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Lowell Davidson Trio | 1965 war Piano-Trio bei ESP kurz ein Ding … Lowell Davidson ging mit Gary Peacock und Milford Graves am 27. Juli in Studio (irgendeins in New York, nehme ich an) – der Pfarrersohn studierte Biochemie in Harvard, als Ornette Coleman ihn empfohlen habe, so Stollman im kurzen Kommentar zum 2008er-Reissue. „He was gravely insured by a lab accident, and never recorded again. He died at 50. Tapes exist of his performances in Boston and ESP hopes to acquire them for future release.“ – Das wär doch mal was für die Jazzdetektei? Eine bedauerliche Geschichte – aber auch ein tolles Album, das wir immerhin hören können. Es gibt fünf Stücke, alle von Davidson, alle ziemlich frei. Graves spielt keinen Puls mehr, Davidson hat wohl Taylor gehört, geht aber nie so sehr in die verdichteten Arpeggien und Cluster, und Peacocks Bass bewegt sich dazwischen als eine Art Bindeglied, oft melodischer als das Klavier. Das Interplay der drei ist stellenweise echt dicht, da werden keine Bälle fallengelassen, alles ist blitzschnell und sehr spontan. In Ermangelung besserer Wörter packe ich wieder „lyrisch“ aus, denn bei aller Freiheit ist das kein Trio, das ständig Druck macht und Grenzen auslotet sondern immer wieder melodische Momente pflegt, Stimmungen aufbaut, die Musik zum singen bringt.
Hier kann man längere Liner Notes von Joe Morris für eine andere Ausgabe nachlesen – und da steht eine recht andere Geschichte (Stollman schreibt aber auch dort, er sei 50 geworden, was vermutlich ja eher nicht stimmen dürfte):
https://www.discogs.com/master/290562-Lowell-Davidson-Trio-Lowell-Davidson-Trio
https://www.discogs.com/release/1740206-Lowell-Davidson-Trio-Lowell-Davidson-Trio--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deDie 100 größten Musiker aller Zeiten: David Bowie – Essay von Lou Reed
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Don Pullen „New Beginnings“ (Blue Note) 1988 …. der Groove, eine schwer erkennbare „Komposition“ und das folgend einsetzende Hämmern und Clustern (verzweifelte Hilferufe ?), bei Letzterem werden Erinnerungen an die „Geräusche“ von Keith Jarrett wach …. wie ein roter Faden zieht sich diese Struktur (welche als Teil des Gesamtkonzeptes mit George Adams durchaus passte) durch dieses Album …. Gary Peacock und Tony Williams halten so gut es geht dagegen, zu einem in sich geschlossenen Piano Trio wird es dadurch noch weniger …. btw das Nachfolgealbum „Random Thoughts“ bleibt bezüglich Don Pullen eher unverändert, insgesamt wissen überraschenderweise James Genus (b) und Lewis Nash (dr) damit besser bzw integrativer umzugehen ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Masabumi Kikuchi „Pain Killer I“ (Paddle Wheel) 1993 …. ja der Groove …. der Leader liefert mit dem hier famosen James Genus am Bass und Schlagzeuger Victor Jones ein in sich geschlossenes Piano Trio Werk ab …. dies ist zwar meilenweit von den epischen Aufnahmen der „Great 3“ entfernt aber doch bemerkens- und hörenswert ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)gypsy-tail-wind
Lowell Davidson Trio | 1965 war Piano-Trio bei ESP kurz ein Ding … Lowell Davidsonn ging mit Gary Peacock und Milford Graves am 27. Juli in Studio (irgendeins in New York, nehme ich an) – der Pfarrersohn, studierte Biochemie in Harvard, als Ornette Coleman ihn empfohlen habe, so Stollman im kurzen Kommentar zum 2008er-Reissue. „He was gravely insured by a lab accident, and never recorded again. He died at 50. Tapes exist of his performances in Boston and ESP hopes to acquire them for future release.