Enja Records

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  • #12288859  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    @lotterlotta Druck, wo denn? Wiederhören und frei nach Bourdieu auf die feinen Unterschiede acht geben ;-)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #12289665  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Abdullah Ibrahim / Johnny Dyani – Echoes from Africa | Das zweite Duo-Album von Dollar Brand und Johnny Dyani, als erster eigentlich schon den Namen gewechselt hatte. Ich nehme an, bei Enja zögerte man noch etwas damit, eins der wohl bereits zugkräftigsten Pferde im Stall unter einem anderen als dem vertrauten Namen laufen zu lassen und schreibt den alten Namen in anderer Schrift weiterhin dazu. Das Cover meiner CD von 1992 (dt. Ausgabe, fehlt bisher bei Discogs, wurde mir halt als die von 1997 verkauft – das wäre dann wieder die 25th Anniversary Edition mit Pappschuber, die es bei Amazon zu finden gibt) sieht so aus wie oben, etwas albern irgendwie, aber so lernte ich das Album in den Neunzigern kennen. Dass es einst anders aussah war mir lange Zeit gar nicht bekannt bzw. ich hatte mir darüber halt nie Gedanken gemacht. Aufgenommen bei Bauer in Ludwigsburg von Carlos Albrecht am 7. September 1979, womit ich in einer Zeit angekommen bin, als ich auch schon herumgekrabbelt bin. Wie mein Vater die beiden Duo-Alben entdeckte, kann ich mich aber noch dran erinnern, das war erst in den Neunzigern (ich nehme an, er hat dieselbe 1992er-CD-Ausgabe, wie ich sie jetzt auch habe) – und „Echoes“ schien uns immer ein wenig der Wurmfortsatz von „Good News“. Das mag unfair sein, aber es gibt halt so Wahrnehmungen bzw. erlebte …, wie will man das nennen, gemachte Erfahrungen, erlebte Tatsachen? Jedenfalls lässt sich das schwer aus der Welt schaffen, auch wenn ich keins der beiden Alben missen möchte! Der Mangel hier ist höchstens die Kürze: „Namhanje“ füllte mit 16:51 die erste Plattenseite, auf der zweiten gibt’s drei kurze Stücke – das mittlere von ihnen McCoy Tyner gewidmet, „Saud“ (Suleiman Saud war nach seiner Konversion mit 17 sein islamischer Name) – und nach 32 Minuten oder so ist der Zauber leider schon vorbei. So blöd es – wieder einmal – klingt, aber das ist keine Musik, die der Worte bedarf. Sehr einfach wirkt die Musik meistens, meditativ nicht nur durch die gemeinsamen Chants – und halt einfach sehr, sehr schön.

