James Brown

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  • #7193709  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    KATCH-22Nach „Hell“ möchte ich dir zu „It`s a Mother“ von 1969 raten.
    Sweet Charles Cherell says: „I like it like That!“

    Sherrell, nicht? — ja: Sweet Charles Sherrell

    Danke für den Tipp – ich hab schon befürchtet, dass „It’s a Mother“ noch auf die Einkaufsliste muss, nachdem ich vor ein paar Tagen mal ein wenig bei Allmusic nachgelesen hatte… klingt right down my alley!

    Sherrell hat später ja mehr Keyboards gespielt als Bass – fiel mir auf im Booklet der 1975-83 Compilation von Brown, Dead on the Heavy Funk.

    Aber soweit bin ich noch nicht mit (Wieder)Hören… zuerst kommt jetzt die Zeit von 1070/71 mit den JB’s und dann hoffe ich, dass bald Make It Funky – The Big Payback, 1971-1975 erhalte!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #7193711  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

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    gypsy tail wind
    „Tighten Up“ ist eigentlich kein richtiges Instrumental, Brown singt zwar kaum was ausser dem Titel, aber er gibt der Band Anweisungen und arrangiert „on the spot“ die ganze Performance.

    Das ist Maceo Parker with The Flames – also Maceo auch am Gesang, die JB-Band an den Instrumenten und James Brown selbst als Producer.

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    #7193713  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Whole Lotta PeteDas ist Maceo Parker with The Flames – also Maceo auch am Gesang, die JB-Band an den Instrumenten und James Brown selbst als Producer.

    Stimmt! Das ist wohl vom ersten Teil des Konzerts, vor die „Star Time“ begann!

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    #7193715  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Auf dieser schönen Compilation von 2007 finden sich Stücke von dem Album mit Louis Bellson/Oliver Nelson, dem Album mit Dee Felices Trio und Stücke mit der regulären Band um Nat Jones.
    Zu den Highlights gehört der Opener, „That’s My Desire“, vertraut von Soul on Top – die Big Band von Bellson röhrt, Maceo spielt sein geniales Solo, aber es geht eigentlich fast nur um JB!
    Es folgen ein paar Stücke der regulären Band mit schönen Soli von Leader Nat Jones (as), Mack Johnson (t) und auf dem ersten, „After You’re Through“ (ein erweiterter alternate mix vom Smash-Album Grits & Soul), JB (org). Die hübscheste Überraschung für mich ist „Tengo Tango“, eine Komposition von Nat & Cannonball Adderley – und Cannonball ist auch ein guter Vergleich für Nat Jones‘ Spiel, obwohl sein Ton nicht annähernd so satt ist wie jener des wohlbeleibten Jazzers aus Florida. Diese Aufnahme ist hier zum allerersten Mal zu hören.
    Es folgt „Home at Last“, ein alternate Mix vom Album Thinking About Little Willie John (And a Few Nice Things). Arrangiert hat Sammy Lowe, die Band hinter Brown (voc), besteht abgesehen vom Leader Alfred „Pee Wee“ Ellis, der am Piano sitzt, aus Studio-Musikern erster Güte. Jimmy McGriffs „All About My Girl“ erschien zuerst auf dem Smash-Album James Brown Plays New Breed, Solisten sind wieder Brown (org) und Jones (as).
    Mit „There“ folgt ein weiterer unedited take vom „Grits & Soul“ Album mit einem tollen Tenorsolo von Maceo (das auf dem Album fehlte). Brown spielt Piano und die Musik klingt sofort weniger schwerfällig… sein Solo allerdings ist nicht grad umwerfend, kommt aber am Ende doch gut rüber (eben: er macht einen glauben, er sei der grösste, egal ob er’s ist oder nicht… als Pianist und Organist war er’s definitiv nicht).
    „All the Way“ – JB?!? Ja! Mit dem „Cocktail-Trio“ von Drummer Dee Felice (mit Frank Vincent-p; Lee Tucker-b) entstand im Dezember 1968 das Album Gettin‘ Down to It – Brown klingt leicht heiser, singt für seine Verhältnisse sehr verhalten, und in der Tat: das kommt super!
    Dann folgt ein weiteres Stück aus der Band von Cannonball Adderley: Joe Zawinuls „Why Am I Treated So Bad“ – es stammt vom Album The Popcorn und wurde – wie ein halbes Dutzend der Stücke auf „Soul Pride“ – am 26. August 1968 am Konzert in Dallas, TX aufgenommen, im Band-Set, noch ohne Brown. Nach einem langen Gitarrensolo von Jimmy Nolen glänzt Fred Wesley an der Posaune.
    Vom Album James Brown Plays the Real Thing stammt das hart-swingende „What Do You Like“, von dem hier die Stereo-Single-Version zu hören ist. Die Band besteht etwa zur Hälfte aus JB-Leuten und aus Studio-Musikern, Brown ist an der Orgel, Pee Wee Ellis am Altsax zu hören. Die Musik ist sehr von Basies New Testament Band geprägt, der Beat (Bernard „Pretty“ Purdie!) geht aber mehr Richtung Shuffle als Swing, es ist alles eine Spur weniger subtil als bei Basie.
    Es folgt nochmal ein Stück vom „Thinking About Little Willie John…“ Album, diesmal mit Ellis an der Orgel: Brown singt „Cottage for Sale“, einen alten Standard von Willard Robison (der hätte auch verdient, im Songwriter-Thread erwähnt zu werden!) – wie bei „All the Way“ funktioniert das erstaunlich gut, Brown deutet viele seiner vokalen Markenzeichen an, ohne sie auszukosten, was der Performance etwas zurückgenommen-verhaltenes gibt, das die Spannung erhöht. Sammy Lowes Arrangement ist toll!
    Es folgt das zickige „Go On Now“ mit Brown an der Orgel und Maceo (ts) und Jimmy Nolen (g) als Solisten. „Jabo“ Starks trommelt einen feinen Beat mit Besen – sehr schöne Aufnahme! Es handelt sich um einen alternate Mix der Aufnahme, die auf Nothing But Soul erschienen ist.
    Den Abschluss macht ein weiterer alternate Mix von „Soul on Top“: Brown singt relaxt auf „For Once in My Life“, Maceo umspielt ihn kongenial… ich krieg grad wieder Lust drauf, das ganze „Soul on Top“ zu hören! Brown improvisiert dazu eine schlüpfrige oder zumindest zweideutige Erweiterung, während die Band rifft… You gotta have a thing… everybody need a thing… use your thing… and do your thing… good gawd… yeah yeah yeah yeah yeah yeah! … yeeeeeeah, yeee-aaaaaah!

