Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Retromania | ist Pop tot?
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AutorBeiträge
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Wenzelwobei das wieder auf die fehlende Tradition zurückzuführen ist. Spontan fällt mir eigentlich nur Andreas Dorau (Popper mit starkem Distinktionsbedürfnis) als Gegenbeispiel ein.
Klar, da war England (zusammen mit Muttersprache und vielen Hafenstädten als Einfallstor für US-Musik) klar im Vorteil. Aber das schließt sich ja gegenseitig nicht aus.
Friedrich[…]
Es ist überhaupt keine Frage, ob Pop sich nicht immer schon in einem Referenzsystem von Überliefertem aus Fakten und Legenden bewegte. Die Frage ist eher, auf welchem Niveau das geschieht, mit welchem Kenntnisreichtum und welcher Raffinesse und ob und wie das vom Hörer auch wahrgenommen wird.Gute Bemerkung: das Zitat, der Bezug auf Vorangegangenes ist immer da, man muss ihn halt sehen wollen und können.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Highlights von Rolling-Stone.deNeu auf Disney+: Die Film- und Serien-Highlights im August
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WerbungMikkoWen interessiert das und warum ist das wichtig? Entscheidend ist, ob es passt, Sinn macht und sich in den ästhetischen Rahmen fügt.
Ich sehe die Reduktion auf das Ästhetische als Bestandteil des Retro-Phänomens. Die wiederverwendeten Sitile werden aus ihren früheren gesellschaftlichen Kontexten gelöst und in die heute allgegenwärtige Pop-Kultur eingepaßt. Ich sehe darin mehr eine Vereinnahmung als eine Verbeugung vor „alten Meistern“. Letztlich geht dem Pop so seine gesellschaftlich-kulturelle Bedeutung verloren, weil nur noch die Ästhetik regiert.
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AlbertoIch sehe die Reduktion auf das Ästhetische als Bestandteil des Retro-Phänomens. Die wiederverwendeten Sitile werden aus ihren früheren gesellschaftlichen Kontexten gelöst und in die heute allgegenwärtige Pop-Kultur eingepaßt. Ich sehe darin mehr eine Vereinnahmung als eine Verbeugung vor „alten Meistern“. Letztlich geht dem Pop so seine gesellschaftlich-kulturelle Bedeutung verloren, weil nur noch die Ästhetik regiert.
Beispiele? Ich ahne was Du meinst, aber so ganz nachvollziehen kann ich das so allgemein nicht.
Und die gesellschaftlich-kulturelle Bedeutung von Pop, was ist das denn überhaupt?
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Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!MikkoBeispiele? Ich ahne was Du meinst, aber so ganz nachvollziehen kann ich das so allgemein nicht.
Und die gesellschaftlich-kulturelle Bedeutung von Pop, was ist das denn überhaupt?
Rock- und Popmusik war früher gerne mit Aufständen oder Aufbrüchen verbunden. Diese Elemente werden von den Retro-Künstlern entfernt. Pop dient heute der Dauerberieselung. Gewertet wird heute höchstens noch in ästhetischen Kategorien.
Beispiel aus dem Bauch: Ladytron
(Da nehme ich meine Altersgruppe nicht aus. Zur Begründung der Abneigung gegen HipHop werden überwiegend ästhetische Aspekte angeführt. So als wäre Postpunk schön gewesen.)
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Alberto
Rock- und Popmusik war früher gerne mit Aufständen oder Aufbrüchen
verbunden.
Wenn Kunst mit einem gesellschaftlichen Aufbruch Hand in Hand geht,
dann ist das ein glücklicher Zufall. „Glücklich“ aus der Perspektive
dessen, der diesen Aufbruch begrüßt. Es kann natürlich auch andersrum
kommen…..
Wäre dir eine Popkultur lieber, die den Neoliberalismus verkörpert?
Der ist ja wohl die treibende Ideologie der Gegenwart :teufel_2:Gewertet wird heute höchstens noch in ästhetischen Kategorien.
…was für Kunst ja gar keine so dumme Idee ist.
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Software ist die ultimative Bürokratie.DemonWäre dir eine Popkultur lieber, die den Neoliberalismus verkörpert?
