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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
FefAbsolut nicht. Jeder hört sofort, dass Taylor ein Virtuose ist. Allerdings ist das natürlich keine feine Musik, die einen glücklich macht. Und ich hab masochistische Kunst-Ansprüche ziemlich abgelegt.
Taylor ein Virtuose? Wer so was sagt, lacht auch bei Brötzmann. Willst Du, Fef, eigentlich das (Klein-) Bürgerliche verteidigen oder echauffierst Du Dich nur? (Das „oder“ ist geschenkt.) Den Masochismus magst Du abgelegt haben, das ist ja auch fein und förderlich, aber was ist mit dem aufgeschminkten Sadismus? Diese Satchmo-Geschichte vom zähen Kerl, oh weia. Und ich bin sicher, Brötzmann könnte Dir einen feinen Abend machen, aber er will wohl nicht. Protest?
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Werbungnail75Oder man könnte sich die 5-CD Box Live in Oslo oder andere Aufnahmen des Tentets kaufen, da findet man diesen Variantenreichtum genauso.
Ja, und etwas eingeschränkter auch schon in der ersten 3CD-Box von Okka Disk. Aber für mich war definitiv das Live-Erlebnis die massgebliche Erfahrung.
Den unglaublichen Druck der Musik – und der sich dabei eben umso faszinierender entfaltende Reichtum – kann keine Konserve ersetzen!nail75Natürlich bietet Brötzmann extreme Hörerfahrungen, die nicht jeder mag – aber deshalb muss man darin doch nicht den Untergang des Abendlandes erleben. Schon irgendwie cool, wenn man das mehr als 40 Jahre nach Machine Gun immer noch so empfindet, aber eigentlich ist es doch sehr albern.
Am Untergang des Abendlandes haben jedenfalls Legionen von zwielichtigen Gestalten aus Politik und Wirtschaft wesentlich grösseren Anteil als der Geselle aus Wuppertal. Aber dass seine Musik heute noch so kontrovers diskutiert wird, ist in der Tat verblüffend und ja, auch putzig.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbanail75… aber was genau bedeutet es für die Musik von Brötzmann? …
Sicher: Eine spezielle Kunst-Musik wirkt auf Außenstehende oft ein wenig merkwürdig. Aber für mich ist es auch wichtig, dass die Musik einfach ein gutes, starkes Feeling hat und nicht verschroben oder peinlich wirkt. Die echten Meister der Jazz-Tradition kamen meines Erachtens echt cool rüber. Das gehört einfach dazu, finde ich.
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FefSicher: Eine spezielle Kunst-Musik wirkt auf Außenstehende oft ein wenig merkwürdig. Aber für mich ist es auch wichtig, dass die Musik einfach ein gutes, starkes Feeling hat und nicht verschroben oder peinlich wirkt. Die echten Meister der Jazz-Tradition kamen meines Erachtens echt cool rüber. Das gehört einfach dazu, finde ich.
Also wenn Brötzmann nicht ein „gutes, starkes Feeling hat“, wer dann? Es ist ja teilweise überwältigend stark, „harter Stoff“ sozusagen. Peinlich finde ich an ihm nichts, im Gegenteil.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Wegen dem Blues: Mir ging es nicht um den Blues, sondern um das Weinen. Um das feinere Feeling. Allerdings steh ich absolut nicht auf dieses ganze „lyrische“ und sentimentale Zeug. Ich sehe einfach keinen Sinn in all dem „Kaputt-Spielen“ und dem ganzen wilden Getue. Wer wirklich etwas im musikalischen Sinn zu sagen hat, braucht die Hörer nicht mit großem Getöse zu nerven.
Und ich muss sagen: Ich kenne die Free-Sachen ziemlich gut. Ich hab das einfach schon lange über. Ich kann einfach kein quäkendes Sax mehr hören. Wenn einer schon mit so einem Ton anfängt, dann denke ich mir: Wenn er nicht ordentlich spielen will, sich nicht die Mühe macht, die Töne wirklich klar, stark, geschmeidig zu gestalten, dann soll er es bleiben lassen. Und irgendwelches Zersägen, Kreischen und „Aufbrechen“ ist schon sehr lange keine Ausrede mehr dafür, dass ihm keine ordentliche Linie einfällt. Deshalb weil sich einer gut dabei fühlt, wenn er sich „frei“ ausdrückt, muss das noch lange nicht für mich als Hörer gut klingen oder interessant sein.
