Lesefrüchte

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  • #8674565  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    Im Jahr 1957 sezierte Hans Magnus Enzensberger mit bis heute unerreichter Meisterschaft den verderblichen Einfluss, den der SPIEGEL mit seiner Sprache der Häme auf die hiesige Gesellschaft ausübt. Sein Fazit lautete:

    „Jedes Volk, so hat ein berühmter Amerikaner einmal gesagt, hat die Presse, die es verdient. Jedes Volk, so können wir hinzufügen, verdient die Presse, die es nötig hat. Daß wir ein Magazin vom Schlage des SPIEGEL nötig haben, spricht nicht für das Blatt, das die Masche zu seiner Moral gemacht hat: Es spricht gegen unsere Presse insgesamt, gegen den Zustand unserer Gesellschaft; es spricht mit einem Wort gegen uns.“

    Der vollständige Text ist hier nachzulesen: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-32092775.html

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
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    #8674567  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    Karl LauterbachMan sollte sich so ausdrücken, dass das eigene Argument nicht so leicht bösartig verhetzt werden kann.

    http://www.spiegel.de/fotostrecke/politiker-im-shitstorm-der-hass-im-internet-fotostrecke-81447.html

    Sehr kluger Mann, wahrscheinlich der intelligenteste Politiker in Deutschland, mir auch nicht unsympathisch, augenscheinlich überdurchschnittlich integer.

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #8674569  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,216

    Und obendrein der mit der tollsten Frisur, wie die Fotostrecke belegt.

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    #8674571  | PERMALINK

    wenzel

    Registriert seit: 25.01.2008

    Beiträge: 5,950

    aus dem letzten Spiegel von Fleischhauer zu Willy Brandt:

    Er stellte Wehner zur Rede, verbat sich solche Übelrede, aber abstellen konnte oder wollte er sie nicht. Statt den Showdown mit dem düsteren Fraktionschef zu suchen, entzog sich Brandt dem Konflikt. Häufig ergriff er die Flucht, schloss sich in sein Schlafzimmer ein und zog die Bettdecke über den Kopf, bis Horst Ehmke oder jemand anderes aus dem Kanzleramt auftauchte und ihn ihn aus seiner Depression schüttelte.

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    #8674573  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    „Ich weiß nicht, ob das nur auf mich zutrifft, aber die Tatsache, dass ich alle zwei Monate 5,50 Euro für diese Zeitschrift ausgebe, erscheint mir immer lächerlicher. Warum? Ich erinnere mich noch an das erste Mal. Ich hab auf meinen Zug gewartet, ein bisschen im Kiosk gestöbert und war kurz davor, mir die neue Jolie zu kaufen, weil die kleine Ausgabe nur 1,90 Euro kostet und weil Mädchen das eben machen. Doch dann – ich weiß es noch wie gestern – war da dieser echt heiße Typ und greift ohne lang zu suchen ein Heft mit einer grün und blau geschlagenen Fresse drauf. […] Ich bin zurück zu dem Magazinregal und hab mir diese Zeitschrift mit dem ominösen Titel SPEX gegriffen. Fünf verf***te Euro fünfzig. Es hat weh getan, aber ich konnte nicht anders. Die Vorstellung, dass sich Mr. Supersexy gleich genau dieselben Seiten durchblättern würde, fand ich so wunderschön. […] Weil das Gefühl, und ich weiß, wie bescheuert das klingt, das ich habe, wenn ich mir die bunten Seiten mit den großen Bildern anschaue, einfach geil ist. Ich fühle mich echt richtig cool. Und ich fühle mich, als hätte ich etwas, das mich interessiert. Ich fühle mich, als gehöre ich zu dieser megacoolen Clique von der angeblich jeder weiß, aber keiner sicher ist, ob sie überhaupt existiert. Ich fühle mich gut, wenn ich genauso arrogant wie jener wundervolle Mensch einen Kiosk betrete und eine Zeitschrift kaufe, von der jeder, der sie sieht, sofort weiß, dass da nicht der übliche Müll drin steht, sondern anderer Müll, der noch weniger Leute interessiert. Eine Zeitschrift für eine Generation, die allein am Küchentisch sitzt, über den Tellerrand schaut und behauptet, die Krümel wären nicht von ihr. […] Mit einer SPEX jetzt genau hier zu sitzen, gibt mir das Gefühl, irgendwie wirklich, wie soll ich es beschreiben, interessant zu sein. Reif für mein Alter. Individuell.“

    (Leserbrief, SPEX, September 2013)

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #8674575  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Hal Croves(Leserbrief, SPEX, September 2013)

    Ganz ausgezeichnet!

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    #8674577  | PERMALINK

    natsume

    Registriert seit: 24.07.2005

    Beiträge: 5,562

    Neues aus dem Institut für marxistische Studien und Forschungen in Frankfurt:

    „Gerade weil Vereine objektiv der Befriedigung von Reproduktionsbedürfnissen nichtmonopolistischer Schichten und zumal von Teilen des Kerns der Arbeiterklasse dienen und weil ihnen soziallagespezifische Interessen der lohnabhängigen Bevölkerung zugrunde liegen, gibt es objektive Anknüpfungspunkte, Vereine in das Bündnis der Kräfte einzubeziehen, die an der Entwicklung einer demokratischen Gegenkultur arbeiten.“

    Friedhelm Kröll/Stephan Bartjes/Rudi Wiengarn, Vereine: Geschichte, Politik, Kultur, 1982)

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    #8674579  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    Aus der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 20.10.2013

    EXERZITIEN
    Leben ohne Licht
    VON HANS CONRAD ZANDER

    Meine atheistische Schwester und mein agnostischer Bruder werden beide beim Thema Religion ganz schnell ironisch.
    —Ob ich denn nicht merke, dass der Glaube den Menschen keinen Nutzen bringt, es sei denn, natürlich, den illusorischen Nutzen der Vertröstung? Aber wirklichen Nutzen? Der Gegenbeweis sei doch erdrückend. Damals im 13. Jahrhundert, zur Zeit des heiligen Franziskus, als das Christentum in Europa blühte wie nie zuvor und nie danach, sei der Mensch bei uns im Schnitt etwa zwanzig Jahre alt geworden. Heute dagegen habe er die beste Hoffnung, achtzig zu werden. „Alt und lebenssatt“ zu sterben, sei aber auch nach der Bibel des Menschen höchstes Gut. Das uns dies heute geschenkt ist, sei aber gerade nicht der Religion zu verdanken, sondern offenkundig einer Wissenschaft, die sich aus der Bevormundung durch die Religion befreit hat. Soweit meine atheistische Schwester und mein agnostischer Bruder. Was halte ich ihnen entgegen? Die historischen Fakten stimmen, gewiss. Aber der ideologische Schluss, den sie aus den Fakten ziehen, ist nicht nur vorschnell, sondern auch wissenschaftlich zweifelhaft. Der stärkste Zweifel kommt mir gerade aus jener Wissenschaft, der meine ungläubigen Geschwister besonders gläubig vertrauen. Das ist die Biologie.
    —In den Karsthöhlen des Balkan haben Biologen ein kurioses Tier erforscht. Das ist der Grottenolm. Eigentlich war er ein Salamander, ein Schwanzlurch jedenfalls. Diesem Salamander ist etwas passiert. Tief unten in der lichtlosen Welt unterirdischer Karstgrotten hat er das Augenlicht verloren. Gerade deshalb gilt er den Biologen als Muster erfolgreicher Mutation. Er kann jetzt umso besser riechen und hören. Um im Wasser die Richtung zu behalten, entwickelte er einen eigentlichen Magnetsinn. So gut hat sich der Grottenolm der Finsternis angepasst, dass er jetzt viel länger lebt. Zwanzig Jahre nur lebte er einst oben im Licht der Welt als Salamander. Gut achtzig Jahre lebt er jetzt in der Finsternis der Unterwelt als Grottenolm.
    —Wie? Was? Statt zwanzig achtzig Jahre? Müssten da bei euch, meine atheistische Schwester, mein agnostischer Bruder, nicht alle Alarmglocken des Unglaubens schrillen? Denn was ist das für ein Leben: Achtzig Jahre ohne Licht! Inbegriff der Gottheit ist ja das Licht. Kulte des Lichts sind alle Religionen. „Gott sprach: Es werde Licht. Und es ward Licht“, so beginnt das Alte Testament. „Gott von Gott, Licht vom Licht“, heißt es am Anfang des Johannes-Evangeliums. Das Schönste, was ein Geschöpf erleben kann, ist das Licht. Es ist göttlich schön.
    —Achtzig statt zwanzig Jahre? Lieber noch mehr, lieber hundert Jahre! Aber um einen Preis nicht. Nicht um den Preis des Abstiegs in die finstere Lichtlosigkeit. Ihr Grottenolme der Moderne, kommt, steigt empor ans Licht! Und habt nicht zu viel Angst um eure achtzig Jährlein! Abraham, der Vater aller Gläubigen, wurde, glaubt es nur, 175 Jahre alt (I. Mosis 25, Vers 7).

