Labyrinths – Irrlichts Alben-Faves

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  • #6938079  | PERMALINK

    carrot-flower
    Moderator

    Registriert seit: 26.09.2007

    Beiträge: 3,122

    Eine Bitte: Ich fände es angemessen, wenn wir uns bei unseren Rückmeldungen hier demnächst wieder mehr auf Irrlichts Interpretation der Alben als auf seinen Schreibstil konzentrieren würden (auch, wenn Letzterer das Verständnis des Ersteren zuweilen erschweren mag und mir auch Dutzende von Anmerkungen in den Fingern jucken). Es hat sich hier stark eingebürgert, ihm öffentlich Nachhilfe zu erteilen, ich selbst habe das auch schon öfter gemacht, finde aber, dass das allmählich in einer PN besser aufgehoben ist. Irrlicht sieht das vermutlich wieder lockerer als ich :-)

    Zu dieser Kalt-Warm-Sache: Du schreibst

    Es gibt Musik, die lässt tief ins Dunkel eines Künstlers blicken, lässt Leid erleben, manchmal sogar ein Album reinen Weltschmerzes am eigenen Leib erfahren. Ich tue mir schwer Werke, die dies wagen (…), als kalt zu bezeichnen. Kalt ist für mich zunächst gefühllos, beliebig, vielleicht sogar ein wenig unglaubwürdig.

    Aber es ist doch nicht der Künstler, den du damit als kalt „diskreditierst“, wenn du das Album kalt nennst. Für mich transportiert die Musik von Joy Division perfekt das Leiden an einer Welt, die eben als verdammt kalt wahrgenommen wird. Die musikalischen Mittel bilden auf ihre Weise diesen Zustand ab, es ist eine Art Mimikry, anders als Musik, die mit viel Innigkeit ein bisschen mehr Kuscheln fordert. Dass hinter der Musik eine starke Empfindsamkeit steht und eine große Sehnsucht nach love, peace and understanding, macht sie ja gerade so eindringlich und schön (denn schön ist sie ja). „Warm und aufbauend“ kann ich sie aber nicht finden, höchstens kann ich mich freuen, dass jemand so begabt ist, aus seiner (? Mit biografischen Zuschreibungen wär ich vorsichtig in der Kunst) Trauer so fantastische Musik zu machen.

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    the pulse of the snow was the pulse of diamonds and you wear it in your hair like a constellation
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #6938081  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,229

    Damit nicht angenommen wird, ich würde das Feld räumen, sobald ein wenig Kritik und Widerspruch im Thread aufkommt: Bin die Tage bisher sehr beschäftigt gewesen, da sich für Dienstag noch auf die letzte Prüfung vorbereitet werden will. Danke aber für die rege Teilnahme bisher, freut mich sehr, Antworten zu den letzten Posts kommen hoffentlichen noch im Laufe des Wochenendes. :-)

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #6938083  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,229

    Go1Aber bevor ich anfange, wie ein Deutschlehrer zu klingen, höre ich lieber auf. Das sind ja alles Nebensachen.

    Deshalb sind die Anmerkungen ja (für mich) nicht per se weniger lesenswert, im Gegenteil. Zumal manche Form von Kritik zuteilen erstens vollkommen angebracht ist, zum anderen dann durch meine Stilistik auch irgendwie provoziert wurde, denke ich. Inhaltlich entstehen bei mir dann natürlich wieder zuweilen Fragezeichen, die verschwinden aber auch schnell wieder, wenn ich mir vor Augen führe, dass es den Text, der jedem Gusto entspricht, wohl auch in Laybrinths nicht geben wird. Der Eine kennt manche Empfehlung nicht und freut sich über die Ausführlichkeit, der Nächste will ganz gezielt persönliche Eindrücke einwirken lassen, weil nur die nicht aus jedem Buch zu bekommen sind und wieder andere sind über einen gesunden Mittelwert in überschaubarer Länge erfreut. Alles riskant, aber ich habe so die Ahnung, dass damit jeder, der irgendwie etwas von sich preisgibt irgendwann Frieden schließen muss.

