Re: Labyrinths – Irrlichts Alben-Faves

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go1
Gang of One

Registriert seit: 03.11.2004

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Eine treffende Würdigung! Ich sehe vieles ähnlich, obwohl ich das neue Album wohl einen Tick lieber mag als den Vorgänger. Es ist in der Tat anders als die vorherigen Alben, wenn es auch dem zweiten Album näher ist als dem Debüt (bei ihrem Erstling hat sie ja in den Danksagungen noch darauf bestanden, dass man Charlie Finks Einfluss auf dem ganzen Album hören könne). Dass Laura Marling hier nun ganz bei sich und Herrin ihrer Kunst ist, das denke ich auch. A Creature I don’t know klingt für mich nach Singer-Songwriter-Meisterklasse: zehn hervorragende Songs, dargeboten von einer überaus souveränen Sängerin und einer gut aufgelegten Band. Laura Marling hat von den Besten gelernt (Leonard Cohen, Joni Mitchell…); sie beherrscht die Formen ihrer Tradition und kann frei mit ihnen umgehen („Sophia“ ist dafür ein gutes Beispiel). Manche mögen das „klassizistisch“ finden (so Max Gösche im RS); ich finde es einfach gekonnt. Sie ist zwar noch nicht die beste Songschreiberin, die wir gegenwärtig haben (da ist noch Luft nach oben), aber sie wird immer besser und sie ist jetzt schon eine der besten Sängerinnen. Erstaunlich gut gesungen hat sie ja bereits als Teenager, und gerade beim aktuellen Album sind es besonders die Nuancen, Wendungen und Beiläufigkeiten ihres Gesangs, die mich fesseln und erfreuen.

Eine Anmerkungen will ich aber noch anbringen: Deine Aufteilung der beiden Hälften des Albums will mir nicht einleuchten: Ich kann an „Salinas“ und „The Beast“ nichts „Leichtes“ finden, während „My Friends“ und „Sophia“ eine wunderbare Leichtigkeit haben – und diese beiden Songs sind viel flotter und dynamischer als es die Adjektive „fragil“ und „sinnierend“ nahelegen.

Ich höre da einen anderen Unterschied: Die erste Hälfte geht los mit einer locker swingenden Aufnahme, die die Füße zum Wippen bringt und die Spielfreude der Band ausstellt – und wird danach von Track zu Track besser. Es ist schon eine große Freude, wie „Don’t ask me why“ in „Salinas“ übergeht und „Salinas“ sich dann immer weiter aufbaut und größer wird. Noch schöner ist aber, dass „The Beast“ das dann noch toppen kann! Diese Steigerungsdynamik hat die zweite Hälfte nicht, die ja gleich mit einem Highlight loslegt.

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To Hell with Poverty