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #8674581  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/das-stern-interview-als-wohldefinierte-methode-zur-genussreichen-onanie/

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #8674583  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    +++ Gerade wiederentdeckt: eine selbst angefertigte Mitschrift aus Dittsche vom 25.3.2012 +++

    Antrag auf Bewilligung einer Beantragung im Eiltempo durch die Gauck-Behörde

    Sehr geehrter Herr neuer Bundespräsident Gauck,

    ich möchte mich erst mal vorstellen, damit Sie überhaupt wissen, wer ich bin. So, jetzt zur Sache. Hiermit beantrage ich von mir direkt ohne Umwege für mich selbst höchstpersönlich einen Antrag auf Erteilung einer erlaubten Bestätigung durch Sie selbst als höchster Deutscher mit Unterschriftsbefugnis im ordentlichen Verfahren zur Ausfertigung von Papierbelege mit Prokura; dreie Durchschläge, einer für mich (Original erbeten), einer für den Ordner in der amtlichen Dienststelle im Bundestagsabgeordnetenkatasteramtregal, einer für Sie selbst zum Verbleib für meine Ernennung zum König (Baron geht zwar z.B. auch, reicht aber nicht). Es muss ein König auf Privatbasis sein mit unbegrenzter Dienstzeit (Montag bis Freitag, Samstag nach Vereinbarung, Sonntag Ruhetag) auf Jahre hinaus, bis ich sage wann nicht mehr.

    Königsausrüstung muss nicht gestellt werden.

    Beilage (Abb.):
    Zepter: umgedrehte Bierflasche auf Stock oder geht auch Schirm
    Wappentier ist vorhanden: Waschbär
    Staatsschatz ist auch vorhanden: Kronekorkensammlung
    Königsmantel vorhanden

    Jetzt noch was Privates: Ich bin kein Pinkelprinz wie August Ernst August. Auch nicht der König von Mallorca mit Balalaika. Ich möchte auch kein Bettel- oder Schwindelprinz sein wie der heute aus der Zeitung, der mit einer Python und ein Ferrari in Mallorca die Leute betrogen hat, sondern ein König der Herzen. Dafür Startguthaben durch Deutschland in Höhe von 500 Euro erbeten.

    Danke für Ihre Bewilligung, sie sollte mit Stempel und Datum sein, ein Siegel ist nicht notwendig, aber ein Stempel (Stempel vom Stempelkissen gemacht und nicht gedruckt) und Ihre Unterschrift (Gauck) darunter lesbar.

    Vielen Dank, ich wünsche Ihnen alles weitere auf Ihrem Lebensweg, Ihr sehr geehrter Dittsche.

    P.S.: Es wäre mir und meiner nachherigen Königsfrau eine große Ehre, wenn Sie z.B. in der Apostelkirche in Eimsbüttel für uns die Ehe vollziehen würden. Sie waren ja mal Pastor, und das verlernt man ja nicht.

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #8674585  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    Ein Forenbeitrag (aus: Capriccio – Forum für klassische Musik)

    Ein bisschen Frieden
    (Een beetje vrede/En smule fred)

    Dieses hinreißende Kleinod schrieb Ralph Siegel, Absolvent der Kompositionsklasse Lord Voldemorts. Für die Lyrik zeichnet das Ausnahmetalent Bernd Meinunger verantwortlich. Sängerin und Gitarrenwunder Nicole Hohloch machte dieses erschütternde Lied 1982 schlagartig berühmt.

    Wie eine Blume am Winterbeginn,
    so wie ein Feuer im eisigen Wind,
    wie eine Puppe, die keiner mehr mag,
    fühl ich mich an manchem Tag.

    Wir hören also zunächst den Klagegesang einer jungen Frau. Es ist ersichtlich: Um ihre Verfassung ist es nicht allzu gut bestellt. „Kopf hoch“, möchte man ihr zurufen. „Du kennst sogar Blumen, die es bis zum 21. Dezember schaffen!“ Wer kann das schon von sich behaupten? Wenigstens eine Hoffnung aber bleibt: Nicole ist nur an manchem Tag verzweifelt, zwischendrin gibt es also noch ein paar lichte Momente, in denen sie der Dämmerung entrissen wird. Was aber fehlt ihr denn genau? Aufschluss darüber bringt die zweite Strophe:

    Dann seh ich die Wolken, die über uns sind,
    und höre die Schreie der Vögel im Wind.
    Ich singe aus Angst vor dem Dunkeln mein Lied,
    und hoffe, dass nichts geschieht.

