Quentin Tarantino

Ansicht von 15 Beiträgen - 346 bis 360 (von insgesamt 507)
  • Autor
    Beiträge
  • #2023327  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Napoleon DynamiteWäre dann JACKIE BROWN nicht nach dieser Formel eher Tarantinos „amerikanischste“ Arbeit? Mit der Reihenfolge Storyline -> Cinemavision -> Dialog?

    Interessanter Gedanke, dennoch ist die Reihenfolge hier anders/umgekehrt: viel Dialog, wenig (äußere) Handlung; die eigentliche Story bewegt sich dabei fast ausschließlich in einem recht überschaubaren Krimiplot, der lediglich den Überbau für die Charaktere liefert. Aber falls du an „amerikanischste Arbeit im Sinne von Howard Hawks“ gedacht haben magst, dann ja.

    lathoDanach wäre für mich Death Proof der europäischte Film – die Storyline spielt da am wenigsten eine Rolle.

    Napoleon DynamiteFellini’s Grindhouse sozusagen.

    Gut möglich. Stilisiert bis zum Exzess ist das jedenfalls. Aber eher auf (virtuosen) Oberflächenglanz bedacht und angelegt, weniger auf unspektakuläre Momente und Alltags-Charaktere. Mehr so ein Film im Film im Film plus den dazugehörigen Comic-Figuren. Und über allem der Retroblick, der Trash dann letztlich zum Feuilleton-Kunstobjekt macht. So gesehen habt ihr natürlich recht, wenn ihr schreibt, das sei europäisch.

    --

    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #2023329  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    pinchInteressanter Gedanke, dennoch ist die Reihenfolge hier anders/umgekehrt: viel Dialog, wenig (äußere) Handlung; die eigentliche Story bewegt sich dabei fast ausschließlich in einem recht überschaubaren Krimiplot, der lediglich den Überbau für die Charaktere liefert. Aber falls du an „amerikanischste Arbeit im Sinne von Howard Hawks“ gedacht haben magst, dann ja.

    Hawks wegen der Dialoge?

    pinch
    Gut möglich. Stilisiert bis zum Exzess ist das jedenfalls. Aber eher auf (virtuosen) Oberflächenglanz bedacht und angelegt, weniger auf unspektakuläre Momente und Alltags-Charaktere. Mehr so ein Film im Film im Film plus den dazugehörigen Comic-Figuren. Und über allem der Retroblick, der Trash dann letztlich zum Feuilleton-Kunstobjekt macht. So gesehen habt ihr natürlich recht, wenn ihr schreibt, das sei europäisch.

    Klar sind die Figuren in Death Proof comic-haft (ich mag das Wort ja nicht. Lieber: überzogen). Aber ohne einige der ruhigen Momente (zB. Julia liest eine SMS), wäre der Film auch nicht so gut – die bilden dann den Kontrapunkt.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #2023331  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    lathoHawks wegen der Dialoge?

    Wegen der Dialoge und wegen dem großartigen Interplay der beiden Hauptfiguren (Grier/Forster) und natürlich (und vor allem!) wegen QTs völlig eigenständiger Aneignung der Vorlage für ganz persönliche Obsessionen.

    lathodie bilden dann den Kontrapunkt.

    Ja, aber dieser Blick für scheinbar nebensächliche Details und das Innehalten in der Geschichte findet in nahezu jedem seiner Filme statt. Selbst in dieser seltsamen CSI-Episode.

    --

    #2023333  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    pinchWegen der Dialoge und wegen dem großartigen Interplay der beiden Hauptfiguren (Grier/Forster) und natürlich (und vor allem!) wegen QTs völlig eigenständiger Aneignung der Vorlage für ganz persönliche Obsessionen.

    Ok, schön formuliert.

    pinch
    Ja, aber dieser Blick für scheinbar nebensächliche Details und das Innehalten in der Geschichte findet in nahezu jedem seiner Filme statt. Selbst in dieser seltsamen CSI-Episode.

    Die habe ich noch nicht gesehen, ich kenne nur die ER-Folge, die war allerdings nicht schlecht.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #2023335  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    lathoDie habe ich noch nicht gesehen, ich kenne nur die ER-Folge, die war allerdings nicht schlecht.

