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  • #1023973  | PERMALINK

    skraggy

    Registriert seit: 08.01.2003

    Beiträge: 6,656

    Dennis Blandford
    Dennis von der Kissarmy Deutschland

    Ernsthaft?

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    #1023975  | PERMALINK

    dennis-blandford
    Jaggerized

    Registriert seit: 12.07.2006

    Beiträge: 12,381

    Ne, skraggy. Ich versuche nur mit großem Getöse die Werbetrommel für die gigs im Juni zu rühren u. da greift man auch mal zu solchen Dingen. Ich habe sie noch nie live gesehen u. SAP ist nur nen Steinwurf von mir entfernt. Es ist ein großer Spass u. ganz nebenbei haben Gene u. Paul mehr als genügend Hits im Gepäck. Gehst du hin?

    @ sparch: mein Cousin hat natürlich die 2 Karte, er hat sie schon zu (un)seeligen Animalized Zeiten in MA/LU gesehen. Unmasked! Also kommst du nicht, wie schon bei BS nicht?

    --

    "And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."
    #1023977  | PERMALINK

    skraggy

    Registriert seit: 08.01.2003

    Beiträge: 6,656

    Dennis BlandfordNe, skraggy. Ich versuche nur mit großem Getöse die Werbetrommel für die gigs im Juni zu rühren u. da greift man auch mal zu solchen Dingen. Ich habe sie noch nie live gesehen u. SAP ist nur nen Steinwurf von mir entfernt. Es ist ein großer Spass u. ganz nebenbei haben Gene u. Paul mehr als genügend Hits im Gepäck. Gehst du hin?

    Ne, mein Interesse hält sich arg in Grenzen. Klar, das wird bestimmt ’ne tolle Show, aber die paar Songs, die mir von Kiss gefallen, reichen nicht aus, um mich zum Ticket-Kauf zu bewegen.

    --

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    #1023979  | PERMALINK

    sparch
    MaggotBrain

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 36,854

    Dennis BlandfordAlso kommst du nicht, wie schon bei BS nicht?

    Moment, bei Heaven and Hell warst Du doch auch nicht. Aber wenn sie jetzt tatsächlich ein neues Album machen gehen sie bestimmt noch mal auf Tour.

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    Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?
    #1023981  | PERMALINK

    dennis-blandford
    Jaggerized

    Registriert seit: 12.07.2006

    Beiträge: 12,381

    Ich bin nicht hingegangen weil du nicht mitgekommen bist. Wie gesagt, außer meinem Cousin hört in meinem Freundeskreis keiner Metal/Hardrock u. alleine wollte ich halt nicht hin nach OF. Soll jetzt aber kein Vorwurf sein, sparch.
    Zur neuen Platte dann vielleicht gerne?

    @ skraggy: schade, ist vielleicht die letzte Chance in Deutschland überhaupt

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    "And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."
    #1023983  | PERMALINK

    fetenguru

    Registriert seit: 17.07.2002

    Beiträge: 5,054

    16 Lovers Lane – The Go-Betweens (1988)

    Der Name ist Programm – Liebe. So einfach ist das, Schluss, Aus, Ende. Die Texte: Schmacht! Die Melodien: zum Neiderknien romantisch! So einfach ist es sicherlich nicht, denn dieses Album überrascht bei mehrmaligen Hören immer wider. Die Melodien kommen mal fröhlich beschwingt, mal herzzerschmetternd drückend daher. Und da liegt das Geheimnis eines abwechslungsreichen Albums – es klingt nicht aufgesetzt, es lässt einen sogar manchmal dieses alle überragende Thema vergessen. In einem Moment macht man sich Gedanken wie, „Was hat er da schon wieder geschmachtet?“ („Quiet Heart) „Welch Schmerz erleidet er hier schon wieder?“ („Was There Anything I Could Do?“) – und urplötzlich klappt einem Kinnlade herunter, und man schwelgt in einer Musik so unfassbar komplex wie auch fesselnd. Auch ein kurzes E-Gitarren-Solo wirkt dann keinenfalls deplaziert, auch wenn die akustischen Stücke natürlich überwiegen.
    Bevor „Bright Yellow, Bright Orange“ 2003 den Höhepunkt der Australier markierte, war dieses Album 15 Jahre lang ihr Bestes. Wenn auch in starker veränderter Form, die Geige von Amanda Brown verschwand bekanntlich nach der ersten Trennung der Band.
    Das beste Beispiel für das hervorragende Songwriting ist das überragende „Quiet Heart“. Hier werden alle Register gezogen, die Songwritern nun einmal zur Verfügung stehen. Selbst die teilweise klassische Untermalung mit Streichern, leider fast immer ein Zeichen von Einfalltslosigkeit, klingt nicht deplaziert sondern ist genau das, was diesen Song diese Genialität verleiht. Schwärmerisch, intensiv – hohe Kunst.
    Die Stimmen von Forster und McLennan passen in jedem Ton, ein wenig Hall in vielen Songs und schon kommt diese weiche Stimmung, die dieses Album prägt.
    Die Single „Streets Of Your Town“ kommt etwas schneller daher, dennoch mit einem nachdenklicheren aber auch einfacheren Text. Sprache muss nicht schwierig sein. Keine Verschachtelungen, keine verkrampften Reime – hier kommt es einfach auf den Inhalt an. Ein Talent von Forster und McLennan, das man nicht hoch genug loben kann.
    Es ist sehr traurig, dass es ein solches Album nie wieder geben wird.

    Tracklist:
    1. Love Goes On! – 3:19
    2. Quiet Heart – 5:20
    3. Love is a Sign – 4:12
    4. You Can’t Say No Forever – 3:57
    5. The Devil’s Eye“ – 2:05
    6. Streets of Your Town – 3:36
    7. Clouds“ – 4:02
    8. Was There Anything I Could Do? – 3:06
    9. I’m All Right – 3:10
    10. Dive for Your Memory – 4:17

    **** 1/2

    --

    LARS ist nur eine Abkürzung: Like A Rollin' Stone
    #1023985  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    Colosseum – Daughter of Time (1970)

    Neulich verlangte ein guter Freund, der mich besuchte, etwas „Großes“ zu hören. Ich staunte selbst darüber, wie unmittelbar und augenblicklich mir nur ein Album zu diesem Attribut einfiel, obwohl einige andere seinem Wunsch ebenfalls entsprochen hätten. Doch keines in meiner Sammlung ist so übervoll von großen musikalischen Gesten wie „Daughter of Time“ von Colosseum. Alles an ihm ist überdimensional: die weit ausholenden Vocals von Chris Farlowe, das orchestrale Schlagzeugspiel von Jon Hiseman, vor allem aber die Kompositionen selbst, deren Monumentalität durch die Covergestaltung bereits recht gut angedeutet wird. Überaus erstaunlich erscheint mir da, dass die Musik dennoch nicht ins Wagnerianische ausufert; vielleicht schützt die englische Nationalität der Musiker vor dieser letzten Übertreibung, nachdem ansonsten fast alle Merkmale dieser Platte eine Assoziation mit dem berühmten Monty-Python-Sketch „Royal Hospital for Over-acting“ erlauben. Merke: Engländer dürfen das!

    Darüber hinaus ist das Album ja auch wirklich schön. „Theme for an Imaginary Western“ rührt schon sehr stark an Herz und Tränendrüsen, „Bring Out Your Dead“ ist ein musikalischer Parforceritt Dave Greenslades und Jon Hisemans, der ihre individuelle Klasse sehr gut zur Geltung bringt (wobei letztgenannter diesem Album ohnehin in einer Weise seinen Stempel aufdrückt, wie das wohl von keinem anderen Schlagzeuger außerhalb der reinen Jazz-Sphäre gesagt werden kann, was er in „The Time Machine“ letztgültig verdeutlicht), und „The Daughter of Time“ lässt einen unwillkürlich an die Brust greifen, so erhebend und überpathetisch ist es, wobei dennoch ein Abgleiten ins Kitschige mit vollendeter Klasse vermieden wird. Gegniedel? Ist höchstens in homöopathischen Dosen vorhanden (Clem Clempson erlaubt sich eine Winzigkeit Gitarrengewichse in „Downhill And Shadows“).

    Zur Begleitung wird vollmundig-trockener Rotwein empfohlen, gegenwärtig angesichts der endlich angebrochenen Wärme vielleicht ein hochwertiger Brandy oder Cognac oder ein Whisky aus den Highlands. Man genieße dieses Werk in vollen Zügen; es gibt kaum Ebenbürtiges.

    Tracklist
    1. „Three Score and Ten, Amen“ 5:38
    2. „Time Lament“ 6:13
    3. „Take Me Back to Doomsday“ 4:25
    4. „The Daughter of Time“ 3:33
    5. „Theme for an Imaginary Western“ 4:07
    6. „Bring Out Your Dead“ 4:20
    7. „Downhill and Shadows“ 6:13
    8. „The Time Machine (live)“ 8:11

    *****

    --

    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #1023987  | PERMALINK

    onkel-tom

    Registriert seit: 23.02.2007

    Beiträge: 43,923

    Schön beschrieben. Der Single Malt steht schon auf dem Tisch. Vielleicht folgt das Album gleich.

