blindfoldtest #28 – gypsy tail wind

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  • #10580660  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    @friedrich Nein, absolut nicht als Epoche, das wäre ja komplett sinnfrei, denn dann wären ja Dixieland, Cool Jazz (eine Spielform des Bebop :whistle: ) und Swing und alles, was es sonst im New York der 50er noch zu hören gab, allesamt auch Hard Bop. Ich hab das in den Posts zu Beginn des Threads halt alles schon zu beschreiben versucht. Ich recycliere dann mal noch was, was ich für eine StoneFM-Sendung zum Thema gepostet hatte …
     
    Teil 1

    When most fans think of jazz, they think of hard bop’s mixture of hip street attitudes and a kind of hard-boiled melancholy …

    ~ David H. Rosenthal, Hard Bop: Jazz & Black Music 1955-1965

    Hard Bop, die Musik von Miles Davis, Sonny Rollins, John Coltrane, Thelonious Monk, Charles Mingus, von Sonny Clark, Hank Mobley, Lee Morgan oder Horace Silver, das ist meine musikalische Heimat, sofern es so etwas denn gibt.

    Der Bebop war Ende der Vierziger im Abstieg begriffen, die neue, kühlere Musik wie Miles Davis mit seiner „tuba band“ sie geprägt hatte, der „Cool“, hatte dem Bebop den Rang abgelaufen. Das schwarze Publikum in den USA war daran jedoch nicht sonderlich interessiert. Stattdessen wurden Rhythm & Blues-Bands populär, in denen viele Hard Bopper ihre Sporen abverdienten. Mitte der Fünfzigerjahre bemühten sich schwarze Musiker darum, den Bebop mit der populären Musik zu verbinden. Sie benutzen dazu oft Moll-Tonarten, zogen Einflüsse wie Blues und Gospel mit ein. Die Tempi wurden langsamer, die Melodien üppiger, eingängiger. Auch der „Spanish tinge“ kam wieder vermehrt zum Einsatz, man sprach von „Latin“ oder „Afro-Cuban“-Einflüssen, die etwa in Horace Silvers unsterblichem „Nica’s Dream“ zu hören sind. Auch Afrika trat verstärkt ins Rampenlicht: Art Blakey reiste 1947 nach Westafrika und blieb für zwei Jahre. Seine Jazz Messengers – zunächst eine kollektive Gruppe, in der auch Horace Silver mitwirkte – werden in der Sendung vom 8. Oktober ausführlich vorgestellt.

    Horace Silver nennt in den Liner Notes zu seiner LP „Serenade to a Soul Sister“ seine eigenen „guide lines to musical composition:

    A. Melodic Beauty
    B. Meaningful Simplicity
    C. Harmonic Beauty
    D. Rhythm
    E. Environmental, Hereditary, Regional, and Spiritual Influences.“

    Der für den Hard Bop charakteristischste unter diesen Zügen ist die „meaningful simplicity“. Im Vergleich zum Bebop scheint der Hard Bop in mancher Hinsicht auf das Wesentliche reduziert, seine Kompositionen sind nicht verschachtelt und kompliziert sondern bestehen aus Linien, die man singen kann, aus Melodien, die sich rasch im Gedächtnis festsetzen. Musikalische Kohärenz, so kann man mit Rosenthal sagen, wurde im Hard Bop nie technischer Blendkraft geopfert.

     
    Teil 2

    Der Zeitraum seines [des originalen Jazz Messengers Quintetts mit Horace Silver, Art Blakey, Kenny Dorham bzw. später Donald Byrd, Hank Mobley und Doug Watkins] Bestehens in den Jahren 1954-56 beschliesst eine Lücke, in der in New York der Jazz unter dem Schwarzen Publikum seine populäre Stellung verlor. David H. Rosenthal argumentiert in seinem Buch „Hard Bop: Jazz & Black Music 1955–1965“ schlüssig dafür, dass diese Lücke nicht vom kühleren Jazz, wie er nach Miles Davis’ Capitol-Sessions in Mode war, sondern von Rhythm & Blues-Bands gefüllt wurde, in denen auch viele Hard Bop-Musiker ihre Sporen verdienten.

    Um 1953/54 meldete sich der afro-amerikanische Jazz zurück: zupackender, härter, bluesiger, „at once sinister and exuberant“ (Rosenthal), funky, mit eingängigen Melodien und Riffs, mit einem neuen, entspannten Beat, dem die Nervosität des Bebop meist fehlte, und – besonders bei Horace Silver – einem grossen Ideenreichtum, was ausgeklügelte Arrangements und abwechslungsreiche Kompositionen betraf. Der Hard Bop verband die Strasse, die Populärkultur mit dem Besten, was der Jazz in Sachen „Kunst“ zu bieten hatte. Die Musik war „hip“, sie war geradeaus, die Hard Bopper beherrschten die Kunst, Schwieriges einfach und locker erscheinen zu lassen. Und sie nutzten den Raum, den das neue Longplay-Format bot, das sich gleichzeitig auch im Jazz etablierte. Soli wurden auch im Studio länger, die Musiker hatten jetzt die Zeit, weite Bögen zu spannen.

    Horace Silver & The Jazz Messengers: das ist eine der ersten Sternstunden des neuen Stils, der im folgenden Jahrzehnt dem Jazz zu einem letzten grossen Aufschwung verhelfen sollte. Notabene ist es dieser Stil, den man noch heute am direktesten mit dem Begriff „Jazz“ verbindet.

