Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Blindfold Test #25 – Nicht_vom_Forum
-
AutorBeiträge
-
Herzlich willkommen zum Blindfold Test #25 „Nicht_vom_Forums Köln-Köllektion“.
Zu hören gibt es 15 Stücke von Musikern, die zu einer sehr lose definierten Gruppe „Kölner Jazz- und Improvisations-Szene“ gehören. Manche der Musiker leben in Köln, manche waren lange in Köln, und manche sind so oft hier zu hören, dass sie quasi „ehrenhalber“ dazugehören.
Die Stücke sind ausgewählt, um einen möglichst breiten Überblick über die Musik zeigen, die man hier hören kann. Dass der BFT weder hinsichtlich der vertretenen Musiker noch hinsichtlich der in Köln vertretenen Stile vollständig ist, ist weder Zufall noch Absicht sondern unvermeidbar.
Den Link zu den Stücken schicke ich auf Anfrage per PN; ich freue mich auf eine lebhafte Diskussion.
--
Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. DickHighlights von Rolling-Stone.deSo klingen die größten Schlagzeuger ohne ihre Band
Welches Equipment verwenden eigentlich…Pink Floyd?
Musikalische Orgasmen: 6 Songs voller Höhepunkte
Dies ist (laut Fans und Kritikern) die beste Folge von „Friends“
Studio-Magier: Die 8 besten Musikproduzenten
So arbeiteten die Beatles am „Weeping Sound“ für das White Album
Werbungich warte schon seit zwei Stunden …
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaDanke für den Link. Freu mich auf den BFT!
--
so little is fundanke für die köllektion, n_v_f!
ich danke auch und hab schon quergehört. klingt wirklich interessant & jazziger, als ich dachte. köln lag bei mir geografisch nie weit, aber ich kenne eigentlich nur die musiker, die in den 90ern hin und wieder mal ins ruhrgebiet kamen. das meiste hier klingt aktueller. bin sehr gespannt!
--
#1 – Ein Einstieg mit John Coltrane? War der neulich mal in Kölle? Elvin Jones an den Trommeln und Becken, auch schön … wenn nach einer Minute ein festes Metrum etabliert wird, entfernt sich das ein wenig, mit der Gitarre dann erst recht, aber der Saxer hört sich weiterhin stark nach Coltrane an, vielleicht da und dort eine Note Wayne Shorter? Einen so konventionellen Opener hätte ich jetzt irgendwie nicht erwartet, aber das ist schon gut gemacht, keine Frage. Die Gitarre geht im Mix leider ziemlich unter, ist aber vom Sound her auch nicht so ganz nach meinem Geschmack – Hard Bop-Gitarre mit etwas zuviel Metheny-Weichzeichner an den Kanten. Wenn das Sax wieder einsteigt bahnt sich auch gleich das Duo mit Elvin an (Bass gibt es ja gar nicht, oder mögen den meine Laptop-Lautsprecher nicht hervorzubringen?), auch das klassischer Coltrane. Aber der Herr (oder die Dame?) am Sax ist wirklich gut … und bricht auch viel eher als die Gitarre aus dem Hard Bop aus. Schön aber unspektakulär, Namen mag ich nur zaghaft in den Raum werfen, die allenfalls gemeinte Dame ist ja eh klar, ich kenne sie noch nicht gut, denke aber nicht, dass sie das ist … an Lillinger dachte ich mal kurz, als die Drums mir (gegen das Ende hin) nicht mehr so gefielen
#2 – Ein ECM-Piano-Trio-Intro, etwas beschaulich? Dann wieder ein Tenor, mit anderem Ton, zurückhaltender, aber auch ein wenig 90er-Young-Lions mässig (ich meine diese kurzen „Härtungen“, 1:08 im Thema, im Solo dann dann z.B. 1:55-1:59 und dann um 2:22 herum … das ist dann eher Michael Brecker, nicht mehr Coltrane)? Die Gitarre dann, hmmm … das ist vom Ton her wieder nicht mein Ding, passt irgendwie überhaupt nicht rein, klingt nach Plastic (also: Rock). Doch wie sich das alles zusammensetzt gegen Ende des Gitarrensolos, wie das Piano sich verzahnt, das Sax dann wieder einsteigt – der Schluss gefällt mir sehr gut!