    --

    Gewinnen ist nicht alles, gewinnen ist das einzige.
    #1023989  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    The Who – Endless Wire (2006)

    Das Schöne an diesem Thread ist ja, dass er einen dazu zu motivieren imstande ist, Alben wieder anzuhören, die man bereits resignierend in die hinterste Ecke des Vergessens abgeschoben hatte. Es ist nicht seine Schuld, wenn sie diese Mühe nicht lohnen.
    „Endless Wire“ von The Who ist nicht so sehr eine Enttäuschung für mich; es ist vielmehr ein Ärgernis. Einer Band, die mir so viel bedeutet, kann ich es nicht so leicht nachsehen, wenn sie nach fast einem Vierteljahrhundert Studioabstinenz eine Platte vorlegt, die in nahezu jeglicher Hinsicht ein Sammelsurium schlecht abgekupferter Ideen darstellt, die teils sie selbst, teils andere bereits vor Generationen verwirklicht hatten. Das beginnt schon beim Cover, das leicht erkennbar das Vögel-Motiv von „Tommy“ zitiert, setzt sich unmittelbar nach Betätigen der Play-Taste mit den ersten Klängen des ersten Tracks „Fragments“ fort, die ganz offenkundig an die Synthesizer-Eröffnung von „Baba O’Riley“ angelehnt sind, und geht gleich mit dem nachfolgenden „A Man in a Purple Dress“ weiter, das nach dem vollkommen misslungenen Opener zunächst Erleichterung für die schon leicht geschundenen Ohren verspricht, dann aber die anfängliche Sympathie sofort wieder dadurch verspielt, dass es in geradezu unverschämter Weise ein Soundalike zum frühen Bob Dylan darstellt.

    Überhaupt muss ich zur Beschämung für „Endless Wire“ sagen, dass die Songs und Passagen, die die Gehörgänge nicht geradezu quälen und martern, lediglich dadurch positiv auffallen, dass sie, um ein böses Wort von Dieter Bohlen zu zitieren, die sprichwörtliche Hausfrau nicht beim Bügeln stören würden. Ansonsten – z.B. in „Fragments“ und „It’s Not Enough“ – weckt dieses Album bei mir die Assoziation zu einem blind und tumb herumtaumelnden, alten und zahnlosen Riesen, der nach ruhmreichen Jahrzehnten als großer Kriegsheld nicht einmal mehr einen lahmen Hofhund erschrecken kann. Ohne sein Oeuvre genauer zu kennen fürchte ich, dass nicht einmal Meat Loaf jemals musikalisch so tief gesunken ist. Zur Mitte des Ganzen verstärkt sich mit „Sound Round“, einem sinnlos hibbeligen Pseudo-Rocker, und „Pick Up the Peace“, einer fürchterlich verquasten Mixtur aus Quadrophenia- und Woodstock-Elementen, der fatale Eindruck, dass jegliche Hoffnung auf Besserung vergeblich sein würde. „Unholy Trinity“ lässt diesen Eindruck zur Gewissheit gerinnen.

    Aus Gründen der Pietät und des Respekts erspare ich es mir und dem geschätzten Publikum, die zweite Hälfte des Albums eingehend zu bewerten; es entspricht qualitativ der ersten. Es macht mir auch durchaus keine Freude, hier vom Leder zu ziehen, aber ich will auch nicht darüber schweigen, dass die großartigste Band des Universums mit ihrem ersten Studioalbum nach 24 Jahren einen derartigen Griff ins Klo getan hat. Wie aber konnte es dazu kommen? Übt eine solche Zusammenballung von lebenden Legenden auf ihre Umgebung eine so einschüchternde Wirkung aus, dass niemand sich in der Lage sieht, die Nacktheit des Kaisers zu benennen? Kurz gefasst: waren The Who damals von lauter Jasagern umgeben? Jedenfalls schreibt „Endless Wire“ ein dräuendes Menetekel an die Wand: Wehe dem Künstler, der sich kritischer Selbstreflexion entzieht!

    Ach ja: „Tea & Theatre“ ist ganz nett.