Der ist ja wohl die treibende Ideologie der Gegenwart :teufel_2:
…was für Kunst ja gar keine so dumme Idee ist.Die treibende Ideologie der Gegenwart ist der Neoliberalismus schon längst nicht mehr, weil er sich spätestens seit der Lehman-Pleite täglich an der Realität blamiert. Vielmehr ist ein rasender Stillstand, eine Art katatonische Starre in einer irren Pendelbewegung zwischen Neoliberalismus und Neokeynesianismus eingetreten (letzterer hat sich ja schon früher als der Neoliberalismus an der Realität blamiert).
Eine Popkultur, die den Neoliberalismus verkörpert, hatten wir ja bereits in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre. Das Problem war halt, dass die Popmusik, die diese Zeit hervorbrachte, abgrundtief hässlich war; insofern konnte sie auch ästhetisch keine sinnvolle Alternative zu den popkulturellen Ausprägungen der vorangehenden Jahrzehnte darstellen.
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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=Hal CrovesEine Popkultur, die den Neoliberalismus verkörpert, hatten wir ja bereits in der zweiten Hälfte der Achtziger Jahre. Das Problem war halt, dass die Popmusik, die diese Zeit hervorbrachte, abgrundtief hässlich war; insofern konnte sie auch ästhetisch keine sinnvolle Alternative zu den popkulturellen Ausprägungen der vorangehenden Jahrzehnte darstellen.
Wie bitte???
:wow:
The Smiths, Hüsker Dü, Run DMC, LL Cool J, Cocteau Twins, Sonic Youth, Talk Talk, Beastie Boys, Prefab Sprout, Public Enemy, Felt, De La Soul, Style Council, Prince, Pet Shop Boys, Jesus & Mary Chain, der beginnende Siegeszug der elektronischen Tanzmusik usw. usf. Ist das alles sooo hässlich?
Eine Verbindung zwischen dem angeblich vorherrschenden wirtschaftspolitischen Paradigma und dem Niveau der Popmusik herzustellen, halte ich für sehr gewagt.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)Naja, hässlich wie Gordon Gekko (oder Patrick Bateman), nicht wie Quasimodo. In dem Sinne, in dem erstere abgrundtief hässlich sind, ist letzterer eigentlich bezaubernd.
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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=Und wieso verkörperte diese von Friedrich aufgezählte Musik den Neoliberalismus? Hal, das ist alles ziemlich weit hergeholt – aus dem Land, wo der Unsinn blüht …
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MikkoUnd die gesellschaftlich-kulturelle Bedeutung von Pop, was ist das denn überhaupt?
Ein klassischer Denkfehler der (Kultur)Linken. Dem sogar Büsser aufsaß.
tolomoquinkolomZum anderen haben sich die, die sich vom Mainstream abgrenzen wollen, in Nischen eingenistet, eigene Netzwerke, alternative Vertriebswege gefunden. Aber wer soll da noch den Überblick behalten? Und wie sollen die vielen Nischen eine Wirkung erzeugen?
[Sebastian Dörfler/Martin Büsser | aus: Überall, nur nicht hier]
Immer auf der Suche nach dem revolutionären Objekt.
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I hunt aloneHerr RossiUnd wieso verkörperte diese von Friedrich aufgezählte Musik den Neoliberalismus?
Die hat er aufgezählt, nachdem ich meinen letzten Beitrag gepostet habe. Und außer den Pet Shop Boys (die ich komplett scheiße finde) wäre damals keine dieser Bands als „Pop“ bezeichnet worden; in den Achtzigern war Indie noch ein substanzieller Begriff. Ich z.B. liebe das Album „Dumb Poet“ von Immaculate Fools; heute, nach der Außerwertsetzung des Indie-Begriffs, würde man das wohl als Pop bezeichnen, aber damals wäre das völlig unmöglich gewesen.
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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=Hal CrovesDie hat er aufgezählt, nachdem ich meinen letzten Beitrag gepostet habe. Und außer den Pet Shop Boys (die ich komplett scheiße finde) wäre damals keine dieser Bands als „Pop“ bezeichnet worden; …
Prince (SIGN OF THE TIMES), Prefab Sprout (STEVE MCQUEEN), Style Council (OUR FAVORITE SHOP), Talk Talk (COLOUR OF SPRING) und Run DMC (RAISING HELL) sind kein Pop? Ich bitte Dich: Das musst Du näher erklären! Viel tiefer ins Herz des Pop geht es ja kaum noch!
