Re: Prince

#2180257  | PERMALINK

gruenschnabel

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bullschuetz
Um ein für alle Mal Missverständnissen vorzubeugen: Mir ist die Hautfarbe eines Menschen egal, und es geht mir nicht im geringsten darum, irgendjemandem irgendwelche Vorwürfe zu machen. Aber es ist doch ein wirkungsgeschichtlich wichtiges Phänomen, wie Künstler mit ihrer Blackness umgehen, wie sie der Gefahr, allein aufgrund ihrer Hautfarbe und Herkunft sofort in Schubladen gestopft und mit Klischee-Etiketten beklebt zu werden, zu entkommen suchen, wie sie andererseits um Authentizität, um Bewahrung ihres Herkunftserbes ringen – das ist ein spezifisches Set von Problemen, das sich da regelmäßig ergibt, mit dem „weiße“ Künstler nun mal in der Regel nicht umzugehen haben, das sind Spannungsfelder, in denen sich „weiße“ Musiker schlicht nicht bewegen müssen. Das möchte ich einfach mal als schlichte Tatsachen-Feststellung fixiert haben, ohne dass das jemand „merkwürdig“ findet oder Rassismus wittert.

So wird ein Schuh draus, klasse. Und es ist ebenso richtig, dass der Künstler sich einerseits ständig eigenverantwortlich in diesem multidimensionalen und dynamischen Feld neu verortet, dass er diesem Feld und dessen Bedingungen andererseits aber auch „rettungslos“ unterworfen ist.

bullschuetzIch lese Princes anfängliches Verunklärungsspiel um seine Herkunft als Strategie des Nicht-festlegbar-sein-wollens, genauso wie er in seiner sexuellen Selbstinszenierung aufs permanente Schillern setzte und in der Musik bei aller Verwurzelung in der schwarzen Tradition einen sehr umfassenden Eklektizismus pflegte. Sprich, ich glaube, es ging ganz sicher nicht darum, „harmlos“ zu sein, sondern ums Gegenteil: um eine bisweilen bewusst schrille Selbstermächtigung, ums radikale Beharren auf Eigenheit, Eigenwillen, Eigentümlichkeit; darum, sich konsequent jeder Vereinnahmung, Vorfestlegung und Einengung auf ein bestimmtes Genre, ein bestimmtes Set von Klischees zu entziehen.

Das wäre ein Verständnis seines Künstlerdaseins, welches auf mich sehr plausibel wirkt und meiner Wahrnehmung in großen Teilen wohl auch entspricht, ohne dass ich es so klar hätte formulieren können.
Ich habe irgendwo gelesen, dass Prince zugab, eines der früheren Alben zu stark auf marktstrategische Überlegungen hin gestaltet zu haben – dass dies aber mit seiner Herkunft zu tun gehabt hätte, kann ich nicht erinnern.

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