Shorty Rogers

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  • #71403  | PERMALINK

    tejazz

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    Am Sonnabend hatte ich etwas Zeit, sodaß ich in Ruhe ein paar Platten hören konnte.
    Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit bin ich mal an die Box-sets gegangen. Ausgerechnet bei Shorty Rogers bin ich dann hängengeblieben.

    Die COMPLETE ATLANTIC & EMI JAZZ RECORDINGS auf Mosaic. Die Box hatte ich vor ein paar Jahren in Berlin aufgegabelt und aufgrund des Preises und des Haben-wollen-Reflexes bei Mosaic-LP-Sets (zusammen mit der Paul Desmond/Jim Hall – & DeFranco/Sonny Clark-Kiste) gekauft. Da ich kein sonderlicher Rogers-Fan bin, hat die Box ein trauriges Dasein gefristet. Sporadisch habe ich hineingehört, eher unkonzentriert.

    Aber: Die Musik war besser, als ich sie in Erinnerung hatte. Vor allem die ersten Platten sind gut gelungen, die kleinen Besetzungen bringen viel Spaß beim Hören. Schöner Mainstream-Cool-Jazz. Swingt wunderbar. Wenig überraschend, aber gut unterhaltend. Was sicher auch an den Begleitern wie Jimmy Giuffre, Bud Shank, Lou Levy und Pete Jolly liegt.

    Darüber hinaus habe ich noch eine Handvoll RCA-LPs, die ich eher aus nostalgischen Gründen behalte. Richtig gut ist davon für mich noch die AFRO CUBAN INFLUENCE in großer Besetzung mit einigen Perkussionisten. Aber mit Ausnahme der COURTS THE COUNT und der COLLABORATION sind mir die Shorty Rogers-Aufnahmen auf RCA meist zu uninteressant. Auch als Instrumentalist finde ich ihn nicht als so herausragend. Als Arrangeur ist er um Längen besser. Aber das ist kein Grund für mich, die Sammlung zu komplettieren. Letztendlich aber einer der wichtigsten West-Coast-Musiker, das will ich nicht bezweifeln.

    Eine späte LP auf Concord (Yesterday, Today & Forever) habe ich mir im letzten Jahr gegönnt. Ein Quintett mit Bud Shank. Ich hatte eine gute Kritik gelesen und wurde nicht enttäuscht.

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    #7749041  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    tejazz Lou Levy und Pete Jolly

    danke! weiß gar nicht, ob ich ein Rogers Album kenne… aber die zwei sind wirklich hervorragende Pianisten, definitiv ein Kaufgrund, wenn ich ihre Namen irgendwo lese… Levy hat sich seinen schönen, lyrischen Bopstil besser durch die Jahrezehnte gerettet als fast jeder andere Pianist (zu hören etwa auf Christian Escoudé – In LA); Jolly hab ich auf ein paar klassischen West Coast Jazz Alben, nicht hundertprozent geschmackssicher, aber grad bei Art Pepper (Smack Up) mag ich ihn sehr gerne, weil er so eine düstere Komponente dazubringt, die sehr eigen ist…

    --

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    #7749043  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ja zu Levy!

    Zu Jolly… bedingtes ja… insgesamt fehlt ihm irgendwie eine deutliche musikalische Handschrift, personality. Ich höre gewisse Sachen von ihm ganz gerne – es gibt auf etwa V.S.O.P. eine schöne Trio-CD… ja, die hier.

    Rogers kenne ich noch nicht sehr gut, aber wenn man swingenden West Coast Jazz hören will ist er sicher immer ein guter Tip. Es sind wohl generell auch eher die Sideman als er selbst, die mich bei ihm ansprechen (Giuffre allen voran!).

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    #7749045  | PERMALINK

    ferry

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    tejazzAm
    …die kleinen Besetzungen bringen viel Spaß beim Hören. Schöner Mainstream-Cool-Jazz. Swingt wunderbar. Wenig überraschend, aber gut unterhaltend. Was sicher auch an den Begleitern wie Jimmy Giuffre, Bud Shank, Lou Levy und Pete Jolly liegt.

