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Flint HollowayJa. Geht mir aber eigentlich noch nicht weit genug. Für mich war Jackie Brown quasi immer eine Art „Anti-Tarrantino“. In seinen anderen Filmen sind seine Figuren quasi Reiseleiter durch eine Welt des aufgeblasenen (nicht negativ zu werten) Genrekinos. Man darf ihnen über die Schulder schauen wie sie sich, durch das was QT als die Essenz seiner favorisierten Filme hält, bewegen während sie eigentlich meist mehr mit dem Zuschauer sprechen als zueinander. In Jackie Brown hat er Spass daran seine Figuren eine Nadel in das stechen zu lassen was im kollektiven Gedächtnis von Blaxploitation übrig geblieben ist. Normalerweise wäre Bridget Fonda schwarz und würde sich als Hauptfigur mit der Shotgun durch den Film schießen. Bitter enttäuscht von Jackson und einen (neu/wieder)gewonnen Idealismus (im Sinne eines Jack Hill Films) vor sich her tragend. Statt dessen wird die Genrewelt durch die paragmatische Pam Grier, die für eine Heldin normalerweise viel zu müde ist und äusserlich immer näher daran ist sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren, zum Einsturz gebracht. Dekonstruktion durch Lebensnähe oder so….
Interessante Gedanken. Als intuitiver Filmgucker habe ich Tarantinos Ansatz vollständig „gefressen“, der sagte, dass er den Film gemacht hat, um die Schlusseinstellung mit Max‘ Gesicht in Großaufnahme zu „erklären“. Bei mir funktioniert das ganz hervorragend, weshalb ich darauf schließe, dass T’s Film so funktioniert, wie er das wollte. Und wenn Tarantino von diesem Bild so fasziniert war, es zum Ausgangspunkt seines Filmes zu machen, dann hat er hier eine zutiefts europäische Sichtweise, die ihn v.a. mit den Franzosen verbindet (Rohmer und Leconte und Rivette fallen mir da zuerst ein, oder nicht französisch, Chantal Akkerman und v.a. Kieslowski).
Daraus leite ich auch den Gedanken ab, dass es am Wesen von Jackie Brown vorbeigeht, Längen zu beklagen. Das ist, als würde man Rohmer vorwerfen, die Handlung in den Jahreszeiten sei zu langamtmig. Oder, wie es einem Freund von mir erging, der in Thin Red Line war und sich beschwerte, das nach der Schlacht noch eine Stunde Geschwätz kam. Er war schwer enttäuscht, ich libe Red Line.
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...falling faintly through the universe...