    Jedenfalls halte ich die Zusammenstellung alles in allem für eine ziemlich typische Hard Bop-Compilation, auch wenn eben die zentralen Exponenten wie Silver und Blakey fehlen … dass es ein paar Ausreisser gibt, ist klar, doch auch da: nervöse Uptempo-Stücke wie #5, simple Blues-Nummern wie #11, lyrische Balladen wie #13 gab es immer, auch bei den typischsten Hard Bop-Combos. Das mag nicht der Kern sein, aber wenn eine Band einen ganzen Abend lang spielt, kann sie ja nicht nur immer finger poppin‘-Zeug wie #4, #7, #10, #14 oder #16 spielen … das wäre dann auch wieder nur die postfaktuale Erfüllung eines Klischees geworden. Deshalb streute ich so manches von den Rändern ein, darunter einen Track (#1), der eigentlich zu früh ist (aber eben: ich behaupte, dass der Hard Bop 1949 mit Bud Powell’s Modernists mit Sonny Rollins und Fats Navarro auf Blue Note beginnt, und eigentlich auch mit Thelonious Monk, der den Bebop quasi auslies, aber dennoch zu einer Vaterfigur der Bebopper wurde, und dann gibt es noch die 1951er-Session von Miles, die auf der LP „Dig“ oder „Diggin'“ herauskam, auch mit Rollins, zudem mit Jackie McLean), dann die Big Band-Tracks, bei denen ich aber auch keine allzu ernstlichen Zweifel ernst nehmen kann. Und klar kann man #3, #7, #10 und #11 auch als Soul Jazz hören, #15 und #16 vielleicht auch, doch liegt da nicht alles ziemlich eng beinander?

    Die Verflechtungen, als abstrakte Illustration:

    #1 steht hier allein da
    #2 hat direkte Bezüge zu #8, #17, #19
    #3 steht allein da (und reicht vor den Bebop zurück wie auch über ihn hinaus)
    #4 hat einen Bezug zu #9
    #5 hat Bezüge zu #6 und #17 (wobei klar ist, dass #17 und #19 mit den grossen Besetzungen öfter auftauchen)
    #6 hat einen Bezug zu #5
    #7 steht allein da, aber da hast Du ja eine Spur geöffnet, die @vorgarten nun eigentlich bloss noch aufzulösen bräuchte, wenn er mal wieder hereinschaut hier :bye:
    #8 hat Bezüge zu #2, #9 und #17
    #9 hat Bezüge zu #2, #4 und #8
    #10 hat einen Bezug zu #19
    #11 steht allein da
    #12 ebenfalls (das liegt aber am Album, das ich wählte, nicht am Saxophonisten)
    #13 steht allein da (und ist mit etwas Abstand der späteste Track hier, doppelt indirekter Bezug zu #19)
    #14 hat keine direkten Bezüge, was aber ein halber Zufall ist
    #15 hat einen indirekten Bezug zu #1
    #16 hat keine direkten Bezüge
    #17 hat Bezüge zu #2, #4, #5 #8, #19 und einen indirekten zum wichtigsten der gekrönten Häupter des Jazz ;-)
    #18 hat Bezüge zu #6, #17 und #19
    #19 hat Bezüge zu #2, #10 und #17

    Kann gut sein, dass ich was übersehen habe … wie eng verwoben die Bands hier sind, wurde mir in manchen Fällen auch erst bewusst, als ich die Infos für die Auflösung vorbereitete. Und als Sidemen sind durchaus ein paar der zentralen Hard Bopper vertreten (Lee Morgan, um mal einen Namen in die Runde zu werfen, der hier noch nicht ausgesprochen wurde, oder Hank Mobley wurden z.B. schon erkannt).

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #10580664  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Beiträge: 68,340

    @wahr komme erst morgen dazu, pardon!

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    #10580744  | PERMALINK

    wahr

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    Beiträge: 15,224

    gypsy-tail-wind@wahr komme erst morgen dazu, pardon!

    Kein Problem. Lass dir Zeit.

    #10580766  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    gypsy-tail-wind

    Die Verflechtungen, als abstrakte Illustration:
    #1 steht hier allein da
    #2 hat direkte Bezüge zu #8, #17, #19
    #3 steht allein da (und reicht vor den Bebop zurück wie auch über ihn hinaus)
    #4 hat einen Bezug zu #9
    #5 hat Bezüge zu #6 und #17 (wobei klar ist, dass #17 und #19 mit den grossen Besetzungen öfter auftauchen)
    #6 hat einen Bezug zu #5
    #7 steht allein da, aber da hast Du ja eine Spur geöffnet, die @vorgarten nun eigentlich bloss noch aufzulösen bräuchte, wenn er mal wieder hereinschaut hier
    #8 hat Bezüge zu #2, #9 und #17
    #9 hat Bezüge zu #2, #4 und #8
    #10 hat einen Bezug zu #19
    #11 steht allein da
    #12 ebenfalls (das liegt aber am Album, das ich wählte, nicht am Saxophonisten)
    #13 steht allein da (und ist mit etwas Abstand der späteste Track hier, doppelt indirekter Bezug zu #19)
    #14 hat keine direkten Bezüge, was aber ein halber Zufall ist
    #15 hat einen indirekten Bezug zu #1
    #16 hat keine direkten Bezüge
    #17 hat Bezüge zu #2, #4, #5 #8, #19 und einen indirekten zum wichtigsten der gekrönten Häupter des Jazz
    #18 hat Bezüge zu #6, #17 und #19
    #19 hat Bezüge zu #2, #10 und #17
    Kann gut sein, dass ich was übersehen habe … wie eng verwoben die Bands hier sind, wurde mir in manchen Fällen auch erst bewusst, als ich die Infos für die Auflösung vorbereitete. Und als Sidemen sind durchaus ein paar der zentralen Hard Bopper vertreten (Lee Morgan, um mal einen Namen in die Runde zu werfen, der hier noch nicht ausgesprochen wurde, oder Hank Mobley wurden z.B. schon erkannt).

    Okay, @gypsy-tail-wind, Du begreifst Hard Bop sozusagen als Geflecht, das gemeinsame Bezugspunkte hat. Die von Dir oben genannten Verflechtungen sind für mich, der die Bezüge nicht heraushören kann, halt leider nicht zu erkennen. Aber wie gesagt: Hört sich dennoch gut an!

    --

    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #10580794  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,340

    friedrich
    Okay, Du begreifst Hard Bop sozusagen als Geflecht, das gemeinsame Bezugspunkte hat. Die von Dir oben genannten Verflechtungen sind für mich, der die Bezüge nicht heraushören kann, halt leider nicht zu erkennen. Aber wie gesagt: Hört sich dennoch gut an!