Zum Melodischen von Brötzmann: Wenn einer nach all dem Quieken mal etwas Melodisches spielt, kommt das einem vielleicht wunderschön vor. Aber das ist eine kärgliche Geschichte im Vergleich zu den Meistern, die sich die ganze Zeit, viele Jahre lang, pausenlos mit der Gestaltung kunstvoller melodischer Linien beschäftigt haben. Ich bin irgendwann draufgekommen, dass die effektvollen „Sounds“, um die sich der „Free Jazz“ dreht, erbärmliche Ausdrucks- und Gestaltungsmittel sind im Vergleich zu einer reichen melodischen, tonalen, rhythmisch diffizilen musikalischen Sprache.
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nail75Also wenn Brötzmann nicht ein „gutes, starkes Feeling hat“, wer dann? Es ist ja teilweise überwältigend stark, „harter Stoff“ sozusagen. Peinlich finde ich an ihm nichts, im Gegenteil.
Ich meinte absolut nicht hart! Hart ist in meinen Augen schwach. Etwa Rollins oder Sonny Stitt in den 1950ern: Das sind in meinen Ohren wirklich starke Tenoristen. Die beherrschen das Instrument, haben einen klaren, geschmeidigen Klang. Die Jazz-Tradition hat eine vielfältige hohe Kunst des „guten Klingens“ hervorgebracht. Wenn einer scheiße klang, konnte er sofort einpacken. Brötzmann hat auch das (wohl ganz bewusst) „kaputt-gespielt“. Wem die Klang-Kultur des Jazz nicht ans Herz gewachsen ist, dem geht bei Brötzmann wohl nichts ab.
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Von Rollins bis Mangelsdorff sagt jeder: Das Wichtigste im Jazz ist Rhythmus. Brötzmann ist lahm, als würde der Kaiser mit wehendem Bart in der Kutsche vorfahren. Die Rhythmus-Gruppe macht im „Free Jazz“ oft ein Mords-Getöse, aber kein Hörer spürt irgendeine gute Bewegung in den Knochen. So hat Jazz sonst nie funktioniert. Wenn sich da nichts tut, ist bei mir sofort Tote-Hose. Darum stehe ich auf Steve Coleman. Wenn man davon ausgeht, dass Jazz zuallererst einmal Rhythmus ist, und mitkriegt, wie extrem kunstvoll der Rhythmus bei Coleman läuft (verdammt komplex und verdammt groovy), dann ist das einfach nichts Gewöhnliches.
Es gibt eine Menge verschiedener Zugänge zur Musik. Alle sind okay. Meiner sieht halt so aus und darum ist diese Preisverleihung an Brötzmann komplett daneben.
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Und schließlich, wenn man etwas wirklich Freies hören will:
http://www.youtube.com/watch?v=ig9rs5-hMeY&feature=related--
FefWegen dem Blues: Mir ging es nicht um den Blues, sondern um das Weinen. Um das feinere Feeling. Allerdings steh ich absolut nicht auf dieses ganze „lyrische“ und sentimentale Zeug.
Klar, Du bist ja auch einer der letzten wirklich zähen Kerle.
FefUnd irgendwelches Zersägen, Kreischen und „Aufbrechen“ ist schon sehr lange keine Ausrede mehr dafür, dass ihm keine ordentliche Linie einfällt. Deshalb weil sich einer gut dabei fühlt, wenn er sich „frei“ ausdrückt, muss das noch lange nicht für mich als Hörer gut klingen oder interessant sein.
Der zweite Satz stimmt natürlich vollkommen, der erste ist aber arg kurz gegriffen. Es ist nun mal so – nicht nur im Free Jazz oder der europäischen Avantgarde – dass Instrumente seit geraumer Zeit auch auf Weisen gespielt werden, wie das wohl nie geplant war. Diese freiwillige Selbstbeschränkung geht mir einfach nicht in den Kopf – man kann wohl eine Spielweise finden, in der man auf diverse Dinge verzichtet, aber einfach von vornherein jegliche nicht-konventionelle, nicht-klassische Erzeugung von Tönen abzulehnen ist einfach blöd, entschuldigung. Man kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen – man kann nur Museum spielen.
