Blindfoldtest #30 – gypsy tail wind

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  • #11082709  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    ich glaub ich muss echt mal diese grossen fruehen Alben von Liebman, Grossman und so hoeren, mit Elvin Jones, Stone Alliance, um den Teil der Saxophongeschichte besser zu verstehen… die Art wie Menschen Saxophon gespielt haben hat sich zwischen Coltrane und 1975 doch nochmal deutlich geandert… #7 find ich jetzt super logisch, wo ich die Aufloesung gehoert hab, nie die Band gehoert, aber genau so hatt ich sie mir vorgestellt… gibt noch einiges wo ich bei der Aufloesung gespannt bin

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    #11082745  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    redbeansandriceich glaub ich muss echt mal diese grossen fruehen Alben von Liebman, Grossman und so hoeren, mit Elvin Jones, Stone Alliance, um den Teil der Saxophongeschichte besser zu verstehen… die Art wie Menschen Saxophon gespielt haben hat sich zwischen Coltrane und 1975 doch nochmal deutlich geandert… #7 find ich jetzt super logisch, wo ich die Aufloesung gehoert hab, nie die Band gehoert, aber genau so hatt ich sie mir vorgestellt… gibt noch einiges wo ich bei der Aufloesung gespannt bin

    Da könnte man wohl wirklich mal bei den paar Bands ansetzen, die die Jahre durchmachten: Elvin Jones, Art Blakey, Dizzy Gillespie, ab 1972 dann auch wieder Tyner … wen gab’s noch? Das interessante ist ja, dass da teils auch ältere Leute dabei waren und deren Spiel sich teils auch recht stark änderte (ich denke v.a. an Frank Foster, es gab noch James Moody bei Dizzy, George Coleman bei EJ). Die Saxer von EJ in der Blue Note-Zeit sind jedenfalls sicher ein Startpunkt (es geht ja wohl nicht nur ums Sopran?): Joe Farrell, George Coleman, Pepper Adams, Frank Foster, David Liebman, Steve Grossman, auf den Vanguard Alben direkt danach gibt es zudem Azar Lawrence, Bunky Green und Moody und ein paar Jahre später noch Pat LaBarbera (der ist übrigens nochmal zwei Jahre älter als Liebman und Grossman). Bartz und Sonny Fortune gab es nur bei Miles und Tyner. Sind eigentlich recht wenige, v.a. wenn man die weglässt, die sich nicht wahnsinnig geändert haben (Coleman, Moody, Green). Dann fehlt da sicher noch Billy Harper.

    Von der Loft-Ecke und 2./3. Free Jazz-Generation scheint sich das recht gut trennen zu lassen, oder? Oder stehe ich grad auf dem Schlauch und vergesse diverse Grenzgänger?

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11082763  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    gypsy-tail-wind
    Von der Loft-Ecke und 2./3. Free Jazz-Generation scheint sich das recht gut trennen zu lassen, oder? Oder stehe ich grad auf dem Schlauch und vergesse diverse Grenzgänger?

    gute Frage… spontan fallen mir jetzt am Saxophon keine ein… so Leute wie Eric Dolphy, der Avantgarde und Studiojobs verband, gab es zehn Jahre spaeter scheinbar kaum noch… Hadley Caliman hast du als Studiomusiker, mit Freddie Hubbard aber auch mit Prince Lasha… aber das ist alles mehr am Rande und zudem Westkueste… Bennie Maupin passt vielleicht ganz gut

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    #11082777  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Maupin, klar, die letzte Lee Morgan Band (wo dann auch Harper ins Spiel kommt) … bei Blakey Ramon Morris, Carter Jefferson, Manny Boyd (wer war das eigentlich?), 1968 auch schon Harper und direkt davor Frank Mitchell (auf dem Album mit Chuck Mangione und Keith Jarrett, das wirklich gut ist, „Buttercorn Lady“). Und dann David Schnitter, der mit Jahrgang 1948 auch nur 2 Jahre jünger ist als Grossman und Liebman, was mir gar nicht bewusst war … Bobby Watson ist *1953 und war dann, als er 1977 zu Blakey kam, noch einigermassen jung – aber da, also 1977, ist die fragliche Phase ja zu Ende oder? Und da ist bahnt sich die Dominanz der Leute an, die von den Young Lions abgelöst wurden, die Breckers [von #6 hier, das hast Du mitgekriegt?], Liebman usw., nebenher auf der auch jemand wie Blyhte aus der Loft-Ecke, der da bei Columbia war … und da vermischt sich auch alles wieder, Murray wird dann ja auch Mainstream (und Stanley Crouch im Schlepptau dreht gleich noch ein paar Mal weiter …). Schon alles sehr spannend.

    Im BFT ging es mir ja ungefähr um die Anfänge dieser Zeit, als sich nach den Sechzigern jenseits der Avantgarde aber auch jenseits des Bebop wieder was zu entwickeln begann bzw. bereits ausformuliert wurde, manchmal vom Free, manchmal vom Jazz-Rock inspiriert, aber insgesamt schon eher in der Coltrane/Tyner-Richtung. Wobei Tyner selbst ja auch erst ab dem Milestone-Deal so richtig durchstarten konnte, wenn ich das recht im Kopf hab (davor fuhr er Taxi, in den Jahren, als er für Blue Note aufnahm, hatter er wohl auch keine working band, oder keine die so lange Bestand hatte, als dass man darüber wirklich was wüsste).

    Das kann ich dann ja jetzt mal verraten: alle Tracks sind Debut-Alben aus den Siebzigern entnommen, Zeitraum ist 1970-76, der einzige halbe Bruch der Regeln ist #12, der Mann hatte – und damit ist die Katze aus dem Sack @vorgarten :-) – schon ein Album als Co-Leader gemacht.

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    #11082865  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind
    Das kann ich dann ja jetzt mal verraten: alle Tracks sind Debut-Alben aus den Siebzigern entnommen, Zeitraum ist 1970-76, der einzige halbe Bruch der Regeln ist #12, der Mann hatte – und damit ist die Katze aus dem Sack – schon ein Album als Co-Leader gemacht.

    alles klar. ;-)

    über die auswahl, und ob da was abgebildet wird, was zu dieser zeit sich formuliert, muss ich noch nachdenken. gerade in der recherche nach den stücken fiel auf, dass du oft die ausnahmen vom normalfall, der sich rechts (spiritual) und links (funk) und drüber (latin) und drunter (loft) davon, oft auf dem gleichen album noch, materialisierte, ausgewählt hast. und dann sind ja gerade debüt-leader-alben oft dazu da, eine größere bandbreite des könnens abzubilden… aber die perspektive ist ja auch sehr spannend, weil die sachen hier im bft eine sehr eigene qualität haben – aber vielleicht kam die eher durch die auswahl zustande?

    zu den saxofonisten fiel mir noch harold vick ein, den die anforderung ja quasi zu einer persönlichkeitsspaltung führten. und ich mag sein album als sir edward sehr gerne.

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    #11082929  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Genau … ich mache mich dann mal an die Auflösung, höre mir den Mix nochmal an, weil ich auch nochmal ein paar Kommentare zur Musik schreiben möchte.

    Was die Richtung des BFT angeht, ja, die liegt wohl schon in meiner Auswahl begründet – das war aber weniger eine bewusste stilistische Entscheidung, es ergab sich aus den üblichen BFT-Überlegungen (Dauer der Tracks, Erkennbarkeit der Mitwirkenden, Wechsel von schnellen/langsamen Stücken usw.) halt so.

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    #11082935  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Blindfoldtest #30 – Debutalben aus den Siebzigern

    CECIL MCBEE
    1. Mutima (Cecil McBee)

    Tex Allen (t/flh), Allen Braufman (as), George Adams (ss), Art Webb (fl), Onaje Allen Gumbs (p), Cecil McBee (b), Jimmy Hopps (d), Michael Carvin (gong, perc), Jabali Billy Hart (cymbals, perc), Lawrence Killian (cga)
    Minot Studios, White Plains, NY, 8. Mai (5. August?) 1974
    von: Mutima (Strata East, 1974; CD: 1991)

    ONAJE ALLAN GUMBS
    2. It Sho’ Do Feel Good, Did Ya Here Me? (Onaje Allan Gumbs)

    Onaje Allan Gumbs (p)
    10. August 1976 [ohne Ort]
    von: Onaje (Steeplechase, 1976; CD: 1994)

    STEVE REID
    3. Center of the Earth (Joe Falcon)

    Chris Capers (t), Michael Keith (tb), Arthur Blythe (as), Charles Tyler (bari), Les Walker (p), Melvin Smith (g), David Wertman (b), Steve Reid (d)
    Mustevic Sound Studios, New York, NY, November/Dezember 1975
    von: Rhythmatism (Mustevic, 1976; CD: Universal Sound, 2008)

    JOHN STUBBLEFIELD
    4. Little Prince (John Stubblefield)

    Cecil Bridgewater (t/flh), John Stubblefield (ss), Onaje Allan Gums (p), Cecil McBee (b), Joe Chambers (d)
    Blank Studio, New York, NY, 8. & 9. Dezember 1976
    von: Prelude (Storyville, 1977; CD: Solid/Storyville, 2016)

    [Percussionist Mtume setzt aus]

    BILLY GAULT
    5. Portrait of Joaner (Billy Gault)

    Billy Skinner (t), Bill Saxton (ts), Billy Gault (p), James Fish Benjamin (b), Michael Carvin (d)
    29. Oktober 1974 [ohne Ort]
    von: When Destiny Calls: The Music of Billy Gault (Steeplechase, 1975; CD: 1994)

    HAL GALPER
    6. Call (Hal Galper)

    Randy Brecker (elt), Mike Brecker (ss), Hal Galper (elp), Bob Mann (g), Victor Gaskin (b), Steve Haas (d), Charles Alias (d)
    New York, NY, 1970
    von: The Guerilla Band (Mainstream, 1971; CD: Solid/Mainstream, 2017)

    THE VISITORS
    7. Pisces (Carl Grubbs)

    Earl Grubbs (ss), Carl Grubbs (as), Ron Burton (p), John Hicks (b), Billy Roy (d), John Goldsmith (perc)
    Sigma Sound Studios, Philadelphia, PA, 5. & 13. Mai 1971
    von: Neptune (Cobblestone, 1972; LP-Rip)

    Die Grubbs-Brüder mit Coltrane und einem Freund am Klavier:

    Das Rückcover der Originalausgabe (?) ohne Liners, dafür mit dem tollen Foto in gross:

    DONALD SMITH
    8. Stillness (Donald Smith)

    Donald Smith (p), Cecil McBee (b), Jack DeJohnette (d)
    C.I. Recording Studios, New York, NY, 21. August 1976
    von: Luv (Trio/WhyNot, 1976; CD: Candid/WhyNot, 2010)

    Das Cover der jüngsten CD-Ausgabe von Candid):

    MICHAEL WHITE
    9. John Coltrane Was Here (Baba Omson)

    Michael White (v), Ed Kelly (p), Ray Drummond (b), Baba Omson (perc, bamboo fl)
    Wally Heider Recording, San Francisco, CA, 21. September 1971
    von: Spirit Dance (Impulse, 1972; CD: Universal, 2011)

    Anmerkung: im CD-Booklet steht, das Stück sei von White, aber auf dem Original-Cover ist Omson als Komponist angegeben.

