Das Piano-Trio im Jazz

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  • #12573903  | PERMALINK

    vorgarten

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    jarrett, peacock, de johnette, standards, vol. 2 (1983)

    natürlich ist das ein konservatives projekt. jarrett äußerte damals sätze wie „unserer heutigen welt fehlt es an melodie“ usw. andererseits ist auch die geste der bescheidenheit interessant – von leuten, die kultisch dafür verehrt werden, nur aus sich selbst zu schöpfen (jarretts solo-konzerte): das trio macht deutlich, dass jede musik aus anderer musik kommt.

    das klaviertrio als projekt. jarrettpeacockdejohnette sind keine working band. sie treffen sich und spielen über erlerntem material. auch hier schon ohne arrangements. es gibt intros, die sich ausweiten, codi, die abrupt abreißen, eine kleine tänzerische figur, die sich am ende noch ergibt, und die strudelhaften freien kaskaden, die unter die standard-harmonien tauchen und etwas neues hinterlassen. das material hier sind fast nur filmsongs, außerdem das merwürdige exotica-stück von alec wilder, „moon and sand“. interessant auch, dass sie am ende „i fall in love too easily“ spielen – als miles das zum letzten mal im programm hatte, 1970, waren jarrett und de johnette dabei. hier spielt jarrett am ende einfach die melodie.

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    #12573933  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    Keith Jarrett „God Bless the Child“ (ECM) 1983 …. was habe ich mich damals bei der Veröffentlichungsankündigung nicht gefreut …. mit Gary Peacock und Jack DeJohnette ein „Rhythmus Dream Team“ …. gekommen ist danach vieles anders, denn der Pianist begann bereits hier hemmungslos, seine pianistische Arbeit mit eigenen Störgeräuschen (von manchen „Gesang“ genannt ….) zu garnieren/übertünchen …. so wird das Hören zu einem verzweifelten Versuch des tlws. Ausblendens, welcher gleichzeitig aber (auch) die Musik unterdrückt …. ist dies eine selbstgefühlte pianistische Limitation des Musikers, welcher Gefühle auf diesem Weg ausdrückt ? Ich weiß es nicht …. bei diesem Track im 3ten Viertel eine Impression, wie die Musik „stand alone“ sprechen würde …. aber diese Schiene wurde nichtsdestotrotz zu einem Erfolgsrezept, das Angebot an Standards ist riesig und für die beteiligten Musiker verblieb ein nachhaltiger Broterwerb …. Fazit : god bless ECM ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12573941  | PERMALINK

    thelonica

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    THE ROGER RAM TRIO – I’ll Remember April

    Die Musik von „Lover Man“ ist wohl von Roger Ramirez/Ram (co-writing credits hat der Song aber auch). Man denkt sofort an die Versionen von Holiday und Parker, aber unglaublich verschiedene (und viele) Musiker_innen haben den Song ebenfalls gespielt. Da wären u.a. Versionen von Lee Konitz, The Jazz Modes, Johnny Griffin, Lee Morgan, Jimmy Smith, Ahmad Jamal, Ike Quebec, Streisand, Bill Evans, Roland Hanna, Buddy Tate, Billy Higgins, The Communards und vom Keith Jarrett Trio. Die Version von Jarrett ist auf „Tribute“ zu finden – ein Album das schon länger auf der Wunschliste steht. Roger Ramirez ist vielleicht ein bißchen ein übersehender Pianist, der 1913 ins San Juan (Puerto Rico) geboren wurde. Er klingt hier allerdings zumindestens teilweise fast wie Ahmad Jamal um 1958(?). Ramirez war auch bei Ellington eingesprungen, vielleicht kam es deswegen irgendwann zu  Alben auf RCA, oder Stanley Dance war in die Sache involviert. Es ist durchaus möglich, dass Ramirez mal viel populärer/geschätzter (durch Präsenz in  Clubs/Bars) war. Die Lee Morgan Version von „Lover Man“ findet man auf „The Cooker“, da war Bobby Timmons am Klavier zu hören. Ich kann mir gut vorstellen, dass Timmons oder Lee Morgan sich Ramirez live angehört hatten und umgekehrt vielleicht.

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    #12573943  | PERMALINK

    vorgarten

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    jarrett, peacock, dejohnette, changes (1983)

    kurze startrampe und abflug. solch ein konzept minimalistischer kollektiver improvisationen über einen noch zu findenden groove und ein paar harmonien sollte einflussreicher werden als hier wahrscheinlich noch gedacht. wüsst nicht, wer das vorher gemacht hätte. witzig, dass peacock auch hier zwischendurch walking bass spielt. songs jedenfalls sind das hier nicht mehr. von „prism“ abgesehen natürlich, das sie ans ende setzen.

