Howard McGhee

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    gypsy-tail-wind
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    Für Contemporary entstanden im Juni 1961 zwei sehr schöne Alben, das erste davon brachte die beiden alten Kumpanen Teddy Edwards und McGhee wieder einmal zusammen:

    This album’s title refers back to the 1945-47 pairing of Edwards and McGhee in the latter’s sextet. At that time, McGhee, twenty-seven, was a leading figure in the bebop movement, and Edwards a promising alto player of twenty one. McGhee and Coleman Hawkins had brought a group to Los Angeles, and when Hawkins returned East, a tenor player was needed. Teddy recalls, „They had a library, and Howard wanted to use most of that. he couldn’t find anybody he liked, so he persuaded me to give the tenor a try.“ After tow years of playing in Los Angeles and San Francisco (musicians in the group from time to time included Charlie Parker, Sonny Criss, Hampton Hawes, Roy Porter, Gene Montgomery, Vernon Biddle), McGhee went on the road in 1947 with Norman Granz’s „Jazz at the Philharmonic,“ and that ended the first get-together.

    ~ Lester Koenig, Liner Notes zu „Teddy Edwards & Howard McGhee – Together Again!“, Contemporary S-7588

    McGhee war anscheinend kaum je länger weg oder im Gefängnis, hat anscheinend die ganze Zeit über für sich selber gespielt und geübt. Mit James Moodys Band kam er dann zurück nach Kalifornien. Auch Edwards war in den 50ern wenig sichtbar und sein Comeback startete wie das von McGhee um 1960, als er für Contemporary (und Pacific Jazz) eine Reihe schöner Alben aufnahm. Sein Ton ist mit den Jahren noch individueller geworden, sehr körnig und stark, ohne jedoch allzu sperrig zu sein.
    Begleitet werden die beiden von Phineas Newborn, Ray Brown und Ed Thigpen. Edwards steuerte extra für die Session das Titelstück bei, eine für ihn typische, in langen Linien gehaltene Melodie, die gewissermassen daherschleicht über den Stakkato-Rhythmen des Pianos und der Rhythmusgruppe. McGhee steht auf „I’ve Stepped out of a Dream“ im Mittelpunkt, präsentiert das Thema mit Dämpfer und einer stellenweise fast beissenden Schärfe im Ton – während die Rhythmusgruppe die übliche Latin-Begleitung mit Wechsel in 4/4 spielt.
    „Up There“ stammt von Ray Brown und wurde auch speziell für die Session geschrieben. Edwards spielt das erste Solo – sein kerniger Ton ist schön zu hören – für mich einer der tollsten Tenorsaxer jener Jahre, und glücklicherweise hat er länger durchgehalten als Wardell Gray… mit Dexter Gordon mag ich ihn nicht so recht vergleichen, Gordons Temperament war von anfang an ein ganz anderes, zudem war er lange Jahre in Europa und auch davor schon keineswegs nur nach der Westküste orientiert.
    Charlie Parkers „Perhaps“ erinnert an die Bebop-Jahre – auch hier soliert Edwards zuerst. Nach Koenig war es McGhees Idee, die Blues-Struktur ein wenig aufzupeppen und für die Soli noch zwei Tonartwechsel einzubauen (alle Soli umfassen sechs Chorusse, jeweils zwei in C, zwei in F und zwei in Bb).
    Teddy Edwards hat sich als Balladen-Feature „Misty“ von Erroll Garner ausgesucht. Zum Abschluss folgt „Sandy“, ein neues Original von McGhee, der auf der offenen Trompete das erste Solo bläst.
    Ein gutes Wort für die exzellten Rhythmusgruppe ist wohl kaum nötig, aber sei hiermit dennoch eingelegt. Brown überzeugt mit seinem fliessenden Spiel und grossem Ton, Thigpen zählt für mich sowieso zu den grossen Unterschätzten, und Newborn ist für einmal erfreulich zurückhaltend zeigt sich als toller Begleiter und legt in seinen Soli auch mal richtig los. Ingesamt ein schönes Album, das manchmal etwas zu leicht an einem vorbeizuziehen scheint, das aber grössere Aufmerksamkeit durchaus lohnt.
    Ein Wort noch zur Aufnahme: wie üblich wenn Roy DuNann am Werk war klingt diese Aufnahme hervorragend – warm, natürlich, die Musik hat Raum zum Atmen, ist aber doch satt und voll eingefangen. Bei allem Hype um den guten RvG ist DuNann wohl der am meisten unterbewertete Ton-Ingenieur jener Jahre.

