Blindfold Test #1

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  • #7889733  | PERMALINK

    dougsahm
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    gypsy tail windKein Problem! Ich hoffe auch sonst noch auf ein paar weitere Rückmeldungen!

    [[bei mir schauts schlecht aus. Haben noch meine 50 Jazz-Alben zu listen, die 10 Soul-Alben, die nächste StoneFM-Sendung vorzubereiten, einen eigenen Thread zu strukturieren ……. Allein das schlechte Gewissen fehlt mir; ich wurde ja unbeantragt einbezogen …… soviel nur mal dazwischendurch. Als Wasserstandsmeldung.]]

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    #7889735  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Danke für die Rückmeldung, dougsahm – und natürlich kein Problem!

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    #7889737  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    1 – MARION BROWN: Black & Tan Fantasy (Bubber Miley & Duke Ellington) 5:36
    Marion Brown (as)
    Yale University, Yale, Ohio (USA) – 1982
    Unreleased live recording (soundboard)

    [INDENT]Marion Brown zum Auftakt, solo, unverfälscht, ungefiltert – mit seiner manchmal entgleitenden (ob bewusst oder ungewollt weiss ich nicht) Intonation… eine ikonoklastische Ellington-Interpretation, die dennoch grossen Respekt vor der Musik beweist. Für mich ist Brown einer der grossen des new thing, sein Tod im vergangenen Jahr stimmte mich traurig und ich wollte ihm hiermit meine Referenz erweisen. Wie er gegen Ende das Thema langsam ausdünnt, Töne weglässt, sich auf die Essenz beschränkt, das finde ich auch heute beim Wiederhören sehr schön.
    Ich habe ihm schon letzten Herbst auf meinem Blog Tribut gezollt, falls Ihr weiterhören möchtet! Wer offizielle Releases bevorzugt, dem sei der ESP-Disk‘ CD-Reissue von Marion Brown Quartet (mit allen Stücken der Session!) oder Three for Shepp auf Impulse zum Einstieg wärmstens empfohlen!

    2 – MARY LOU WILLIAMS: Kool (Mary Lou Williams) 2:45
    Kenny Dorham (t), Mary Lou Williams (p), John H. Smith, Jr. (g), Grachan Moncur (b)
    New York City – 1947
    Disc 5033 / taken from CD: Chronological Classics 1050 („Mary Lou Williams 1945-1947“)

    [INDENT]Dieses Stück hat anscheinend gar niemand richtig erraten können. Über den tollen Gitarristen (nicht Remo Palmieri, Bill de Arango oder Arv Garrison…) weiss ich leider überhaupt nichts. Mary Lou Williams verkehrte in den 40ern in der Szene um das Minton’s, kannte Monk und all die frühen Bebopper, obgleich ihre Musik nie dem Bop zugerechnet werden konnte. Eigentlich habe ich das Stück aber ausgewählt, um Kenny Dorham drinzuhaben, einer meiner liebsten Trompeter. Sein Spiel hier bewegt sich wie die ganze Musik irgendwo zwischen Swing und Bop und das finde ich wohl gerade das Spannende. Der Bassist ist übrigens der Vater des heute bekannteren Grachan Moncur III, der als Posaunist u.a. mit Jackie McLean gearbeitet hat und auf Blue Note zwei tolle Alben gemacht hat.

    3 – TONY FRUSCELLA: Blue Lester (Lester Young) 3:42
    Tony Fruscella (t), Gene DiNovi (p)
    Gene DiNovi’s house, Brooklyn – 1952
    taken from CD: Marshmallow Classics MYCJ-30124 („Booklyn Jam 1952“)

    [INDENT]Das hier war einfacher… Tony Fruscella, der unbekannteste unter meinen Lieblingstrompetern und überhaupt Lieblinsgmusikern – musste einfach rein! Ich hab die „Brooklyn Jam“ CD auf und ab gehört, sie ist voll von abgehangener Musik – wohl nicht immer im guten Sinn abgehangen (falls man überhaupt so disponiert ist, dass man das gut finden kann), aber für mich ist das enorm stimmungsvolle Musik, die ich fast immer gerne höre. Sein Spiel hier ist so unglaublich lyrisch, so brüchig und doch so flüssig, fast wie ein Saxophon…

