Re: Quentin Tarantino

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flint-holloway

Registriert seit: 05.10.2007

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pinch
Die Stärken von JACKIE BROWN liegen, im Gegensatz etwa zu PULP FICTION, weniger im überdrehten Geschehen und im Sprengen von Genrekonventionen und Muster, als vielmehr in den ruhigen Momenten, im dreidimensionalen Ausloten der Charaktere usw. Da menschelt es mitunter an Ecken und Enden, wo vorher (und nachher dann wieder) eher distanziert stilisiert wurde.

Ja. Geht mir aber eigentlich noch nicht weit genug. Für mich war Jackie Brown quasi immer eine Art „Anti-Tarrantino“. In seinen anderen Filmen sind seine Figuren quasi Reiseleiter durch eine Welt des aufgeblasenen (nicht negativ zu werten) Genrekinos. Man darf ihnen über die Schulder schauen wie sie sich, durch das was QT als die Essenz seiner favorisierten Filme hält, bewegen während sie eigentlich meist mehr mit dem Zuschauer sprechen als zueinander. In Jackie Brown hat er Spass daran seine Figuren eine Nadel in das stechen zu lassen was im kollektiven Gedächtnis von Blaxploitation übrig geblieben ist. Normalerweise wäre Bridget Fonda schwarz und würde sich als Hauptfigur mit der Shotgun durch den Film schießen. Bitter enttäuscht von Jackson und einen (neu/wieder)gewonnen Idealismus (im Sinne eines Jack Hill Films) vor sich her tragend. Statt dessen wird die Genrewelt durch die paragmatische Pam Grier, die für eine Heldin normalerweise viel zu müde ist und äusserlich immer näher daran ist sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren, zum Einsturz gebracht. Dekonstruktion durch Lebensnähe oder so….

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