“ – Das wär doch mal was für die Jazzdetektei? Eine bedauerliche Geschichte – aber auch ein tolles Album, das wir immerhin hören können. Es gibt fünf Stücke, alle von Davidson, alle ziemlich frei. Graves spielt keinen Puls mehr, Davidson hat wohl Taylor gehört, geht aber die so sehr in die verdichteten Arpeggien und Cluster, und Peacocks Bass bewegt sich dazwischen als eine Art Bindeglied, oft melodischer als das Klavier. Das Interplay der drei ist stellenweise echt dicht, da werden keine Bälle fallengelassen, alles ist blitzschnell und sehr spontan. In Ermangelung besserer Wörter packe ich wieder „lyrisch“ aus, denn bei aller Freiheit ist das kein Trio, das ständig Druck macht und Grenzen auslotet sondern immer wieder melodische Momente pflegt, Stimmungen aufbaut, die Musik zum singen bringt. Hier kann man längere Liner Notes von Joe Morris für eine andere Ausgabe nachlesen – und da steht eine recht andere Geschichte (Stollman schrriebt aber auch dort, er sei 50 geworden, was vermutlich ja eher nicht stimmen dürfte): https://www.discogs.com/master/290562-Lowell-Davidson-Trio-Lowell-Davidson-Trio49 steht bei discogs… hast du vielleicht gesehen, es gab vor ca zwei Wochen ein paar schöne Sachen zu Davidson im Paul Motian insta account…
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.redbeansandrice
gypsy-tail-wind<img
Lowell Davidson Trio | 1965 war Piano-Trio bei ESP kurz ein Ding … Lowell Davidsonn ging mit Gary Peacock und Milford Graves am 27. Juli in Studio (irgendeins in New York, nehme ich an) – der Pfarrersohn, studierte Biochemie in Harvard, als Ornette Coleman ihn empfohlen habe, so Stollman im kurzen Kommentar zum 2008er-Reissue. „He was gravely insured by a lab accident, and never recorded again. He died at 50. Tapes exist of his performances in Boston and ESP hopes to acquire them for future release.“ – Das wär doch mal was für die Jazzdetektei? Eine bedauerliche Geschichte – aber auch ein tolles Album, das wir immerhin hören können. Es gibt fünf Stücke, alle von Davidson, alle ziemlich frei. Graves spielt keinen Puls mehr, Davidson hat wohl Taylor gehört, geht aber die so sehr in die verdichteten Arpeggien und Cluster, und Peacocks Bass bewegt sich dazwischen als eine Art Bindeglied, oft melodischer als das Klavier. Das Interplay der drei ist stellenweise echt dicht, da werden keine Bälle fallengelassen, alles ist blitzschnell und sehr spontan. In Ermangelung besserer Wörter packe ich wieder „lyrisch“ aus, denn bei aller Freiheit ist das kein Trio, das ständig Druck macht und Grenzen auslotet sondern immer wieder melodische Momente pflegt, Stimmungen aufbaut, die Musik zum singen bringt. Hier kann man längere Liner Notes von Joe Morris für eine andere Ausgabe nachlesen – und da steht eine recht andere Geschichte (Stollman schrriebt aber auch dort, er sei 50 geworden, was vermutlich ja eher nicht stimmen dürfte): https://www.discogs.com/master/290562-Lowell-Davidson-Trio-Lowell-Davidson-Trio49 steht bei discogs… hast du vielleicht gesehen, es gab vor ca zwei Wochen ein paar schöne Sachen zu Davidson im Paul Motian insta account…
Ich hatte den falschen Link erwischt – hier gibt’s die erwähnten Liner Notes von Joe Morris, der auch genaue Daten liefert (Boston, 20. November 1941 – 31. Juli 1990), korrekt wäre dann 48:
https://www.discogs.com/release/1740206-Lowell-Davidson-Trio-Lowell-Davidson-Trio--
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Nachtrag :
https://youtu.be/xDtR3GIKVcc?si=oKueJzIy9rWLhyl8
Terumasa Hino Masahiko Togashi Masabumi Kikuchi „Blue Monk“ (Somethin‘ Else/Enja) 1993 …. dies quasi der „missink link“ zwischen dem hier vorerwähnten Masabumi Kikuchi Trio und den „Great 3“ …. mit einem wiederum herausragenden James Genus und einem furchtlosen deep dive in das Thelonious Monk Songbook ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)gypsy-tail-wind