Es gibt vielleicht einen Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Politik auf der einen Seite und der Qualität – und damit meine ich die Eigenschaften – von Pop auf der anderen Seite, aber keinen Zusammenhang, der das Niveau – also die Güte – betrifft. Auch in schlechten Zeiten wird gute Kunst produziert und umgekehrt.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)Hal CrovesPet Shop Boys (die ich komplett scheiße finde)
Auweia …
wäre damals keine dieser Bands als „Pop“ bezeichnet worden; in den Achtzigern war Indie noch ein substanzieller Begriff. Ich z.B. liebe das Album „Dumb Poet“ von Immaculate Fools; heute, nach der Außerwertsetzung des Indie-Begriffs, würde man das wohl als Pop bezeichnen, aber damals wäre das völlig unmöglich gewesen.
Womit wir wieder beim alten Problem wären: Jeder redet über was anderes. Ob das stimmt, was Du da schreibst, sei mal dahingestellt, aber wenn wir hier über „Pop ist tot“ diskutieren, dann doch sicher nicht nur über Rick Astley und Lena, sondern dann verstehen wir Pop als Überbegriff für verschiedenste Bereiche zeitgenössischer populärer Musik. Ansonsten können wir uns die ganze Diskussion hier auch schenken.
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FriedrichPrince (SIGN OF THE TIMES), Prefab Sprout (STEVE MCQUEEN), Style Council (OUR FAVORITE SHOP), Talk Talk (COLOUR OF SPRING) und Run DMC (RAISING HELL) sind kein Pop? Ich bitte Dich: Das musst Du näher erklären! Viel tiefer ins Herz des Pop geht es ja kaum noch!
Das mag vielleicht sein, aber da ich diese Alben nicht besitze, kann ich dazu nichts schreiben. Es sind aber letztlich nur fünf Einzelbeispiele. Auch fünf Schwalben machen noch keinen Sommer.
FriedrichEs gibt vielleicht einen Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Politik auf der einen Seite und der Qualität – und damit meine ich die Eigenschaften – von Pop auf der anderen Seite, aber keinen Zusammenhang, der das Niveau – also die Güte – betrifft. Auch in schlechten Zeiten wird gute Kunst produziert und umgekehrt.
Auch das ist richtig, aber ich unterscheide immer zwischen Regel und Ausnahme bzw. zwischen prägenden und marginalen Merkmalen. Ich war Ende der Achtziger selbst Teenager und mochte fast nichts von dem, was damals neu erschien, auch nichts von dem, was Du aufgelistet hast. Die Smiths waren insofern eine Ausnahme als ich mir manches davon von einem Freund auf Kassette überspielte; besonders toll fand ich die aber nicht. Viel mehr gefielen mir Echo & The Bunnymen; die höre ich auch heute noch gerne; allerdings waren die Ende der Achtziger auch schon Geschichte.
Um nicht völlig bestimmte Beispiele schuldig zu bleiben für die von mir behauptete Korrelation zwischen Neoliberalismus und Popmusik der späten Achtziger Jahre, nenne ich Phil Collins (alles), August von Eric Clapton, Whitney Houston, Modern Talking und Milli Vanilli. Mancher mag fragen, wie man die beiden letztgenannten überhaupt erwähnen könne, aber die waren halt omnipräsent, irrsinnig erfolgreich und (scheinbar) der Inbegriff von zeitgenössischem Pop. Während die also die Charts beherrschten und Fantastillionen von Platten verkauften, entdeckte ich für mich Dire Straits, The Who, Cream… aber das habe ich ja alles schon im Vorstellungsthread geschrieben: http://forum.rollingstone.de/showpost.php?p=2801258&postcount=3345
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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=Herr RossiWomit wir wieder beim alten Problem wären: Jeder redet über was anderes.
Lieber Herr Rossi, dass wir beide sowieso über komplett verschiedene Dinge reden, hast Du selbst schon festgestellt:
Herr RossiIch gewinne aber den Eindruck, dass sich unsere Musikwahrnehmung diametral unterscheidet.
Insofern kann ich auch durchaus darüber lächeln, dass Du unter der Schlagzeile „Pop ist tot“ Lena und Rick Astley in einem Atemzug nennst; auf dem Planeten, auf dem Du Dich befindest, mag das noch als Kneipenwitz taugen.
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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<= -
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