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vielleicht ist das so ein fall, dass ein drummer nicht gewohnt ist, mit gitarristen im trio zu spielen – er hat eine handbremse angezogen und versucht, uneitel im hintergund zu verschwinden. wenn man das mit haynes vergleicht: wie viel druck der um metheny herum aufbaut…
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Werbungvorgartenvielleicht ist das so ein fall, dass ein drummer nicht gewohnt ist, mit gitarristen im trio zu spielen – er hat eine handbremse angezogen und versucht, uneitel im hintergund zu verschwinden. wenn man das mit haynes vergleicht: wie viel druck der um metheny herum aufbaut…
Das kann schon sein, ich stelle das für meine Hörerfahrung aber ganz allgemein fest. Ich hörte Nash z.B. mit Diana Krall oder Benny Green, mit Tommy Flanagan, John Lewis oder Joe Henderson, immer wieder mit Joe Lovano … aber sein explosives Spiel auf „Random Abstract“ kam mir halt erst im Rahmen der 90er (das Album ist von 1987, aber der Kaufkontext war halt, als wir 90er wiederhörten) zu Ohren, und da hatte ich echt den Eindruck, ihn nochmal ganz neu zu entdecken.
In so einem „kargen“ Format wie mit Raney und Mraz kenne ich ihn allerdings gar nicht … auf dem neuen George Freeman-Album ist er ja im Trio mit Joey DeFrancescos Orgel dabei. Kann schon sein, dass hier nochmal was anders läuft, als was ich meine, zumal er ja keine Mühe bekundet, die Carnegie Hall Jazz Band oder die Big Band von Joe Henderson anzutreiben.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbastanley jordan, charnett moffet, kenwood dennard, stolen moments (1991)
kann man diese völlig andere technik und den akustischen eindruck voneinander trennen? wenn man jordan spielen sieht, finde ich das immer ziemlich ablenkend, beide hände erzeugen die töne, z.t. auf zwei gitarren, was aber – wenn man’s nur hört – allenfalls den sound viel voller macht als bei einer einzelnen klassisch gespielten gitarre. noch dazu ist das ja überhaupt nicht zirkusakrobatisch, sondern sowohl in den single notes wie in den akkorden mit viel gefühl gespielt, rhythmisch z.t. sehr abgefahren. und dann gibt es noch zwei virtuose, auch eher heiße mitspieler, weshalb ich mehrfach dachte, dass das eigentlich musik aus der black rock coalition ist, weniger ein blue-note-star-akt der ära lundvall. es gibt einen zusammenhang von rock, funk und jazzstandards, und alles ist mit punch und energie gespielt. dennard hat da eher den anti-nash-trio-zugang, er könnte auch sofort in einer heavy-metal-band einsteigen, oder zumindest bei living colour, da bildet die gitarre mit ihrer leichten druckbehandlung fast eine aufwärmung. jordan ist ja nicht-binär, und auch diese musik löst gegensätze auf, hier sind auch hendrix und hall gleichzeitig präsent, und trotzdem ist mir das zu viel, zu multipliziert, zu ausufernd, selbst in diesem intimen live-setting.
am ende spielt jordan allein „over the rainbow“, aber es klingt wie ein chor aus vier gitarren, eine kollektive utopie.
nur kurz den visuellen eindruck hinterher geschoben, „autumn leaves“ gibt es auch auf dem album:
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steve khan, ron carter, al foster, let’s call this (1991)
khan ist 12 jahre älter als jordan und blickte 1991 schon auf eine fusiongitarristenkarriere zurück, mit der er sich – vulgärpsychologisch – von der welt seines wohl nicht allzu erziehungsbegabten vaters sammy cahn abgegrenzt hatte (die kreativen anpassungen des nachnamens lagen aber in der familie, der vater, ursprünglich cohen, nannte sich mal kahn, wollte sich dann aber vom kollegen gus kahn unterscheidbar machen). hier traut sich der gitarrist den flirt mit jazzmaterial und ein reduziertes triosetting zu, wobei er auch auf sachen aus den 60ern zurückgreift, larry youngs „backup“, lee morgans „mr. kenyatta“, und – wenn man schon mal ron carter in der band hat – auch „masqalero“.