    @friedrich Nein, ich begreife Hard Bop durchaus als stilistische Einheit – die reicht aber von der erwähnten Bud Powell-Session von 1949 (in der es nur ein typisch-hektisches Bebop-Stück gibt, während die anderen von einem entspannteren Groove geprägt sind, der für mein Empfinden den Hard Bop ankündigt oder vorwegnimmt) bis hin zu Alben wie „Kind of Blue“ oder auch zu „Out to Lunch“ oder „The Shape of Jazz to Come“. Hier wird bei allen Differenzen eine gemeinsame Sprache gesprochen (das ist uns im Rückblick natürlich auch viel leichter ersichtlich als es sich dem damaligen Beobachter darstellte). Es gibt eine gemeinsame Grundlage, eine allen gemeinsame Verankerung im Blues, eine in vielerlei Hinsicht gemeinsame Haltung (wobei vielleicht die Komplizenschaft von Ornette/Cherry wieder eher an den Bebop erinnert, an Parker/Gillespie, das „wir“ vs. die „anderen“ – dennoch: auch bei Ornette ist der federnde Beat, die tiefe Blues-Verankerung, der Soul, wenn man so will, der viel tiefer schürft als was man so unter dem Etikett „Soul Jazz“ vertickt) … in den zwei Zitaten, die ich von StoneFM hier rüber geholt hatte, werden diverse Stilmerkmale aufgeführt … und Du nanntest gestern ja interessanterweise Herbie Hancock: wenn Du für einen engen Hard Bop-Begriff votieren würdest, in dem z.B. #1, #5-8, #13 nicht mehr reinpassen, dann hat Hancock vielleicht mit dem Debut-Album noch knapp ein Hard Bop-Album vorgelegt, was danach folgte ist dann … „modal jazz“? Mit solchen kleinen und kleinsten Schubladen zu argumentieren ergibt – und da kommt wieder das Geflecht ins Spiel – einfach keinen Sinn, denn es gibt so dichte personelle und stilistische Zusammenhänge. Es gibt aber auch Differenzen – so ist z.B. ein Pianist wie der Mann aus #4 schon damals von einer zeitlosen Eleganz, dass man ihn fast schon als ausserhalb des Kontinuums stehend betrachten könnte. Dieses Kontinuum hat ja der Mann in #2 neben Bill Evans, der aber auch kein Hard Bop gemacht hätte, wenn man das eng sehen will, ganz massgeblich mitgeprägt, die Pianisten, die sich anderswo – bei Andrew Hill etwa (auch kein Hard Bop? meiner Ansicht nach schon, obwohl was, wie die ganze Blue Note-Avantgarde, in der zweiten Hälfte der Sechziger schon auch über die Ränder hinausgeht) – sind auch heute noch äusserst selten.

    Und ich komme nochmal auf Monk zurück, in der Hoffnung, dass Du meinen Punkt da vielleicht nachvollziehen kannst (für vieles andere müsstest Du wohl mal hin sitzen und Musik hören und auf die Dinge achten, die ich beschreibe – aber ich beschreibe jetzt dann auch nichts mehr, wenn nur so saloppe, „ah, Du verstehst das so und so“-Antworten kommen, die mich völlig missverstehen): Monks „Beat“ war immer schon entspannter, relaxter, verschoben, weniger nach vorn, mit mehr Luft, mehr Dehnung drin, als z.B. der klassische Bebop von Parker und Gillespie (bei dem der Trommler in #1 massgeblich mitwirkte, aber auch der grosse Hard Bop-Übervater Art Blakey hatte seine Wurzeln im Bebop und wenn man will, kann man das wohl aus seiner druchvollen Spielhaltung auch später noch gut heraushören). Dass Monk nun Wurzeln im Stride Piano und überhaupt im frühen Jazz hat, ist wohl heute auch überall klar geworden. Er war kein Ufo, das 1947 in New York landete, aber das Hohepriester Image war sicherlich eine gute Marketing-Strategie und sein menschliches Auftreten passte wohl auch dazu: eine rätselhafte Figur, die rätselhafte, komplexe Musik machte – doch manchmal ist das Komplexe wiederum ganz einfach, nicht? Das gilt doch auch in anderen Künsten. Aber eben: der Beat von Monk und durchaus auch die Haltung der Musik, die mir keineswegs eine geschlossene Komplizenschaft suggeriert (die gibt es nur zwischen Monk und Thelonious und vielleicht noch Sphere, so der zweite Name denn nicht nur eine „urban legend“ war – me, mysel and I). Das ist Hard Bop.

    Wenn wir mal auf die Drummer fokussieren:

    #1 der Mann war DER prägende Neuerer im Bebop, der aber in den Fünfzigern eine der grossen Hard Bop-Combos leitete und später bis an die Grenzen und teils ganz bis zum freien Spiel durchbrach – aber immer ein sehr strukturierter Schlagzeuger war. Er hat nicht den entspannten Hard Bop-Groove drauf, hatte er nie – dennoch: seine Combo war eine der wichtigsten damals

    #2 hier sind wir mittendrin … auch der Mann spielte in einer der zentralen Combos der Zeit, er hat einen flexibleren Beat, er spielt mit mehr Bewegung, mit mehr Swag – und er kann ganz fies zuschlagen, wenn man nicht aufpasst … er vollendet nicht die Phrasen der Bläser sondern tritt in den Dialog, wirkte damals auf manche Hörer geradezu aggressiv (nicht in diesem Track, zugegeben)

    #4 und wieder der entspannte Beat, der hier viel netter daherkommt als in #2, leichter auch.

