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nail75Jetzt mal etwas Positives. Der Jazz-Artikel ist sehr gelungen und macht den Leser mit der wichtigen Debatte zwischen Traditionalisten und Modernisten vertraut. Gleichermaßen gut: Die Artikel über „I’m Not There“ (die Filmkritiken sind sowieso besser als die Musikkritiken) und Susan Sontag. Insgesamt ein sehr schönes Heft.
Nail, mich würden mal deine Vorschläge für einen guten Einstieg in den Jazz interessieren (Klienicum hat mir ja netterweise schon mal einiges nahegebracht und davon finde ich vieles sogar recht „einsteigerfreundlich)
Auch wunderbar in der neuen Spex (und evtl. ein wenig an AhUhms obigen Beitrag bezüglich Pop-intellektueller Elitarismus-Fusion anschließend) der Bericht/das Interview über/mit Ted Gaier von den Goldenen Zitronen, das mir auf zweieinhalb Seiten mal wieder Vor Augen führt, warum ich diesen Diskurspop und Elekto-Punk-Polit-Rock so dermaßen nervig finde.
Bei solchen Sätzen wie
Was sollen die Nazis raus aus Deutschland, was hätte das für einen Sinn, die Nazis können hier nicht raus, denn hier gehören sie hin
, der das Problem natürlich viel zu indifferent örtlich beschränkt sieht und gleichzeitig Micks gern erwähnte PC zum Manifest erhebt, wird es mir beim Lesen schon schlecht und dann entblödet man sich nicht einmal, sich auch Jahre später noch zitierenderweise darin zu aalen. Statt eine Emulsion aus Schlagzeilen diverser Magazine zu erstellen und das Ganze dann Text zu nennen, wäre es mir lieber, sie würden mal versuchen was wirklich Berührendes zu schreiben, von mir aus so etwas wie – sei der Vergleich auf musikalischer Ebene auch noch so hinkend – Reinhard Mey’s „Die Kinder von Izieu“, welches es, in seiner Einfachheit und von mir aus auch pseudo(?)biographischen Art, viel besser schafft das Verabscheuungswürdige und Menschenverachtende eines rechten Gedankenguts spürbar zu machen, als es solche gewollt intellektuellen Konglomerate von Worthülsen je könnten. Den Kampf gegen Parolen gewinnt man nicht mit Parolen, er entscheidet sich nicht im Kopf, sondern im Herzen (ansonsten wäre er mit einem Blick auf die deutsche Gesellschaft sicher eh längst verloren).
Zu Gute halten muß ich den Goldenen Zitronen, dass sie mit „Kampfstern Mallorca dockt an“ das vielleicht beste Fun-Punk-Album der 80er Jahre aufgenommen haben, auch wenn sie das selbst wahrscheinlich heute nicht mehr so sehen. Vielleicht beruht die Entwicklung der Band von den frühen 90ern bis heute aber eben auch gerade mit auf solchen kleinen, großen, banalen Frechheiten wie „Am Tag als Thomas Anders starb“, quasi fungierend als Aufschrei der Band: WIR KÖNNEN AUCH ANDERS!
Eben nicht.
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!