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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy tail windHatte, hatte. Und auch nur die des jungen. Und es betrifft nicht nur mich. Wenn Du 98 Jazzhörer nach Chet Baker fragst, winkt die Hälfte eh einfach mal ab, und von der anderen Hälfte finden dann nochmal vier siebtel: ja, aber nur als Trompeter. Wieviele der Jazzhörer mögen Chet Baker als Sänger?
Der späte „kaputte“ Gesang Chet Bakers – oder mehr der Gesang des kaputten Chet Baker – hat schon was (für mich) …. aber der „frühe“ Gesang gleitet an mir de facto vorbei ….
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Werbunggypsy tail windHatte, hatte. Und auch nur die des jungen. Und es betrifft nicht nur mich. Wenn Du 98 Jazzhörer nach Chet Baker fragst, winkt die Hälfte eh einfach mal ab, und von der anderen Hälfte finden dann nochmal vier siebtel: ja, aber nur als Trompeter. Wieviele der Jazzhörer mögen Chet Baker als Sänger?
ich gerate hier immer mehr ins staunen. ich finde gerade den jungen chet baker als sänger super, und ich war felsenfest davon überzeugt, dass er als trompeter unter jazzhörer_innen über jeden zweifel erhaben ist…
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soulpopeDer späte „kaputte“ Gesang Chet Bakers – oder mehr der Gesang des kaputten Chet Baker – hat schon was (für mich) …. aber der „frühe“ Gesang gleitet an mir de facto vorbei ….
Falsch, die Antwort lautet 21
21 von 98 in Prozenten gibt 21,4 – was natürlich nur dann realistisch ist, wenn man auch Gelegenheitsjazzhörer berücksichtigt.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbavorgartenich gerate hier immer mehr ins staunen. ich finde gerade den jungen chet baker als sänger super, und ich war felsenfest davon überzeugt, dass er als trompeter unter jazzhörer_innen über jeden zweifel erhaben ist…
Na ja, es gibt – gerade in den USA – schon einige Vorurteile gegenüber dem West Coast Jazz … aber dass die Stimme ziemlich speziell ist, ist doch relativ leicht zuzugestehen?
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaInteressant, wie hier die Personalie Chet Baker diskutiert wird.
Ich habe mich kürzlich von Gypsy inspirieren lassen und mir zum „Drangewöhnen“ mal diese Mini box mit 10 CDs/17 Alben gekauft und bin gerade dabei mich da durchzuhören.Da geht es ja nur um den jungen Chet bis 1962, aber zwei Dinge kann ich schon feststellen:
erstens, der Sänger Baker kommt bei mir mit gemischter Wirkung rüber. Manches fand ich beim ersten Hören schon gut, anderes überflüssig. Ich würde im Moment den Trompeter Baker vorziehen, aber auch hier hat man es offensichtlich mit sehr unterschiedlichem Sound zu tun.
zweitens -obwohl ich noch lange mit dieser Box nicht durch bin – ist schon jetzt Interesse am älteren Chet Baker entstanden.
werde mir dazu mal Gedanken machen, wenn ich diese Box ausreichend durchgehört habe.--
Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better. Samuel Beckett - 'Cos music is for listening and not to stored away in a bloody cupboard.gypsy tail windNa ja, es gibt – gerade in den USA – schon einige Vorurteile gegenüber dem West Coast Jazz …
ach, so allgemein meinst du das, ok. und sicher ist die stimme speziell. aber ich hatte gerade norma winstone im ohr
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy tail windFalsch, die Antwort lautet 21
21 von 98 in Prozenten gibt 21,4 – was natürlich nur dann realistisch ist, wenn man auch Gelegenheitsjazzhörer berücksichtigt.