    So ähnlich wie Du höre ich das auch.
    Wobei ich mich gefragt habe (so viel Ahnung von Jazz habe ich ja noch nicht) ob es sich um eben den letztens schon diskutierten Mainstream- Jazz handelt (?). Ich meine aber schon, dass man z.T. deutliche Bop- Anklänge raushört. Aber der Swing steht halt doch im Vordergrund.

    Die Pianisten (v.A. Pete Jolly) haben mich auch aufhorchen lassen. Etwas verwunderlich ist, dass Shorty gegenüber den anderen Solisten doch etwas blass wirkt.
    Am besten hat mir aber die Session mit Barney Kessel gefallen (16.Dez 1955 oder war’s 56).

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    #7749047  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Rogers war wohl oft mehr Organisator als toller Solist. Und ja, das Mainstream-Etikett passt, insofern als Rogers quasi die swingende Basie-Tradition mit dem West Coast Jazz vermählt. Ich habe weniges von ihm, kenne aber recht viel… muss mich mal drum kümmern, einiges anzuschaffen. Die JSP-Box könnte ein guter Einstieg sein, denke ich mal, eine zweite ist bisher noch nicht erschienen, die würde dann wohl richtig interessant… allerdings gibt’s da von Fresh Sound schon eine Box, die 1954-56 abdeckt (deren Seite lädt hier aber grad nicht).
    Die Mosaic-Box hab ich leider verpasst.

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    #7749049  | PERMALINK

    tejazz

    Registriert seit: 25.08.2010

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    Mainstream….
    Heute Avantgarde, morgen mainstream. So ist das eben im Jazz.
    Damals war man oft vom Bebop beeinflußt, anfangs hatten einige Musiker und viele Kritiker Bebop bestenfalls verspottet. Anfang der 50-er war dann aber auch der Bebop in Jazzkreisen akzeptiert, wenn man von Ausnahmen absieht (noch weit in den 50-ern haben sich Traditionalisten mit Moderns in Hamburg verbal angefeindet und sind handgreiflich geworden).
    Und gute Handwerker jedweder Art erkennen Potential von Neuerungen. Das ist in der Musik nicht anders. Entweder aus finanziellen Gründen oder aus echtem Interesse.
    Rogers hatte ja bei/mit Woody Herman eine damals sensationelle moderne Band (First & Second Herd) um sich herum. Das hat ihn sicher geprägt.

    Die session mit Barney Kessel war 16. Dezember 1955.

    Wie damals auch geschrieben, kann man als Mainstream-Hörer durchaus damit etwas anfangen.

    Der Laden in Berlin, in dem ich damals die drei sets gekauft habe, macht zum Monatsende dicht. Die Miete hat sich vor drei Jahren verdoppelt, das will & kann man nun nicht mehr weiter tragen.

    --

    #7749051  | PERMALINK

    alexischicke

    Registriert seit: 09.06.2010

    Beiträge: 1,776

    Warum müsst ihr immer dieses Unwort in den Mund nehmen? Sagt doch einfach „Swing“

    --

    #7749053  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    So, die Freshsound-Seite läuft wieder, ich meinte dieses Set hier:
    Shorty Rogers and His Giants – Complete Quintet Sessions 1954-1956 (3 Cd Boxset)

    Die oben erwähnte JSP-Box endet mit „East Coast-West Coast Scene“ (Sept. 11 & 14, 1954) und enthält davor die meisten wichtigen Rogers-Sessions (sowie wohl einiges an Sideman-Auftritten). Eine All-Stars-Session von 1953 („Jazz Superstars“, Jul. 11, 1953 – wohl eine Bootleg-Veröffentlichung) und die Boots Brown (Pseudonym von Rogers… was waren das, Dixieland, R&B-Sessions?) sind nicht komplett drin. „Modern Sounds“ (Oct. 8, 1951), „Popo“ (live im Lighthouse, Dec. 27, 1951), „Shorty Rogers & His Giants“ (Jan. 12 & 15, 1953 und Sep. 10, 1954), „Cool & Crazy“ (Mar. 26 & Apr. 2, 1953), „Hot Blood“ (vom Soundtrack zu „The Wild One“, Jul. 14, 1953), „Shorty Counts the Count“ (Feb. 2 & 9, Mar. 3, 1954), „Collaboration“ (Mar. 30 & Jun. 14, 1954), und „East Coast-West Coast Scene“ (Sept. 11 & 14, 1954) machen den Grossteil der 5CD-Box aus.