Repeat. Nein, gefällt mir vorne nicht besser – auch wie es quasi einbricht, wenn die Gitarre übernimmt, da verschwindet irgendwie auch gleich die Spannung, dünkt mich. Dafür finde ich beim zweiten Hören das Gitarrensolo ziemlich gut – sehr flächig, behutsam tastet es sich vor (ist das dahinter ein E-Piano oder klingt nur das Klavier so? da helfen die schlechten Lautsprecher nicht mit). Also: gutes Gitarrensolo mit nicht so tollem Sound und dann ein schönes Ende.#3 – Tuba, Kölle … Carl-Ludwig Hübsch? Oder gibt es da noch andere? Das ist nämlich für seine Verhältnisse – vom wenigen her, was ich kenne zumal – etwas hübsch hier. Gefällt mir bis hierhin aber ganz klar am besten – die Rhythmen sind zerklüftet, die Sounds – der einzelnen Musiker wie auch des Ensembles als Ganzem mit der Marimba – wirken auf mich ein ganzes Stück persönlicher. Auch wieder ein Tenor, das sich zunächst aber fast wie ein Alt ausnimmt. Das Saxsolo ist ziemlich toll, wird auch klasse begleitet (könnte auch wieder Lillinger sein, aber den höre ich jetzt wohl in jedem zweiten Stück ) – das Marimba- oder doch Vibraphon aber ohne Motor? – Solo finde ich dann auch ganz gut … bisher eindeutig mein Favorit hier!
#4 – Huch, ein Beat aus der Lektion drei für Nachwuchsdrummer? Ein Klavier, das gerne mysteriös wäre? Eine Flöte … möchte man hier Bond-Atmosphäre erzeugen? Das lustige ist ja, dass allmählich sogar gelingt, nur in der Weise, wie hier geschichtet wird, das klagende Altsaxophon, das Piano … das hat was, bleibt mir am Ende aber vielleicht eine Spur zu kontrolliert. Der Pianist singt mit, könnte man daher wohl erkennen, wenn man ihn denn kennt … sein Solo ist ganz gut, aber vom Schlagzeug wünschte ich mir etwas mehr, und vom Bass mehr von diesen kleinen Ausflügen weg vom Lick. Wie das dann in der Mitte Fahrt aufnimmt, wenn das Sax zum Klavier dazukommen, hat von der Dramaturgie fast was Latin Jazz-haftes … wieder nicht wirklich meins, aber schon ganz gut.
#5 – Der Groove des Basses hat einen leicht südafrikanischen Touch … das Sax-Solo finde ich ganz in Ordnung (hat viel Steve Coleman und Greg Osby gehört), dass Bass-Solo dann aber gar technokratisch.
#6 – Der gleiche Typ Altsax … noch so ein Groove, darüber eine Oud – klingt von denen, die ich kenne, am ehesten nach Rabih Abou-Khalil, was dann hiesse: Sonny Fortune, aber das wiederum glaub ich nicht, der Herr hier klingt fast wieder im Track zuvor, gleiche Hausaufgaben gemacht … aber Abou-Khalil ist das eh nicht, denke ich, kenne von ihm aber nur wenige ältere Sachen … etwas langfädig finde ich, das Oud-Solo in der Mitte kommt viel zu spät und wirkt vom ersten Eindruck her etwas angepappt.
#7 – Und dann gleich ein echter Stilbruch … das ist jetzt wirklich ein grauenvoller Gitarrensound – und ich denke gerade: der einzige, von dem ich sowas tolerieren würde, ist wohl Marc Ducret, den ich demnächst mit Tim Bernes Big Satan auf dem Konzertmenu habe. Könnte er wohl auch hier sein … jedenfalls gefällt mir das Stück in der Mitte mit dem warmen Altsax (die bieden davor in #5 und #6 haben kein Gramm dieser Wärme – für mich ein Problem bei vielen Altsaxern der letzten Jahrzehnte: satt mag ihr Ton sein, aber etwas Wärme kann nicht schaden, auch wenn das vielleicht uncool ist, was weiss ich) plötzlich ziemlich gut und die Gitarre ergibt irgendwie auch Sinn (wenn es Ducret ist, ich hörte ihn nur einmal live bisher, im Trio mit Hank Roberts und Jim Black, das war ziemlich irre).
