2018: Jazzgigs, -konzerte & -festivals

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  • #10375873  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
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    vorgarten petrowsky tritt nicht mehr auf

    Oh, das tut mir leid zu hören. Ich habe ihn vor ca. einem halben Jahr mit Ruf der Heimat live gesehen, da machte er noch einen recht stabilen Eindruck. Heinz Sauer, der auch dabei war, weniger – er ging im zweiten Set (das erste spielten RdH im Trio) nach ein paar Minuten von der Bühne und maulte „Nee, mir reicht’s jetzt“.

    atom Am 2.2. bin ich dann aber im HAU

    Schön, ich auch.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
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    #10375875  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

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    vorgarten aber ich habe gerade echt angst, meine hochachtung vor musikern durch hüststeife, aber schon vorab heiliggesprochene auftritte eintrüben zu lassen…

    Ich habe Angst vor Lewis‘ „interactive computer system“.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #10375943  | PERMALINK

    vorgarten

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    napoleon-dynamiteOh, das tut mir leid zu hören. Ich habe ihn vor ca. einem halben Jahr mit Ruf der Heimat live gesehen, da machte er noch einen recht stabilen Eindruck. Heinz Sauer, der auch dabei war, weniger – er ging im zweiten Set (das erste spielten RdH im Trio) nach ein paar Minuten von der Bühne und maulte „Nee, mir reicht’s jetzt“.

    haha, hört sich aber auch nach einer stabilen entscheidung an. wenn petrowksy dabei war, kann ich es auch ein bisschen verstehen, der macht ja schon ganz schön was platt, wenn er loslegt, darauf kann man ja auch mal keine lust haben.

    vorgarten
    aber ich habe gerade echt angst, meine hochachtung vor musikern durch hüftsteife, aber schon vorab heiliggesprochene auftritte eintrüben zu lassen…

    das war ziemlich blöd formuliert. es ist tatsächlich einfach der sound und der stil des aktuellen roscoe mitchell, der mir nicht behagt, das sollte ich nicht auf alter oder sowas beziehen. bei pharoah sanders hatte sein etwas gedämpfter auftritt auch nicht viel mit seinem alter zu tun. und archie shepp war zumindest vor 3 jahren noch (meine letzte begegnung) live sehr beeindruckend.

    --

    #10375947  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Huch, das ist ja fast schon ein Fall für #metoo-Mitläufer-Empörung ;-)

    Im ernst, es kommt wohl stark auf die Formation an … ich sah ihn vor ca. 13 Jahren solo, dann vor kürzerem mit dem Coltrane-Projekt (Trio + drei extra Streicher) und im Trio mit Edwards/Sanders und fand das jedesmal toll (seine Haltung ist aber tatsächlich etwas hüftsteif geworden), in Mulhouse (wo er mit dem Trio spielte, im Sommer 2016) gab es dann auch noch diese Gesprächsrunde über AACM (mit dem lustigen Sun Ra-Fan, das hatte ich ja damals hier berichtet).

    Aber in einer Grossformation oder so wüsste ich jetzt auch nicht bzw. wäre etwas zögerlich … und vor Lewis‘ Elektronik hätte ich auch etwas Angst, würde aber dennoch sofort hingehen, einfach weil ich Lewis noch nie live gesehen habe. Er ist in der Hinsicht die Leerstelle, Mitchell, Threadgill, Braxton und Abrams habe ich gesehen, für die anderen kam ich zu spät … zu Threadgill und Braxton würde ich auch sofort wieder, aber auch da je nach Formation mit gewissen Bedenken bzw. gedämpfter Erwartungshaltung.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10375961  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind
    Im ernst, es kommt wohl stark auf die Formation an …

    eben nicht nur, scheint mir, ich höre ja auch seine letzten alben komplett anders als ihr.

    und lewis‘ elektronik-geschichten sind ja durchaus einflussreich, u.a. steve coleman ist ja schon mit diesem interaktiven computer aufgetreten, sein schüler lehman arbeitet ja sowieso damit.

    --

    #10375969  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

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    vorgarten

    gypsy-tail-wind Im ernst, es kommt wohl stark auf die Formation an …

    eben nicht nur, scheint mir, ich höre ja auch seine letzten alben komplett anders als ihr.

