james 'blood' ulmer

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    vorgarten

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    gypsy-tail-windhatte auch ganz viel Ulmer für den Urlaub vorbereitet, der sich schon dem Ende zuneigt, aber die Bluetooth-Box ist dafür echt nicht richtig und ich viel mehr in Laune für klassische Musik.

    sehr nachvollziehbar ;-)

    die trickster vs maverick frage ist interessant, bei kirk hat mich das nie gestört, david ware habe ich dagegen immer als wirklich versunkenen, eigenbrötlerischen musiker wahrgenommen, deshalb wundert mich diese einordnung bei ihm. was ist dagegen mit dolphy?

    was ich dabei wichtig finde, ist der neokonservative hintergrund, auch wenn es ja nichts neues war in den 1980ern, dass saxofonisten parker-soli nachspielen, aber dieses draufhaben der stile mölichst vieler vorgänger hatte ja zu der zeit noch einen anderen aspekt, gut bezahlte museumsarbeit, sozusagen. james carter ist da aber ein sonderfall, weil er ja ansonsten mit den junglöwen nichts zu tun haben wollte, ähnlich wie dave douglas, auch so ein trickster/maverick. jedenfalls geht die verblüffungsstrategie von carter im orgeltrio ziemlich gut auf, finde ich, besser als bei seinen anfangssachen, die mich damals kurz interessiert (verblüfft) haben.

    danke @redbeansandrice und @soulpope, die holiday-hommage kenne ich nicht, ein live-eindruck fehlt mir auch, vor kurzem fand ich das hier (auf der suche nach sachen von jeremiah collier, dem live-drummer von marquis hill), das ist als battle ziemlich toll, aber carters herumgezucke finde ich an der grenze zur verhaltensauffälligkeit, mir wird er nicht sympathisch, auch wenn der text von buchegger ja nahelegt, dass er eigentlich ein guter typ sein soll:

    ist vielleicht auch ausdruck von midlife crisis, da stehen ja mit isaiah collier schon wieder neue jungspunde auf der matte, die ihn rechts überholen (naja, nicht ganz…)

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    #11766203  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Das ist ein grosses Fass – Traditionsarbeit machen ja letztlich alle grossen Musiker*innen (aller Genres). Es braucht also feinere Unterscheidungen, das ist klar. Da ich am Handy tippe nur die ersten zweieinhalb Gedanken.

    Bei Kirk höre ich das als äusserst lustvoll und aufgestellt, aber ohne deswegen die Dunkelheit zu übersehen (z.B. beim Soloalbum, das ich grad in der Hinsicht grossartig finde – da macht der maverick dann richtig tiefe Musik).

    Dolphy empfinde ich dagegen als äusserst ernsthaft. Dass er tief in Traditionen gräbt – gekauft. Aber als maverick empfinde ich ihn überhaupt nicht. Der Multiinstrumentalismus macht ihn ja noch nicht zu Multigassendampfhans(el) … das würde ich z.B. bei Ray Nance, Ernie Caceres, Ira Sullivan auch nicht anders sehen. Aber bei Carter, der einfach alles mit Gusto durchspielt, empfinde ich das schon anders.

    Dass er, Carter, sich nicht in die konservativen Anzugträger einreiht, hebt ihn aber genau wie Dave Douglas (für mich nicht naheliegender aber sehr passender Vergleich) anrechnen. Es macht die Musik definitiv interessanter als den Retorten-Hard Bop der Zeitgenossen.

    Das Holiday-Album von Carter ist mit (in Erwähnungen nur) schon begegnet, ich habe neben dem Live-Album nur noch „J.C. on the Set“ da, letztes oder vorletztes Jahr mal bei Discogs mitgenommen (hat auch einen biographischen Hintergrund: einer der wenigen Guten, an die ich mich in der Grundausbildung der Militärmusik hielt, hatte das Album danals mit und ich hatte danach eigentlich vor, es mal richtig anzuhören, das holte ich dann immerhin verspätet nach).

    Passend hab ich grad „Phrenology“ auf den Ohren – das Debut fehlt noch, ansonsten hab ich beim Zugfahren die letzten Tage ein chronologisches Wiederhören der Alben von The Roots gestartet – grosse Klasse!

    PS: mir kommt noch Bennie Wallace in den Sinn, den glaub ich hier niemand ähnlich wertschätzt wie ich. Da hat sich das in all den Jahren (mindestens 25 inzwischen) gehalten. Ein Stilist/maverick ganz ohne Multiinstrumentalismus (wie Douglas ja auch).

