Prince

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  • #2180249  | PERMALINK

    basseck

    Registriert seit: 29.05.2009

    Beiträge: 67

    DemonBei Prince habe ich Schwierigkeiten, mich an meine damalige Reaktion zu erinnern. Zumindest Purple Rain habe ich AFAIR nicht als »typisch schwarze« Musik empfunden, sondern als etwas Eigenständiges und Neues – aber ohne damals wahrgenommen zu haben, wie der Künstler sich selbst positioniert.

    Kein Wunder, denn zumindest das Titelstück „Purple Rain“ hatte zum Vorbild eine Ballade einer sehr weißen Mainstream-Rockband: „Faithfully“ von Journey.

    Prince ist ganz klar in der afro-amerikanischen Musik verwurzelt, was seine ersten beiden Alben verdeutlichen, aber sein musikalischer Kosmos reichte weit über den klassischen RnB, Soul und Funk hinaus. Allein seine letzten CD-Käufe geben darüber Aufschluss: Santana (Latin Rock) und Missing Persons (weißer US-New Wave).

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    #2180251  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,238

    Ich habe jetzt nochmal in Dave Hill, Prince – A Pop Life nachgelesen. Den Wahrheitsgehalt der genannten Details kann ich nicht prüfen, aber ich stelle es hier einfach mal zur Debatte – Hill schreibt über die formative Phase um 1981: „Dann kam die Frage seiner Rassenzugehörigkeit. Prince scheint die relativ helle Haut seiner leiblichen Eltern geerbt zu haben, und dadurch wurde ihm nicht sofort der Stempel des ‚Schwarzen‘ aufgepresst. Sowohl Mrs Shaw als auch Mr Nelson sehen sich erwiesenermaßen als Schwarze an, und so werden sie auch von den Menschen betrachtet, die sie kennen. Vor diesem Hintergrund ist es aufschlussreich zu beobachten, wie eine Reihe von Zeitungsreprotern ein Bild von Prince als eine Art exotischer Mulatte entstehen ließen.“ Hill zitiert dann unter anderem aus dem „Rolling Stone“-Bericht vom Februar 1981: „Der Sohn eines halbschwarzen Vaters und einer italienischen Mutter.“ Hill weist auch darauf hin, dass Prince selber dieser Verrätselung mit eigenen Äußerungen Vorschub leistete.

    Um ein für alle Mal Missverständnissen vorzubeugen: Mir ist die Hautfarbe eines Menschen egal, und es geht mir nicht im geringsten darum, irgendjemandem irgendwelche Vorwürfe zu machen. Aber es ist doch ein wirkungsgeschichtlich wichtiges Phänomen, wie Künstler mit ihrer Blackness umgehen, wie sie der Gefahr, allein aufgrund ihrer Hautfarbe und Herkunft sofort in Schubladen gestopft und mit Klischee-Etiketten beklebt zu werden, zu entkommen suchen, wie sie andererseits um Authentizität, um Bewahrung ihres Herkunftserbes ringen – das ist ein spezifisches Set von Problemen, das sich da regelmäßig ergibt, mit dem „weiße“ Künstler nun mal in der Regel nicht umzugehen haben, das sind Spannungsfelder, in denen sich „weiße“ Musiker schlicht nicht bewegen müssen. Das möchte ich einfach mal als schlichte Tatsachen-Feststellung fixiert haben, ohne dass das jemand „merkwürdig“ findet oder Rassismus wittert.

    Viele Künstler haben das auch selbst immer wieder thematisiert. „Am I black enough for you“, sang Billy Paul, nachdem vielen in der Community “Me and Mrs Jones” eben genau das gewesen war: nicht schwarz genug, ein Verrat, eine Anbiederung. Im selben Spannungsfeld hatte sich Jahre davor Sam Cooke zu bewegen (und man vergleiche einfach mal eine Gospel-Aufnahme wie „Were you there“ mit „You send me“ oder die Aufnahme aus dem Harlem Square Club vor schwarzem Publikum mit der aus dem „weißen“ Nachtclub Copa, das sind zwei extrem verschiedene Sets). Und an ähnlichen Fragen arbeiteten sich später MJ und Prince ab, jeder rang da mit seinen spezifischen Positionsbestimmungen. MJ beharrte nach dem maximalen Crossover-Erfolg von Thriller darauf, „bad“ zu sein, Prince ließ den Jahren des maximalen Crossovers eine ziemlich sortenreine Funk-Platte folgen, das „Black Album“ (das dann warum auch immer aber nicht veröffentlicht wurde). Ich meine, das ist doch ein großes Thema durch die ganze amerikanische Musikgeschichte hindurch, und jeder einzelne große Künstler gab darauf seine spezielle Antwort: Miles Davis betonte seine Blackness und verurteilte ziemlich harsch Annäherungsbereitschaft als Anbiederungsstrategie („Onkel Tom“), James Brown betonte, er sei stolz, schwarz zu sein, und kombinierte das mit einer Überidentifikation mit der weißen Oberschicht (Nixon etc pp) und ihren marktwirtschaftlichen Ideologien , Motown war all black, vermarktete seine Produkte aber sehr betont als „Sound of Young America“ und eben nicht „Black America“, ergänzt um Präsentations- und Benimmtechniken, die den blütenweißen Stil-, Kultur-, Bekleidungs- und Höflichkeitstraditionen der europäischen Aristokratie abgeschaut waren. Und und und.

    Ich lese Princes anfängliches Verunklärungsspiel um seine Herkunft als Strategie des Nicht-festlegbar-sein-wollens, genauso wie er in seiner sexuellen Selbstinszenierung aufs permanente Schillern setzte und in der Musik bei aller Verwurzelung in der schwarzen Tradition einen sehr umfassenden Eklektizismus pflegte. Sprich, ich glaube, es ging ganz sicher nicht darum, „harmlos“ zu sein, sondern ums Gegenteil: um eine bisweilen bewusst schrille Selbstermächtigung, ums radikale Beharren auf Eigenheit, Eigenwillen, Eigentümlichkeit; darum, sich konsequent jeder Vereinnahmung, Vorfestlegung und Einengung auf ein bestimmtes Genre, ein bestimmtes Set von Klischees zu entziehen.

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    #2180253  | PERMALINK

    rockingroll

    Registriert seit: 31.03.2014

    Beiträge: 2,752

    kramerEs ist aber merkwürdig Biographien miteinander zu vergleichen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das wäre dann wirklich zu einfach. Michael Jackson hat mit Sicherheit mehr unter den Hänseleien seines Vaters gelitten (auch und vor allem wegen seiner Nase) als unter seiner Herkunft.

    So ganz stimmt das nicht: Michael Jacksons speech against racism in Harlem July,9,2002

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    #2180255  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    Großartig geschrieben, bullschuetz!

    Ich glaube es geht in dieser Diskussion sowieso weniger um blackness als Hautfarbe als vielmehr um blackness als Kultur. Oder – wie Rahsaan Roland Kirk es buchstabiert hat: Blacknuss. Ich weiß, kann man nicht wirklich voneinander trennen. Aber wenn Greg Tate in seinem Nachruf und gypsy in seinen Kommentaren die Ahnenreihe von Duke Ellington über Muddy Waters und James Brown etc. ff. bis zu Prince aufzeichnet, verstehe ich das so.

    Den Konflikt der afro-amerikanischen Diaspora zwischen Abgrenzung und Assimilation gab es bei Prince‘ musikalischen Ahnen auch schon. Und so schwierig das einerseits ist, so tolle Musik hat es hervorgebracht. Und klar: Purple Rain ist das Crossover-Album, das Prince zum Star machte, bei schwarz und weiß, links und rechts des Atlantiks, bei Mann und Frau, straight und queer, Mainstream und Boheme. Das muss man erst mal schaffen.

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #2180257  | PERMALINK

    gruenschnabel

    Registriert seit: 19.01.2013

    Beiträge: 6,129

    bullschuetz
    Um ein für alle Mal Missverständnissen vorzubeugen: Mir ist die Hautfarbe eines Menschen egal, und es geht mir nicht im geringsten darum, irgendjemandem irgendwelche Vorwürfe zu machen. Aber es ist doch ein wirkungsgeschichtlich wichtiges Phänomen, wie Künstler mit ihrer Blackness umgehen, wie sie der Gefahr, allein aufgrund ihrer Hautfarbe und Herkunft sofort in Schubladen gestopft und mit Klischee-Etiketten beklebt zu werden, zu entkommen suchen, wie sie andererseits um Authentizität, um Bewahrung ihres Herkunftserbes ringen – das ist ein spezifisches Set von Problemen, das sich da regelmäßig ergibt, mit dem „weiße“ Künstler nun mal in der Regel nicht umzugehen haben, das sind Spannungsfelder, in denen sich „weiße“ Musiker schlicht nicht bewegen müssen. Das möchte ich einfach mal als schlichte Tatsachen-Feststellung fixiert haben, ohne dass das jemand „merkwürdig“ findet oder Rassismus wittert.