    4 – LEE WILEY and BOBBY HACKETT with JOE BUSHKIN: Street of Dreams (S. Lewis & V. Young) 3:14
    Lee Wiley (voc), Bobby Hackett (cor), with Joe Bushkin and his Swinging Strings: Joe Bushkin (p), Bill Goodall (b), Charlie Smith (d), Herb Baumel (vl), Gabriel Banat (vl), Dick Dickler (vla), George Koutzem (vc)
    New York City – December 14, 1950
    Col 39201 / CL 6169 („Night in Manhattan“) / taken from CD: Mosaic MD8-206 („Classic Columbia Condon Mob Sessions“, 8CD)

    [INDENT]Lee Wiley – eine meiner Lieblingssängerinnen, neben Billie Holiday, Anita O’Day, Helen Merrill, Sheila Jordan, Chris Connor, June Christy… Wileys Phrasierung, ihre Stimme – abgehangen passt da wohl auch ganz gut als Beschreibung. Bushkins Begleitung ist natürlich professionell und üppig-sanft, aber Bobby Hacketts Trompete bringt schon im Intro eine Stimmung rein, die sich durch das Stück zieht. Das „Night in Manhattan“-Album gehört für mich jedenfalls neben den Gershwin-Sessions mit Bunny Berigan zum schönsten, was es von Lee Wiley gibt. Und über sie ist mindestens entfernt auch die Condon Gang noch mit einem Fuss in meinem BFT drin – eine Musikszene für sich, die parallel zum blühenden Small Group Swing und dem aufkeimenden Bebop in New York über viele Jahre bestand hatte, und zu der Wiley gehörte.

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    #7889739  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    5 – JACK TEAGARDEN: In a Little Waterfront Cafe (Willard Robison) 3:57
    Jack Teagarden (tb, voc), Don Goldie (t), prob. Bernie Leighton (p), prob. Barry Galbraith (g), Art Davis (b), others unknown
    Verve V6-8465 („Think Well of Me“) / taken from CD: Polygram 314 557 101-2 (Verve Elite Edition)

    [INDENT]Jack Teagarden! Dass die Posaune und der Gesang vom selben Mann stammen, darauf kam wohl erst redbeans, als er dem Stück dann doch noch auf die Schliche kam… ich verehre Teagarden, vor allem den späten, den wir hier zu hören kriegen. Er war eine unglaublich starke musikalische Persönlichkeit. Die Streicher mögen generisch sein, die Harfe gibt dem Arrangement aber einen eigenen Touch… gefällt mir jedenfalls unglaublich gut, nicht nur dieses Stück sondern das ganze Album. Das in derselben Zeit entstandene Mis’ry and the Blues dürfe einfacher zu finden sein, hat mich nie derart umgehauen, muss es aber demnächst mal wieder hervorsuchen. Und wie ich gesagt habe, mag ich Willard Robisons Songs auch sehr, sehr gerne!

    6 – BLUE NOTES: I Cover the Waterfront (Johnny Green & Edward Hayman) 9:13 (feat. Nick Moyake)
    Mongezi Feza (t), Dudu Pukwana (as), Nick Moyake (ts), Chris McGregor (p), Johnny Dyani (b), Louis Moholo (d)
    Durban, South Africa – first half of 1964 (prior to the Blue Note’s departure to appear in Juan-les-Pins)
    Ogun (E)OGCD007 („Live in South Africa 1964“) / taken from CD: Ogun OGCD024 („Legacy – Live in South Afrika 1964“, part of „The Ogun Collection“, OGCD 024-028)

    [INDENT]Nick Moyake… er hat mit seinen Jazz Giants 1962 den ersten Preis des Jazzfestivals Johannesburg gewonnen, im folgenden Jahr mit Chris McGregors Castle Lager Big Band gespielt. Dann ging er 1964 als Mitglied von McGregors Blue Notes nach Europa, verliess die Band aber und kehrte nach Südafrika zurück, wo er schon 1969 verstarb.
    Sein Spiel hier ist von einer rohen Kraft, ungeschliffen, direkt, mit schönem starken Ton – ein Stück, das ich mir endlos anhören könnte, auch wenn McGregors kurzes Pianosolo nicht so grossartig ist und Moholo offensichtlich keine Ahnung hatte, wie man eine solche Jazzballade hätte begleiten können… aber all das macht nichts, Johnny Dyani hält die Begleitung am Leben und Moyake lässt sich von alle dem nicht im geringsten aus der Ruhe bringen. Sein Solo gewinnt mit der Zeit ziemlich an Fahrt.