    Das Freshsound-Set beginnt mit der 1954er-Session von „Shorty Rogers & His Giants“ (Sep. 10, 1954) und fährt dann zum grossen Teil lückenlos weiter mit den ersten Atlantic-Sessions: Mar. 1 & 3, 1955 („The Swinging Mr. Rogers“), Oct. 21 & 26 (eine alternate version von „Papouche“ vom 29. fehlt) und Nov. 3 (soweit ich sehe auf: „Martians Come Back“ und „Martians Stay Home“ sowie „Shorty in Stereo“).
    Dann fehlen die Oktett, Nonett und Septett Sessions von Dec. 6, 9 & 16 (alle auf der Collectables CD „Martians Come Back / Way Up There“ zu finden – die Dec. 6 Session erschien auf „Shorty in Stereo“, das dritte Stück aber zusammen mit den Sessions vom 9. & 16. auf „Way Up There“).
    Ebenfalls fehlen die „Clickin‘ with Clax“ sessions (nehme an, da wird auf William Claxton und seine Kamera angespielt?) (Mar. 27 & 39, 1956 – weiss nicht, wo die ausser dem Mosaic und dem Atlantic-Album zu finden sind, eine Japan-Ausgabe gab’s noch Warner Pioneer P-6179A).
    Das Freshsound-Set endet dann mit „Wherever the Five Winds Blow“ (Jul. 2, 1956).

    Danach wird’s einfacher mit den Sessions und Alben:
    – The Big Shorty Rogers Express (Jul. 5, 1956 sowie Mar. 26 & Apr. 2, 1953)
    – Plays Richard Rogers (Jan. 30, Feb. 1 & 4, Apr. 3, 1957)
    – Portrait of Shorty (Jul. 15 & Aug. 11. 1957)
    – Gigi in Jazz (Jan. 27 & 30, 1958)
    – Boots Brown & His Blockbusters (Feb. 2, 1958)
    – Stars of Jazz TV-Show (Jun. 2, 1958 – auf einem Callipe-Boot)
    – Afro-Cuban Influence (Jun. 19 & 26, 1958)
    – Boots Brown & His Blockbuster (Oct. 16, 1958)
    – Chances Are It Swings (Dec. 9, 12 & 20, 1958)
    – Wizard of Oz (Feb. 1959)
    – Shorty Rogers Meets Tarzan (ca. Ende 1959)
    – The Swinging Nutcracker (May 3, 17 & 26, 1960)
    – An Invisble Orchard (Feb. 28, Apr. 18 & 26, 1961)
    (Alle obigen für RCA, viele gab’s/gibt’s auf Freshsound CDs, den „Big Express“ zusammen mit „Courts the Count“, „Hot Blood“, „Cool and Crazy“, „Shorty Rogers and His Giants“ und „Modern Sounds“ auch auf diesem 2CD-Set)

    – The Fourth Dimension in Sound (Nov. 10, 22 & 24, 1961 – Warner)

    – The Shorty Rogers Quintet with guest Jeri Southern (1962)
    (Studio West CD, zwei Bands, eine davon mit Harold Land und Amos Trice)

    – Bossa Nova (Jun. 12-14, 1962 – Reprise)
    – Jazz Waltz (Dec. 1962 – Reprise)
    – Gospel Mission (1963 – Capitol)

    Und dann war Rogers mal am Ende… es folgen noch Aufnahmen 1967 (mit einer grossen Band, Titel kenne ich nicht, Killroy 19946) und dann 1982 (mit dem National Youth Jazz Orchestra).