    So wird ein Schuh draus, klasse. Und es ist ebenso richtig, dass der Künstler sich einerseits ständig eigenverantwortlich in diesem multidimensionalen und dynamischen Feld neu verortet, dass er diesem Feld und dessen Bedingungen andererseits aber auch „rettungslos“ unterworfen ist.

    bullschuetzIch lese Princes anfängliches Verunklärungsspiel um seine Herkunft als Strategie des Nicht-festlegbar-sein-wollens, genauso wie er in seiner sexuellen Selbstinszenierung aufs permanente Schillern setzte und in der Musik bei aller Verwurzelung in der schwarzen Tradition einen sehr umfassenden Eklektizismus pflegte. Sprich, ich glaube, es ging ganz sicher nicht darum, „harmlos“ zu sein, sondern ums Gegenteil: um eine bisweilen bewusst schrille Selbstermächtigung, ums radikale Beharren auf Eigenheit, Eigenwillen, Eigentümlichkeit; darum, sich konsequent jeder Vereinnahmung, Vorfestlegung und Einengung auf ein bestimmtes Genre, ein bestimmtes Set von Klischees zu entziehen.

    Das wäre ein Verständnis seines Künstlerdaseins, welches auf mich sehr plausibel wirkt und meiner Wahrnehmung in großen Teilen wohl auch entspricht, ohne dass ich es so klar hätte formulieren können.
    Ich habe irgendwo gelesen, dass Prince zugab, eines der früheren Alben zu stark auf marktstrategische Überlegungen hin gestaltet zu haben – dass dies aber mit seiner Herkunft zu tun gehabt hätte, kann ich nicht erinnern.

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    #2180259  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

    Registriert seit: 18.03.2005

    Beiträge: 92,236

    Danke für Deinen ausführlichen Beitrag, bullschuetz.

    Vorweg ganz kurz: mich störte an der bisherigen Diskussion die ein oder andere arg verkürzte bis falsche Darstellung, wie „Weiße kauften Prince und Michael Jackson Platten, weil die beiden hellhäutiger waren als andere Afroamerikaner“ (ja, ich übertreibe) oder Prince habe mit seinem Management einen Masterplan inklusive musikalischer Ausrichtung entworfen – das Gegenteil war der Fall.

    Ja, natürlich sind die kommerziell ganz großen Würfe von Prince keine Blaupausen für tiefschwärzesten Soul und Funk, beides fand auf allen Alben aber immer (!) auch statt und bekam live immer einen sehr großen Raum. Ich glaube, dass Prince sich mit seiner Musik nie festlegen lassen wollte. Seine musikalische DNA war immer erkennbar, er wollte sich nur nicht festlegen lassen und er wollte immer absolute künstlerische Freiheit. Letzteres scheint ihm das wichtigste gewesen zu sein, hat er doch unendlich lange Streitereien mit Warner ausgefochten (bei denen es in erster Linie darum ging, dass Warner Einfluss auf die Veröffentlichungspolitik nehmen wollte, also eine niedrigere Veröffentlichungsfrequenz, kürzere Alben, kommerziellere Ausrichtung) und sich Zeit seines Lebens dagegen verwehrt, von anderen produziert zu werden. Timbaland und Pharrell Williams haben mehr als einmal angefragt und hätten viel dafür gegeben, um mit ihm zusammenarbeiten zu können.

    Deshalb: besondere Zustimmung zu Deinem letzten Absatz. Wobei es ihm in all dem nach meinem Dafürhalten nicht darum ging, eine höchstmögliche Kommerzialität zu erlangen, sondern darum, sich musikalisch vollkommen unbeschränkt auszudrücken.

