2007 – Erwartungen und Eindrücke

Bullittich frage mich, ob er sich mit der Veröffentlichung dieser Fülle von Demos (und auch regulären LPs) einen Gefallen tut, oder ob er damit nicht die Essenz seines eigenen Œuvres verwässert.

ansichtssache, ich finds nicht weiter schlimm, schließlich kann man das wohl kaum als reguläre LPs ansehen. sind halt demos just for fun (das beweist ja auch schon die vorsätzlich schlechte Tonqualität). und schließlich berurteilt man das Schaffen eines Musikers nicht daran, was für Songs auf seiner homepage streamen.

Ich habe ihn nur in Köln gesehen und fand das Konzert weder musikalisch besonders berauschend noch fand ich ihn als Person besonders beeindruckend. Ich hatte den Eindruck er versucht einen auf Dylan zu machen. Distanzierte, entrückte Performance

glaube nicht, dass er auf Dylan machen wollte. Du hast ihn wahrscheinlich nicht 2002 gesehen, da war er ja das gegenteil. ich denke, er wollte einfach ein Gegenbeispiel geben, dass er auch nüchtern, konzentriert und vor allem weniger redselig (früher hat er ja oft minutenlang zwischen Songs pausiert, geredet etc!) ein Konzert bestreiten kann.

kombiniert mit einer mutwilligen Demontierung der eigenen Klassiker.

Und von „Demontierung“ würde ich erst recht nicht sprechen. warum muss man denn Songs immer gleich spielen? Demontiert hat er höchstens I See Monster (aber keinesfalls schlecht), indem er aus einer Ballade einen (Hard)Rock-Song machte, aber den hat er ja in Köln nicht mal gespielt. In Köln dürfte davon nur ein einziger Song betroffen gewesen sein, nämlich To be young. und war das so schlecht? oder blöd, weil man den Song nicht erkannt hat? verstehe das problem nicht.

BullittI…oder ob er damit nicht die Essenz seines eigenen Œuvres verwässert.

Wo findet Du denn zwischen „Gold“, „Demolition“, Rock N Roll“, „JCN“ (…) eine Essenz, die durch die Demos noch weiter verwässert werden könnte?

Ne, ich finde das okay, wenn er seinen gesammelten Schaffenswahn ins Internet stellt, muss sich ja keiner freiwillig antun. Aber die Seite ist jedenfalls immer spannend.

CassavetesEinem Künstler kann so was eigentlich egal sein – und das ist es wohl auch im Falle von Ryan. Es geht nicht um „Essenz“ und „Das beste Album aller Zeiten abliefern müssen/wollen/sollen“, sondern um den Prozeß des Schreibens, Spielens und Musikmachens an sich. Alles andere sind doch eigentlich bloß Scheingefechte für Fans und Gegner.

Vom Standpunkt des Künstlers aus betrachtet mag das stimmen. Ihm kann das vermutlich wirklich egal sein, mir als Hörer ist es das aber nicht. Mich interessiert der Prozess des Musikmachens zunächst mal herzlich wenig, als Hörer bin ich in erster Linie auf die Ergebnisse eines solchen scharf und die wirkten zuletzt eben immer unausgegorener. Diese gesteigerte Überproduktivität zeugt mittlerweile doch eher von der Faulheit, seine Kreativität nicht gezielt zu kanalisieren zu müssen, als von dem Fleiß eines vor Inspiration überschäumenden Künstlers. Ich bin jedenfalls immer weniger gewillt mich durch diesen Wust an Veröffentlichungen zu kämpfen, um selbst nach dem ein oder anderen Glanzlicht zu suchen und wenn das mir als „Fan“ schon so geht, frage ich mich von wem er sonst noch wahrgenommen werden will. Vor einigen Jahren, nach Heartbreaker und Gold hätten ein paar neue Songs sicher noch große Aufmerksamkeit erregt, nach den vielen regulären LPs, EPs, Doppel-LPs und den unzähligen Bootleg- und Internetalben in der verhältnismäßig kurzen Zwischenzeit sind doch nur noch Hardliner am Ball.

Sonic Juice
Ne, ich finde das okay, wenn er seinen gesammelten Schaffenswahn ins Internet stellt, muss sich ja keiner freiwillig antun. Aber die Seite ist jedenfalls immer spannend.

Klar, man muss sich das nicht antun. Bisher hatte ich immernoch den Ehrgeiz das tun zu müssen, weil ich ja vielleicht etwas ganz großartiges verpassen könnte. Jetzt lehne ich mich erst mal entspannt zurück und warte bis zu einem neuen Album.

JanPPalso wenn du damit die webstreams meinst, ist das quark. um solche demos zu schreiben, muss er seine Muse nicht groß bemühen, sondern bloß den Supermarkt um die Ecke für ein paar Getränke und den Drogendealer seiner Wahl. dazu ein paar Kumpels – und fertig sind 40 Punkdemos.

Neben den Demos jetzt meine ich auch die von früher. Das Phänome der semioffiziellen Demo-Alben zieht sich ja seit Whiskeytown durch seine Karriere mit dem Unterschied, dass sie bisher meistens auf mehr oder weniger legalen FTP-Servern zu finden waren und jetzt eben auf der offiziellen Homepage. Immer konnte man wunderbare Perlen zwischen viel Müll finden. Aber stimmt, schon, in diesem Falle war der Aufwand sicher gering und man muss seinen Ergüssen ja nicht auf Schritt und Tritt folgen.

da hast du allerdings nicht ganz unrecht. deswegen „hoffe“ ich auch fast nur auf ein Album 2007/2008

tu das, wir informieren dich schon wenn du was verpasst hast…

Ich verlass mich drauf

Sorry, in diese Diskussion muss ich mich, da jetzt erst entdeckt, doch verspätet noch einmal einschalten.

BullittNeben den Demos jetzt meine ich auch die von früher. Das Phänome der semioffiziellen Demo-Alben zieht sich ja seit Whiskeytown durch seine Karriere mit dem Unterschied, dass sie bisher meistens auf mehr oder weniger legalen FTP-Servern zu finden waren und jetzt eben auf der offiziellen Homepage.

Hier blendest du aber einen wichtigen Aspekt aus: Der wesentliche Unterschied der geleakten Sessions seit 2000 zu den Streams der letzten Monate ist doch, dass im Falle der „Suicide Handbook“-, „48 Hours“- und „Pinkhearts“-Sessions tatsächlich einmal ein offizielles Release geplant war (was im Falle der ersten beiden an der Plattenfirma, und im Falle der Pinkhearts-Sessions am Zerfall der Band scheiterte), und im Gegensatz dazu 95% der Streams der letzten Monate von Anfang an ganz eindeutig und offensichtlich Spaßprojekte waren. Um diese als aufrichtige musikalische Ergüsse, gar eine „neue eingeschlagene Richtung“ zu interpretieren, muss man schon bar jeden Sinns für Humor über diesen Planeten trotten.

Edit: Wobei dies jetzt selbstverständlich nicht auf dich, Bullitt, sondern auf die lächerlichen Berichte in diversen amerik. Musikblättchen bezogen ist, die die Streams fast durch die Bank als völlig ernst gemeint auffassten, und schon künstlerischen Niedergang witterten. Just read the damn song titles, for christ’s sake!:doh:

CleetusAwreetus-AwrightusBei MF Doom steht einiges in Aussicht. Unter anderem neue Alben von DangerDoom, Viktor Vaughn und Madvillain.

Mann Cleetus, Common ist das Ding in 2007. Da kann sich MF Doom mal schön hinten anstellen (gleich hinter Redman).

captain kiddBloc Party (Single ist super).

Out.