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Paul Bley Trio – Closer | Neuer Bassist, neues Glück – hier bin ich von den ersten Tönen von Carla Bleys „Ida Lupino“ gefesselt dabei. Das letzte Album von 1965 ist am 12. Dezember für ESP-Disk‘ mit Steve Swallow und Barry Altschul entstanden, es gibt je ein Stück von Paul Bley, Ornette Coleman („Crossroads“) und Annette Peacock („Cartoon“ als Closer), dazu ganze sieben von Carla Bley, neben „Start“ und dem Titelstück auch „Batterie“. Die Stücke sind kürzer – manche nur wenig mehr als zwei Minuten, das Album dauert insgesamt nur etwas über 28 Minuten – doch das Format passt zu Bley so gut wie der ausufernde Satie-Minimalismus von „Ballads“, und das Ergebnis ist für meine Ohren auch heute wieder eins der tollsten, frischesten Piano-Trios aller Zeiten. Hier ist der Bass natürlich wieder voll dabei, was wohl dazu führt, dass Altschul sich da und dort etwas zurücknimmt – und was wiederum, so mein Eindruck, dessen Spiel vielschichtiger macht, weil er gezielter auswählt, was er jeweils spielt. Mehr Fokus, weniger all over the place im Vergleich mit der dänischem Session. Das Trio findet immer wieder verschrobene Grooves, das Klavier klingt wahnsinnig knackig, hat gerade die richtige Dosierung Dreck (irgendwie ist das auch Garage Jazz, hat auch mit dem „flachen“ Sound von Altschul zu tun – das machte Jarrett dann ein paar Jahre später ja auch, glaub ich? da komme ich erst noch zum Wiederhören, ich denke v.a. an „Somewhere Before“). Darunter der tiefe Bass, manchmal in den Details mehr gespürt als gehört, ein Fundament in ständiger Bewegung, was auch für die Drums gilt – und an Bill Evans denke ich hier definitiv nicht mehr. Ein Trio der schiefen Ebenen, das keine Flächen öffnet sondern uns mitnimmt in einen Dschungel, in dem man den nächsten Move nie vorhersehen kann. Toll!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba