Konzertimpressionen und -rezensionen

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  • #11801411  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    @ „yaiza“ : Dank für Deine Eindrücke mit Hammelin …. ich denke konzertant ist – im Vergleich  zu den Studioaufnahmen – ein ganz anderer Eindruck von ihm möglich ….

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    #11801425  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Schliesse mich dem Dank an, das klingt nach einem sehr hörenswerten Konzert!

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    #11803603  | PERMALINK

    yaiza

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    Konzerthaus Berlin, Kleiner Saal  (8. Berliner Klavierfestival, 5. Abend)

    Di., 24. Mai 2022     

    Janina Fialkowska

    Weber Aufforderung zum Tanz Fauré Nocturne #4 Debussy Poisson d’or (Images II/3) & Les sons et les parfums tournent dans l’air du soir (Préludes I/4) Ravel Sonatine

    Brahms Intermezzo op. 76/4 – Rhapsodie op. 79/1 -Intermezzo op. 117/2 – Capriccio op. 116/7 – Intermezzo op. 118/2 Chopin Grande Valse brillante & Ballade #1

    Unter großem Applaus betrat Janina Fialkowska die Bühne und leitete den Abend mit dem Konzertwalzer „Aufforderung zum Tanz“ von Carl Maria v. Weber ein, musikalisch ein schöner Einstieg, aber irgendetwas stimmte im engeren Wortsinn mit dem Flügel nicht – an diesem Abend ein Yamaha. Janina Fialkowska trat nach Applaus und Verbeugungen von der Bühne ab. Es wurde nicht unterbrochen; evtl. nutzte sie den kurzen Gang von der Bühne, um eine Info bzgl. Nachstimmen in der Pause zu geben.
    Weiter ging’s für mich durch unbekanntes Terrain: zunächst Faurés Nocturne #4 und es entwickelte sich ein Flow zu Debussy. Die anschließende Sonatine von Ravel war mir wieder bekannt (ich hörte sie schon mehrmals im Konzert und freue mich jedes Mal darüber). So ging eine schöne erste Konzerthälfte zu Ende und in der Pause wurde der Flügel auch gleich nachgestimmt.
    Die zweite Hälfte begann mit einem „Brahms-Medley“. Mit dem späten Brahms beschäftigte ich mich noch gar nicht und ich beschloss auch vorher, nicht in eine Einspielung hineinzuhören, sondern die Zusammenstellung live auf mich wirken zu lassen. Zum Abschluss dann wieder die Rückkehr für mich in bekanntere Gefilde. Bei Chopins Grande Valse brillante ging ein Raunen durchs Publikum „Ach, ja…“ :) und die Ballade #1 war einfach wunderbar gespielt. Der anschließende Applaus dann wirklich tosend mit Rufen und Füße stampfen usw. Janina Fialkowska schien sehr gerührt, besonders als ihr dann noch ein besonders großer Blumenstrauß überreicht wurde. Als Zugabe spielte sie Clair de lune von Debussy. Wieder viel Applaus und zum Abschied noch eine Kusshand Richtung Publikum. Ein sehr rührender Schluss eines wunderschönen Abends.

    Ich schrieb schon im Hörfaden, dass ich von Janina Fialkowska erst Anfang 2021 hörte. Es lief ein Mitschnitt vom Ruhr-Klavierfestival 2020 im Radio, der mir gut gefiel und mich sogar inspirierte, mehr Chopin zu hören. Über ein Jahr hatte ich die CD „Chopin Recital 2“, dann kamen doch noch 1 & 3 hinzu. Als ich sah, dass sie beim Klavier-Festival angekündigt war, wollte ich hin. Ich freue mich, dass es geklappt hat und für mich bleibt sie eine „Chopin-Botschafterin“.
    Nach dem Konzert kaufte ich mir noch ihr Buch „A Note in Time“, sie signierte es und sprach mit jedem ein paar Worte. Schön auch, ihren Fanclub zu beobachten; Ü70,die sich wie Teens benehmen – Selfies, Videoaufn. vom Gespräch etc. ;)

    Im Großen Saal lief noch das Gedenkkonzert der Studenten der Musikhochschule „Hanns Eisler“ für Annerose Schmidt und ich hörte im Foyer noch dem Schluss zu (Beethoven 8. Sinfonie).