    Unter dem Strich eine unprätentiöse kleine Compilation mit vielen schönen und einigen tollen Stücken – sicher nicht essentiell, aber ich würd wohl ***1/2 bis **** geben und grad denen, die „Soul Pride“ mögen würd ich sie wärmstens als Ergänzung empfehlen!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #7193717  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Diese Compilation ist wohl eher für Sammler und richtige Fans als für Leute, denen ein paar Alben oder CDs von Brown reichen. Erschienen 1990 versammelt sie auf zwei CDs 26 Covers von Blues und R&B Klassikern wie Bobby „Blue“ Blands „Further On Up the Road“, Louis Jordans „Caldonia“ und „Ain’t Nobody Here But Us Chickens“ und Stücke, die u.a. von Wynonie Harris, Bullmoose Jackson, Ivory Joe Hunter, Fats Domino, Little Willie John, Guitar Slim, Bill Doggett oder Memphis Slim bekannt gemacht wurden. Damit ist auch bereits das Feld geöffnet, in dem Brown sich mit diesen Songs verortet: Hommagen an seine Vorbilder aus dem R&B, Stücke, die eher selten waren in späteren Jahren, als Brown sich immer mehr zum Funk hin entwickelte, die in den frühen Jahren aber zum täglichen bread and butter gehörten. Eingeklammert werden diese Stücke durch zwei Takes des einzigen Brown-Originals, „Like It Is, Like It Was (The Blues)“ am Anfang und „… (The Blues, continued…)“ am Ende, aufgenommen im Dezember 1972 und zuvor unveröffentlicht (der Opener) bzw. auf einem Soundtrack versteckt (der Closer, auf „Black Caesar“, Polydor 1973). Es handelt sich dabei um einen dieser Monologe, in dem Brown wie ein Musiker „rifft“ – über einem fetten Background der JBs (inkl. Wesley, Pinckney, Nolen). Brown spielt selber Piano.

    Abgesehen von dem Rahmen, den die Brown-Originals geben, sind die Stücke nicht nach Aufnahmedatum geordnet sondern nach dem erscheinen der Original-Versionen – interessanterweise macht das auch beim Hören durchaus Sinn!

    Dann folgen einige Songs von 1964 – es findet sich auf dieser Doppel-CD fast das ganze Smash-Album Show Time, das im Original aber von zusätzlich reingemischtem Applaus verunstaltet wurde. Arrangiert hat diese Stücke Sammy Lowe, der schon das wunderbare „Prisoner of Love“ verantwortete. Lowe war 21 Jahre lang Lead-Trompeter und Arrangeur bei Erskine Hawkins – von Hawkins stammte auch die Hit-Version von „Don’t Cry, Baby“. Brown steht vor einer Big Band, in der vor alem Jazz-Veteranen sitzten. St. Clair Pinckney ist am Tenorsax mit dabei und spielt wohl auch die paar Soli.
    Der Master Take von „Caldonia“ erschien 1964 auf der ersten Smash-Single von Brown (Pop #95). Die B-Side „Evil“ ist auf Soul Pride zu finden (auch ohne Fake-Applaus). Zudem findet sich auf Star Time ein Alternate Take von „Out of the Blue“ – es fehlen dann nur „Sweet Lorraine“ (das man wohl sowieso besser von Nat „King“ Cole hört), „Somebody Changed the Lock on My Door“ und „You’re Nobody ‚Til Somebody Loves You“.
    Von diesen „Showtime“-Sessions stammen auch „Somebody Done Changed the Lock on My Door“, „Ain’t Nobody Here But Us Chickens“, „Good Rockin‘ Tonight“ (zuerst auf dem sofort zurückgezogenen Smash-Album Out of Sight veröffentlicht, dann 1967 in einem anderen Mix als B-Side von „Let Yourself Go“ – R&B #5, Pop #46 – und zu guter letzt im Originalmix 1968 auf dem Album James Brown Sings Out of Sight).

    Let Yourself Go erschien allerdings auch als Single mit der B-Side Kansas City, von dem auf „Messing with the Blues“ ein Alternate Take zu finden ist. Laut „Star Time“ war die B-Side von „Let Yourself Go“ aber „Good Rockin‘ Tonight“ und die „Kansas City“ eine eigene Single (mit B-Side „Stone Fox“, einem Instrumental – R&B #21, Pop #55) – verwirrend!

    Nach „Good Rockin‘ Tonight“ folgt eine der für mich rührendsten frühen Brown-Aufnahmen, seine Version von I Love You, Yes I Do (b/w Just You and Me Darling – die B-Side erreichte R&B #17 und ist auf der schon erwähnten Roots of a Revolution zu finden – mehr dazu hier). Brown wird hier von der J.C. Davis Band begleitet, die Aufname stammt vom Februar 1961.

    Auf „Messing with the Blues“ vom April 1957 ist Brown mit einer King-Session-Band und Gesangsbegleitung zu hören. Das Stück erschien als B-Side der Single „Love Or a Game“ (Federal 1957) und ist kurz aber sehr, sehr schön! Dasselbe gilt für „Waiting in Vain“, das zwar vom Juli 1962 kommt aber gar nicht so unähnlich ist. Brown und die Famous Flames werden von der Band mit Lewis Hamlin (und ohne die Saxophone) begleitet. Das Stück landete als B-Side auf der Single Signed, Sealed and Delivered (Pop #77) und wurde dann auch als neustes Stück auf der LP Prisoner of Love verwurstet. Die A-Side ist auf „Roots of a Revolution“ zu hören.