    ABDUL WADUD
    10. Camille (Abdul Wadud)

    Abdul Wadud (vc)
    Blank Tapes Studio, New York, NY, 1977
    von: By Myself (Bisharra, 1977; LP-Rip)

    MICHAEL CARVIN
    11. Osun (Michael Carvin)

    Cecil Bridgewater (t/flh), Sonny Fortune (as), Ron Burton (p), Calvin Hill (b), Michael Carvin (d)
    C.I. Recording Studios, New York, NY, 8. Juli 1975
    von: The Camel (Steeplechase, 1976; CD: 1994)

    KENNY BARRON
    12. A Flower (Kenny Barron)

    Kenny Barron (p)
    RCA Studio, New York, NY, 2. April 1973
    von: Sunset to Dawn (Muse, 1973 CD: Sunset, Camden Deluxe, 2 CD, 1999)

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    #11082937  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    BFT #30 – Playlist

    1. Cecil McBee – Mutima (Mutima, Strata East, 1974)
    2. Onaje Allen Gumbs – It Sho’ Do Feel Good, Did Ya Here Me? (Onaje, Steeplechase, 1976)
    3. Steve Reid – Center of the Earth (Rhythmatism, Mustevic/Unviersal Sound, 1975)
    4. John Stubblefield – Little Prince (Prelude, Storyville, 1976)
    5. Billy Gault – Portrait of Joaner (When Destiny Calls: The Music of Billy Gault, Steeplechase, 1974)
    6. Hal Galper – Call (The Guerilla Band, Mainstream, 1970)
    7. The Visitors – Pisces (Neptune, Cobblestone, 1971)
    8. Donald Smith – Stillness (Luv, Trio/WhyNot/Candid, 1976)
    9. Michael White – John Coltrane Was Here (Spirit Dance, Impulse, 1971)
    10. Abdul Wadud – Camille (By Myself, Bishara, 1977)
    11. Michael Carvin – Osun (The Camel, Steeplechase, 1975)
    12. Kenny Barron – A Flower (Sunset to Dawn, Muse/Camden, 1973)

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    #11082939  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Blindfoldtest #30 – Debutalben aus den Siebzigern

    CECIL MCBEE
    1. Mutima (Cecil McBee)

    Tex Allen (t/flh), Allen Braufman (as), George Adams (ss), Art Webb (fl), Onaje Allen Gumbs (p), Cecil McBee (b), Jimmy Hopps (d), Michael Carvin (gong, perc), Jabali Billy Hart (cymbals, perc), Lawrence Killian (cga)
    Minot Studios, White Plains, NY, 8. Mai (5. August?) 1974
    von: Mutima (Strata East, 1974; CD: 1991)

    Mir gefällt die Stimmung im Intro hier sehr gut, da wird eine Atmosphäre aufgebaut, in die dann der Bass mit dem Groove einsteigt, der zunächst ja mehr Thema ist als das eigentliche Thema, das auch wieder fast nur Atmosphäre ist, während Gumbs am Klavier –für meine Ohren eh der beste Musiker des ganzen Tracks – ziemlich aktiv ist. Die Instrumentierung mit Flöte, Trompete und Sopransax finde ich auch recht speziell, sie trägt auch trotz aller Fahrigkeit zur Geschlossenheit des Stückes bei (Allen Braufman setzt hier wohl aus, zumindest soliert er nicht – die Line-Up-Angaben sind total chaotisch). Dass die Percussion nach dem Intro nicht wenigstens was die Lautstärke angeht heruntergefahren wird, finde ich aber auch eher schade, vor allem die Glöcklein sind schon etwas nervig.

    Tex Allen an der Trompete spielt das erste Solo, mit wie ich finde wunderbarem, weichem Ton. Ich kenne ihn überhaupt nicht, aber im Netz findet man z.B. eine Kritik der New York Times, als er 1977 mit eigener Band im Sweet Basil spielte, geschrieben hat sie John S. Wilson:

    WHEN THE JAZZ quintet that Tex Allen brought into Sweet Basil, Seventh Avenue at Bleecker Street, on Monday evening, settled doirn to business, it turned up the kind of driving, posthop elation that one associates with Horace Silver. The front line of Mr. Allen on trumpet and Charles Davis on‐tenor saxophone joined in crisp, cutting, Silver voicings while an unusually strong rhythm section—Bob Sardo, pianist; Walter Booker, bassist, and Mike Carbin, drummer—boiled and bristled behind them.

    The Silver similarities evaporated once the group got past the ensembles and into the solos. Mr. Davis is not the hard‐toned type of tenor usually associated with Mr. Silver’s groups. His texture is lighter and warmer, and he moves with a liquid swing that suggests Lester Young, although he does not hesitate to get down into some gritty passages at times. He is a far more polished soloist than Mr. Allen, whose spare, lean lines are often basically attractive but do not develop with the provocative logic that Mr. Davis shows.

    There were problems of sound balance that sometimes put Mr. Allen and Mr. Davis at a disadvantage, problems that were even more disturbing when the group was joined by Phylicia Allen, Mr. Allen’s sister. She was a singer in “The Wiz.” When the balance was finally corrected for Miss Allen, partially by cutting her accompaniment down to piano and saxophone, she revealed a strong, warm voice and a knowledgeable ability to shape and build a ballad performance.

    JOHN S. WILSON

    https://www.nytimes.com/1977/08/24/archives/jazztex-allen-rides-tall.html

    Charles Davis, Walter Booker, Michael Carvin (nehme ich an?) – das ist ja doch eine recht prominente Band – obwohl man die damals wohl alle nicht wirklich kannte?

    Es folgen dann Soli von George Adams und Art Webb. Ersterer ist bekannt – und ein Stück mit ihm am Tenor schied von vornherein aus, das wäre zu leicht gewesen. Beide fügen sich, wie ich finde, von der Stimmung und der Spielweise gut an Allen an, weich und rund, ohne grossen Druck, was mir aber – gerade bei Adams – auch gut gefällt. Dann ist Gumbs an der Reihe, dessen Tod vor ein paar Wochen einer der «Trigger» für den BFT war. Da wird dann auch, finde ich, die Rhythmusgruppe nochmal ziemlich gut, und wenn die Bläser wieder einsteigen, stört mich auch das Percussion-Gebimsel nicht mehr – den kollektiven Ausklang finde ich im Gegenteil dann sogar wieder sehr schön.