ich bin etwas unterwältigt, spritzige ideen finde ich in khans spiel nicht, sein ton ist flach, aber dann durch quasi-echo-halleffekte wieder verdickt, dem von scofield nicht unähnlich, aber ohne dessen leichtigkeit und dynamisches spektrum (khan spielt durchgängig in der gleichen lautstärke); akkorde und single notes wechseln sich recht schematisch ab. ich glaube, dahinter steckt eine bewusste idee von sparsamkeit und coolness, aber wenn man aus vier konventionellen akkorden zwei raus nimmt, bleibt es ja trotzdem noch konventionell. es bleibt der größere spaß, sich den federnden swing von foster und carter anzuhören, die hier aber auch nicht ins schwitzen kommen. schade, hier wäre mehr drin gewesen.
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bill frisell, kermit driscoll, joey baron, live (1991/95)
erster frisell-auftritt hier, aus einer phase, mit der ich nicht gut vertraut bin: 1988 endet die new yorker (bzw.downtown-)zeit, er zieht nach seattle, das quartett mit driscoll, baron und hank roberts wird zum trio, frisell beginnt die lange reihe von nonesuch-produktionen, und bluegrass- und country-referenzen tauchen in seiner musik auf. diese live-aufnahme aus sevilla, erst vier jahre später veröffentlicht, ist ein ziemlich fröhliches patchwork aus krach, postmodernen versatzstücken und unglaublich vielen sounds und techniken, vor allem fällt aber das kommunikative interplay auf, das suchen nach gemeinsamen grooves aus dem spaß des vorherigen zerhackens und anspielens heraus, das ist auf dauer etwas nervtötend. driscoll und frisell haben sich die frequenzen gut aufgeteilt, der bassist spielt sparsam, druckvoll und sehr tief, dazu kann frisell irrlichtern wie er lustig ist. von joey barons postmodernen zirkusmarschdekonstruktionen (kein flow, immer nur effekte) bin ich kein besonderer fan, aber ich respektiere das neu- und andersdenken von formeln. frisells spiel hier kann ich nur annähernd beschreiben, es ist so gar nicht vom bop, von jazzakkordwechseln geprägt, scheint einerseits von der melodie her gedacht zu sein, dabei aber grundsätzlich polyphon… jeder gesanglich gesetzte ton wird durch den nächsten wieder befragt. ziemlich akrobatisch, permanent neu über entwicklung und sound nachzudenken, aber es hört sich so leicht an.
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bern nix, fred hopkins, newman baker, alarms and excursions (1993)
das ist ein lieblings-gitarrentrio-album von mir, allerdings erst spät entdeckt. wahrscheinlich das einzige, was man von nix als leader gut bekommt, schön produziert (von wayne horvitz) und aufgenommen (joe ferla), und plötzlich rückt ein musiker in den vordergrund, der sonst nur als teil eines gitarrenchores bei prime time im ohr ist. er hat die harmolodische methode verinnerlicht, jeder ton kann in eine andere richtung gehen, ohne dass er von akkorden gerahmt wird, was natürlich nur geht, wenn ein derart kompletter bassist wie hopkins die bälle sofort auffangen kann. eigentlich ist das was ganz neues, was die da machen, auch wenn sie augenzwinkernd eine ganz klassische version von „just friends“ unterschieben. es swingt die ganze zeit und federt warm auf quasi akustischer ebene (nix‘ hat einen trockenen halbakustischen ton, den er überhaupt nicht manipuliert), trotzdem kann man nichts daran vorhersehen.