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    #12573963  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Bobby Timmons – Chun-King | Nach dem teils zähen ersten Album auf dem CD-Twofer überlegte ich, das zweite Album zu überspringen – und bin schon im Opener und Titelstück (von Keter Betts und seinem Boss Charlie Byrd komponiert) froh, das nicht getan zu haben. Denn trotz Faux-Exotismus (bisschen – pling – Pentatonik – pling pling) ist das ein völlig anderes Trio, leicht und blitzschnell sind sowohl Keter Betts am Bass als auch Albert „Tootie“ Heath an den Drums. Aufgenommen wurde das Album im August 1964 bei RVG, Chris Albertson rückt in den Liner Notes ein paar Punkte in Sachen „Soul“ zu recht (die Leute übersehen Original-Souler wie Lightnin‘ Hopkins, merken nicht, wie viel Soul in der Musik von Coleman Hawkins, den Hot Five von Louis Armstrong, Ma Rainey oder Jimmy Yances Aufnahmen steckt … und Timmons ist natürlich unter den aktuellen Leuten ein Pionier, kein Trittbrettfahrer). Im ersten Timmons-Original, „Walking Death“, ist der Groove ähnlich wie bei Mance, wenn der die Big Band-Ära channelt. Timmons spielt ein ziemlich tolles Solo mit sich überschlagenden Linien, die er dann wieder aussortiert. „“O Grande Amor“ folgt – Jobim und die Bossa war ein Trend, dem auch Timmons sich nicht verweigern konnte, erst recht nicht, wenn der Bassist von „Jazz Samba“ dabei war. Die B-Seite öffnet mit dem einzigen Soul-Stück des Albums, Timmons‘ zweitem und letzten Original „Gettin‘ It Togetha'“, dann folgen „I Could Have Danced All Night“ aus „My Fair Lady“ und als Closer der Gershwin-Klassiker „Someone to Watch Over Me“ mit superbem Klavierspiel von Timmons, besonders in den langen Solo-Passagen am Anfang und am Ende.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12573985  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Wolfgang Dauner Trio – Dream Talk | Villa Berg, Stuttgart am 14. September 1964 – ein Trio auf der Höhe der Zeit, produziert von Horst Lippmann für die deutsche CBS mit Wolfang Dauner, Eberhard Weber und Fred Braceful. Hier ist alles drin: Bill Evans und Scott LaFaro, Paul Bley, Ornette Coleman und der Free Jazz, vielleicht auch die Experimente von Don Friedman – dafür fehlen all die Bezüge zu langen Geschichte. Es gibt nur manchmal einen Beat oder eher Puls, der Bass kommentiert ständig oder ist so weit emanzipiert, dass er zur Gegenstimme wird, während die Drums ausschmücken aber auch eigene Impulse geben. Der Beat und die Harmonieschemata, die an der Oberfläche aufgelöst werden, blieben „in the subconsciousness of the musicians“, schreibt Lippmann in den Liner Notes. In einem weiteren Albumtext von 1980 schreibt er dann, das album bleibe ein Meisterwerk und „a valid contribution to the development of jazz worldwide“, auch wenn bei seinem ersten Erscheinen nur wenige wirklich verstanden hätten, was dieses Trio macht. Abgesehen von Ornette Coleman, der mit dem schnellen „Bird Food“ vertreten ist, Mal Waldrons „Soul Eyes“ und dem Closer „Yesterdays“ stammen alle fünf weiteren Stücke von Dauner, auch der Opener, der zugleich Titelstück des Albums ist. Ein verblüffendes Album auf jeden Fall, besonders für 1964 – immer noch frisch und ziemlich überraschend, sehr vielseitig und doch von einer durchgängigen Stimmung, die ein wenig kühl ist, nicht allzu farbenfroh, aber sehr dicht und konzentriert.

    Das Cover meiner CD ist leider nicht mehr so schön wie die oben abgebildete Platte:

    Mal schauen, ob ich heute spät noch ein paar Runden schaffe oder ob’s das war für diese Wochenende … next up sind „A Boy Named Charlie Brown“ und die zweite Runde von Denny Zeitlin – das wäre im Anschluss an Dauner ein guter Gegenpol und ein interessanter Anknüpfungspunkt. Das, obwohl Dauner freier und impressionistischer – um nicht lyrischer zu schreiben – agiert. Aber er hat eben auch einen durchaus zupackenden, knackigen Ansatz, weniger spitz als Zeitlin, aber nicht unähnlich, dünkt mich.