    7 – ANDERS GAHNOLD: Jagad (Anders Gahnold) 10:11
    Anders Gahnold (as), Johnny Dyani (b), Gilbert Matthews (d)
    Jazz Club Fasching, Stockholm, Sweden – September 12, 1985 (live)
    taken from CD: Ayler Records aylCD-017/018 („Flowers for Johnny“, 2CD)
    Note: deleted tune announcement by Gahnold at the end

    [INDENT]Anders Gahnold lief anscheinend eines Tages nach einem Konzert zu Dyani hin und sagte diesem, er wolle ihn in seiner Band (die damals gar noch nicht bestan). Wie die bieden Live-Mitschnitte auf der Ayler-Doppel-CD zeigen, hat das wunderbar geklappt. Wie Dyani stammte auch Drummer Gilbert Matthews aus Südafrika. Im Bass-Solo arbeiten die beiden sehr schön zusammen. Gahnold hat dieses brennende Feuer, einen schweren tiefen Sound – genau so mag ich Altsax am allerliebsten!

    8 – HARRY BECKETT: The Other Side (Graham Collier) 4:02
    Harry Beckett (flh), Mike Osborne (as), John Taylor (p), Chris Lawrence (b), John Webb (d); arr. by Graham Collier
    London – July 15 & 16, 1970
    Philips (E)6308026 („Flare Up“) / taken from CD: Jazzprint JPVP124CD
    Note: absent on this title: Alan Skidmore (ts, ss), John Surman (bari, ss), Frank Ricotti (vib, cga)

    [INDENT]Noch ein lyrischer Trompeter… und noch ein kürzlich verstorbener Musiker, dem ich Tribut zollen wollte. Harry Beckett spielte lange Zeit in Chris McGregors Brotherhood of Breath (zu hören ist er besonders gut auf Eclipse at Dawn, dem Live-Mtischnitt der 1971er Berliner Jazztage, als der sonst wichtigste Trompetensolist Mongezi Feza abwesend war). Das Stück und das Arrangement stammen von Graham Collier, dessen Musik ich noch immer nicht wirklich kenne, obwohl redbeans mir schon seit langem vorschwärmt… das wird eines Tages nachgeholt!
    Beckett kam aus der Karibik nach England (und hat sein Geburtsjahr frisiert), mit Mike Osborne ist auch hier neben seiner Trompete ein brennender, schwerer Altsaxer anwesend, der auch Becketts Kollege in der Brotherhood of Breath war… falls Euch die CD Flare Up mal begegnet, greift zu, sie ist schwierig zu finden! In der Zwischenzeit rate ich auch wärmstens, den Dutton Vocalion Reissue der beiden Alben Warm Smiles / Themes for Fega anzuschaffen, den es auch nicht mehr allzu lange geben dürfte.

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    #7889741  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    9 – CHRIS McGREGOR’s BROTHERHOOD OF BREATH: Davashe’s Dream (Mackay Davashe) 7:34
    Chris McGregor (p), Mongezi Feza (pocket t), Mark Charig (cor), Harry Beckett (t), Malcolm Griffiths (tb), Nick Evans (tb), Dudu Pukwana (as), Mike Osborne (as), Ronnie Beer (ts), Alan Skidmore (ts, ss), John Surman (bari, ss), Harry Miller (b), Louis Moholo (d, perc)
    Soloists: Dudu Pukwana (as), Mongezi Feza (pocket t)
    London – January 9, 1971
    RCA (E)Neon NE2 („Brotherhood of Breath“) / taken from CD: Fledg’ling FLED 3062

    [INDENT]Und hier ist sie dann… die glorreiche Brotherhood of Breath, Chris McGregors Big Band, in der exilierte Südafrikaner auf Engländerr (und Beckett aus den West Indies) trafen… eine der allertollsten Big Bands, Free Bands, Bands überhaupt – mit unglaublichen Solisten wie Dudu Pukwana, Mongezi Feza, Mike Osborne, Alan Skidmore… und der grossartigen Rhythmugruppe Miller/Moholo.
    Das Arrangement hier ist klassisch, umso schöner können Pukwana und Feza dagegen anspielen, ihre Spielchen treiben… Pukwana ist natürlich noch einer der tollen Altsaxer mit dem schweren Sound und der rohen Emotionalität, dem cry – für mich einer der ganz grossen! Feza ist verspielter, nervöser… und Pukwanas erste Phrase, mit der er wieder einsteigt ist pure Magie! Sehr schön auch, wie die Posaunen gesetzt sind.
    Der Komponist des Stückes, Makwenkwe „Mackay“ Davashe lebte von 1920 bis 1972 und gehörte einer älteren Generation von südafrikanischen Jazzmusikern an. Er war schon in den 40ern aktiv, leitete u.a. die Jazz Dazzlers und spielte auch mit dem Urvater aller Modern Jazzer aus Südafrika, mit Kippie Moeketsi.
    Für weitere Infos in Sachen Blue Notes und Anverwandtes möchte ich die wunderbare Seite von Matt Fowler empfehlen: http://www.mfowler.myzen.co.uk

    10 – NORMAN HOWARD: Soul Resurrection (8:04)
    Norman Howard (t), Joe Phillips (as), Walter Cliff (b), Corney Milsap (d)
    Cleveland, OH – October 1968
    taken from K7: Homeboy Music 2 („Burn, Baby, Burn“ – includes tracks from Homeboy Music 1, „Signals“)

    [INDENT]Norman Howard ist eine dieser Gestalten, die kurz auftauchen (auf Albert Aylers Wiches and Devils), um dann wieder in der Versenkung zu verschwinden… die Sessions mit Joe Phillips von 1968 waren schon damals für einen Release auf ESP-Disk‘ vorgesehen, der dann aber erst 2007 auf der CD Burn Baby Burn auch wirklich stattfand. Clifford Allen erzählt in den Liner Notes einiges dazu – mehr Infos und Musik auch beim obigen Link.
    Das Stück ist statisch, einfach, wirkt aber geschlossen, „fertig“ gewissermassen, im Gegensatz zu anderen Stücken von diesen Sessions, die etwas unfertiges haben, manchmal eher nach Probe klingen als nach fertigen Aufnahmen. Joe Phillips spielte später unter dem Namen Yusuf Mumin auf dem tollen Album (und gewissermassen Blog-Underground-Klassiker) „Al-Fatihah“ des Black Unity Trios – mit Abdul Wadud (cello, bass) und Hasaan-Al-Hut (perc) (Hörprobe). Hoffentlich gelingt eines Tages ein Reissue davon!

    11 – ARTHUR JONES: B.T. (Arthur Jones) 8:06
    Arthur Jones (as), Beb Guérin (b), Claude Delcloo (d)
    Paris – August 1969
    Actuel (F)529350 / taken from: vinyl rip

    [INDENT]Mit Arthur Jones sind wir wieder zurück im Trio-Setting von Anders Gahnold. Auch das Feuer, das er am brennen hält, ist demjenigen Gahnolds nicht unähnlich. Sein Sound ist zwar geschmeidiger, schwerer greifbar und einiges leichter, anders ist jedoch vor allem die konventionellere Begleitung durch Beb Guérin und Claude Delcloo, die mir allerdings ausgezeichnet gefällt und die ein tolles Fundament liefert für Jones‘ intensiven solistischen Flug. Das Stück stammt von einem der weniger bekannten Alben des berüchtigten BYG-Labels (da diese aufgrund ihrer Geschäftspraktiken eigentlich als Bootleg-Label zu gelten haben, erlaube ich mir hier einen Link). Sehr gut gefällt mir, dass bei Jones‘ schönem Ton klar wird, dass er zu jenen Freejazzern gehört, die ihre Hausaufgaben gemacht haben und im Bewusstsein der ganzen Jazzgeschichte spielen.
    Jones war in der hohen Zeit von BYG kurz sehr aktiv, nahm mit Delcloo als Co-Leader auch noch das Album „Africanasia“ auf und spielte als Sideman mit Burton Greene („Aquariana“), Archie Shepp („Yasmina“), Sunny Murray („Sunshine“), Dave Burrell („Echo“), Clifford Thornton („Ketchaoua“), Frank Wright („Your Prayer“) und auf zwei Alben von Jacques Coursil („Black Suite“ und „Way Ahead“).

    12 – LUIS RUSSELL: Doctor Blues (Luis Russell & Paul Barbarin) 3:15
    Luis Russell (p, dir), Henry „Red“ Allen (t), Otis Johnson (t), J.C. Higginbotham (tb), Albert Nicholas (cl, as), Charlie Holmes (ss, as), Teddy Hill (ts), Will Johnson (bjo, g), George „Pops“ Foster (b), Paul Barbarin (d, vib)
    Soloists:
    New York – December 17, 1929
    Okeh 8766, Voc 3840 / taken from CD: Retrieval RTR 79023 („The Luis Russell Story 1929-1934“, 2CD)

    [INDENT]Ein kleiner change of pace… „Red“ Allen, J.C. Higginbotham, Albert Nicholas, Charlie Holmes (hier als Altsolist zu hören)… ein paar der allerbsten Solisten der späten 20er spielten in der Band von Luis Russell, der dank eines Lottogewinns aus seiner Heimat Panama in die USA emigrieren konnte. Die Band wird vom unglaublichen Drive von Pops Foster und den Drums von Paul Barbarin angetrieben… ein der besten Bands jener Zeit – kein Wunder übernahm Louis Armstrong sie später vollständig!
    In den Soli, besonders in jenem von Allen, wir auch klar, dass Freiheit etwas sehr relatives ist… die gewagte Unbekümmertheit, mit der er hier drauflosbläst (und auch ein paar Fehler, die bei seiner Waghalsigkeit immer wieder passierten, problemlos so einbauen kann, dass sie nicht stören), die finde ich unglaublich, wenn ich mir vor Augen halte, dass diese Musik von 1929 stammt!
    Das 2CD-Set, von dem dieses Stück stammt, sei jedenfalls allen Leuten mit offenen Ohren wärmstens empfohlen!

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    #7889743  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    13 – ALLEN KWELA & PAT MATSHIKIZA: Poinciana (Nat Simon & Buddy Bernier) 2:28
    Allen Kwela (g), Pat Matshikiza (p)
    unknown location & date
    taken from CD: Sheer Sound SSCD 112 („The Best of Allen Kwela“)

    [INDENT]Dieses Stück fand wohl die wenigsten Freunde von allen… ich wollte Allen Kwela drinhaben, den 2003 verstorbenen grossen Gitarristen aus Südafrika, der auf selbstgebauten Instrumenten zu spielen begann und bald zur Sensation der Musikszene in Johannesburg wurde. Mit Spokes Mashiyane prägte er die Kwela-Musik (nicht nach ihm benannt), Mashiyane wurde später (mit viel eigenen Zutuns) oft als Vater des Kwela beschrieben, Allen Kwela geriet in Vergessenheit… und begann, Jazz zu spielen, etwa mit Kippie Moeketsi, Barney Rachabane und Duke Makasi. Er hat viele schöne Kompositionen und Arrangements geschrieben und 1972 erschien sein schönes Album „Allen’s Soul Bag“ (Hörprobe). Nach langen Jahren der Inaktivität tauchte er in den 90ern wieder auf und gab noch einmal ein Album heraus, „Broken Strings“ (1998, oft als sein Debut beschrieben).
    Das Stück hier ist zugegenermassen keine grosse Sternstunde (oder um mit KT zu reden, kein Kairos), aber es hat den Charme einer Musik, die wohl in Abgeschlossenheit und in Unvertrautheit mit den Originalen (Ahmad Jamal, dem US-Jazz generell) entstanden ist.
    Pianist Pat Matshikiza gehört ebenso zu den wichtigen Stützen des südafrikanischen Jazz, spielte seinen ersten tollen Jazz-Job mit Mackay Davashes Jazz Dazzlers, u.a. mit Kippie Moeketsi, Dennis Mpale, Letta Mbulu. Mit Kippie und Makasi (sowie Drummer Gilbert Mathtews, den wir mit Anders Gahnold hörten) entstand auch sein schönes As-Shams-Album „Sikiza Matshikiza“. Eins seiner tollsten Stücke ist aber zweifellos das auf verschiedenen Compilations zu findende „Tshona“ mit Kippie (zum Proberhören hier).