#8 – Und das ist jetzt das erste Stück, das in eine Richtung geht, wie ich es beim ganzen BFT erwartet hätte Ich denke hier unweigerlich wieder an Lillinger … die Bassklarinette ist super, überhaupt wie das Quartett sich verzahnt, das ist dann mal ein passendes Einsatzgebiet für Lillingers Nervosität, so er es denn ist. Bass, Gitarre und Drums verschmelzen beinah, die Gitarre ist vom Sound her angerockt aber weniger krass als in #7 und stört mich hier überhaupt nicht. Wie das Stück fortschreitet, löst sich zugleich alles immer stärker auf und wird immer engmaschiger … dann übernimmt die Gitarre, bleibt aber in diesem engen Bereich mit wenigen Tönen … der Bass löst sich dann etwas heraus, die Verdichtung nimmt ab, die Gitarre spielt Einzeltönen, was plötzlich Raum gibt, das ist auch von der Dramaturgie her ziemlich toll. Wir sind damit in der Mitte und für mich beim zweiten wirklich guten Track, auch wenn das eher keine Musik ist, die ich regelmässig zuhause anhören würde.
#9 – Und gut geht es gleich weiter. Das ist vielleicht ähnliches Territorium wie #1, aber der Ton des Tenorsaxers ist verschatteter, weicher, voller, ein Vorbild ist hier nicht sofort erkennbar. Nach zweineinhalb Minuten fallen wir aber schon wieder einen dieser Postbop/Post-M-Base-Grooves, von denen es hier schon gar viele u geben scheint … vermutlich wird das auf ewig eines meiner Probleme mit dem Jazz der Neunziger bleiben (und das war ja danach nicht einfach weg, ich hörte ja gerade Mark Turner im Konzert, der machte damals auch sowas, natürlich auf seine weise und mit ganz anderem Ton). Aber das bleibt hier dennoch ansprechend, das Bass-Solo lässt sich nach der verwalteten Langeweile oben (ich nannte es technokratisch) ziemlich gut, die Drums passen dazu. Die Drums sind beim Wiedereinstieg des Saxers dann auch toll – vieles hier ist ziemlich einfach, wirkt klar und entschlackt und gerade deshalb gefällt es mir sehr gut, auch in der Steigerung, sei es in der zweiten Sax-Passage oder im „zickigen“ Thema des Ensembles. Dass das ive ist überrascht dann auch nicht unbedingt – hier möchte ich weiterhören.
#10 – Trompete und Bass und Trommeln – Gepuste, Gespucke, Geschabe, Geraschel, Geklöppel … und ein offenes Klavier ist auch noch dabei, wie ich erst allmählich mit Sicherheit feststelle (ab ca. einer Minute ist das dann klar). Gefällt mir – und nochmal: ich hatte ganz viel solches erwartet und dazwischen mal sowas wie #9 … was ist da noch, ist das die Trompete, die so tiefe Töne produziert oder noch ein weiteres Instrument? Axel Dörner kann und macht sowas, aber wie generell hier habe ich nicht gleich Namen zur Hand. Ach, in der Mitte bricht das plötzlich … aber wie es dann weitergeht bleibt sehr charmant, ein Rumpel-Groove wird angedeutet, Ahnungen von Beschaulichkeit gleich vertrieben, die Glöcklein vom Anfang sind immer noch dabei … ist hier auch noch ein Cello dabei? Ja, ab der vierten Minute ist das klar … die Dame, von der wir’s ein paar Mal hatten? Gefällt mir auch wieder sehr gut hier – und obwohl das keine typische Musik für bei mir zuhause ist, könnte ich mir vorstellen, dass das ab und zu liefe. Aber: ist das jetzt eine Posaune oder eine Trompete? Beides zugleich höre ich nicht, aber das muss ja wiederum nichts heissen. Ich tippe auf Niggenkemper am Bass, mit diesen seltsamen einzelnen Präparationen – diese überdimensionierten Blechtricherdinger, der er am Griffbrett zwischen die Saiten schiebt?
#11 – Das geht fast nahtlos weiter … aber hier ist ein Sax dabei – irritierte mich auch gleich, bevor ich merkte, dass ein neuer Track begann – also nochmal von vorn. Piano fehlt, vorhin gab es wohl wirklich Cello und Bass, hier nur noch eines davon, eher einen Bass, tippe ich mal, der gerne Flagoelett-Kürzel einstreut. Und ja, da ist dann das Saxophon auch mit konventionellen Tönen – wieder ein Sax/Bass/Drums-Trio also, fällt mir gerade nicht so leicht, das als Alt oder Tenor zu identifizieren, der Ton ist schön, klingt eher nach Alt, aber geht manchmal zu tief runter, glaube ich … also Tenor. Die Läufe sitzen und sind auch so gestaltet, dass sie im freien Umfeld nicht plump wirken und sich dann auch wieder auflösen können, ohne dass eine Bruchlinie entsteht … sehr gut! Ich bin erleichtert, dass mir die zweite Hälfte bisher ausnahmslos gefällt, nachdem ich den Start doch ziemlich harzig fand.