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    #12289751  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Tommy Flanagan – Super-Session | Bis dahin wieder ein paar Lücken – nicht „Mingus in Europe Volume I“ und Eric Dolphys „Stockholm Sessions“. Aber das Solo-Album von Attila Zoller „Conjunction“ (kennst Du es @vorgarten?); „Ivory Forest“ von Hal Galper, mit dem ich mir den heutigen Geburtstag teile, und das ev. John Scofields Label-Debut ist?; und Yamashitas „A Tribute to Mal Waldron“, über das ich bisher nur Dinge las, die mich von einem Kauf abgehalten haben. Weiter geht es dann mit „Super Session“ von Tommy Flanagan, dem letzten von seinen drei besten Alben gemäss dem Text von Weber für „Eclypso“. Hmmm … das ist schon sehr gut, aber der Mann am Bass ist halt für meine Ohren doch der falsche für „bestes Album“, befürchte ich. Red Mitchell und Elvin Jones waren dabei, als es am 4. Februar 1980 in die Sound Ideas in New York ging. Pino hat das Coverfoto beigesteuert (kann man so halb erahnen in diesem Fall, finde ich) und E. Winckelmann (Elisabeth, Frau von Matthias) das Design. Meiner 1988er-CD fehlt bei Discogs schon wieder … von manchen – vermutlich den erfolgreichsten – Alben gab es echt viele Ausgaben! Bei mir ist „Super Session“ erst etwas später dazugekommen, gleich wie „Eclypso“, das mir aber spontan mehr zugesagt hat (Mraz ist ja auch kein direkter Favorit hier, aber mir doch lieber als Mitchell). Es geht mit „Django“ los – womit das Album bei mir einen Stein im Brett hat, ich liebe dieses Stück von John Lewis sehr und ich glaub, es ist ziemlich unkaputtbar. Im folgenden „Minor Perhaps“ (auf „The Cats“ von 1957 heisst das Stück „Minor Mishap“) dreht Elvin Jones dann ziemlich auf. Die ersten Hälfte endet mit „Too Late Now“, einer grossartigen neuneinhalbminütigen Balladen-Performance: langes Rubato-Solo-Intro, dann wird mit Mitchells Einstieg (äusserst geschmackvoll zum Glück – ich finde ja vieles mit Mitchell schon ganz gut, aber halt v.a. Aufnahmen aus den Fünfzigern, nicht zuletzt das Trio von Hampton Hawes) das Tempo fest und noch eine gute Minute kommt dann Jones an Besen dazu. Mittendrin ein feines langes Bass-Solo, bevor Flanagan dann wieder übernimmt. In Teil zwei Rahmen zwei Klassiker ein Original von Flanagan. Cole Porters „I Love You“ wird von Jones mit einem Latin-Beat eröffnet, Flanagan rifft dann erstmal ein wenig und bleibt auch nicht lange beim Thema, schmückt dieses gleich stark aus. Mitchell spielt ein paar double stops und fällt aber länger nicht recht in den Groove von Jones – und das finde ich ganz gut, weil es dem Flow, um den Flanagan selbst besorgt ist, etwas Widerstand bietet (ich möchte Mitchell ganz gerne mehr mögen – und klar, hier kriegt Jones sein Solo. Das Original ist „Rachel’s Rondo“, Pedal Point vom Bass, wieder eine Art Latin-Beat, und dazu ein Thema, das vermutlich wirklich eine Art Rondo-Form hat? Jedenfalls schraubt sich das immer wieder irgendwie hoch – und erst nach über eine Minute löst sich Mitchell von dem einen Ton und löst damit die Spannung auf. Das ist alte Schule, ein durchdachtes Arrangement, das ganz gut zu „Django“ und George Lewis passt, auch in der Kombination mit dem freien „blowing“, das dann folgt (was ja bei Lewis auch immer zu hören ist, auch wenn man’s manchmal vergisst oder es beim MJQ phasenweise etwas in den Hintergrund trat). Da ist dann auch Platz für Mitchell und für ein paar Runden Fours zu dritt. Mit einem Romp über „Things Ain’t What They Used to Be“ schliesst das Album, das wirklich ganz gut ist … aber ich höre das wie „Eclypso“ schon recht deutlich von den Favoriten weg.

    Die nächsten zwei Alben kenne ich noch nicht … wobei mich das beim zweiten grad ziemlich irritiert, denn ich habe es soeben gesucht und nicht gefunden und dann erst in meine Liste geguckt. Das erste ist das Soloalbum „Beyond the Forest of Mirkwood“ von Ken (Kenny) Werner (der Titel wohl eine Anspielung auf den Stan Tracey/Dylan Thomas-Klassiker?), das zweite „The Free Will“ von Bennie Wallace, auf dem Tommy Flanagan am Klavier mitwirkt.

    EDIT: Links hinterlegt zu den inzwischen auch noch angeschafften Alben.