    ONAJE ALLAN GUMBS
    2. It Sho’ Do Feel Good, Did Ya Here Me? (Onaje Allan Gumbs)

    Onaje Allan Gumbs (p)
    10. August 1976 [ohne Ort]
    von: Onaje (Steeplechase, 1976; CD: 1994)

    Wegen Gumbs’ Tod suchte ich das Album, von dem das Stück hier stammt, heraus. McBee und ein paar andere kamen mir sonstwie in die Finger und dann war da erstmal die Idee, einen BFT mit eher unbekannteren Sachen zu machen, die später sind als der klassische Modern Jazz … ein paar andere Alben (z.B. von Doug Hammond und Michael Carvin), die bei meiner «Mutima»-CD lagen, schieden wieder aus, weil sie aus den 80ern oder noch später waren, und allmählich dampfte sich das Thema mit den Debut-Alben ein, was zu weiteren Alben führte, nach denen ich dann griff: Reid, Stubblefield, Smith …

    Ich weiss ehrlich gesagt selbst nicht so genau, was ich aus Gumbs’ Album machen sollte. Den südafrikanischen Vibe, auf den @redbeansandrice hier hingewiesen hat, höre ich aber beim Wiederhören heute tatsächlich auch! Es ist ein sehr aufgeräumtes Album, klanglich etwas zu clean, wie ich finde, aber zugleich klingt es eben doch sehr schön. Gumbs lernte ich via Woody Shaw kennen – und das ist unterm Strich wohl auch weiterhin, was mich von ihm am meisten interessiert. Die Fusion- und Crossover-Sachen, bei denen er auftaucht, vermögen mich nicht immer zu überzeugen (von Bennie Maupin hatten wir es neulich ja mal, als ich den Vocalion-Twofer mit «Slow Traffic from the Right» und «Moonscapes» anhörte, da taucht Gumbs kurz auf, neben Patrice Rushen, Patrick Gleeson und Bobby Lyle – auf «Jewel in the Lotus» kam ich für den BFT nicht, aber das hätten eh alle gekannt).

    STEVE REID
    3. Center of the Earth (Joe Falcon)

    Chris Capers (t), Michael Keith (tb), Arthur Blythe (as), Charles Tyler (bari), Les Walker (p), Melvin Smith (g), David Wertman (b), Steve Reid (d)
    Mustevic Sound Studios, New York, NY, November/Dezember 1975
    von: Rhythmatism (Mustevic, 1976; CD: Universal Sound, 2008)

    Den Track hier fand ich praktisch unmöglich, in den Flow einzubetten – aber ich wollte Arthur Blythe doch drin haben, sein eigenes Debut «The Grip» steht hier zwar, aber ich wollte nicht nochmal einen Versuch mit dem Plattenspieler machen, der ja eben nicht mehr richtig läuft … sein Solo ist super, das Klaviersolo ist ebenfalls toll, die Gitarre hört man dahinter dann auch (klingt hier aber eher wie Orgel, im dreckigen Klang der Aufnahme).

    Das Label ist ja das von Steve Reid, für guten Klang hatte man wohl kein Budget. Walker machte da auch ein Album, das ich leider nicht kenne:
    https://www.discogs.com/Les-Walker-Thoughts-Music-For-Acoustic-Piano/release/4374293
    Und das hier müsste er sein – zog 2001 nach Florida und spielt auch gerne anderes als Jazz, Reggae sei seine erste Liebe gewesen:
    https://lessonsinyourhome.net/teacher/les-walker/

    Von den drei frühen Reid-Alben finde ich «Rhythmatism» wohl das am wenigsten ansprechende, «Nova» wirkt geschlossener, «Odyssey» hat Charles Tyler (der hier ja auch nur auf dem einen Stück in der Band mitwirkt) … da sind noch weitere kaum bekannte Leute dabei, was hier ja auch der Fall ist. Capers war mal bei Sun Ra, Wertman, Smith und Keith sagen mir alle nichts, und Walker ja eigentlich auch nicht. Das gestern irgendwo genannte «New Life Trio» kenne ich auch nicht, leider – die LP ist aber gerade nur halb so teuer wie die von #11 – ein Schnäppchen fast ;-)

    JOHN STUBBLEFIELD
    4. Little Prince (John Stubblefield)

    Cecil Bridgewater (t/flh), John Stubblefield (ss), Onaje Allan Gums (p), Cecil McBee (b), Joe Chambers (d)
    Blank Studio, New York, NY, 8. & 9. Dezember 1976
    von: Prelude (Storyville, 1977; CD: Solid/Storyville, 2016)
    [Percussionist Mtume setzt aus]

    Nach dem schon beim Hören fast erschöpfenden Beat in #3 musste etwas Ruhiges her. Also nochmal zwei der drei von #1 – dass man den Bass als sehr ähnlich identifizieren könnte, vernachlässigte ich mal, beim Piano hatte ich weniger Bedenken. Hier gefällt mir, wie ich schon schrieb, die Melodie, die Linieführung, aber dann auch die Ausgestaltung der Soli. Bridgewater ist irgendwie jemand, den ich immer wieder antreffe (gerade bei so Spiritual Jazz-Sachen, was das hier ja nicht wirklich ist) … das Album musste her, als es in Japan wieder auftauchte, es lief dann länger nicht, aber in letzter Zeit ein paar Male, und ich finde es immer schöner. Der tolle Drummer hilft, Stubblefield ist natürlich auch am Tenor zu hören, es gibt Stücke von klassischem Hard Bop («Twelve for K.D.» ist wohl eine Hommage an Kenny Dorham?), Gumbs ist aber auch mal am E-Piano zu hören – ein Album, das wie vorgarten oben zu Debut-Alben meinte, wohl wirklich eine möglichst grosse Bandbreite des Leaders vorstellen sollte, das aber dennoch auf mich ziemlich kompakt wirkt. Was sicherlich mit der exzellenten Rhythmusgruppe zu tun hat.

    Stubblefield hörte ich übrigens mal noch live, als die Mingus Big Band in der Stadt war – 19. März 2004, eine halb Ewigkeit her. Eddie Henderson, Craig Handy, Frank Lacy waren auch dabei, zudem Alex Sipiagin, Earl McIntyre, Wayne Escofferey, Jaleel Shaw (letztere beide sehr stark, fand ich damals), Johnathan Blake (damals noch mit einem «H» im Namen?) und ein paar weitere. Tolles Konzert, bei dem Stubblefield aber schon etwas schwach wirkte, den ganzen Abend sass – aber es gab dann eben auch die Momente, wenn er mal solierte, in denen er allen mit seinem Ton schon aus der ganzen Band herausragte.

    Ach so: der erste im BFT zu hörende Musiker, den ich live erlebte, erst kürzlich wieder, ist Billy Hart, einer der drei Percussionisten in #1.