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11766253  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind
    Passend hab ich grad „Phrenology“ auf den Ohren – das Debut fehlt noch, ansonsten hab ich beim Zugfahren die letzten Tage ein chronologisches Wiederhören der Alben von The Roots gestartet – grosse Klasse!
    PS: mir kommt noch Bennie Wallace in den Sinn, den glaub ich hier niemand ähnlich wertschätzt wie ich. Da hat sich das in all den Jahren (mindestens 25 inzwischen) gehalten. Ein Stilist/maverick ganz ohne Multiinstrumentalismus (wie Douglas ja auch).

    ja, stimmt. bin ohnehin bei allem ganz bei dir. und: the roots ❤️

    --

    #11766267  | PERMALINK

    soulpope
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    gypsy-tail-windDas ist ein grosses Fass – Traditionsarbeit machen ja letztlich alle grossen Musiker*innen (aller Genres). Es braucht also feinere Unterscheidungen, das ist klar. Da ich am Handy tippe nur die ersten zweieinhalb Gedanken. Bei Kirk höre ich das als äusserst lustvoll und aufgestellt, aber ohne deswegen die Dunkelheit zu übersehen (z.B. beim Soloalbum, das ich grad in der Hinsicht grossartig finde – da macht der maverick dann richtig tiefe Musik) ….

    Rahsaan Kirk mit ironischem Spielwitz, welcher oft auch in der Trauer, aber immer in der Tradition wurzelt ….

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11766275  | PERMALINK

    vorgarten

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    aber welches ist denn das solo-album von kirk?

    --

    #11766277  | PERMALINK

    soulpope
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    vorgartenaber welches ist denn das solo-album von kirk?

    „Natural Black Inventions : Root Strata“ …. de facto ein Solo Album ….

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11766319  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ja, das meinte ich. Ein Fall, wo ich immer den Titel durcheinander bringe, drum nicht freihändig zitieren wollte :-)

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    #11766337  | PERMALINK

    vorgarten

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    danke, kenne ich bisher nicht.

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    #11766339  | PERMALINK

    soulpope
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    vorgarten …. danke, kenne ich bisher nicht.

    Für mich d-a-s Album um Rahsaan Kirk (besser) zu verstehen …. btw „we are all driven by an invisible whip“ ….

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11766395  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Bei mit war’s zunächst eher eine Art rätselhafter Wurmfortsatz von Joel Dorns Wurf „Dog Years in the Fourth Ring“ (das stammt noch von bevor es all die hippen Reissue-Label gab). Dauerte, bis es sich mir zu erschliessen begann.

    Entschuldige diese grössere Abschweifung @vorgarten – aber sie nahm ihren Ausgang ja immerhin mit einem Album, bei dem Blood mitspielt :-)

    --

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    #11766433  | PERMALINK

    vorgarten

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    kein problem, vielleicht kann ich es mit diesem zitat von c. michael bailey aus seiner enthusiastischen kritik von BIRTHRIGHT wieder zusammenbinden:

    After thirty years riding the edge of the avant-garde with the harmolodic Ornette Coleman and others, Ulmer emerges as a rural blues Sun Ra, a 21st century musical prophet with an irreverent smattering of Rahsaan Roland Kirk and Cecil Taylor.

    naja.

    james blood ulmer, birthright, hyena 2005, rec. 2004
    ulmer (g, voc, fl).

    lag in der luft, vernon reid hat es schließlich produziert: bloods solo-album. ein traditional, ein willie-dixon-standard, ansonsten alles eigene kompositionen, die erste heißt: „take my music back to the church“. das ist das bild, das hier gezeichnet wird: ein mann sitzt schutzsuchend in der kirche, draußen lauern der teufel, andere verlockungen, ein paar frauen zuviel… der ton sehr nah an der akustischen gitarre, es schnarren die saiten wie die stimme, blues wieder als sound, kaum single notes, nur momenthaft brechen ein paar aus den akkorden aus, mono-akkorden, monochordisch wie alte instrumente mit nur einer saite, von gefühlen oder gott verstärkt, damit der teufel sich nicht zu nah ran traut. manchmal öffnet sich auch ein kleiner hallraum, aber der wird schnell wieder zusammengefaltet. ulmer nimmt sich formfreiheiten, rubato ist das trotzdem nicht, der anschlag hält den rhythmus, zumindest weiß er von ihm. zum großen finale kommt der teufel doch noch und schaltet den verstärker ein, ein dreckiges lachen ertönt im kirchenraum, beendet nach 5 minuten die musik, was ist in den bluesmann gefahren? nach einer minute stille ertönt plötzlich eine flöte und schickt den teufel ins feuer: „devil’s got to burn“.