    David Liebman – The Opal Heart | Liebman unterm „spell“ von Coltrane mit Mike Nock am Klavier, Ron McClure am Bass (ab 1981 mit Liebman Teil der Gruppe Quest) und Ed Soph am Schlagzeug (auch auf Joe Hendersons „Barcelona“ dabei) … einst ein Zufallskauf, aber ich kann mich nicht an den Kontext erinnern. Es gibt sechs Stücke, je zwei von Lieb man und McClure, dazu „I Concentrate on You“ von Cole Porter und „Star-Crossed Loves“ aus der Suite „Such Sweet Thunder“ von Ellington/Strayhorn. Liebman und McClure spielen beide je einmal auf auf „Down Under“ (McClures Closer) an, „The Opal Hearted Aborigine“ heist Liebmans halber Titeltrack, der am Ende der ersten LP-Seite zu finden ist. Die Aufnahmen fanden am 21. und 22. Februar 1979 in Sydney statt, abgemischt wurde das Album dann von David Baker in New York, produziert hat ein gewisser Horst Liepolt (australischer Jazzproduzent, 1927-2019, wie Wikipedia mir sagt, ich habe den Namen noch nie gehört – interessante Biographie mit Jazz unter den Nazis in Berlin, 1951 nach Australien ausgewandert, irgendwie mit dem Sweet Basil und dem Lush Life in NYC verbunden … „his clubs“ sagt Wiki, ist mir aber unklar). Die Musik? Nach dem Coltrane’schen Opener ist „Port Ligat“, das erste Liebman-Original für meine Ohren ein erstes Highlight hier, eine nahezu magische Performance am Sopransax mit einem etwas rätselhaften Charakter und einem Stop-and-Go-Beat, aber sehr offen wirkend. Im zweiten Liebman-Stück spielt Soph eine Art Backbeat – und klingt dabei irgendwie wieder total flach, vielleicht einer der Gründe, warum ich mit „Barcelona“ einfach nicht warm werden mag? Aber das Stück geht wiederum seiner eigenen Wege und ist harmonisch recht attraktiv und irgendwie auch ziemlich funky. Das Porter-Stück wird über eine Art Samba-Beat präsentiert – das wirkt dann wieder ungleich konventioneller, auch wenn Liebmans Ton echt schön ist. Mike Nock kriege ich bisher nicht recht zu fassen, seine frühen Aufnahmen mit Yusef Lateef (1964 im Pep’s in Philadelphia) gehört zwar in meinen Olymp und das ECM-Album ist mir auch mir sehr lieb. Er macht hier auf jeden Fall gar nichts falsch, auch nicht im folgenden Ellington/Strayhorn-Duett mit Liebman. Mit McClures zweitem Original endet das Album – lyrisch, der Leader nochmal am Sopransax. Das alles klingt, wenn der Opener mal vorbei ist, nicht so nach verschwitzter Hartmännermusik, wie es das Foto auf dem Rückcover suggeriert (der Scan der US-Ausgabe auf Inner City ist der am schärsten geratene bei Discogs) – schieben wir’s auf den Sommer auf der Südhalbkugel.

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    #12289793  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-windAber das Solo-Album von Attila Zoller „Conjunction“ (kennst Du es @vorgarten?);

    leider nein.

    gypsy-tail-wind„Ivory Forest“ von Hal Galper, mit dem ich mir den heutigen Geburtstag teile

    glückwunsch!

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    #12289803  | PERMALINK

    kurganrs

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    vorgarten

    gypsy-tail-wind„Ivory Forest“ von Hal Galper, mit dem ich mir den heutigen Geburtstag teile

    glückwunsch!

    Alles Gute auch von mir.  :bye:

    #12289809  | PERMALINK

    vorgarten

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    ich springe mal in unbekanntes wasser, nach einem kurzen bibliotheksbesuch.

    rabih abou-khalil, roots & sprouts (1993)

    hat mich jetzt interessiert, womit enja das eigentliche geld gemacht hat. einerseits scheitn mir das sehr puristisch traditionelle folklore zu sein, dazu gibt es dann aber glen velez, der eher ein instrumentenforscher und imitator ist, und glenn moore am bass, der sich eher frei austobt. kurz vor schluss versuchen sie sich an „caravan“. brauche ich nicht, tut aber auch nicht weh.

    isabelle olivier & rez abbasi, oasis (2020)

    dieses relativ neue album (auf enja yellowbird) würde ich mir schon allein wegen des covers nicht ins regal stellen, aber auch musikalisch überzeugt mich das nicht. ich fand kurz gefallen an der kombination harfe & akustische gitarre, aber leider sind da noch tabla und drums dabei, was alles in eine eklektizistische folklore rückt. die warmen klangfarben bleiben natürlich sehr präsent, es braucht dann nur noch die passenden teppiche und pastelligen vorhänge dazu.

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    #12289965  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    das Cover hat in der Tat ein bisschen was von DB-Lounge…

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    #12290073  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Danke euch :-)

    Bei Abou-Khalil sind glaub genau die Alben drumherum bisher meine Referenz: „Bukra“ (auch MMP und nicht im Rennen) und „Al-Jadida“ (das erste Enja-Album), beide mit Sonny Fortune.