    Ja, die ist besser als sein CSI-Beitrag. Geht auch mehr in Richtung JACKIE BROWN, was Charakterzeichnung und verlangsamtes Erzählen betrifft (entstand interessanterweise kurz vor JB), wogegen CSI weitaus plakativer ist und sogar die plakativste Szene aus KILL BILL 2 gleich vorwegnimmt (entstand interessanterweise fast zeitgleich).

    --

    #2023337  | PERMALINK

    flint-holloway

    Registriert seit: 05.10.2007

    Beiträge: 9,981

    pinch
    Die Stärken von JACKIE BROWN liegen, im Gegensatz etwa zu PULP FICTION, weniger im überdrehten Geschehen und im Sprengen von Genrekonventionen und Muster, als vielmehr in den ruhigen Momenten, im dreidimensionalen Ausloten der Charaktere usw. Da menschelt es mitunter an Ecken und Enden, wo vorher (und nachher dann wieder) eher distanziert stilisiert wurde.

    Ja. Geht mir aber eigentlich noch nicht weit genug. Für mich war Jackie Brown quasi immer eine Art „Anti-Tarrantino“. In seinen anderen Filmen sind seine Figuren quasi Reiseleiter durch eine Welt des aufgeblasenen (nicht negativ zu werten) Genrekinos. Man darf ihnen über die Schulder schauen wie sie sich, durch das was QT als die Essenz seiner favorisierten Filme hält, bewegen während sie eigentlich meist mehr mit dem Zuschauer sprechen als zueinander. In Jackie Brown hat er Spass daran seine Figuren eine Nadel in das stechen zu lassen was im kollektiven Gedächtnis von Blaxploitation übrig geblieben ist. Normalerweise wäre Bridget Fonda schwarz und würde sich als Hauptfigur mit der Shotgun durch den Film schießen. Bitter enttäuscht von Jackson und einen (neu/wieder)gewonnen Idealismus (im Sinne eines Jack Hill Films) vor sich her tragend. Statt dessen wird die Genrewelt durch die paragmatische Pam Grier, die für eine Heldin normalerweise viel zu müde ist und äusserlich immer näher daran ist sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren, zum Einsturz gebracht. Dekonstruktion durch Lebensnähe oder so….

    --

    #2023339  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    pinchInteressanter Gedanke, dennoch ist die Reihenfolge hier anders/umgekehrt: viel Dialog, wenig (äußere) Handlung; die eigentliche Story bewegt sich dabei fast ausschließlich in einem recht überschaubaren Krimiplot, der lediglich den Überbau für die Charaktere liefert.

    Nochmal gewendet für mich, P. Das ist doch eben das Amerikanische daran, das liebevoll Detaillierte an den Charakteren ergibt sich erst aus dem Plot, daraus wie sie in die Handlung eingewoben sind und was sie als rein ästhetische Figuren auszeichnet, wenn die (an sich ja tatsächlich banale, routinierte) Story dann mal aufgegangen ist & zurücktritt. Griers Close Up als Schlußszene gewinnt erst durch die Kenntnis des „Davor“, ist Konsequenz und dann eben doch nochmal mehr, etwas, das nicht direkt auf die simple Geschichte zurückzuführen ist, anders aber auch nicht erzeugbar wäre. Der Fokus quasi erst durch den Plot hindurch auf die Figuren, wie Fords Blick durch die Tür auf Wayne. Europäisches Kino wie es QT versteht, müsste sich erst ausgehend von den ausgearbeiteten Figuren eine eigene Handlung suchen, so entwickelt sich meiner Meinung nach JACKIE BROWN nicht. Eher als Ergebnis von QT’s Leonard Lektüre mit anschließender persönlicher Skizzierung & obsessiver Verfeinerung der Charaktere, deswegen funktioniert der Film ja auch sowohl als adäquat adaptierter Elm Leonard Kosmos wie auch als Tarantinos eigener, poetischer Detailentwurf (und schwächelt leicht, wenn QT mäßiger am Ausgestalten war wie bei Michael Keatons Figur).

    lathoDie habe ich noch nicht gesehen.

    Tarantinos Inszenierung ist tatsächlich etwas lasch & reichlich plakativ, aber die Grundidee der Handlung fand ich toll, die Auflösung dann eher weniger, siehe pinchs Verweis auf „Kill Bill 2“.