#12 – Und jetzt wieder ein Alt mit zartbitterem Ton, über gestrichenen Bass und getupftes Klavier. Sehr schön wie sich das entwickelt, minimales Schepper-Schlagzeug, das Piano wird mit der Zeit fast schon Taylor-mässig dicht, das Sax überschlägt sich, spricht in Zungen. Auch das gefällt mir wieder hervorragend. Wie das Piano dann plöztlich die Führung übernimmt … was ist das denn jetzt, ein Alt kommt nicht so tief runter – Trichter zugestopft? (Kenn ich – anders als rasch Knie hinhalten – nur von Urs Leimbgruber, aber der ist das hier natürlich nicht.)
#13 – Klaviertrio der freieren Sorte – und auch wieder toll, obgleich die Ausbrüche gegen Ende hier etwas weniger organisch aus dem Ganzen wachsen, etwas plötzlich scheinen und etwas aufgesetzt wirken. Aber bis dahin und auch danach wieder gefällt mir das sehr gut. Repeat. Hm, gefällt schon ziemlich gut, aber der so ab 6:00 angesteuerte Höhepunkt wirkt wirklich etwas aufgesetzt, finde ich – inklusive „Ruhepause“ mit dem Bässchen …
#14 – Jetzt sind wir also zum Abschluss im Klaviersegment? Ein Sax ist zwar auch dabei (toller Ton!), aber hier geht es erstmal das Piano, das mit einer zickigen Bestimmtheit vorgeht, die ein wenig an Monk erinnert. De Eindruck verstärkt sich im Sax-Solo sogar noch: die Begleitung zieht stur weiter, das Tenorsax kann sich darauf einlassen, sich reinlegen, oder auch dagegen anspielen – schön. In bester Monk-Tradition darf (fast) jeder ran, also als nächstes ein Bass-Solo, das sich etwas schwer tut sich bei der Piano-Begleitung zu etablieren, aber in der Verdichtung bei gleichzeitiger Reduktion liegt hier ja gerade der Reiz – und da sind wir auch beim Schlagzeug, das nicht auch noch ran darf aber stoisch einen völlig ausgespaarten Beat hinlegt, diesen da und dort etwas ausschmückt, mal ein Becken rauschen lässt, dann einen Roll auf der Snare andeutet … fein!
#15 – Das setzt dann gut an in der Reduktion, auch wenn der Tenorsaxer natürlich viel mehr herumstänkert als sein Vorgänger. Ein Duo nur mit einem Kontrabass, das ist schon klanglich sehr attraktiv, finde ich. Ein toller Ausklang, der natürlich viel mehr als bloss ein Ausklang ist!
Danke! Hat trotz des harzigen Einstiegs Spass gemacht! Das waren wie immer erste Eindrücke, ausser rasch durch das Oeuvre von Rabih Abou-Khalil zu gucken (ich kenne da wohl gerade mal zwei Alben aus den frühen/mittleren Neunzigern, sonst nur Live-Mitschnitte, sah ihn ca. 2006 auch mal im Konzert) habe ich nichts gegoogelt, auch weil ich gar nicht wirklich wüsste, wo ich ansetzen müsste – aber darum geht es ja hier wohl auch in erster Linie nicht.
Ich schreibe auch schon heute, weil die kommende Woche wieder viel zu geschäftig wird (einmal Jazzkonzert, einmal Oper, einmal Kunstausstellung, einmal hoffentlich auf ein Bier mit einem ehemaligen Arbeitskollegen …), ich also frühestens am Freitag wieder richtig Zeit habe für eine nächste Runde. Aber ich bin natürlich auf weitere Eindrücke gespannt und werde den Thread hier verfolgen!
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba@gypsy-tail-wind
Respekt vor Deiner Analyse.
Wann hast denn Du für all die Sachen Zeit? Bewunderung!kurganrs
Respekt vor Deiner Analyse.