redbeansandrice
gypsy-tail-wind<img Lowell Davidson Trio | 1965 war Piano-Trio bei ESP kurz ein Ding … Lowell Davidsonn ging mit Gary Peacock und Milford Graves am 27. Juli in Studio (irgendeins in New York, nehme ich an) – der Pfarrersohn, studierte Biochemie in Harvard, als Ornette Coleman ihn empfohlen habe, so Stollman im kurzen Kommentar zum 2008er-Reissue. „He was gravely insured by a lab accident, and never recorded again. He died at 50. Tapes exist of his performances in Boston and ESP hopes to acquire them for future release.“ – Das wär doch mal was für die Jazzdetektei? Eine bedauerliche Geschichte – aber auch ein tolles Album, das wir immerhin hören können. Es gibt fünf Stücke, alle von Davidson, alle ziemlich frei. Graves spielt keinen Puls mehr, Davidson hat wohl Taylor gehört, geht aber die so sehr in die verdichteten Arpeggien und Cluster, und Peacocks Bass bewegt sich dazwischen als eine Art Bindeglied, oft melodischer als das Klavier. Das Interplay der drei ist stellenweise echt dicht, da werden keine Bälle fallengelassen, alles ist blitzschnell und sehr spontan. In Ermangelung besserer Wörter packe ich wieder „lyrisch“ aus, denn bei aller Freiheit ist das kein Trio, das ständig Druck macht und Grenzen auslotet sondern immer wieder melodische Momente pflegt, Stimmungen aufbaut, die Musik zum singen bringt. Hier kann man längere Liner Notes von Joe Morris für eine andere Ausgabe nachlesen – und da steht eine recht andere Geschichte (Stollman schrriebt aber auch dort, er sei 50 geworden, was vermutlich ja eher nicht stimmen dürfte): https://www.discogs.com/master/290562-Lowell-Davidson-Trio-Lowell-Davidson-Trio
49 steht bei discogs… hast du vielleicht gesehen, es gab vor ca zwei Wochen ein paar schöne Sachen zu Davidson im Paul Motian insta account…
Ich hatte den falschen Link erwischt – hier gibt’s die erwähnten Liner Notes von Joe Morris, der auch genaue Daten liefert (Boston, 20. November 1941 – 31. Juli 1990), korrekt wäre dann 48: https://www.discogs.com/release/1740206-Lowell-Davidson-Trio-Lowell-Davidson-Trio
danke, das ist in der Tat ein sehr hilfreicher Essay!
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The Eddie Higgins Trio – Soulero | Dritt- oder viertletzte Runde von 1965, aber die letzte für heute … Richard Evans und Marshall Thompson sind dabei, wir sind also nochmal in Chicago (genauer: Universal Recording Corporation, 25. August 1965), Spuren von Jamal werden daher nicht weiter überraschen, welche von Soul Jazz ebensowenig – und so geht es mit Higgins‘ einzigem Original „Tango Africaine“ los, der bald in den Funk kippt. Dann „Love Letters“ mit starkem Bass von Evans und einem gradaus angestrebten Höhepunkt. „Shelley’s World“ ist dann ein Walzer, geschrieben von Bill Traut (einem der beiden Produzenten des Albums) für Higgins‘ kleine Tochter – und hier wird kurz die Magie spürbar, die Higgins‘ Touch in den besten Momenten ausmacht: tolle Voicings, ein fast schon zarter Ansatz, dazu aber eine zupackende Rhythmik mit pointierter Phrasierung. Dann „Soulero“ als Abschluss von Seite 1 – wie zu befürchten eine Art Adaption von Ravels „Boléro“, komponiert wie der Opener von Seite 2 von Evans. Higgins kommt immer mehr zur Sache, der Groove pendelt sich nach ein paar Minuten irgendwo zwischen den Three Sounds und dem Jamal Trio – zweihändiges Klavierspiel, ein paar bluesy Funk-Klischees, Drive, und dazu immer noch besondere Akkorde, die einen eigenen Touch haben, der hier aber fast ins Cocktail-Piano abdriftet.