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    #12290077  | PERMALINK

    vorgarten

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    ich hab aber auch noch schöne sachen gefunden, DEEP IN A DREAM von mariano, chet bakers letztes großes konzert und ceramic dog. ein paar sachen kommen noch, bevor ich wieder in die 70er springe.

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    #12290469  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    „Deep in a Dream“ ist ein grosser Favorit hier! Seit Erscheinen… :heart:

    Ceramic Dog dacht ich mögst (gibt es die Verbform? Der Rote zum Essen gerade war gut ;-) ) Du nicht? Verwchsel ich da was? Ich hab glaub ich drei Alben… aber weil yellowbird irgendwie noch nicht auf dem Schirm. Denke, ich mache noch etwas chronologisch weiter, das gefällt mir gerade sehr.

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    #12290693  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind
    Ceramic Dog dacht ich mögst (gibt es die Verbform? Der Rote zum Essen gerade war gut ) Du nicht? Verwchsel ich da was? Ich hab glaub ich drei Alben… aber weil yellowbird irgendwie noch nicht auf dem Schirm.

    ribot-bands sind meistens nichts für mich, am wenigsten die falschen kubaner. aber das trio mit henry grimes und chad taylor mochte ich ja in meiner gitarrentrio-recherche plötzlich sehr gerne. bin also ergebnisoffen.

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    #12290731  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    gypsy-tail-wind
    Ceramic Dog dacht ich mögst (gibt es die Verbform? Der Rote zum Essen gerade war gut ) Du nicht? Verwchsel ich da was? Ich hab glaub ich drei Alben… aber weil yellowbird irgendwie noch nicht auf dem Schirm.

    ribot-bands sind meistens nichts für mich, am wenigsten die falschen kubaner. aber das trio mit henry grimes und chad taylor mochte ich ja in meiner gitarrentrio-recherche plötzlich sehr gerne. bin also ergebnisoffen.

    Bin gespannt! Auch auf mein Wiederhören – aber momentan weiss ich noch nicht, ob das vor Ende Mai stattfinden wird oder ob ich mal wieder etwas länger beim Thema verweilen werde.

    Bin jetzt hier:

    Walter Norris / Aladar Pege – Winter Rose | 40 Minuten, der Rest von „Synchronicity“ also nicht mit dabei, und wieder im Piano/Bass-Format, aufgenommen bei drei Sessions (18. Juni, 31. August und 28. September 1980) bei Bauer in Ludwigsburg. Eigenartig, diese vielen Sessions … schwer zu sagen, woran das wohl gelegen haben mag. Der öffnende „Playground“ (Pege) klingt tatsächlich recht verspielt, manchmal auch ziemlich frei. Dann folgt das Titelstück von Norris, eine sehr schöne Ballade. Die erste Hälfte endet mit Peges Arrangement (für gestrichenen Bass solo – mit zusätzlichen Overdubs glaub ich?) eines ungarischen Kinderliedes („Elveszettem Páromat“) und dem kurzen „For High Notes“ von einem Noel Lee* (Klavier solo). Auf der zweiten Seite umrahmen ein ebenso kurzes „A Child Is Born“ (nochmal Piano solo und sehr, sehr schön) und Norris‘ „Enkephalins Rose“ das über zehn Minuten lange „Evening Lights“ von Pege (wieder mit viel gestrichenem Bass).