    Für diese Spielzeit war es mein letzter Besuch im Konzerthaus.
    (Ich hoffe, ich habe demnächst etwas mehr Zeit, dann schreibe ich nachträglich kurz zu hier bisher nicht erwähnten Konzerten.)

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    #11806553  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    27.05.2022 – Basel, Stadtcasino – Kammerorchester Basel, „Ziemlich beste Freunde“

    Joseph Martin Kraus (1756 – 1792)
    Ouvertüre zur Schauspielmusik «Olympie» VB 33
    Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
    Konzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester C-Dur op. 56 «Tripelkonzert»

    Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67

    Kammerorchester Basel
    Giovanni Antonini
    , Leitung
    Isabelle Faust, Violine
    Sol Gabetta, Violoncello
    Kristian Bezuidenhout, Klavier

    Zwei Tage, zwei Konzerte – in Basel davor noch ein Gang durch ein paar Ausstellungen des Kunstmuseums, das durch seine Erweiterung so gewachsen ist, dass es in einem Tag nicht mehr geschafft werden kann (ausser von Leuten, die acht Stunden lang aufnahmefähig sind). Dabei stolperte ich auch über das Memento Mori aus dem Toggenburg, ca. 1820.

    Das Konzert war der Saisonabschluss des Kammerorchesters und den Besuch auf jeden Fall wert. Das Stadtcasino war fast ausverkauft, die Stimmung bestens – und schon in der wunderbare Ouvertüre wurde auf der Stuhlkante musiziert, beweglich, reaktionsschnell, auf den Punkt. Dabei geht das KOB aber nie so auf den Effekt, wie Antonini das mit seinem eigenen Ensemble, Il Giardino Armonico, pflegt. Eine Umbaupause gab es glücklicherweise nicht, der Flügel stand schon bereit, die Solistinnen und der Solist stiessen dazu, und es folgte eine ebenso wache Sicht auf das seltsame Ding, das das Tripelkonzert Beethovens ist. Im Programmheft wurde nahegelegt, es handle sich um ein verkapptes Cellokonzert, in der Einführung ins Konzert erzählten zwei Musiker und der Autor des Programmhefts, dass die beiden Streicher dem Beethoven-Schüler, der am Klavier sass, als eine Art Schutz beigesellt wurden, falls es bei diesem doch nicht so rund laufen würde bei der Aufführung. Das schliesst sich natürlich nicht aus. In der Umsetzung stimmte manchmal die Balance nicht so gut, fand ich. Faust und Gabetta fanden zwar einen immer wieder beglückenden Zusammenklang, Bezuidenhout traktierte den Konzertflügel (der Deckel war nur zwei Handbreit geöffnet) wie einen Hammerflügel, war auf ein möglichst gleichmässiges Spiel ganz ohne Gewaltsdonner aus, wobei der Flügel natürlich ein „jeu perlé“ erlaubt, wie es am Hammerklavier nicht zu haben ist (wobei, wenn einer dies hinkriegt, ist es für meine Ohren Bezuidenhout). Das Cello ging jedoch in seinen solistischen Passagen manchmal ein wenig im Gesamtklang unter. Gabetta konnte sich hie und da frei spielen, tat dies ohne die Schärfe, die ich bei ihr manchmal zu hören glaube. Auch Faust klang warm, rund. Die Umsetzung war auf jeden Fall tatsächlich kammermusikalisch im Geist und auch im Klang, das Orchester wurde zum Partner auf Augenhöhe, und in sich fand ich das am Ende schon sehr stimmig. Als Zugabe folgte das „Adagio“ aus dem „Gassenhauer-Trio“ (Op. 11) von Beethoven.

    Nach der Pause dann für mich das Highlight. Gab’s nach dem ersten Satz des Konzerts (verdienten) Zwischenapplaus, so hielt Antonini dieses Mal die Hände oben, um fast ohne Unterbruch in den zweiten Satz überzugehen (nach Satz II durfte gehustet werden, die Sätze III und IV werden ja eh am Stück gespielt). Auch hier agierte das Kammerorchester Basel hellwach, gestaltete unter Antonini eine sehr hörenswerte, klare, transparente Sichtweise, die mich wirklich vollkommen überzeugte. Den Beethoven von KOB/Antonini gibt es ja auch bereits auf CD, ebenso das Tripelkonzert (mit Lazic, Carmignola und Gabetta), aber ich kenne die Einspielungen nicht. Das KOB spielt regelmässig Zugaben – und bei einem so schlanken Konzertprogramm (ca. 70-75 Minuten Spieldauer) liegt das auch drin – und wenn sie dann so gut sind, wie die dieses mal zu hörende Ouvertüre der „Geschöpfe des Prometheus“, ist das auch musikalisch überaus hörenswert. Das ganze ergab ein sehr rundes Programm und einen schönen verspäteten Blick auf Beethoven für mich, der ich in Sachen Jubiläumsjahr sonst gar nichts mitgekriegt hatte.

    28.05.2022 – Zürich, Opernhaus

    Rheingold
    Richard Wagner (1813-1883)
    Vorabend zum Bühnenfestspiel «Der Ring des Nibelungen»
    Libretto von Richard Wagner

    Musikalische Leitung Gianandrea Noseda
    Inszenierung Andreas Homoki
    Ausstattung Christian Schmidt
    Lichtgestaltung Franck Evin
    Künstlerische Mitarbeit Bühnenbild Florian Schaaf
    Dramaturgie Beate Breidenbach, Werner Hintze

    Wotan Tomasz Konieczny
    Donner Jordan Shanahan
    Froh Omer Kobiljak
    Loge Matthias Klink
    Fricka Patricia Bardon
    Freia Kiandra Howarth
    Erda Anna Danik
    Alberich Christopher Purves
    Mime Wolfgang Ablinger-Sperrhacke
    Fasolt David Soar
    Fafner Oleg Davydov
    Woglinde Uliana Alexyuk
    Wellgunde Niamh O’Sullivan
    Flosshilde Siena Licht Miller

    Philharmonia Zürich
    Statistenverein am Opernhaus Zürich

    Gestern dann die Derniere des Auftakts zum neuen Zürcher Ring. Offiziell war die Vorstellung ausverkauft, doch es blieben ein paar Dutzend Plätze leer. Gehustet wurde auch, als wäre es ein nasskalter Februar, erst nach einer halben Stunde hatten sich alle Neuriotiker*innen bemerkbar gemacht – echt störend, nicht mal die ersten Liegetöne konnten in Ruhe gelassen werden. Aber das war schnell vergessen. Die Musik der Rheintöchter ist über weite Strecken so überirdisch schön, wie es mit dem Vorspiel losgegangen war. Die deutungsarme Sichtweise von Homoki – im Gespräch sagt er, die Produktion wolle „nicht die Deutung der Vorgänge bringen will, sondern die Vorgänge selbst, so spielerisch, sinnlich, emotional, traurig, lustig, überraschend und unterhaltsam wie möglich“ – lässt gerade der Musik sehr viel Raum. Und das fand ich auch gut so, denn die Dialoge sind, wie drüben gestern angemerkt, wirklich oft ziemlich albern. Dass Homoki das Drama Wagners als „Konversationsstück“ begreift, bei dem das Timing, die Schauspielführung umso wichtiger ist, verhalf dem Abend zu einer äusserst präzisen, von den Abläufen und Tempi her für mein Empfinden sehr stimmigen Fluss. Der grosse Star war das Orchester unter Gianandrea Noseda, dem neuen Chefdirigenten der Oper Zürich. Vielleicht ist da auch eine Portion Sentimentalität und Lokalpatriotismus dabei, aber ich bin vom Orchester immer wieder begeistert, sei es mit Wagner oder Verdi, mit Puccini oder Strauss, aber auch mit Mozart oder Rossini und mit Zeitgenössischem von Lachenmann oder Holliger. Der Farbenreichtum der Musik, die schöne Ausgestaltung der Motive, bei der auch die heftigsten Blechbläserpassagen nie allzu plump oder überzeichnet wirkten (was man von den Figuren auf der Bühne ja nicht behaupten kann), das hat mich wirklich überzeugt. Der Raum ist halt auch klein genug, als dass er zum Kochen gebracht werden kann – das klappt nach meinem Empfinden auch da, wo es sich anbieten würde, in grossen Häusern wie der Scala einfach nicht auf die gleiche Weise. Von den Figuren auf der Bühne war es der Loge von Matthias Kling, der den meisten Raum einnahm, auch zum Publikum sprach, seinen Spielmacher-Part auf der ganzen – sich unablässig drehenden – Bühne präsent machte. Dass Konieczny neben ihm und auch den hervorragend agierenden Ablinger und Purves momenteweise etwas farblos blieb, wie de NZZ vor fast vier Wochen im Premierenbericht geschrieben hatte, kann ich so nachvollziehen, der Eindruck hatte sich mir aber nicht aufgedrängt. Kling hatte vom Schauspielerischen her die dankbarste Rolle und füllte diese völlig aus, die anderen agierten etwas statischer, blieben jedenfalls im Bühnenraum. Für meine Ohren war das musikalisch wahnsinnig gut, auf der Bühne stimmig umgesetzt (und nochmal: perfekt getimt), mit einem ausgeglichenen Ensemble, einem hellwachen Orchester mit einer riesigen Palette an Klängen, das sehr transparent klang und nie die Sänger*innen zudeckte. Ein gelungener Einstieg in den Ring (der in der kommenden Saison im Herbst und Frühjahr mit Teilen 2 und 3 fortgesetzt und dann im Herbst 2023 bereits abgeschlossen werden soll) und für mich eine so positive Wagner-Erfahrung, wie ich sie noch nicht hatte. Das ungute Dauerraunen des „Parsifal“ vergessen, und auch eine ganz andere Hörerfahrung als im „Holländer“. Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich mich mal an „Tristan und Isolde“ wage?

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    #11806565  | PERMALINK

    soulpope
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    gypsy-tail-wind …. 28.05.2022 – Zürich, Opernhaus Rheingold Richard Wagner (1813-1883) Vorabend zum Bühnenfestspiel «Der Ring des Nibelungen» Libretto von Richard Wagner Musikalische Leitung Gianandrea Noseda Inszenierung Andreas Homoki Ausstattung Christian Schmidt Lichtgestaltung Franck Evin Künstlerische Mitarbeit Bühnenbild Florian Schaaf Dramaturgie Beate Breidenbach, Werner Hintze Wotan Tomasz Konieczny Donner Jordan Shanahan Froh Omer Kobiljak Loge Matthias Klink Fricka Patricia Bardon Freia Kiandra Howarth Erda Anna Danik Alberich Christopher Purves Mime Wolfgang Ablinger-Sperrhacke Fasolt David Soar Fafner Oleg Davydov Woglinde Uliana Alexyuk Wellgunde Niamh O’Sullivan Flosshilde Siena Licht Miller Philharmonia Zürich Statistenverein am Opernhaus Zürich Gestern dann die Derniere des Auftakts zum neuen Zürcher Ring. Offiziell war die Vorstellung ausverkauft, doch es blieben ein paar Dutzend Plätze leer. Gehustet wurde auch, als wäre es ein nasskalter Februar, erst nach einer halben Stunde hatten sich alle Neuriotiker*innen bemerkbar gemacht – echt störend, nicht mal die ersten Liegetöne konnten in Ruhe gelassen werden. Aber das war schnell vergessen. Die Musik der Rheintöchter ist über weite Strecken so überirdisch schön, wie es mit dem Vorspiel losgegangen war. Die deutungsarme Sichtweise von Homoki – im Gespräch sagt er, die Produktion wolle „nicht die Deutung der Vorgänge bringen will, sondern die Vorgänge selbst, so spielerisch, sinnlich, emotional, traurig, lustig, überraschend und unterhaltsam wie möglich“ – lässt gerade der Musik sehr viel Raum. Und das fand ich auch gut so, denn die Dialoge sind, wie drüben gestern angemerkt, wirklich oft ziemlich albern. Dass Homoki das Drama Wagners als „Konversationsstück“ begreift, bei dem das Timing, die Schauspielführung umso wichtiger ist, verhalf dem Abend zu einer äusserst präzisen, von den Abläufen und Tempi her für mein Empfinden sehr stimmigen Fluss. Der grosse Star war das Orchester unter Gianandrea Noseda, dem neuen Chefdirigenten der Oper Zürich …. Ein gelungener Einstieg in den Ring (der in der kommenden Saison im Herbst und Frühjahr mit Teilen 2 und 3 fortgesetzt und dann im Herbst 2023 bereits abgeschlossen werden soll) und für mich eine so positive Wagner-Erfahrung, wie ich sie noch nicht hatte. Das ungute Dauerraunen des „Parsifal“ vergessen, und auch eine ganz andere Hörerfahrung als im „Holländer“. Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich mich mal an „Tristan und Isolde“ wage?

    Fein, dass Du einen gelungenen“Einstieg“ gehabt hast ….“Tristan und Isolde“ ? Wer wagt, gewinnt ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11807043  | PERMALINK

    yaiza

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    gypsy, vielen Dank für die Berichte.
    … war bestimmt erstmal ungewohnt Bezuidenhout am Konzertflügel zu erleben ;)
    treten/traten die drei häufiger zusammen auf?

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    #11807107  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    yaizagypsy, vielen Dank für die Berichte.
    … war bestimmt erstmal ungewohnt Bezuidenhout am Konzertflügel zu erleben ;)
    treten/traten die drei häufiger zusammen auf?

    Bezuidenhout am Flügel hatte ich schlicht nicht erwartet! Und ja, ich hatte ihn schon mal im Duo mit Gabetta gehört (damals spielte er einen Blüthner-Flügel aus der Mitte des 19. Jahrhunderts) – das Duo ist im August auch in Luzern wieder zu hören, aber da traf ich eine andere Auswahl für die dreieinhalb Tage beim Festival, die ich geplant habe.
    Mit Faust hat Bezuidenhout die Bach-Sonaten eingespielt (wunderbar!), und mit dem Programm waren sie auch auf Tour (Basel war das zweitletzte von fünf oder sechs Konzerten, im Frühling 2023 soll dasselbe Programm auch in Zürich noch aufgeführt werden – und die Tour erklärt wohl auch den modernen Flügel, sonst müsste ja fast mit eigenem Instrument gereist werden).
    Die scheinen sich also alle zu kennen und zu schätzen. Bei mir ist es v.a. Gabetta, die ich erst dank der Konzerte so richtig zu schätzen begann, sie hatte ich irgendwie davor nicht auf dem Schirm … inzwischen sind auch ein paar CDs von/mit ihr da (nicht zuletzt die Duo-CD mit Kopatchinskaja auf alpha, bei deren Programm mir das Konzert ja eine Spur zu sehr Klamauk war, die CD finde ich hingegen sehr gut).

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    #11807199  | PERMALINK

    Anonym
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    gypsy-tail-wind Das ungute Dauerraunen des „Parsifal“ vergessen, und auch eine ganz andere Hörerfahrung als im „Holländer“. Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich mich mal an „Tristan und Isolde“ wage?

    Dann war es also ein guter Wagner-Abend, das freut mich; ich komme mit ihm wohl nie mehr klar, obwohl ich immer wieder Wochen habe, in denen er mich packt. Ich habe aber nicht die geringste Ahnung, wie Wagner mit Konversationsstück zusammengebracht wird. Ist das eine Ehrenrettung durch die Hintertür? (Nebenbei: Was soll Konversation in der Musik überhaupt sein? Natürlich quatschen die die ganze Zeit in einer Oper.) Das Dauerraunen im „Parsifal“, ich nehme an, Du meinst Gurnemanz, wichtigster Mann neben Klingsor? Parsifal ist jedenfalls nur ein tumber Tor, das ist das Schlimme, bis zum Ende. Mit „bis“ meine ich „einschließlich“. Es wäre besser gewesen, Wagner hätte mal die Traute gehabt, eine Oper „Kundry“ zu nennen. Ich weiß, ich wage mich damit weit hinaus, aber diese Kleinigkeiten stoßen mir immer mehr auf. Das sind nur Gedanken, kurz hingespült, unter dem Dank für Deine Konzertberichte!