„Mr. Evans“ ist dann der Opener von Seite 2 und es dient als Bass-Feature, eine Groove-Nummer mit Call & Response und stellenweise tamburin-artigen Sounds von Thompson. In John Lewis‘ „Django“ kommt Higgins‘ Touch weniger zum Tragen, als ich mir erhofft hätte, aber er hat einige paar Tolle Ideen in seiner Improvisation. „Beautiful Dreamer“ ist ein „parlor song“ von Stephen Foster, den Higgins arrangiert hat – das geht in die Jamal-Richtung (Thompson leiht sich auch einen Fournier-Beat), mit ein paar tollen kurzen Exchanges mit Evans vor der Themenrekapitulation. Als Closer gibt es dann noch einen Klassiker, „Makin‘ Whoopee“, das längste Stück des Albums. Sehr understated in langsamem aber swingendem Tempo mit Stop-And-Go im Thema und vermutlich mit ein paar durcharrangierten Figuren in der Begleitung. Dann für die Soli ins doppelte Tempo und etwas zu viele Klischees und Jamal-Paraphrasen. Auch hier ein paar Momente für den Bass und dieses Mal auch die Drums, irgendwann noch vierfaches Tempo – das klingt wie der andere Standard im Programm, „Love Letters“, etwas zu kalkuliert, kommt nicht recht zum Atmen.
Es geht mir heute wie bei den bisherigen Anläufen mit „Soulero“: ich höre im Spiel von Higgins mehr Potential, als er hier umsetzen kann. Manches ist wirklich schön, aber ich habe immer mal wieder den Gedanken, dass da mehr möglich gewesen wäre. Er hat sein Debut schon 1958 im Trio aufgenommen – „The Ed Higgins Trio“ für das Label Replica mit Dave Poskonka und Jack Norén. Auf dem 1960er Vee Jay-Album gibt eine Quintett- und eine Trio-Hälfte und bei den Trio-Tracks sind auch bereits Evans/Thompson zu hören, wie auf dem dritten Album „Soulero“.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba

Martial Solal Trio – Son 66 | Den ersten Anlauf hat das Forum verschluckt … es wird echt immer schlimmer hier, ich stelle mich allmählich (wieder) auf das Ende ein. Solal im Oktober 1965, wieder mit Gilbert Rovère und Charles Bellonzi, ein halbes Piano-Trio nur, denn auf der B-Seite wechselt er an die Orgel, was eine mässig gute Idee ist, aber vielleicht dabei hilft, einen Punkt zu illustrieren, den ich hier vor ein paar Wochen schon machte: als Pianist kann Solal sich sehr direkt auf Tatum beziehen und ist dennoch ganz vorne mit dabei, was harmonische Abenteuerlichkeit und Rhythmik angeht (klar, er denkt ihn schon auch fort und so) – aber an der Orgel klingt er dann halt ähnlich wie Wild Bill Davis oder Count Basie. Ausser am Klavier mussten die Jazzer sich auf Charlie Parker und seine Nachfolger beziehen, auf die Leute, die dessen Vokabular auf andere Instrumente übertrugen, um nicht abgehängt zu klingen … Solal hätte also in erster Linie Jimmy Smith aushorchen müssen. Im Closer der Klavier-Trio-Seite gibt es dann auch noch ein kleines Studio-Experiment: Bass/Drums werden immer wieder hoch- und runtergefahren, während das Klavier in konstanter Lautstärke zu hören ist – eine Art Film-Experiment auf Schallplatte. Das Trio ist inzwischen noch enger zusammengewachsen, geht mühelos durch alle Moves, schlägt gemeinsam Haken, rast locker durch die schnellsten Tempi – und Rovère/Bellonzi