    14 – ART HODES: Tennessee Waltz (Redd Stewart & Pee Wee King) 4:09
    Art Hodes (p)
    Matt Ross Studio, London – November 3 & 4, 1988
    taken from CD: Candid CCD79537 („Keepin‘ Out of Mischief Now“)

    [INDENT]Art Hodes wurde 1904 noch im zaristischen Russland geboren, kam aber im Alter von einigen Monaten mit seinen Eltern nach Chicago. Ab den 20ern spielte er dort regelmässig, trat etwa mit Wingy Manone oder Gene Krupa auf. Ende der 30er ging er dann nach New York, nahm dort u.a. eine tolle Reihe von Blue Note Sessions auf und gab auch eine Musik-Zeitschrift heraus.
    Die Spezialität dies russischen Chicagoers war immer der Blues, und nach Blues lässt er hier auch den Oldie „Tennessee Waltz“ klingen, der 1946 geschrieben wurde. Einen Überblick über seine viele Jahrzehnte währende Karriere habe ich nicht, aber die CD, von dem das Stück stammt, ist höchst empfehlenswert! Zehn Tage vor seinem 84. Geburtstag nahm Hodes solo in London auf und spielte Standards, Blues und mehr ein. Hodes starb 1993 im Alter von 88 Jahren.
    Auf do the math findet sich ein interessanter Eintrag zu Hodes.

    15 – CHRIS McGREGOR’s BROTHERHOOD OF BREATH: Union Special (Chris McGregor) 1:44
    details same as #9

    [INDENT]Nach dem ruhigen noch das stürmische Ende… ein kleiner Romp von McGregor und seiner BoB.

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    gypsy-tail-wind
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    Nochmals vielen herzlichen Dank Euch allen für die tollen Rückmeldungen und interessanten Kommentare!

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    gypsy-tail-wind
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    Biomasse

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    Anscheinend ist das DER Johnny Smith, der auf dem Mary Lou Williams Stück „Kool“ an der Gitarre zu hören ist!
    http://www.classicjazzguitar.com/articles/article.jsp?article=1

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    #7889749  | PERMALINK

    vorgarten

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    vielen dank für die vielen anregungen dieses bfts!
    über die peinlichkeit, die black & tan fantasy nicht zu erkennen, sieht man hier hoffentlich hinweg.

    sehr dankbar bin ich für den hinweis auf den mir völlig unbekannten arthur jones und mein jetzt definitives anfixen, was fruscella angeht.
    dorham habe ich als großer fan auch nicht erkannt, ich finde aber nach wie vor, dass er hier seine sache nicht gut macht und die atmosphäre dieses tollen stücks in seinem solo nicht aufgegriffen kriegt.
    anders gahnold kenne ich durch die platte mit william parker und hamid drake, habe ich aber nicht wiedererkannt. er scheint zumindest ein gutes gefühl für rhythm sections zu haben.
    und noch ein dank – habe gerade die beckett-doppel-cd bestellt. ich persönlich mag ja die PASSION & POSESSION sehr gerne, die aus duetten mit drei unterschiedlichen pianisten besteht – darunter zwar der fürchterliche joachim kühn, aber die stücke mit django bates und keith tippett sind großartig, sehr intim und verletzlich.

    schade finde ich, dass hier so wenig leute mitgemacht haben. mir hat es großen spaß gemacht, mich ohne die kontexte von titeln, namen und daten auf die musik einzulassen.

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    #7889751  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgartensehr dankbar bin ich für den hinweis auf den mir völlig unbekannten arthur jones und mein jetzt definitives anfixen, was fruscella angeht.
    dorham habe ich als großer fan auch nicht erkannt, ich finde aber nach wie vor, dass er hier seine sache nicht gut macht und die atmosphäre dieses tollen stücks in seinem solo nicht aufgegriffen kriegt.
    anders gahnold kenne ich durch die platte mit william parker und hamid drake, habe ich aber nicht wiedererkannt. er scheint zumindest ein gutes gefühl für rhythm sections zu haben.
    und noch ein dank – habe gerade die beckett-doppel-cd bestellt. ich persönlich mag ja die PASSION & POSESSION sehr gerne, die aus duetten mit drei unterschiedlichen pianisten besteht – darunter zwar der fürchterliche joachim kühn, aber die stücke mit django bates und keith tippett sind großartig, sehr intim und verletzlich.

    Was KD betrifft werden wir hier wohl nicht einig.

    Von Jones hätte ich mal die LP kaufen können, aber in so schlechtem Zustand, dass ich wohl keine Freude dran gehabt hätte. Da bin ich auch noch auf der Suche (nicht aktiv, aber wenn ich mal an Vinyl vorbeikomme schaue ich halt).

