Spex

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  • #2775977  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    nail75Jetzt mal etwas Positives. Der Jazz-Artikel ist sehr gelungen und macht den Leser mit der wichtigen Debatte zwischen Traditionalisten und Modernisten vertraut. Gleichermaßen gut: Die Artikel über „I’m Not There“ (die Filmkritiken sind sowieso besser als die Musikkritiken) und Susan Sontag. Insgesamt ein sehr schönes Heft.

    Nail, mich würden mal deine Vorschläge für einen guten Einstieg in den Jazz interessieren (Klienicum hat mir ja netterweise schon mal einiges nahegebracht und davon finde ich vieles sogar recht „einsteigerfreundlich)

    Auch wunderbar in der neuen Spex (und evtl. ein wenig an AhUhms obigen Beitrag bezüglich Pop-intellektueller Elitarismus-Fusion anschließend) der Bericht/das Interview über/mit Ted Gaier von den Goldenen Zitronen, das mir auf zweieinhalb Seiten mal wieder Vor Augen führt, warum ich diesen Diskurspop und Elekto-Punk-Polit-Rock so dermaßen nervig finde.
    Bei solchen Sätzen wie

    Was sollen die Nazis raus aus Deutschland, was hätte das für einen Sinn, die Nazis können hier nicht raus, denn hier gehören sie hin

    , der das Problem natürlich viel zu indifferent örtlich beschränkt sieht und gleichzeitig Micks gern erwähnte PC zum Manifest erhebt, wird es mir beim Lesen schon schlecht und dann entblödet man sich nicht einmal, sich auch Jahre später noch zitierenderweise darin zu aalen. Statt eine Emulsion aus Schlagzeilen diverser Magazine zu erstellen und das Ganze dann Text zu nennen, wäre es mir lieber, sie würden mal versuchen was wirklich Berührendes zu schreiben, von mir aus so etwas wie – sei der Vergleich auf musikalischer Ebene auch noch so hinkend – Reinhard Mey’s „Die Kinder von Izieu“, welches es, in seiner Einfachheit und von mir aus auch pseudo(?)biographischen Art, viel besser schafft das Verabscheuungswürdige und Menschenverachtende eines rechten Gedankenguts spürbar zu machen, als es solche gewollt intellektuellen Konglomerate von Worthülsen je könnten. Den Kampf gegen Parolen gewinnt man nicht mit Parolen, er entscheidet sich nicht im Kopf, sondern im Herzen (ansonsten wäre er mit einem Blick auf die deutsche Gesellschaft sicher eh längst verloren).

    Zu Gute halten muß ich den Goldenen Zitronen, dass sie mit „Kampfstern Mallorca dockt an“ das vielleicht beste Fun-Punk-Album der 80er Jahre aufgenommen haben, auch wenn sie das selbst wahrscheinlich heute nicht mehr so sehen. Vielleicht beruht die Entwicklung der Band von den frühen 90ern bis heute aber eben auch gerade mit auf solchen kleinen, großen, banalen Frechheiten wie „Am Tag als Thomas Anders starb“, quasi fungierend als Aufschrei der Band: WIR KÖNNEN AUCH ANDERS!
    Eben nicht.

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
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    #2775979  | PERMALINK

    flatted-fifth
    Moderator

    Registriert seit: 02.09.2003

    Beiträge: 6,027

    TheMagneticField[…]Statt eine Emulsion aus Schlagzeilen diverser Magazine zu erstellen und das Ganze dann Text zu nennen, wäre es mir lieber, sie würden mal versuchen was wirklich Berührendes zu schreiben, von mir aus so etwas wie – sei der Vergleich auf musikalischer Ebene auch noch so hinkend – Reinhard Mey’s „Die Kinder von Izieu“, welches es, in seiner Einfachheit und von mir aus auch pseudo(?)biographischen Art, viel besser schafft das Verabscheuungswürdige und Menschenverachtende eines rechten Gedankenguts spürbar zu machen, als es solche gewollt intellektuellen Konglomerate von Worthülsen je könnten.[…]

    Will der von Dir zitierte Satz denn das menschenverachtende rechte Gedankengut spürbar machen? Ich meine nicht, er will aufmerksam machen, dass „das Problem Nazis“ in der Ursache in unserer deutschen Gesellschaft selbst liegt und kein Phänomen ist, was man einfach so abschütteln kann. Intellektueller Pop soll nicht berühren, er soll nicht wachrütteln. Er soll vorher verborgene Blickfelder öffnen und zeigen, dass die Welt nicht immer nur schwarz und weiß ist. Das muss nicht jedem gefallen, doch ohne diese Herangehensweise wäre es ziemlich einseitig in der politisch motivierten Musikkultur.