kriegen da und dort ihre Momente (auch gemeinsam, gerade auf der Orgel-Hälfte, wo Solal zwei kurze Stücke allein bestreitet). Das Material hat Solal komplett selbst geschrieben, auf meiner Ausgabe (oben rechts, CD aus Japan von Série Teorema) gibt es noch eine etwas längere „Original Version“ vom Klavier-Trio-Stück „Archiduke“. Zwischen dem Vorgänger-Album und diesem hier gab es eins von Solal mit demselben Trio, „En Liberté“, und das erinnere ich als hervorragend, hab leider aber nie eine brauchbare und bezahlbare Ausgabe davon finden können (es scheint nur die Originalausgabe zu geben, zumindest führt Discogs keine weitere). Dort spielt Solal neben ein paar Solo-Stücken auch wieder Cembalo, einmal im Trio und einmal im Duo mit dem Klavier. Auf dem 1966er-Alternativ-Cover (das Album erschein noch 1965 zum ersten Mal) sieht man das Trio im Studio – vielleicht bei den Sessions, die in Paris vom 11. bis 13. Oktober 1965 stattfanden.

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Paul Bley Trio – Touching | Paul Bley am 5. November 1965 in Kopenhagen mit Kent Carter und Barry Altschul, sowie Annette Peacock und Carla Bley, die drei bzw. ein Stück beisteuern, nebst zwei von Paul Bley selbst. Das ist interessant im direkten Vergleich, da im schnellen Opener („Start“ von Carla) eine recht ähnliche Stimmung herrscht wie bei Solal gerade – doch dann wird in Peacocks „Touching“ alles entschleunigt, der Raum geöffnet nicht bespielt, sondern nur gezeigt und stehen gelassen. Da liegt schon der Keim von dem, was Marilyn Crispell später in „Nothing Ever Was, Anyway“, zur Perfektion brachte. Carter ist nicht wie Gary Peacock überall dabei oder schon da, er haut quasi die Wegpflöcke ein. Es ist Altschul, der in den schnelleren Stücken zum Sidekick und Mit-Solisten wird, nach „Start“ auch wieder in „Pablo“, dem ersten Stück von Paul, mit dem Teil 1 endet. Was mich beim Wiederhören gerade etwas überrascht ist, dass es doch immer wieder Momente gibt, in denen das immer noch recht nah bei Bill Evans ist – etwa die ruhige Passage vor dem Schlagzeugsolo in „Pablo“.
Auf der B-Seite rahmen zwei Peacock-Stücke, „Both“ und „Cartoon“, ein zweites von Paul ein, „Mazatlan“ mit einer Art freiem Latin-Beat. Als Bonus auf meiner CD (der abgebildeten japanischen Ausgabe von 2021 – der Discogs-Eintrag kommt mit falscher Track-Reihenfolge, glaub ich … stimmt jedenfalls nicht mit den Infos der CD überein – wobei auf dem Rückcover eine andere Abfolge steht als im Booklet, an das ich mich halte – verwirrend!) gibt es noch „Closer“ von Carla Bley, das siebte Stück der Session, das nicht auf der LP landete. Das Trio geht auch innerhalb der Stücke oft verschiedene Pfade – vielleicht wird das durch die offenen Ebenen so erst möglich: das ursprüngliche Tempo oder die zu Beginn gesetzte Stimmung ist keineswegs zwingend bis zum Ende eines Stücks einzuhalten – Langsames wird schnell, Ruhiges wird hektisch, Karges wird dicht und das alles kann sich auch gleichzeitig überlagern. Das ist schon toll, ich mag die offene Konzeption total gerne, aber das Album packt mich beim Wiederhören etwas weniger als ich erwartet hatte.