    P.S. „Weiter geht“ stimmt allerdings so nicht ganz, seit „Vespertine“ hat sich hier doch bereits schon vorher was getan (für besagte Empfehlung dann direkt auch ein Dank an Dich und Niko).

    redbeansandrice(um nur mal zu sagen was mir auffällt, ich hör am Anfang das „p“, aber das kann man vielleicht debattieren; im Freien würd ich die Wand immer Mauer nennen, „determine“ hätt ich jetzt eher als „eingrenzen“ übersetzt, analog zu „erklären“ – deshalb hätt ich auch die Words dringelassen, die ja zu den Actions parallel sind…; „wie sie fallen“, nicht „wenn sie fallen“; und ich bin mir nicht sicher was das Subjekt zu played/laid ist, „ich“ oder der „unlucky deal“ aus der Zeile darüber); da hast du dich schon weit aufs Glatteis begeben!

    Danke für die Ergänzungen (Schulenglisch ist eben nicht immer völlig ausreichend, leider), redbeansandrice.

    P.S. Den Thread nehmen wir beizeiten in Angriff, wenn nicht bereits vorhanden.

    Carrot FlowerIrrlicht sieht das vermutlich wieder lockerer als ich :-)

    Nicht immer, aber bislang bin ich gegnüber den Rückmeldungen sehr freundlich gestimmt. Dass viele dieser sich weit weniger auf den Inhalt selbst beziehen, ist allerdings in der Tat schade, einfach mache ich es dem interessierten Leser aber natürlich auch nicht unbedingt (passt daher schon irgendwie).

    Carrot Flower“Warm und aufbauend“ kann ich sie aber nicht finden, höchstens kann ich mich freuen, dass jemand so begabt ist, aus seiner (? Mit biografischen Zuschreibungen wär ich vorsichtig in der Kunst) Trauer so fantastische Musik zu machen.

    Verstehe. Ich würde fast meinen, dass wir „Closer“ ähnlich wahrnehmen, es somit nur an der Begrifflichkeit der Kälte selbst scheitert. Fällt mir gerade tatsächlich etwas schwer, mich in Bezug darauf nachvollziehbar verständlich zu machen (meld‘ mich dazu die Tage aber nochmal ausführlicher).

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #6938085  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,625

    IrrlichtP.S. „Weiter geht“ stimmt allerdings so nicht ganz, seit „Vespertine“ hat sich hier doch bereits schon vorher was getan (für besagte Empfehlung dann direkt auch ein Dank an Dich und Niko).

    Stimmt, ich hatte Deine Besprechung von The Letting Go übersehen (da war ich wohl nicht im Forum). Da wäre mir beinahe etwas entgangen, denn das ist eine sehr gute Besprechung (und auch gut lesbar). Ich fand Deine Deutung des Albums („der Tag nach der Depression“ usw.) sowohl überraschend als auch erhellend und nachvollziehbar. Nur ist „sirenenartiges Hauchen und Zwitschern“ nicht die glücklichste Bezeichnung für das, was Dawn McCarthy hier macht; sie kann mit ihrer Stimme ja auch die Luft zerschneiden (ich war von Anfang an sehr angetan von ihrem Gesang, gegen den andere hier im Forum große Vorbehalte hatten – aber es soll ja Leute geben, die sich generell an hohen Frauenstimmen stören…).

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    To Hell with Poverty
    #6938087  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,229

    Go1Nur ist „sirenenartiges Hauchen und Zwitschern“ nicht die glücklichste Bezeichnung für das, was Dawn McCarthy hier macht; sie kann mit ihrer Stimme ja auch die Luft zerschneiden(…)

    Das ist richtig, ich wöllte aber obiges nicht ausschließen, um Dein Statement aber ergänzt wissen. Mir ging es darum: McCarthys Einbringen ist, bei aller stimmlicher Dominanz, sehr anschmiegsam und erfrischend, da wird die Luft förmlich zerschnitten, unbedingt, eine Form von Strenge oder Verkrampfung nehme ich aber nicht wahr. Im Gegenteil höre ich vergnügtes Seuseln und Zwitschern und Fiepsen und Glucksen und das wirkt zwar gewaltig, aber dennoch herrlich verspielt und harmlos.