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    How does it feel to be one of the beautiful people?
    #2180261  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,238

    Okay, verstehe, was Dich gestört hat, kann ich nachvollziehen. Ich stimme Dir auch voll zu, dass es Prince nicht um höchstmögliche Kommerzialität, sondern um musikalische Verwirklichung ging. Es wäre einem Talent dieser Liga ja wohl kaum schwer gefallen, nach Purple Rain mehr vom selben zu liefern. Stattdessen ließ er nicht einmal ein ganzes Jahr nach Purple Rain Around the World in a Day folgen und innerhalb weniger als zwei weiterer Jahre Parade und Sign o’ the Times – eine fulminantere Schlag-auf-Schlag-Unabhängigkeitserklärung lässt sich kaum vorstellen, jede einzelne dieser Platten ist in sich, bei aller künstlerischen Kontinuität, neu und unverwechselbar, jede erweitert einerseits das Feld der Möglichkeiten und vertieft andererseits die Anbindung an Traditionen.

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    #2180263  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

    Registriert seit: 18.03.2005

    Beiträge: 92,236

    Ja! Und insbesondere live wurde das immer wieder deutlich. Der Sound der „Purple Rain“ Tour mit den überlauten Handclaps und den flächigen Synths lief bis April ’85, nicht mal ein Jahr später bei er „Parade“ Tour spielten fast komplett dieselben Leute, aber es klang nach einer richtig erdigen R&B- und Funk-Band mit starker Betonung auf die beiden Bläser. Alle bisherigen Songs wurden dann in diesem neuen Sound, teilweise stark umarrangiert, gespielt. Und wieder nur ein Jahr später gab es einen komplett neuen Sound bei der „Sign o‘ The times“ Tour mit sehr starker Betonung auf der perkussiven Elemente. Dieses Spielchen spielte Prince seine gesamte Karriere, alle Songs, egal ob neu oder alt, wurden immer in Prince‘ aktuellen Soundideal vorgetragen, bekamen oft neue Arrangements und wurden immer wieder neu erfunden.

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    #2180265  | PERMALINK

    anita

    Registriert seit: 28.02.2013

    Beiträge: 422

    Gute Analyse, bullschuetz! :-)
    Und um das noch einmal klarzustellen: Mir ging es nicht darum zu behaupten, dass Prince, Jacko und Whitney Houston nur deshalb erfolgreich waren, weil ein weißes Publikum sie als hellhäutige Afroamerikaner besser akzeptieren konnte. Mir ging es eher um das damalige Phänomen, dass die entsprechenden Massenmedien, die das weiße Poppublikum in den Vorstädten bedienten, schwarze Künstler noch sehr reserviert behandelt haben. Es gibt ja die berühmte Geschichte, dass MTV Jacksons Billy Jean zunächst nicht senden wollte, weil es ihnen zu wenig Rock war (was ein vorgeschobenes Argument war). Erst als CBS-Chef Yetnikoff damit drohte, seine sämtlichen Clips zurückzuziehen, hatten sie ein Einsehen. Oder Chuck Berry: Er hatte mit Maybellene unter anderem deshalb so viel Airplay, weil man bei Chess seine SW-Promofotos besonders hell abgezogen hatte. Viele Radio-DJs und auch das Publikum glaubten, dass er weiß sei.
    Insofern spielten diese Dinge auf dem Markt und beim Thema Promotion nun mal eine Rolle. Allerdings glaube ich, dass die Medien in dieser Beziehung schon immer viel konservativer waren als das Publikum selbst. Und komisch finde ich diese Diskussion überhaupt nicht, im Gegenteil, ich finde sie sehr interessant.

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    "Du nicht, Schickelgruber!" (Der Wendepunkt, Klaus Mann)
    #2180267  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,238

    ClauDer Sound der „Purple Rain“ Tour mit den überlauten Handclaps und den flächigen Synths lief bis April ’85, nicht mal ein Jahr später bei er „Parade“ Tour spielten fast komplett dieselben Leute, aber es klang nach einer richtig erdigen R&B- und Funk-Band mit starker Betonung auf die beiden Bläser.

    Ja, eine sehr deutlich spürbare Wendung – und mag sein, dass ich da jetzt was überinterpretiere, aber den Bläser-Einsatz finde ich in dem Zusammenhang durchaus programmatisch. Die Horn Section ist ja ein klassisches Soul/Funk-Setting, amtlicher Bestandteil jeder Soul Review – und das hat Prince zunächst gemieden und stattdessen mit Synthesizer-Fanfaren gearbeitet, die strukturell teilweise dieselbe Aufgabe übernahmen. Hätte er von Anfang an mit dem Standard-Bläsersatz operiert, wäre er womöglich zunächst musikalisch eher als Traditionswahrer, Genre-Fortführer oder James-Brown-Wiedergänger missverstanden worden. Indem er auf seinerzeit „moderne“, zeittypische Sounds setzte, betonte er den Aspekt des Neu- und Andersseins (wenngleich er da natürlich nicht allein auf weiter Flur war, es gab ja Rick James, Troutman/Zapp und andere). Ab Parade gehören die Bläser dann zu Princes Farbenkasten bis zum Ende. Ich deute das so: Er hat sich Mitte der 80er Jahre bereits so endgültig freigeschwommen, dass er fortan auch über solche eher soul-klassisch konnotierten Instrumentierungstraditionen souverän verfügen kann, ohne damit Gefahr zu laufen, sich in eine „Retro“-Schublade zu manövrieren.