    1983 geht’s wieder regelmässiger los:
    – Re-Entry (Atlas)
    – Yesterday, Today and Forever (Concord)
    – Aurex Jazz Festival ’83-Shorty Rogers & The West Coast Giants (East World)

    1984 folgt noch „Back Again“ (Concept) und von 1985 gibt’s ein Stück auf „It Happened in … Pescara (1969-1989)“ (Philology 2CD), dann ist wieder Pause.

    Dann folgen noch:
    – America the Beautiful (Candid 1991)
    – Eight Brothers (mit Bud Shank, Candid 1992)
    – Live at the Royal Palms Inn (mit Bill Perkins, Woofy 1993)

    Und das war’s dann in etwa auch schon.
    Weitere JSP-Sets (eins oder zwei), um zumindest die klassischen Atlantic und RCA-Sessions abzudecken, wären mir höchst willkommen, zumal ich meine liebe Mühe mit Freshsounds eher unverständlichen Compilations habe und manche späteren Alben in ihren Freshsound-Inkarnationen auch schon längst vergriffen sind.

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    #7749055  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    alexischickeWarum müsst ihr immer dieses Unwort in den Mund nehmen? Sagt doch einfach „Swing“

    Das ist genauso unklar wenn man’s auf Leute wie Shorty Rogers oder Jimmy Giuffre ausweitet. Dann kannst Du den Begriff „Swing“ grad jenem des „Mainstream“ auf die Müllhalde hinterherwerfen (und „Avantgarde“ gleich mit, bitte).

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    #7749057  | PERMALINK

    ferry

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    Das Unwort habe ich nur in dem Mund genommen, weil ich die „Schublade“ kennen lernen will. Ist mir aber völlig egal, welches Etikett auf der Musik klebt.
    Das wo es darauf ankommt, ist die Musik !
    Und die ist bei Shorty Rogers, soweit ich sie kenne sehr gut.

    Dann scheint Shorty wohl eher ein sehr guter Bandleader und Arrangeur gewesen zu sein, und weniger der glänzende Solist. tejazz hat ja auch schon auf seine Arbeit bei Woody Herman hingewiesen (er war da auch Arrangeur), und er war ja auch bei Stan Kenton.

    Die Session vom 8. Okt.1951 (?ist auf meiner CD so angegeben) mit Art Pepper ist auch noch sehr hörenswert.

    @ gypsy: da bleiben im Moment aber keine Fragen mehr offen ;-)

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    #7749059  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    ferryDas Unwort habe ich nur in dem Mund genommen, weil ich die „Schublade“ kennen lernen will. Ist mir aber völlig egal, welches Etikett auf der Musik klebt.
    Das wo es darauf ankommt, ist die Musik !
    Und die ist bei Shorty Rogers, soweit ich sie kenne sehr gut.

    das Unwort scheint mir hier absolut berechtigt, denn auch wenn die Musik vielleicht wieder ein Schritt zurück war, eine Konsolodierungsphase, kann sie Einflüsse von Bop und Cool nicht leugnen – allein die Saxphonisten klingen in der absoluten Mehrheit vollkommen anders als im ursprünglichen Swinf, Hawkins Schüler absolut in der Minderheit, stattdessen mehr die Nachfolger von Stan Getz und co, denen man sicher nicht gerecht wird, wenn man sie auf Lester Young reduziert… das ist der klassische Mainstreamjazz (as opposed to Gegenwartsmusik, die man runtermachen will, indem man sie Mainstreamjazz nennt); Smack Up, mein liebstes Art Pepper Album hat übrigens auch Jolly am Klavier…

    --

    .
    #7749061  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    ferryDie Session vom 8. Okt.1951 (?ist auf meiner CD so angegeben) mit Art Pepper ist auch noch sehr hörenswert.

