-wind
vorgartenmir ist das seit gerade wieder ziemlich klar
Muss glaub schon vor „Crescent“, oder? Bin da selber völlig hin- und hergerissen … übrigens, um 22 Uhr gibt’s drüben auf StoneFM nochmal etwas Miles in Japan-Nachbearbeitung
schade, hätte ich gerne gehört, aber dienstag…
A LOVE SUPREME bei mir auf jeden fall vor CRESCENT, es ist viel impulsiver, roher, wirklich beeindruckend in der motivarbeit (der gilmore-einfluss?). und vor allem: die akkorde, die tyner da spielt, haben mich in meiner frühen jazzbegeisterung wirklich umgehauen, sowas hatte ich noch nie gehört. das ist aber auch eine neue qualität hier, von CRESCENT und BIRDLAND aus:Tyner employs decidedly ambiguous chord voicings, sometimes omitting the chord tone itself, and thereby creating an unresolved sense of slight unease that Coltrane as soloist flies in to fill.
Mal abgesehen vom total faszinierenden Spiel Tyners auf dem ganzen Album: das dünkt mich gerade auch im Vergleich mit der Nr. 1 der letzten Umfrage („Kind of Blue“) ein krasser Kontrast. Miles, der flamboyante Zauderer, geht mit ein paar Skizzen ins Studio, der Reiz des Neuen liegt gerade darin, dass sehr behutsam, teils fast zögerlich vorgegangen wird, dass wir quasi zarten Pflänzlein beim ersten Erblühen zuhören können. Coltrane, der stille Chrampfer (wie wir hier sagen), hatte wohl alles vorbereitet und geht gleich in die Vollen – und aus dem Durchbruch wird quasi auch schon die Vollendung. Letzteres kann man bei KoB natürlich auch sagen, klar, ist ja ebenfalls ein perfektes Statement – aber von Temperament und Charakter her sind das schon unterschiedliche Welten.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windMal abgesehen vom total faszinierenden Spiel Tyners auf dem ganzen Album: das dünkt mich gerade auch im Vergleich mit der Nr. 1 der letzten Umfrage („Kind of Blue“) ein krasser Kontrast. Miles, der flamboyante Zauderer, geht mit ein paar Skizzen ins Studio, der Reiz des Neuen liegt gerade darin, dass sehr behutsam, teils fast zögerlich vorgegangen wird, dass wir quasi zarten Pflänzlein beim ersten Erblühen zuhören können. Coltrane, der stille Chrampfer (wie wir hier sagen), hatte wohl alles vorbereitet und geht gleich in die Vollen – und aus dem Durchbruch wird quasi auch schon die Vollendung. Letzteres kann man bei KoB natürlich auch sagen, klar, ist ja ebenfalls ein perfektes Statement – aber von Temperament und Charakter her sind das schon unterschiedliche Welten.
ja, das stimmt. ich dachte gestern kurz, dass eher CRESCENT coltranes KIND OF BLUE ist, aber da sind es ja auch perfekt auskomponierte stücke, die fast zurückhaltend interpretiert werden, keine für den moment geschriebene skizzen.
bei ALS war ich gestern wieder überrascht, wie kurz das ist, 32 minuten, unter studioalben-standardlänge, ein kondensat, um es dann live an die grenzen zu treiben.--
Genau, drum (wegen „Crescent“) kam ich auch wieder auf „Kind of Blue“ … und dass dort „Bessie’s Blues“ ein Fremdkörper bleibt, empfinde ich auch ein wenig so (ich mag das Stück allerdings, für sich genommen).
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und vor allem: die akkorde, die tyner da spielt, haben mich in meiner frühen jazzbegeisterung wirklich umgehauen, sowas hatte ich noch nie gehört. das ist aber auch eine neue qualität hier, von CRESCENT und BIRDLAND aus:Tyner employs decidedly ambiguous chord voicings, sometimes omitting the chord tone itself, and thereby creating an unresolved sense of slight unease that Coltrane as soloist flies in to fill.
Das finde ich ein interessantes Zitat. Ist das der Beginn einer neuen Ära im Jazz-Piano? Mein momentanes Verständnis ist, dass es eigentlich absolut üblich ist, dass der Pianist den Grundton des Akkords weglässt, um (dem Bassisten) an der Stelle Raum zu schaffen. Mein eigenes Gehör ist leider nicht geschult genug, um das statistisch belastbar rauszuhören.--
Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dicknicht_vom_forum
vorgarten
und vor allem: die akkorde, die tyner da spielt, haben mich in meiner frühen jazzbegeisterung wirklich umgehauen, sowas hatte ich noch nie gehört. das ist aber auch eine neue qualität hier, von CRESCENT und BIRDLAND aus:Tyner employs decidedly ambiguous chord voicings, sometimes omitting the chord tone itself, and thereby creating an unresolved sense of slight unease that Coltrane as soloist flies in to fill.
