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Wolfgang Dauner Trio – Dream Talk | Villa Berg, Stuttgart am 14. September 1964 – ein Trio auf der Höhe der Zeit, produziert von Horst Lippmann für die deutsche CBS mit Wolfang Dauner, Eberhard Weber und Fred Braceful. Hier ist alles drin: Bill Evans und Scott LaFaro, Paul Bley, Ornette Coleman und der Free Jazz, vielleicht auch die Experimente von Don Friedman – dafür fehlen all die Bezüge zu langen Geschichte. Es gibt nur manchmal einen Beat oder eher Puls, der Bass kommentiert ständig oder ist so weit emanzipiert, dass er zur Gegenstimme wird, während die Drums ausschmücken aber auch eigene Impulse geben. Der Beat und die Harmonieschemata, die an der Oberfläche aufgelöst werden, blieben „in the subconsciousness of the musicians“, schreibt Lippmann in den Liner Notes. In einem weiteren Albumtext von 1980 schreibt er dann, das album bleibe ein Meisterwerk und „a valid contribution to the development of jazz worldwide“, auch wenn bei seinem ersten Erscheinen nur wenige wirklich verstanden hätten, was dieses Trio macht. Abgesehen von Ornette Coleman, der mit dem schnellen „Bird Food“ vertreten ist, Mal Waldrons „Soul Eyes“ und dem Closer „Yesterdays“ stammen alle fünf weiteren Stücke von Dauner, auch der Opener, der zugleich Titelstück des Albums ist. Ein verblüffendes Album auf jeden Fall, besonders für 1964 – immer noch frisch und ziemlich überraschend, sehr vielseitig und doch von einer durchgängigen Stimmung, die ein wenig kühl ist, nicht allzu farbenfroh, aber sehr dicht und konzentriert.
Das Cover meiner CD ist leider nicht mehr so schön wie die oben abgebildete Platte:

Mal schauen, ob ich heute spät noch ein paar Runden schaffe oder ob’s das war für diese Wochenende … next up sind „A Boy Named Charlie Brown“ und die zweite Runde von Denny Zeitlin – das wäre im Anschluss an Dauner ein guter Gegenpol und ein interessanter Anknüpfungspunkt. Das, obwohl Dauner freier und impressionistischer – um nicht lyrischer zu schreiben – agiert. Aber er hat eben auch einen durchaus zupackenden, knackigen Ansatz, weniger spitz als Zeitlin, aber nicht unähnlich, dünkt mich.
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