Wann hast denn Du für all die Sachen Zeit? Bewunderung!Sonntagnachmittag … ich nahm mir die Zeit (3 Stunden oder so hat das schon gebraucht, manchmal war ich abgelenkt, hab was gelesen daneben und musste dann das eine oder andere nochmal frisch von vorne hören …) – macht ja auch Spass und ist eine Herausforderung, die mir was bringt
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaVielen Dank für die ersten Eindrücke. So schnell habe ich gar nicht mit Feedback gerechnet. Ich verschiebe die
detaillierten Antworten noch etwas, um die weiteren Posts nicht mehr als nötig zu lenken. Dennoch:gypsy-tail-wind#1 – … an Lillinger dachte ich mal kurz, […]
#3 (könnte auch wieder Lillinger sein, aber den höre ich jetzt wohl in jedem zweiten Stück ) […]
#8 Ich denke hier unweigerlich wieder an LillingerLese ich aus Deinen Kommentaren ein leichtes Lillinger-Trauma? Ich kann Dich beruhigen: In diesem BFT hat er nur einen Auftritt. Einige andere Musiker kommen allerdings doppelt vor.
#6 – noch so ein Groove, darüber eine Oud – klingt von denen, die ich kenne, am ehesten nach Rabih Abou-Khalil, […]aber Abou-Khalil ist das eh nicht, denke ich, kenne von ihm aber nur wenige ältere Sachen …
Richtig. Das Stück ist allerdings nicht wegen des Oud-Spielers in den BFT gekommen.
#8 – Und das ist jetzt das erste Stück, das in eine Richtung geht, wie ich es beim ganzen BFT erwartet hätte
[…]
#10 Gefällt mir – und nochmal: ich hatte ganz viel solches erwartet und dazwischen mal sowas wie #9Köln besteht ja nicht nur aus dem Loft… Die Kölner Vielseitigkeit zu demonstrieren ist auch eines der Ziele dieses BFT. Freut mich, dass mir das anscheinend gelungen ist. Und auch der erste Teil scheint ja für Dich auch zumindest interessant und musikalisch akzeptabel zu sein.
--
Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dicknicht_vom_forumVielen Dank für die ersten Eindrücke. So schnell habe ich gar nicht mit Feedback gerechnet. Ich verschiebe die detaillierten Antworten noch etwas, um die weiteren Posts nicht mehr als nötig zu lenken.
Klar – und eben: ich wäre sonst frühestens am Freitag dazugekommen, die Auswahl überhaupt in Ruhe anzuhören, daher passte Sonntag grad bestens!
nicht_vom_forum
Dennoch:gypsy-tail-wind#1 – … an Lillinger dachte ich mal kurz, […]
#3 (könnte auch wieder Lillinger sein, aber den höre ich jetzt wohl in jedem zweiten Stück ) […]
#8 Ich denke hier unweigerlich wieder an LillingerLese ich aus Deinen Kommentaren ein leichtes Lillinger-Trauma? Ich kann Dich beruhigen: In diesem BFT hat er nur einen Auftritt. Einige andere Musiker kommen allerdings doppelt vor.
Ja, liest da liest Du richtig
Irgendwie mochte ich ihn von Aufnahmen her immer recht gut, sah ihn dann aber vor einem Jahr oder so live, und das mit der sowieso ziemlich seltsamen Amok Amor-Truppe, und da nervte er ziemlich bald (will heissen: ca. 10 Minuten grosse Faszination, da sich dann nichts mehr änderte nur noch – sehr laute – Öde).
nicht_vom_forum
Köln besteht ja nicht nur aus dem Loft… Die Kölner Vielseitigkeit zu demonstrieren ist auch eines der Ziele dieses BFT. Freut mich, dass mir das anscheinend gelungen ist. Und auch der erste Teil scheint ja für Dich auch zumindest interessant und musikalisch akzeptabel zu sein.Nicht?