    #9 der Mann hier klang später etwas anders, hatte in der betreffenden Combo einen hohen Wiedererkennungswert (man liebt ihn oder hasst ihn in der Regel – bei mir klar ersteres)

    #14 auch den Herrn hier könnte man ev. am Sound erkennen – leichter als z.B. der in #2, aber auf subtilere, schlaue Art wohl noch ein paar Tacken individualistischer, wenn man ihn in etwas freierem Rahmen hört

    #15 der Herr hier ist wohl tatsächlich ein Orgeljazz-Spezialist – in der Kapazität konnte er aber auch ganz anderes als diesen orgiastischen Walzer – synkopierte Grooves mit komplexen (einfach klingenden, da sind wir wieder) Mustern und so

    #16 hier ist noch ein Veteran aus der Ära davor zu hören, dem aber eine sehr lange Karriere vergönnt ist und der auch erst in der Hard Bop-Zeit zu seiner wirklich eigenen Stimme fand.

    #17 ist wieder einer, der im Hard Bop auftauchte, aber eben auch in Big Bands (Plural :whistle: ) spielte … was ihn jetzt aber nicht etwa verdächtig macht, er sei doch kein echter Hard Bopper oder so. Er wirkt eigentlich auf mich auch eher leicht, aber wenn er das wirklich wäre, hätte er keine Big Band vor sich hertreiben können, was er ganz vorzüglich beherrschte.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10581608  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,340

    Danke @wahr für Deine Rückmeldung!

    wahr
    1 Wenn Bebop grob betrachtet eher ein geschlossenes System ist, wo mehr nach innen als nach außen kommuniziert wird (wenn ich Gypsy richtig verstanden habe), dann scheint mir hier wirklich mehr nach außen gespielt zu werden. Schön treibende Melodie, tolles Zusammenspiel und ein Schlagzeugsound, der mir auch gefällt: Produktionstechnisch limitiert, dadurch schönes Scheppern eingebunden, wohl eine ältere Aufnahme. Aber wer wie ich den Drumsound von Hi-Records schätzt, der muss sich hier einfach für den Drummer erwärmen, der auch ein schönes knackiges, lärmiges Schlagzeugsolo hinlegt. Man merkt, hier wird dem Individuum Platz gelassen, Drums und Bass sind nicht nur als stabiles Rhythmusbett. Sehr guter Einstieg.

    Das „Innen“ und „Aussen“ ist beim Bebop eher ein „wir“ vs. „die anderen“: die Unisono-Linien, mit denen die Bläser die vertrackten Themen präsentieren, die keiner nachspielen kann, wenn man sie ihm nicht wirklich erklärt (oder Noten vorliegt, in den üblichen „Real Books“ gibt es ja diverse Klassiker wie „Anthropology“, „Dexterity“, „Donna Lee“, „Ornithology“ usw.) … es wird eine Komplizenschaft geschaffen, demonstrativ, eine Art geschlossener Kreis, dem man dann lauschen kann, zu dem man aber nicht (als Tänzer oder als Fusswipper oder als Adabei oder als was-weiss-ich) gehören kann … im Hard Bop gehört dann irgendwie die ganze Band dazu, es gibt eine neuen Groove, eine andere Atmosphäre, es wird simpliziert, bluesifiziert, die Melodien kann man mitsummen, es wurde teils auch wieder getanzt (das gab es wohl auch beim Bebop, aber mehr als hektisches Gezucke geht bei den Tempi ja kaum).

    Der Track ist ja erkannt, Hank Mobley ist am Tenor zu hören, einer meiner liebsten Hard Bopper überhaupt, hier mit einer Aufnahme, die nicht sogleich klar war, eine frühe, für ein kleines Label (bei dem der Drummer einer der Gründer war). Und ja, die Haltung hier … das hat etwas Gemeinsames, ist irgendwie schon sehr tight, aber es gibt eben auch dem Einzelnen viel Raum. Wie ich schrieb die älteste Aufnahme im BFT – aber eben auch von einem Musiker-geführten Mikrolabel mit kleinstem Budget (die Ehefrauen erledigten den Vertrieb/Versand und so – wenn ihre Männer sie nicht gerade verhauten).

    wahr
    2 Bigband-Gefühl. Greift alles schön ineinander, mir ist das aber etwas zu Coffeetable anfangs. Dann mit dem Sax-Solo geht es aber in eine gute treibende Richtung. Müsste eine jüngere Aufnahme sein als Track 1. Das schunkelt gut vor sich hin, arbeitet sich dann in der zweiten Hälfte mit dem zweiten Saxsolo etwas freier und wird gleich interessanter. Bin gespannt, wer das Saxofon spielt.

    Das Altsax ist doch so persönlich wie nur wenige … man spricht ja oft vom „cry“ der Jazzer, gerade im Hard Bop – und der hier hat den „cry“ in jedem Ton. Und dann ist ja der junge Trompetenstar der späten Fünfziger, eine famose Rhythmusgruppe, die ungleichzeitig beim grossen Magier der Zeit spielte … und noch ein Saxophonist, den ich super gerne mag, aber von dem ich nicht gleich was passendes fand, daher ist er halt hier dabei … dann eine Posaune, ein Barisax, und am Ende darf auch das Bass/Drum-Gespann noch ran, das sich bestens kannte.

    wahr
    3 Klasse Klavier!! Wie es da diesen einen Akkord hart anschlägt und dann die Noten auslaufen lässt, das ist super. Das Klaviersolo dann ist auch sehr spannend, fließ und ist gleichzeitig doch nicht auszurechnen. Ein Höhepunkt. Könnte ewig so weitergehen. Ein bisschen weniger Korsett hätte die Rhythmusgruppe vertragen, aber hier steht alles im Dienst des Klaviers. Bester Track bisher.

    Den Drummer mag ich ja wie oben schon erwähnt nicht so gerne, aber der Bassist war gross und hätte viel mehr beitragen können, aber das war hier halt doch nicht gefragt, denn es geht eben um den Pianisten, der auch ganz anderes Zeug machte …

    wahr
    4. Swingt toll. Die Melodie hat mich anfangs bei den ersten Hörläufen etwas genervt, wie sie da etwas behäbig einen Tick zu eingängig ist. Dann fraß sie sich aber in die Gehörgänge (and beyond…), bis sie mir im Traum noch nachhallte. Da wusste ich, das ist was Besonderes. Insgesamt ein wirklich toll gleitendes Konstrukt. Auch das Klavier ist gut, der Bass spielt einmal ganz kurz die Bond-Titelmelodie an, aber vielleicht fantasiere ich das auch nur. Jedenfalls alles ganz cool und elegant.