    Flint HollowayJa. Geht mir aber eigentlich noch nicht weit genug. Für mich war Jackie Brown quasi immer eine Art „Anti-Tarrantino“. In seinen anderen Filmen sind seine Figuren quasi Reiseleiter durch eine Welt des aufgeblasenen (nicht negativ zu werten) Genrekinos. Man darf ihnen über die Schulder schauen wie sie sich, durch das was QT als die Essenz seiner favorisierten Filme hält, bewegen während sie eigentlich meist mehr mit dem Zuschauer sprechen als zueinander. In Jackie Brown hat er Spass daran seine Figuren eine Nadel in das stechen zu lassen was im kollektiven Gedächtnis von Blaxploitation übrig geblieben ist. Normalerweise wäre Bridget Fonda schwarz und würde sich als Hauptfigur mit der Shotgun durch den Film schießen. Bitter enttäuscht von Jackson und einen (neu/wieder)gewonnen Idealismus (im Sinne eines Jack Hill Films) vor sich her tragend. Statt dessen wird die Genrewelt durch die paragmatische Pam Grier, die für eine Heldin normalerweise viel zu müde ist und äusserlich immer näher daran ist sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren, zum Einsturz gebracht. Dekonstruktion durch Lebensnähe oder so….

    Ne, das klingt eher nach Robert Altman. Die Verweise zum Blaxploitation Kino waren ja auch eher eine Verbeugung vor Pam Grier, denn etwas das sich explizit stilistisch durch den Film ziehen würde.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #2023341  | PERMALINK

    nerea87

    Registriert seit: 03.02.2005

    Beiträge: 3,185

    Flint HollowayJa. Geht mir aber eigentlich noch nicht weit genug. Für mich war Jackie Brown quasi immer eine Art „Anti-Tarrantino“. In seinen anderen Filmen sind seine Figuren quasi Reiseleiter durch eine Welt des aufgeblasenen (nicht negativ zu werten) Genrekinos. Man darf ihnen über die Schulder schauen wie sie sich, durch das was QT als die Essenz seiner favorisierten Filme hält, bewegen während sie eigentlich meist mehr mit dem Zuschauer sprechen als zueinander. In Jackie Brown hat er Spass daran seine Figuren eine Nadel in das stechen zu lassen was im kollektiven Gedächtnis von Blaxploitation übrig geblieben ist. Normalerweise wäre Bridget Fonda schwarz und würde sich als Hauptfigur mit der Shotgun durch den Film schießen. Bitter enttäuscht von Jackson und einen (neu/wieder)gewonnen Idealismus (im Sinne eines Jack Hill Films) vor sich her tragend. Statt dessen wird die Genrewelt durch die paragmatische Pam Grier, die für eine Heldin normalerweise viel zu müde ist und äusserlich immer näher daran ist sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren, zum Einsturz gebracht. Dekonstruktion durch Lebensnähe oder so….

    Interessante Gedanken. Als intuitiver Filmgucker habe ich Tarantinos Ansatz vollständig „gefressen“, der sagte, dass er den Film gemacht hat, um die Schlusseinstellung mit Max‘ Gesicht in Großaufnahme zu „erklären“. Bei mir funktioniert das ganz hervorragend, weshalb ich darauf schließe, dass T’s Film so funktioniert, wie er das wollte. Und wenn Tarantino von diesem Bild so fasziniert war, es zum Ausgangspunkt seines Filmes zu machen, dann hat er hier eine zutiefts europäische Sichtweise, die ihn v.a. mit den Franzosen verbindet (Rohmer und Leconte und Rivette fallen mir da zuerst ein, oder nicht französisch, Chantal Akkerman und v.a. Kieslowski).

    Daraus leite ich auch den Gedanken ab, dass es am Wesen von Jackie Brown vorbeigeht, Längen zu beklagen. Das ist, als würde man Rohmer vorwerfen, die Handlung in den Jahreszeiten sei zu langamtmig. Oder, wie es einem Freund von mir erging, der in Thin Red Line war und sich beschwerte, das nach der Schlacht noch eine Stunde Geschwätz kam. Er war schwer enttäuscht, ich libe Red Line.