    Und wo wir gerade bei Rassismus im weiteren Sinne sind noch ein paar Worte zur Jazz-Story: Ich fand die Interviewcollage recht interessant, mich haben nur die dort immer wieder von allen Seiten auftauchenden Anschuldigungen, der weiße Mann hätte dem Schwarzen den Jazz gestohlen, erschrocken. Klar weiß ich um die momentane Diskussion amerikanischer vs. europäischer Jazz, doch dass solche Argumente ausgepackt werden, hatte ich nicht erwartet.

    --

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    #2775981  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    Banana JoeWill der von Dir zitierte Satz denn das menschenverachtende rechte Gedankengut spürbar machen? Ich meine nicht, er will aufmerksam machen, dass „das Problem Nazis“ in der Ursache in unserer deutschen Gesellschaft selbst liegt und kein Phänomen ist, was man einfach so abschütteln kann. Intellektueller Pop soll nicht berühren, er soll nicht wachrütteln. Er soll vorher verborgene Blickfelder öffnen und zeigen, dass die Welt nicht immer nur schwarz und weiß ist. Das muss nicht jedem gefallen, doch ohne diese Herangehensweise wäre es ziemlich einseitig in der politisch motivierten Musikkultur.

    Und wo wir gerade bei Rassismus im weiteren Sinne sind noch ein paar Worte zur Jazz-Story: Ich fand die Interviewcollage recht interessant, mich haben nur die dort immer wieder von allen Seiten auftauchenden Anschuldigungen, der weiße Mann hätte dem Schwarzen den Jazz gestohlen, erschrocken. Klar weiß ich um die momentane Diskussion amerikanischer vs. europäischer Jazz, doch dass solche Argumente ausgepackt werden, hatte ich nicht erwartet.

    Mir ging es mehr darum, dass unter dem Deckmäntelchen der Kunst(sprache) einem eh schon, sowohl gebildeten als auch „Im Bilde“ Befindlichen Publikum Futter zur Selbstbeweihräucherung gegeben wird. Erschwerend hinzu kommt in diese Sparte deutscher Musik, dass sie oft von denselben Leuten, die sich über fehlenden Flow und Rhythmik der deutschen Sprache beschweren, in den höchsten Tönen gelobt wird. Die textlich sperrigste Variante ist dann plötzlich das Non-Plus-Ultra. Deutsch Singen geht gar nicht, deutsch brüllen oder stakkatohaft Wortfetzen aneinandereihen ist hingegen toll(als wäre das per se nicht schon ironisch genug). Völlig abstrus.
    Mit deinem Hinweis auf dieses Zitat hast du natürlich recht, stimmig ist es für mich indes dennoch nicht, da es mir zu sehr den ausschließlichen Verbund mit einem Land proklamiert und das ich ein ziemlich zwiespältiges Verhältnis zum oft mit Abscheu benutzten Begriff „Heimat“ habe, ist ja schon länger bekannt. Der ist und bleibt für mich nämlich kein Schimpfwort und das lass ich mir von diversen Bildungsbürgertumbands auch nicht einreden. Schau dir nur das Foto von Ted Gaier an. La Boheme erklärt uns das Leben… Halt mal das Porsche Genscher HAllo HSV-Cover daneben. Das wirkte auf mich dann doch authentischer.

    zumJazz-Artikel
    Diese sehr gehässigen Kommentare der diversen Jazz-Musiker fand ich dann, in ihrer Härte und vor allem Häufigkeit, auch erstaunlich

    Ist aber alles auch nicht sooo wichtig, hier geht es ja um die Teitschrift und da scheint ja halbwegs Konsens zu bestehen, dass die sich nach Umstellungsschwierigkeiten mittlerweile durchaus zu lesen lohnt.