    @ gypsy: da bleiben im Moment aber keine Fragen mehr offen ;-)

    8. Oktober 1951 stimmt – sehr tolle Session! Das ist West Coast Jazz, der quasi grad erst mit dem Absorbieren des Miles Davis Nonets („Birth of the Cool“ hiess das Album, auf dem die Capitol-Sessions später kompiliert wurden und unter dem Titel ist die Musik auch heute noch berühmt) begonnen hat… da ist noch viel Bop (bzw. Cool, aber der frühe Cool aus New York war ja eigentlich eher eine Unterart vom Bop… erst an der Westküste und mit Migranten wie Baker und Mulligan wurde aus dem Cool der West Coast Jazz, in den auch mehr Swing/Mainstream Eingang fand… das gab’s dann an der Ostküste auch, aber der erste Schwung von Cooljazzern aus dem Umfeld von Lennie Tristano hätte mit Swing wohl nicht sehr viel anfangen können). Die typische West Coast Mischung aus Swing/Mainstream mit Bop folgte erst so ab 1952 mit dem Gerry Mulligan Quartet (mit Chet Baker und ohne Piano) – da gab’s auch Kollektiv-Impros und jemand hat dafür das tolle Label „Bopsieland“ (also Bop + Dixieland) geprägt.

    Die Liste hab ich für mich selbst schon lange mal machen wollen… dachte, wenn ich schon durch die Diskographie (jene von Bruyninckx) schaue, kann ich das auch gleich hier reinstellen – vielleicht nützt’s ja sonst noch jemandem. Werde mir wohl die JSP-Box mal zulegen und dann sehen/warten/auf Vol. 2 hoffen… oder gar auf ein Exemplar des Mosaic-Sets…

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    #7749063  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    gypsy tail windDie oben erwähnte JSP-Box endet mit „East Coast-West Coast Scene“ (Sept. 11 & 14, 1954) und enthält davor die meisten wichtigen Rogers-Sessions (sowie wohl einiges an Sideman-Auftritten). Eine All-Stars-Session von 1953 („Jazz Superstars“, Jul. 11, 1953 – wohl eine Bootleg-Veröffentlichung) und die Boots Brown (Pseudonym von Rogers… was waren das, Dixieland, R&B-Sessions?) sind nicht komplett drin. „Modern Sounds“ (Oct. 8, 1951), „Popo“ (live im Lighthouse, Dec. 27, 1951), „Shorty Rogers & His Giants“ (Jan. 12 & 15, 1953 und Sep. 10, 1954), „Cool & Crazy“ (Mar. 26 & Apr. 2, 1953), „Hot Blood“ (vom Soundtrack zu „The Wild One“, Jul. 14, 1953), „Shorty Counts the Count“ (Feb. 2 & 9, Mar. 3, 1954), „Collaboration“ (Mar. 30 & Jun. 14, 1954), und „East Coast-West Coast Scene“ (Sept. 11 & 14, 1954) machen den Grossteil der 5CD-Box aus.

    Das Freshsound-Set (Shorty Rogers and His Giants – Complete Quintet Sessions 1954-1956 (3 Cd Boxset)) beginnt mit der 1954er-Session von „Shorty Rogers & His Giants“ (Sep. 10, 1954) und fährt dann zum grossen Teil lückenlos weiter mit den ersten Atlantic-Sessions: Mar. 1 & 3, 1955 („The Swinging Mr. Rogers“), Oct. 21 & 26 (eine alternate version von „Papouche“ vom 29. fehlt) und Nov. 3 (soweit ich sehe auf: „Martians Come Back“ und „Martians Stay Home“ sowie „Shorty in Stereo“).
    Dann fehlen die Oktett, Nonett und Septett Sessions von Dec. 6, 9 & 16 (alle auf der Collectables CD „Martians Come Back / Way Up There“ zu finden – die Dec. 6 Session erschien auf „Shorty in Stereo“, das dritte Stück aber zusammen mit den Sessions vom 9. & 16. auf „Way Up There“).
    Ebenfalls fehlen die „Clickin‘ with Clax“ sessions (nehme an, da wird auf William Claxton und seine Kamera angespielt?) (Mar. 27 & 39, 1956 – weiss nicht, wo die ausser dem Mosaic und dem Atlantic-Album zu finden sind, eine Japan-Ausgabe gab’s noch Warner Pioneer P-6179A).
    Das Freshsound-Set endet dann mit „Wherever the Five Winds Blow“ (Jul. 2, 1956).