Abgesehen davon gibt’s genügend Leute aus dem Free Jazz, die eine ausgesprochene Ton-Kultur pflegen, spontan würd ich da mal Jimmy Lyons (ach ja: Parker war wohl viel freier, ja?), Thomas Borgmann oder Frank Lowe nennen. Und auch Brötzmann würd ich da keineswegs ausschliessen. Dass Ayler tiefe Wurzeln hatte würdest wohl nicht mal Du ernsthaft bestreiten… dass Brötzmann diese nicht hat, geschenkt – aber sein Ton ist sehr reich, wenn man denn mal hinhören mag – und ich denke letzten Endes lässt er sich über Ayler irgendwie bis zu Coleman Hawkins zurückverfolgen.FefDie beherrschen das Instrument, haben einen klaren, geschmeidigen Klang. Die Jazz-Tradition hat eine vielfältige hohe Kunst des „guten Klingens“ hervorgebracht. Wenn einer scheiße klang, konnte er sofort einpacken. Brötzmann hat auch das (wohl ganz bewusst) „kaputt-gespielt“. Wem die Klang-Kultur des Jazz nicht ans Herz gewachsen ist, dem geht bei Brötzmann wohl nichts ab.
Siehe oben – oder nochmal: Brötzmann pflegt eine eigene Klangkultur. Wenn man mit der nichts anfangen kann, dann ist das so. Aber das einfach in Abrede zu stellen zeugt von Ignoranz oder Arroganz.
Es braucht unter Umständen sehr viel Zeit und Geduld, um die Finessen der freieren Musiker und ihrer Stimmen zu hören, gerade bei Brötzmann kann ich mir gut vorstellen, dass manche schon bei der ersten Begegnung mit der Oberfläche seiner Musik scheitern und das Interesse verlieren (und auch das ist völlig in Ordnung so).FefVon Rollins bis Mangelsdorff sagt jeder: Das Wichtigste im Jazz ist Rhythmus. Brötzmann ist lahm, als würde der Kaiser mit wehendem Bart in der Kutsche vorfahren. Die Rhythmus-Gruppe macht im „Free Jazz“ oft ein Mords-Getöse, aber kein Hörer spürt irgendeine gute Bewegung in den Knochen. So hat Jazz sonst nie funktioniert. Wenn sich da nichts tut, ist bei mir sofort Tote-Hose. Darum stehe ich auf Steve Coleman. Wenn man davon ausgeht, dass Jazz zuallererst einmal Rhythmus ist, und mitkriegt, wie extrem kunstvoll der Rhythmus bei Coleman läuft (verdammt komplex und verdammt groovy), dann ist das einfach nichts Gewöhnliches.
Entschuldige, aber bei allen vertrackten Beats klingt Colemans Musik für mich rhythmisch eben doch sehr flach, glatt – ja, clever mag sie sein, er mag ein unglaublich cooler Hund sein… ich kenne ja bekanntlich nicht sehr viel von ihm, habe ein wenig Interesse, das dereinst zu ändern… aber an sich sind mir die Leute lieber, die sich einen Dreck drum scheren, ob der Anzug gut sitzt und die Sonnenbrille zur Farbe der Schuhe passt… was mich interessiert ist die Musik. Da mag einer wie ein Penner daherkommen, wenn die Musik stimmt ist das sowas von egal. Die leeren Possen interessieren mich nicht (und das Macho-Gehabe vieler Jazzer stösst mich erst recht ab).
Da Du Mangelsdorff nennst: er konnte ja mit Brötzmann… und er ist für mich das Paradebeispiel des europäischen Jazzers, der sich ab ca. 1964 endgültig vom US-Jazz emanzipiert hat und mit seinem Quintett eine völlig eigene Musik geschaffen hat, sei das nun mit Bezügen auf europäische oder asiatische Folklore oder einfach nur mit einer tollen Band und vielen einzigartigen musikalischen Ideen.
FefEs gibt eine Menge verschiedener Zugänge zur Musik. Alle sind okay. Meiner sieht halt so aus und darum ist diese Preisverleihung an Brötzmann komplett daneben.
Nein, wenn alle okay sind ist eben diese Preisverleihung nicht komplett daneben sondern müsste für Dich nicht zwar nachvollziehbar sein, allerdings ohne dass Du Dich darüber freuen kannst. Genau das, dass alle Zugänge okay sind, kommt aus deinen Posts sowas von gar nicht raus.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail wind… Es ist nun mal so – nicht nur im Free Jazz oder der europäischen Avantgarde – dass Instrumente seit geraumer Zeit auch auf Weisen gespielt werden, wie das wohl nie geplant war. Diese freiwillige Selbstbeschränkung geht mir einfach nicht in den Kopf – … Man kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen – man kann nur Museum spielen. …
Genau das ist diese „Free Jazz“-Ideologie! Es gibt in der Musik kein „Rad der Zeit“. Wenn sich ein paar Leute einbilden, es sei nun „zeitgemäß“, Saxofone verkehrtherum zu blasen, und sie seien die „Avantgarde“ („Vorreiter“) und alle anderen wären im Museum, dann passiert – gar nichts: Bis auf ein paar Unerschrockene hört sich das niemand an, die Musiker können nicht von ihrer Musik leben, werden verbittert und reden noch mehr davon, wie unverstanden sie sind und wie schlecht die Welt doch ist. Punkt. – Es gibt keinen Fortschritt in der Musik, in der Kunst oder sonst in irgendwelchen Bereichen des menschlichen Empfindens. Wenn etwas kreischt, dann kreischt es. Man kann sich das anhören, so oft man will: Es kreischt. Okay man kann in der Musik auch andere Sachen finden als einen guten Klang, als Groove, clevere Linien usw.: z.B. einen Ausdruck von Protest, von wilder Energie, Urgewalt, von „Aufmüpfigkeit“, von spiritueller Vereinigung usw.. – Wenn jemand das mag und es ihm egal ist, dass es dabei keine Musik im engeren Sinn (Groove; ansprechende, clevere Melodien; Wechselspiel von harmonischer Spannung und Lösung; wohltuende Klänge usw.) gibt: kein Einwand, ist seine Sache. Aber ich find mich damit nicht ab und find es absolut nicht gut, wenn man Jazz als eine so verhungerte „moderne Kunst“ darstellt – wie diese europäische „Moderrne“, von der seit 100 Jahren niemand etwas wissen will. Die Jazz-Fans sind in den früheren Zeiten genau von diesem verkopften, lustfernen europäischen Mist zum Jazz geflohen und fanden diese sinnliche Kraft des Jazz einfach umwerfend. Und jetzt biegen die ach so Fortschrittlichen die ganze Sache wieder zurück in diese europäische Sackgasse (Brötzmann ist von der „Fluxus“-Bewegung beeinflusst; sagt doch alles). – Man sehe sich doch bloß dieses YouTube-Video mit den Washboard-Serenaders an: Das ist dreimal so „modern“ wie dieses gequälte Gejammere!
(also noch einmal: http://www.youtube.com/watch?v=ig9rs5-hMeY&feature=related)Jimmy Lyons: Ja, den mochte ich immer von der ganzen Taylor-Musik am meisten. Und viel später verstand ich warum: Weil ich Charlie Parker schon mochte, bevor ich ihn kannte! Natürlich kommt keiner an Parker heran. Das ist ja das Problem: Die Meister waren jeweils so perfekt, dass nachfolgende Generationen neue Bereiche finden müssen, um etwas Eigenständiges zu machen. So kommen sie zwangsläufig in extremere Bereiche. Sie gewinnen damit neue Möglichkeiten, aber sie verlieren auch: die Klarheit, das Ansprechende, das „Menschliche“, die Verständlichkeit, die Brillanz und so weiter. Jeder Gewinn muss bezahlt werden!