    Im Booklet meiner Ausgabe (passt zur 2010er-CD auf Discogs, aber 2010 steht da nirgends, nur 1980) gibt es – nicht selten der Fall – einen Blindfoldtest, den Weber mit Norris veranstaltet, leider nicht datiert (auch das nicht selten der Fall bei Enja). Als erstes spielt er ihm Ornette Coleman vor, „Congeniality“ vom ersten Atlantic-Album, und klar, das erkennt Norris und sagt: „Great! It’s logical, fresh new music. I can imagine that older jazz fans might have difficulties with this music. Ornette is a natural musician, and he opened up a new way in the music.“ Es folgt ein Duo von Roland Hanna mit George Mraz – und auch das erkennt Norris. „Hanna is a very talented pianist, and Mraz is one of the best bassists in jazz. Hanna’s music is always logical, combined with a strong expressive feeling. He constructs his solos like first-class compositions, His music sings. He brings it out from within.“ Diese Sätze – die Betonung des „Logischen“, das instant composing, das aber nicht der Emotionen entbehren soll, kann man vermutlich auch als Statements lesen, was Norris selbst mit seiner Musik erreichen wollte. Es geht dann weiter mit „The Eye of the Hurricane“ von Hancocks „Maiden Voyage“, das er nicht erkennt und vermutet, dass das ein schwieriges Stück zum drüber improvisieren sei und findet, die beiden Bläser gut aber nicht optimal abliefern („I have a feeling that both players would open up more in a different playing situation“). Dann gibt es noch „Clay“ und „Conquistator“ – und Norris erkennt natürlich wieder beide. Über Yamashita sagt er nur das Allerbeste – „amazes me … incredible … first-class music … interesting, new, and fresh“: „Not only does he have incredible technique, he also has expressive powers on the level of a Charlie Parker or an Ornette Coleman. I would hope he always has the best concert grands to play on. I think that you need to build a stronger piano, one with more strings, for pianists like him. The instruments we use today weren’t built with pianists like Yamashita in mind. Like a ll great art, Yamashita’s music is a reflection of a particular time […] This isn’t commercial or pop muusic. It belongs in the concert hall, not in the night club“. Mit Taylor ist er dann deutlich weniger gnädig: „Of rouse, Taylor is a good musican, but the band tries too hard to bring it together. The drag on and on, and I kept waiting for the high points, the climaxes, and they just don’t happen. With Yamashita it’s just the opposite. Yamashita simultaneously captivates and scraes me. There are no boring moments with him. He completely epxends himself. He gives everything he has. It’s very hard to play this style of contemporary music.“

    Da frage ich mich schon auch, wo Norris wohl sich selbst in dieser „natürlichen“ und „logischen“ zeitgenössischen Musik sieht, ob er seine bei der „first-class music“ miteinbezieht? Ob er sein so logisch wirkendes Spiel als eins hört, das sich vollständig aufbraucht? Ob er auf der Suche nach dieser Ästhetik der Klimaxe bei sich selbst fündig wird? Ich finde „Drifting“ jedenfalls ein wirklich tolles Album und „Winter Rose“ einen nicht ganz so tollen, aber überaus anregenden Nachfolger. Aber ich höre Norris eben auch als eine Art gehemmten Musiker – was aber irgendwie innerhalb seiner eigenen musikalischen Welt keine Rolle spielt. Er haut zwar Linien in grösster Logik raus (tatsächlich, ich nannte es bei „Drifting“ neulich „Folgerichtigkeit“, glaube ich?), glänzt mit einem endlosen Fluss an (melodischen) Ideen. Daher rührt dann für meine Ohren auch ein Tristano-Bezug, der aber – nicht wie Lee Konitz, der bei meinen Enja-Faves glaub ich keine Rolle spielt, aber später auch noch Thema wird – eben nicht so recht ins Emotionale, ins Unmittelbare ausbrechen kann.


    *) Scheint eine interessante Personalie zu sein – ich habe den Namen noch nie gehört, aber in die Musik von Louis-Moreau Gottschalk habe ich mich letztes Jahr Mal ein wenig vertieft und das ist teils schon sehr interessant, weil es wohl mit die erste genuin US-amerikanische „klassische“ Musik ist (oder Salon-Musik oder was weiss ich, die tourenden Pianisten wie Liszt oder so waren damals ja halbe Pop-Stars) … dass Norris sich auf so jemanden bezieht, finde ich auch nicht weiter überraschend (immer vorausgesetzt, dass das *der* Noel Lee ist).

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    #12290733  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    gypsy-tail-wind
    „Deep in a Dream“ ist ein grosser Favorit hier! Seit Erscheinen…

    Ich war gestern nur zwischendurch schnell am Handy, was ich dazu noch ergänzen muss: es gibt mit „Silver Blue“ (2006, mit einem schweizer Trio) einen ziemlich feinen Nachfolger – den ich erst mit dem Japan-Reissue von 2018 entdeckt habe … und dieses habe ich leider verlegt. Nun ja, „Deep in a Dream“ ist der Kandidat für die … Top 30 oder 50 oder was da am Ende halt gerade entsteht.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12290739  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Danke für die Zitate aus dem Bft und die Gedanken zu Norris… Ich wollte eigentlich Drifting nochmal gegen The Trio, das Norris Meisterwerk aus den 50ern hören, um ein besseres Gefühl für ihn zu kriegen…

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    #12290767  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    redbeansandrice
    Danke für die Zitate aus dem Bft und die Gedanken zu Norris… Ich wollte eigentlich Drifting nochmal gegen The Trio, das Norris Meisterwerk aus den 50ern hören, um ein besseres Gefühl für ihn zu kriegen…

    Das hatte ich die Tag auch in den Händen, sollte ich ebenfalls machen!