Die späteren Cover-Varianten (Fontana UK, 1969; Trio/Freedom Japan, 1975; Black Lion Europa, 1994):



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Paul Bley Trio – Closer | Neuer Bassist, neues Glück – hier bin ich von den ersten Tönen von Carla Bleys „Ida Lupino“ gefesselt dabei. Das letzte Album von 1965 ist am 12. Dezember für ESP-Disk‘ mit Steve Swallow und Barry Altschul entstanden, es gibt je ein Stück von Paul Bley, Ornette Coleman („Crossroads“) und Annette Peacock („Cartoon“ als Closer), dazu ganze sieben von Carla Bley, neben „Start“ und dem Titelstück auch „Batterie“. Die Stücke sind kürzer – manche nur wenig mehr als zwei Minuten, das Album dauert insgesamt nur etwas über 28 Minuten – doch das Format passt zu Bley so gut wie der ausufernde Satie-Minimalismus von „Ballads“, und das Ergebnis ist für meine Ohren auch heute wieder eins der tollsten, frischesten Piano-Trios aller Zeiten. Hier ist der Bass natürlich wieder voll dabei, was wohl dazu führt, dass Altschul sich da und dort etwas zurücknimmt – und was wiederum, so mein Eindruck, dessen Spiel vielschichtiger macht, weil er gezielter auswählt, was er jeweils spielt. Mehr Fokus, weniger all over the place im Vergleich mit der dänischem Session. Das Trio findet immer wieder verschrobene Grooves, das Klavier klingt wahnsinnig knackig, hat gerade die richtige Dosierung Dreck (irgendwie ist das auch Garage Jazz, hat auch mit dem „flachen“ Sound von Altschul zu tun – das machte Jarrett dann ein paar Jahre später ja auch, glaub ich? da komme ich erst noch zum Wiederhören, ich denke v.a. an „Somewhere Before“). Darunter der tiefe Bass, manchmal in den Details mehr gespürt als gehört, ein Fundament in ständiger Bewegung, was auch für die Drums gilt – und an Bill Evans denke ich hier definitiv nicht mehr. Ein Trio der schiefen Ebenen, das keine Flächen öffnet sondern uns mitnimmt in einen Dschungel, in dem man den nächsten Move nie vorhersehen kann. Toll!
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Don Pullen „New Beginnings“ (Blue Note) 1988 …. der Groove, eine schwer erkennbare „Komposition“ und das folgend einsetzende Hämmern und Clustern (verzweifelte Hilferufe ?), bei Letzterem werden Erinnerungen an die „Geräusche“ von Keith Jarrett wach …. wie ein roter Faden zieht sich diese Struktur (welche als Teil des Gesamtkonzeptes mit George Adams durchaus passte) durch dieses Album …. Gary Peacock und Tony Williams halten so gut es geht dagegen, zu einem in sich geschlossenen Piano Trio wird es dadurch noch weniger …. btw das Nachfolgealbum „Random Thoughts“ bleibt bezüglich Don Pullen eher unverändert, insgesamt wissen überraschenderweise James Genus (b) und Lewis Nash (dr) damit besser bzw integrativer umzugehen ….„random thoughts“ war bei mir auch in der engeren auswahl, „new beginnings“ kenne ich noch nicht, muss ich mal nachhören…
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i don't care about the girls, i don't wanna see the world, i don't care if i'm all alone, as long as i can listen to the Ramones (the dubrovniks)
