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redbeansandrice“keine wesentliche stilistische Entwicklung“ find ich schwierig… also… ich stimm schon zu, dass Chet immer Chet geblieben ist, aber sowas:
(Video)
gehört mE musikalisch ganz klar in die Zeit, aus der es kommt (späte Siebziger). Chet konnte sich mit dem, was er machte, in viele Kontexte reinfinden, und sparsam seine zwei drei Cent Magie einsprengseln (spass an der formulierung, sie ist echt nicht gut)… (…) und mir gefällt er auf diesen 70er Kammerjazz Aufnahmen (sonst nicht mein liebstes Genre) besser, als im Cool Jazz der 50er – allein schon, weil es sein Genie so schön betont, dass er scheinbar problemlos auch in diesem Kontext glänzen kann… (und ein Schlagzeug braucht es hier nun wirklich nicht).(…)
Du hast da sicher einen besseren Überblick als ich. Ich habe den Eindruck, dass er zwar in Maßen mit der Zeit gegangen ist, aber weder gezielt nach Innovation gestrebt, noch sich an den jeweiligen Zeitgeschmack angepasst hat. Er war kein Miles Davis, der sich immer wieder neu erfunden hat. Zugegeben ein gewagter Vergleich. Und er hat auch kein Bossa Nova, Latin oder Fusionsalbum gemacht, weil es gerade im Trend lag. Jedenfalls soweit ich weiß. Mitte/Ende der 60er gab es aus kommerziellen Kalkül seines Labels auch Aufnahmen von Tequila und La Bamba, die aber wohl als missglückte Sell Out-Versuche gelten.
Die Veränderungen bei ihm scheinen viel eher Folgen des zunehmenden Reifegrads seines eigenen Spiels und den wechselnden Besetzungen, in den er spielte, zu sein. Auch das Programm von Standards verändert sich über Jahrzehnte kaum. Man kann das ja auch als Konstanz und Charakter interpretieren. Jedenfalls hat er sich nicht verbogen.
Die zwei, drei Cent Magie sind schon ganz schön formuliert. Er hatte ja offenbar genau das und konnte bloß mit der Sinnlichkeit seines Tons auf der Trompete Herzen brechen. Vorausgesetzt der Kontext stimmte.
Und ja: Das Schlagzeug vermisse ich auf einigen seiner Aufnahmen auch nicht. Dieses kleine Stück Tasty Pudding von den Pariser Sessions ist ganz bezaubernd. Ich vermute mal, dass Du die Pariser Sessions komplett kennst?
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)