    Ich hab die JSP Box vor ein paar Tagen erhalten – sie erschien 2007, was meine Hoffnung auf Vol. 2 eher klein hält. Lustigerweise hat ein Freund letzte Woche das Freshsound-Set gekauft (er kam mir zuvor beim durchschauen der Sommer-Ausverkäufte).

    Vorerst mal zu CD1: es werden die Jahre 1946-1950 abgedeckt und am Ende steht die eine Rogers-Session von 1951. Wir hören Rogers als Komponisten und Trompeter mit den Bands von Woody Herman (1946-49, u.a. mit „Keeper of the Flame“), im Stück „Bop“ mit Red Norvo (und den jungen Solisten Barney Kessel und Dexter Gordon).
    1950 folgt die erste Session unter Rogers Namen (28. August 1950, „A Mile Down the Highway“, „He Can Come Back Anytime“ und „Do It Again“), in der die grossartige June Chrissty zu hören ist, daneben Sidemen, die aus dem Kenton-Umfeld kommen: Shelly Manne, Art Pepper, John Graas, Bud Shank, Bob Cooper, Claude Williamson etc. Mit Kentons „“Innovations Orchestra“ hören wir Rogers dann als Komponisten der Stücke „Jolly Roger“, „Art Pepper“, „Viva Prado“ und „Round Robin“, Rogers ist mit kurzen Soli zu hören, aber es sind eher Art Pepper und Lead-Trompeter Ferguson (mit dem wir Rogers dann auch gleich in „Short Wave“ von 1950 hören), die im Zentrum stehen… und natürlich der etwas pompöse Sound der Band, den ich allerdings recht gerne mag.
    Die abschliessende Session vom 8. Oktober 1951 (es gibt auch Quellen, die den 1. Juli 1951 als Datum nennen) ist neben den drei Rogers-Stücken mit Christy (ich könnte „Do It Again“ den ganzen Tag hören! :liebe: ) die interessanteste der ersten CD. Die Giants setzen sich wie folgt zusammen: Rogers (t), Graas (frh), Gene Englund (tuba), Art Pepper (as), Jimmy Giuffre (ts), Hampton Hawes (p), Don Bagley (b) und Shelly Manne (d). Da wird schon in der Besetzung klar, dass die Musik sich irgendwo zwischen Bebop (Pepper, Hawes) und Stan Kentons Art des Swing bewegt. Mit „Four Mothers“ verneigt sich Shorty vor Jimmy Giuffre und seinem „Four Brothers“ (für die Band von Woody Herman komponiert), dann hören wir auch „Didi“ und „Popo“, zwei seiner Klassiker, sowie „Sam and the Lady“, „Apropos“ und Art Peppers wunderschönes Feature in seiner Lieblingsballade „Somewhere Over the Rainbow“. Pepper glänzt als Solist neben Rogers, in „Sam and the Lady“ spielen die beiden einen Dialog, von Shelly Manne aktiv begleitet. Die Arrangements sind flüssig, Horn und Tuba werden gut eingesetzt, Hawes begleitet sehr ansprechend und soliert mit hartem, knackigen Ansatz. Und Shelly Manne treibt, swingt, mal fein und zurückhaltend, mal als müsste er eine grosse, träge Big Band vor sich her treiben – sein Spiel überzeugt mich eigentlich, wo immer er auftaucht.