    Es folgen zwei weitere Stücke vom Album „Showtime“: „For You, My Love“ und Blues for My Baby. Lowes Arrangements machen Spass, Brown scheint sich wohlzufühlen – obwohl er kurz danach seinen musikalischen Weg endgültig mit Singles wie „Out of Sight“ und „Think“, die später 1964 erschienen, und dann 1965 mit „Papa’s Got a Brand New Bag“ auch den kommerziellen Erfolg wieder fand.

    Dennoch nahm Brown später erneut mit Lowe auf und 1969 erschien ein weiteres ganzes Album mit einer Big Band: Oliver Nelson arrangierte für Brown und die Big Band von Louie Bellson (mit dem Solisten Maceo Parker) das Album Soul on Top – auf „Messing with the Blues“ war zum ersten Mal die grossartige lange Version von Everyday I Have the Blues zu hören. Das Stück hatte eine längere Tradition, als „Nobody Loves Me“ hat Memphis Slim es 1948 zum ersten Mal eingespielt, es folgten Covers von Lowell Fulson (feat. Lloyd Glenn, 1950) und später von Joe Williams & King Kolax (1952), B.B. King (1955) und im selben Jahr die grossartige Version von Williams mit Count Basie. Brown braucht den Vergleich jedenfalls nicht zu scheuen!

    Es folgt „Love Don’t Love Nobody“ mit einem False Start, in dem man King-Boss Syd Nathan hören kann. Die Aufnahme entstand 1960 mit der J.C. Davis Band und erschien als B-Side zu „I Don’t Mind“ (R&B #4, Pop #47 – ein Alternate Take davon ist auf „Roots of a Revolution“ zu hören. Weiter geht’s mit einer Rarität: „Goin‘ Home“, das Stück von Fats Domino/Al Young ist zum ersten Mal auf „Messing with the Blues“ veröffentlicht worden. Aufgenommen wurde es im Dezember 1969.

    Weiter gehts mit dem jumpenden kurzen Have Mercy Baby vom Juni 1961, das zuerst auf dem Album Shout & Shimmy erschien und dann Ende 1964 auch noch als Single erschien (R&B #92). Das folgende Kansas City habe ich oben schon kurz erwähnt. Es ist eine weitere Zusammenarbeit von Brown mit Arrangeur Sammy Lowe und einer Studio Big Band – auf „Messing with the Blues“ ist ein Alternate Take zu hören – eins der Highlights! (Der Master Take erschien wohl auf dem Album Cold Sweat.)

    Mit The Bells von 1960 endet die erste CD – auch hier ist ein Alternate Take zu hören. Das Stück stammt von denselben Sessions wie „Love Don’t Love Nobody“ und J.C. Davis ist mit seinem muskulösen Tenorsax zu hören im Dialog mit Brown… noch sehr viel ruhiger und bluesiger als später mit Maceo, aber das Prinzip des gemeinsam Solieren/Improvisieren ist schon hier zu finden. (Weitere acht der elf Stücke, die im September und Oktober 1960 für King eingespielt wurden finden sich auf „Roots of a Revolution“, es fehlt nur eins auf diesen Compilations.)

    „Don’t Leave Me (Please Don’t Go)“ ist die mit fast 12 Minuten längste Aufnahme auf dem Set. Auch sie ist vorher nicht veröffentlicht worden und stammt aus derselben Session vom Dezember 1969 wie „Goin‘ Home“. Bobby Byrd spielt Piano, William „Beau Dollar“ Bowman sitzt am Schlagzeug, Kenny Poole ist einer der beiden Gitarristen – er oder der unbekannte zweite ist hier ebenso wie ein unbekannter Tenorsaxophonist auch als Solist zu hören. Das Stück bleibt auf wenigen Akkorden liegen, Byrd spielt eine monoton rollende Triolen-Begleitung am Piano, die beiden Gitarren umspielen ihn, und Brown ist front and center während fast der ganzen Aufnahme. Grossartig!

    „The Things That I Used to Do“ erschien erstmals auch auf „Showtime“, aber auch auf einer Smash-Single (Pop #99, b/w Out of the Blue – von der B-Side ist in „Star Time“ ein Alternate Take enthalten). Sehr schön, wie Al Lucas am Kontrabass das Stück erdet – Billy Butler und Wallace Richardson spielen Gitarre, der eine der beiden ist ziemlich prominent zu hören. Eine wunderbare Aufnahme!

    „Need Your Love So Bad“ stammt von der 1967er Session mit Sammy Lowe, das Little Willie John Stück wird im zügigen 12/8 präsentiert, mit leichten Drums von Bernard „Pretty“ Purdie und einem tollen Arrangement für die Band (die je drei Trompeten und Posaunen enthält, aber nur St. Clair Pinckney am Barisax). Ernie Hayes, der auf einigen Stücken an der Orgel zu hören ist, macht auch einen hervorragenden Job. Zum ersten mal zu hören war diese Aufnahme auuf dem Album I Can’t Stand Myself.

    „Like a Baby“ ist eine weitere Aufnahme von 1962 mit der Bnad um Lewis Hamlin. Elvis hatte das Stück zwei Jahre zuvor auf „Elvis Is Back“ gesungen, Browns Version erschien auf dem Album James Brown & His Famous Flames Tour the U.S.A. und später auch als B-Side der Single Every Beat of My Heart, von dem eine längere Version auf „Soul Pride“ erschienen ist – die B-Side erreichte R&B #24, die instrumentale A-Side #99 Pop).

    Mit Honky Tonk vom April 1972 sind wir dann nach einem Zeitsprung mitten im Funk… Bobby Roach (Solist) und Hearlon „Cheese“ Martin an den Gitarren, Fred Thomas am Bass und „Jabo“ Starks am Schlagzeug lassen es krachen, unter den Bläsern des „James Brown Soul Train“ sind Fred Wesley und St. Clair Pinckney, letzterer mit einem ekstatischen Solo zu hören. Die Single landete auf R&B #7 und Pop #44.

