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TheMagneticField
Wenn jemand Piano-Jazz Tipps hat immer her damit, ich arbeite mich dann doch lieber an Tipps ab ;-)(Ich habe mir auch vorgenommen heute noch die große Runde zu machen und den aktuellen Rolling Stone zu suchen. Wird immer schwieriger hier in der Gegend)
Michael Mantler – The Hapless Child And Other Instractable Stories (u.a. mit Carla Bley, Terje Rypdal, Robert Wyatt)
oder etwas ätherischer: Rainer Brüninghaus – Freigeweht. Beides sehr schöne Platten, obwohl ich nicht so der Piano-Jazz-Fan bin.--
Highlights von Rolling-Stone.deWerbungduploAhmad Jamal (!)
captain kiddIch kenne ihn aber gar nicht.
In eine etwas „lebhaftere“ Richtung geht …
Ich suche noch die innere Logik.
Ist das ein Schau-genau-Rätsel?--
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
duploAhmad Jamal (!)
Ja. Und zwar „The Awakening“, eins der essentiellsten Piano-Jazz Alben. Jamals Spiel war mindestens so originell und eigenwillig, wie das von Monk.
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duploIch suche noch die innere Logik.
Ist das ein Schau-genau-Rätsel?Hehe, ja, das klingt doof. „Kenne ihn gar nicht“ meint hier: Habe kein Album von ihm. Hatte mir immer nur ein paar Tracks angehört und ihn eher als ruhigeren Pianisten erlebt. Nicht so opulent wie Peterson. Aber da mag ich mich auch irren.
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Do you believe in Rock n Roll?pinchJa. Und zwar „The Awakening“, eins der essentiellsten Piano-Jazz Alben. Jamals Spiel war mindestens so originell und eigenwillig, wie das von Monk.
Ja, „The Awakening“ ist großartig *****
Ich habe Jamal eine Zeit lang, nun ja, gesammelt könnte man wohl sagen. Ich mag ihn sehr.
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Die grosse Begeisterung für Jamal kann ich teilen, aber nicht die für „The Awakening“ (the Impulse syndrome at play again?) … die absoluten Essentials wären in meine Augen die drei hier:
Die ersten zwei sind mit dem frühen Trio (noch in der p/g/b-Besetzung), die dritte dann mit dem famosen Trio mit Israel Crosby (der auch davor schon am Bass zu hören ist) und Vernell Fournier. Mit diesem Trio gab es für Argo eine ganze Reihe von Aufnahmen, die Mosaic zu einer Box gebündelt hat (leider sind die Master im verheerenden Brand bei Universal draufgegangen), die ich noch immer nicht habe …
Jamals späterer Stil (und da gehört „The Awakening“ schon dazu) entbehrte der grossen Eleganz der frühen Aufnahmen, dieses unglaubliche Gespür für Timing und Phrasierung (das teilte er mit Sinatra), das Miles auch so geprägt hat, hört man auf den frühen Aufnahmen. Der spätere Jamal hat ein viel groberes, massigeres Spiel entwickelt, das durchaus interessant ist, aber nicht mehr so speziell wie das Spiel des jungen Fritz Jones (er änderte diesen „deutsch“ klingenden Namen im Nachkriegschicago … und hatte ein halbes Jahrhundert später wegen des neuen Namens dann ganz andere Probleme).