    Ach, die Melodie ist doch super – und der „swag“, mit dem der Tenorsaxer sie präsentiert (sie stammt von der Überfigur der Tenorsaxer in der frühen Hard Bop-Ära, wurde wie #1 und #2 auch bereits erkannt). Die Sache mit dem Bond-Thema ist witzig … der Komponist nahm hunderttausende Pfund (Wiki sagt 485,000 von 1976 bis 1999, aber es ging schon 1962 los – 1976 war das Pfund noch richtig Geld) an Royalties ein – der Mann hier hatte wohl in Sachen Royalties auch mehr als die meisten Jazzer (von Jazzbassisten gar nicht zu reden), aber so viel dann wohl doch nicht. Wo genau ist denn das Prä-Zitat (äh, wie sagt man zu sowas?) versteckt?

    wahr
    5 Jetzt geht’s ab. Mich hat der Anfang an Albert Ayler erinnert, der es ziemlich sicher nicht ist, aber diese Fanfare gleich zu Anfang, das ist von der Wirkung her ein bisschen so wie der Anfang von Aylers „Live in Lörrach“, wenn die Engel einmarschieren, oder so. irgendwie ist alles so schnell und nervös, das gefällt mir, nach dem eher coolen Teil davor. Alles ist freier, weniger auf Noten aus, obwohl auch eine kompositorische Strenge im Track liegt. Ich tippe auf Ende der ersten Hälfte der 60er.

    Ayler? Nein, ganz und gar nicht … interessante Assoziation, v.a. weil ich ja – siehe auch die heutigen Posts in Reaktion auf Friedrichs Antwort – dabei bleibe, dass Hard Bop ein sehr breites Spektrum abdeckt, ohne dass es deshalb an einem roten Faden mangelt. Wie ich erwähnte, ging es mir hier um den Mann an den Tasten, den ich unheimlich gerne mag. Er nutzt wohl auch hier – eines seiner Markenzeichen – nur zwei oder drei Oktaven im mittleren Register, geht eher nach unten als nach oben … und dann ist noch der wundervolle Trompeter, ein Lyriker vor dem Herrn und Grund genug – was der Drummer bestätigt –, dass man das hier nicht als Bebop anschauen kann, obwohl der Saxer eigentlich Zeit seines (langen) Lebens Bebop gespielt hat, egal in welchem Umfeld er sich grad bewegte. Ich mag ihn später nicht mehr so sehr, aber das hier hat im Thema doch ordentlich Soul, und wo ich mir den Track gerade nochmal komplett anhöre, ist er im Vergleich mit klassischem Bebop der Vierziger sowas von entspannt und un-nervös – nicht auszudenken, was manche hier von einem Bebop-BFT halten würden ;-)

    wahr
    6 Wieder getragener, schade, ich war von Trk 5 noch so aufgeputscht. Trotzdem sehr schöne Trompete. Auch das Sax ist schön, fast schon zu schön. Was mir gefällt: Die Instrumente gleiten nicht so sehr ineinander, bilden kein Swingmonster, sind irgendwie mehr individuelle Stimmen, dadurch wirkt es fast schon kammermusikalisch.

    Noch eine schöne Trompete, yep – und weil ich davon ausging (korrekt, wie mir scheint), dass die meisten #5 nicht so mögen würden, folgt eben die Entspannung. Hier finde ich „kammermusikalisch“ nicht unpassend – aber klar, das Vorbild des Altsaxers war wie bei den Herren in #2 und #5 eindeutig der grosse Charlie Parker. Der der hier hat einen bittern Ton, der auf den ersten Eindruck nicht sonderlich attraktiv klingt, der aber seinen eigenständigen Charakter betont (und erwähnst Du nicht Stan Getz weiter unten :whistle: )

    wahr
    7 Hätte geschworen, dass es sich hier um Herrn Schmidt und Herrn Grün handelt, aber dem ist wohl nicht so, wenn ich von dem Einleitungstext zu diesem BFT ausgehe. Insofern habe ich keine Ahnung, wer das sein könnte. Für mich ist das just another Blue Note/Fantasy/Bay Area-Funk, den ich immer wieder gerne höre, aber auch nicht immer auseinanderhalten kann. Sax vielleicht von Gary Bartz? Oder ist das ein Teil von Rusty Bryant? Keine Ahnung. Gefällt mir sehr gut.

    Nö, das sind sie nicht, aber ein korrekter Name versteckt sich in Friedrichs Post, auch wenn er dort nur das Personal von „Back at the Chicken Shack“ (ohne den stäflich unterschätzten grossartigen Trommler Donald Bailey) aufzählt … ein Glückstreffer also, aber reiner Zufall ist das nicht. Der Mann an der Gitarre ist melodischer, weniger riff-lastig als Green. Das Sax ist ein Tenor, eine obskure Orgeljazz-Person, die ich eben nicht mit dem Schmitz vorstellen wollte … Rusty Bryant ist es daher natürlich nicht. Die Sache mit „just another“ mag schon sein, so dachte ich phasenweise auch über vieles, was als Hard Bop läuft, aber ich merkte dann eben auch, dass das auch mein „bread and butter“ ist, meine musikalische Heimat, das eben, womit ich immer, immer, immer, unter allen Umständen, in allen Lebens- und Gemütslagen, kann.

    wahr
    8 Schöner Anfang mit dunkler Färbung, afrikanisch. Dann bilden Sax und Trompete eine Melodie und Gegenmelodie aus. Streng komponiert. Hier swingt gar nicht. Muss auch gar nicht. Wichtig ist hier die Komposition, es hat auch einen Touch von Moderner Komposition. Bis jetzt hat kein Track dieses BFT so eine Stimmung evoziert. Sehr interessant. Beim Klavier am Ende, wenn auf den hohen tasten was kleines gespielt wird, muss ich an Jobim denken. Der ist es aber sicher nicht.