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vorgarten
bern nix, fred hopkins, newman baker, alarms and excursions (1993)
das ist ein lieblings-gitarrentrio-album von mir, allerdings erst spät entdeckt. wahrscheinlich das einzige, was man von nix als leader gut bekommt, schön produziert (von wayne horvitz) und aufgenommen (joe ferla), und plötzlich rückt ein musiker in den vordergrund, der sonst nur als teil eines gitarrenchores bei prime time im ohr ist. er hat die harmolodische methode verinnerlicht, jeder ton kann in eine andere richtung gehen, ohne dass er von akkorden gerahmt wird, was natürlich nur geht, wenn ein derart kompletter bassist wie hopkins die bälle sofort auffangen kann. eigentlich ist das was ganz neues, was die da machen, auch wenn sie augenzwinkernd eine ganz klassische version von „just friends“ unterschieben. es swingt die ganze zeit und federt warm auf quasi akustischer ebene (nix‘ hat einen trockenen halbakustischen ton, den er überhahupt nicht manipuliert), trotzdem kann man nichts daran vorhersehen.Sehr schöne Beschreibungen. Ich merke das mal vor, denn Nix mag ich sehr gerne innerhalb der Prime Time-Bande. Ich kenne aber nichts außerhalb davon.
Das Album habe ich mir auch gemerkt – da macht Dein Text echt neugierig!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaein stück davon war in meinem gitarren-bft drin. es ist interessant, dass colemans harmolodics-konzept für gitarrist*innen offenbar sehr attraktiv ist (für pianist*innen überhaupt nicht), nicht nur für leute wie ulmer oder nix, für metheny ja von anfang an an auch. frisell ist eigentlich ein total harmolodischer gitarrist, eine zusammenarbeit mit coleman hätte ich mir sehr gut vorstellen können.
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vorgartenein stück davon war in meinem gitarren-bft drin.
Das war das einzige Stück, wo ich den Gitarristen erahnt hatte. :)
haino und hendrix hattest du dagegen sofort fehlerfrei identifiziert
ich bin jetzt mal wieder bei einem alltime favourite:
bill frisell, charlie haden, ginger baker, going back home (1994)
gerade habe ich noch die these von frisell als harmolodischen gitarristen gewagt, und hier spielt er „ramblin'“ mit charlie haden. passt aber nicht als beweis, da sie sich auf einen einzigen, einzementierten akkord einigen. woanders passt das aber genau, frisell spielt, wohin die melodie oder der sound ihn trägt, und charlie haden weiß die harmonie dazu. ginger bakers exzessive erfahrung als power-trio-schlagzeuger dürfte ihn auf das hier kaum vorbereitet haben, aber die treffen sich sowieso alle außerhalb der box. ein swingender dauerbreak, ein sturer bordun-bass, und eine gitarre, die wirklich jeden ton anders moduliert. nach wie vor mein lieblings-frisell-album, ich kenne kein tolleres (dabei sehr kurzes) solo von ihm als das auf „i lu kron“, hier, in diesem durchmarsch, wieder neue facetten: so kann ein gitarrentrio auch klingen.
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New York Swing – Bucky Pizzarelli, John Bunch, Jay Leonhart – Live At The 1996 Floating Jazz Festival
eine sehr interessante Kombination, ich liebe diesen Swing, und es ist schön, auch mal etwas von Bucky zu hören, herrlich, dieser klare Sound der Gitarre…
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leider habe ich nichts von pizzarelli in dem format gefunden, um das es hier geht.
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joe diorio, steve laspina, steve bagby, i remember you (1994/98)
hör ich zum ersten mal, mir war auch diorio auch nur dem namen nach vertraut, ein musiscian’s musician offenbar, der vor allem als lehrer aktiv war, als er für das italienische ram-label um diese zeit ein paar trios aufnahm. zunächst dachte ich: ok, die bebop-ecke wieder, klingt auch mehr nach raney als nach montgomery, doch nach und nach fielen mir die feinheiten auf – bis die engangierte version von „invitation“ und ein freies duett mit dem drummer mich vollends aufmerksam werden ließ. jemand, der sich hineinarbeiten kann und sehr gut mit einem ideenreichen bassisten wie laspina kommuniziert. ein schlanker ton ohne höhen, alles wird aus einfachen materialien herausgearbeitet, auch so schwierige stücke wie „in a sentimental mood“, und irgendwie klingt das aufs zweite hören sehr modern, dem trio von bern nix gar nicht unähnlich. interessante entdeckung.
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Bagby, der Drummer, ist auch eine interessante Figur
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Schlagwörter: Gitarre, guitar jazz, Jazzgitarre
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