Und ja, klar … Achim Kaufmann und so gibt es auch noch, aber da kenne ich mich erst recht nicht aus … und nochmal klar, denn gerade das „Abarbeiten“ eigener Abneigungen gehört in meinen Augen zu den interessanteren Aspekten der BFTs – auch weil man sich da auch schon mal an was abarbeitet, was man sehenderweise vielleicht gemocht hätte … und jetzt, unwissend, mit ganz anderen Ohren auf die Dinge zugeht. Ich habe allerdings in diesem Fall kein Stück erkannt (was nicht zwingend was heisst, klar), diese Gefahr (dass ich z.B. Helen Merrill disse, auweia, das tat weh!) besteht hier eigentlich nicht. Und eben: ich finde es auch interessant, herauszuarbeiten, warum ich etwas nicht so gerne mag … das war bei BFTs in der letzten Zeit ja schon ein- oder zweimal etwas stark in den Fokus geraten, daher freute ich mich wirklich, als die zweite Hälfte viel mehr nach meinem Geschmack war (ich hörte fast nach #5 auf dachte, ich portioniere das in drei Fünfergruppen … zum Glück tat ich das nicht, denn die Lust aufs Weitermachen wäre nicht gerade riesig gewesen )
EDIT: oder auch nicht, ich poste nicht mehr, sonst posaune ich was heraus … aber ich hab grad eine Ahnung
zuletzt geändert von gypsy-tail-wind--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbahier schon mal die erste 11. war irgendwann so weit, dass ich aus lauter ungerade metren unlustig wurde und nicht mehr auf feinheiten achten konnte, aber nahm alles eine schöne wendung später kann ich mich bestimmt auch nochmal fairer mit den sachen in der mitte auseinandersetzen. super interessant, jedenfalls. hoffentlich bin ich nicht zu ungnädig.
1. traneing in. perfekt zusammengekochte traditionszutaten, modale freisetzungen, spirituelles rubato-intro, sounds, an denen man lange gefeilt hat (das vibrato beim altsax). warum auch nicht, das hat man anfang der 60er erfunden und es macht immer noch spaß. ich kann das gut hören. aber die musiker_innen interessieren mich kaum. coltranes modales gerüst ist ja da, um erweitert zu werden. hier baut keiner daran an. der gitarrist glänzt durch technik (ihm geht erst mal nicht so schnell die luft aus), beim altsax verschmiert sich irgendwann doch einiges, was man aber durch noch mehr üben bestimmt abstellen kann. mich würde es natürlich auch dann nicht interessieren. das ist muckertum. es erzählt mir keine geschichte, es überzeugt mich nur darin, welche kulturleistung diese form ist.
2. das metrum ist eine verkomplizierung von take 5. wie sie das mit leben füllen, verdient respekt. das tenor segelt mit großer leichtigkeit darüber weg, vorbild ganz klar joe lovano. das ding am ende des solos finde ich ein bisschen doof. beim gitarrensolo wechselt der pianist auf elektrisch, das finde ich gut. gitarre ist rockistischer als in #1, macht den scofield zum lovano. der schluss dann wieder ein leblos-verkopftes thema, da wird die energie aus den soli nicht genutzt, aber am ende steht alles sicher. überzeugt mich formal nicht.
3. auch ein akademischer beat, aber andere instrumentierung. tuba, marimba. auch da gibt es vorbilder, blythe vor allem. schöner tenor-ton. das verschachtelte thema ist eher prog als funk, das arrangement ist auf abwechslung aus, aber das tenor finde ich dennoch etwas verloren in diesem nicht-heißen groove, es glänzt woanders bestimmt noch mehr. aber das vibrafon ist auch schön. gute musiker/innen, das fällt schon auf (wobei: beim schlagzeug weiß ich’s nicht, das schwimmt sich nicht so recht frei). zwischendurch bekommen sie so etwas wie eine eigene poesie hin. gefällt mir bisher am besten.
4. noch so ein ausgedachter groove. diesmal wird eher soul jazz abstrahiert, dazu kommt dann aber ein weites thema. mit einem suv durch die savanne. mit dem klavier auf der motorhaube. und die gesten werden schnell größer. und richtig schnell erst, wenn die sichere piste erreicht ist. geht die flöte jetzt einen kaffee trinken? oder ist sie vom rücksitz gefallen? ne, so spielt man heute zwar, aber das ist mir echt zu abgezirkelt. noch ein bisschen latin, dann darf es frei werden, klar, das könnt ihr alles, glückwunsch. leidlich romantischer sonnenuntergang, auch noch in der karibik. sportlich. [das ist natürlich wahnsinnig gut gespielt, klar. aber.]
5. der groove ist dagegen gefunden. ganz toller e-bass. sowas kann auch nur e-bass, so auf den punkt murmeln. rhythm section hat mich schon mal. alt ist vielversprechend, super idee da um 1:22, mit dem/r möchte ich was trinken gehen, da hat jemand schon was zu erzählen, auch wenn man sich nicht lösen will. klavier in begleitung und solo sehr auswechsel- und für mich verzichtbar. bass bleibt dagegen auch im solo super. da möchte ich sehr gerne wissen, wer das ist. aber zwischendurch bekomme ich große sehnsucht, dass mal was aus dem ruder läuft. monitore abstellen, wäre ne idee.