    Einen Monat später trafen sich McGhee und Phineas Newborn erneut im Contemporary-Studio, dieses mal, um das Quartett-Album Maggie’s Back in Town aufzunehmen. An ihrer Seite waren wieder zwei exzellente Rhythmiker: Leroy Vinnegar und Shelly Manne. McGhee hat sich eine Setlist aus Originals und Standards zusammegestellt: sein „Demon Chase“ stammt aus der Zeit, vor er nach Kalifornien zurückkehrte, dann spielt er das Titelstück und das tolle „Sunset Eyes“ von Teddy Edwards, Clifford Browns „Brownie Speaks“, Ann Ronells „Willow Weep for Me“, sowie die Standards „Softly, as in a Morning Sunrise“ und „Summertime“.
    Gleich zu Beginn, auf „Demon Chase“, wird klar, dass McGhee zum spielen gekommen ist. Sein Solo mit Dämpfer ist lyrisch aber vorwärtsdrängend, höchst konzentriert. Newborn folgt mit einem zugleich ziemlich virtuosen aber auch ziemlich ausgesparten Solo, Vinnegars Bass ist äusserst präsent, wunderschön abgemischt. Manne swingt wie immer leicht aber keineswegs ziellos, er greift immer wieder mit kleinen Fills ein – grosse Klasse! Nach McGhees zweitem Solo kriegt Vinnegar eins und spielt wie immer down to earth – wenn es je einen no-bullshit Bassisten gab, dann ihn!
    Auf „Willow Weep for Me“ wird deutlich, was McGhee Nat Hentoff über sein neues Spiel erzählt hat:

    „After I got myself together,“ McGhee explains, „I began listening t what all the guys were doing, and I decided to play like me. I don’t play like I used to play, running up and down the horn and hitting the high notes. Now I play what I feel.“ I prefer the „new“ McGhee but I also remember with pleasure the excitement I felt as a boy when I first heard the startling power and exhilarating speed of McGhee Special, a record Howard made with Andy Kirk in 1942. That power hasn’t diminished, but it’s now more thoughtfully and imaginatively controlled. The notes are selected more judiciously, and there is a melodic flow and remarkably supple rhythmic placement in McGhee’s work never as fully there before.

    ~ Nat Hentoff (August 15, 1961), Liner Notes zu „Maggie’s Back in Town“, Contemporary S-7596)

    „Softly as in a Morning Sunrise“ öffnet mit Vinnegars schnellem Walking Bass, dann setzt McGhee mit dem Thema ein, wieder mit Dämpfer. Newborn begleitet nur ganz sparsam. McGhee hebt zu einem schnellen Solo ab – wunderbar wie er einen verlangenden Lyrizismus mit Energie und Lebenskraft verbindet und sein Solo mit grosser Logik thematisch entwickelt.
    Es folgt Edwards‘ „Sunset Eyes“, ein äusserst charmantes Thema, das zum grossen Teil über einem rollenden Latin-Beat gespielt wird, auch während der Soli. Newborn überzeugt auch hier wieder – er hatte 1961 gelernt, seine Virtuosität zu zügeln und spielt erdig, sparsam, aber zugleich lässt er sein Können hie und da aufblitzen.
    „Maggie’s Back in Town“ ist mit über zehn Minuten das längste Stück des Album, ein Stück in Moll, das in einem gelassenen mittelschnellen Tempo präsentiert wird. Auch hier wird McGhees Kraft spürbar, ohne dass er sie je wirklich ausspielen muss. Ein sehr tolles Solo, das wieder motivisch konstruiert ist. Newborn übernimmt und folgt mit einem sehr ähnlich aufgebauten Solo. McGhee folgt dann mit einem zweiten Solo, danach Vinnegar, und dann ein paar Exchanges von McGhee und der Band, bevor das Thema folgt – das fast wie eine Improvisation klingt, bis in der Bridge die Stoptime-Begleitung kommt.
    „Summertime“ mit Dämpfer ist dann die kurze, intensive Nummer der zweiten Seite – McGhees Solo ist… poised. Das Stück gehört ihm ganz alleine, bis zum tollen Vamp am Ende.
    Zum Abschluss folgt „Brownie Speaks“, nochmal ein längeres Stück. McGhee spielt auch hier ein langes Solo, das sich motivisch entwickelt, ist aber sprunghafter, verspielter, lässt sein technisches Können nochmal richtig aufscheinen, derweil Manne ihn vorantreibt. McGhee erzählte Hentoff über Brown:

    „He had that big, fat sound and he was one of the very few guys who had everything figured out. He not only knew what he wanted to do, but he was fully capable of doing it all. I selected this original of his because I’d been struck by the fact that while Brownie wrote a number of first-rate tunes, hardly anyone plays them any more. I wanted to show his writing oughtn’t to be forgotten.“

    ~ Nat Hentoff (August 15, 1961), Liner Notes zu „Maggie’s Back in Town“, Contemporary S-7596)

    Newborn folgt mit einem weiteren tollen Solo, vielleicht seinem glänzendsten, – und das nicht bloss in technischer Hinsicht – auf diesem schönen Album.
    Maggie’s Back in Town ist vielleicht am Ende das schönste Album, das es von McGhee zu hören gibt – es hat Charme, McGhee überzeugt mit seinem verspielten, lyrischen und zugleich hart swingendem Spiel, seinen logisch konstruierten Soli, und er wird darüber hinaus von einer vorzüglichen Band begleitet.
    Das tragische war bloss, dass sich 1961 niemand mehr für diese Art von Bebop erwärmen konnte und McGhees Comeback kein grosser Erfolg beschert war.

