Antwort auf: james 'blood' ulmer

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vorgarten

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world saxophone quartet, political blues
, justin time 2006, rec. 1/2006
oliver lake (as & voc), david murray (ts & voc), hamiett buiett (bs) + jaleel shaw & bruce williams (as,ss), jamaaladeen tacuma (eb), lee pearson (dm); gäste: craig harris (tb, didgeridoo, voc), ulmer (g & voc), jeremy pelt (tp), carolyn amba hawthorne (voc), herve samb (g).

ein ziemlich deutlicher kommentar zur 2. amtszeit von george bush jr., ein paar monate nach katrina, die rassistische vernachlässigung und die gleichzeitigen kriege gegen die „brown countries“ werde offen adressiert (es gab da auch einen zusammenhang, was die haushaltsmittel angeht, militär im irak statt deichbau in new orleans, weiß wiki), man hat es mit bush, cheney und rice zu tun, man schiebt den politischen blues. in diesem zusammenhang taucht auch für ein stück der blues-man (als solcher ist er hier eingeladen, nicht als langjähriger harmolodic-parter von murray, bluiett & tacuma) james blood ulmer auf und zelebriert muddy waters‘ „mannish boy“, den selbstermächtigungssong, um als mann (nicht „boy“) und politisches wesen verstanden zu werden – als später die rolling stones und the band das sangen, war kulturelle aneignung noch (für sie) unproblematisch, 2005 sitzen die afroamerikaner:innen im überschwemmten süden und der präsident kommt nach dem golfspielen am 5. tag mal vorbei.

ob die politische schärfe sich auch in musikalischer niederschlägt, ist hier ein bisschen die frage, ich höre ein bisschen müdigkeit in den gesten, aber die kann man ja auch politisch lesen. ulmer fliegt ein bisschen ufo-haft da rein, spielt in john-lee-hooker-gemäßer reduktion zwei spuren voll, singt dazu ziemlich aufgekratzt, das verstärkt, loopt und echo-t sich gegenseitig. beim rest ist viel groove und ausbruch, die horn-männer zelebrieren ihren erwartbaren aufschrei, während die super rhythm section (tacuma und der frische und sehr kompetente pearson, dessen debüt das hier ist), das ganze ein wenig zeitgemäßer wirken lässt. ich war nie ein großer fan des WSQ, aber es fällt schwer, dieses album nicht zu mögen.

danach kam nur noch eine live-aufnahme aus berlin, vielleicht hatte das mit dem präsidentenwechsel zu tun. es hieß YES WE CAN.

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