Antwort auf: james 'blood' ulmer

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gypsy-tail-wind
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Das ist ein grosses Fass – Traditionsarbeit machen ja letztlich alle grossen Musiker*innen (aller Genres). Es braucht also feinere Unterscheidungen, das ist klar. Da ich am Handy tippe nur die ersten zweieinhalb Gedanken.

Bei Kirk höre ich das als äusserst lustvoll und aufgestellt, aber ohne deswegen die Dunkelheit zu übersehen (z.B. beim Soloalbum, das ich grad in der Hinsicht grossartig finde – da macht der maverick dann richtig tiefe Musik).

Dolphy empfinde ich dagegen als äusserst ernsthaft. Dass er tief in Traditionen gräbt – gekauft. Aber als maverick empfinde ich ihn überhaupt nicht. Der Multiinstrumentalismus macht ihn ja noch nicht zu Multigassendampfhans(el) … das würde ich z.B. bei Ray Nance, Ernie Caceres, Ira Sullivan auch nicht anders sehen. Aber bei Carter, der einfach alles mit Gusto durchspielt, empfinde ich das schon anders.

Dass er, Carter, sich nicht in die konservativen Anzugträger einreiht, hebt ihn aber genau wie Dave Douglas (für mich nicht naheliegender aber sehr passender Vergleich) anrechnen. Es macht die Musik definitiv interessanter als den Retorten-Hard Bop der Zeitgenossen.

Das Holiday-Album von Carter ist mit (in Erwähnungen nur) schon begegnet, ich habe neben dem Live-Album nur noch „J.C. on the Set“ da, letztes oder vorletztes Jahr mal bei Discogs mitgenommen (hat auch einen biographischen Hintergrund: einer der wenigen Guten, an die ich mich in der Grundausbildung der Militärmusik hielt, hatte das Album danals mit und ich hatte danach eigentlich vor, es mal richtig anzuhören, das holte ich dann immerhin verspätet nach).

Passend hab ich grad „Phrenology“ auf den Ohren – das Debut fehlt noch, ansonsten hab ich beim Zugfahren die letzten Tage ein chronologisches Wiederhören der Alben von The Roots gestartet – grosse Klasse!

PS: mir kommt noch Bennie Wallace in den Sinn, den glaub ich hier niemand ähnlich wertschätzt wie ich. Da hat sich das in all den Jahren (mindestens 25 inzwischen) gehalten. Ein Stilist/maverick ganz ohne Multiinstrumentalismus (wie Douglas ja auch).

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba