Konzertimpressionen und -rezensionen

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    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    Sokolovs Konzerte sind eine Bank …. aus diesem Künstler entkommt nur (in beiderlei Hinsicht) Güte …. man hat oft das Gefühl Teil von einem Privatissimum zu sein ….

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    gypsy-tail-wind
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    soulpopeSokolovs Konzerte sind eine Bank …. aus diesem Künstler entkommt nur (in beiderlei Hinsicht) Güte …. man hat oft das Gefühl Teil von einem Privatssimum zu sein ….

    Ja – ich erlebte auch noch nie so stille Säle. Letztes Jahr, als er Mozart und Beethoven spielte, war das noch krasser, wobei die pseudoromantische alte Tonhalle da natürlich das ihre beiträgt, die kühle moderne Interims-Halle (die hoffentlich erhalten bleibt – inzwischen führt die Stadt wohl Diskussionen mit dem Besitzer der Liegenschaft bzw. des Grundstückes, auf dem anscheinend der Bau eines Hochhauses geplant ist) trägt da schon weniger bei, aber das spielt gar keine so grosse Rolle, denn es ist Sokolovs Spiel, das diese besondere Stimmung erzeugt.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10478887  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Kammermusik-Soiree mit dem Kuss Quartett und der Sopranistin Mojca Erdmann – Zürich, Tonhalle-Maag – 13.05.2018
     
    Mojca Erdmann Sopran
    Kuss Quartett
    Jana Kuss Violine
    Oliver Wille Violine
    William Coleman Viola
    Mikayel Hakhnazaryan Violoncello

    Theodor Kirchner „Die schönen Augen der Frühlingsnacht“ Sechs Lieder nach Gedichten von Heinrich Heine für Sopran und Streichquartett bearbeitet und verbunden mit sieben Bagatellen von Aribert Reimann, Schweizer Erstaufführung
    Ludwig van Beethoven Streichquartett Nr. 9 C-Dur op. 59 Nr. 3 „Rasumowsky“

    Ludwig van Beethoven Streichquartett Nr. 16 F-Dur op. 135
    Felix Mendelssohn Bartholdy „…oder soll es Tod bedeuten?“ Acht Lieder und ein Fragment nach Gedichten von Heinrich Heine für Sopran und Streichquartett bearbeitet und verbunden mit sechs Intermezzi von Aribert Reimann
     
    Gestern gab es im leider wie so oft bei Kammermusik schlecht gefüllten Saal der Tonhalle-Maag ein äusserst stimmiges und anregendes Programm mit dem Kuss Quartett und Mojca Erdmann zu hören. Zwei Lied-Zyklen auf Texte von Heinrich Heine umrahmten zwei Streichquartette von Beethoven, die Spieldauer war mit ungefähr zwei Stunden ordentlich ambitioniert, aber eben: enorm anregend. Aribert Reimann schrieb Arrangements für Streichquartett und im einen Fall Bagatellen als Vor-, Zwischen- und Nachspiele, im anderen Fall verwebte er die Lieder nahtlos mit Intermezzi zu einem Ganzen.

    Los ging es mit der Bearbeitung von Theodor Kirchners «Die schönen Augen der Frühlingsnacht», Sechs Lieder nach Gedichten von Heinrich Heine, die in der selben Besetzung letztes Jahr uraufgeführt worden sind. Den „schönen Augen“ – „Sie schauen so tröstend nieder“ – wohnt in Reimanns Sichtweise etwas Unheimliches inne, er verkehrt die Illusion der Liebe (Kirchner, der Schüler Schumanns, machte sich nach dessen Tod anscheinend Hoffnung auf eine Liebe mit Clara, ein Ansinnen, das diese deutlich ablehnte) in das Gegenteil. Die kargen Bagatellen, die den Zyklus umrahmen und als Zwischenspiele zwischen den Liedern erklingen, erweisen sich als Bindeglieder aber auch als Kommentar zu den romantischen Liedern, denen allerdings – Heine sei Dank – schon eine ordentliche Ambivalenz eingeschrieben ist, eine manchmal beissende Ironie. Dass die Textverständlichkeit nicht immer gegeben ist in den Arrangements, passt gar nicht so schlecht zum Ansinnen. Die Tonsprache Kirchners hat Reimann nicht wesentlich verändert, aber seine Bagatellen setzen sie in einen bruchlosen Dialog mit der Gegenwart.

    An zweiter Stelle folgte das dritte Quartett, das Beethoven für den Grafen Rasumowsky schrieb. Es ist, so schreibt Thomas Meyer im ausführlichen Programmheft, kein Werk, das mit „revolutionärer Gestik“ glänzt, das „Neuartige“ darin zeige sich vielmehr „darin, dass Beethoven musikalisch über Tradition nachdenkt“. Der nahezu statische Auftakt funktionierte denn auch blendend als Bindeglied zur Musik Reimanns – und demonstrierte ganz konkret, weshalb Beethovens Musiksprache bis in die Gegenwart nachwirkt und anregt. Das brilliante fugenhafte Finale sorgte für einen Höhepunkt vor der Pause (die dank des kleinen Publikumsandranges zum Glück kurz gehalten wurde … ich hatte mir beim Eingang das neue Saisonprogramm geschnappt und genügend Lektüre, die Zwischensaison ohne Chefdirigent – Järvi ist schon einige Male da und übernimmt auch die Leitung der geplanten Tournee – verspricht, toll zu werden, Janine Jansen ist artist in residence, Matthias Pintscher wirkt als creative chair, unter den Gästen finden sich diverse Leute, die ich sehr gerne (wieder) hören möchte und auch das Repertoire kann sich sehen lassen, finde ich).

    Nach der Pause ging es weiter mit dem letzten Quartett, ja dem letzten abgeschlossenen Werk Beethovens – „Muss es sein?“ Ja, klar! Schon der erste Satz ist bei aller Leichtigkeit sehr raffiniert. Ein tolles Werk, das ich gewiss noch nicht richtig verstanden habe – das aber im Vergleich zu den Quartetten direkt davor wenigstens oberflächlich recht zugänglich wirkt (ich hörte im Konzert bisher erst Op. 131 mit dem Takács Quartet, habe aber noch Karten für das Chiaroscuro Quartett Ende Mai mit Op. 18/2 und Anfang Juli für das Armida Quartett, das mit Auszügen aus BWV 1080 öffnet, dann Mozarts gnadenloses KV 546 anschliesst und mit Op. 130/133 endet – darauf freue ich mich sehr).

    Den Ausklang machte dann ein älterer Liederzyklus «… oder soll es Tod bedeuten?», Heine-Vertonungen von Felix Mendelssohn, einmal mehr von Reimann für Stimme und Streichquartett bearbeitet, die Texte Heines diesmal eher herbstlich eingefärbt. Hier nun verwebt Reimann seine Intermezzi direkt zwischen die Lieder, fast immer wurde nahtlos weitergespielt, was den Effekt des Dialoges noch verstärkte. Wieder liess Reimann die romantische Musikwelt intakt und tritt ins Gesprach mit ihr. Den Zyklus schuf erst Reimann durch die Auswahl von acht Liedern und einem Fragment. Das Lied „Was will die einsame Träne“ unterbricht er zwischen der zweiten und der letzten, dritten Strophe mit „In dem Mondenschein im Walde“ – den Tränen der (über die?) Liebe wird so der Tod eingeschrieben, dem Reimann den Untertitel seines Zyklus entnahm.

    Der Applaus vor der Pause war grösser, was wohl an der tollen Darbietung von Op. 59/3 lag – aber es gab am Ende sogar noch eine Zugabe, ein Schumann-Lieder, wieder von Reimann für Sopran und Streichquartett eingerichtet. Wenn ich die Ansage von Oliver Wille richtig verstand, handelte es sich um das „Abendlied“.

    Hier noch der Link zum Programmheft mit ausführlichen Kommentaren zu allen vier Werken sowie den Texte Heines:
    https://www.tonhalle-orchester.ch/media/dokumente/ph/1718/k-07_kuss/

    Als Folge des Konzertes werde ich wohl die CD von Christine Schäfer und dem Petersen Quartett kaufen, auf der der Mendelssohn-Zyklus, Schumanns drittes Streichquartet sowie der Reimann/Schumann-Zyklus (Sechs Gesänge Op. 117) zu hören ist (Capriccio, 2008). Und die ältere Tudor-CD mit Banse/Cherubini werde ich wohl auch noch suchen (sie ist vergriffen), da ich Banse sehr schätze (… sie wird demnächst bei @clasjaz eintreffen, hoffe ich :bye: ). Oelze/Leipzig bei MDG gibt es auch noch, hmmmm …