Sonst ein paar Empfehlungen von meiner Seite, Essentials zum Einstieg sozusagen … die hier braucht man wohl, um überhaupt das moderne Jazz-Piano zu kennen:
Thelonious Monk – The Genius of Modern Music Vols. 1 & 2 (Blue Note)
Bud Powell – The Amazing Bud Powell Vols. 1 & 2 (Blue Note)
Al Haig – die 1953er Session (Esoteric/Vogue, z.B. auf der Piraten-CD hier komplett)Vor allem die Bud Powells muss man einfach kennen – da hört man die Aufnahmen
Weiter geht’s dann z.B. mit den oben genannten Jamals, oder den hier (die Jones und Lewis sind späteren Datums, aber das tut wenig zur Sache):
Horace Silver & The Jazz Messengers (Blue Note)
Barry Harris – Preminado (Riverside)
Hank Jones – Upon Reflection (EmArcy/Universal)
John Lewis – Private Concert (EmArcy/Universal)Bei Horace Silver geht’s weiter zum Hardbop (da gäb’s dann weiteres zu Empfehlen, aber das eine Album – es waren zwei 10″-LPs, eine dritte ohne Kenny Dorham erschien als „Hank Mobley Quartet“ und ist ebenso zu empfehlen – ist unbedingt zu hören), Harris ist ein in der Wolle gewaschener Bebopper (immer noch), Jones eher ein „umfassender“ Pianist, Lewis hat seine Bebop-Credentials (etwa Savoy-Sessions mit Charlie Parker, und das MJQ entstand ja aus der Rhythmusgruppe der Big Band von Dizzy Gillespie), entwickelte sich später aber auch zum umfassenden Mainstream-Pianisten … Tommy Flanagan wäre da noch zu nennen („Giant Steps“, „Eclypso“ auf Enja, „Sunset and the Mockingbird“ auf Blue Note etc.)
Und dann verdient noch der hier eine unbedingte Empfehlung:
Herbie Nichols – Complete Blue Note Recordings (Blue Note 3CD, re. 1955/56)
Herbie Nichols – Love, Gloom, Cash, Love (Bethlehem)Das ist dann auch fast schon das Gesamtwerk, wenigstens alles wirklich Relevante.
Weiterhören kann man dann mit Andrew Hill oder Cecil Taylor, oder auch mit Ray Bryant, Phineas Newborn, Bobby Timmons, Red Garland, Wynton Kelly …
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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gypsy tail windJamals späterer Stil (und da gehört „The Awakening“ schon dazu) entbehrte der grossen Eleganz der frühen Aufnahmen, dieses unglaubliche Gespür für Timing und Phrasierung (…)
Findest du? Habe mir gestern aufgrund dieses Threads mal wieder „I Love Music“ und „Dolphin Dance“ angehört. Eine Wonne! Wie Jamal da über die Tasten gleitet, das Timing variiert, merkwürdige Pausen setzt und sich dennoch voll und ganz dem Flow einordnet, das ist nicht nur erstaunlich, das macht auch glücklich beim Zuhören.
„Chamber Music of the New Jazz“ ist freilich auch ein tolles Album, mit Jamal auf einem bereits ebenso erstaunlich hohen Improv- und Gestaltungsniveau, aber der zarte, elegante Fluss und die „no stress“-Attitüde auf „The Awakening“ gefallen mir einen Tick besser. Außerdem bin ich mit Crosbys Läufen nicht immer ganz glücklich. Seine Pizzicati klingen für mich manchmal etwas deplaziert. Aber das sind letztlich Marginalien.--
Ich finde den späten Jamal nach wie vor hörenswert, habe ihn auch – wann war das, 2001? – live gehört, als er mit George Coleman, Idris Muhammad und James Cammack unterwegs war. Mir fehlt einfach der Zauber, die Sparsamkeit, die Eleganz, der ganze Style der frühen Aufnahmen. Natürlich ist er auch später noch ein spezieller Pianist, aber mir gefällt der frühe einfach besser, weil er viel weniger massig und flächig aufspielt.
Mit Crosby habe ich gar kein Problem – mir gefällt er wohl gerade darum so gut, weil er aus einer älteren Zeit stammt und mit soliderem Ton als fast alle Bebop-Bassisten aufspielt. (Ausnahme, man kann ihn mit Herbie Nichols auf dessen Blue Note-Aufnahmen hören: Al McKibbon!)