    Zunächst steigern sich die grausamen Bilder ins schier Unerträgliche. Die Vögel singen nicht, sie schreien. Gut, dass die Wolken über einem sind, sollte erst einmal keinen Anlass zur Beunruhigung bieten. Gefährlicher wäre es, sie befänden sich an anderen Stellen, z.B. unten. Aber wenn man erst einmal so gepeinigt ist, dann ist wohl auch diese Furcht nachvollziehbar. In großer Tapferkeit, auf sich selbst zurück geworfen, schultert das tapfere Mädchen ihre Ängste. Nur die Hoffnung bleibt ihr, sie flüchtet sich nicht einmal mehr ins Gebet. Die Hoffnung auf Heilsversprechungen hat sie längst aufgegegen. Und jetzt schließlich erfahren wir endlich, was der Grund allen Ungemachs ist: „… und hoffe, dass nichts geschieht“. Das „nichts“ gibt Aufschluss, wenn man die Entstehungszeit des Liedes berücksichtigt. Vergessen wir nicht, dass der irre Breschnew tagtäglich am roten Knopf rumfummelte, dass der Iwan sein Raketen-Arsenal irgendwo auf Ziele zwischen Wuppertal und Wiesloch programmiert hatte. Und da kam dann dieses Maderl und bewies, dass man auch mit gestärktem Rüschenhemd und adretter Frisur friedensbewegt sein konnte. Das war das das richtige Lied zur richtigen Zeit, gerichtet an die ungewaschenen, langhaarigen Blockierer vor den Toren Mutlangens, die unverfroren Petting statt Pershing forderten!

    Ein bisschen Frieden. Das reicht völlig. Besser als nix. Lieber beide Arme ab, als auch noch die Beine, sprach der Tutsi…“

    http://www.capriccio-kulturforum.de/rock-pop-soul-mehr/1952-lena-ist-die-beste/?9a4ab308#post67281

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #8674587  | PERMALINK

    hal-croves
    אור

    Registriert seit: 05.09.2012

    Beiträge: 4,617

    „Tausendmal habe ich die sowjetische Hymne im Lager gehört, die alte und die neue. Mein Leben lang verbinden sie sich für mich mit der Erinnerung an Reihen von reglosen auf Pritschen ausgestreckten Leibern oder an den Anblick der Brigaden, die im Morgengrauen zur Wache strömten. »Wacht auf, Verdammte dieser Erde, die stets man noch zum Hungern zwingt«, das verstanden wir ganz wörtlich als Signal zum Aufstehen … Fünf Jahre später war ich mit einem Kameraden aus der Lagerzeit auf einer Versammlung in Tel Aviv, wo zum Schluss die Internationale gesungen wurde. Als die ersten Töne erklangen, sah ich zu ihm hinüber und merkte, dass ihm nicht gut war. Sein Gesicht war ganz bleich, sein Blick wanderte unruhig hin und her … Offenbar hatte er das Gefühl, wieder in der alten Mausefalle gelandet zu sein. Er drehte sich um und versuchte unbemerkt zum Ausgang zu gelangen. Aber das gelang ihm nicht. Mehrere junge Männer stellten sich ihm in den Weg und zwangen ihn, die Internationale bis zum Ende zu hören. Er schloss die Augen und beruhigte sich sofort. Auf der Straße fragte ich ihn: »Wohin wolltest du denn auf einmal?« Er antwortete: »Weißt du, in dem Moment, als ich zum Zuhören gezwungen wurde, war ich plötzlich wieder im gewohnten alten Lagerzustand. Ich schloss die Augen und es kam mir vor, als stünden neben mir noch zweihundert Millionen Sowjetbürger. So ist es normal, so ist es richtig: Die Internationale hört man unter Zwang … aber anders werde ich sie nie mehr hören können.«“

    (aus: Julius Margolin, Reise in das Land der Lager, S. 408)

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    "Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=
    #8674589  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,700

    NatsumeLesefrüchte.

    Bin für den Singular:
    www.lesefrucht.de

    --

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    #8674591  | PERMALINK

    natsume

    Registriert seit: 24.07.2005

    Beiträge: 5,562

    „Neulich war ich bei diesem Hamburger Musikpreis namens Hans. Da
    war ich auch nominiert, aber ahnte schon, dass ich nichts gewinne.
    Ich wollte da nicht hin. Aber an dem Abend hat mich dann doch ein
    Freund überredet. Wir tranken ein paar Biere, und ich sah zu, wie
    Thees Uhlmann die Preise bekam, für die ich nominiert war. Nach
    der Veranstaltung schnappte ich ihn mir und schimpfte: „Du Sau
    hast meine Preise!“ Er sah Wahnsinn in meinen Augen und bekam
    einen schönen Schreck. Aber Tomte war eben immer die unmusikalischste
    und schlechteste Band, die ich mir vorstellen konnte. Deshalb passte
    mein Ausfall.“

    (Andreas Dorau, [I]SPON-Interview, 2014)

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    #8674593  | PERMALINK

    natsume

    Registriert seit: 24.07.2005

    Beiträge: 5,562

    ReinoBin für den Singular:
    www.lesefrucht.de

    Zu spät.

    --

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