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pinchInteressanter Gedanke, dennoch ist die Reihenfolge hier anders/umgekehrt: viel Dialog, wenig (äußere) Handlung; die eigentliche Story bewegt sich dabei fast ausschließlich in einem recht überschaubaren Krimiplot, der lediglich den Überbau für die Charaktere liefert.
Nochmal gewendet für mich, P. Das ist doch eben das Amerikanische daran, das liebevoll Detaillierte an den Charakteren ergibt sich erst aus dem Plot, daraus wie sie in die Handlung eingewoben sind und was sie als rein ästhetische Figuren auszeichnet, wenn die (an sich ja tatsächlich banale, routinierte) Story dann mal aufgegangen ist & zurücktritt. Griers Close Up als Schlußszene gewinnt erst durch die Kenntnis des „Davor“, ist Konsequenz und dann eben doch nochmal mehr, etwas, das nicht direkt auf die simple Geschichte zurückzuführen ist, anders aber auch nicht erzeugbar wäre. Der Fokus quasi erst durch den Plot hindurch auf die Figuren, wie Fords Blick durch die Tür auf Wayne. Europäisches Kino wie es QT versteht, müsste sich erst ausgehend von den ausgearbeiteten Figuren eine eigene Handlung suchen, so entwickelt sich meiner Meinung nach JACKIE BROWN nicht. Eher als Ergebnis von QT’s Leonard Lektüre mit anschließender persönlicher Skizzierung & obsessiver Verfeinerung der Charaktere, deswegen funktioniert der Film ja auch sowohl als adäquat adaptierter Elm Leonard Kosmos wie auch als Tarantinos eigener, poetischer Detailentwurf (und schwächelt leicht, wenn QT mäßiger am Ausgestalten war wie bei Michael Keatons Figur).
lathoDie habe ich noch nicht gesehen.
Tarantinos Inszenierung ist tatsächlich etwas lasch & reichlich plakativ, aber die Grundidee der Handlung fand ich toll, die Auflösung dann eher weniger, siehe pinchs Verweis auf „Kill Bill 2“.
Flint HollowayJa. Geht mir aber eigentlich noch nicht weit genug. Für mich war Jackie Brown quasi immer eine Art „Anti-Tarrantino“. In seinen anderen Filmen sind seine Figuren quasi Reiseleiter durch eine Welt des aufgeblasenen (nicht negativ zu werten) Genrekinos. Man darf ihnen über die Schulder schauen wie sie sich, durch das was QT als die Essenz seiner favorisierten Filme hält, bewegen während sie eigentlich meist mehr mit dem Zuschauer sprechen als zueinander. In Jackie Brown hat er Spass daran seine Figuren eine Nadel in das stechen zu lassen was im kollektiven Gedächtnis von Blaxploitation übrig geblieben ist. Normalerweise wäre Bridget Fonda schwarz und würde sich als Hauptfigur mit der Shotgun durch den Film schießen. Bitter enttäuscht von Jackson und einen (neu/wieder)gewonnen Idealismus (im Sinne eines Jack Hill Films) vor sich her tragend. Statt dessen wird die Genrewelt durch die paragmatische Pam Grier, die für eine Heldin normalerweise viel zu müde ist und äusserlich immer näher daran ist sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren, zum Einsturz gebracht. Dekonstruktion durch Lebensnähe oder so….
Ne, das klingt eher nach Robert Altman. Die Verweise zum Blaxploitation Kino waren ja auch eher eine Verbeugung vor Pam Grier, denn etwas das sich explizit stilistisch durch den Film ziehen würde.
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A Kiss in the Dreamhouse