    Tracklist
    1. „Fragments“ 3:58
    2. „A Man in a Purple Dress“ 4:14
    3. „Mike Post Theme“ 4:28
    4. „In the Ether“ 3:35
    5. „Black Widow’s Eyes“ 3:07
    6. „Two Thousand Years“ 2:50
    7. „God Speaks of Marty Robbins“ 3:26
    8. „It’s Not Enough“ 4:02
    9. „You Stand by Me“ 1:36
    Wire & Glass: A Mini-Opera
    10. „Sound Round“ 1:21
    11. „Pick Up the Peace“ 1:28
    12. „Unholy Trinity“ 2:07
    13. „Trilby’s Piano“ 2:04
    14. „Endless Wire“ 1:51
    15. „Fragments of Fragments“ 2:23
    16. „We Got a Hit“ 1:18
    17. „They Made My Dream Come True“ 1:13
    18. „Mirror Door“ 4:14
    19. „Tea & Theatre“ 3:24
    Bonus tracks on some editions
    20. „We Got a Hit (Extended)“ 3:03
    21. „Endless Wire (Extended)“ 3:03

    *1/2

    --

    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #1023991  | PERMALINK

    rob-fleming

    Registriert seit: 08.12.2008

    Beiträge: 12,838

    Whole Lotta Pete

    James Brown
    In the Jungle Groove .

    Klasse Beschreibung, die auch nach 9 Jahren noch Lust auf das Album macht. Ist bestellt.

    --

    Living Well Is The Best Revenge.
    #1023993  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

    Registriert seit: 19.05.2003

    Beiträge: 17,435

    :-)

    --

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    #1023995  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

    Registriert seit: 19.05.2003

    Beiträge: 17,435

    @Hal: Ich lese gern Verrisse. Manchmal zweifelt man an der Motivation, die aber hier keine Zweifel lässt.

    --

    RadioStoneFm.de[/URL][/SIZE][/COLOR][/SIZE]
    #1023997  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Endless Wire war sicherlich ein Fehlschlag. Schon das Cover mit seinem Computer-Animations-Artwork ist äußert schlecht gealtert.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #1023999  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    Immaculate Fools – Dumb Poet (1987)

    Es gibt Platten, für deren schiere Existenz man dankbar sein muss. Und legt man sie auf, weitet sich augenblicklich das Herz, das Gesicht beginnt zu strahlen, man breitet die Arme aus, und fängt man nicht gerade an, das Lied mitzuschmettern, so möchte man doch wenigstens mit aller gebotenen Emphase ausrufen: Das Leben ist schön! Die Rede ist von „Dumb Poet“, dem zweiten Album der Immaculate Fools, und es beginnt ganz programmatisch mit dem Titel „Never Give Less Than Everything“, einem makellosen Pop-Rock-Song für die Ewigkeit. (Es braucht niemand zu glauben, dass diese Besprechung an Euphorie nachlässt; dazu besteht kein Anlass.)

    Pop-Rock ist tatsächlich die angemessene Klassifikation für dieses Album, und das ist eines der vielen Wunder, die es bewirkt: dass es dennoch nicht nur nicht abgeschmackt tönt, sondern das genaue Gegenteil hervorbringt: ein grandioses Musikerlebnis, wie es sonst im populären Musikbereich nur das bereits besprochene „Daughter of Time“ von Colosseum bietet. Genauso wie jenes atmet „Dumb Poet“ ein solches Maß von Leidenschaft und ebenso emotionaler wie profunder Musikalität, dass man als Hörer sich in vielfacher Weise geradezu geschmeichelt fühlen darf: nämlich auf den Ebenen von Geschmack, Gefühl und Intellekt sowie auf allen Subebenen, die sich davon ableiten.

    Gerade ertönt mit geradezu schüchterner Zartheit eine Melodica in dem großartigen „Wish You Were Here“, einem der herausragendsten Höhepunkte von „Dumb Poet“. Kurz darauf höre ich Kevin Weatherills flehende Stimme, wie er „Don’t Drive The Hope From My Heart“ singt, und der einzige Grund, dabei nicht in Tränen auszubrechen, ist die gehobene Stimmung, die die erste Hälfte des Albums erzeugt hat. Dass er ein äußerst fähiger und gefühlvoller Gitarrist ist, hilft ebenfalls.

    Ich kenne dieses Album nun seit mittlerweile 24 Jahren, und ich staune, dass ich es viele Jahre lang nicht angerührt habe. Vielleicht liegt es daran, dass es sich schnell sehr tief in mich eingegraben hat mit seiner makellosen Mischung aus Forschheit, Zartheit, Sehnsucht und Kentischer Schiefmäuligkeit. Und wo eben noch das Herz in flammender Emotion zerfloss, versetzt jetzt „Pretty Prize Now“ den Oberkörper in rockendes Rollen. Diese Platte ist eine wunderschöne Partnerin, die einen nie verlässt.