    Die Blues-Ballade „Suffering with the Blues“ kommt von 1968, erneut mit Sammy Lowe und einer grösseren Band eingespielt. Alfred „Pee Wee“ Ellis spielt Orgel. Auch dieses Stück wurde erstmals von Little Willie John eingespielt, einem von Browns grossen Vorbildern, der 1968 verstarb. Eine sehr schöne, aufrichtig empfundene Hommage. Das Stück erschien denn auch auf dem Album Thinking About Little Willie and A Few Nice Things.

    Mit Further On Up the Road sind wir wieder im Funk-Territorium. Diese unveröffentlichte Aufnahme entstand 1973 – eine andere Version erschien auf dem Album Reality. Die Rhythmusgruppe ist seltsam distanziert, gedämpft. Fred Wesley ist kurz als Solist zu hören, vor das Stück fadet.

    Von derselben Session wie „Suffering with the Blues“ stammt „Talk to Me, Talk to Me“ – wie dieses erschien es auch zuerst auf dem Little Willie John gewidmeten Album. Vorangestellt ist ein kurzer Radio Spot, der für eben dieses Album wirbt. Ellis spielt wieder Orgel, Brown bellt in bester Soul-Balladen-Manier, ohne je zu übertreiben oder zu dick aufzutragen.

    Es folgt eine weitere Version von „Kansas City“, aufgenommen 1975 und auf Everybody’s Doin‘ the Hustle and Dead on the Double Bump erschienen. Über einen Shuffle-Beat von „Jabo“ bellt Brown den Text und holt Maceo Parker für ein hübsches Altsax-Solo, das mit simplen Motiven spielt. Brown und die Band sind noch immer in Form, allerdings ist hier musikalisch nichts zu hören, was nicht schon in den späten 60ern oder den frühen 70ern zu hören war.

    Vor dem Outro-Original kehren wir nochmal in die frühen Jahre zurück: vom November 1959 stammt Wonder When You’re Coming Home, die B-Side der Single „This Old Heart“, die auf „Think“ folgte und 1960 &B #20/Pop #79 erreichte. Die Band ist jene von J.C. Davis mit Nat Kendricks hartem Beat, angereichert von King Session-Musikern und unbekannten Sängern. Das Stück erschien auch auf dem Album Think!.

    Zum Ende folgt dann die zweite Version bzw. die Fortsetzung des Monologs vom Anfang: „Like It Is, Like It Was (The Blues, continued…)“. Brown klimpert am Piano, Fred Thomas‘ Bass gibt das Fundament, „Jabo“ spielt einen feinen 12/8 Beat mit Besen… und Brown rifft sechseinhalb Minuten. Ein sehr stimmungsvoller Abschluss einer etwas zusammengewürfelten Compilation, die zwar einige Highlight und manche schöne Stücke enthält, insgesamt aber ein etwas unausgewogenen Eindruck hinterlässt.

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    #7193719  | PERMALINK

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    #7193721  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

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    Die Blues-Zusammenstellung könnte was für mich sein. Kannst du aber noch mal in Kürze erklären, was die Unausgewogenheit für dich ausmacht?

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    #7193723  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Whole Lotta PeteDie Blues-Zusammenstellung könnte was für mich sein. Kannst du aber noch mal in Kürze erklären, was die Unausgewogenheit für dich ausmacht?

    Na ja, irgendwie funktioniert zwar erstaunlicherweise das nicht-chronologische Konzept über weite Strecken, aber mich dünkt einige der enthaltenen Stücke sind nicht so grossartig… dasselbe denke ich allerdings auch, wenn ich „Caldonia“ oder „…Chicken“ bei Louis Jordan höre. Wegwerfs-Gebrauchsartikel eher denn Klassiker.
    Ich hab die Compilation in den letzten Tagen mindestes vier oder fünf Mal durchgehört und bin insgesamt damit sehr zufrieden aber deutlich weniger begeistert als mit anderen Brown Compilations – z.B. der „Jazz“ oder „Foundations of Funk“, letzteres aber ein unfairer Vergleich, zugegeben. Andererseits find ich sie jetzt nicht so viel schwächer als die aus meiner Sicht am Ende auch etwas unausgewogene „Soul Pride“ (dort find ich einfach manche frühen Stücke mit Browns Orgel etwas nervig).
    Ein Unterschied liegt sicher auch darin, dass die Sessions mit Lowe – so gut seine Arrangements auch sind – eben nicht die extrem „tighte“ Working Band von Brown featuren, ganz egal ob die J.C. Davis Band, die JB Band mit Hamlin oder die JB Band mit Nat Jones oder Pee Wee Ellis – die waren IMMER extrem gut aufeinander abgestimmt und das allein bereitet dem Jazzfan in mir halt grosses Vergnügen… selbst wenn Brown dann dilletantisch dazu Orgel spielt, die Band ist immer da… nicht einfach da, sondern wirklich DA! Immer auf den Punkt!

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    #7193725  | PERMALINK

    whole-lotta-pete

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    Ok, danke. Ich hab allerdings nicht den Anspruch eines Albums an eine Compilation. Wenn eine gewisse Anzahl der Stücke gut ist, reicht das. Diese Zusammenstellungen sind ja auch weniger zum Durchhören gedacht, wie ich meine. Ich werde diese mal probehören.

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    #7193727  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ja, gute Stücke sind da schon drauf, das ist klar!
    Auch ein paar, die sonst kaum zu finden sein dürften (die unveröffentlichten paar sowieso – es sei denn die kamen später noch auf anderen Compilations oder als Bonus auf Album-Reissues raus, aber diese Alben sind ja zum allergrössten Teil gar nie als Reissues rausgekommen, zumindest nicht als CDs mit Bonustracks).