Den mathematischen Sidestep hab ich komplett verpasst – hätte an der Lösung aber sicher auch hart arbeiten müssen ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)ich hätte jetzt auch gesagt, dass Baker unter Jazzfans eher kontrovers ist, vielleicht nicht ganz so sehr wie Oscar Peterson, aber schon fast. Ich komme mit Jazzgesang weiterhin nur selten klar. Bakers Gesang kann ich tolerieren, muss ihn aber eigentlich nicht haben… Beim Gesang würd ich auch tendentiell den frühen Chet bevorzugen – den kann ich mir zwar auch nicht richtig gut anhören, aber da erkenn ich schon das besondere. Also, das frühe ist irgendwie perfekt, das späte gerne auch mal so ein Gejammer…
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.redbeansandrice Also, das frühe ist irgendwie perfekt, das späte gerne auch mal so ein Gejammer…
also ganz wie beim Trompetenspiel
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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redbeansandriceich hätte jetzt auch gesagt, dass Baker unter Jazzfans eher kontrovers ist, vielleicht nicht ganz so sehr wie Oscar Peterson, aber schon fast. Ich komme mit Jazzgesang weiterhin nur selten klar. Bakers Gesang kann ich tolerieren, muss ihn aber eigentlich nicht haben… Beim Gesang würd ich auch tendentiell den frühen Chet bevorzugen – den kann ich mir zwar auch nicht richtig gut anhören, aber da erkenn ich schon das besondere. Also, das frühe ist irgendwie perfekt, das späte gerne auch mal so ein Gejammer…
Ohne Dir jetzt einen negative Deutung des verwendeten Begriffes unterstellen zu wollen, aber ich denke daß „kontrovers“ keine grundsätzlich problematische (aka negative) Aussage ist – im übrigen eine interessante Parallele bei Chet Baker und Art Pepper sowohl in der Karriere (in mehr oder minder 2 Teilen) als auch im früheren „schönen“ und späteren „gebrochenen“ Spiel …. und obwohl beide Herren in den 50ern ja bereits mit dem Thema Rauschmittel ihren eigenen Abgang von der Schönfärberei eingeläutet hatten, hat ihre gemeinsame Pacific Aufnahme mit dem sinnigen Titel „Playboys“ ein „sauber“ (für die damalige Zeit ) schmutziges Cover …. ja das Spiel mit Licht und Schatten ….
Edit : Noch ein paar Gedanken zum „Gejammere“ (abgesehen davon daß ich ja bekanntlich zum Thema Trauer in der Musik einen besonders starken Bezug habe …. ) – ich empfinde Chet Baker in seinen späten Lebensjahren auf authentische Weise situativ lebensfroher (mit Selbstironie ?) als in der Perfektion der 1sten Karrierehalbzeit, welche in Wirklichkeit wie eine Fassade den wohl schon ambivalenten Zustand des Künstlers überdeckt bzw im wahrsten Sinn des Wortes überspielt …. und das hält mich widerum auf Abstand ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Ich würd auch denken, dass diese späten europäischen Jahre für Baker eine gute Zeit waren, kein Gefängnis mehr, vermutlich ein relativ entspannter Zugang zu allem, was er brauchte, nächtliche Autofahrten von einem europäischen Land ins andere – und überall freute man sich ihn zu sehen, die komische Familie war er los, er hatte stabilere Bands als in den Dekaden davor (in deValks Buch gibt es eine tolle Anekdote von einem Aushilfsbassisten, der ziemlich irritiert war, dass der Rest der Band, Baker/Graillier/M. Pelzer sich ein Bett teilte) und und. Klar sah er ziemlich kaputt aus, er hat halt viele Jahre Dinge getan, die schlecht für die Haut sind, und schlecht für den Blutdruck, und wahrscheinlich auch nicht so richtig super für die Stimme… Aber ich glaub nicht, dass er unglücklich war – sondern eher, dass er sich endlich irgendwo langfristiger eingegliedert hatte…
„kontrovers“ sollte schlicht heißen, dass es genug Jazzfans gibt, die mit Baker nichts anfangen können. Was den späten Gesang gibt: Der gibt mir einfach nicht viel – diese Stimme, die immer mal wieder ausfällt, diese uralten Texte… bei Trompete mag ich sowas – bei Gesang halt nicht so. Dass die Entwicklung ein bißchen parallel zu seinem Trompetenspiel ist, find ich allerdings auch…
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.Für mich verblüffend und interessant, wie unterschiedlich Chet Baker – insbesondere als Sänger – hier wahrgenommen wird. Kaum weniger verblüffend, wie unterschiedlich der junge Chet und der alte Chet hier bewertet werden. Ich selbst kenne mich nicht besonders aus, entdecke das erst und habe mir inzwischen auch ein paar Aufnahmen aus den 70ern und 80ern angehört. Egal, ob 50er, 60er, 70er oder 80er: Chet ist immer Chet, es gibt bei ihm offenbar keine wesentliche stilistische Entwicklung. Qualität und Niveau seiner Aufnahmen ist aber offenbar sehr von seiner jeweiligen Tagesform und der seiner musikalischen Begleiter abhängig. Aber auch und gerade in Europa hat er offenbar immer wieder mit großartigen Musikern gespielt, die in zu Höchstleistungen motivierten. Und bei aller Konstanz seiner stilistischen Mittel und seines Repertoires ist nicht zu überhören, dass er mit zunehmenden Alter künstlerisch reifte und trotz nicht zu übersehenden körperlichen Verfalls bis zum Schluss künstlerisch erstklassig war.