    „clinics in melodic chaos resolving itself by magic into musical sense“, schreibt bailey über die instrumentalpassagen.

    --

    #11766459  | PERMALINK

    soulpope
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    vorgarten ….„clinics in melodic chaos resolving itself by magic into musical sense“ ….

    Gfallt mir ….

    --

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    #11766479  | PERMALINK

    vorgarten

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    odyssey the band, back in time, pi reordings 2006, rec. 12.,13.,18.5.2005
    ulmer (g & voc), charlie burnham (el vl), warren benbow (dm).

    weitere reunion der mittlerweile über 20 jahre alten band, und sie haben auch danach noch weitergespielt. hier, auf pi, betrachten sie kollaborativ (es gibt hier kein vorne und kein hinten, nur ein von hell nach dunkel gestaffeltes schichtwerk) ein paar „hits“ neu, das material geht aber sogar zu ulmers REVEALING (großartige version von „love nest“, dem george-adams-bassklarinetten-schluchzer) und TALES OF CAPTAIN BLACK zurück, hat aber auch einen blues aus den neuesten entwicklungslinien im einsatz. was den sound angeht, funktioniert das alles wieder wunderbar, burnham schwebt, ulmer stottert, benbow punktiert, zusammen agieren sie energetisch zurückhaltender, dafür ist das ergebnis allerdings schwer atmosphärisch, ein melancholisches glimmen vieler flammen. burnham fallen immer noch neue dinge ein, seine psychedelische klage verstummt nicht, benbow spielt dazu, als ob er vor jedem schlag nachdenken müsste. spannende, insistierende musik, beharrlich aus der zeit fallend.

    --

    #11769109  | PERMALINK

    vorgarten

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    world saxophone quartet, political blues
    , justin time 2006, rec. 1/2006
    oliver lake (as & voc), david murray (ts & voc), hamiett buiett (bs) + jaleel shaw & bruce williams (as,ss), jamaaladeen tacuma (eb), lee pearson (dm); gäste: craig harris (tb, didgeridoo, voc), ulmer (g & voc), jeremy pelt (tp), carolyn amba hawthorne (voc), herve samb (g).

    ein ziemlich deutlicher kommentar zur 2. amtszeit von george bush jr., ein paar monate nach katrina, die rassistische vernachlässigung und die gleichzeitigen kriege gegen die „brown countries“ werde offen adressiert (es gab da auch einen zusammenhang, was die haushaltsmittel angeht, militär im irak statt deichbau in new orleans, weiß wiki), man hat es mit bush, cheney und rice zu tun, man schiebt den politischen blues. in diesem zusammenhang taucht auch für ein stück der blues-man (als solcher ist er hier eingeladen, nicht als langjähriger harmolodic-parter von murray, bluiett & tacuma) james blood ulmer auf und zelebriert muddy waters‘ „mannish boy“, den selbstermächtigungssong, um als mann (nicht „boy“) und politisches wesen verstanden zu werden – als später die rolling stones und the band das sangen, war kulturelle aneignung noch (für sie) unproblematisch, 2005 sitzen die afroamerikaner:innen im überschwemmten süden und der präsident kommt nach dem golfspielen am 5. tag mal vorbei.

    ob die politische schärfe sich auch in musikalischer niederschlägt, ist hier ein bisschen die frage, ich höre ein bisschen müdigkeit in den gesten, aber die kann man ja auch politisch lesen. ulmer fliegt ein bisschen ufo-haft da rein, spielt in john-lee-hooker-gemäßer reduktion zwei spuren voll, singt dazu ziemlich aufgekratzt, das verstärkt, loopt und echo-t sich gegenseitig. beim rest ist viel groove und ausbruch, die horn-männer zelebrieren ihren erwartbaren aufschrei, während die super rhythm section (tacuma und der frische und sehr kompetente pearson, dessen debüt das hier ist), das ganze ein wenig zeitgemäßer wirken lässt. ich war nie ein großer fan des WSQ, aber es fällt schwer, dieses album nicht zu mögen.

    danach kam nur noch eine live-aufnahme aus berlin, vielleicht hatte das mit dem präsidentenwechsel zu tun. es hieß YES WE CAN.

    --

    #11769113  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    vorgarten …. ich war nie ein großer fan des WSQ ….

    Warum das …. ?

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
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