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    #7193729  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    :: Ready to Do My Thing!! ::

    Im März 1970 lief Brown wie schon erwähnt der Grossteil seiner Band davon:

    It was March 9, 1970. The funk vine quickly spread the news: James Brown lost his entire band.
    Disgruntled and burned out, the musicians had confronted Brown with a list of ultimatums just before a show in Columbus, Georgia. Instead of mulling over their demands, Brown called his Cincinnati office and set his staff in motion: „Mr. Patton,“ he told his agent, „you gotta find Bootsy and those kids now!“
    Bob Patton tracked down bassist Bootsy Collins, his guitar playing brother Phelps, horn players Clayton Gunnels, Daryl Jamison and Robert McCullhough, and drummer Frank Waddy, at a dive called the Wine Bar. Veteran JB sidekick Bobby Byrd made the call. In a matter of hours, a teenage band that had only briefly toured behind Hank Ballard and Marva Whitney was on its way to Columbus in Brown’s Lear jet.

    ~ Alan Leeds: „Take it to the Bridge“, Liner Notes zu: James Brown: „Funk Power – 1970: A Brand New Thang“, Polydor CD, 1996.

    Die Band war unter den Namen Pacemakers, Blackenizers und New Dapps aufgetreten. Laut Leeds Liner Notes ist es unklar, ob Brown nur bluffen wollte und damit rechnete, dass seine Band nachgibt, oder ob er tatsächlich mit den jungen neuen Musikern spielen wollte. Zwei Wochen nach dem Debut, so Leeds, sei die neue Band „everything the classic Brown bands were not“ gewesen, nämlich: „loose, unpolished, occasionally out of tune and small.“ Drummer John „Jabo“ Starks war neben Bobby Byrd der einzige, der Brown treu blieb. Lees zitiert Byrd wie folgt:

    „It was quite scary at first,“ recalls Byrd, who coached the new lineup from behind the organ. „They basically knew James‘ licks but it wasn’t the way it’s supposed to be done. I wondered whether they’d ever be able to do it.“

    ~ Alan Leeds: „Take it to the Bridge“, Liner Notes zu: James Brown: „Funk Power – 1970: A Brand New Thang“, Polydor CD, 1996.

    Ein paar Wochen später hatte sich das alles geändert: um das energetische, an Sly Stones Bassist Larry Graham orientierte Spiel Bootsy und die Achse zu seinem Bruder Phelps an der Gitarre hatte die neue Band ein rhythmisches Moment geschaffen, das noch nie dagewesen war. Ein neuer Groove, neue Arrangements für alte Brown-Knaller wie „There Was a Time“, „Bewildered“ und vor allem „Give It Up or Turnit a Loose“ wurden zu Höhepunkten der Konzerte mit der neuen Band.

    Auch Bobby Byrd wurde in der neuen Band wieder wichtiger – nachdem Maceo Parker verschwunden war, der in den Jahren zuvor der wichtigste musikalische Partner Browns geworden war. Byrd wurde öfter als je zuvor zum Co-Leadsänger und Mitkomponist von Brown.

    :: Sex Machine ::

    Die Musik Browns entwickelte sich so rasant, dass es gar nie zum einem Album kam, das diese Zeit adäquat dokumentiert hätte. Umso willkommener ist die oben abgebildete CD von 1996. Das Album „Sex Machine“ bestand zum grösseren Teil aus Live-Aufnahmen (und zwei Studio-Tracks) mit der Band von 1969, kurzfristig wurden „Sex Machine“ und ein Medley in einer Studio-Session eingespielt und mit Fake-Applaus versehen. Alan Leeds dazu:

    Brown had assembled a disc of 1969 concert recordings, then called an impromptu session at King Studios to create a second disc from his new show. Without a qualified engineer available on short notice, King label president Hal Neely and a petrified trainee manned the board. It was a tense evening, peppered with technical glitches and false starts, but a determined Brown led the J.B.’s through killer re-makes of „Sex Machine“ and „Give It Up or Turnit a Loose,“ which were later overdubbed with canned audience reaction to simulate the live atmosphere on disc one.

    ~ Alan Leeds: „Take it to the Bridge“, Liner Notes zu: James Brown: „Funk Power – 1970: A Brand New Thang“, Polydor CD, 1996.

    Die Single-Version von Sex Machine ist auf Star Time zu finden, eine 10 Sekunden kürzere Version auch auf der CD of JB. Die Single erschien als nächste nach „Brother Rapp“ und erreichte wie diese #2 der R&B Charts (und #15 der Pop Charts). Die neue Musik ist stark auf den Rhythmus konzentriert, die Gitarre und der Bass werden zu zentralen Elementen, wichtiger als die Bläser, auf denen zuvor das Augenmerk lag. Die Single ist sowohl als Opener auf „Funk Power“ zu finden als auch auf „Star Time“, beide Male in der Stereo-Version.

    :: I Got Soul… and I’m Super Bad! ::

    Die nächste Single war „Super Bad“ (R&B #1, Pop #13) – die A-Side ist in Stereo auf „Star Time“ zu finden, eine 3-minütige Mono-Version auf der „CD of JB“, die komplette Mono-Version mit neun Minuten ist auf „Funk Power“ nachzuhören. Saxophonist Robert McCullough macht seinem Übernamen „Chopper“ alle Ehre und spielt zwei kreischende Coltrane/Sanders/Ayler-inspirierte Soli… davon sollten in der Folge noch einige zu hören sein.
    Von derselben Session findet sich auf „Funk Power“ auch das Stück „Since You Been Gone“ – auch das ein Remake, die Version von 1956 kann hier angehört werden. Auf „Funk Power“ ist der Original-Mix zu hören, auf Motherlode findet sich eine etwas längere Version.

    Das Album Super Bad enthielt ausser der Hit-Single wenig überzeugendes und nichts, was die neue musikalische Ausrichtung wiedergegeben hätte. Es floppte und sollte das letzte bleiben, das auf King erschien… aber zuerst zurück zum Album Sex Machine!