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    #12573987  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    *) Das zweite Zeitlin-Album … das mit dem Amthor-Lookalike-Cover – sorry, ihr müsst das jetzt auch sehen :scratch:

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    #12573989  | PERMALINK

    vorgarten

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    das ist jetzt echt gemein :|)

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    #12573993  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    vorgartendas ist jetzt echt gemein :|)

    Ich kriege es seit „Cathexis“ (bei Dauner ist das Objekt das Bild vom inneren Harmoniebeat) nicht mehr aus dem Kopf… zum Glück ist Zeitlin für mich primär ein Pianist der letzren Jahre. Neben den Solo-Songbooks ist da auch ein starkes Trio-Album dabei:
    https://dennyzeitlin.bandcamp.com/album/live-at-mezzrow

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    #12573995  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind

    vorgartendas ist jetzt echt gemein :|)

    Neben den Solo-Songbooks ist da auch ein starkes Trio-Album dabei:
    https://dennyzeitlin.bandcamp.com/album/live-at-mezzrow

    trotz matt wilson? kann ich mir nicht recht vorstellen. zeitlin-fan werde ich bis zuletzt nicht, fürchte ich.

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    #12573999  | PERMALINK

    vorgarten

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    myers, pate, barker, the circle of time (1983)

    das ist auch vamp-musik, kommt aber natürlich vom blues. myers bindet gospel und free zusammen, kann funk-rhythmen genauso wie freie tongedichte (über zikaden und scharrende hühnerfüße). auf drei der sechs stücke singt sie auch, deshalb zählt das album in der umfrage eher nicht, aber die grundlage ist schon das hervorragend eingespielte klaviertrio.

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    #12574001  | PERMALINK

    lotterlotta
    Schaffnerlos

    Registriert seit: 09.04.2005

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    könnte es sein das zeitlin dieses etwas aus versehen er……    ;-)   also echt fies diesen du…bab…. mit einenm guten pianisten und mediziner in verbindung zu bringen….ich mach mich mal an die hawes-festspiele….in vorliegender chronologischer reihenfolge…

    vol III hab ich bis dato wegen mangelndem akzeptablen vinyl immer noch nicht, wie es scheint muss ich da dann wohl doch mal alle hühneraugen zudrücken und ein vg+-exemplar erwerben, vol II ist schon bärenstark, es werden wohl 2-3 hawes in meiner liste auftauchen…..

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12574017  | PERMALINK

    soulpope
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    Andrew Hill Trio „Tripping“ (Soul Note) 1986 …. „Erwartungen und Erkenntnisse“ (die ewige Geschichte) .. bei der damaligen Ankündigung als Neuerscheinung leichte Enttäuschung, das Liebling Clifford Jordan nur auf 4 von den 6 Tracks spielt …. retrospektiv gesehen schade, dass nur zwei Tracks im Trio mit Rufus Reid (b) + Ben Riley (dr) dokumentiert wurden …. durchgängig starke Interaktion, man hört die Tracks gerne auch deshalb öfter um sich jeweils auf einen Musiker besonders konzentrieren zu können ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12574037  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

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    BOBBY TIMMONS – Holiday Soul

    Hier mal im Stream. Ein Christmas Album habe ich vielleicht nicht als erstes auf dem Schirm, wenn ich an Bobby Timmons denke. Favoriten hier vielleicht: The Christmas Song, We Three Kings, You’re All I Want For Christmas.

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    #12574049  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    vielleicht sollten wir auch noch unser liebstes pianotrio-weihnachtsalbum nominieren, meins wäre auf jeden fall das von duke pearson, wobei ich gerade nicht mehr weiß, wie viel zusätzliche percussion da drauf ist.

    allen, cox, cyrille, the printmakers (1984)

    fängt mit körpermusik an, bevor der bass übernimmt (der tatsächliche von anthony cox und die linke hand von geri allen). dieser zugang ist ernstzunehmen. das ganze album ist mit einem drive unterlegt, der aus vertrackten, sehr entschiedenen und körperlichen bass-figuren kommt, es gibt auch immer wieder eine nähe zu latin-figuren, eine tanz-referenz, die aber nichts leichtes, oberflächliches hat. die musik hat gewicht, is dicht und komplex, man kann sich aber jederzeit am rhythmus orientieren, der hat priorität. cox und cyrille sind super hier und schichten schön mit, aber wenn geri allen solo spielt, reicht das eigentlich. ich höre auch schon ein bisschen hiphop in den bass-figuren und der repetition, aber auch die jazz-vorbilder (nichols, williams, taylor) sind klar, bill evans ganz weit weg.

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