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Wie schön jedenfalls, dass man Ahmad Jamal immer mal wieder in der Popkultur begegnet: klick
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Noch ein kleiner aber feiner Klaviertipp:
Ray Bryant und der Blues … das reiht sich zwar in den Hardbop ein, einigermassen, aber Bryant geht wohl weiter zurück als zu Powell und dem Bebop … hat auch Musik gemacht (auch in den Sechzigern), die ziemlich vom Rhythm & Blues geprägt ist und mit „Little Susie“ einen kleinen Jukebox-Hit gehabt … aber dieses Solo-Album ist einfach die pure Essenz.
Es gibt gewiss inzwischen irgendwelche spanischen Ausgaben, aber nach Möglichkeit rate ich natürlich zur Fantasy-CD.
Wer gleich noch mehr Bryant will, ist auch mit der Trio-Scheibe, die er für Prestige/New Jazz gemacht hat, gut bedient:
Allerdings wäre in Sachen Trio diese spätere Scheibe hier die grosse Empfehlung:
Die ist wohl etwas schwieriger aufzutreiben.
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Vielen Dank
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!Lohnen sich die ganz frühen Aufnahmen von George Benson?
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How does it feel to be one of the beautiful people?Hallo Clau,
wenn du mich fragst, umbedingt. Ich halte seine „alten“ Platten ab ca. 1966 – Mitte der 70er Jahre für seine Besten.
Angefangen 1966 mit den 2 Alben als George Benson Quartet – It’s Uptown und Cookbook für Columbia, wo er als reiner Jazzgitarrist im Stile eines Wes Montgomery auftritt, sind für mich als Jazzhörer besonders gut.
Und dann natürlich die 70er Jahre für das Creed Taylor (ex Impulse) Label CTI, für die er eine Reihe sehr guter Jazzplatten aufgenommen hat. Erwähnenswert hier u.a. seine Version von Abbey Road (der Beatles), welches er in Richtung Jazzrock interpretiert hat. Aus dieser Zeit gibt es so Einige auch klanglich sehr gute Alben.
Mit seinem Wechsel zu Warner Brothers ging es für mich dann so langsam bergab, was den musikalischen Output betrifft. Er fing jetzt auch an zu singen, was ich aber nur bis zur „Livin‘ Inside Your Love“ von 1979 noch ertragen konnte.
Danach wurde es mir zu süß, schmalzig, für mich belanglos.Gruß Wolle
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ClauLohnen sich die ganz frühen Aufnahmen von George Benson?
Für mich eher nicht … nur diese eine bei Prestige mit McDuff steht bei mir herum – und weiteres von McDuff mit Benson als Sideman, da sind ein paar schöne Dinge zu hören. Besonders toll finde ich das Album, das unter dem Drummer der Combo läuft, „The Soulful Drums of Joe Dukes“. Am Tenorsaxophon ist meist Red Holloway zu hören … aber so ganz im Griff hab ich all das nicht, teils wurden die LPs aus diversen Sessions zusammengestückelt, auf CD gab’s dann fast alles auf Twofern, die umgestückelt wurden, manchmal sinnvoller als andere Male. McDuff finde ich spitze, aber ich achte jetzt nicht besonders drauf, wo Benson dabei wäre … ich finde auch andere Alben, z.B. „The Honeydripper“ mit Grant Green, eher etwas besser als die mit Benson.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaWolle62Ich halte seine „alten“ Platten ab ca. 1966 – Mitte der 70er Jahre für seine Besten.
Angefangen 1966 mit den 2 Alben als George Benson Quartet – It’s Uptown und Cookbook für Columbia, wo er als reiner Jazzgitarrist im Stile eines Wes Montgomery auftritt, sind für mich als Jazzhörer besonders gut.Das sind genau die beiden, denen ich unzählige Male eine Chance geben wollte … aber ich gab’s irgenwann auf. Zu kurze Stücke, zuwenig Substanz, zuviel Pop für mein Gefühl, obwohl die Band doch hohe Erwartungen weckt.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
Schlagwörter: Empfehlungen, Fragen, Jazz-Empfehlungen
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