    Das Gahnold mit Parker (den ich ja bekanntlich nur als Sideman etwa bei Cecil Taylor mag, seine eigenen Bands haben mich nie recht überzeugt) was gemacht hat, wusste ich nicht einmal. Ich kenne nur die tolle Doppel-CD von Ayler Records.

    Die Beckett-CD, die Du erwähnst, ist mir auch unbekannt. Was findest Du denn an Kühn so schlimm? Anschauen müsst ich ihn mir auch nicht unbedingt, aber er hat ja doch tolle Musik gemacht und macht immer noch welche… das Trio mit Daniel Humair und Jean-François Jenny-Clark, das Duo mit Ornette Coleman oder das aktuelle Kühn-Bekkas-Lopez Trio kommen mir spontan in den Sinn.
    Hoffe, die Dutton Vocalion CD weiss Dich zu überzeugen! Tolles Label – alle Garrick-CDs sind wärmstens empfohlen! Manches ist leider schon vergriffen und wir auf der Website auch nicht mehr aufgeführt.

    vorgartenschade finde ich, dass hier so wenig leute mitgemacht haben. mir hat es großen spaß gemacht, mich ohne die kontexte von titeln, namen und daten auf die musik einzulassen.

    Och, ich hatte ehrlich gesagt mit noch weniger Echo gerechnet! Insgesamt bin ich zufrieden und hatte grossen Spass an der Sache!
    Hier nochmal der Hinweis auf die parallele Diskussion auf dem Organissimo-Forum:
    Diskussion und Auflösung (wobei letztere dort aus verschiedenen Gründen wesentlich kürzer gehalten ist, was die Kommentare betrifft… man sucht ja in jedem Forum den richtigen Ton).

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    #7889753  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,549

    gypsy tail wind
    Das Gahnold mit Parker (den ich ja bekanntlich nur als Sideman etwa bei Cecil Taylor mag, seine eigenen Bands haben mich nie recht überzeugt) was gemacht hat, wusste ich nicht einmal. Ich kenne nur die tolle Doppel-CD von Ayler Records.

    dann werden wir uns bei WP auch nicht einig ;-)
    THE LAST DANCES ist 2007 ebenfalls bei ayler records erschienen und ich kann sie sehr empfehlen.

    gypsy tail wind
    Die Beckett-CD, die Du erwähnst, ist mir auch unbekannt. Was findest Du denn an Kühn so schlimm? Anschauen müsst ich ihn mir auch nicht unbedingt, aber er hat ja doch tolle Musik gemacht und macht immer noch welche… das Trio mit Daniel Humair und Jean-François Jenny-Clark, das Duo mit Ornette Coleman oder das aktuelle Kühn-Bekkas-Lopez Trio kommen mir spontan in den Sinn.

    ich finde kühn einen unerträglichen poser und zukleisterer von musikalischem raum, völlig unsensibel und überschätzt – ob er mit joe henderson oder ornette oder eben harry beckett zusammenspielt, ich ärgere mich da immer. vielleicht ist das eine völlig subjektive abneigung gegen diese art des spiels, ich habe aber immer wieder menschen getroffen, denen das auch so geht. der vergleich zu den anderen beiden pianisten auf PASSION & POSESSION ist entlarvend, weil alle drei im gleichen kontext (akustisches duo & der schon etwas zerbrechliche ton von beckett) spielen.
    naja.

    --

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    gypsy-tail-wind
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    vorgartendann werden wir uns bei WP auch nicht einig ;-)
    THE LAST DANCES ist 2007 ebenfalls bei ayler records erschienen und ich kann sie sehr empfehlen.

    Ich hab mir vor ein paar Wochen die „Petit Oiseau“ (auf CD) gekauft – war ein Angebot in der Wühlkiste, dachte, ich mache mal wieder einen Versuch. Ist schon in Ordnung, aber da ist einfach nichts in der Musik, was mich packt, nichts, wo ich etwas Spezielles, Eigenes raushören könnte. Für mich ist das sowas wie der Mainstream der Unangepassten, der Loft-Szene, Shipp… da gibt’s anderes, das ich sehr viel spannender finde.
    Aber Parker mit Gahnold ist sicher einen Versuch wert. Allerdings seh ich das nur als CDR bzw MP3 – gab’s die mal auf CD und die ist vergriffen oder ist das ein DL-only-Ding? CDR on demand geht mir ganz enorm auf die Nerven, hab auch schon zweimal aus Versehen solche Dinger gekauft (für 17$ oder so, plus 5 oder 6$ für Versand, das ist Wucher für eine CDR, bei der man nicht mal weiss, ob sie wenigstens vorsichtig gebrannt wurde und auf einem sauberen EAC-Rip beruht!)
    Muss mich da mal etwas ausführlicher im Netz umsehen.