6. schöne abwechslung denke ich erst, aber dann kommt wieder so ein groove – ich bin ja m-base sozialisiert, aber da funktionierte sowas eher richtung trance, nicht als mathematisches problem. aber reibung erzeugen, verstehe schon. die oud achtet auf das klavier, d.h. sie zieht sich zurück (bei der letzten brahem war es eher umgekehrt). die vorhersehbare klimax-arbeit interessiert mich nicht, oder ich werde langsam müde, dem zuzuhören. drumsolo ist natürlich hervorragend. aber wie die oud ins thema reingeschnitten wird, gefällt mir überhaupt nicht. das arrangement verstehe ich nicht. ziemlich viel getrickse.
7. hoher energielevel wird gehalten. gefällt mir ganz gut, obwohl mir das auch zu gedrechselt ist. aber es ist nicht nur akademisch präsentiert, es forscht auch. gitarre ist selbstbewusst, das sax hat eine schöne, singende präsenz, hier kennt man sich im post-rock aus, es hat aber auch muskeln. und es ist eine richtige band. kann man machen.
8. das liegt mir noch näher. sehr schöner gitarrensound. bass & drums haben eine gute attacke. die repetitionen sind hier jetzt mal ein neues formelement. die verdichtungen kurz vor dem gitarrensolo funktionieren gut. drummer/in überzeugt mich sehr, aber verliebt bin ich vor allem in den gitarrensound. die haben von allen hier das breiteste musikwissen, glaube ich. sie klingen trotzdem nach u 30. vielleicht googel ich in der nächsten runde mal nach jungen klarinettist/innen, scheint das hauptinstrument zu sein. das völlig neu aufgebaute ende ist noch mal richtig toll. bestes stück bisher. jetzt rate ich doch mal ein bisschen. sind das graupe & lillinger? und dann vielleicht sogar rolf kühn (also ü80)?
9. von einem ungehetzt auftrumpfenden schlagzeug umspieltes starres thema. und da ist er wieder, der un-groove. alles wieder gut gemacht, weiß, was es will. beim bass-solo kann man nicht meckern, das sax hat sogar etwas persönlichkeit. aber auch hier wieder: mich interessiert es nicht, dass das dann unbedingt einen höhepunkt braucht, ein erzählende, das alles davor mit sinn ausstattet, dabei würgt es nur die energie ab, dann kommt nochmal thema, was sonst, ist ja nix mehr da.
10. ah, frequenzen. schöne live-musik, man möchte ein bisschen herumlaufen darin. gegenstände zwischen saiten. keine klimax diesmal, ein schnitt und was anderes. ein punktierter, zickiger funk. das sind posaune, klavier, bass, cello und drums, oder? ab der cello-dominanz deutlicher spektralmusikflirt. das können die gut. kontraktionen. gefällt mir.
11. schöner übergang. auch freie improvisation, aber was ganz anderes. überzeugt mich nicht so, es greift nicht wirklich ineinander, die sounds finde ich auch nicht spannend. mit dem „groove“-aufbau steigt mein interesse. das sax ist plötzlich sehr schön auf die drums bezogen, dann kommen wirklich tolle, originelle sachen. mir fällt sofort gratkowski ein. auch ein klimax-bewegung, es wird aber immer interessanter dabei. wirklich großartiges sax-drum-zusammenspiel, bass macht gut mit, aber er steht am rand des feuers. das ende ist komponiert, macht aber sinn. super stück, ich bin wieder drin im bft.