    Dankeschön soweit. :-)

    @Carrot flower: Noch ein paar Worte zur „Kälte“. Wenn ich ganz in mich gehe, muss ich mich vielleicht fragen, ob es eine so derart krude Angewohnheit ist, sich am Leid dieser zu wärmen, die das Leben sichtlich deutlich mehr durch den Fleischwolf dreht. Im Sinne von „Du kannst ruhig lächeln, schau‘, wie schwer es manch anderer gegenüber Dir hat“. Vielleicht rührt es aber auch daher, dass ich mich mit Curtis‘ Lyric und musikalischer Umsetzung mehr als gut identifizieren kann und mir so nicht eine fremde kalten Welle entgegenschwemmt, sondern nur etwas, was mir im Grunde thematisch gar nicht fremd ist (was dann wieder zur Frage führt, ob ich mich selbst als kalt wahrnehme, natürlich). Im Grunde bin ich da nicht mal weniger ratlos, jedenfalls aber stehe ich hinter besagter Zeile weiterhin, Joy Division hat mich nicht nur durch eine Krise geführt und ich hatte stets die Wahrnehmung, dass sich die Musik nicht im Leid weidet, sondern selbiges förmlich herauswürgt.

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #6938089  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,229

    1. Björk Vespertine
    2. Joy Division Closer
    3. Bonnie ‚Prince‘ Billy The letting go
    4. Portishead Third
    5. Fields of the Nephilim Mourning sun

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #6938091  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,229

    Laura Marling // A creature I don’t know
    Virgin Records

    1. The muse
    2. I was just a card
    3. Don’t ask me why
    4. Salinas
    5. The beast
    6. Night after night
    7. My friends
    8. Rest in the bed
    9. Sophia
    10. All my rage

    The card, the muse, the beast

    Als ich „A creature I don’t know“ zum ersten Mal hörte, war ich verblüfft: Es enttäuschte mich. Marlings drittes, lange angekündigtes Studioalbum ist anders, als noch seine Vorgänger. Es versprüht nicht die in sich ruhende Tragik und Erhabenheit des Vorgängers – gleichermaßen spart es sich aber auch die charmante, kunterbunte Kinderzimmerästhethik des Debuts, das Songs wie Erinnerungen in Setzkästen präsentiert, vom Mund ab. Irgendwann hatte der Wicky im Irrlicht dann aber genug an der Nase gerieben: Ja, natürlich, es ist auch Marlings wohl am freisten klingende Platte! Ohne Zweifel!

    Es ist ein gedankenvolles, tiefschürfendes Werk geworden – mit „A creature I don’t know“ wagt sich Marling thematisch weiter hinaus, nach eigener Aussage entstanden viele Songideen durch Zitate in Büchern; so ist „Salinas“ von John Steinbeck inspiriert, „Sophia“ (die Göttin der Weisheit) fußt auf Robert Davies‘ Roman „The rebel angels“. Und doch und auch sonst: Marling ist hier ganz bei sich. Es ist ein introspektiver Rahmen, der hier um zehn Tracks gezogen wird – die Songs handeln von Sehnsucht, Heimatlosigkeit, von Einsamkeit („Rest in the bed“, „Don’t ask me why“), der Gefahr namens Nähe, von Liebe und Zweifel („Night after night“, „I was just a card“), Licht und Schatten allgemein – aber auch von Familie, von Widersprüchen, von eigener Undurchsichtigkeit („The beast“, „My friends“); freilich oftmals als Beobachter verfasst – und doch immer persönlich. „A creature I don’t know“ ist die Platte, bei der Marling ganz Herrin ihrer Kunst ist, erstmals („Well, I’ve got the confidence now, and I know what I want it to sound like, so before anybody else gets their grubby mitts on it, why don’t I put my stamp on it?“).