    BILLY GAULT
    5. Portrait of Joaner (Billy Gault)

    Billy Skinner (t), Bill Saxton (ts), Billy Gault (p), James Fish Benjamin (b), Michael Carvin (d)
    29. Oktober 1974 [ohne Ort]
    von: When Destiny Calls: The Music of Billy Gault (Steeplechase, 1975; CD: 1994)

    Und jetzt die Black Panther/Muslim-Scheibe, die wohl zu underground ist, als dass sie erkannt werden konnte? Ausgerechnet wieder mit demselben aufgeräumten Klang wie davor Onaje (#2) … die Liner Notes hat William X. Gault selbst geschrieben, darin treten Jackie McLean (der prominente Leader, mit dem die Band ein Album aufnahm, «New York Calling», die Gruppe heisst dort «Cosmic Brotherhood»), John Coltrane (Widmungsträger des Stückes «Mode for Trane»), aber vor allem und mehrfach «the Most Honorable Elijah Muhammad» auf … eine etwas seltsame Lektüre, die leider auch nichts über den Leader und seine Sidemen sagt. Carvin ist ja bekannt, Bill Saxton ist ein Hard Bopper (der wohl nicht zur Brotherhood gehörte, beim Album mit McLean ist dann jedenfalls René McLean dabei), der ein paar Credits hat (bei mir konkret mit Ted Curson, Gault, Dick Griffin, John Patton, Charli Persip, Jimmy Ponder, Clark Terry und Charles Tolliver – keine schlechte Liste!) und von dem wenigstens der Name halbwegs geläufig sein dürfte.

    An «Naima» dachte ich lustigerweise hier überhaupt nicht – ein schönes Beispiel, wie sehr das Vorwissen unser Hören prägen kann. Auf anderen Stücken des Albums sind Joe Lee Wilson und die mir unbekannte Ellen Deleston als Sänger und Sängerin dabei, was die Auswahl einschränkte (ich hab nicht ausprobiert, ob in diesem Fall Lyrics googeln wirklich einen Treffer gebracht hätte, wohl eher nicht, aber einfacher wär’s halt trotzdem gewesen – Wilson zumal schätze ich ziemlich).

    Die Trompete – die ja via Overdub oder unbekannten zwieten Trompeter doppelt vorhanden ist – gefällt mir sehr gut. Und wie in #1 wird hier gemeinsam eine Stimmung aufgebaut, die dann auch durchgezogen wird. Gaults Fills sind etwas blumig, aber ich finde sie auch passend, im Solo lässt er viel Raum, Benjamin/Carvin funktionieren gut dahinter – das ist sehr zurückhalten, vielleicht im Gestus, wenn nur noch das Trio spielt, gar nicht so weit vom #8 entfernt? Eigentlich ist das ja fast ein Solo, das keins sein will.

    Zu Billy Skinner ist nicht grad viel zu finden:
    https://www.facebook.com/events/632874853781149/

    Und – das kommt via Org:

    Trumpeter Billy Skinner of New Haven practices notes at Edgewood Park in New Haven on 9/13/2013. Skinner, a former teacher at the the University of Hartford’s Hartt School and the New England Conservatory of Music in Boston, likes the acoustics of the park and jokes, „I retired so I can play the trumpet and have some fun with the music.“ Photo by Arnold Gold/New Haven Register less

    Falls das Bild nicht angezeigt wird, hier lang:
    https://www.nhregister.com/entertainment/slideshow/Photos-Concert-in-Edgewood-Park-with-Trumpeter-148981.php

    Falls das auch nicht geht, hier nach «Billy Skinner» (mit Anführungszeichen) suchen:
    https://www.nhregister.com/

    Der Org-Link:
    http://www.organissimo.org/forum/index.php?/topic/74278-rene-mclean-favorite-recordings-and-questions-for-the-man-himself/

    Dort ist auch eine damals von @redbeansandrice gelegte Spur zu Billy Gault zu finden, der sich wohl längst Kalim Zarif nennt – das hier müsste er sein, mit der «so-called Jazz theory»:
    https://www.linkedin.com/in/kalim-zarif-7252b361

    Es gibt im Org-Faden schon ein Video mit Gault am Keyboard, in der Tube ist noch mehr:

    und hier sind wir auch schon – fast – bei Grover Washington:

    oder hier mit einem Sänger – sieht alles eher nach Nachbarschafts-Anlass als Konzert aus:

    Mehr Bits and Pieces:
    http://www.organissimo.org/forum/index.php?/topic/19945-what-happend-to/
    https://thoughtontracks.com/2013/04/13/vintage-track-billy-gault-mode-for-trane/

    HAL GALPER
    6. Call (Hal Galper)

    Randy Brecker (elt), Mike Brecker (ss), Hal Galper (elp), Bob Mann (g), Victor Gaskin (b), Steve Haas (d), Charles Alias (d)
    New York, NY, 1970
    von: The Guerilla Band (Mainstream, 1971; CD: Solid/Mainstream, 2017)

    Und dann das Osterei. Mein Galper-Tag vor ein paar Wochen und die Diskussion, die sich dann ergab über die verschiedenen «Szenen», war ein anderer Auslöser für den BFT: die Idee, Tracks zusammenzustellen nicht mit den Breckers, Liebman, Erskine usw. sondern von den Afro-Amerikanern, die damals – oder kurz davor – aktiv waren. Ich konnte es mir dann aber doch nicht verkneifen – auch weil ich diesen Track so super finde, und den Rest des Albums auch ziemlich mag – etwas mit den Breckers einzustreuen. Die hier ja wie der Leader am Rhodes einen super Job machen. Das Sopransolo hier fluktuiert aber zwischen den zwei «Richtungen», die wir gestern herauszukristallisieren suchten? (Da müsste ich eh mal ausführlich nachhören, electric Miles, die Blue Note-Alben von Elvin Jones, Jefferson mit Blakey und Shaw, Bartz neben Miles auch mit Tyner usw., aber das könnte schon eine Spur sein!)