    Ja, stimmt schon … aber so einen Power-Gig, der eigentlich mehr mit europäischer Avantgarde zu tun hat als mit dem US-Free Jazz, würde Dich jetzt nicht abschrecken oder?

    --

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    #10375999  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind aber so einen Power-Gig, der eigentlich mehr mit europäischer Avantgarde zu tun hat als mit dem US-Free Jazz, würde Dich jetzt nicht abschrecken oder?

    als us-freejazz höre ich mitchell schon lange nicht mehr. aber das sind alles spekulationen, ich sollte einfach hingehen und mir das anhören ;-)

    --

    #10376011  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    gypsy-tail-wind aber so einen Power-Gig, der eigentlich mehr mit europäischer Avantgarde zu tun hat als mit dem US-Free Jazz, würde Dich jetzt nicht abschrecken oder?

    als us-freejazz höre ich mitchell schon lange nicht mehr. aber das sind alles spekulationen, ich sollte einfach hingehen und mir das anhören

    Wäre wohl das beste … bei mir gibt es heute abend ja FLY, bin gespannt.

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    #10376021  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-windbei mir gibt es heute abend ja FLY, bin gespannt.

    ich auch.

    --

    #10376377  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    FLY (Mark Turner, Larry Grenadier, Jeff Ballard) – Moods, Zürich – 15. Januar 2018

    Mark Turner – ts, cl
    Larry Grenadier – b
    Jeff Ballard – d

    Gestern schon der zweite Abend im Moods … der Club wurde letzten Sommer umgebaut, aber im Herbst war ich wohl ein einziges Mal dort und merke erst jetzt, dass sich entweder die Akustik oder die Soundanlage oder auch nur der Mann am Mischpult massiv verbessert hat. Sowohl bei Julian Lage wie auch gestern bei FLY hielt die Verstärkung sich im Rahmen und der Sound war klar und transparent. Wie man den Photos entnehmen kann, sass ich einmal mehr in der ersten Reihe, direkt vor Turner. Leicht nach hinten versetzt neben ihm stand Larry Grenadier am Bass und rechts von den beiden sass Jeff Ballard am Schlagzeug.

    Los ging es mit etwas Verspätung kurz nach hlab 9, das erste Set an diesem Montagabend dauerte eine geschlagene Stunde. In den ersten drei Stücken wurde die Band allmählich warm, es gab auch einen Kaltstart an der Klarinette, etwas wacklig, aber Turner ist allein von der Beherrschung der Instrumente her schon schlichtweg beeindruckend – bei jedem anderen hätte jeder dritte Ton gequiekt, da bin ich ziemlich sicher. Als das Trio dann aufgewärmt war, Ballard auch mal was anderes als binäre Rhythmen klopfte und Turners Girlanden langsam eine Richtung fanden, ging die Post ab. Zur Pause war das schwer beeindruckend.

    Mark Turner erinnerte mich tatsächlich immer wieder an Warne Marsh, es gab Linien, die scheinbar kein Ende nehmen wollte, der Ton ist fein, aber er hat Projektionskraft (und ich sass natürlich so nah, dass ich ihn auch in echt hörte, nicht nur via Soundanlage. Grenadier und Ballard fanden sich im Vergleich zu den beiden CDs (die erste auf Savoy kenne ich nicht, man kriegt sie derzeit nur zu Wucherpreisen) etwas mehr in der Begleiterrolle wieder, aber Ballard legte schon Sekunden nach dem Start mehrere Metren übereinander und das Material war überhaupt enorm anspruchsvoll. Turner und Grenadier hatten Noten dabei und guckten auch immer wieder rein – das kam in der ersten halben Stunde schon recht nerdig daher, recht kühl und verkopft – doch das Finale des langen Sets war dann schon ziemlich phantastisch, mit Verdichtungen und mit weniger eher unmotiviert wirkenden Richtungswechseln (die in den Noten standen, aber in der Musik eigentlich nicht), wie es sie zu Beginn auch noch gab.