    Bei „Tristan und Isolde“ schau bei Carlos Kleiber nach, möchte ich meinen. Ich habe noch nie eine Wagner-Oper durchgehört (das stimmt nicht), meistens genügen der Anfang und das Ende. Und für die wichtigen Sachen, die Wagner dort versteckt, am Anfang des dritten Aktes oder meinetwegen Aufzuges. :bye:

    --

    #11807435  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

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    gypsy-tail-wind Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich mich mal an „Tristan und Isolde“ wage?

    Vielleicht auch nicht.

    Ich habe mir noch nie freiwillig etwas von Wagner angehört. Werde ich auch nie.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #11807453  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Der Einstieg in den neuen Ring verlief sicherlich optimal für mich, ich war hin und weg. Was den „Parsifal“ angeht, diese teutonisch-christliche „Rauschen“ störte mich auf allen Ebenen, vor allem in der Kombination vom so albernen Plot und dem suggestiven Dauermurmeln der Musik. Ich fand das richtig eklig, bis ich dann im dritten Akt die Fahnen gestreckt habe (Bericht hier – dass der Satz zum Erklärbären Gurnemanz unvollständig ist, passt grad ins Bild).

    Von Kleiber habe ich eh die DG-Box hier, von den enthaltenen Opern aber erst die „Traviata“ angehört. Der (mir noch unbekannte) „Freischütz“ wird hier zum Abschluss der Saison 2022/23 im Juli wieder aufgenommen und ich gucke ihn mir dann wohl mal an, falls das terminlich gehen wird … und sonst dann halt auch mal mit Kleiber auf CD.

    @nail Ich bin eigentlich schon lange daran interessiert, mich etwas mehr mit Wagners Werk auseinanderzusetzen … aber ich kreise da langsam drum herum und bewahre eine ziemliche Distanz. Aber ich möchte halt schon gerne (auch anhand der Musik) begreifen, warum es diese Stellung einnimmt. Dass ich zum Wagner-Fanboy werde, halte ich für ziemlich ausgeschlossen.

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    #11807467  | PERMALINK

    soulpope
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    gypsy-tail-wind ….Von Kleiber habe ich eh die DG-Box hier, von den enthaltenen Opern aber erst die „Traviata“ angehört. Der (mir noch unbekannte) „Freischütz“ wird hier zum Abschluss der Saison 2022/23 im Juli wieder aufgenommen und ich gucke ihn mir dann wohl mal an, falls das terminlich gehen wird … und sonst dann halt auch mal mit Kleiber auf CD ….

    Da gibt’s eine grossartige Aufnahme aus 1978 @ Scala mit Kleiber + Ligendza Wenkoff …. leider schwer als CD zu erhaschen, aber tlws auf Youtube nachzuvollziehen ….

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11807471  | PERMALINK

    soulpope
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    gypsy-tail-wind …. Ich bin eigentlich schon lange daran interessiert, mich etwas mehr mit Wagners Werk auseinanderzusetzen … aber ich kreise da langsam drum herum und bewahre eine ziemliche Distanz. Aber ich möchte halt schon gerne (auch anhand der Musik) begreifen, warum es diese Stellung einnimmt. Dass ich zum Wagner-Fanboy werde, halte ich für ziemlich ausgeschlossen.

    Man muss ja kein Fanboy  um musikalische Schönheit zu erleben …. dumpfe Verweigerung in Unkenntnis ist ja für den aufgeschlossenen Geist keine valide Alternative ….

    --

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    #11807485  | PERMALINK

    gruenschnabel

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    gypsy-tail-windDer Einstieg in den neuen Ring verlief sicherlich optimal für mich, ich war hin und weg. (…) Ich bin eigentlich schon lange daran interessiert, mich etwas mehr mit Wagners Werk auseinanderzusetzen … aber ich kreise da langsam drum herum und bewahre eine ziemliche Distanz. Aber ich möchte halt schon gerne (auch anhand der Musik) begreifen, warum es diese Stellung einnimmt. Dass ich zum Wagner-Fanboy werde, halte ich für ziemlich ausgeschlossen.