    :: Get Up I Feel Like Being… (Remake) ::

    Wie schon erwähnt, bestand das Album in erster Linie aus Material, das schon im Vorjahr mitgeschnitten bzw. im Studio eingespielt wurde. Das Titelstück und zugleich der Opener des Doppel-Albums aber war eine neue, auf über zehn Minuten angewachsene Version von „Sex Machine“, ein Remake des ersten Hits der neuen Band, der wohl wesentlich dazu beitrug, dass das Album in die Charts gelangte (#29). Eine grossartige Aufnahme, in der auch Bobby Byrd („Get Up!“) wieder sehr präsent ist. Als im Juli diese Aufnahmen gemacht wurden, war Clyde Stubblefield an den Drums auch wieder mit dabei.

    Das zweite Stück, das in der kurzfristig anberaumten Session am 23. Juli 1970 in Cincinnati eingespielt wurde, war ein Medley aus „Bewildered“, „I Got the Feelin'“ und „Give It Up or Turnit a Loose“. Letzteres ist ohne Fake-Applause auch auf „Funk Power“ und in einem Remix auf In the Jungle Groove zu finden, auf „Funk Power“ findet sich überdies das Remake von „There Was a Time (I Got to Move)“, das während derselben Session entstand. Phelps ist hier mit einem Gitarrensolo zu hören und es wird einmal mehr klar, wie anders die neue Band war: verzerrte Sounds, die aber doch immer funky sind – dahinter ein dünner Bläsersatz (immer noch Chicke und Hasaan an Trompeten und Chipper am Tenor) am riffen – zu viel mehr hat’s bei denen wohl auch nicht gereicht… wenn man jetzt bösartig sein wollte, könnte man „There Was a Time“ fast als eine nostalgische Ode an die Bands mit Nat Jones und Pee Wee Ellis deuten – allerdings machen Bootsy und Phelps diese Mankos wieder wett mit ihrer traumwandlerischen rhythmischen Sicherheit, die auch den altgedienten John „Jabo“ Starks am Schlagzeug miteinbezieht.

    :: Talkin‘ Loud! ::

    … and Sayin‘ Nothin’… laut Alan Leeds‘ Notes in „Funk Power“ war die nächste aufgenommene Single „Talkin‘ Loud and Sayin‘ Nothing“ (die Gilles Petersons 1990 gegründetem Acid Jazz Label den Namen gab) „a prime example of the locked rhythmic communication between Bootsy and Jabo“. Die Single erschien erst 18 Monate nach der Aufnahme als erste des Jahres 1972 (R&B #1, Pop #27). Die Single war wie so oft eine gekürzte Version, auf „In the Jungle Groove“ findet sich ein 7:42 langer Remix, auf „Star Time“ die ungekürzte 8:59 lange Version, auf „Funk Power“ dann die komplette Version, die 14:42 lange dauert!

    Herlon „Cheese“ Martin war inzwischen an der Gitarre zur Band gestossen und St. Clair Pinckney war der erste Rückkehrer der alten Band (der war ja auch schon längere Zeit vor der Nat Jones-Version in der Band). Jerome „Jassan“ Sanford hatte überdies „Chicken“ Gunnels an der Trompete abgelöst.

    Ist das hier wirklich die laut Infos im Booklet von „In the Jungle Groove“ nicht veröffentlichte Single King S45-9359, die im Januar 1971 hätte erschienen sollen? Die Polydor-Single erschien ja dann erst im Februar 1972!

    In der Zwischenzeit erschienen einige weitere Singles von Brown Ende 1970 „Hey America“ und „Santa Claus Is Definitely Here to Stay“ (beide zweiteilig mit instrumentalen B-Sides), und dann das kurz nach „Talkin‘ Loud… “ aufgenommene „Get Up, Get Into It, Get Involved“ (R&B #4, Pop #32), von dem die Mono-Version auf „In the Jungle Groove“, die Stereo-Version auf „Star Time“ und „Funk Power“ zu hören ist.
    Auch hier ist der Groove mitreissend, sehr repetitiv, Phelps ist im Ensemble mit seiner leicht verzerrten Gitarre zu hören, die dem Ensemble einen sehr anderen Sound gibt als die klare Blues-Gitarre von Jimmy Nolen.

    Das war die letzte Single, die 1970 erschien, das kurze Intermezzo mit den Original J.B.’s dauerte noch ein paar Monate, dann ging’s in Browns Band wieder drunter und drüber, als Bootsy und Phelps sich mit George Clintons Mothership auf die Reise machten und Fred Wesley bei Brown für Ordnung sorgte… mehr davon demnächst.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    :: I’m Still on the Case, and My Rap Is Strong! ::

    Die erste Single, die 1971 erschien war das Instrumental „Spinning Wheel (Pt. 1/2)“ (Pop #90). Mit der zweiten, „Soul Power“, landete Brown im März den nächsten Hit (#3 R&B, #29 Pop – hier Pt. 1/2 der dreiteiligen Single, wie sie auf „Star Time“ zu hören ist, und hier die Version von „In the Jungle Groove“, ein Re-Edit in Mono, auf „Funk Power“ ist die ungekürzte 12-minütige Version zu hören, die „CD of JB“ enthält nur Pt.1 der Single). Die musikalische Achse verläuft einerseits auf der rhythmischen Ebene zwischen Bootsy und Jabo – ersterer ist dauernd präsent mit seinem Bass. Die zweite Achse verläuft zwischen Brown und Fred Wesley, der den Part von Maceo Parker übernimmt und ein paar tolle Solo-Passagen spielt. Er wurde in den folgenden Jahren zum Leader und zentralen Musiker von Browns Band. Zudem ist Bobby Byrd als Co-Sänger zu hören.

    Die nächste Single war I Cried b/w World (Pt. 2) (R&B #15, Pop #50), die 1970 mit der alten bzw. 1969 mit einer Studio Band eingespielt worden war.