    Als Ergänzung zu den etwas pauschalen Bemerkungen oben über den West Coast Jazz, hier der Auftakt von Michael James Liner Notes zu „The Complete Pacific Jazz Small Group Recordings of Art Pepper“ (Mosaic MR3-105, ohne Jahr, anscheinend von 1983):

    Before 1951 the concept of west coast jazz held no more than a geographical significance for the listener. Certainly until then it carried no especial stylistic connotation. The music played in the small clubs along Central Avenue in Los Angeles in the forties, and preserved for us in such collections as The Hunt (Savoy SJL2222), echoed developments in New York, where Dexter Gordon, one of its leading protagonists, had already made his reputation. The influence of Charlie Parker and Dizzy Gillespie, disseminated at first by 78 r.p.m. records and then consolidated by their appearance at Billy Berg’s and other venues in early 1946, soon made itself felt in California, as in other metropolitan centers where the new men were receptive to bop. The local young lions, such as the altoist Sonny Criss or the pianist Hampton Hawes, sought not to create a separate idiom, but to carve out identities for themselves within the new movement.
    By the start of the next decade, that first thrust was spent. Many of the younger modernists had moved east, and the vacuum they left was quickly filled by newcomers whose allegiance to bop was keenly felt in the harmonic sphere but whose wider professional experience, notably in the leading white big bands of the day, meant that their rhythmic approach was more conservative. Tonally, too, they tended to differ from Gordon, Criss and their like preferring a smoother, less aggressively influenced style which in the case of many saxophonists had been filtered down from Lester Young by way of Stan Getz, Zoot Sims and Al Cohn. When the Stan Kenton orchestra reached California in the autumn of 1951, several of its leading sidemen gave notice and settled in the Los Angeles area. Art Pepper, who had worked with Kenton, first in 1943, and again from 1946 onwards, was amongst them, but the most immediately influential of this coterie were the trumpeter Shorty Rogers and the drummer Shelly Manne. Their common interest in an orchestral approach, with improvised passages and scored sections complementing each other to form a well-groomed, homogeneous and sophisticated whole, set the tone for an entire decade of stylistically distinctive music. Over-publicized then and seriously under-appreciated from 1960 on, the numerous recordings which they and their associates made are only now beginning to be appreciated at their true value.

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    #7749065  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    CD2 beginnt mit der zweiten und letzten Session von 1951, einer Live-Aufnahme von Howard Rumsey’s Lighthouse All Stars, aufgenommen in dessen Lighthouse Klub in Hermosa Beach am 27. Dezember. Neben Rogers (t) und Rumsey (b) spielen Art Pepper (as), Frank Patchen (p) und Shelly Manne (d).

    Das Repertoire ist noch deutlich vom Bop geprägt: „Scrapple from the Apple“, „All the Things You Are“, „Tin Tin Deo“, „Cherokee“ und Tadd Damerons „Robbins Nest“ stehen auf dem Programm. Mit „Jive at Five“ und Goodmans „Lullaby in Rhythm“ spielt aber auch der Swing schon rein, zudem hören wir die Balladen „What’s New“ und „Body and Soul“ sowie ein Original von Rogers zum Auftakt, „Popo“.
    Leider ist die Qualität der Aufnahme ziemlich übel, aber Rogers und Shank sind sehr schön zu hören und die Musik ist wohl ein frühes Dokument dessen, was später eben West Coast Jazz heissen würde. Rumseys Klub und seine Lighthouse All Stars wurden zur Institutution, gerade wie Shelly Manne’s Men (und sein Manne-Hole) oder Shorty Rogers Giants. Bei Pepper war der Weg weniger eindeutig, er befand sich im Widerstreit zwischen Form und freier Expression (sein „Art Pepper + 11“ ist wohl die letzte Rückkehr zum Versuch, mit Form, mit richgtigen Arrangements zu arbeiten). Sein Weg führte ihn zu einer viel expressiveren, direkteren und irgendwie wohl freieren Musik und spätestens um 1956 waren die Berührungspunkte mit dem West Coast Jazz mehr oder weniger verschwunden, Pepper nahm mit Red Garland oder Wynton Kelly auf, liess ich von Jimmy Bond und Frank Butler begleiten. Die Musik war dennoch kein Hardbop, aber hatte nur noch wenige Gemeinsamkeiten mit dem klassischen West Coast Jazz. Mit „Intensity“ (der Albumtitel spricht Bände) hat er den Schlusspunkt gesetzt, bevor seine langen Knast-Jahre begannen (bis 1975, mit kurzen Unterbrüchen 1964 und 1968, beim zweiten spielte er mit Buddy Richs Big Band und war in dessen Big Band, als das Album „Mercy, Mercy“ eingespielt wurde – mit einem grossartigen Pepper-Feature über Billy Strayhorns „Chelsea Bridge“).
    1951 ist Peppers Ton aber noch fein, weich, noch nicht so stark konturiert wie später. Er und Rogers ergänzen sich hervorragend. Rogers setzt in „Popo“ ein Glanzlicht, aber sonst sind es eher Peppers Soli, die diese Session so toll machen, wie sie ist. Er ist agil, leicht, stark von Parker geprägt, sein Ton aber sanfter, runder, was ihn jedoch nicht davon abhält, in sein Legato-Spiel typisch rhythmisierte Bebop-Phrasen einzustreuen. Sehr toll ist auch hier wieder Shelly Manne – er spielt druckvoll ist ist enorm präsent, weiss seine Begleitung aber auch genau recht zu dosieren.
    Über den Pianisten Frank Patchen weiss ich wenig; er hat mitte der 50er noch auf ein paar weiteren Rumsey-LPs (sie erschienen zumeist bei Contemporary) gespielt, sass anscheinend in der Zeit auch in der Begleitband der Treniers und taucht als Sideman auch bei Maynard Ferguson, Shelly Manne und Jimmy Giuffre auf. Seine Soli hier sind ganz schön, aber eine wirklich eigene Handschrift kann ich ehrlich gesagt nicht erkennen.

