Re: Lesefrüchte

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hal-croves
אור

Registriert seit: 05.09.2012

Beiträge: 4,617

„Ich weiß nicht, ob das nur auf mich zutrifft, aber die Tatsache, dass ich alle zwei Monate 5,50 Euro für diese Zeitschrift ausgebe, erscheint mir immer lächerlicher. Warum? Ich erinnere mich noch an das erste Mal. Ich hab auf meinen Zug gewartet, ein bisschen im Kiosk gestöbert und war kurz davor, mir die neue Jolie zu kaufen, weil die kleine Ausgabe nur 1,90 Euro kostet und weil Mädchen das eben machen. Doch dann – ich weiß es noch wie gestern – war da dieser echt heiße Typ und greift ohne lang zu suchen ein Heft mit einer grün und blau geschlagenen Fresse drauf. […] Ich bin zurück zu dem Magazinregal und hab mir diese Zeitschrift mit dem ominösen Titel SPEX gegriffen. Fünf verf***te Euro fünfzig. Es hat weh getan, aber ich konnte nicht anders. Die Vorstellung, dass sich Mr. Supersexy gleich genau dieselben Seiten durchblättern würde, fand ich so wunderschön. […] Weil das Gefühl, und ich weiß, wie bescheuert das klingt, das ich habe, wenn ich mir die bunten Seiten mit den großen Bildern anschaue, einfach geil ist. Ich fühle mich echt richtig cool. Und ich fühle mich, als hätte ich etwas, das mich interessiert. Ich fühle mich, als gehöre ich zu dieser megacoolen Clique von der angeblich jeder weiß, aber keiner sicher ist, ob sie überhaupt existiert. Ich fühle mich gut, wenn ich genauso arrogant wie jener wundervolle Mensch einen Kiosk betrete und eine Zeitschrift kaufe, von der jeder, der sie sieht, sofort weiß, dass da nicht der übliche Müll drin steht, sondern anderer Müll, der noch weniger Leute interessiert. Eine Zeitschrift für eine Generation, die allein am Küchentisch sitzt, über den Tellerrand schaut und behauptet, die Krümel wären nicht von ihr. […] Mit einer SPEX jetzt genau hier zu sitzen, gibt mir das Gefühl, irgendwie wirklich, wie soll ich es beschreiben, interessant zu sein. Reif für mein Alter. Individuell.“

(Leserbrief, SPEX, September 2013)

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"Edle, freie Unbefangenheit bei Allem. ... Alle übrigen Vollkommenheiten sind der Schmuck unsrer Natur; sie aber ist der der Vollkommenheiten selbst. ... Sie ist mehr als Leichtigkeit, sie geht bis zur Kühnheit: sie setzt Ungezwungenheit voraus und fügt Vollkommenheit hinzu. Ohne sie ist alle Schönheit todt, alle Grazie ungeschickt: sie ist überschwenglich, geht über Tapferkeit, über Klugheit, über Vorsicht, ja über Majestät." (Baltasar Gracián) =>mehr<=