    Was heisst hier swing nicht? Ist das, was der Drummer hier macht, nicht auch in mancher Hinsicht schon eine Vorwegnahme des betörenden Elvin Jones später auf „Crescent“ (Coltrane, 1963)? Diese ganz lockere Verdichtung und Entspannung, das Rick-i-tick im abschliessenden Thema … der Track hier fällt schon etwas aus dem Rahmen, aber er stammt mitten aus der grossen Hard Bop-Zeit, die Band ist voll mit wichtigen Akteuren der Zeit, der Leader allerdings schon etwas älter (was spielt er?).

    wahr
    9 Die Melodie kenne ich, aber ich komme nicht darauf. Irgenwas was von einem Mojo-Sampler oder so. Wieder ein guter Track, toll wie sich Gitarre und Bläser abwechseln und ihre Stimmungen gegeneinander ausspielen. Gefällt mir sehr gut, auch die Gitarre, sie ist nicht so warm wie Grant Green sie spielt, hat noch mehr Knarren enthalten, das gefällt mir. Gitarren dürfen nicht zu schön sein. Dann werden sie schnell langweilig und einlullend.

    Glaub ich nicht, dass Du die Melodie kennst (aber gut, die Mojo-Sampler gruben schon ein paar obskurere Sachen aus, lass es mich dann nach der Auflösung wissen bitte!) – Grün ist das natürlich auch wieder nicht, der Mann ist ganz anders, er hat wohl einen viel breiteres Spektrum, trat aber selten wirklich in den Vordergrund. (Und noch ein schöner Trompeten-Sound, darum ging es mir ja wie schon mehrfach erwähnt hier auch bzw. besonders – neben dem Mann in #5 und dem grossen Magier, der hier nicht zu hören ist, einer der grössten Lyriker jener Zeit, der zwar länger dabei war, aber als Leader nur wenig machte, das man wohl alles recht schnell hätte aufdecken können).

    wahr
    10 Treibender Anfang, wieder sehr durchkomponiert, spannend, wie genau die Einzelteile ineinanderrasten und das Thema vorstellen. Dann darf das Sax Sax sein, spielt irgendwie rockig, wenn ich das so schreiben darf. Überhaupt hat der Track auch ein Rockfeeling eingebaut. Das Trompetensolo gefällt mir sehr gut, ist schnell und gedrängt, will gar nicht so Trompetenmäßig den Raum ausfüllen, sondern auch ein bisschen drängen, den Raum enger machen. Das sax macht es ihm jetzt nach, im Dialog mit den Drums, das finde ich jetzt aber verzichtbar. Egal, es sind viele gute spannenden Stellen in dem Stück.

    Das Rockfeeling passt schon, denn den Rock haben letztlich wohl die natives erfunden, nicht? Robert Johnson und so guckten es sich ab bzw. hatten deren Blut in ihren Adern … und dann kam der Rhythm & Blues, der in den späten Vierzigern und frühen Fünfzigern – vor dem Hard Bop – die attraktivste afro-amerikanische Musik war (der Cool Jazz oder der kalifornische Jazz der Weissen war es eher nicht, wenigstens nicht für das massgebliche Publikum das weniger bleich und langnasig war) … die meisten Hard Bopper zogen mit R & B-Bands durch die Lande (genauso, wie die meisten Rock’n’Roller deren Zeug irgendwie internalisiert hatten) … so gesehen ist der Track hier vielleicht auch eher Soul Jazz als Hard Bop, aber gerade die Abgrenzung finde ist (ausser bei Musikern der älteren Generation, die von den ganzen Bebop-Neuerungen wirklich kaum was aufgriffen) wirklich schweierig bis unmöglich (welches Sonny Stitt-Album ist Bebop, welches ist Soul Jazz? Ist John Patton Soul Jazz oder verdammtnochmal ein grossartiger, unterschätzter, innovativer Vertreter der Blue Note-Avantgarde, die einer der Endpunkte des Hard Bop war? Spielt es denn eine Rolle?). Aber gut, mag sein, dass der Trompeter hier das eine oder andere versemmelt und in der Phrasierung nicht ganz fit ist … er kam auch nie gross heraus, war aber dennoch – auch viel später – eine wichtige Figur im Jazz, die ausser Musikern kaum einer kennt.

    wahr
    11 Ein Blues. Schwieriges Terain für mich, weil ich bestimmte Notenfolgen im Blues übergehört habe. Und hier läuft das dann so durch, ohne mich groß mitnehmen zu können.

    Hm, okay, was soll man da sagen? Dabei hast Du bis hierhin schon gut 50 bluesgesättigte Minuten Musik gehört …

    wahr
    12 Schöne Bassarbeit zu Anfang. Ungewöhnliches Sax, hat fast etwas brasilianisches, der Ton erinnert mich etwas an Stan Getz, aber der ist es wohl nicht. Nach 2 Minuten zieht es gut und überraschend an. Mir ist das ganze etwas zu klischeehaft. Kann ich schwer erklären. Zuviel Rotwein im Track.

    Nö, der hätte Getz wohl locker weggepustet (wobei das wiederum möglicherweise täuscht, Getz‘ Ton war vermutlich sehr viel kraftvoller, als all die Aufnahmen glauben machen). Dass hier niemand das Stück erkennt – doch vielleicht tust Du das ja und darum ist es Dir zu klischeehaft, denn das wiederum ist ein Wort, das für den Saxer komplett unpassend ist (also Ohren putzen und neu hören ;-) )

    wahr
    13 Melodie kenne ich, komme aber mal wieder nicht darauf. So ein gutes Ohr wie vorgarten, der im Blindfoldtest sogar aus Yazz Ahmeds Version von „Bloom“ noch die Basslinie des Originals von radiohead herauszuhören imstande ist, besitze ich nicht. Aber zurück zur Musik von 13: Eigentlich ein reines Trompetenstück. Der Rest begleitet dezent. Schönes Stück.