    Die nächsten Enja-Alben sind wieder Lücken oder gehören zu denen, die ich heuer auslasse: Gil Evans‘ „Blues in Orbit“ ist eine Übernahme (Ampex, 1970 und/oder 1971), „Talisman“ von Mike Nock möchte ich mal noch in die Finger kriegen (1978 in der „Opera House Recording Hall“ in Sydney solo aufgenommen), „Inside Story“ von Prince Lasha ist dann eine der Grosstaten von Enja auf dem Gebiet der Ausgrabungen, ebenso das übernächste, „Mingus in Europe Volume II“. Dazwischen fällt noch „Mingus Lives“ von Mal Waldron, das ich leider auch noch nicht kenne.

    EDIT: Links zu den inzwischen auch beschriebenen Alben eingefügt.

    Weiter geht es danach hiermit:

    Dollar Brand – At Montreux | Ein vergleichsweiser Nachzügler bei mir (heisst ich kenne ihn nicht seit immer oder seitdem ich 13 war, sondern wohl erst so seitdem ich 18 oder 20 war), der mir aber sehr schnell ans Herz gewachsen ist. Alonzo Gardner legt an der Bassgitarre das groovend-swingende Fundament, Andre Strobert klöppelt diese so leichten, binären Cape-Jazz-Beats, darüber heben Craig Harris an der Posaune und Carlos Ward am Altsaxophon und der Flöte zu ihren Solo-Ausflügen ab. Der Leader spielt hier sein inzwischen wohl typisch gewordenes, zurückhaltendes Piano. Mario Luzzi schreibt in seiner in meiner CD-Ausgabe (wohl die von 1984, aber Ende der 90er neu Laden gekauft – die war wohl länger erhältlich, die nächste Ausgabe bei Discogs ist dann von 2000 und die sieht etwas anders aus, das ist wohl mein spätestes Kauf-Datum) „una sorta di gioioso reiterative magnatismo sonoro ricci di lirismo dai chaiari riflessi spirituali e di una forte componente folklorica“ – ich glaub das muss man nicht übersetzen? (Es sollte wohl „magnetismo“ heissen, aber ich tippe einfach brav ab.)

    Dass ich „African Marketplace“ eben „seit immer“ kenne, habe ich schon ein paar Mal erwähnt – und das Material, das Brands Quintett 1m 18. Juli 1980 in Montreux in der ersten Hälfte vorstellt, stammt von dort. Ohne die wunderbaren Arrangements, aber mit dem wichtigsten (Ward) und den beiden zweitwichtigsten (Harris, Brand) Solisten an Bord. Die zweite Hälfte greift dann auf „Africa – Tears and Laughter“ zurück, bietet vom monochromen Original quasi eine Technicolor-Version mit dem so viel farbigeren Saxophon von Ward, der vokalen Posaune von Harris und dem ebenfalls wärmeren, resonanteren Bass von Gardner. Schon in „Whoza Mtwana“ gibt es wahnsinnig tolle Momente, der „Marketplace“-Block geht wie dort mit „The Homecoming Song“ weiter: Ward wieder irre, Brand im Arrangement am Sax – was dem Sound natürlich nochmal eine andere Note gibt: viel Raum, Fokus auf den irren Groove, Gardner lässt seine Bassgitarre gehörig schnarren, während Strobert die Trommel mit den Scharrsaiten mit Besen zum Zentrum seines Beats macht. Es folgt zum Ende der ersten Hälfte auch noch das nächste Stück von „African Marketplace“, und es wird wie dort vom Leader am Klavier eröffnet, bevor Ward am Sax die Melodie singt: „The Wedding“. Wie das Stück am Ende mit dem tremolierenden Piano, dem schnarrenden Bass und der kurz einsetzenden Posaune doch noch fast orchestral klingt, hat etwas Magisches.