    Ich erinnere mich, wie ich zum Ende meines vorletzten Schuljahres mit einem Freund „Dumb Poet“ in der Schallplattenabteilung des örtlichen Elektronikmarktes entdeckte. Ich sollte das Album mal wieder mit ihm gemeinsam hören.

    Tracklist:
    1 Never Give Less Than Everything 4:19
    2 Tragic Comedy 4:17
    3 One Minute 3:24
    4 Dumb Poet 6:05
    5 So Much Here 2:57
    6 Wish You Were Here 4:51
    7 Don’t Drive The Hope From My Heart 4:55
    8 She Fools Everyone 4:18
    9 Pretty Prize Now 5:17
    10 Stay Away 6:52

    *****

    --

    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #1024001  | PERMALINK

    asdfjkloe

    Registriert seit: 07.07.2006

    Beiträge: 6,894

    Ach, da möchte ich doch auch einmal eine lange nicht gehörte Scheibe vorstellen:

    Robert Hunter – Amagamalin Street

    Hier stelle ich ein vielleicht fast vergessenes Kleinod aus dem Jahre 1984 vor, damals auf RELIX Records veröffentlicht.

    Robert Hunter, mithin bekannt als Texter von Grateful Dead, hat hier einen Songzyklus (oder wie er es selbst im Untertitel nennt : “A Rock Novel“) zusammengestellt, in dem die Beziehungen vier verschiedener zwielichtiger Charaktere untereinander geschildert werden, genauer nachzulesen im Booklet, also fast schon ein Konzeptalbum?

    Was besonders neben der abenteuerlichen Geschichte interessant ist – das ist natürlich die Musik, denn hier spielt eine erstklassige Band mit hochkarätigen Musikern einen lockeren Westcoast-Sound, was nicht zuletzt an den Gitarristen John Cipollina(auf 4 Stücken, und man hört ihn gottlob für etwa 34 Minuten!) und Jorma Kaukonen (restliche 8 Stücke) liegt.

    Das komplette Lineup:

    Titel 1-4:

    Robert Hunter (acoustic guitar, vocals)
    Vaclav Berosini (bass)
    Roy Blumenfeld (drums)
    John Cipollina (electric guitar)

    Titel 5-13:

    Robert Hunter (acoustic guitar, vocals)
    Vaclav Berosini (bass)
    Roy Blumenfeld (drums)
    Jorma Kaukonen (electric guitar)
    Merl Saunders (keyboards)
    Rodney Albin (violin)

    Hunter singt, und eigentlich beherrscht er das zwar nicht wirklich gut; es ist bisweilen eine Art Sprechgesang; aber letztlich stört es den gesamten Charme der Musik nicht wesentlich, gibt es doch viele ausgleichende instrumentale Anteile.

    Denn angesichts der weitestgehend schönen und angenehmen Musik , die mit einem gewissen rauen und manchmal unfertig wirkenden Charme verzaubern kann, ist dieses Album eine jener ungewöhnlichen Veröffentlichungen, die sich – zwar sicher nicht weltbewegend – dennoch in die Riege von CDs mit wohltuender Musik einreiht.

    Etwas Trauriges am Rande: Der für die Aufnahmen vorgesehene Geiger Albin erkrankte schwer und noch im Krankenhaus auf dem Sterbebett soll er seine wirklich letzten Töne eingespielt haben, womit das letzte Stück der CD, “13 Roses“, seinen ohnehin schon sehr wehmütigen Charakter verstärkt, denn es endet mit der ausklingenden Geige Albin’s.

    Hier alle Songs der originalen Doppel-LP, wobei bei der späteren CD der Titel “Face Me“ gestrichen wurde, was mir allerdings unverständlich ist, weil die CD eine Spieldauer von etwa 64 Minuten hat:

    01:Roseanne (Hunter)
    02:Amagamalin Street (Hunter)
    03:Gypsy Parlor Light (Hunter)
    04:Rambling Ghost (Hunter)
    05:Ithaca (Hunter)
    06:Don’t Be Deceived (Hunter)
    07:Taking Maggie Home (Hunter)
    08:Out of the City (Hunter)
    09:Better Bad Luck (Hunter)
    10:Streetwise (Hunter)
    11:Face Me (Hunter)
    12:Where Did You Go? (Hunter)
    13:13 Roses (Hunter)

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