    Mich würde interessieren, was für ein „inneres Konfliktpotenzial“ du für dich hierbei siehst. Das mit dem „Parsifal“ habe ich natürlich verstanden. Wenn du nun aber beim „Rheingold“ schon „hin und weg“ warst, hast du das ‚Faszinosum Wagner‘ ja gerade auf eine sehr persönlich-unmittelbare Weise erfahren dürfen – warum dann nicht beim „Ring“ weitermachen? Welche Relevanz (die ich bislang gar nicht sehen kann) könnte für dich hierbei so eine Frage haben, ob „Fanboy“ oder nicht?
    Und das mit der „Stellung (auch anhand der Musik)“ würde ich auch gerne genauer verstehen: Welche meinst du bzw. um welche spezifischeren Fragen geht es dir dabei?

    zuletzt geändert von gruenschnabel

    --

    #11807521  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ich mache mit dem Ring weiter, wie er halt in Zürich aufgeführt wird, also voraussichtlich im Halbjahresrhythmus bis im Herbst 2023. Ich höre seit Beginn der Pandemie zuhause fast keine Oper und es passt mir eh sehr gut, die erste Begegnung live zu haben – und danach zuhause nachzuhören. Eilt mir alles überhaupt nicht, Oper braucht ja sowieso viel Zeit.

    Das allgemeine Unbehagen Wagner gegenüber läuft glaub ich auf zwei Schienen: einerseits finde ich die Musik von Wagner unangenehm suggestiv (das hat jetzt erstmal nichts mit „schön“ oder „gut“ oder dem Gegenteil davon zu tun) – ich empfinde beim Hören, und das ist beim „Parsifal“ sehr ausgeprägt, ein fortwährendes Unbehagen, einen intellektuellen Widerwillen gegen den „Mief“, der von dieser Musik ausgeht (wie lautet das Bonmot von Hanslick? ob es nicht Musik gebe, die man stinken höre? der „Parsifal“ stinkt zum Himmel!), ich widerstrebe – unmittelbar wie auch intellektuell – den Überwältigungsmechanismen, die da eingebaut sind. Die intellektuelle Schiene ist die zweite, dass ich lieber Nietzsche lese statt Wagner usw., dass mir der Künstler Wagner unsympathisch, der um ihn gemachte Kult zuwider ist – und an diesem Kult ist er ja keineswegs unschuldig. Das gehört dann auch schon zur „Stellung“, es gibt ja auch heute in Klassik-Kreisen Leute, die ihn nahezu abgöttisch verehren, keine grössere Kunst als die von Wagner kennen, ja keine vergleichbar grosse zu akzeptieren bereit sind.

    Ich weiss nicht, ob das eine Rolle spielt, aber ich lese (oder gucke) auch keine Fantasy-Epen, um die Welt besser zu verstehen. Das ist am Ende alles eine Frage von Interessen, Vorlieben, unterschiedlich (geschulten/vorgespurten) Wahrnehmungen … aber dieses Unbehagen geht bei mir selten weg.

    --

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    #11807525  | PERMALINK

    nail75

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    Beiträge: 44,729

    Ich bin gespannt, ob das dir gelingen wird, weil bei Wagner ist Rezeption und Werk noch weniger zu trennen ist als bei anderen.

    Eigentlich finde ich zwei Sachen an Wagner richtig schlimm:

    1. Die NS-Verstrickung der gesamten Familie bis hin zu „Onkel Adolf“ und solchen Dingen
    2. Das unkritische Verklären von Wagner durch seine zahlreichen, unerträglichen Fanboys und Fangirls

    Es ist ja nicht so, dass diese Fans sagen würden: „Ja gut, die Musik wurde in der NS-Zeit missbraucht und ja, der Antisemitismus ist schlimm, aber das war eher seine Frau als er selbst“ – oder sowas. Stattdessen blenden die das völlig aus und nehmen das gar nicht zur Kenntnis. Das finde ich echt übel.

    Das zeigt sich ja auch im Haus Wahnfried. Ein solche unkritische Verherrlichung finde ich schwer zu ertragen und verdirbt mir jedes Interesse an der Musik.

    zuletzt geändert von nail75

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
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