Ob die 70er und 80er in Europa für ihn als Menschen gute Zeiten waren? Keine Ahnung, ich habe keine Chet-Baker-Biografie gelesen und wer kann da schon in ihn reinschauen? Aber dieses unstete Zigeunerleben zwischen Hotelzimmern, nächtlichen Autofahrten, Auftritten und zahllosen Aufnahmen für obskure Labels scheint für ihn zumindest funktioniert zu haben – solange sein Körper mit den Substanzen versorgt wurde, die er brauchte, und dieser Belastung standhielt.
Weiter mit meinem zigeunerhaften Vagabundieren in der Chet Baker-Diskografie. Nur kurz streifen möchte ich
Chet Baker – It Could Happen To You (1958)
Chet Baker Sings Vol. 2, wenn man so will, hier aber an der East Coast. Fingernägel auf Wandtafel für den einen, behaglicher Wohlklang für den anderen und für manch einen sogar unterkühlte Erotik. Das Cover verlangt dem Betrachter aus heutiger Sicht schon sehr viel postmoderne Ironie ab. Da wird Chet tatsächlich das Image des Jazzmusikers, mit dem auch Mittelklassetöchter ausgehen dürfen, aufgepfropft. Ich möchte in diesem Setting nicht mit ihm tauschen. Da sind die Fotos von William Claxton schon was anderes.
Ein paar Jahre vorher war Chet Baker nicht an der East Coast unterwegs, sondern in Frankreich, wo er innerhalb etwa eines halben Jahres mehrere Sessions in verschiedenen Besetzungen für das französische Barclay Label aufnahm. Man kann diese Aufnahmen in verschiedenen Kopplungen komplett erwerben. Einige Höhepunkte davon sind auf dieser Compilation versammelt.
Chet Baker – In Paris: Barclay Sessions 1955-1956
Diese Platte hat mir nach nicht mal zwei Takten den Atem verschlagen: Vier Töne auf dem Bass, ein Piano-Akkord und Besen auf der Snare und dann setzt Chet mit einem Ton auf der Trompete an, der alles andere im Raum schlagartig verstummen lässt. Alone Together unendlich gelassen und langsam, ja träge gespielt, mit einem absoluten Minimum an Mitteln, aber so warm und weich und klar, dass Chet Baker und seine Band mich sofort haben.
Das klingt nicht so lebhaft und spontan wie auf Chet is Back, sondern in dieser understateten Art eher eingeübt, aber kein bisschen weniger gefühlvoll. Die Band zieht auf dieser Compi das Tempo auch mal etwas etwas an, bleibt aber minimalistisch – mit Ausnahme von vier ebenfalls ausgezeichneten Aufnahmen, die unter Chet Baker & His Orchestra firmieren. Ein Oktett, das an das Gerry Mulligan Tentett erinnert. Und dann ist da auch noch ein Stück mit dem eigenartigen Titel Tasty Pudding, bei dem das Quartet ohne Schlagzeuger spielt, dafür aber mit einem Tenorsaxofonisten namens Jean-Claude Chautemps. Abschließend Everything Happens To Me mit Chet als Sänger. Beides ganz delikat.
Chet Baker scheint als amerikanischer Expatriate in Europa zu großer Form aufzulaufen. Seine Begleiter sind fast durchgängig mir unbekannte Franzosen und Belgier, von denen mir gerade mal René Urtreger und Francy Boland vom Namen her bekannt sind. Aber die scheinen sich alle bestens zu verstehen.
Ganz großartiges Album – als Vergleich fällt mir am ehesten Miles‘ Ascenseur pour l’échafaud ein, das aber erst 1958 aufgenommen wurde – wenn auch mit einem sehr tragischen Beigeschmack, der schon damals auf die Tragik in Chet Bakers Leben hindeutet: Der Pianist von Chet Bakers damaligen amerikanischen Quartet Dick Tzwardzik setzte sich nur wenige Tage nach der ersten Session für Barclay in einem Hotelzimmer mit gerade mal 24 Jahren den Goldenen Schuss.
zuletzt geändert von friedrich--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)„keine wesentliche stilistische Entwicklung“ find ich schwierig… also… ich stimm schon zu, dass Chet immer Chet geblieben ist, aber sowas:
gehört mE musikalisch ganz klar in die Zeit, aus der es kommt (späte Siebziger). Chet konnte sich mit dem, was er machte, in viele Kontexte reinfinden, und sparsam seine zwei drei Cent Magie einsprengseln (spass an der formulierung, sie ist echt nicht gut)… Irgendwo stand, dass er zwar Noten im Sinne von Melodien lesen konnte, aber keine Changes, sondern dass er das immer mit dem Ohr machen musste… find ich plausibel (auch wenn es sicher übertrieben ist)… und mir gefällt er auf diesen 70er Kammerjazz Aufnahmen (sonst nicht mein liebstes Genre) besser, als im Cool Jazz der 50er – allein schon, weil es sein Genie so schön betont, dass er scheinbar problemlos auch in diesem Kontext glänzen kann… (und ein Schlagzeug braucht es hier nun wirklich nicht). Biografien: De Valk ist vllt nicht grad die Bibel, aber schon sehr sehr lesenswert
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.Wie war das, John Littman, der mittelmässige Drummer, war nur in der Combo (mit Twardzik), weil er gut darin war, an Stoff zu kommen?