    Dass altes Material verwendet werden musste, war wohl kein Zufall, denn nach einer Tour durch Europa war Brown im Frühling 1971 schon wieder auf der Suche nach einer Band… im April und Mai wurden mit dem neuen Line-Up dann die nächsten Singles eingespielt, Escapism und Hot Pants. Aber ich greife vor…

    :: Love, Power, Peace ::

    Die junge Truppe war Brown für ein Jahr überallhin gefolgt – wie Alan Leeds in den Notes zu „Funk Power“ schreibt:

    The J.B.’s had followed their mentor everywhere – to arenas in tank towns and theaters in big cities; to ghetto taverns like the Sugar Shak and posh nightclubs like the Latin Casino; to Africa where they found their roots and finally to Europe where they found the latest fashions.
    But when they returned to New York in March, 1971, for an important two-week engagement at the Copacabana, morale was shot. „It really began in Africa and continued through Europe, Bootsy Collins remembers. „The band was rappin‘ about money all the time.“

    Nach einem Streit mit Copa-Impresario Jules Podell sagte Brown die zweite Woche ab. Die Band sollte deswegen nur die halbe Gage erhalten… und sagte auch ab. Mit St. Clair Pinckney, Fred Wesley und dem treuen Bobby Byrd hatte Brown jedoch ein paar verbleibende treue Kämpen an seiner Seite, denen es innert weniger Wochen gelang, die tolle Band zum laufen zu bringen, mit der Brown dann bis 1975 unterwegs sein würde.

    Der rohe, aufregende Sound der originalen J.B.’s war allerdings einzigartig. Glücklicherweise wurde in Paris Aufnahmen gemacht, die 1992 endlich veröffentlicht wurden. Auf „Love, Power, Peace“ sind die J.B.’s noch einmal ausgiebig zu hören. Das Programm besteht aus neueren Nummern wie „Sex Machine“ „Super Bad“ und „Soul Power“, aber auch die alten Hits dürfen nicht fehlen: „Georgia on My Mind“, „Bewildered“, „Try Me“, It’s a Man’s Man’s Man’s World“, „Papa’s Got a Brand New Bag / I Got You (I Feel Good)“ oder „Please Please Please“ stehen auf dem Programm. Robert McCullough mit seinen eigenartig-limitierten Coltrane-Impressionen war bereits seit Anfang Jahr weg, St. Clair Pinckney war schon wieder zur Stelle und solte in den kommenden Jahren wieder bei Brown bleiben. Im Zentrum der Band steht aber das Team von Bootsy und Phelps sowie Jabos Drums – was da rhythmisch abgeht hat grosse Klasse und spornt auch Brown zu einer tollen Performance an! (Auf youtube finden sich natürlich auch ein paar Auschnitte.)

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    (mehr zu diesem Zeitraum hier)

    Diese Live-Aufnahmen aus Dallas, TX, erschien zum ersten Mal 1998 auf CD – davor waren drei Stücke auf den Compilations „Star Time“ (4CD 1991), „Soul Pride“ (2CD 1993) und „Foundations of Funk“ (2CD 1996) zu hören, die drei betreffenden Stücke („There Was a Time“, „Tighten Up“ bzw. „Licking Stick – Licking Stick“) wurden für die 1998er CD allerdings nochmal neu abgemischt.

    Zum Auftakt des CD-Booklets findet sich ein kurzer Text von Chuck D, der sich an seine Zeit als second grader 1968 erinnert:

    April 4, 1968. Dr. Martin Luther King Jr. was assassinated in Memphis. School was out for a couple of days and the 6 o’clock news on the black and white television in our house anticipated nationwide problems. Before then the turbulence of the decade had seen one assassinated president; political and civil rights leaders jailed, beaten or murdered for their beliefs. Vietnam was a blur on television, but the reality was my uncles receiving their draft letters. Another hero, Muhammad Ali, had proclaimed „I ain’t goin‘ to fight no Vietcong.“ and was willing to go to jail. Other black athletes were threatening to boycott the upcoming Olympics.

    Chuck D schildert in der Folge, wie sich in jener Zeit die Selbstbezeichnung der Afro-Amerikaner von „Negro“ zu „colored“ gewandelt hatte – und dann 1968 nach Kings Ermordung und Browns darauf folgender Single „Say It Loud – I’m Black and I’m Proud“ zu „black“ wandelte:

    James Brown singlehandedly took a lost and confused nation of people and bonded them with a fix of words, music and attitude. After a hot summer of baseball camp, summer lunches and barbecues, „Say It Loud – I’m Black and I’m Proud“ was the phrase that prepared me for the third grade, 1969, and the rest of my life. Black now signified where we was at, a new discovery of our bad self.

    In Billboard erschien am 27. April 1968 ein kurzes Editorial zu Brown, worin über Browns Reise nach Washington berichtet wurde:

    Amid the looting and burning in Washington, Brown came instead to the people, and with the simplicity and conviction of a lesson well-learned, told a television audience: „Get off the streets, go home. Nothing could be gained by the looting and burning, only sorrow and misery. . . . Give the kids a chance to learn.“

    […]

    Brown went to Washington at his own expense, just as he did in Boston and other riot-torn cities. His record, „Don’t Be a Drop-Out,“ has sold over 1 million copies, and he has given away free thousands of „Stay in School“ buttons, printed at his own expense.

    1968 war die Band schon seit etwa fünf Jahren beisammen und im zweiten Jahr von Pee Wee Ellis‘ Leitung. Neue Arrangements von „Suds“ (das Original von 1961 ist auf „Soul Pride“ zu hören) und das neue Stück „Soul Pride“ (es gab der Instrumental-Compilation den Titel) sollten endlich aufgenommen werden – Brown war ja stets daran interessiert, seine Band zu featuren, von ihnen Aufnahmen zu machen. Da keine Zeit war für Studio-Aufnahmen in seinem hektischen Tour-Plan schickte das Label King einen Ton-Ingenieur nach Dallas, um dort live aufzunehmen. Da unter den Live-Umständen keine idealen Aufnahmen möglich waren, nahm die Band ihr instrumentales Set anschliessend im leeren Saal noch einmal auf.