    vorgartenich finde kühn einen unerträglichen poser und zukleisterer von musikalischem raum, völlig unsensibel und überschätzt – ob er mit joe henderson oder ornette oder eben harry beckett zusammenspielt, ich ärgere mich da immer. vielleicht ist das eine völlig subjektive abneigung gegen diese art des spiels, ich habe aber immer wieder menschen getroffen, denen das auch so geht. der vergleich zu den anderen beiden pianisten auf PASSION & POSESSION ist entlarvend, weil alle drei im gleichen kontext (akustisches duo & der schon etwas zerbrechliche ton von beckett) spielen.
    naja.

    Hm… muss mal wieder was hören, wo er mitspielt. Dieses Gefühl hatte ich nie. Ich kann mir gut vorstellen, dass man mit seinem Stil einfach nicht zurecht kommen kann, aber dass er ein Poser ist, das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Aber ich kenn auch noch nicht sehr viel von und mit ihm (von all den Gruppen, die ich erwähnt habe, je eine CD, dazu noch seine eigene „Poison“ und die Solo-CD aus der ACT „Piano Works“-Reihe).

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    gypsy-tail-wind
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    Grad gesehen: die CD „…and William Danced“ (aylCD-044) und der Download „The Last Dances“ (aylDL-075) enthalten Musik vom selben Tag aber unterschiedliche Stücke.

    aylDL-075:
    01 – Oh Shit (12:50)
    02 – Slow Dance (11:52)
    03 – Bow Dance (23:11)
    04 – Dusk (12:37)

    aylCD-044:
    01 – First Dance (17:07)
    02 – The Undertaker’s Dance (18:47)
    03 – … And William Danced (30:26)

    Nur die CD ist bisher in der William Parker Sessionography vermerkt.

    Hab mir die CD gebraucht bestellt – für über 20€… mal sehen ob sie das Wert ist, zumal ich mit Hamid Drake auch hie und da meine liebe Mühe habe… er groovt manchmal sehr toll, fraglos, auch „The Rat-Dried Dog“ mit Brözzimann ist grossartig, aber hie und da kommt er mir… wie ein Poser vor.
    Von Gahnold hätt’s ja noch eine dritte CD bei Ayler gegeben… hab das irgendwie verschlafen, hab schon seit Jahren nichts mehr dort bestellt und der ganze Wandel zum MP3-Label macht sie für mich auch mehr und mehr zur quantité négligeable.

    --

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    vorgarten
    ich finde kühn einen unerträglichen poser und zukleisterer von musikalischem raum, völlig unsensibel und überschätzt – ob er mit joe henderson oder ornette oder eben harry beckett zusammenspielt, ich ärgere mich da immer. vielleicht ist das eine völlig subjektive abneigung gegen diese art des spiels, ich habe aber immer wieder menschen getroffen, denen das auch so geht. der vergleich zu den anderen beiden pianisten auf PASSION & POSESSION ist entlarvend, weil alle drei im gleichen kontext (akustisches duo & der schon etwas zerbrechliche ton von beckett) spielen.
    naja.

    Ja, das würde mich jetzt auch interessieren, „Poser“ wäre mir bei ihm auch nicht eingefallen, und „unsensibel“ ist jeder mal, ich kenne leider diese ganzen Duette nicht von Kühn, und leider auch die Passion & Posession nicht; solo, Distance oder die Sache auf act mit den Ausflügen in die Klassik, die zugegeben „naja“ sind, aber auch nicht schnöde; sonst nur, auch auf act, mit Wollny. Ist das Zukleisterung des musikalischen Raums oder Verdichtung? Ein deutscher McCoy Tyner (mir fallen die Echoes for a Friend ein)? Mit Humair und Jenny-Klark kann ich gar keine Zukleisterung hören.

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    gypsy-tail-wind
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    Tyner sehe ich auch als einen den zentralen Referenzpunkte von Kühn, ja.

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