    Das hört man: Ihr drittes Album atmet, ist bunt gestaltet und deutlich reicher instrumentiert, als man es – zumindest von „I speak because I can“ – gewohnt ist. Es klingt gleichermaßen abgeklärt, kämpfend und entschlossen, sinnsuchend, fast altklug, das Kind Marling ist hier verschwunden; hier klingt nun etwas anderes durch: Musikalisches Selbstbewusstsein, im ganz wörtlichen Sinne. Des öfteren werden Abfolgen entstellt, Songs ausgehebelt, Worte bewusst in Schieflage gesungen – das „gleam me blind“ in „The muse“ etwa, das Verschnupfte, mit dem der Titel in „Sophia“ zu Abschluss vorgetragen wird, das mit Nachdruck gesprochene „Will I ever see heaven again?“ in „Salinas“, das entschlossen aus der Reihe laufende „I was a child“ zu Ende von „Don’t ask me why“. Und die beißende Wucht, mit der sich in „The beast“ der Himmel klärt. Auch musikalisch: Bläser, Streicher, Klaviereinlagen, Banjorhythmen, sich auftürmende Gitarrentunes, infernalische Chöre, an Mitchell gemahnt, an Denny erinnernd, vor Cohen verneigend. „A creature I don’t know“ macht den Eindruck eines musikalischen Uhrwerks, bei dem die Zeiger immer mal wieder zu stocken beginnen und abrupt vorschnellen. Und generell Wendungen: In „Salinas“ staffeln sich Streicher nach oben, „Sophia“ geht von versonnener Ballade in Galopp zu Bandprofil über, „The beast“ reißt kurzerhand alle Dielen und Fenster aus den Innenräumen („He lies, he lies so sweet that I choke!“). Besonders schön ist aber „My friends“: Marling changiert zwischen klarer Altstimme, leichtem Hauchen, wie Fragen klingenden Gedankenfetzen, entschlossenen Einschüben – ein Seiltanz zu polternden Bässen.

    Was man noch erwähnen sollte: „A creature I don’t know“ ist im Grunde ein gespaltenes Werk; die erste Hälfte stellt leichte und dennoch intensive Songs, die zweite ist fragil, mystisch zuteilen, romantisch und sinnierend. Aber ich mag die Pointe: Marling spitzt das Album mit jedem Song weiter an und schwebt spätestens mit „Rest in the bed“ in pochendem Scheinfieber – mit „All my rage“ fallen aber alle Gewichte ab. So singts dann auch aufrichtig: „I’d leave my rage to the sea and the sun! I’d leave my rage to the sea and the sun!. Mut, Demut, Anmut. „A creature I don’t know“ lehnt sich an Tradionelles an, klingt aber nie abgehangen. Ihr Gesamtwerk fällt aus seiner Zeit – und wird dadurch zeitlos. Laura Marling ist die größte Songwriterin, die wir gegenwärtig besitzen.

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #6938093  | PERMALINK

    nikodemus

    Registriert seit: 07.03.2004

    Beiträge: 21,265

    Schöne Würdigung, zumal ich in den letzten Tagen sehr oft „Creature“ und „I Speak Because…“ gehört habe, werde ich auch in den kommenden Tagen machen und dabei vermehrt auf deine Hinweise achten. Ob das Album zwiegespalten ist, kann ich noch nicht sagen (dafür muss ich es noch öfters hören), Unterschiede höre ich aber auch, wobei mir die zweite Hälfte noch besser gefällt. Hat das neue Album die Chance sich noch vor „I Speak because I can“ zu setzen?

    --

    and now we rise and we are everywhere
    #6938095  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,229

    nikodemusUnterschiede höre ich aber auch, wobei mir die zweite Hälfte noch besser gefällt.

    Geht mir auch so (wobei „The beast“ wohl mein liebster Song ist).

    nikodemusHat das neue Album die Chance sich noch vor „I Speak because I can“ zu setzen?

    Ich denke nicht. „I speak because I can“ ist immerhin eines meiner fünf liebsten Werke überhaupt – so gut ist der Nachfolger, bei aller Wertschätzung, für mich dann nun doch nicht. „A creature I don’t know“ ist für mich generell mehr eine Sammlung vieler brillanter (aber auch weniger etwas abfallender) Songs, die letztlich die gewaltige Intensität und Geschlossenheit des Vorgängers für mich nicht erreicht. Muss es aber auch nicht.