    Im Dezember 1961 nahm McGhee noch ein weiteres Album auf, bekannt unter den Titeln The Sharp Edge und Artistry in Jazz – es wurde von Chris Albertson in Eigenregie produziert und ist u.a. auf Fontana und Black Lion erschienen. Ich kenne es leider nicht, aber es sieht von der Besetzung her toll aus: George Coleman, Junior Mance, George Tucker und Jimmy Cobb spielten mit McGhee.

    Vielleicht mag redbeans uns dazu etwas berichten?

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    redbeansandrice

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    gypsy tail wind
    Vielleicht mag redbeans uns dazu etwas berichten?

    :-) die erste Suchaktion hab ich schon durch, das nächste Album (House Warmin‘) hab ich auch vorhin schon gehört, werd gleich nochmal suchen… grad gesehen, dass es online doch eine ganz schöne Diskografie gibt…

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    #7874955  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    redbeansandrice :-) die erste Suchaktion hab ich schon durch, das nächste Album (House Warmin‘) hab ich auch vorhin schon gehört, werd gleich nochmal suchen… grad gesehen, dass es online doch eine ganz schöne Diskografie gibt…

    Danke, AAJ hatte ich gar nicht abgesucht… bin selber grad mitten in „House Warmin'“ – wohl der Tiefpunkt (für Ammons auch gleich…)

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    redbeansandrice

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    gypsy tail windDanke, AAJ hatte ich gar nicht abgesucht… bin selber grad mitten in „House Warmin'“ – wohl der Tiefpunkt (für Ammons auch gleich…)

    findst du echt? das Konzept des Albums ist halt wirklich sonderbar – statt der üblichen Hard Bop Rhythmusgruppe, hat man McGhee und Ammons hier eine Blues-Band, g/b/dr, an die Seite gestellt, und keine besonders flexible… der Gitarrist ist durchgängig , hmm, charmant verstimmt und spielt auch ein ganz witziges Solo im Titeltrack… der unverwüstliche Ammons kommt für meine Begriffe wunderbar mit der Situation klar, der konnte in jedem Kontext jedes Material mit Erfolg spielen – und ich würd ihm das hier auch attestieren… klar, die Stücke sind dafür, wie wenig im Hintergrund passiert ein bißchen lang, vielleicht ist das allerdings nötig, damit das Album die volle After Hours Abgehangenheit entwickeln kann… aber ich find zum Beispiel Ammons erstes Solo in Nothin‘ But Soul sehr gelungen… würd auch sagen, dass das Setting McGhee weniger entgegenkam, der kann sich halt nicht so sehr auf seinem tollen Sound ausruhen wie Ammons – und richtige Alternativen gibt es auch nicht… aber ich bin letztlich ganz dankbar dafür, dass sie dieses Album hier aufgenommen haben, das mit keinem anderen mir bekannten Album wirklich vergleichbar wäre…

    ich vermute, vielleicht wusst ichs auch mal, dass dies eine der Argo Sessions ist, mit denen Ammons gegen seinen Vertrag mit Prestige verstiess (Jug and Dodo ist eine andere…), und dass das Album erst im Nachhinein McGhee untergeschoben wurde… wenig überaschend steht auf dem Album ja auch McGhee and the Three Blazers, von Ammons ist nicht die Rede… (s. gypsys post unten)

    auch hier gibt es offenbar nur ein mp3-reissue (neben verschiedenen Vinyl-Ausgaben, zum Teil unter Ammons Namen)

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    #7874959  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ich will jetzt nicht grad behaupten, nach Maggie’s Back in Town sei es mit McGhee bergab geganben, aber mir scheint, dass etwas verloren oder kaputt gegangen ist.

    Im Mai 1962 entstand obiges Album mit Gene Ammons. Es ist zunächst als Nothin‘ But Soul unter Ammons Namen auf dem Label des Produzenten Paul Winley erschienen, später dann unter McGhees Namen al House Warmin‘, und dann wieder unter Ammons‘ als Heavy Sax erschienen. Das Begleittrio, das eigentlich ein Quartett ist, ist völlig unbekannt: Jake Fisher (g), Barney Richmond (b), Willie Mashburn (d) und Waco (bgo).
    Die Winley-Story klingt, als wäre das mal was für die Jungs von Numero/Eccentric Soul!

