Re: Prince

#2180267  | PERMALINK

bullschuetz

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ClauDer Sound der „Purple Rain“ Tour mit den überlauten Handclaps und den flächigen Synths lief bis April ’85, nicht mal ein Jahr später bei er „Parade“ Tour spielten fast komplett dieselben Leute, aber es klang nach einer richtig erdigen R&B- und Funk-Band mit starker Betonung auf die beiden Bläser.

Ja, eine sehr deutlich spürbare Wendung – und mag sein, dass ich da jetzt was überinterpretiere, aber den Bläser-Einsatz finde ich in dem Zusammenhang durchaus programmatisch. Die Horn Section ist ja ein klassisches Soul/Funk-Setting, amtlicher Bestandteil jeder Soul Review – und das hat Prince zunächst gemieden und stattdessen mit Synthesizer-Fanfaren gearbeitet, die strukturell teilweise dieselbe Aufgabe übernahmen. Hätte er von Anfang an mit dem Standard-Bläsersatz operiert, wäre er womöglich zunächst musikalisch eher als Traditionswahrer, Genre-Fortführer oder James-Brown-Wiedergänger missverstanden worden. Indem er auf seinerzeit „moderne“, zeittypische Sounds setzte, betonte er den Aspekt des Neu- und Andersseins (wenngleich er da natürlich nicht allein auf weiter Flur war, es gab ja Rick James, Troutman/Zapp und andere). Ab Parade gehören die Bläser dann zu Princes Farbenkasten bis zum Ende. Ich deute das so: Er hat sich Mitte der 80er Jahre bereits so endgültig freigeschwommen, dass er fortan auch über solche eher soul-klassisch konnotierten Instrumentierungstraditionen souverän verfügen kann, ohne damit Gefahr zu laufen, sich in eine „Retro“-Schublade zu manövrieren.

Nebenbei bemerkt, finde ich die Parade-Platte grandios: Orchestrales, betont Europäisches, Romantisches, fast Chansoneskes – und gleichzeitig so viel Groove bis hin zur skalpellvirtuosen Freilegung und Herauspräparierung der Funk-DNA in „Kiss“.

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