Antwort auf: Das Piano-Trio im Jazz

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gypsy-tail-wind
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Martial Solal Trio – Son 66 | Den ersten Anlauf hat das Forum verschluckt … es wird echt immer schlimmer hier, ich stelle mich allmählich (wieder) auf das Ende ein. Solal im Oktober 1965, wieder mit Gilbert Rovère und Charles Bellonzi, ein halbes Piano-Trio nur, denn auf der B-Seite wechselt er an die Orgel, was eine mässig gute Idee ist, aber vielleicht dabei hilft, einen Punkt zu illustrieren, den ich hier vor ein paar Wochen schon machte: als Pianist kann Solal sich sehr direkt auf Tatum beziehen und ist dennoch ganz vorne mit dabei, was harmonische Abenteuerlichkeit und Rhythmik angeht (klar, er denkt ihn schon auch fort und so) – aber an der Orgel klingt er dann halt ähnlich wie Wild Bill Davis oder Count Basie. Ausser am Klavier mussten die Jazzer sich auf Charlie Parker und seine Nachfolger beziehen, auf die Leute, die dessen Vokabular auf andere Instrumente übertrugen, um nicht abgehängt zu klingen … Solal hätte also in erster Linie Jimmy Smith aushorchen müssen. Im Closer der Klavier-Trio-Seite gibt es dann auch noch ein kleines Studio-Experiment: Bass/Drums werden immer wieder hoch- und runtergefahren, während das Klavier in konstanter Lautstärke zu hören ist – eine Art Film-Experiment auf Schallplatte. Das Trio ist inzwischen noch enger zusammengewachsen, geht mühelos durch alle Moves, schlägt gemeinsam Haken, rast locker durch die schnellsten Tempi – und Rovère/Bellonzi kriegen da und dort ihre Momente (auch gemeinsam, gerade auf der Orgel-Hälfte, wo Solal zwei kurze Stücke allein bestreitet). Das Material hat Solal komplett selbst geschrieben, auf meiner Ausgabe (oben rechts, CD aus Japan von Série Teorema) gibt es noch eine etwas längere „Original Version“ vom Klavier-Trio-Stück „Archiduke“. Zwischen dem Vorgänger-Album und diesem hier gab es eins von Solal mit demselben Trio, „En Liberté“, und das erinnere ich als hervorragend, hab leider aber nie eine brauchbare und bezahlbare Ausgabe davon finden können (es scheint nur die Originalausgabe zu geben, zumindest führt Discogs keine weitere). Dort spielt Solal neben ein paar Solo-Stücken auch wieder Cembalo, einmal im Trio und einmal im Duo mit dem Klavier. Auf dem 1966er-Alternativ-Cover (das Album erschein noch 1965 zum ersten Mal) sieht man das Trio im Studio – vielleicht bei den Sessions, die in Paris vom 11. bis 13. Oktober 1965 stattfanden.

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