    Nebenbei bemerkt, finde ich die Parade-Platte grandios: Orchestrales, betont Europäisches, Romantisches, fast Chansoneskes – und gleichzeitig so viel Groove bis hin zur skalpellvirtuosen Freilegung und Herauspräparierung der Funk-DNA in „Kiss“.

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    #2180269  | PERMALINK

    clau
    Coffee Bar Cat

    Registriert seit: 18.03.2005

    Beiträge: 92,236

    Das sind Gedanken, die mir heute Morgen auf dem Weg zum Bäcker auch schon gekommen sind. Schade, dass wir Prince dazu nicht mehr befragen können. Und ja, klar, natürlich ist „Parade“ ein großartiges Album. Vielleicht sein bestes.

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    How does it feel to be one of the beautiful people?
    #2180271  | PERMALINK

    mc-weissbier
    Elwetritschesammler

    Registriert seit: 29.06.2005

    Beiträge: 8,707

    Sehr schöne Diskussion hier, allerdings ist sie mir insbesondere was die Anfangsjahre angeht (bis incl. „Controversy“) zu analytisch. Ich denke nicht, dass Prince einen großen Masterplan hatte, um seine Karriere auf dem Reißbrett zu planen. Er hat früh erste Live-Erfahrungen gesammelt und seine musikalischen Ideen entwickelt. Kalkül sehe ich da nicht, eher Intuition. Was nachzulesen war ist, dass Warner unbedingt einen Hit wollte, wenn sie ihm schon freie Hand ließen, den er mit „I wanna be your Lover“ dann auch ablieferte, nur um bei „Dirty Mind“ wieder sein Ding durchzuziehen. Kalkuliert war da meines Erachtens nicht.

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    It's only Rock'n Roll but I like it ---------------------------------------- Wenn die Sonne der Diskussions-Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge einen langen Schatten. ---------------------------------------- Mein Konzertarchiv @ SONGKICK
    #2180273  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    bullschuetz(…) Nebenbei bemerkt, finde ich die Parade-Platte grandios: Orchestrales, betont Europäisches, Romantisches, fast Chansoneskes – und gleichzeitig so viel Groove bis hin zur skalpellvirtuosen Freilegung und Herauspräparierung der Funk-DNA in „Kiss“.

    Am Wochenende (genauer: 1. Mai in Berlin-Kreuzberg) habe ich eine Frau, die zum Erscheinungszeitpunkt noch nicht mal geboren war, zu „Kiss“ auf der Straße tanzen sehen. Die hatte Spaß!

    Das Stück ist wirklich unglaublich: Fast nichts mehr, außer Beats, ein understatetes Synthiepattern, Gesang und dann ein obercooles Gitarrensolo. Kein Bass, kein Gramm Fett aber funky like hell! Man höre sich das mal aufmerksam an. Kaum zu glauben, dass das wirklich funktioniert. Zauberei!

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    „Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)
    #2180275  | PERMALINK

    gruenschnabel

    Registriert seit: 19.01.2013

    Beiträge: 6,129

    FriedrichDas Stück ist wirklich unglaublich: Fast nichts mehr, außer Beats, ein understatetes Synthiepattern, Gesang und dann ein obercooles Gitarrensolo. Kein Gramm Fett aber funky like hell! Man höre sich das mal aufmerksam an. Kaum zu glauben, dass das wirklich funktioniert. Zauberei!

    So ist es. Ein Über-Song, für mich die Essenz von Pop in einer zeitlosen, genialen, entwaffnenden Ausprägung.

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    #2180277  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 34,031

    ClauUnd ja, klar, natürlich ist „Parade“ ein großartiges Album. Vielleicht sein bestes.

    Yes Man, schön, dass ich das nicht allein so sehe.

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    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
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