gypsy tail wind… Es braucht unter Umständen sehr viel Zeit und Geduld, um die Finessen der freieren Musiker und ihrer Stimmen zu hören, gerade bei Brötzmann kann ich mir gut vorstellen, dass manche schon bei der ersten Begegnung mit der Oberfläche seiner Musik scheitern und das Interesse verlieren (und auch das ist völlig in Ordnung so).…
Das ist dieses Versprechen der „Modernen Kunst“, das nie eingelöst wurde – seit 100 Jahren nicht. Miles Davis hat es im Zusammenhang mit einer Archie-Shepp-Platte auf den Punkt gebracht: „Die Leute lassen sich so leicht etwas vormachen … weil sie meinen, es wäre nicht hip, das nicht gut zu finden. Aber wenn sich etwas scheußlich anhört, Mann, dann sollte ein Mensch genug Respekt vor seinem eigenen Verstand haben und SAGEN, dass es sich nicht gut anhört. Mir gefällt das nicht und ich werde mir diese Aufnahme nicht länger anhören. Das kann man sich so lange anhören, wie man will, das wird nie besser klingen. Und so was finden die Leute gut – besonders die Weißen. Die fahren doch auf alles ab, was so lächerlich klingt wie das da.“ — eben wegen diesem „Moderne Kunst“-Verständnis, das man uns eingeredet hat!
gypsy tail wind… Brötzmann pflegt eine eigene Klangkultur.…
Ja, er pflegt die „Klangkultur“ eines „Berserkers“, eines „Teutonen“ – so ist er sogar in „Free Jazz“-Kreisen international kritisiert worden.
gypsy tail wind… bei allen vertrackten Beats klingt Colemans Musik für mich rhythmisch eben doch sehr flach, glatt – ja, clever mag sie sein …
Bei dieser Musik braucht man einen Sinn für komplexe Grooves.
gypsy tail wind… Anzug … Sonnenbrille …
Steve Coleman hat damit absolut NULL am Hut.
gypsy tail wind… das Paradebeispiel des europäischen Jazzers, der sich ab ca. 1964 endgültig vom US-Jazz emanzipiert hat …
Es gibt für mich keinen „US-Jazz“, wohl aber eine Armstrong-Parker-Coltrane-Tradition und die liebe ich. Und wenn jemand meint, er müsse sich von dieser Tradition „emanzipieren“ (als wäre er von ihr versklavt worden), dann meinetwegen. Es hat für mich keinen Wert, wenn Leute den Jazz erst einmal kaputt-spielen, dann etwas anderes machen und das dann als den neuen Jazz verkaufen. Wenn sie zum Jazz etwas Wertvolles beizutragen gehabt hätten, hätten sie es ja tun können. Das haben sie nicht und darum interessieren mich diese Experimente auch nicht.
Die heimische Szene redet den Jazz-Fans seit Jahrzehnten ein, es wäre cool, sich ebenfalls von den bösen Amerikanern zu „emanzipieren“ und sich ihren Markt-Interessen anzuschließen. Ich will Jazz hören und nicht irgendein free-jazziges „Aufbrechen“ von alten deutschen Liedern, Opern usw., irgendwelche „Fluxus“-Geschichten oder diesen fern-östlichen Exotik-Kitsch.
gypsy tail wind… dass alle Zugänge okay sind, kommt aus deinen Posts sowas von gar nicht raus …
Eh nicht. Man wird doch wohl noch einmal echt frei protestieren dürfen!
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@fef: Schau dir mal die in Post #1 erwähnte Doku an. Eine interessante und heilsame Erfahrung, wenn man Brötzmann nur auf das „Aufbrechen“ oder „Zerstören“ reduziert. Dort geht er nämlich sehr ausführlich auf genau diese Vorwürfe ein und äußert sich auch über Traditionen im Jazz.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...okay, mach ich. Danke! Interessiert mich ja!
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@fef: nur nochmal kurz: von Fortschritt will ich nicht reden, habe ich auch nicht. Dass es Entwicklungen gibt wirst Du aber nicht leugnen. Coleman Hawkins hatte früh auch anders Saxophon gespielt, als das ab ca. 1930 gemacht wurde, Leute wie Dolphy (an der Bassklarinette) oder David Murray haben die „Flatterzunge“ wieder eingebaut als Stilelement. Und heute kann man eben allerlei zusätzliche Erweiterungen des Klanges mitberücksichtigen (wenn man will), die aus dem Free Jazz kommen. Das heisst nicht, dass jeder das tun müsste. Aber das Instrumentarium ist eben da und man kann drüber verfügen – so meinte ich das mit „die Zeit nicht zurückdrehen“.
Lyons halte ich übrigens für einen der wenigen Saxophonisten, die wirklich und wesentlich über Parker hinausgegangen sind. Hör Dir mal die 5CD-Box von Ayler Records an und lies die Texte im Booklet – höchst faszinierend!