    Danke für’s lesen.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #6938097  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,625

    Eine treffende Würdigung! Ich sehe vieles ähnlich, obwohl ich das neue Album wohl einen Tick lieber mag als den Vorgänger. Es ist in der Tat anders als die vorherigen Alben, wenn es auch dem zweiten Album näher ist als dem Debüt (bei ihrem Erstling hat sie ja in den Danksagungen noch darauf bestanden, dass man Charlie Finks Einfluss auf dem ganzen Album hören könne). Dass Laura Marling hier nun ganz bei sich und Herrin ihrer Kunst ist, das denke ich auch. A Creature I don’t know klingt für mich nach Singer-Songwriter-Meisterklasse: zehn hervorragende Songs, dargeboten von einer überaus souveränen Sängerin und einer gut aufgelegten Band. Laura Marling hat von den Besten gelernt (Leonard Cohen, Joni Mitchell…); sie beherrscht die Formen ihrer Tradition und kann frei mit ihnen umgehen („Sophia“ ist dafür ein gutes Beispiel). Manche mögen das „klassizistisch“ finden (so Max Gösche im RS); ich finde es einfach gekonnt. Sie ist zwar noch nicht die beste Songschreiberin, die wir gegenwärtig haben (da ist noch Luft nach oben), aber sie wird immer besser und sie ist jetzt schon eine der besten Sängerinnen. Erstaunlich gut gesungen hat sie ja bereits als Teenager, und gerade beim aktuellen Album sind es besonders die Nuancen, Wendungen und Beiläufigkeiten ihres Gesangs, die mich fesseln und erfreuen.

    Eine Anmerkungen will ich aber noch anbringen: Deine Aufteilung der beiden Hälften des Albums will mir nicht einleuchten: Ich kann an „Salinas“ und „The Beast“ nichts „Leichtes“ finden, während „My Friends“ und „Sophia“ eine wunderbare Leichtigkeit haben – und diese beiden Songs sind viel flotter und dynamischer als es die Adjektive „fragil“ und „sinnierend“ nahelegen.

    Ich höre da einen anderen Unterschied: Die erste Hälfte geht los mit einer locker swingenden Aufnahme, die die Füße zum Wippen bringt und die Spielfreude der Band ausstellt – und wird danach von Track zu Track besser. Es ist schon eine große Freude, wie „Don’t ask me why“ in „Salinas“ übergeht und „Salinas“ sich dann immer weiter aufbaut und größer wird. Noch schöner ist aber, dass „The Beast“ das dann noch toppen kann! Diese Steigerungsdynamik hat die zweite Hälfte nicht, die ja gleich mit einem Highlight loslegt.

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    To Hell with Poverty
    #6938099  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,729

    Ich kenne das Album nicht, ich kenne nur wenig von Laura Marling – und ich will das ändern. ;-)

    Aber ein schöner Text, Irrlicht. Straffer, weniger euphorisch, aber dennoch leidenschaftlich – und wie immer mit genauen Beobachtungen und Beschreibungen. :-)

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #6938101  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,229

    Go1Zwei Anmerkungen will ich aber noch anbringen: Ich würde sagen, dass „Rest in the Bed“ von Zweisamkeit handelt und nicht von Einsamkeit (wenn man doch den Geliebten schon im Bett liegen hat).

    Stimmt. „Rest in the bed“ ist der erste Song, den ich kennenlernte – er kursierte ja schon viele Monate durch einschlägige Portale; allerdings in anderer Aufnahme – die Gitarre klingt hier dumpfer, auch finden sich zusätzlich die unheilvollen Chöre, die „Rest in the bed“ für mich zu einer sehr bedrohlichen Abhandlung von Wünschen und Wahrnehmungen macht. Für mich ist das ein Titel, der tatsächlich keine Einsamkeit aushandelt, aber sich auch noch keine Zweisamkeit zugesteht. In diesem atmosphärischen Vakuum nagt jedenfalls gewaltig Zweifel an Marlings Diamantenkette.

