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Wegen dem Blues: Mir ging es nicht um den Blues, sondern um das Weinen. Um das feinere Feeling. Allerdings steh ich absolut nicht auf dieses ganze „lyrische“ und sentimentale Zeug. Ich sehe einfach keinen Sinn in all dem „Kaputt-Spielen“ und dem ganzen wilden Getue. Wer wirklich etwas im musikalischen Sinn zu sagen hat, braucht die Hörer nicht mit großem Getöse zu nerven.
Und ich muss sagen: Ich kenne die Free-Sachen ziemlich gut. Ich hab das einfach schon lange über. Ich kann einfach kein quäkendes Sax mehr hören. Wenn einer schon mit so einem Ton anfängt, dann denke ich mir: Wenn er nicht ordentlich spielen will, sich nicht die Mühe macht, die Töne wirklich klar, stark, geschmeidig zu gestalten, dann soll er es bleiben lassen. Und irgendwelches Zersägen, Kreischen und „Aufbrechen“ ist schon sehr lange keine Ausrede mehr dafür, dass ihm keine ordentliche Linie einfällt. Deshalb weil sich einer gut dabei fühlt, wenn er sich „frei“ ausdrückt, muss das noch lange nicht für mich als Hörer gut klingen oder interessant sein.
Zum Melodischen von Brötzmann: Wenn einer nach all dem Quieken mal etwas Melodisches spielt, kommt das einem vielleicht wunderschön vor. Aber das ist eine kärgliche Geschichte im Vergleich zu den Meistern, die sich die ganze Zeit, viele Jahre lang, pausenlos mit der Gestaltung kunstvoller melodischer Linien beschäftigt haben. Ich bin irgendwann draufgekommen, dass die effektvollen „Sounds“, um die sich der „Free Jazz“ dreht, erbärmliche Ausdrucks- und Gestaltungsmittel sind im Vergleich zu einer reichen melodischen, tonalen, rhythmisch diffizilen musikalischen Sprache.
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