    --

    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #2775983  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    TheMagneticFieldNail, mich würden mal deine Vorschläge für einen guten Einstieg in den Jazz interessieren (Klienicum hat mir ja netterweise schon mal einiges nahegebracht und davon finde ich vieles sogar recht „einsteigerfreundlich)

    Ja. die Debatte unter afro-amerikanischen Jazzmusikern über Gegenwart und Zukunft des Jazz wird emotional geführt.

    Die Vorwürfe, dass die weiße Veranstalter, Labelchefs usw. schwarze Jazzmusiker aus kommerziellen Gründen ausbeuteten, ist allerdings nicht neu.
    Bedenklich wird es dann, wenn weiße marxistische Historiker diese These übernehmen und dann die komplexe Geschichte des Jazz über Hunderte von Seiten in ein banales Gut-Böse-Schema pressen wollen. Das kann man dann als Buch erwerben und es kostet sogar Geld!
    http://www.zweitausendeins.de/suche/?q=Jost%2C%20Ekkehard

    Einen Einstieg in den Jazz? Ich mache Dir mal vier Vorschläge:

    – Bill Evans – Sunday At The Village Vanguard & Waltz For Debby (Konzertaufnahmen vom selben Wochenende – nicht durch die unterschiedlichen Titel irritieren lassen)

    – Grant Green – The Complete Quartets With Sonny Clark (gibt es vermutlich nicht auf LP)

    – Herbie Hancock – Maiden Voyage

    – John Coltrane – Blue Train

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #2775985  | PERMALINK

    flatted-fifth
    Moderator

    Registriert seit: 02.09.2003

    Beiträge: 6,027

    TheMagneticFieldMir ging es mehr darum, dass unter dem Deckmäntelchen der Kunst(sprache) einem eh schon, sowohl gebildeten als auch „Im Bilde“ Befindlichen Publikum Futter zur Selbstbeweihräucherung gegeben wird.

    Ah OK. Das kann natürlich passieren, ist aber meiner Meinung nach kein Problem der Musik, sondern derer Hörer. Wir brauchen das aber hier auch nicht weiter zu vertiefen…

    nail75Die Vorwürfe, dass die weiße Veranstalter, Labelchefs usw. schwarze Jazzmusiker aus kommerziellen Gründen ausbeuteten, ist allerdings nicht neu.

    Genau daher war ich so erschrocken. Sind diese Fronten noch immer nicht geklärt oder werden hier alte Wunden erneut aufgerissen?

    Welche Literatur empfiehlst Du denn, Nail?

    --

    You can't fool the flat man!
    #2775987  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Banana Joe
    Genau daher war ich so erschrocken. Sind diese Fronten noch immer nicht geklärt oder werden hier alte Wunden erneut aufgerissen?

    Welche Literatur empfiehlst Du denn, Nail?

    Ich kenne mich in der Jazz-Literatur nicht aus. Das Buch von Jost jedenfalls nicht (auch wenn man natürlich auch daraus einiges lernen kann). Es gibt natürlich Berge von Literatur über Jazz. Biographien von Labels, Künstlern einzelnen Alben, sozialgeschichtliche Analysen und Gesamtdarstellungen. Was mich interessieren würde wäre eine Diskursgeschichte des Jazz. Womit wird Jazz assoziiert? Wie definiert das weiße und das schwarze Amerika Jazz? Wie konstituiert sich der Begriff des Jazz über Sprache und welche Folgen erwachsen daraus für die Rassenproblematik in Amerika?