    Randy Brecker spielt gemäss Cover Trompete, Flügelhorn und elektrische Trompete – kann nicht abschätzen, was letzteres, das hören wir hier ja, genau ist: eine Art Plug-In (ja, das gab’s auch schon in der analogen Welt!) wie das Varitone Add-On (schön, nicht?) zum Saxophon, wie es v.a. durch Eddie Harris bekannt gemacht wurde*

    *) vor lauter Coronalangeweile orderte ich gerade überteuert die Japan-CD-Ausgabe von «Electrifying Soudns of the Paul Jeffrey Quintet», da ist wohl neben Hund und Bandleader die Steuerkonsole des Varitone auf dem Cover zu sehen, das Sax ist aber ein normales Selmer (glaub ich), da wurde im Bogen oben ein Loch reingefräst, um die Elektronik anzudocken:

    THE VISITORS
    7. Pisces (Carl Grubbs)

    Earl Grubbs (ss), Carl Grubbs (as), Ron Burton (p), John Hicks (b), Billy Roy (d), John Goldsmith (perc)
    Sigma Sound Studios, Philadelphia, PA, 5. & 13. Mai 1971
    von: Neptune (Cobblestone, 1972; LP-Rip)

    Hier wieder eine total tighte Band, die Brüder Earl und Carl Grubbs aus Philadelphia mit einem Mystery-Bassisten namens John Hicks. Da ergibt eine Google-Recherche leider überhaupt nichts, etwas mehr findet sich z.B. hier, aber kein Kommentar zum seltsamen Bass-Credit:
    https://londonjazzcollector.wordpress.com/2018/12/26/the-visitors-neptune-1971-cobblestone/

    Mir gefällt total, wie eng, fast schon symbiotisch, die Brüder am Sax agieren, aber auch der Groove der Rhythmusgruppe (mit Burton, wenn er’s denn ist, und Goldsmith sind zwei Kirk-Alumni dabei, Burton schon vor 1971, Goldsmith wohl erst etwas später). Die Bassisten auf den folgenden drei Muse-Alben waren der Reihe nach Stanley Clarke, Buster Williams und John Lee – daraus kann also für das Debut nichts abgeleitet werden.

    Carl Grubbs hat eine eigene Website:
    https://www.carlgrubbsjazz.com
    Die beiden waren Cousins von Naima Coltrane (née Juanita Grubbs) – und ja, auf «Neptune» ist das gleichnamige Coltrane-Stück dann auch drauf:

    DONALD SMITH
    8. Stillness (Donald Smith)

    Donald Smith (p), Cecil McBee (b), Jack DeJohnette (d)
    C.I. Recording Studios, New York, NY, 21. August 1976
    von: Luv (Trio/WhyNot, 1976; CD: Candid/WhyNot, 2010)

    Und dann Donald Smith – ich finde den Track bezaubernd schön, das ganze Album super! Hatte es noch nicht oft gehört, aber letztes Jahr mal einen Anlauf genommen, die Lücken aus der WhyNot-Reihe von Candid zu schliessen, da kamen dann eben auch Joe Bonner, Monty Waters und ein paar weitere dazu, aber auch Donald Smith, dessen «Luv» ich von früher aus der Blogosphäre kannte … ich finde das Album jedenfalls schöner als alles, was ich von seinem viel bekannter gewordenen Bruder Lonnie Liston Smith kenne. Der macht seine Musik aber auch nicht für mich – aber klar, die ganzen Aufnahmen mit Gato Barbieri, Pharoah Sanders und – wieder – Roland Kirk sind da und ich mag sie auch teils sehr, sehr gerne. Als Leader brauchte ich ihn aber dann doch nicht – im Gegensatz zu Donald Smith, von dem ich gerne mehr hören würde.

    Man kann da auch wieder ein kleines Netzwerk spinnen: in der Band von Billy Skinner (#5) spielte Salim Washington (der auch bei Carl Grubbs von #7 spielte) und bei diesem – auf Alben Nr. 2 und Nr. 3 von vieren auf Discogs – spielt Smith Klavier (auf Album Nr. 1 taucht Joe Bonner auf, auf Nr. 4 von 2018 sind dann Hilliard Greene und Tyshawn Sorey dabei, kennt das jemand?)
    https://www.discogs.com/artist/1996200-Salim-Washington

    Hier noch was zu Donald Smith:
    http://www.stnicksjazzpub.net/pages/friday.html

    MICHAEL WHITE
    9. John Coltrane Was Here (Baba Omson)

    Michael White (v), Ed Kelly (p), Ray Drummond (b), Baba Omson (perc, bamboo fl)
    Wally Heider Recording, San Francisco, CA, 21. September 1971
    von: Spirit Dance (Impulse, 1972; CD: Universal, 2011)
    Anmerkung: im CD-Booklet steht, das Stück sei von White, aber auf dem Original-Cover ist Omson als Komponist angegeben.

    Michael White kam, wie schon die Visitors, in den BFT, als ich dann in meiner Liste und auf Discogs nach Debuts aus den Siebzigern stöberte. Schien mir etwas zu einfach, wegen des Instrumentes, aber ich mag den Track wirklich gut. Und ein expliziter Coltrane-Bezug ist in diesem BFT ja auch noch nötig (ich weiss nicht, wer der kleine Prinz bei Stubblefield ist, Joaner bei Gault ist vermutlich die Frau – dort gibt es Widmungen galoer: seiner Tochter Aisha ist auch ein Stück gewidmet, Coltrane ja wie erwähnt auch, und «Nothing But a Man» ist für Elijah Muhammad, dem auch der Titelstück gewidmet ist).

    Hier gibt es wohl eben Overdubs, was ja zur Produktionsweise von Ed Michel bei Impulse passt. Eine Pizzicato-Geige als Begleitung des Themas, der satte Bass von Ray Drummond (ich merkte erst im Zusammenhang mit diesem BFT, dass er so alt ist, 1946 geboren, nach zwei Alben mit White dann 1973 bei Hutcherson in Montreux dabei, dann Ende der Siebziger mit Johnny Griffin die Fahrwasser einlaufend, aus denen man ihn kennt), quasi der ganze Mainstream, von Houston Person bis David Murray.

    Wie zunächst ein Groove etabliert wird, von Bass und Percussion (Congas wohl? Schlagzeug gibt es ja gar nicht, auch eine schöne Entscheidung), wie dieser dann allmählich zerfasert, ohne dass er verloren geht, wie im Klavier das Riff herumgeschoben wird, bis es sich mit der ebenfalls abzweigenden Geige beisst – Fliehkräfte, die aber das Stück doch nie aus der Spur bringen … am Übergang zum Klavier, das dann aber gar nicht richtig solieren mag, klingt die Geige fast schon wie eine Harfe.