    Go1Und Deine Aufteilung der beiden Hälften des Albums will mir nicht einleuchten: Ich kann an „Salinas“ und „The Beast“ nichts „Leichtes“ finden, während „My Friends“ und „Sophia“ eine wunderbare Leichtigkeit haben – und diese beiden Songs sind viel flotter und dynamischer als es die Adjektive „fragil“ und „sinnierend“ nahelegen.

    Gut beobachtet, da hätte ich tatsächlich noch ein paar Worte ergänzen sollen. Ich hatte mich von Anfang an gefragt, warum „Sophia“ dort steht, wo es sich nunmal findet – an dieser Stelle klingt es seltsam deplatziert, es bricht das Atmosphäregefüge der vorherigen Tracks etwas (und auch ganz anders als „All my rage“). Und ja, „The beast“ hatte ich unbewusst noch „zur zweiten Hälfte“ gezählt, für mich ist das der entscheidende Brückensong zum Folgenden. Ganz erwehren kann ich mich dem Eindruck aber nicht: Ich höre ein sehr bunt arrangierte, luftige Seite – und eine, die eher karg, teils fast sinister und dunkel klingt. Trotz der von Dir genannten z.T. flotten und dynamischen Gangart der Songs. Speziell „My friends“ ist für mein Dafürhalten ein sehr ambivalent empfindbarer Song. Er klingt leichtfüssig und lebendig – aber in Verbindung mit der Thematik des Songs gleichermaßen bedrückend. Ich kenne mich in Marlings Biografie deutlich zu wenig aus, aber bei „My friends“ klingt bei mir eine Künstlerin durch, die in klaren Worten Empfindungen (speziell Trauer, Wut und Unverständnis) ins Haus der Mutter sendet. Ob „I hope your mother knows where it is you have been/I hope your mother knows what it is you have seen/She’d be so proud/She will never know how I ache“ Ernüchterung aufzeigt oder Enttäuschung, was meinst Du?

    Go1Ich höre da einen anderen Unterschied: Die erste Hälfte geht los mit einer locker swingenden Aufnahme, die die Füße zum Wippen bringt und die Spielfreude der Band ausstellt – und wird danach von Track zu Track besser. Es ist schon eine große Freude, wie „Don’t ask me why“ in „Salinas“ übergeht und „Salinas“ sich dann immer weiter aufbaut und größer wird. Noch schöner ist aber, dass „The Beast“ das dann noch toppen kann! Diese Steigerungsdynamik hat die zweite Hälfte nicht, die ja gleich mit einem Highlight loslegt.

    Das höre ich auch so (den wirklich schönen Übergang hätte man natürlich erwähnen sollen, ja).

    Danke für die schönen Anmerkungen, Monsieur! :-)

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #6938103  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,229

    nail75Ich kenne das Album nicht, ich kenne nur wenig von Laura Marling – und ich will das ändern. ;-)

    Ich kann Dir den bisherigen Output jedenfalls definitiv ans Herz legen. Ob bei Dir die gleiche Begeisterung aufzukommen vermag, fraglich, aber Marling ist an Musiker gelehnt, die Dir durch die Bank zusagen, denke ich. „Night after night“ ist ja im Grunde das „Famous blue raincoat“ dieser Jahre. Lohnt sich allemal!

    nail75Aber ein schöner Text, Irrlicht. Straffer, weniger euphorisch, aber dennoch leidenschaftlich – und wie immer mit genauen Beobachtungen und Beschreibungen. :-)

    Mercí. :-)

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #6938105  | PERMALINK

    tokyoeye

    Registriert seit: 22.10.2008

    Beiträge: 1,819

    Falls du mit dem Beitrag erreichen wolltest, dass deine Leser mal wieder Laura Marling hören: Ist gelungen! :-)

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    #6938107  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,229

    TokyoEyeFalls du mit dem Beitrag erreichen wolltest, dass deine Leser mal wieder Laura Marling hören: Ist gelungen! :-)

    Sehr schön, das freut mich. :-)

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
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