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    #10478997  | PERMALINK

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    gypsy-tail-wind Als Folge des Konzertes werde ich wohl die CD von Christine Schäfer und dem Petersen Quartett kaufen, auf der der Mendelssohn-Zyklus, Schumanns drittes Streichquartet sowie der Reimann/Schumann-Zyklus (Sechs Gesänge Op. 117) zu hören ist (Capriccio, 2008). Und die ältere Tudor-CD mit Banse/Cherubini werde ich wohl auch noch suchen (sie ist vergriffen), da ich Banse sehr schätze (… sie wird demnächst bei @clasjaz eintreffen, hoffe ich ). Oelze/Leipzig bei MDG gibt es auch noch, hmmmm …

    Du bist gut versorgt in Zürich, unglaublich. :-) Ja, Reimanns Vermengung auf der Schäfer/Petersen-Einspielung ist vieles Hören wert. Ein bisschen mehr Punk (das war nun allerdings Mendelssohns Sache nicht wirklich, nur hie und da) wäre nicht übel gewesen, aber die CD ist doch gut und mir sehr nah.

    Und Banse wird natürlich gerne empfangen!

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    #10479019  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    clasjaz

    gypsy-tail-wind Als Folge des Konzertes werde ich wohl die CD von Christine Schäfer und dem Petersen Quartett kaufen, auf der der Mendelssohn-Zyklus, Schumanns drittes Streichquartet sowie der Reimann/Schumann-Zyklus (Sechs Gesänge Op. 117) zu hören ist (Capriccio, 2008). Und die ältere Tudor-CD mit Banse/Cherubini werde ich wohl auch noch suchen (sie ist vergriffen), da ich Banse sehr schätze (… sie wird demnächst bei @clasjaz eintreffen, hoffe ich ). Oelze/Leipzig bei MDG gibt es auch noch, hmmmm …

    Du bist gut versorgt in Zürich, unglaublich. Ja, Reimanns Vermengung auf der Schäfer/Petersen-Einspielung ist vieles Hören wert. Ein bisschen mehr Punk (das war nun allerdings Mendelssohns Sache nicht wirklich, nur hie und da) wäre nicht übel gewesen, aber die CD ist doch gut und mir sehr nah. Und Banse wird natürlich gerne empfangen!

    Ja verdammt, es wird die Tage aber auch fast zuviel, zumal morgen noch Sheila Jordan hier auftritt … das Konzert gestern hatte ich aber nahezu verpasst und mir erst vor ein paar Wochen noch eine Karte besorgt (ich gucke ja gerade das neue Saisonprogramm durch, kaufe dann einen ganzen Strauss Karten und das war es dann auch wieder bzw. eben: es lohnt wohl, ab und zu nochmal zu schauen, ob man nicht was interessantes übersehen hat …)

    Schäfer scheint ja auch weiteres von Reimann eingespielt zu haben, ich kenne ihre frühen (punkigen? ;-) ) Sachen ja noch kaum.

    Von der Kirchner-Sache wünsche ich mir jedenfalls auch eine Einspielung, auch wenn ich – alles in allem – die Mendelssohn-Bearbeitung wohl eine Spur interessanter fand – was aber mit den Texten zu tun haben dürfte, musikalisch ist die Kirchner-Sache mit den Bagatellen gewiss ebenso reichhaltig.

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    #10479051  | PERMALINK

    soulpope
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    Ich höre heute Concertgebouw unter Gatti mit Trifonov und Prokofiev Klavierkonzert Nr. 3 und danach mit Mahler 1 …. na bin mal gespannt ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #10479103  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    soulpopeIch höre heute Concertgebouw unter Gatti mit Trifonov und Prokofiev Klavierkonzert Nr. 3 und danach mit Mahler 1 …. na bin mal gespannt ….

    Viel Vergnügen, und bitte um ein paar Zeilen danach! Hab Trifonov noch nicht live geschafft, letzte Saison hätte er hier gespielt, aber das klappte nicht …

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    #10479423  | PERMALINK

    soulpope
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    Kurze Retrospektive zu gestern 15.5.2018 Konzerthaus Wien :

     

    Concertgebouw Orchestra

    Daniele Gatti

     

    Daniil Trifonov (p)

     

    Prokofiev Klavierkonzert Nr. 3

     

    Mahler 1

     

    Das Concertgebouw Orchestra in ausgezeichneter Verfassung …. Daniil Trifinov technisch (soweit ich das beurteilen kann) perfekt, aber wie so oft mit den „jungen Stars“ bleibt die persönliche Note im Minimbereich (wehmütig erinnerte ich mich an den Vortrag des identen Stücks von Sergei Babayan anlässlich des „Prokofiev Klavierkonzerte Marathons“ vor 3 Jahren am identen Ort …. übrigens umso skurriler als Trifonov auch bei Babayan gelernt hat ….) und so zieht das Ganze wie ein Gewitter ohne Regen vorbei, an welches man sich eine Stunde später kaum mehr erinnern kann – es stehen ja keine Lacken herum …. Gatti gestaltet Mahler 1 in Einzelbildern, dh die (zahlreichen) Themen dieser Symphonie werden – nicht zuletzt durch die hervorragenden Blech- und Holzbläser – wie unter einer Lupe seziert …. die Folge davon ist ambivalent denn einerseits waren mir einige dieser Themen in dieser Nachhaltigkeit nicht bewusst, andrerseits kommt es zwangsläufig zu einer dramaturgischen Verzerrung (die Tempi weichen von der Partitur tlws stark ab) und so verkommen Passagen fasst zu einer folkloristischen Groteske welche wohl so nicht Mahlers Intention war …. es fehlt gespürt die Klammer welche dieser Komposition die Struktur bzw das Rückgrat beifügt …. insgesamt aber eine – mit den vorgenannten Einschränkungen – interessante Mahlersicht und man wird sehen wie sich Gatti mit anderen (späteren und noch komplexeren) Mahlersinfonien schlagen wird …

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    #10479439  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Danke für den Bericht. Mit Gatti bin ich bisher überhaupt nicht vertraut. Bei mir steht Ende der Saison noch Mahler 1 mit Blomstedt an.

    Haitink macht – leider? – Schumann 2 statt was von Mahler oder Bruckner … aber hin gehe ich trotzdem, auch weil FP Zimmermann Beethovens Violinkonzert spielt … bei Blomstedt spielt Fischer das Konzert von Mendelssohn und das soll dann bitte und gefälligst besser sein als Faust mit den Freiburger Barockern und Heras-Casado.

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    gypsy-tail-windSchäfer scheint ja auch weiteres von Reimann eingespielt zu haben, ich kenne ihre frühen (punkigen? ) Sachen ja noch kaum.

    Auch Reimann war punkiger … Nicht, dass das besser sein müsste. Von den beiden Dingen hier aus dem frühen Schäfer-Regal …

    … würde ich die erste nehmen. Aber ich schränke gleich ein, dass ich dieses eigenartige Pathos nicht oft ertrage; immerhin ist es im „Nightpiece“ von Joyce, dann „Entsorgt“ von dem so oft vergessenen Nicolas Born (mit Thomas Quasthoff, der mir da jugendlich-stürmisch sehr viel besser aufgehoben zu sein scheint als später) so deutlich, mit langem einleitenden altgriechischem Chorgeheul (in der Solostimme), wie ich das jetzt einmal nenne, dass man zuhören kann. Für Dich sind womöglich die Celan-Vertonungen von größerem Interesse (aus „Zeitgehöft“ und „Eingedunkelt“), da singt aber nicht Schäfer, sondern Ursula Hesse. Am Klavier, wo verlangt, Axel Bauni. Als Zugabe gibt es „Lady Lazarus“ für Sopran solo mit Claudia Barainsky.

    Zur zweiten CD kann ich aus der Erinnerung kaum etwas sagen. Die Musik ist spärlicher, aber was heißt das schon; die Monologe oben in der ersten CD haben reichlich Klavier- und Stimmensatz, die „Kinderlieder“ kennen kaum ein paar Töne. Aber sie sind – wie Schumanns „Kinderszenen“ – auch nicht für Kinder geschrieben.

    Mir ist das oft zu viel im Pathos ohne Distanz, aber das zieht sich so durch die Jahrzehnte, Jörg Widmann mit seinen griechischen Stücken in jüngeren Tagen, Mode vielleicht, weil es sonst so wenig gibt. Oder bekannt wird. Wolfgang Rihm hat so ziemlich dieselben Absichten wie Reimann gehabt, aber ob sie sich grün waren oder sind, kann ich nicht sagen.

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    #10479649  | PERMALINK

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    soulpopeGatti gestaltet Mahler 1 in Einzelbildern, dh die (zahlreichen) Themen dieser Symphonie werden – nicht zuletzt durch die hervorragenden Blech- und Holzbläser – wie unter einer Lupe seziert …. die Folge davon ist ambivalent denn einerseits waren mir einige dieser Themen in dieser Nachhaltigkeit nicht bewusst, andrerseits kommt es zwangsläufig zu einer dramaturgischen Verzerrung (die Tempi weichen von der Partitur tlws stark ab) und so verkommen Passagen fasst zu einer folkloristischen Groteske welche wohl so nicht Mahlers Intention war …. es fehlt gespürt die Klammer welche dieser Komposition die Struktur bzw das Rückgrat beifügt …. insgesamt aber eine – mit den vorgenannten Einschränkungen – interessante Mahlersicht und man wird sehen wie sich Gatti mit anderen (späteren und noch komplexeren) Mahlersinfonien schlagen wird …

    Danke für Deine Zeilen – zu Trifonov kann ich nichts sagen, ich kenne ihn nur aus Streamingszeug. Da ist er mir nicht wirklich aufgefallen.

    Mahler I hat eine sehr große Klammer, das ist, um im Abend zu bleiben, so etwas wie die „Symphonie classique“ von Prokofjev, wenn auch sehr viel weniger ulkig als Prokofjev. Ich übertreibe. Sehr interessant finde ich Deine Bemerkung, dass das Hervorheben von Themen zu einer dramaturgischen Verzerrung führte. Ist das nicht die seltsame Herausforderung von Mahler? Wie alles unterbringen, zugleich? Die folkloristische Groteske, doch, schon, sie ist bei Mahler. Bis zuletzt.

    Trotzdem, und gerade wegen Deiner Zeilen, werde ich auch einmal Gatti hören mögen – ich kenne ihn auch nur vom Namen, also gar nicht.

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    #10479827  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Danke @clasjaz für die weiteren Hinweise zu Reimann. Die erste CD von Orfeo hatte ich gesehen … aber jetzt gibt es erstmal die Lieder mit Streichquartett, die Banse-CD ist wohl bereits auf dem Weg.

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    #10480051  | PERMALINK

    soulpope
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    clasjaz

    soulpopeGatti gestaltet Mahler 1 in Einzelbildern, dh die (zahlreichen) Themen dieser Symphonie werden – nicht zuletzt durch die hervorragenden Blech- und Holzbläser – wie unter einer Lupe seziert …. die Folge davon ist ambivalent denn einerseits waren mir einige dieser Themen in dieser Nachhaltigkeit nicht bewusst, andrerseits kommt es zwangsläufig zu einer dramaturgischen Verzerrung (die Tempi weichen von der Partitur tlws stark ab) und so verkommen Passagen fasst zu einer folkloristischen Groteske welche wohl so nicht Mahlers Intention war …. es fehlt gespürt die Klammer welche dieser Komposition die Struktur bzw das Rückgrat beifügt …. insgesamt aber eine – mit den vorgenannten Einschränkungen – interessante Mahlersicht und man wird sehen wie sich Gatti mit anderen (späteren und noch komplexeren) Mahlersinfonien schlagen wird …

    Danke für Deine Zeilen – zu Trifonov kann ich nichts sagen, ich kenne ihn nur aus Streamingszeug. Da ist er mir nicht wirklich aufgefallen. Mahler I hat eine sehr große Klammer, das ist, um im Abend zu bleiben, so etwas wie die „Symphonie classique“ von Prokofjev, wenn auch sehr viel weniger ulkig als Prokofjev. Ich übertreibe. Sehr interessant finde ich Deine Bemerkung, dass das Hervorheben von Themen zu einer dramaturgischen Verzerrung führte. Ist das nicht die seltsame Herausforderung von Mahler? Wie alles unterbringen, zugleich? Die folkloristische Groteske, doch, schon, sie ist bei Mahler. Bis zuletzt. Trotzdem, und gerade wegen Deiner Zeilen, werde ich auch einmal Gatti hören mögen – ich kenne ihn auch nur vom Namen, also gar nicht.

    Ja Verzerrungen und die folkloristische Groteske sind Inhalt und gleichzeitig wohl auch kaum bewältigbare Herausforderung bei und an Mahler (ist da ein erreichbarer Erfolg nicht synonym mit genialem Scheitern ?), aber Gewiss nicht reiner Selbstzweck – da hat Gatti  – zumindest gestern abends – meiner Ansicht nach zu forciert in ausgeleuchteten Einzelbildern gedacht …. aber Gatti IMO ein sehr interessanter Dirigent und diese Mahler 5

    ist von besonderer Güte ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
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    soulpope
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    Und selbst der durch die DG Marketingabteilung dauerbeschenkte „Journalist“ kommt (nicht ganz) an den Tatsachen vorbei …. :

    Seit dem „Teufelsgeiger“ Paganini und dem Tastenpriester Liszt wurden etliche Virtuosen mit dem Prädikat „diabolisch“ versehen. Auf wohl niemanden wurde es jüngst aber so häufig angewandt wie auf Daniil Trifonov. Sein Klavierspiel wirkt tatsächlich wie besessen, seine Gestik ist voller Zuckungen – doch hat all dies eine unmittelbare Funktion für den Klang. Voller Attacke war sein Einsatz bei Sergej Prokofjews 3. Klavierkonzert, dessen Kaskaden er glasklar konturierte, die Läufe akzentdurchsetzt strukturierte und das Ganze eigentümlich zum Glühen brachte. Ein Hauch von Überdrehtheit haftet ihm dann zwar doch an, sodass man stets neben dem Stück doch vor allem Trifonov hört (und sieht!). Seine lustvolle Übersteigerung und Zuspitzung passt natürlich nicht schlecht zu Prokofjews beißendem Tonfall. Auch bei der Zugabe zeigt sich dies (also dem zweiten Stück aus dem Zyklus Sarkasmen). – derstandard.at/2000079815566/Teufelspianist-Daniil-Trifonov-im-Konzerthaus

    https://derstandard.at/2000079815566/Teufelspianist-Daniil-Trifonov-im-Konzerthaus

    PS Und die paar Worte zu Mahler 1 entlarven schlussendlich die flache intellektuelle Kurve vollends ….

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    gypsy-tail-wind
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    soulpope
    PS Und die paar Worte zu Mahler 1 entlarven schlussendlich die flache intellektuelle Kurve vollends ….

    Ich war ja nicht dabei und weiss es nicht besser, aber das Lamento über die Jungen, die keinen Charakter haben, finde ich auch ermüdend. Trifonovs Liszt-Doppel-CD finde ich jedenfalls ziemlich gut, mit den „Chopin Evocations“ werde ich weniger warm, mit dem älteren Chopin (plus Scriabin) auch eher nicht … aber ich halte da gerne Igor Levit dagegen, der mich schon ordentlich Charakter zu besitzen scheint. Und was mir dann immer wieder im Kopf herumspinnt – und klar kann man das vom soziokulturellen Hintergrund her schlecht vergleichen, aber: wie ging das denn mit all den 18jährigen Jazzern in den Fünfzigern und Sechzigern, von Paul Chambers (oder auch schon: Jimmy Blanton um 1940) bis zu Tony Williams? Warum dort ja, hier nein? Ich habe keine Antworten, aber ich frage mich halt (auch bei mir selbst! – ich will Dich @soulpope hier nicht ungebührlich anpflaumen, nehme nur die Steilvorlage auf und spiele damit weiter, aber nicht auf den Mann, also auf Dich!), ob da manchmal nicht die Wahrnehmung, das aussermusikalische Wissen, uns einen Streich spielt? Blindtests wären eine mögliche Antwort, aber meine eigene Hilflosigkeit in Sachen Klassik blind hören habe ich im GMG-Forum mal erlebt, als ich kaum in der Lage war, ein paar von Bachs Solo-Violinstücken zu beurteilen (ich habe am Ende gar nichts dazu geschrieben, nur äusserst irritiert gehört, mit dem Resultat, dass mir keine Version wirklich noch gefiel, weil ich überall nur auf das „Schlechte“ oder „Schwache“ hörte, und das, bei diesen geliebten Werken, irritierte mich dann doch sehr).

    Ich werde jedenfalls irgendwann Trifonov live hören, in der Saison 2019/20 kommt er wohl wieder nicht nach Zürich (er war in der Saison 2016/17 da, aber auch mit Orchester und konnte eh nicht, ein Solo-Rezital wäre mir zum Kennenlernen lieber – Levit hörte ich inzwischen zweimal solo, einmal mit Julia Fischer und einmal mit Orchester und ich glaube, gerade so kann man auch die Reihenfolge in Sachen Güte stellen, wobei „Kreutzer“ und Op. 96 mit Fischer schon sehr toll waren und vielleicht zwischen die zwei Solo-Konzerte hinein gehörten).

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