Antwort auf: Blindfold Test #25 – Nicht_vom_Forum

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vorgarten

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hier schon mal die erste 11. war irgendwann so weit, dass ich aus lauter ungerade metren unlustig wurde und nicht mehr auf feinheiten achten konnte, aber nahm alles eine schöne wendung ;-) später kann ich mich bestimmt auch nochmal fairer mit den sachen in der mitte auseinandersetzen. super interessant, jedenfalls. hoffentlich bin ich nicht zu ungnädig.

1. traneing in. perfekt zusammengekochte traditionszutaten, modale freisetzungen, spirituelles rubato-intro, sounds, an denen man lange gefeilt hat (das vibrato beim altsax). warum auch nicht, das hat man anfang der 60er erfunden und es macht immer noch spaß. ich kann das gut hören. aber die musiker_innen interessieren mich kaum. coltranes modales gerüst ist ja da, um erweitert zu werden. hier baut keiner daran an. der gitarrist glänzt durch technik (ihm geht erst mal nicht so schnell die luft aus), beim altsax verschmiert sich irgendwann doch einiges, was man aber durch noch mehr üben bestimmt abstellen kann. mich würde es natürlich auch dann nicht interessieren. das ist muckertum. es erzählt mir keine geschichte, es überzeugt mich nur darin, welche kulturleistung diese form ist.

2. das metrum ist eine verkomplizierung von take 5. wie sie das mit leben füllen, verdient respekt. das tenor segelt mit großer leichtigkeit darüber weg, vorbild ganz klar joe lovano. das ding am ende des solos finde ich ein bisschen doof. beim gitarrensolo wechselt der pianist auf elektrisch, das finde ich gut. gitarre ist rockistischer als in #1, macht den scofield zum lovano. der schluss dann wieder ein leblos-verkopftes thema, da wird die energie aus den soli nicht genutzt, aber am ende steht alles sicher. überzeugt mich formal nicht.

3. auch ein akademischer beat, aber andere instrumentierung. tuba, marimba. auch da gibt es vorbilder, blythe vor allem. schöner tenor-ton. das verschachtelte thema ist eher prog als funk, das arrangement ist auf abwechslung aus, aber das tenor finde ich dennoch etwas verloren in diesem nicht-heißen groove, es glänzt woanders bestimmt noch mehr. aber das vibrafon ist auch schön. gute musiker/innen, das fällt schon auf (wobei: beim schlagzeug weiß ich’s nicht, das schwimmt sich nicht so recht frei). zwischendurch bekommen sie so etwas wie eine eigene poesie hin. gefällt mir bisher am besten.

4. noch so ein ausgedachter groove. diesmal wird eher soul jazz abstrahiert, dazu kommt dann aber ein weites thema. mit einem suv durch die savanne. mit dem klavier auf der motorhaube. und die gesten werden schnell größer. und richtig schnell erst, wenn die sichere piste erreicht ist. geht die flöte jetzt einen kaffee trinken? oder ist sie vom rücksitz gefallen? ne, so spielt man heute zwar, aber das ist mir echt zu abgezirkelt. noch ein bisschen latin, dann darf es frei werden, klar, das könnt ihr alles, glückwunsch. leidlich romantischer sonnenuntergang, auch noch in der karibik. sportlich. [das ist natürlich wahnsinnig gut gespielt, klar. aber.]

5. der groove ist dagegen gefunden. ganz toller e-bass. sowas kann auch nur e-bass, so auf den punkt murmeln. rhythm section hat mich schon mal. alt ist vielversprechend, super idee da um 1:22, mit dem/r möchte ich was trinken gehen, da hat jemand schon was zu erzählen, auch wenn man sich nicht lösen will. klavier in begleitung und solo sehr auswechsel- und für mich verzichtbar. bass bleibt dagegen auch im solo super. da möchte ich sehr gerne wissen, wer das ist. aber zwischendurch bekomme ich große sehnsucht, dass mal was aus dem ruder läuft. monitore abstellen, wäre ne idee.

6. schöne abwechslung denke ich erst, aber dann kommt wieder so ein groove – ich bin ja m-base sozialisiert, aber da funktionierte sowas eher richtung trance, nicht als mathematisches problem. aber reibung erzeugen, verstehe schon. die oud achtet auf das klavier, d.h. sie zieht sich zurück (bei der letzten brahem war es eher umgekehrt). die vorhersehbare klimax-arbeit interessiert mich nicht, oder ich werde langsam müde, dem zuzuhören. drumsolo ist natürlich hervorragend. aber wie die oud ins thema reingeschnitten wird, gefällt mir überhaupt nicht. das arrangement verstehe ich nicht. ziemlich viel getrickse.

7. hoher energielevel wird gehalten. gefällt mir ganz gut, obwohl mir das auch zu gedrechselt ist. aber es ist nicht nur akademisch präsentiert, es forscht auch. gitarre ist selbstbewusst, das sax hat eine schöne, singende präsenz, hier kennt man sich im post-rock aus, es hat aber auch muskeln. und es ist eine richtige band. kann man machen.

8. das liegt mir noch näher. sehr schöner gitarrensound. bass & drums haben eine gute attacke. die repetitionen sind hier jetzt mal ein neues formelement. die verdichtungen kurz vor dem gitarrensolo funktionieren gut. drummer/in überzeugt mich sehr, aber verliebt bin ich vor allem in den gitarrensound. die haben von allen hier das breiteste musikwissen, glaube ich. sie klingen trotzdem nach u 30. vielleicht googel ich in der nächsten runde mal nach jungen klarinettist/innen, scheint das hauptinstrument zu sein. das völlig neu aufgebaute ende ist noch mal richtig toll. bestes stück bisher. jetzt rate ich doch mal ein bisschen. sind das graupe & lillinger? und dann vielleicht sogar rolf kühn (also ü80)?

9. von einem ungehetzt auftrumpfenden schlagzeug umspieltes starres thema. und da ist er wieder, der un-groove. alles wieder gut gemacht, weiß, was es will. beim bass-solo kann man nicht meckern, das sax hat sogar etwas persönlichkeit. aber auch hier wieder: mich interessiert es nicht, dass das dann unbedingt einen höhepunkt braucht, ein erzählende, das alles davor mit sinn ausstattet, dabei würgt es nur die energie ab, dann kommt nochmal thema, was sonst, ist ja nix mehr da.

10. ah, frequenzen. schöne live-musik, man möchte ein bisschen herumlaufen darin. gegenstände zwischen saiten. keine klimax diesmal, ein schnitt und was anderes. ein punktierter, zickiger funk. das sind posaune, klavier, bass, cello und drums, oder? ab der cello-dominanz deutlicher spektralmusikflirt. das können die gut. kontraktionen. gefällt mir.

11. schöner übergang. auch freie improvisation, aber was ganz anderes. überzeugt mich nicht so, es greift nicht wirklich ineinander, die sounds finde ich auch nicht spannend. mit dem „groove“-aufbau steigt mein interesse. das sax ist plötzlich sehr schön auf die drums bezogen, dann kommen wirklich tolle, originelle sachen. mir fällt sofort gratkowski ein. auch ein klimax-bewegung, es wird aber immer interessanter dabei. wirklich großartiges sax-drum-zusammenspiel, bass macht gut mit, aber er steht am rand des feuers. das ende ist komponiert, macht aber sinn. super stück, ich bin wieder drin im bft.

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