Miles Davis hat Al Cohns „Tasty Pudding“ im Rahmen 1953 für Prestige eingespielt, im Rahmen der schwerfälligen Session mit Al & Zoot.
Was die Entwicklung von Chet Baker betrifft – bin da etwas unschlüssig. Auf den ersten Aufnahmen mit eigener Band, dem Quartett mit Russ Freeman ist er technisch voll auf der Höhe (und die vielbeschworene Ähnlichkeit zu Miles nur halbweg vorhanden, wobei Miles in dieser Zeit ja grad im Tief war, in den Jahren davor gibt es auch von ihm – z.B. auf den Birdland-Live-Mitschnitten von 1951, die Blue Note irgendwann offiziell herausbrachte – hervorragendes, animiertes, zupackendes Trompetenspiel zu hören, im Studio geht es ab 1954 dann auch wieder aufwärts). Danach gibt es wohl schon eine Entwicklung, die auch andere als rein musikalische Gründe gehabt haben mag … hin zu einem weicheren, lyrischeren Spiel, das ja im Alter (wir reden ja von einem Junkie, mit 40 war der uralt) von einer Zerbrechlichkeit ist, die sehr berührt.
(Das Herumreiten auf dem Gesang, der Stimme, ist albern. Mögen alle Leute Joanna Newsoms Stimme? Mögen alle Leute Grace Slick? Mögen alle Leute das Gejammer der versammelten Grateful Dead-Riege? Mögen alle Leute Antony? Die Antwort ist bekannt, ja? Und kontrovers ist dabei wenig, das ist doch einfach so bei Stimmen, ich verstehe nicht, warum gerade Baker da eine Ausnahme sein soll.)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaredbeansandrice“keine wesentliche stilistische Entwicklung“ find ich schwierig… also… ich stimm schon zu, dass Chet immer Chet geblieben ist, aber sowas:
(Video)
gehört mE musikalisch ganz klar in die Zeit, aus der es kommt (späte Siebziger). Chet konnte sich mit dem, was er machte, in viele Kontexte reinfinden, und sparsam seine zwei drei Cent Magie einsprengseln (spass an der formulierung, sie ist echt nicht gut)… (…) und mir gefällt er auf diesen 70er Kammerjazz Aufnahmen (sonst nicht mein liebstes Genre) besser, als im Cool Jazz der 50er – allein schon, weil es sein Genie so schön betont, dass er scheinbar problemlos auch in diesem Kontext glänzen kann… (und ein Schlagzeug braucht es hier nun wirklich nicht).(…)
Du hast da sicher einen besseren Überblick als ich. Ich habe den Eindruck, dass er zwar in Maßen mit der Zeit gegangen ist, aber weder gezielt nach Innovation gestrebt, noch sich an den jeweiligen Zeitgeschmack angepasst hat. Er war kein Miles Davis, der sich immer wieder neu erfunden hat. Zugegeben ein gewagter Vergleich. Und er hat auch kein Bossa Nova, Latin oder Fusionsalbum gemacht, weil es gerade im Trend lag. Jedenfalls soweit ich weiß. Mitte/Ende der 60er gab es aus kommerziellen Kalkül seines Labels auch Aufnahmen von Tequila und La Bamba, die aber wohl als missglückte Sell Out-Versuche gelten.
Die Veränderungen bei ihm scheinen viel eher Folgen des zunehmenden Reifegrads seines eigenen Spiels und den wechselnden Besetzungen, in den er spielte, zu sein. Auch das Programm von Standards verändert sich über Jahrzehnte kaum. Man kann das ja auch als Konstanz und Charakter interpretieren. Jedenfalls hat er sich nicht verbogen.
Die zwei, drei Cent Magie sind schon ganz schön formuliert. Er hatte ja offenbar genau das und konnte bloß mit der Sinnlichkeit seines Tons auf der Trompete Herzen brechen. Vorausgesetzt der Kontext stimmte.
Und ja: Das Schlagzeug vermisse ich auf einigen seiner Aufnahmen auch nicht. Dieses kleine Stück Tasty Pudding von den Pariser Sessions ist ganz bezaubernd. Ich vermute mal, dass Du die Pariser Sessions komplett kennst?
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme) -
Schlagwörter: Chet Baker, Jazz
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