Das finde ich ein interessantes Zitat. Ist das der Beginn einer neuen Ära im Jazz-Piano? Mein momentanes Verständnis ist, dass es eigentlich absolut üblich ist, dass der Pianist den Grundton des Akkords weglässt, um (dem Bassisten) an der Stelle Raum zu schaffen. Mein eigenes Gehör ist leider nicht geschult genug, um das statistisch belastbar rauszuhören.
das kann ich auch nicht beantworten. ich glaube nur, dass tyner in dieser zeit sehr viel experimentiert hat, um mit coltrane mitzuhalten. ein jahr später gibt es ein stück („attaining“, glaube ich) wo er schon ähnlich spielt wie alice coltrane später, also eher wellenhafte angebote, die in alle harmonische richtungen zugleich gingen. und auf seinen eigenen sachen hat er eigentlich die akkordgrundtöne wieder gespielt, oder?
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Ich kann das auch nicht beantworten, aber ich vermute, dass in der Folge von Bill Evans (der sich selbst ja wieder aus der Welt zurückzog) – und dann mit Paul Bley, am Rand auch schon mit Steve Kuhn, der ja bevor Tyner frei wurde kurze Zeit bei Coltrane spielte – in den frühen Sechzigern so manches aufbrach. Cecil Taylor war da ja unsanft kaltgestellt worden (von 1962 bis 1966 oder so ist eine Lücke, er kriege keine Gigs, wurde – ich hab das jetzt nicht nochmal nachgeprüft – glaub ich auch tätlich angegriffen und verletzt, damit er nicht mehr spielen konnte?) … ich denke, Tyner war mit diesen Entwicklungen vertraut (vermutlich auch mit Taylor, „Hard Driving Jazz“ aka „Stereo Drive“ kam 1959 heraus, 1962 oder 1963 folgte auch bereits die Neuauflage als „Coltrane Time“). Diese ganzen Entwicklungen in einem Panorama dargestellt zu kriegen (so à la „Jazz Masters of the Forties“ und „Swing to Bop“) wäre schon sehr wertvoll.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbawas für ein brocken. natürlich existenziell wichtig für einen live-eindruck der band, aber wie hört man sowas? 30 minuten tenorsax-powerplay? ich bleibe da skeptisch, bei diesem raumgreifenden männlichen dominanzgebahren, da können sich die mitmusiker halt anschließend ins eisbad legen (oder – klugerweise, wie hier – einfach aufhören). aber doch: alle 2 minuten findet coltrane eine idee, einen sound, dann ist man sofort wieder synchron und staunt. highlight für mich ist aber das tyner-solo über „afro blue“, das ist einerseits genauso hochleistungssport-gaga, aber dann doch unglaublich facettenreich in den mikrobewegungen.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,509
vorgarten was für ein brocken. natürlich existenziell wichtig für einen live-eindruck der band, aber wie hört man sowas? 30 minuten tenorsax-powerplay? ich bleibe da skeptisch, bei diesem raumgreifenden männlichen dominanzgebahren, da können sich die mitmusiker halt anschließend ins eisbad legen (oder – klugerweise, wie hier – einfach aufhören). aber doch: alle 2 minuten findet coltrane eine idee, einen sound, dann ist man sofort wieder synchron und staunt. highlight für mich ist aber das tyner-solo über „afro blue“, das ist einerseits genauso hochleistungssport-gaga, aber dann doch unglaublich facettenreich in den mikrobewegungen.
Aus meiner Erinnerungen gibt`s ein tolles McCoy Tyner Solo auf „Chim Chim Cheree“, welches eine Woche vorher (der Beginn dieses Gigs ?) ebendort aka im Half Note aufgenommen wurde aber nicht Teil dieser CD Ausgabe ist btw. (ebenso wie „Impressions“) – warum auch immer ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpopeAus meiner Erinnerungen gibt`s ein tolles McCoy Tyner Solo auf „Chim Chim Cheree“, welches eine Woche vorher (der Beginn dieses Gigs ?) ebendort aka im Half Note aufgenommen wurde aber nicht Teil dieser CD Ausgabe ist btw. (ebenso wie „Impressions“) – warum auch immer ….
hätte man gerne gegen den „song of praise“ austauschen können – das ist ja eine komposition, die ich echt nicht verstehe…
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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vorgarten
soulpopeAus meiner Erinnerungen gibt`s ein tolles McCoy Tyner Solo auf „Chim Chim Cheree“, welches eine Woche vorher (der Beginn dieses Gigs ?) ebendort aka im Half Note aufgenommen wurde aber nicht Teil dieser CD Ausgabe ist btw. (ebenso wie „Impressions“) – warum auch immer ….