    „Housewarmin'“ ist ein entspannter Blues mit schönen Soli von McGhee und Ammons, einem kleinen Dialog der beiden… das Spiel von Fisher ist weiss Gott kein Lightblick… es geschieht hier überhaupt nicht besonders viel, McGhee wirkt verkrampft, das Lyrische ist aus seinem Spiel verschwunden, wenngleich sein Ton noch immer sehr schön ist. Er klingt hier mehr wie Blue Mitchell im Kontext von Orgel-Sessions, unspektakulär aber auch, ohne je wirklich aufhorchen zu lassen. „Jivin‘ Around“ ist eine schnelle Nummer, die Bongos stören, der Rhythmus wirkt sowieso schon überladen. Dann folgt „Nothin‘ But Soul“, über ein endloses Gitarren-Ostinato mit einem plumpen graden Beat. McGhee gibt sich Mühe, aber auch sein schönes zweites Solo will nicht so recht abheben – aber hie und da blitzt wenigstens etwas auf.
    Das lange „Jug-n-McGhee“ folgt zum Abschluss, auch hier gelingt McGhee ein recht passables Solo zum Auftakt, ja auch nach Ammons‘ erstem Solo spielt er recht schön und die Exchanges machen Spass. Gegen Ende bessert das Album ein wenig – oder vielleicht hab ich mich einfach daran gewöhnt, wie diese Gruppe klingt…

    Ammons kommt – wie redbeans in der Zwischenzeit geschrieben hat – mit der Situation sehr gut zurecht. Ihn brachte so schnell nichts aus der Ruhe!

    Im Sommer bzw. Ende 1962 entstand in zwei Sessions ein Album, dessen Titel man wohl mit ein wenig Galgenhumor verstehen muss: Nobody Knows You When You’re Down and Out (United Artists), das McGhee vor einem Pfandleiher zeigt (mit einem Zettel an seinem Trompetenkoffer)… (und Hochwasserhosen und schön polierten Schuhen).
    Die erste Session präsentiert ihn mit Jimmy Jones, Ron Carter und Art Taylor, aber leider ist von diesem tollen Trio recht wenig zu spüren. Die zweite Session fand dann mit Phil Porter, einem mir völlig unbekannten Organisten, sowie Larry Ridley und Dave Bailey statt. Die zehn Stücke (vier von der ersten, sechs von der zweiten Session) sind kurz und bleiben an der Oberfläche. Die Orgel klingt schwerfällig, will nicht so recht zu McGhees eigentlich ja sehr leichtem Ton passen – aber er klingt dennoch um Welten besser als auf dem Album mit Ammons (von dem er übrigens mit “Canadian Sunset“ hier eine Parade-Nummer interpretiert). Aber eben: Bossa, Shuffle… wenn man bös wollte, könnte man schon über „Dusty Blue“ sagen, es sei ein Lounge-Album, eine Art moderne Version von Billy Hackett – hier scheint der Vergleich noch einiges weniger abwegig. Auch die Ähnlichkeiten zum Spiel von Clark Terry scheinen wieder auf. Aber insgesamt klingt das bei allem Charme – und auch McGhees gestopfte Trompete – eben doch mehr nach mood music als nach Jazz, es fehlt der Geist der McGhee noch im Sommer 1961 auf „Maggie’s Back in Town“ so wunderbar beseelte.

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    gypsy-tail-wind
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    Fast elf Jahre nach den Aufnahmen von 1966, die auf Cookin‘ Time zu finden sind, hat Produzent Art Zimmerman von deren Existenz erfahren. Sie helfen ein wenig, das riesige Loch zu füllen, das zwischen 1962 und 1976 klafft.
    1970 nahm McGhee zwei Stücke mit Joe Carroll auf, die auf der Spotlite Compilation Bebop Vocalists: Cool Whalin‘ zu hören sind, im selben Jahr trat er am Charlie Parker Memorial Concert in Chicago auf (irgendwo hab ich das eine Stücke, „Ornithology“, aber keine Ahnung wo – habe es vor über 10 Jahren mal vom Radio mitgeschnitten, mit McGhee spielten Vi Redd, Jodie Christian, Rufus Reid und Wilbur Campbell), und 1971 spielte er eine eine EP für das Label Stardust ein (mit Cecil Young-p, Doles Dickens-b und Jual Curtis-d).
    Erst 1976 begann der kurze indian summer von McGhee, mit dem Sonet-Album Here Comes Freddy, das gemeinsam mit Illinois Jacquet entstand. Für Zim hat McGhee 1978 Live-Aufnahmen mit Charlie Rouse und Frank Wess gemacht – und bei Zim erschienen eben auch die Aufnahmen von 1966.
    Und die haben’s in sich! Gemäss den Liner Notes von Art Zimmerman (s.u.) spielte die McGhee Big Band gleichzeitig in New York, wie die neue Thad Jones-Mel Lewis Big Band für Aufsehen sorgte. An diese – eine der besten und aufregendsten unter allen modernen Big Bands – kommt McGhees Band nicht heran, aber die Musik ist hervorragend: moderner Big Band Jazz mit einer Band, in der so tolle Solisten wie Norris Turney, Clifford Jordan, Bill Hardman und natürlich McGhee selber anzutreffen sind. Zudem sind ein paar vertraute aber selten gehörte Leute wie Kiane Zawadi, Elmer Crumbley und Andy Bey (als Pianist) zu hören, und am Bass findet sich Gene Taylor, wie immer mit riesigem Sound. Das Repertoire setzt sich auch Originals und Standards zusammen, da ist etwa Jordans „Highest Mountain“ (arr. Jordan), McGhees „Blues Duendi“, „Bless You“ und „Chronos“ (alle arr. McGhee), sowie „On Green Dolphin Street“ (arr. Zawadi), „Summertime“ und „Satin Doll“ (beide arr. McGhee) und mehr. Das einzige, was mir nicht sehr gefällt, sind die Beiträge von Sängerin Vicki Kelly auf „‚Round Midnight“, „Summertime“ und „Satin Doll“ (wobei letzteres tolle Soli von McGhee, Jordan und Hardman enthält). Bey ist auf „Bless You“ als Sänger und Pianist zu hören, McGhee begleitet ihn einfühlsam mit Obbligati, während Drummer Charles Simon einen relaxten Latin-Beat klöppelt.
    Sehr schade, dass diese tolle Band keine weiteren Aufnahmen machen konnte und anscheinend überhaupt wenig Erfolg hatte. Eine richtige Entdeckung nach den äusserst mittelprächtigen Aufnahmen von 1962!