    Glaub ich auch nicht, dass Du das hier kennst … aber falls doch, lass es mich dann wissen, aus welchem Kontext! Dass ich aus dem Album das Trompetenfeature auswähle, war nicht vorgesehen, aber es ist einfach so schön und ich hatte ja nicht viele Balladen in der Auswahl …

    wahr
    14 Anfang kommt mir wieder bekannt vor. Spannender Aufbau. Altsax? Ich mag die tiefen Töne, ich bin ja auch Fan der Bassklarinette von Eric Dolphy. Vieleicht spielt der hier ja mit. Eines der besten Stücke dieser Konkurrenz. Trompete Hubbard? Das Sax ist echt toll! Mit Nummer 2 bisher mein Lieblingsstück!

    Barisax im Intro (Riff), Tenorsax mit der Melodie und dem ersten Solo … keine Bassklarinette, kein Dolphy, ganz andere Region und auch stilistisch näher an #10 als bei dem, was Dolphy tat … Hubbard ist das nicht, ist ja, hüstel, auch eine Posaune :-)

    wahr
    15 Wieder jazzy Funkgeorgel, oder funky Jazzgeorgel. Mit Breakbeats unterliegt. Der Gitarrist knarrt schön mit den saiten, es dürfte der selbe sein, der schon auf Nummer 9 knarrt. Gefällt mir gut.

    Der Drummer ist tatsächlich einer Orgeljazz-Spezialist (was auch erklärt, dass ihn praktisch niemand kennt) … und nein, das ist nochmal ein anderer Gitarrist, den ich überhaupt nicht kenne. Das Album kam mir einfach in die Finger, weil ich halt nach abgelegenerem suchte, Tracks, die nicht alle gleich erkennen, nichts, was Us3 gesamplet haben und so …

    wahr
    16 Finde ich schön, wenn auch etwas harmlos. Hat was essigjazziges. Gut schneidendes Sax. Sonst gibt mir Nummer 16 abr nichts.

    Essig? Mag sein … das ist halt die „Amen“-Nummer, die bisher noch fehlte. Ich ging davon aus, dass der Leader rasch erkannt wurde (was inzwischen auch der Fall ist, aber es dauerte ein wenig), darum packte ich das zu den Bonustracks – freue mich aber sehr, dass fast alle sich zu ihnen auch melden!

    wahr
    17 Wieder etwas, das wohl eher zu den älteren Stücken dieses bft zählen müsste, Ende 50er, oder so. Bigband mit Gefühl. Bisschen wie Filmmusik, aber lässt mich eher kalt.

    Keine Filmmusik, ein grosser Ellington-Klassiker, den Friedrich auch erkannt hat, gespielt natürlich von einer damals ganz neuen Big Band. Von denen gab es nur ganz wenige, ein Knalleralbum wie Johnny Griffins „Big Soul Band“ schied daher auch früh aus, weil alle gleich drauf gekommen wären … das hier ist obendrein natürlich ein Feature für eine Solo-Posaune, was auch nicht falsch ist.

    wahr
    18 Das wiederum finde ich wieder richtig gut! Erotischer Anfang mit der flauschigen Flöte. Dann geht’s gleich zur Sache. Gutes forderndes Sax, tighte Band. Das hat Fleisch. Klasse Gitarre auch. Nicht so zart. Aber sensibel. Wieder eine Lieblingsnummer. Auch das Klaviersolo ist total gut. Es gibt absolut nichts, was ich an dieser Nummer auszusetzen habe. Bin sehr gespannt, wer das ist.

    Freut mich! Viel gibt es von dem Mann als Leader leider auch nicht, obwohl er eine über Jahrzehnte dauernde Karriere hatte … weil das Thema (siehe Youtube-Hinweis oben) sehr leicht zu erkennen ist, wenn man es dann mal gehört und abgespeichert hat, landete das Stück hier hinten am Ende …

    wahr
    19 Bildet zusammen mit Nummer 1 eine Klammer. Vielleicht dieselben Leute? Nochmal Druck nach vorne, wie eine mitreißende Konzertzugabe. Die Power gefällt mir, das Bigband-Bonanza eher nicht.

    #1? Nein, aber der es gibt natürlich Bezüge … das hier ist ja wirlkich eine Big Band, und die Power kriegt man mit einer anderen Band wohl auch nicht hin (vor allem live nicht, laute Verstärkung für Stromgitarren zählt nicht, wirkt auch nicht halb so gut finde ich) … man kann halt nicht das eine ohne das andere ;-) – obendrein gibt es auch wieder schöne Soli, u.a. von einem unterschätzten Saxophonisten, den ich ganz gerne mag.

    wahr
    Fazit: Ein sehr variabler bft, auch wenn er laut gypsy ja eher in engeren Grenzen konzipiert ist. Einiges fand ich richtig gut, ab Nummer 11 nehmen für mich aber die nicht ganz so guten Sachen etwas zu, dafür sind dann aber auch wieder tolle Tracks wie 14 und 18 dabei. Vielen Dank, gypsy! Und sorry, dass es so lange mit meinem Kommentar gedauert hat. Ich habe den bft bestimmt mindestens ein Dutzend mal im Auto gehört, konnte dabei aber schlecht was schreiben. Ich bin richtig gespannt auf die Auflösung. Ich kenne übrigens nichts, absolut nichts davon.

    Kein Problem … danke für die feinen Kommentare! :good:

    Was die erkannten Tracks betrifft, so sind das bisher:
    #1 (sandman/vorgarten)
    #2 (vorgarten)
    #4 (vorgarten)
    #5 (sandman)
    #16 (vorgarten)

    … und bei #17 hat Friedrich, bei #18 vorgarten das Thema erkannt.