hätte man gerne gegen den „song of praise“ austauschen können – das ist ja eine komposition, die ich echt nicht verstehe…
Es wäre ja auch möglich gewesen ein 3CD zu machen …. aber – so erinnere ich mich vage – hat ja damals auch wieder der Coltrane Estate neben Licht auch einiges an „Nebel“ eingebracht – und so war „One Up, One Down“ schon zum Erscheinungszeitpunkt „nur“ tolles Stückwerk …. btw Coltrane hier nicht auf einem vordergründig abschweifenden Egotrip, sondern einfach komplett entfesselt …. für mich majestätische Schönheit ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)john coltrane – mccoy tyner – jimmy garrison – roy haynes. 2 sessions, 1963, 1965. eine ballade mit suspediertem rhythmus. ein bassist, der plötzlich lücken lässt. das schlagzeug hüpft, setzt akzente, ist keine maschine. es ändert sich sofort etwas, aber nicht das entscheidende. „after the crescent“ ist wieder ein gewaltmarsch, unendliche kaskaden. dann plötzlich „dear god“, 1965, alles wieder heile. hatte ich immer jahre vorher datiert. steht hier rum, wunderschön.
funktioniert als album sehr gut, taucht aber in keiner bestenliste auf.
der live-auftritt der gleichen besetzung hinterher, sprung zurück ins jahr 1963, habe ich tatsächlich noch nie gehört. coltranes unbegleitete lange coda über „i want to talk about you“. „my funny valentine“ mit einem unglaublichen dur-teil kurz vor ende. und dann „impressions“, wo coltrane und haynes ein duo ausprobieren, das viel näher an INTERSTELLAR SPACE ist als am unendlichen duo mit jones im half note. suspended and spreaded rhythm. am ende kommt noch newport 1965, wieder mit jones, aber am etwas ausgelaugten ende des klassischen quartetts. tyners akkorde sind definitiv anders als zwei jahre zuvor. und coltrane will die extase am kühlen juli-nachmittag.
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klassisches quartett, studio-aufnahmen 1965: JOHN COLTRANE QUARTET PLAYS, TRANSITION, LIVING SPACE, SUN SHIP, FIRST MEDITATIONS.
die 7 monate nach A LOVE SUPREME, verdichtete zeit, dazwischen liegen noch half note, die zweite session mit haynes, newport, eine kurze europa-tour, ASCENSION. für mich kein einfaches material. QUARTET PLAYS macht sich noch einen spaß mit den zwischen die neuen akkorde rauf- und runtergejagten motiven aus LOVE SUPREME, aber es gibt auch schon den „song of praise“, der nicht mehr so genau weiß, wo er hin will, und das etwas etüdenhaft-sportliche „one down, one up“. coltrane will plötzlich von 0 auf hundert in einem schritt sein, nichts mehr entwickeln, überblasen, sofortiger climax. elvin jones gerät ins knüppeln, später finde ich ihn fast ratlos, er katapultiert sich raus aus der musik. auch tyner verliert irgendwann die balance zwischen den kraftakkorden und den ausschwärmenden einzelnoten, hämmert mit der linken stur drauflos. erratisch geraten für mich das meiste von TRANSITION und LIVING SPACE, wo ich eine reizvolle verdunkelung der musik ausmache, aber gleichzeitig auch was unsubtiles, gewaltsames. das fängt sich wieder, in den rubato-balladen, dann in den neuen religiösen suiten, meditationen, sonnenschiffen… tyner arpeggiert, umkreist tonale kraftfelder, hört mit dem hämmern auf (alice coltrane muss da sehr genau zugehört haben), coltrane findet neue abgründe in melodien („dearly beloved“, „serenity“) und wieder spaß an der motivarbeit, ab ASCENSION wird er dann zum echten free-spieler, der neue sounds sucht, sonorisch neue räume aufstößt (das ende von „serenity“). SUN SHIP ist ein störrisches teil auf diesem weg, FIRST MEDITATIONS eine letzte übung, das alles im quartett zusammenzubinden. garrison scheint mir durchgängig den check zu haben, er hört zu und findet die ganze zeit aufregende kürzel, wird darin selbstständig (wie er z.b. auf „joy“ coltranes changes einfach nicht mehr mitspielt), hat seinen weg als erster gefunden. rashied ali schon auf den SUN-SHIP-sessions, mit tyner zusammen, hätte mich interessiert. beim pianisten hört sich das für mich so an, als hätte er auch weitermachen können, aber das sah er wohl anders. wie sich das wohl anfühlt, wenn einem die musik, in der man lebt, langsam enteilt, fremd wird. richtig überzeugt bin ich von keinem der alben, aber das genaue hinhören bei SUN SHIP war ein tolles erlebnis. bisher das album, das bei mir am meisten gewachsen ist, abgesehen vom ellington-duo.
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Hm, vielleicht sind es gerade diese Brüche, Ungereimtheiten – und auf jeden Fall das Dunkle und die Rubato-Balladen – die mich so sehr faszinieren an den Aufnahmen dieser Monate? Dass „Sun Ship“ gewachsen ist, freut mich – ist hier ja bekanntlich ein Lieblingsalbum.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windHm, vielleicht sind es gerade diese Brüche, Ungereimtheiten – und auf jeden Fall das Dunkle und die Rubato-Balladen – die mich so sehr faszinieren an den Aufnahmen dieser Monate?
für mich findet das alles erst später, auf EXPRESSION und STELLAR REGIONS, zu einer zwingenden und darin umso abgründigeren form.
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Schlagwörter: Free Jazz, Hard Bop, Jazz, John Coltrane
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