    Es folgt ein Rogers-Stück, dass Louie Bellson im Rahmen einer Capitol-Session im Februar 1952 mit ein paar Ellingtonians sowie John Graas eingespielt hat (Soli: Wardell Gray, ts; Clark Terry, t; Willie Smith, as; Harry Carney, bari; Bellson, d). Dann hören wir ein weiteres Stück von einer weiteren Rumsey-Session vom Juli 1952, „Swing Shift“ (in der 12″-Ära der Opener von Vol. 3 der Rumsey-Alben von Contemporary). Das Stück swingt wie die Musik Basies, hier ist der West Coast Jazz da, fertig ausgeformt. Kurze, flüssige Soli im Wechsel, schnelles Tempo, das aber mehr swingt als bopt, Patchen zitiert noch rasch „There’s a Small Hotel“, bevor das Riff-Thema – mit ein paar Fills von Manne – zu Ende gebracht wird.
    Es folgen zwei Kostproben von Boots Brown & His Blockbusters. Mit diesem Projekt versuchte Rogers sich – mit Hilfe von Milt Bernhart (tb), Bud Shank (as), Jimmy Giuffre (ts), Gerry Mulligan (bari), Marty Paich (p), Jimmy Wyble (g), Howard Rumsey (b) und Roy Harte (d) – am R&B, wie ihn in Los Angeles etwa Big Jay McNeely spielte. Harte trommelt den Shuffle hart, Giuffre röhrt wie ein räudiger Hirsch… das ganze ist – erst recht wenn man um die bleichen Gesichter und die europäischen Wurzeln der Beteiligten weiss – eher Satire als Musik, macht aber irgendwie trotzdem Spass. Es ist aber bestimmt kein grossser Verlust, dass nur zwei Stücke von diesem Projekt zu hören sind.

    Das ist die letzte Seltsamkeit oder Sideman-Session dieses Sets, die vier letzten Stücke von CD2 stammen dann von der Giants Session vom 12. Januar 1953, die auf CD3 fortgesetzt wird, und zu der ich später kommen werde.

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    ferry

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    Wenn ich das richtig verstanden habe, ist Shorty Rogers‘ West Coast Jazz also eine Mischung aus Bebop und den neuesten Cool-Jazz Einflüssen, gepaart mit dem 30er Jahre- Swing. Das wäre aber doch eine neue, eigenständige Mischung mit charakteristischen Stilmerkmalen.
    Wie kann denn das Mainstream- Jazz sein, allein wegen der Swing-Anleihen aus den 30er Jahren ? Es handelt sich schliesslich doch um etwas neues.

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