    Deine andere Frage kann ich auch nicht wirklich beantworten: Es ist jedenfalls immer noch ein Thema, vor allem auch deshalb, weil schwarze Jazzmusiker vornehmlich unter Angehörigen der weißen Mittelschicht in Europa und den USA ein Publikum finden. Unter den Afro-Amerikanern dominiert Hip-Hop und die daraus hervorgegangene Kultur. Das Verhältnis von Schwarzen und Weißen ist jedenfalls sehr schwierig, es herrscht eine Menge Misstrauen, das kann jeder erfahren, der mal die USA besucht hat.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #2775989  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Ergänzung: Wie verwirrt die Begriffe sind, zeigt sich auch darin, dass William Parker die rassistische Diskriminierung und fehlende Unterstützung des Jazz in den USA kritisiert und darin eine Erklärung für die mangelnde Präsenz von Schwarzen im Publikum seines Jazz-Festivals sieht. Das hat ja kaum etwas miteinander zu tun, schließlich war die schwarze Kultur noch nie von der Subventionierung durch Weiße abhängig, im Gegenteil, sie musste ja Strategien entwickeln, um mit der Dominanz der Weißen in Gesellschaft und Politik klarzukommen. Die mangelnde Unterstützung, die der Jazz durch die Afro-Amerikaner erfährt hat ja wohl offensichtlich andere Ursachen als die Diskriminierung durch Weiße (wenn die überhaupt heute noch existiert).

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #2775991  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    nail75Was mich interessieren würde wäre eine Diskursgeschichte des Jazz. Womit wird Jazz assoziiert? Wie definiert das weiße und das schwarze Amerika Jazz? Wie konstituiert sich der Begriff des Jazz über Sprache und welche Folgen erwachsen daraus für die Rassenproblematik in Amerika?

    Viele dieser Fragen beantwortet z.B. Valerie Wilmers Buch „As serious as your Life“ (DT: „Coltrane und die jungen Wilden“), das ich dir nur wärmstens empfehlen kann, nail!

    --

    #2775993  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Besten Dank, Pinch. Das werde ich bei Gelegenheit lesen!

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #2775995  | PERMALINK

    reznors-trent

    Registriert seit: 17.03.2007

    Beiträge: 1,153

    Ich habe gerade das Interview mit Claude Lanzmann in der aktuellen Ausgabe gelesen, welches ich hochinteressant finde und würd mir gern dessen Film „Shoah“ angucken. Wer hat ihn denn schon einmal gesehen bzw. kann vielleicht seinen Eindruck hier wiedergeben? Was Lanzmann in dem Gespräch erzählt hat, finde ich sehr faszinierend und bestürzend zugleich.

    --

    relativ happy
    #2775997  | PERMALINK

    grandandt

    Registriert seit: 10.10.2007

    Beiträge: 24,622

    Reznor’Ich habe gerade das Interview mit Claude Lanzmann in der aktuellen Ausgabe gelesen, welches ich hochinteressant finde und würd mir gern dessen Film „Shoah“ angucken. Wer hat ihn denn schon einmal gesehen bzw. kann vielleicht seinen Eindruck hier wiedergeben? Was Lanzmann in dem Gespräch erzählt hat, finde ich sehr faszinierend und bestürzend zugleich.

    Hier hast Du bei wikipedia einen Eintrag:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Shoah_%28Film%29

    Ich habe den Film 2x gesehen. Erschütternd. Unbedingt empfehlenswert. Er hält sich im Hintergrund und läßt Täter wie Opfer einfach sprechen, stellt nur Fragen, wenn es notwendig ist. Er urteilt nicht, sondern trägt nur ein Gesamtbild zusammen. Da sind viele teilweise unfaßbare Momente, zB wenn die Leute nach 40 Jahren Verdrängung auf einmal von ihren Erinnerungen überwältigt werden.

    Außerdem ist ja jetzt eine DVD käuflich erwerbbar, zB bei amazon:

    http://www.amazon.de/Shoah-OmU-Claude-Lanzmann/dp/3898488462/ref=pd_bbs_sr_1?ie=UTF8&s=dvd&qid=1204146745&sr=8-1

    --

    Je suis Charlie Sometimes it is better to light a flamethrower than curse the darkness. T.P.
    #2775999  | PERMALINK

    reznors-trent

    Registriert seit: 17.03.2007

    Beiträge: 1,153

    Du hast Dir zweimal 9 Stunden gegeben? Wow, das muss schon etwas heißen. Ich denke, ich werde ihn mir auf jeden Fall ausleihen und angucken. Aber wohl erst in den Ferien, wenn Zeit vorhanden ist. Das muss für Lanzmann ja ein ganz schöner Kraftakt gewesen sein, wenn man bedenkt, dass er für diesen Film 12 Jahre aufgewandt hat. Was er in dem Interview beschreibt, hat mich ganz schön mitgerissen. Zumal ich diese Thematik ja schulbedingt und interessens halber die letzten Monate recht intensiv behandelt habe.