    In den langen Jahren ohne eigene Veröffentlichungen als Leader hat McGhee einige Male als Sideman aufgenommen, so etwa 1963 mit Joe Williams am Newport Jazz Festival (ich kenne das RCA-Album noch nicht). 1967 enstand in Zürich ein Album mit Sonny Stitt (und Walter Bishop, Tommy Potter und Kenny Clarke – das muss ja Bebop in Reinkultur sein… habe es seit Jahren nicht mehr gehört, wird morgen ausgegraben!) und im Februar 1968 folgte das Album „Boppin‘ and Burnin'“ mit Don Patterson (dem pursten Bebopper unter den grossen Organisten, ja?).

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    #7874963  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Weiß nicht, ob ich heut noch was zu The Sharp Edge schreib, aber wo ich sie grad hab, Fotos, die Chris Albertson von Mance, McGhee und Coleman während der Session gemacht hat:

    und ja, was Patterson betrifft! hab das Album auch schon rausgesucht, hätte mal fünf Sterne von mir bekommen, kann mir kaum noch vorstellen, dass immer noch…

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    #7874965  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Danke für die tollen Fotos!

    Hab gesehen, dass Du die CD gefunden hast :-)

    redbeansandriceund ja, was Patterson betrifft! hab das Album auch schon rausgesucht, hätte mal fünf Sterne von mir bekommen, kann mir kaum noch vorstellen, dass immer noch…

    Nein, so gut fand ich sie nie… wohl irgendwo zwischen ***1/2 und **** – werde sie mir morgen auch wieder anhören.

    Hab zudem beim Graben noch die Guam-Aufnahmen mit Pettiford gefunden, sowie weitere frühe Sessions von 1945 (von den frühen Sessions fehlen mir dann soweit ich sehen kann nur noch die erste Session überhaupt 1945-09, bei der nur „Deep Meditation“ entstand, „Groovin‘ High“ von einem AFRS-Broadcast late 1945 mit Criss, Gray, Marmarosa, und die Spring 1946 Session mit King, Edwards etc, in der „Sweet Potato“, „Hoggin'“, „Blues a la King“ und „Night Mist“ eingespielt wurde).

    Hm, wenn ich genauer hinschaue (also EDIT deswegen)… die AAJ-Diskographie scheint ja einiges zu berichtigen – gibt für die spring 1946 Session (so wird sie bei Bruyninckx angegeben) Mai an und Mingus statt Robert Kesterton am Bass.
    Dafür fehlt die Session aus L.A. (vermutlich Hi-De-Ho Club) von ca. März 1947 mit Criss, Edwards, Hawes, Addison Farmer und Porter, in der für AFRS „Ornithology“, „Body and Soul“ (ohne Criss) und „The Man I Love“ eingespielt wurden – diese Session fehlt mir auch noch. Ist auf „California Boppin“, Jazz Showcase 5005, erschienen)
    Ebenso fehlt mir auch noch von 1948 aus New York die Session mit Jimmy Heath, Bags, Will Davis, Percy Heath und Harris, in der „Yardbird Suite“ (mit Earl Coleman) und Donna Lee eingespielt wurden.
    Schade, dass das alles nicht mal Label-übregreifend neu aufgelegt worden ist (bei den Classics fehlen von den Dial-Sessions natürlich die Alternate Takes, oder zumindest die meisten – um die ganze 1947-12-03 Dial-Session zu haben empfielt sich wohl diese CD (muss ich mir noch zulegen):

    Bei den Sessions aus den letzten paar Jahren sind meine Lücken noch viel grösser, aber ich zweifle, ob man da alles haben muss… Hauptsache ich hab die meisten Stücke von 1979 mit Teddy Edwards!