--
vorgartenhier schon mal die erste 11. war irgendwann so weit, dass ich aus lauter ungerade metren unlustig wurde und nicht mehr auf feinheiten achten konnte,
Auch an Dich Danke für die schnelle erste Rückmeldung – auch hier werde ich die detaillierten Antworten noch etwas rauszögern. Das Thema „ungerade Metren/Groove“ ist mir beim Zusammenstellen nicht aufgefallen, hat aber im Rückblick eine recht einfache Erklärung: Mir fallen spontan nur wenige Alben aus dem (im weitesten Sinn) Bereich „Bop/Modern Jazz“ von örtlichen Musikern ein, die nicht entweder sehr steril produziert sind oder die ich nicht (im Vergleich zu den US-Vorbildern) derivativ und wenig originell finde (als Gegenbeispiel fällt mir spontan Stephan Mattner/Syntax ein, das wäre noch was für den BFT gewesen… Naja, zu spät). Das Meiste was ich aus dem Bereich besitze, habe ich nach Konzerten mitgenommen (live funktioniert das ja oft trotzdem ganz gut und die Problematik „Produktion“ stellt sich nicht), höre es aber sehr selten. Gleiches gilt hier für mich auch für den Bereich Big Band. Da gibt es hier einiges, was ich live wirklich ganz gerne höre (es gibt hier ja eine große Menge technisch/handwerklich hervorragender Instrumentalisten), was aber entweder als Album für mich nicht funktioniert oder gar nicht existiert, weil die Bands im Grunde Feierabend-Projekte sind.--
Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. DickAuch ich würde mich über den Link freuen und darüber, wieder meinen Senf beisteuern zu dürfen…
--
schnief schnief di schneuf@vorgarten Ist das wirklich ein Alt in #1? Hab die Files jetzt nicht mit, aber die Coltrane-Musik liess mich da gar nicht mehr weiter überlegen …
Der nächste Wackler: Trompete oder Posaune in #10?
Und spielt Kühn denn auch Bassklarinette (#8)?
Ansonsten interessant, wo wir einig sind (das angepappte Oud-Solo z.B.) und wo nicht (die Gitarrensounds, das Arrangement in #3) … das Bass-Solo in #5 ist für mich wohl gerade Teil des Problemes … aber klar, wenn da sonst anderes laufen würde, fände ich das vielleicht auch attraktiver, aber in der vorliegenden Ausgestaltung wirkt das für mein Empfinden (beim ersten Hören) eben wirklich verwaltend und nicht gestaltend (daher kam ich auf das Wörtchen technokratisch, was vielleicht schon etwas fies war).
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaohne was gelesen zu haben, hier die fortsetzung:
12. auch dieses altsax sucht seinen weg in das dichte geflecht dieser musik, vor allem so stampfende klavierostinati machen es einem ja da nur scheinbar leicht. mir ist das hier zu voll und zu auftrumpfend. die percussion hat so recht keine funktion mehr, der bass eigentlich auch nicht. das alt hat seinen zorn gehört, aber es ist am ende so schlau wie zu beginn. geht mir ähnlich.
13. das fängt jetzt erst mal mit percussion an, die überhaupt nicht dienlich sein will. durch den melodienaffinen bass und die attacke des klaviers wird der raum eher behutsam gefüllt. das führt zu vorsichtigen verbindungen und zu einer verschiebung richtung klaviersolo, das ist jetzt sehr im stil umfassend informierter piano-trios, die auch zu besuch nach ludwigsburg oder oslo kommen könnten. ich finde es konkret ziemlich schön, die haben alle was zu sagen. die tempowechsel kommen sehr organisch, alles behält seinen flow. vorbilder sind wahrscheinlich so corea, holland, altschul, da sind sie nicht viel schlechter. gute, konzise arbeit.
14. klavierschwerpunkt. von allen metrisch verschobenen grooves finde ich diesesn hier am interessantesten, weil sich da was aufbaut, in leichten verzögerungen (ganz toll: die linke hand der/s pianiste/in), im gebremsten spiel der drums mit ihren abstrahierten reggae-figuren auf 2 und 4, in den weg- und wieder zurückbewegungen der altsax-linien vom thema (das dann irgendwann aber doch nervt). schön, dass da nicht alles auf klimax gebaut ist, sondern auf verspieltheiten. mag ich ganz gerne.
15. das ist delius, oder? schönster deutscher tenor-ton neben dem von borgmann. mit dem abstrusen anliegen, sich ausgerechnet an shepp zu orientieren. das reinquatschen ins horn, die lebendigkeit im suchen, er ruht sich einfach nie in dem aus, was er kann. bassist könnte dann jan roder sein, zumindest habe ich die mehrmals zusammen gesehen, auch als duo. die komponierten details interessieren mich jetzt nicht so, aber ich könnte da trotzdem ewig zuhören. super abschluss, wenigstens für mich.
vielen dank für den superinteressanten bft, da ist viel symptomatisches dabei, was zeitgenössischen jazz im allgemeinen angeht, darüber wird man gut diskutieren können. ein relativ enger ausschnitt aus dem, was man so machen kann, aber darin auch wieder sehr vielfältig. bin gespannt, wie das hier ankommt.
--
-
Schlagwörter: Blindfold Test, Jazz
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.