    Diese Aufnahmen ohne Publikum machten den grössten Teil des Albums James Brown Plays and Directs The Popcorn (King LP 1055, Juli 1969, Pop #40). Bis auf „In the Middle, Pt. 2“ und „Why Am I Treated So Bad“ (letzteres ist auf der schönen Compilation Jazz zu finden) sind alle Stücke dieses möglicherweise besten instrumentalen Albums von Brown auf der „Soul Pride“ Compilation zu finden (mehr dazu hier).

    Das Instrumental-Set auf „Live and Loud“ besteht aus „Suds“, „Soul Pride“ und „Tighten Up“ (dieselbe Version wie auf „Soul Pride“). Der Grossteil der CD besteht aber aus Stücken mit Browns Gesang.

    Nach einer kurzen Intro ins „Teaser Set“ folgt „If I Ruled the World“, dann eine längere Ansage Browns – dank ans Publikum und Einleitung zu „Say It Loud – I’m Black and I’m Proud“ – Brown weist das Publikum an, mitzusingen – das Stück wird eher verhalten gespielt, Jimmy Nolens Gitarren-Fills klingen grossartig. Die Single war übrigens zehn Tage vor diesem Konzert in den Handel gekommen.

    Es folgen zwei Sammy Lowe Arrangements: die Brown-Ballade „I Guess I’ll Have to Cry, Cry, Cry“ – das Streicher-Ensemble ist hier prominent zu hören – und Leiber-Stollers „Kansas City“ (auf „Messing with the Blues“ ist ein Alternate Take der Album-Version von „Cold Sweat“, LP 1020, zu hören) – die Band ist schon hier in grosser Form, der Bass (wohl Al Kellum?) treibt, die Bläser bauen Riffs, Nolen spielt ein reduziertes bluesiges Solo, das aus ein paar scheinbar achtlos hingeworfenen Licks zu entstehen scheint.

    Das Instrumentale Set geht weiter mit „Suds“ (die Album-Version, die im Anschluss ans Konzert aufgenommen wurde hiess „Sudsy“) und einem grossartigen Solo von Maceo Parker – Nachwuchs-Drummer „Sweet“ Charles Sherrell ist hier wie auf ein paar anderen Nummern am Bass zu hören. Nachdem Bassist Tim Drummond wegen Krankheit ausgestiegen war, übernahm er de Bass, in diesem Konzert spielte aber Gitarrist Alphonzo Kellum die meisten Bass-Parts, was wiederum seine Rhythmusgitarre an gewissen Stellen fehlen liess. Kellums Bass ist auch auf dem langen „Tighten Up“ prominent zu hören – wie sein Boss JB fordert Maceo die Band Stück für Stück zum spielen auf: Kellum, Nolen, Ellis (der hier Orgel spielt), dann die Bläser… grossartig! Waymon Reed bläst ein wunderbares Trompetensolo, das zwar in die Höhe geht, zeigt, was er alles drauf hat, aber doch von einer melodisch-lyrischen Grundstimmung geprägt ist.

    Dann folgt die „Star Time“, das lange Set mit James Brown, seinen neuen und alten Hits und Medleys… zum Auftakt singen Brown und St. Clair Pinckney zusammen „Licking Stick – Licking Stick“, eine damals noch junge Single, die es bis auf #2 der R&B Charts geschafft hatte.
    Es folgt das Herzstück des Konzertes: fast dreizehn Minuten „Cold Sweat“, wieder mit Kellum am Bass und Maceo am Tenor als Counterpart zu Brown.
    Ab hier kocht die Musik… „There Was a Time“ hält die Intensität auf dem Maximum – die beiden Drummer Clyde Stubblefield und Nate Jones spielen hier gemeinsam und der Groove ist kaum zu ertragen! Es folgt „Try Me“ mit offstage Backing Vocals von Marva Whitney und dem Techniker Robert Graham – mit sehr prominenten Streichern über dem 12/8 Beat und Nolens Gitarre. Es folgen im Medley „Lost Someone“ und „Bewildered“, danach „Papa’s Got a Brand New Bag“ und dann eine neue Single: „I Got the Feeling“, danach wieder ältere Hits: „Maybe The Last Time“, „I Got You (I Feel Good)“ und „Please, Please, Please“ (mit Backing Vocals vom Streich-Trio), vor wieder eine neuere Single das Set abschliesst: „I Can’t Stand Myself (When You Touch Me)“.

    Das Finale besteht aus Reprisen von „Cold Sweat“, „I Got the Feeling“ und „Say It Loud – I’m Black and I’m Proud“ – im wilden Mix bahnt sich der Funk nochmal ganz massiv einen Weg und lässt erahnen, in welche Richtung Browns Musik in den kommenden Jahren entwickeln würde.

    Kurz gesagt, ein manchmal etwas fragementarisches Album, das einen beliebigen One-Nighter wiedergibt – JB und die vielleicht beste Band, die er je hatte, bei der Arbeit… schon das allein find ich einen guten Grund, die CD zu besitzen! Dazu kommt, dass beim wiederholten Hören in den letzten Tage die Musik für mich stetig gewachsen und besser geworden ist!

    Ein weiteres Stück aus Dallas ist übrigens auf „James Brown’s Original Funky Divas“ zu hören: „I’m Tired, I’m Tired, I’m Tired (Things Better Change Before It’s Too Late)“ aus dem Set von Marva Whitney (zuvor als Single King 6193 September 1968, Reissue Single King 6218 März 1969, dann auch auf dem Album“It’s My Thing“, King KSD 1062 August 1969).

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    @gypsy tail wind: to be continued?

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    gypsy-tail-wind
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    KATCH-22@gypsy tail wind: to be continued?

    Doing It to Death! :sonne:

    Always more to come… the „Live in the Garden“ 2CD von Hip-O-Select kam neulich, ich warte noch auch die Deluxe-Edition von „Apollo Vol. II“. Ob ich zur 1971-75er Periode auch so ausführlich berichten werde weiss ich noch nicht, die Compilation über diese Jahre hab ich mittlerweile einige Male durchgehört, „The Payback“ und „Hell“ stehen auch noch herum (letzteres noch ungehört). Mal sehen.

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