    Im zweiten Set dauerte die Aufwärmphase dann nur noch fünf Minuten und dann setzte das Trio dort an, wo das erste aufgehört hatte. Von da an gab es einen Steigerungslauf, und die Musik wurde wärmer, immer wieder überlagerten sich swingende Beats mit Grooves, was Ballard – ohne Noten, der Typ ist irre – da alles zusammenspielte war allein schon beeindruckend. Sowohl er wie auch Grenadier nutzten ihre Gelegenheiten, um solistisch zu glänzen, aber es war Turner und es war vor allem, was das Trio zusammen anstellte, was das Konzert trotz des etwas harzigen Startes zum eindrücklichen Erlebnis machte. Es gab im zweiten Set sogar Momente, in denen die Musik ziemlich sexy wurde – das pure Gegenteil des nerdigen Einstieges in den Abend. Entsprechend schien sich auch die Laune vor allem von Ballard und Grenadier im Verlauf der zwei Sets zu verändern – Turner blieb still und stoisch, die Ansagen übernahm Ballard. Das Publikum war zwar nach der Pause etwas geschrumpft (wieder einmal ein Fall, wo etwas mehr Geduld sich mehr als auszahlte), forderte aber hartnäckig eine Zugabe ein, die dann auch gegeben wurde – gespielt wurde ein Stück von Wayne Shorter, glaube ich – bin mir aber nicht sicher, was es war … „Nefertiti“? Ich hätte das gestern Abend daheim noch prüfen müssen, krieg ich jetzt nicht mehr hin. Jedenfalls war es eigentlich zuviel verlangt, nach dem Konzert noch eine Zugabe zu fordern, aber auch die war noch einmal sehr gut und bei aller Zurückhaltung intenstiv, die anfänglichen Vorbehalte längst weggeblasen.
     

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    #10377167  | PERMALINK

    vorgarten

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    vielen dank für den schönen bericht. „sexy“ wäre mir jetzt – vor allem nach ansicht der fotos – nicht als erstes in den sinn gekommen, und die musik bleibt für mich fremdes terrain, aber man weiß ja nie, wo es irgendwann mal hingeht…

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    #10377173  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgartenvielen dank für den schönen bericht. „sexy“ wäre mir jetzt – vor allem nach ansicht der fotos – nicht als erstes in den sinn gekommen, und die musik bleibt für mich fremdes terrain, aber man weiß ja nie, wo es irgendwann mal hingeht…

    Ja, das war auch eher mit geschlossenen Augen, wenn man den visuellen Eindruck vernachlässigte ;-)

    Eine gewisse Distanz blieb auch bis zum Schluss, aber es war am Ende doch sehr eindrücklich.

    Nächster Termin ist am Dienstag Depart mit Bourelly, bin mal gespannt, wieviel Elektronik Sokal da auffährt und was Bourelly machen wird, habe da keine genaue Vorstellung und auch seit vielen Jahren nichts mehr von oder mit ihm angehört (auch nichts Älteres).

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    #10377563  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Der Rezensent der NZZ identifizert die Shorter-Zugabe als „Fall“, hab’s noch nicht nachgeprüft, aber das stimmt sicherlich:
    https://www.nzz.ch/feuilleton/physik-statt-chemie-ld.1347909
    Was nicht so ganz treffend ist, ist der Begriff „Swing“ generell für Ballards Spiel, denn im ganzen ersten Set gab es kaum Passagen, in denen er swingte, da waren Grooves, ja, aber fast alles war binär (oder ternär oder in Siebnern oder was weiss ich, schon im ersten Stück legte er über längere Passagen zwei Metren übereinander, die keinesfalls regelmässig waren, also nicht bloss einen Sechser über einen Vierer oder sowas). Das erwähnte Blues-Motiv kam gegen Ende des zweiten Sets und war dann auch der Moment, den ich ziemlich sexy fand …

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    #10384301  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Depart & Jean-Paul Bourelly – Moods, Zürich – 23. Januar 2018

    Harry Sokal – ts, ss, efx
    Heiri Känzig – b
    Fredy Studer – d
    Jean-Paul Bourelly – g