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    redbeansandrice

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    so, müsst Sharp Edge wohl nochmal in einer anderen Stimmung hören, um wirklich was sagen zu können, aber… die wirklichen Assets auf dieser Session sind Junior Mance, den ich selten so flexibel und bissig gehört hab (naja, vielleicht mit Griffin), wenn McGhee mal Biss entwickelt, hab ich das Gefühl, das schwappt von Mance über, und George Tucker… von letzterem gibt es ja dann auch nicht soo viele Aufnahmen, er ist hier gut zu hören (vielleicht ein bißchen prominent im Mix für meinen Geschmack, man könnt meinen, das sei eine dieser Sessions aus den 80ern…), stark wie immer und hat auch ein paar tolle Soli… auf George Coleman hatte ich ja sehr gesetzt, aber der geht hier für meinen Geschmack etwas unter… das ist ein beboppigeres Setting, als zB die Quintette mit Chet Baker, die mit Miles sowieso, da reicht Samtglanz nicht aus, um zu überzeugen… das hier ist noch eher wie die Mabern Prestige Alben – aber auch nicht wirklich, hab das Gefühl, Coleman hat nicht so recht den Platz, den er bräuchte um sich voll zu entfalten, so klingt er ein bißchen zickig… McGhee ist vergleichsweise stärker, grad auf den Quartett-Stücken, da dreht er vielleicht noch ein Stückchen mehr auf… aber letztlich… ist vielleicht nicht die Tageszeit um Gründe für die eigene Schläfrigkeit in der Musik zu suchen, aber ich muss jetzt was anderes auflegen… editorische Notiz: es nervt ja immer, wenn alternate takes immer hinter die master takes gestellt sind, statt im Block ans Ende… was hier (auf der Black Lion CD) passiert ist, nervt aber noch viel mehr: die alternate Takes sind jeweils den master takes vorangestellt…

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    #7874969  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Bin jetzt mitten drin in Don Patterson’s Boppin‘ and Burnin’… ***1/2 steht ganz klar nicht zur Debatte, denke bei mir wird es eher irgendwo im ****1/2-Bereich landen… war das erste Orgelalbum, das mich wirklich erreicht hat, das gibt unweigerlich einen sentimentalen Bonus, wer wollte das leugnen… (habs wegen McGhee und trotz Orgel gekauft, damals…) das Album ist so ein halbes McGhee-Rückkehr Album, zwei Stücke sind von ihm komponiert, die anderen drei sind Klassiker der Bebop Ära (Epistrophy, Donna Lee, Now’s The Time)… an einschlafen wird hier niemand denken, McGhee entpuppt sich als hervorragender Orgeltrompeter, sein Sound ist halt nicht so langweilig wie der eines Blue Mitchell, gutes Gegengewicht zu Orgel, trotzdem ist er modern genug, um nicht als Dinosaurier aufzufallen… Charles McPherson spielt Altsaxophon, dem tut es definitiv auch gut, mal in einem weniger sterilen Rahmen aufzutreten als sonst oft… Pat Martino/Don Patterson brillieren wie immer, grad Patterson zeigt ganz eindeutig, dass er – eben – der Bebopper unter den großen Organisten war… das gelingt ihm hier auch überzeugender, als auf diesen Sonny Stitt Sessions, auf denen Stitt-Stücke aus der Bop-Ära aufgewärmt werden… die Musik hier ist einfach zu organisch, um einen ans Aufwärmen denken zu lassen…

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    #7874971  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Dankeschön! Die Black Lion klingt jedenfalls spannend – egal ob gänzlich gelungen oder nicht. Ich denke, ich kann mir in etwa vorstellen, was Du zu Coleman schreibst.

    Die Patterson höre ich heute auch mal noch an und gebe dann meinen Senf dazu.