    Meine liebsten Geiger aus der Zeit sind ja eindeutig Billy Bang und Leroy Jenkins. Bei letzterem (mit Jahrgang 1932 wäre er hier im BFT ein Veteran gewesen) schied das Debut aus, «Vietnam» (1972 mit dem Revolutionary Trio) aus, weil es zwei LP-lange Tracks enthält, bei Bang enstand (auch wegen Vietnam) das Debut erst 1979 und kam 1980 bei Hat Hut heraus – und hier auch nicht in die engere Auswahl.

    ABDUL WADUD
    10. Camille (Abdul Wadud)

    Abdul Wadud (vc)
    Blank Tapes Studio, New York, NY, 1977
    von: By Myself (Bisharra, 1977; LP-Rip)

    Bangs Debut war ein Solo-Album, und ebenso ist Abdul Waduds Debut ein Solo-Album. Er spielt Cello, akustisch, verstärkt und mit Skordatur – meint dazu auf dem Rückcover aber nur: wir sollen selbst raten, was wo zum Einsatz käme. Wie er mit dem Bogen in der hohen Lage beginnt und dann ein Riff zupft, darüber zu improvisieren anfängt, sich quasi selbst begleitet, gefällt mir hier ausserordentlich gut. Zudem der warme Klang und der ungefähr dem Tenorsaxophon entsprechende Stimmumfang des Instruments … nachhaltigen Eindruck hat Wadud mir mit Julius Hemphill gemacht, im Duo («Live in New York», Red, 1976) und auf «Flat Out Jump Suite» (Quartett auf Black Saint, 1980) zunächst, dann auch mit dem Reissue von «Dogon A.D.», das ich davor schon von einem Blog kannte und das hier zur Inselmusik gehört. Wadud hat mit Hemphill noch 1991 aufgenommen, dazwischen aber auch mit Arthur Blythe (von #3) gearbeitet und mit diversen anderen Leuten inkl. Free Jazzern wie Frank Lowe oder George Lewis.

    MICHAEL CARVIN
    11. Osun (Michael Carvin)

    Cecil Bridgewater (t/flh), Sonny Fortune (as), Ron Burton (p), Calvin Hill (b), Michael Carvin (d)
    C.I. Recording Studios, New York, NY, 8. Juli 1975
    von: The Camel (Steeplechase, 1976; CD: 1994)

    Nach den nachdenklichen Tönen, mit denen Waduds Stück endet, fand ich das einen prima Rausschmeisser, ein Groove, der für mich total nach Südafrika klingt, sowohl vom Beat als auch von der Bläserlinie und den Klavierschnörkeln her – dafür ist wieder Ron Burton zuständig (siehe #7). Von den Bläsern hören wir hier nicht gerade viel, aber der Beat von Carvin ist ja schon die halbe Miete.

    «Antiquity» mit Jackie McLean war je nach Sichtweise sein Debut, ein Jahr früher aufgenommen, mir aber ebenfalls nicht physisch vorliegend bisher … muss ich mal ändern. Auf Carvin kam ich, weil sein deutlich späteres Album «First Time» (Muse, 1988) bei der McBee-CD (#1) lag und ich dann dachte, ich gucke mal, was sein erstes war …

    KENNY BARRON
    12. A Flower (Kenny Barron)

    Kenny Barron (p)
    RCA Studio, New York, NY, 2. April 1973
    von: Sunset to Dawn (Muse, 1973 CD: Sunset, Camden Deluxe, 2 CD, 1999)

    Ja, und dann noch der wenig geliebte Closer, eine Anschaffung – die erwähnte Doppel-CD – der letzten Wochen, schon länger bekannt, aber als ich am BFT war, hörte ich das erste Album wieder einmal an. Kenny Barron (*1943) ist ja der deutlich jüngere Bruder des hervorragenden, aber leider nie so recht bekannt gewordenen Tenor- und Sopransaxophonisten Bill Barron (1927–1989). Auch hier gab es schon ein co-led Album, das ich im letzten BFT (#28) drin hatte, mit dem Trompeter Jimmy Owens. Erst sechs Jahre später entstand dann für Muse «Sunset to Dawn», auf dem vom Klaviersolo bis zum funky Jazz-Rock (siehe Youtube-Link oben) alles dabei ist, mit dem Alleskönner Freddie Waits war auch der richtige Drummer an Bord.

    Mir gefällt hier wieder die Atmosphäre sehr gut. Ich erwähnte oben ja schon, dass ich mir bei Barron aber auch nie ganz sicher sei, ob er eine eigene Stimme habe. Aufnahmen gibt es unzählige, seinen ersten grossen Gig hatte er mit 20 bei Dizzy Gillespie (Mike Longo, wäre hier ein gutes zweites Osterei gewesen, war dort sein Nachfolger), er machte als Sideman unzählige Aufnahmen, aber auch als Leader brach die Reihe nach dem Debut nicht mehr ab. Das erste Album, das ich super finde, ist wohl «Green Chimneys», auch aus den Achtzigern dann «Scratch», aus den Neunzigern «Other Places» und «Wanton Spirit», aber auch die Live-Aufnahmen aus dem Bradley’s.

    Neben Hart, Stubblefield und Mike Brecker (als Sideman mit Benny Golson) ist Kenny Barron der vierte der Leute hier, den ich mal live gehört habe – ein Abend mit vier Pianisten, die in Duos spielten, vor etwa 20 Jahren: Eric Reed/Benny Green und Mulgrew Miller/Kenny Barron. An dem Abend waren die beiden Älteren definitiv das abenteuerliche Duo, Miller beeindruckte mich aber wohl am meisten. Als Zugabe spielten sie dann zu viert, und wenn mich nicht alles täuscht «Blue Monk», machten quasi Rundlauf um die zwei Flügel. Mit Miller spielte Barron ja öfter im Duo und letztes Jahr ist bei Sunnyside ein 3-CD-Set voller hervorragender Musik erschienen, «The Art of Piano Duo».