    --

    ...falling faintly through the universe...
    #2023343  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    Napoleon DynamiteNochmal gewendet für mich, P. Das ist doch eben das Amerikanische daran, das liebevoll Detaillierte an den Charakteren ergibt sich erst aus dem Plot, daraus wie sie in die Handlung eingewoben sind und was sie als rein ästhetische Figuren auszeichnet, wenn die (an sich ja tatsächlich banale, routinierte) Story dann mal aufgegangen ist & zurücktritt. Griers Close Up als Schlußszene gewinnt erst durch die Kenntnis des „Davor“, ist Konsequenz und dann eben doch nochmal mehr, etwas, das nicht direkt auf die simple Geschichte zurückzuführen ist, anders aber auch nicht erzeugbar wäre. Der Fokus quasi erst durch den Plot hindurch auf die Figuren, wie Fords Blick durch die Tür auf Wayne. Europäisches Kino wie es QT versteht müsste sich erst ausgehend von den ausgearbeiteten Figuren eine eigene Handlung suchen, so funktioniert meiner Meinung nach JACKIE BROWN nicht. Eher als Ergebnis von QT’s Leonard Lektüre mit anschließender persönlicher Skizzierung & Verfeinerung der Charaktere, deswegen funktioniert der Film ja auch sowohl als adäquat adaptierter Elm Leonard Kosmos wie auch als Tarantinos eigener, poetischer Detailentwurf (und schwächelt leicht, wenn QT mäßiger am Ausgestalten war wie bei Michael Keatons Figur).

    Mit dem Ford-Beispiel habe ich kapiert, was Du meinst. Und wegen der Schlussszene (= Fords Türszene) – einfache Gleichung: wenn Ford dabei ist, ist es amerikanisches Kino (allerdings länger her, dass ich Jackie Brown gesehen habe).
    Grundsätzlich ist da schon eine Story bei Jackie Brown, die hat ja auch Funktion (egal wie einfach sie ist, so Russ-Meyer-einfach wie bei Death Proof konnte sie gar nicht sein).
    Das Elmore-Leonard’sche im Film sind in meinen Augen die Figuren.

    Napoleon Dynamite
    Tarantinos Inszenierung ist tatsächlich etwas lasch & reichlich plakativ, aber die Grundidee der Handlung fand ich toll, die Auflösung dann eher weniger, siehe pinchs Verweis auf „Kill Bill 2“.

    Ich hatte von der Szene schon gehört, ja.

    Napoleon Dynamite
    Ne, das klingt eher nach Robert Altman. Die Verweise zum Blaxploitation Kino waren ja auch eher eine Verbeugung vor Pam Grier, denn etwas das sich explizit stilistisch durch den Film ziehen würde.

    Iiih, Altman. Blaxploitation (wenn man mal die Grier-Filme hernimmt) findet sich eher im Plot von Kill Bill.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #2023345  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    lathoso Russ-Meyer-einfach wie bei Death Proof

    No shit, das ist nicht Russ Meyer-einfach, sondern Federico Fellini-leicht!

    lathoBlaxploitation […] findet sich eher im Plot von Kill Bill.

    Yup, finde ich auch.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #2023347  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    nerea87[…]
    Daraus leite ich auch den Gedanken ab, dass es am Wesen von Jackie Brown vorbeigeht, Längen zu beklagen. Das ist, als würde man Rohmer vorwerfen, die Handlung in den Jahreszeiten sei zu langamtmig. Oder, wie es einem Freund von mir erging, der in Thin Red Line war und sich beschwerte, das nach der Schlacht noch eine Stunde Geschwätz kam. Er war schwer enttäuscht, ich libe Red Line.

    Das finde ich gut formuliert und geschlussfolgert (Thin Red Line war mir im übrigen auch zu lang, andere Malick-Filme dagegen fast schon zu kurz…).
    Das ist das, was ich ursprünglich meinte: egal ob der QT-Film nun europäischer oder amerikanischer ist, als reines Erzählkino des aktuellen Zuschnitts, in dem die Schnitte und Handlungsfolgen mit dem Sekunderzeiger getimt werden, darf man QT nicht sehen. Dass seine Filme allgemein aber funktionieren, sieht man ja am Zuspruch zu IB. Vielleicht – Querverweis auf den 80er-Jahre-Doku-Thread – kann das ja das Ende der schnellen Bildfolgen im Kino bedeuten.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #2023349  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    Napoleon DynamiteNo shit, das ist nicht Russ Meyer-einfach, sondern Federico Fellini-leicht!