    --

    relativ happy
    #2776001  | PERMALINK

    grandandt

    Registriert seit: 10.10.2007

    Beiträge: 24,622

    Ja, aber nicht hintereinander. Ich weiß gar nicht, ob man das am Stück durchhalten kann.

    Die Erstausstrahlung habe ich damals (1985/6) im Fernsehen abends (ab 22 Uhr) ich glaube in vier Teilen an vier Tagen ausgestrahlt gesehen.

    Ich konnte mich, als ich ihn vor kurzem das 2. Mal sah, an viele Interviews gar nicht mehr erinnern, so eine Menge ist das.
    Aber an die Emotionen.
    Da steht zum Beispiel (ich glaube es war in Treblinka) ein Mann (Jude), der seine Familie/ Verwandte in die Gaskammern begleitet hat, als Arbeiter im Aufräumkommando. Er erzählt davon, erstmal sehr sachlich. Irgendwann kommt die unfaßbare Erinnerung, die er jahrzehntelang verdrängt hatte, komplett zurück. Und der Mann bricht vor laufender Kamera zusammen, versucht sich zu fangen und dagegen anzugehen, was ihm nicht gelingt. Und dieses Gesicht, dieses Gefühl, man bekommt Beklemmungen, heult mit, als ob es die eigene Familie wäre.

    Oder zB ein amerikanischer Historiker, der über die akuraten Fahrpläne und die durchorganisierte Logistik der Reichsbahn für die Transporte in die KZ dermaßen aus dem Häuschen gerät, abartig.

    Also, siehe ihn Dir an.

    Und wenn ich das richtig in Erinnerung habe, waren die 9 Stunden Film nur ein Bruchteil aller Aufnahmen.

    --

    Je suis Charlie Sometimes it is better to light a flamethrower than curse the darkness. T.P.
    #2776003  | PERMALINK

    reznors-trent

    Registriert seit: 17.03.2007

    Beiträge: 1,153

    grandandtJa, aber nicht hintereinander. Ich weiß gar nicht, ob man das am Stück durchhalten kann.

    Die Erstausstrahlung habe ich damals (1985/6) im Fernsehen abends (ab 22 Uhr) ich glaube in vier Teilen an vier Tagen ausgestrahlt gesehen.

    Ich konnte mich, als ich ihn vor kurzem das 2. Mal sah, an viele Interviews gar nicht mehr erinnern, so eine Menge ist das.
    Aber an die Emotionen.
    Da steht zum Beispiel (ich glaube es war in Treblinka) ein Mann (Jude), der seine Familie/ Verwandte in die Gaskammern begleitet hat, als Arbeiter im Aufräumkommando. Er erzählt davon, erstmal sehr sachlich. Irgendwann kommt die unfaßbare Erinnerung, die er jahrzehntelang verdrängt hatte, komplett zurück. Und der Mann bricht vor laufender Kamera zusammen, versucht sich zu fangen und dagegen anzugehen, was ihm nicht gelingt. Und dieses Gesicht, dieses Gefühl, man bekommt Beklemmungen, heult mit, als ob es die eigene Familie wäre.

    Oder zB ein amerikanischer Historiker, der über die akuraten Fahrpläne und die durchorganisierte Logistik der Reichsbahn für die Transporte in die KZ dermaßen aus dem Häuschen gerät, abartig.

    Also, siehe ihn Dir an.

    Und wenn ich das richtig in Erinnerung habe, waren die 9 Stunden Film nur ein Bruchteil aller Aufnahmen.

    Vielen Dank für die Eindrücke! Ich werde versuchen, ihn demnächst zu gucken. Bin wirklich sehr daran interessiert.

    --

    relativ happy
    #2776005  | PERMALINK

    reznors-trent

    Registriert seit: 17.03.2007

    Beiträge: 1,153

    Hat vielleicht einer die Spex-Ausgabe Januar/Februar (?, mit dem Jahrespoll) abzugeben?

    --

    relativ happy
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