    In der zweite Hälfte gibt es dann die erste Hälfte von „Tears and Laughter“: Ein kurzes „Tsakve“ ist in Montreux ganz zu beginn zu hören, danach folgen „The Perfurmed Forest Wet with Rain“ und „Ishmael“. In den Wald bricht Ibrahim zunächst allein auf. Mit einer seiner pet phrases, die wie abgewürgt wird, holt er dann Bass und Drums dazu, es wird gerifft, bis Flöte und Posaune dazukommen und mitriffen: das Thema besteht aus zwei einfach Phrasen. Ward und Harris spielen zurückhaltende, lyrische Soli, das Klangideal ist hier – passend zur Studio-Vorlage – ein anderes, etwas zurückhaltenderes – aber Strobert setzt immer wieder deutliche Akzente. Hinter Ibrahim legen die Bläser dann Linien, das sich anbahnende Klaviersolo kommt nicht, es ist nur eine Reihe von Kürzeln mit sehr viel mehr Pausen als Tönen. Das Outro wird dann wieder mit so einer typischen Phrase – aber direkt zusammen mit den Bläsern – losgetreten. Und dann setzt Gardner mit dem hypnotischen „Ishmael“-Riff ein – Rufe aus dem Publikum. Über eine halbe Minute dauert es, bis ein verlorenes Saxophon leise (etwas vom Mikrophon entfernt wohl) das Thema spielt. Dann sind’s plötzlich zwei Saxophone, zwei Minuten um, einzelne Trommelschläge, dann mit der Zeit ein Trommelbeat, Ibrahim (ja?) setzt dann zu einem Solo an, auch am Sax mit langen Pausen, viel Raum lassend. Dann übernimmt Harris und setzt hier ein letztes Glanzlicht, bevor die Band das Stück dann gemeinsam zu Ende führt. Ich höre mich an diesem „Ishmael“ gerade völlig fest – immer wieder von vorne. Man hätte auch damit eine Platte produzieren können: zweimal auf die A-Seite, zweimal auf die B-Seite. Oder noch besser eine Doppel-LP mit A/C B/D Pressung, damit man nahtlos wechseln kann mit zwei Plattenspielern.

    In Carlos Ward hat Ibrahim seinen wohl kongenialsten Mitmusiker gefunden, wie auf dieser ersten Enja-Einspielung in kleiner Besetzung überdeutlich wird. Eine erste Aufnahme gab es schon Ende 1972 im Jazzhus Montmartre im Trio mit Don Cherry, „Third World Underground“ (Trio Records, 1974). Beim „African Space Program“ und dann nach dem südafrikanischen Intermezzo in den Siebzigern wieder bei „The Journey“ und eben bei „African Marketplace“ war Ward jeweils Teil grösserer Bands, wobei er bei letzterem den Löwenanteil der Soli kriegen sollte. Bis 1985 folgten noch zahlreiche Aufnahmen, danach verliess Ward leider die Band, die auch ohne ihn noch ein paar superbe Alben machte (auf Enja „Mindif“, „African River“ und „No Fear No Die“).

    Thomas Fitterling, von dem der zweite Text im CD-Booklet meiner Ausgabe stammt (die Texte wie immer undatiert), schreibt ein paar allgemeine Zeilen, die einiges ganz gut auf den Punkt bringen, finde ich: „Einfache Liedharmonik prägt die Melodieführung, in den Klaviersoli des Meisters funkeln abgründige Bebop-Tupfer zwischen der eckig verfremdeten, spätromantisch durchsetzten Pianistik aus Hymnen- und Chorelementen. Sie bilden die Heimatquelle für den Südafrikaner Dollar Brand, Al Hajj Abdullah Ibrahim mit Moslemnamen. Protestantische Choräle der weißen Siedler, afrikanische Volksmusik und die bis von Indonesien kommende muselmanische Musiktradition flossen damit in reine Klangkaskaden ein.“

    Das ist Musik, der gegenüber ich nicht distanziert, analytisch sein kann – das geht einfach direkt in mich hinein, gehört quasi zu mir – und ist damit sicherlich auch ein Teil meiner endlosen Faszination für den Jazz: Dollar Brand/Abdullah Ibrahim war zweifellos der grösste Türöffner.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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