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    #7874973  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    gypsy tail wind
    Die Patterson höre ich heute auch mal noch an und gebe dann meinen Senf dazu.

    das ist wirklich ein ungewöhlich phänomenales Album, läuft grad wieder, das ist nicht vielen gelungen, Musik zu machen, die so authentischer Bebop war, aber mit einer Band, die völlig anders klingt… alles ist kein bißchen zickig und wenig maniriert, fließt wunderbar, sie spielen viel Monk, was grad Pat Martino offenbar sehr entgegenkommt, den hab ich selten so interessant gehört… Highlight ist für mich allerdings Epistrophy, auf dem McGhee aussetzt…

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    #7874975  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Im Oktober trafen sich Sonny Stitt und Howard McGhee in den Turicop Studios in Zürich, um ein Album aufzunehmen. Es gehört in der Flut von Stitt-Alben keinesfalls zu den besten, ist aber aufgrund der Band doch erwähnenswert, da sich neben den beiden Bläsern auch eine Rhythmusgruppe aus alten Bebop-Veteranen einfand: Walter Bishop Jr. (p), Tommy Potter (b) und Kenny Clarke (d).
    Stitt hat „Loverman“ für sich allein, er spielt ein virtuoses Balladensolo. Potters Bass sticht in der Begleitung heraus, mit sattem Ton legt er ein solides Fundament – die Bassisten waren ja im allgemeinen noch bis in die 50er Jahre hinein etwas im Rückstand, was die musikalische Emanzipation betraf, und aufnahmetechnisch ist es oft auch schwierig, ihren Beitrag auf den alten Aufnahmen zu beurteilen, und so freut es denn, wenn man jemand wie Potter mal wieder hören kann, zwei Jahrzehnte nach den grossen Jahren mit Charlie Parker – und selbst wenn er auch 1967 kein grosser Virtuose geworden ist.
    Auf den drei weiteren Stücken ist McGhee dann mit dabei. Zuerst ist da „Matter Horns“, ein wohl on the spot ausgedachter Blues, falls da überhaupt etwas gedacht wurde… Stitt legt jedenfalls los mit einem schönen Solo (er spielt übrigens ausschliesslich Altsax, was ja zum orthodox boppigen Setting passt). McGhee steigt mit einigen hingeschluderten Trillern ein, sein Ton wirkt wenig kontrolliert… aber er fängt sich nach ein, zwei Durchgängen etwas und spielt ein recht schönes Solo jenseits von aller technischen Blendkunst (oder bösartig gesagt: er verhaut ein Drittel seiner Doubletime-Läufe… aber das find ich bei Trompetern irgendwie oft sympathisch, wenn sie nicht mi Monster-Chops und Hubbard’schem Selbstbewusstsein auftreten). Bishop kriegt ein kurzes Solo und schon schleicht sich Stitt herein, auch nur kurz, denn Potter walkt ein paar Chorusse, bevor die obligaten Fours folgen. Mit elf Minuten ist „Matter Horns“ das längsten Stück der Session.
    Es folgen zwei Originals von McGhee, das erste heisst „Hello“ und wird von Stitt vorgetragen, während McGhee seine Phrasen stets wie ein Echo wiederholt, bevor er – hier mit Dämpfer – das erste Solo übernimmt. Es folgt Bishop, dann McGhee – und er ist klar der beste Solist des Tages. Zum Abschluss folgt „Night Work“, in dem Stitt das erste Solo spielt und McGhee mit einem guten Solo folgt. Auch Bishop lässt sich zu einem schönen Solo inspirieren. Auch die Exchanges zwischen Stitt und McGhee zum Ende machen Spass. Es scheint, als sei die Band hier langsam warm geworden.
    Die oben abgebildete CD ist ein typisches Black Lion Machwerk… es fehlt das McGhee-Feature „Don’t Blame Me“ und das Piano-Solo „Satin Doll“ – mit diesen beiden erschienen die Aufnahmen zuerst als Night Work (Black Lion), die CD Autumn In New York wurde hingegen mit vier kurzen Stücke aufgefüllt, die Sonny Stitt mit einer unbekannten Rhythmusgruppe im Birdland in New York präsentieren. Diese Aufnahme stammen von Radio-Mitschnitten vom 3. und 10. November 1962 und dem 15. März 1963 und sind auf dem Charlie Rose Bootleg-Label Ozone unter dem Titel Sonny Stitt erschienen (mit vier weiteren Stücken).