    Fredy Studer war einst der ursprüngliche Drummer von Depart. Als er wegen einer Karateverletzung nicht weitermachen konnte, empfahl er Jojo Mayer – und der blieb dann 20 Jahre in der Band und prägte ihren Mix aus Jazz, Rock und Grooves mit seinem druckvollen aber unglaublich präzisen und nuancierten Spiel massgeblich. Fredy Studer ist zweifellos ein toller Drummer, der ebenfalls sehr druckvoll spielt – aber sehr viel weniger Wert legt auf Feinheiten. Die ganzen Beats, die zu den Stücken von Depart essentiell gehören, hat Studer natürlich drauf – aber seine manchmal fast schon brachiale und alles in allem recht sparsame Spielweise ändert den Charakter der Gruppe ganz grundlegend. Man hört es bereits heraus: für mein Empfinden nicht unbedingt zum Guten. Bourelly gönnte man sich für die – verspätete, Sokal hatte im vergangenen Jahr einen Unfall, als die Tour hätte stattfinden sollen – Tour zum 30. Jubiläum als Gast. Er fand nicht immer in den kompakten Sound des Trios herein – dass er so kompakt und manchmal fast geschlossen wirkte, lag wohl auch an Studers Spielweise, die weniger Anknüpfungspunkte bietet als das feingliedrige Spiel von Mayer (den Mann, der dazwischen am Schlagzeug sass, kenne ich nicht, Martin Valihora heisst er und ist möglicherweise immer noch der reguläre Drummer des Trios). Auch Sokal kam in Sachen solistische Höhenflüge nicht oft zum Zug bzw. klemmte sich manchmal wie mir schien selbst ab. Dasselbe tat Bourelly, leider oft in den schönsten Momenten – als wolle man sich kurz halten und beschränken und eben: kompakte Musik darbieten. Im Zentrum standen – auch räumlich (Sokal stand vor meiner Nase am rechten Bühnenrand, von ihm hätte ich kein vernünftiges Bild hingekriegt) – die beiden Rhythmiker, Studer und Heiri Känzig am Kontrabass. Sie hatten sichtlich Freude am Zusammenspiel und Känzig blühte immer wieder auf, ohne den tiefen Groove zu vernachlässigen. Bourelly spielte oft mit schnörkellosem, leicht angerocktem Ton, die vertrackten Themen hatte er offensichtlich im Griff (ohne Noten, Sokal hatte ein paar kleinformatige Zettel mit, Känzig einen leeren Notenständer, den er erst bei der Zugabe brauchte), er liess sich nicht aus der Ruhe bringen, aber auch nicht so leicht aus der Reserve locken. Ein Gesangsmikrophon nutzte er ab und zu, um die Gitarrenlinien mitzusingen oder auch mal einen seltsam hohen Singsang anzustimmen, den er zur Gitarre ergänzte. Die Momente, in denen er richtig loslegte, gehörten auf jeden Fall zu den besten des Abends, sein Sound gefiel mir allerdings durchgängig sehr gut. Von den Ausbrüchen hätte ich mir allerdings mehr gewünscht, und das betrifft durchaus auch Sokal. Die Gruppe spielte ein einziges, sehr langes Set, das ziemlich gut geformt war, was Tempo- und Stimmungswechsel betrifft. Am Schluss gab es als Zugabe dann ein altes Stück von Bourelly (da brauchte Känzig dann die Noten), bei dem Bourelly und auch Sokal noch einmal richtig loslegten. Alles in allem ein schönes aber nicht überragendes Konzert.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10384817  | PERMALINK

    dietmar_

    Registriert seit: 29.10.2013

    Beiträge: 764

    „Bourelly gönnte man sich für die – verspätete, Sokal hatte im vergangenen Jahr einen Unfall, als die Tour hätte stattfinden sollen – Tour zum 30. Jubiläum als Gast.“

    Ja, Sokal brach sich wohl den Fuß und konnte ein Konzert im Februar in Düsseldorf nicht spielen, wurde durch den Gitarristen David Dorůžka ersetzt. Ich musste den Namen des Gitarristen erst nachschauen, weil ich doch sehr enttäuscht war, dass Sokal nicht spielen konnte und somit Depart nicht auftreten konnte, hatte mich der Name des Gitarristen gar nicht interessiert. Der konnte natürlich nichts für meine Ignoranz.

    Ich blieb noch für zwei Stücke, konnte mich auf die Musik aber nicht einlassen, nach dem ich mich schon lange auf Depart gefreut hat – da kann man sich nicht einfach Sokal wegdenken, schon gar nicht ist er durch einen Gitarristen zu ersetzen, ich hätte mich schon mit einem anderen Saxophonisten schwer getan.

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