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11082959  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 15,110

    gypsy-tail-wind…alle Tracks sind Debut-Alben aus den Siebzigern entnommen, Zeitraum ist 1970-76, der einzige halbe Bruch der Regeln ist #12, der Mann hatte – und damit ist die Katze aus dem Sack @vorgarten – schon ein Album als Co-Leader gemacht.

    nun ist es also raus. :)

    gutes bft-thema. vielleicht sind die siebziger kein schlechtes einsteigerjahrzehnt für die etwas anstrengenderen freieren großleistungen der sechziger. weil eben der spirituell/politische feuersturm nicht ewig durchzuhalten war, stattdessen in den 70ern mehr community-leben und clubkulturen gepflegt wurden, und es vermutlich immer mehr nicht auf politischen kampf oder erweckungserlebnis ausgerichtete anknüpfungspunkte mit anderen stilen gab, sei es rock, latin oder afrikanische musik. gesetztere musik für den haus- und tanzgebrauch, die die glut noch in sich trug, aber eben nicht mehr die wände zum einstürzen brachte. das muss eben auch sein. ich denke dann immer an greg norton, den bassisten von hüsker dü, der mal meinte, er würde jetzt auch nicht gerade hardcore pfeifen, wenn er die straße entlang geht. so ist eben in den 70ern jazz entstanden, der leichter zu hören war, aber seine herkunft doch nicht verleugnen musste. ein bisschen sehe ich deinen bft unter diesem blickwinkel. man kann von den tracks ausgehend weiter in diese richtung forschen, man kann aber auch von da aus in richtung actuel, späten coltrane oder zum AEC kommen. für mich jedenfalls gibt es jetzt viele neue anknüpfungspunkte, für die ich mich ganz herzlich bei dir (und den vielen kommentaren der anderen user) bedanken möchte.

    #11082971  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Beiträge: 68,139

    ach so – die Alben, die auch fast noch reingerutscht wären:

    – Monty Waters „The Black Cat“
    – Joseph Bonner „The Triangle“
    – Khan Jamal Creative Arts Ensemble „Drumdance to the Motherland“

    Das erste mit Yasuo an der Gitarre :bye: @vorgarten, das erste und das zweite wie das im BFT vertretene von Donald Smith in der WhyNot-Serie von Candid wieder aufgelegt, die sehr empfehlenswert ist (am liebsten sind mir da wohl die Dickerson- und Air-Alben, aber das von Donald Smith finde ich sehr, sehr schön – und die meisten anderen auch zumindest gut bis sehr gut).

    Das dritte kaufte ich neulich, als wir’s von einem anderen (wirklich nicht annähernd so guten) frühen Album von Khan Jamal hatten – danke für den Tip (auch da @vorgarten :good: )

    Das ist sehr wenig „Ausschuss“ – wobei ich nur vom Jamal-Album überhaupt schon einen Track gewählt hatte (der einzige, der von der Dauer her drinlag, „Breath of Life“), das ging dieses Mal ja so schnell, quasi ein just-in-time BFT.

    Einen vierzehnten Track hatte ich aber noch, und die Wahl fiel am Ende aber auch aus dramaturgischen Gründen und Überlegungen der Geschlossenheit (die sich auch erst unterwegs, just in time, ergab) auf den Solo-Track von Kenny Barron (#12) statt auf diesen hier:

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    #11082979  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,549

    gypsy-tail-windach so – die Alben, die auch fast noch reingerutscht wären:
    – Monty Waters „The Black Cat“
    – Joseph Bonner „The Triangle“
    – Khan Jamal Creative Arts Ensemble „Drumdance to the Motherland“
    (…)
    Das dritte kaufte ich neulich, als wir’s von einem anderen (wirklich nicht annähernd so guten) frühen Album von Khan Jamal hatten – danke für den Tip (auch da @vorgarten )
    Das ist sehr wenig „Ausschuss“ – wobei ich nur vom Jamal-Album überhaupt schon einen Track gewählt hatte (der einzige, der von der Dauer her drinlag, „Breath of Life“), das ging dieses Mal ja so schnell, quasi ein just-in-time BFT.

    arggh, gut zu wissen. „breath of life“, den ich vor allem als fantastischen gitarrentrack höre, war für meinen bft gesetzt und fliegt damit raus…

    weshalb ich wohl u.a. nicht auf das thema gekommen wäre: michael white hatte ich ja relativ schnell, und discogs listet das album als nachfolgealbum von PNEUMA, das ich halt ganz gut kenne (und immer als debütalbum von white abgespeichert habe). tatsächlich ist es aber später aufgenommen worden.

    andererseits: michael carvins album mit jackie mclean wurde vor THE CAMEL aufgenommen – das wäre dann eigentlich sein debüt.

    aber das ist ja alles egal ;-)

    ich schreib gleich noch mal mehr, wenn ich deine kommentierung gelesen habe. aber jetzt schon mal: DANKE!

    --

    #11082981  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Huch, pardon – das war nicht meine Absicht!

    Bei Carvin hast Du recht – aber wie bei Barron ist das ja so ein Härtefall, wo man bei etwas grosszügiger Regelauslegung schon auch „The Camel“ gelten lassen kann, fand ich.

    Die Verwirrung bei White löste ich nicht auf, weil ich dachte, dass Du dort auf der Spur warst, das war auch noch etwas zu früh, um das Thema zu offenbaren, da wäre alles noch viel schneller gegangen – war ja schon so ziemlich einfach. Woran liegt das, dass die Auswahl an möglichen Alben weniger breit ist, als wenn wir z.B. 50er/60er Hard Bop nehmen (wie ich in BFT#28 tat, wo ja Owens/Barron einer der „Sieger“ war)?

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    #11082987  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,549

    und joe bonner hätte ich auch toll gefunden, da wäre aber doch THE LIFESAVER das debüt, oder? auf jeden fall beides tolles bft-material.

    --

    #11083005  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgartenund joe bonner hätte ich auch toll gefunden, da wäre aber doch THE LIFESAVER das debüt, oder? auf jeden fall beides tolles bft-material.

    … das ich nicht zur Verfügung gehabt hätte. Aber er war schon davor raus. Bei Discogs ist da die Reihenfolge verkehrt (wie bei White).

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