    Das bereits erwähnte Album Boppin‘ & Burnin‘ von Don Patterson wurde im Februar 1968 im Studio von Rudy Van Gelder aufgenommen. Howard McGhee war eine Generation älter als seine Mitmusiker Charles McPherson (as), Patterson (org), Pat Martino (g) und Billy James (d), aber er fügt sich sehr gut in diese Gruppe ein – das erstaunt auch nicht sonderlich, zumal er mit McPherson auch einen ziemlich puren Bebopper an seiner Seite hat.
    Patterson – der Vergleich drängt sich auf – spielt natürlich unvergleichlich besser als der Organist auf dem 1962er United Artists Album (s.o.). Im simplen „Pisces Soul“ von McGhee, dem mit vierzehn Minuten mit Abstand längsten Stück des Albums, übernimmt er das erste Solo und gibt den Tarif vor. Martino/James begleiten ihn aufmerksam und wirken sehr gut eingespielt. McPherson folgt mit einem bedachtsam aufgebauten Solo, McGhee übernimmt dann, indem er McPhersons letzte Phrase als Ausgangspunkt nimmt – und er spielt toll, nochmal einiges reduzierter als auf den 1961er Sessions, im Alter von 50 Jahren hören wir hier einen gereiften Trompeter, bei dem jeder Ton zählt. Zum Ende folgt noch Pat Martino mit einem kurzen Solo.
    In „Donna Lee“ (ohne McPherson) schafft es McGhee fast, das Thema komplett zu versauen, aber wie gesagt: das klingt alles sehr charmant… Patterson übernimmt wieder das erste und längste Solo – und spielt wieder sehr toll. McGhee folgt mit einem entspannten und doch zielstrebigen Solo, sein Ton kommt schön zur Geltung, blechern aber ohne hart oder allzu satt zu sein, seine Linien sind weniger verspielt als um 1960/61 aber er ist noch immer ein sehr lyrischer Trompeter.
    Die zweite Hälfte beginnt mit McGhees zweitem Original, dem charmanten „Island Fantasy“. McPherson und McGhee (mit Dämpfer) präsentieren das Thema über einen sanften Latin-Beat von James. McPherson öffnet zurückhaltendend, gefolgt von McPherson mit einem ganz wunderbarem Solo. Dann folgt McGhee, hier verspielter, mit kleinen Effekten. Zum Ende Martino, während James und Patterson den Latin-Groove das ganze Stück hindurch aufrechterhalten.
    Es folgt ein weiterer Bop-Klassiker, „Epistrophy“ (ohne McGhee), von McPherson vorgetragen, während Patterson die typische rhythmische Begleitung spielt. McPherson, Martino und Patterson solieren, dann folgen Fours mit Billy James.
    Zum Abschluss spielt die Gruppe Charlie Parkers „Now’s the Time“, einen weiteren Klassiker aus der Bebop-Ära. Wieder soliert Patterson als erster, gefolgt von einem weiteren tollen McGhee-Solo. McPherson flicht klassische Bebop-Phrasen in sein Solo ein, sein schöner Sound kommt wunderbar zur Geltung in diesem Rahmen. Dass ihm etwas der Biss mangelt ist für einmal eine Tugend, da in diesem Orgeljazz-Rahmen grad von Altsaxophonisten manchmal zu aggressiv intoniert wird, wie mir scheint – wohl in der Meinung, man müsse druckvoll spielen, um gegen die Orgel anzukommen. Das tut nur Patterson hier gerade nicht, und umso schöner und entspannter kommen seine Beiträge rüber – sie gehören eindeutig zu den Highlights des Albums!
    Wie redbeans grad schrieb: für ein Bebop-Album ist Boppin‘ & Burnin‘ in der Tat allein schon wegen der Instrumentierung ungewöhnlich, und es fliesst wirklich sehr schön. Ein tolles Album, für das meine gestrigen ***1/2 wohl um etwa einen * zu tief lagen!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    redbeansandrice

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    :-) das liest man doch gerne… von der Band mit Stitt gibt es auch noch irgendwie eine DVD, oder? jedenfalls steht da einiges auf youtube (noch erweitert um JJ Johnson…), nehme mal an das ist diese Charlie Parker Memorial Tournee, die in manchen Texten über McGhee erwähnt wird… gestern leider vergessen, dieses Chicagoer Konzert mit rauszusuchen…

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    redbeansandrice :-) das liest man doch gerne… von der Band mit Stitt gibt es auch noch irgendwie eine DVD, oder? jedenfalls steht da einiges auf youtube (noch erweitert um JJ Johnson…), nehme mal an das ist diese Charlie Parker Memorial Tournee, die in manchen Texten über McGhee erwähnt wird… gestern leider vergessen, dieses Chicagoer Konzert mit rauszusuchen…

    Von einer DVD weiss ich bisher nichts… und von diesen Parker Tourneen auch nicht – nur von den jährlichen (?) Parker Memorial Konzerten in Chicago. Hast Du vom 1965er Konzert eine CD? Infos dazu?

    Hab grad auch gesehen, dass am Jazzfest Berlin 1978 McGhee und McPherson für zwei Stücke mit Dexter Gordons Quartett dazustiessen (Billie’s Bounce & Yardbird Blues – staples sozusagen).

    Dann hab ich noch eine weitere ZIM-Veröffentlichung (von Dime, das lief dort offenbar als Bootleg… wenn man die Liners zum Big Band Album oben anschaut hab ich aber stark das Gefühl, dass das ein seriöses Label war), (angeblich) aus den 80ern, mit Bob Wilber, Gigi Gryce (!), Joe Roland, Duke Jordan, Nat Pierce, Oscar Pettiford, Tommy Potter und einem unbekannten Drummer.

    Und irgendwo hab ich noch diese mittelprächtige Studio-Session vom Oktober 1951 mit McGhee, J.J., Budd Johnson, Skeeter Best, Oscar Pettiford und Charlie Rice. Schon länger nicht mehr gehört, muss ich mal hervorsuchen.

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