Was den Katzenjammer betrifft, den Du litaneiartig wiederholst: den gibt’s gar nicht. Natürlich wird man locker aus Interviews Dutzende oder Hunderte Stellen zusammensuchen können, in denen kreative Musiker aus der Gegenwart sich dahingehend äussern – aber würden sie nicht an ihre Musik glauben, hätten sie doch schon längst damit aufgehört. Interessanter finde ich dann eben zu lesen, warum sie ihre Musik trotz allen Widrigkeiten machen – das hat nichts vom Heroismus toller Kerle, da ist eher so etwas wie eine Getriebenheit, ein innerer Drang, sich auszudrücken – und so entsteht eben meist echte Kunst.
Fefokay, mach ich. Danke! Interessiert mich ja!
Dann bist Du also doch meschugge?
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail wind… Dann bist Du also doch meschugge? …
Irgendwie natürlich schon!
Vielen Dank für die vielen interessanten Einwände! An alle! Ich weiß, ich bin provokant; aber als Einzelgänger muss man halt kämpfen wie eine Sau.:-) Es hat jedenfalls sehr belebt. Schönen Tag noch.--
Peter Brötzmann kuratiert dieses Jahr das Festival in Wels – sieht grossartig aus:
finally, here it is :-))
t.b.c.
———————————————————————thursday, nov. 3
7pm @ mkh fabrik_ausstellungseröffnung BRÖTZMANN – paintings & objects9pm @ mkh fabrik_SONORE (BRÖTZMANN / VANDERMARK / GUSTAFSSON)
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friday, nov. 4
2pm @ stadttheater wels / SOLDIER OF THE ROAD (Film von Bernard Josse, 90min, F 2011)7pm @ alter schl8hof wels
_ CHICAGO TENTET inviting KEIJI HAINO & JOHN TCHICAI
_ MICHIYO YAGI / OKKYUNG LEE / XU FENGXIA
_ PETER BRÖTZMANN / MASAHIKO SATO / TAKEO MORIYAMA
_ JOE MCPHEE / MOKHTAR GANIA / FRED LONBERG-HOLM / MICHAEL ZERANG
_ PETER BRÖTZMANN / MICHIYO YAGI / TAMAYA HONDA
_ ad-hoc-formations
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saturday, nov. 5
12am @ stadttheater wels_ BRÖTZMANN (Film von Jeuckens, Mau, Windus; 80min, D 2011)2 pm @ soundtheater_ PETER BRÖTZMANN / JASON ADASIEWICZ / SABU TOYOZUMI
3.30 pm @ minoriten_ MATS GUSTAFSSON / DIEB13 / MARTIN SIEWERT
7pm @ alter schl8hof wels
_ KEIJI HAINO SOLO
_ PETER BRÖTZMANN / BILL LASWELL / MOKHTAR GANIA / HAMID DRAKE
_ JEB BISHOP / JOE MCPHEE / MARS WILLIAMS / KENT KESSLER / TAMAYA HONDA
_ HAIRY BONES (BRÖTZMANN / KONDO / MASSIMO PUPILLO / PAAL NILSSEN-LOVE)
_ ad-hoc-formations
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sunday, nov. 6
3pm @ stadtheater wels_FUKUSHIMA PROJECT_CHICAGO TENTET inviting
OTOMO YOSHIHIDE / MICHIYO YAGI / AKIRA SAKATA / TOSHINORI KONDO7pm @ alter schl8hof wels
_ PETER BRÖTZMANN / ERIC REVIS / NASHEET WAITS
_ VANDERMARK / GUSTAFSSON / PUPILLO / NILSSEN-LOVE / DRAKE
_ FULL BLAST (PETER BRÖTZMANN / MARINO PLIAKAS / MICHAEL WERTMÜLLER)
_ CASPAR BRÖTZMANN MASSAKER
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stage design by bernd klötzer
exhibition @ schl8hof, first floor: festival music unlimited I to XXV--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
Schlagwörter: Brötzmann, Brötzmann Clarinet Project, Chicago Tentet, Die Like a Dog Quartet, FMP, Full Blast, Globe Unity Orchestra, Last Exit, Peter Brötzmann
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