Here Comes Earl „Fatha“ Hines with Elvin Jones and Richard Davis | „A man is as young as he feels“ – heute, im Zeitalter der Berufsjugendlichen, ist das nur eine peinliche Plattitüde, aber als Männer noch Brillantine oder Toupets trugen, statt an den Bosporus zu fliegen und Haartransplantationen zu machen, war das anders. Jedenfalls, als Stanley Dance den Satz zum Einstieg der Liner Notes fürs neue Album von Earl Hines schrieb, der im Januar 1966 für Contact (Bob Thiele) mit neuem Trio ins Studio ging. Auch hier nur 30 Minuten, aber auch nur sieben Stücke, Hines‘ „The Stanley Steamer“ dauert so lange wie zwei der anderen zusammen. „Save It Pretty Mama“ von Don Redman ist der Opener, dann folgen vor allem selten gehörte Songs: „By Bye Baby“ (Styne/Robin), „Smoke Rings“ (Gifford/Washington), „Shoe Shine Boy“ (Cahn/Chaplin), das erwähnte Original, „Bernie’s Tune“ und zum Abschluss aus dem Lunceford-Orbit (Sy Oliver) „Dream of You“. Im Gegensatz zum Vorgänger-Trio mit Ahmed Abdul-Malik und Oliver Jackson ist die Rhythmusgruppe hier sehr viel aktiver, der Bass springt herum, die Drums kommentieren auch mit Besen ständig das Geschehen – beide setzen ständig Akzente, was die es schon rasante, rasiermesserscharfen Läufe von Hines noch stärker hervorhebt. Das ist wirklich ganz nah an den Favoriten dran, so mitreissend wie das ist!
Ich zitiere nochmal einen Auszug aus der Rezension von Whitney Balliett, die ich in den Post zum Vorgänger-Album reinkopiert hatte, weil ich das eine echt treffende Beschreibung von Hines‘ Stil finde:
Whitney Balliett, New Yorker, March 7, 1964
His style, which has changed little, is marked by enormous rhythmic impetus, rich harmonies, total unpredictability, and a singular joyousness. (Fats Waller’s bounding spirit was deceptive; more often than not, it merely mocked ebullience. And Tatum’s energies were monolithic.) Hines did not—despite the critical cliche—invent the single-note melodic line in the right hand. He did, however, compound usually incidental methods of earlier pianists with knifelike arpeggios, on-time and double-time runs that disregarded bar measures, and octave doublings. He frequently added tremolos to the last in an attempt to shake a vibrato from a vibratoless instrument. (He is celebrated for his hornlike approach, and in this sense he should be.) At the same time, he set off his single-note patterns with chords played a little behind the beat or in rapid staccato ladders. In his equally important left hand, he occasionally commemorates the stride pianists’ oompah bass, but more frequently he uses tenths, trills, isolated chords placed everywhere around the beat, and percussive single notes. His hands seem at war. A right-hand run races ahead of a fragment of stride bass; a left-hand trill rumbles while the right hand rallies irregular octave doublings; staccato right-hand chords are poised, like an inverted pyramid, on a simple legato left-hand melody; sustained right-hand tremolos cascade toward ascending left-hand block chords. These devices constantly advance and retreat, and now and then dissolve into brief arhythmic interludes, in which the beat gives way to a whirling, suspended mass of chords and single notes. (This exciting, treading-water invention was carried to Cloud Cuckoo lengths by Art Tatum, and, possibly as a result, has been abandoned by modern pianists, which is too bad. It vibrates the mind and stirs the blood.) Hines was the first pianist to make full use of dynamics. With an infallible sense of emphasis, his volume may swell in mid-phrase or at the outset of a new idea and then fall away to a mutter, before abruptly cresting again a few measures later. He makes sound flash.--
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vielen dank! krasse aufgabe, aber sehr hilfreich.
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Schlagwörter: Jazz, Piano, Piano Trio
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