    Ergänzend, das vergass ich heute morgen, gibt es von #1 doch einen indirekten Bezug, nämlich zu #15 (bzw. eigentlich in der anderen Richtung); und von #3 gibt es einen ebenfalls indirekten aber sehr engen Bezug zu #10, aber da es bei beiden keine Spur gibt, wird das nicht weiterhelfen (und ich hätte da wohl auch keine Spur).

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10581786  | PERMALINK

    wahr

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    Herzlichen Dank für die ausführlichen Kommentare, gypsy! Ich werde am Wochenende nochmal nachhören und den Thread nachlesen. Vorher natürlich Ohren und Augen putzen. ;)

    #10581792  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind#7 steht allein da, aber da hast Du ja eine Spur geöffnet, die @vorgarten nun eigentlich bloss noch aufzulösen bräuchte, wenn er mal wieder hereinschaut hier

     

    gut geködert ;-) ich hab’s rausgefunden, dank des deutlichen hinweises, das namedropping von @friedrich ernstzunehmen. das ist tatsächlich ein album, das man im schrank stehen haben könnte. und der gitarrist – klar, jetzt, wo man es weiß, fallen einem schon typische licks auf. aber so richtig individuell habe ich ihn tatsächlich nie gehört, obwohl er natürlich state of the art und auch später noch toll war.

    und der pianist aus #5 taucht noch woanders auf? womöglich auf seinem anderen instrument? ich habe einen verdacht und melde mich, wenn ich vom strand zurück bin ;-)

    --

    #10581800  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    gypsy-tail-wind
    #7 steht allein da, aber da hast Du ja eine Spur geöffnet, die @vorgarten nun eigentlich bloss noch aufzulösen bräuchte, wenn er mal wieder hereinschaut hier

    gut geködert ich hab’s rausgefunden, dank des deutlichen hinweises, das namedropping von @friedrich ernstzunehmen. das ist tatsächlich ein album, das man im schrank stehen haben könnte. und der gitarrist – klar, jetzt, wo man es weiß, fallen einem schon typische licks auf. aber so richtig individuell habe ich ihn tatsächlich nie gehört, obwohl er natürlich state of the art und auch später noch toll war.

    Er ist ja vielleicht mein Liebingsgitarrist, all things considered … knapp vor Green und dann einigen der cooleren Sorte (René Thomas, Jimmy Raney, Tal Farlow …)

    vorgarten
    und der pianist aus #5 taucht noch woanders auf? womöglich auf seinem anderen instrument? ich habe einen verdacht und melde mich, wenn ich vom strand zurück bin

    Tal Farlow, nannte ich gerade Tal Farlow? ;-)

    --

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    #10581808  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-windTal Farlow, nannte ich gerade Tal Farlow?

    jetzt mach es mir bitte nicht zu leicht! außerdem bin ich etwas eingeschnappt, da ich #5 auch erkannt habe und natürlich auch das thema von #17. das thema von #12 ist tricky, weil der nicht-getz das so abstrahiert (und sowieso viele standards die gleichen akkordfolgen haben), aber ich werfe noch mal eine bescheuerte idee in die runde: ist das „somewhere over the rainbow“ mit ein paar verminderten akkorden mehr?

    --

    #10581814  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Schon zurück vom Strand? Das ging ja schnell ;-)

    #5 hat ja sandman sofort erkannt … sein Klavierspiel ist schon höchst eigenwillig oder? Kein klassischer Hard Bopper, aber ich mag ihn total gerne (und sein eines Trio-Album hätte an sich hier rein gemusst, mit einem 10minütigen Track oder so … aber es gab noch so viel, was auch noch hätte rein müssen … der Trompeter aus #5 zum Beispiel, vielleicht mit einem der Saxer, die hier auch dabei sind).

    #12 ist nicht „Somewhere Over the Rainbow“ – viel weniger abwegig, und er spielt die Melodie auch immer wieder an, das ist eher eine Paraphrase als eine völlig neue Komposition auf den Changes von (und die Vorlage ist auch im Titel des Stückes verwurstet).

    --

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    #10581816  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    wahrHerzlichen Dank für die ausführlichen Kommentare, gypsy! Ich werde am Wochenende nochmal nachhören und den Thread nachlesen. Vorher natürlich Ohren und Augen putzen. ;)

    Klar, lass Dir Zeit!

    Ich lasse hier jedenfalls noch bis und mit Wochenende offen, vielleicht auch noch eine Woche länger, mal schauen, ob noch weitere Rückmeldungen kommen @brandstand3000 (2. Runde? Sonst natürlich auch kein Problem!), @atom, @napoleon-dynamite, @clasjaz, @udw (äh, sorry, Du hast ja schon! gerade etwas den Überblick verloren …), @cloudy, @dietmar_, @h8g7f6 (was ist mit @mr-badlands passiert, hat er sich vom Forum abgemeldet? das wäre schade!)

    Die Auflösung ist mehr oder weniger bereit (noch ohne meine Kommentare, aber die schreibe ich dann wohl bei einem eigenen weiteren Hörgang, obwohl ich die Tracks teils inzwischen fast nicht mehr hören mag, weil ich sie bei den Rückmeldungen auf die meisten eurer Kommentare nochmal anhörte, teils unvollständig, teils mit was überspringen, aber trotzdem …)

    --

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    #10581822  | PERMALINK

    vorgarten

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    Beiträge: 12,714

    also ich könnte noch ein bisschen weiterforschen im netzwerk dieses bfts, zu meinen eigentlich highlights habe ich noch gar nichts versucht – aber wenn ich der einzige sein sollte, und ich habe nur immer wieder mal zwischendurch zeit, dann kannst du auch gerne am wochenende auflösen.

    --

    #10581834  | PERMALINK

    h8g7f6

    Registriert seit: 11.11.2016

    Beiträge: 980

    Hallo gypsy,

     

    Bin gerade auf Reisen. Bitte auf mich nicht warten.

     

    grüsse!

    --

    #10581840  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,340

    h8g7f6Hallo gypsy,

    Bin gerade auf Reisen. Bitte auf mich nicht warten.

    grüsse!

    Gut, bzw. schade … danke für die Rückmeldung!

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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