    Der Meyer-Verweis als Bezug auf die Prügelszene zum Schluss. Fellini zur Zeit von Dolce Vita?

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #2023351  | PERMALINK

    flint-holloway

    Registriert seit: 05.10.2007

    Beiträge: 9,981

    Napoleon Dynamite
    Ne, das klingt eher nach Robert Altman. Die Verweise zum Blaxploitation Kino waren ja auch eher eine Verbeugung vor Pam Grier, denn etwas das sich explizit stilistisch durch den Film ziehen würde.

    Das ganze mag durchaus eine Verbeugung vor Pam Grier gewesen sein, aber die stilistischen Anleihen an das Blaxploitation Kino gehen dann doch über mehr als ein Paar Verweise hinaus. Und dass irgendeine Dekonstruktion nicht unbedingt die Grundintetion Tarantinos war würde ich gar nicht bestreiten wollen. Schließlich war das ganze ja die Adaption eines Stoffes der mit meinem Geschreibe von oben gar nichts zu tun hat. Aber allein das Endergebniss betrachtet stellt Jackie Brown für mich, was den Umgang mit dem Genrekino betrifft, dann doch so etwas wie einen exakten Gegenpol zu seinen anderen Filmen dar.

    --

    #2023353  | PERMALINK

    flint-holloway

    Registriert seit: 05.10.2007

    Beiträge: 9,981

    lathoBlaxploitation (wenn man mal die Grier-Filme hernimmt) findet sich eher im Plot von Kill Bill.

    Mein Gedanke war ja eben, dass in Jackie Brown eben der Plot die stilistische Hülle ineinanderfallen lässt, weil der sich eben nicht am typischen Blaxploitation Kino orientiert.

    --

    #2023355  | PERMALINK

    nerea87

    Registriert seit: 03.02.2005

    Beiträge: 3,185

    Napoleon DynamiteGriers Close Up als Schlußszene gewinnt erst durch die Kenntnis des „Davor“, ist Konsequenz und dann eben doch nochmal mehr, etwas, das nicht direkt auf die simple Geschichte zurückzuführen ist, anders aber auch nicht erzeugbar wäre. Der Fokus quasi erst durch den Plot hindurch auf die Figuren, wie Fords Blick durch die Tür auf Wayne.

    Max ist im Closeup zu sehen, und von da aus hat Tarantino den Film konzipiert. Und da steht er direkt neben Rohmers Magali, die im Weinberg sagt, „Ja, das ist der Mont Ventoux“. Insofern eher umgekehrt als bei zu John Ford: von den Figuren auf den Plot gekommen. Die Anfangssequenz gehört dagene ganz Pam Grier und führt auch von der Figur in den Plot (wenn dann die Detektive sie anhalten).

    Der lange, fast gemütliche Plot, der auch kaum Gewaltszenen zeigt, alle drei Morde sind eher nebenbei gezeigt und wirken deswegen vielleicht umso bedrückender, ist formal betrachtet, ist nur ein Zwischenspiel zwischen den beiden Hauptfiguren Jackie und Max, so als würde er nur erzählt werden müssen für die, die zu den beiden Szenen – Grier am Anfang und Forster am Ende – noch eine Erklärung benötigen.

    Und dann holt Tarantino halt aus, weil wer weiß, dass er es mit uns Begriffsstutzigen zu tun hat. Sicherheitshalber erzählt er die Geldübergabe gleich dreimal, und das ganz Wunderbare ist, dass er damit nebenbei auch die Spannung aus der Szene nimmt, damit wir, die Begriffstutzigen, uns nicht auf irgendeinen nebensächlichen Krimi/Actionplot konzentrieren müssen. Ganz große Kunst und bis Inglorioius Basterds sein reifstes Werk.

    --

    ...falling faintly through the universe...
Ansicht von 15 Beiträgen - 346 bis 360 (von insgesamt 507)

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.